Die Zeit der römischen Eroberungen. Von den gallischen Feldzügen Caesars bis zur Aufgabe rechtsrheinischer Ambitionen unter Kaiser Tiberius (55 v. Chr.-16 n. Chr.)

Janico Albrecht (Erfurt/Bonn)

Büste des Germanicus, zwischen 14 und 23, Museum Saint-Raymond. (Wikimedia Commons, PierreSelim / CC BY-SA 3.0)

1. Einleitung

Die Ge­schich­te der frü­hen rö­mi­schen Herr­schaft im Rhein­land ist nicht nur ei­ne des kul­tu­rel­len Kon­takts zwi­schen Rö­mern und Ger­ma­nen – fried­lich und krie­ge­risch –, son­dern auch ei­ne der In­nen­po­li­tik ei­nes noch jun­gen und pre­kä­ren Herr­schafts­sys­tems: des frü­hen Prin­ci­pats. Wer die da­ma­li­ge Si­tua­ti­on in Rom ver­nach­läs­sigt, wird kaum zu­frie­den­stel­len­de Er­kennt­nis­se über die Grün­de für die rö­mi­schen Vor­ge­hens­wei­sen im Rhein­land ge­win­nen kön­nen. Aus die­sem Grund soll in die­ser Skiz­ze über die ers­ten Jahr­zehn­te der rö­mi­schen Ex­pan­si­on im Rhein­land der Blick nicht nur auf die zi­vi­len und mi­li­tä­ri­schen Maß­nah­men zur Herr­schafts­si­che­rung, die (ge­schei­ter­te) Grün­dung ei­ner rechts­rhei­ni­schen Pro­vinz Ger­ma­nia und die Eta­blie­rung der rö­mi­schen Herr­schaft im links­rhei­ni­schen Raum, wo es spä­ter zur Ein­rich­tung zwei­er ger­ma­ni­scher Pro­vin­zen kom­men soll­te, son­dern auch auf die po­li­ti­sche Schalt­zen­tra­le des Rei­ches ge­rich­tet wer­den. Es sind die Re­gie­rungs­jah­re der ers­ten bei­den Kai­ser, Au­gus­tus (63 v.-14 n. Chr.) und Ti­be­ri­us (42 v.-37 n. Chr.) so­wie die frü­he­re Zeit Iu­li­us Cae­sars (100-44 v. Chr.) – grob al­so die Jah­re von 55 v. Chr. bis 16 n. Chr. –, die hier be­han­delt wer­den. Sie bil­de­ten in­so­fern ei­ne Ein­heit, dass sie sich als die be­stim­men­den Jahr­zehn­te für den wei­te­ren Ver­lauf der Ge­schich­te der rö­mi­schen Rhein­lan­de er­wei­sen soll­ten: Die Er­eig­nis­se spä­te­rer Jahr­zehn­te und Jahr­hun­der­te – Feld­zü­ge ge­gen ger­ma­ni­sche Stäm­me, Pro­vinz­ein­rich­tun­gen, wirt­schaft­li­ches Auf­blü­hen – las­sen sich sämt­lich als Fol­gen die­ser prä­gen­den Zeit be­trach­ten. Die hier ge­setz­te Zä­sur des Jah­res 16 n. Chr. mar­kier­te den Zeit­punkt ab dem sich an der Kon­zep­ti­on der Re­gi­on und an ih­rer Zu­ge­hö­rig­keit zum Im­pe­ri­um Ro­ma­num nichts mehr än­dern soll­te – zu­min­dest bis zum Ein­set­zen ei­nes schlei­chen­den Pro­zes­ses des rö­mi­schen Ein­fluss­ver­lusts ab dem 4. Jahr­hun­dert und des Ein­drin­gens der Fran­ken in die Re­gi­on im 5. Jahr­hun­dert n.Chr.

 

2. Die Rheingrenze von Caesar bis zur Niederlage des Lollius (55-17/16 v.Chr.)

Mit sei­ner De­fi­ni­ti­on von Gal­li­ern und Ger­ma­nen schuf Cae­sar ei­ne Un­ter­tei­lung zwi­schen zi­vi­li­sier­te­ren und wil­den Bar­ba­ren, zwi­schen Ver­bün­de­ten und (po­ten­ti­el­len) Fein­den, für die er als Trenn­li­nie den Rhein­ver­lauf her­an­zog[1]. Nicht oh­ne Ne­ben­ge­dan­ken, schlie­ß­lich ließ sich so sein In­ter­es­sen­ge­biet, die spä­te­re Pro­vinz Gal­li­en, kul­tu­rell be­stim­men, wo­mit die Rhein­gren­ze nach der Ein­glie­de­rung Gal­li­ens in das Reich nicht nur den Herr­schafts­an­spruch Roms mar­kier­te, son­dern zu­gleich als Kul­tur­gren­ze galt. Die Künst­lich­keit die­ser Grenz­zie­hung war schon Cae­sar be­wusst, der auch links­rhei­ni­sche Ger­ma­nen kann­te, und de fac­to war der Rhein ein na­tür­li­ches Hin­der­nis, das ge­ra­de rechts­rhei­nisch sie­deln­de Stäm­me im­mer wie­der über­wan­den. Dies soll­te sich auch mit der rö­mi­schen Herr­schaft in Gal­li­en nicht än­dern, wes­halb sich die gal­li­schen Statt­hal­ter mehr­fach ge­zwun­gen sa­hen, mi­li­tä­risch zu in­ter­ve­nie­ren. Den­noch blieb die­se Gren­ze lan­ge Zeit weit­ge­hend un­ge­schützt, die Ver­tei­di­gungs­maß­nah­men stets re­ak­tiv, denn die Grenz­si­tua­ti­on im Nord­wes­ten des Rei­ches zur Zeit des Au­gus­tus war ei­ne di­rek­te Fol­ge der Gal­li­en­po­li­tik Cae­sars.

Buchausgabe von Julius Cäsars. (Gemeinfrei)

 

Be­reits in den Jah­ren 55 und 53 v. Chr. hat­te die­ser den Rhein über­schrit­ten, um sei­ne Macht zu de­mons­trie­ren und ge­gen rechts­rhei­ni­sche Ger­ma­nen vor­zu­ge­hen[2]. Ei­ne ef­fek­ti­ve Be­fes­ti­gung der Rhein­gren­ze er­folg­te aber auch in den ers­ten Jah­ren nach der förm­li­chen Ein­rich­tung der Pro­vinz Gal­li­en nicht, zu sehr stan­den an­de­re Kriegs­schau­plät­ze im Vor­der­grund. Wäh­rend die Bür­ger­krie­ge ei­ne ge­ne­rel­le Ver­nach­läs­si­gung der Gren­zen be­ding­ten, war es re­gio­nal be­trach­tet eher der gal­li­sche Wes­ten, der Pro­ble­me be­rei­te­te, da in Aqui­ta­ni­en im­mer wie­der Dif­fe­ren­zen zwi­schen gal­li­schen Adels­par­tei­en ge­walt­sam aus­ge­tra­gen wur­den, was ei­ne an­dau­ern­de rö­mi­sche Mi­li­tär­prä­senz er­for­der­te[3]. Die den Rhein über­que­ren­den Ger­ma­nen wa­ren zu die­ser Zeit, in den 30er und 20er Jah­ren, we­ni­ger das Pro­blem als die zer­strit­te­nen gal­li­schen Par­tei­en, von de­nen sie zur Hil­fe ge­ru­fen wur­den[4]. Die Si­che­rung des Rheins be­schränk­te sich man­gels ver­füg­ba­rer Res­sour­cen zu­meist auf Straf­ex­pe­di­tio­nen ge­gen ger­ma­ni­sche Stäm­me, die in Gal­li­en ein­ge­fal­len wa­ren. So über­schritt M.(ar­cus) Vip­sa­ni­us Agrip­pa (63 v.-12 v. Chr.) 39/38 v. Chr. als Statt­hal­ter in Gal­li­en erst­mals seit Cae­sar wie­der den Rhein[5]. Ein Jahr­zehnt spä­ter zog M. No­ni­us Gal­lus als drit­ter rö­mi­scher Feld­herr über den Rhein, im sel­ben Jahr be­gann in Nord­spa­ni­en der Kan­tabrer­krieg, der für zehn Jah­re ei­nen be­trächt­li­chen Teil der Trup­pen im Nord­wes­ten des Rei­ches bin­den soll­te[6]. Wei­ter­hin er­folg­te kei­ne groß­flä­chi­ge Si­che­rung der Rhein­gren­ze, viel­mehr war es im Jahr 25 v. Chr. der Statt­hal­ter M. Vi­ni­ci­us, der mit ei­nem Heer wie­der ein­mal den Rhein über­schritt, um an­schlie­ßend wie­der in die Pro­vinz zu­rück­zu­keh­ren[7].

Die Eroberung Galliens von 58 vis 51 v. Chr.. (Putzger, Atlas und Chronik zur Weltgeschichte, S. 49)

 

Viel­fach wur­de in der For­schung die zwei­te Statt­hal­ter­schaft Agrip­pas in Gal­li­en 20/19 v. Chr. als Zeit­punkt der Ent­ste­hung ei­ner neu­en Grenz­kon­zep­ti­on be­trach­tet, die zu­neh­mend ei­ne Si­che­rung mit di­plo­ma­ti­schen Mit­teln und da­mit ei­ne ef­fek­ti­ve Vor­feld­kon­trol­le vor­sah[8], ver­kör­pert vor al­lem durch die links­rhei­ni­sche An­sied­lung des Stam­mes der Ubier im weit­ge­hend sied­lungs­lee­ren Ge­biet[9]. Die Um­sied­lung der Ubier könn­te aber eben­so wie die spä­te­re (rechts­rhei­ni­sche) Land­zu­wei­sung für die Chat­ten[10] auf ei­ne sich bie­ten­de Mög­lich­keit und de­ren kurz­fris­ti­ge Wahr­neh­mung hin­deu­ten. Auch sonst scheint der Schluss auf ein um­fas­sen­des Grenz­kon­zept un­ter Agrip­pa ei­ne Über­in­ter­pre­ta­ti­on zu sein, denn es gibt bis zur Nie­der­la­ge des Lol­li­us (ge­stor­ben 2 n. Chr.) 17 oder 16 v. Chr. we­nig Hin­wei­se dar­auf, dass der Auf­wand zur Si­che­rung der Rhein­gren­ze grö­ßer oder nun ver­mehrt der di­plo­ma­ti­sche Kon­takt mit den rechts­rhei­ni­schen Stäm­men ge­sucht wur­de[11]. Von Stra­bon (65 v.-24 n. Chr.) wis­sen wir zwar, dass un­ter Agrip­pa der Stra­ßen­bau in Gal­li­en vor­an­ge­trie­ben wur­de, wann und ob die Maß­nah­me im Zu­sam­men­hang mit ei­ner ge­plan­ten Ver­le­gung von Trup­pen an den Rhein ge­schah, ist je­doch frag­lich[12].

In An­be­tracht un­se­res Wis­sens über die Grenz­po­li­tik lässt sich mit Si­cher­heit sa­gen, dass die Nie­der­la­ge des Lol­li­us in ei­ne Zeit fiel, als man in Rom kei­ne gro­ßen Be­fürch­tun­gen heg­te, der Rhein kön­ne als schwa­cher Punkt die Si­cher­heit Gal­li­ens ernst­haft ge­fähr­den (was der Ger­ma­nen­ein­fall un­ter Lol­li­us üb­ri­gens auch nicht ge­tan hat). Die lais­ser-fai­re-Po­li­tik am Rhein hat­te sich bis da­hin in­so­fern als er­folg­reich er­wie­sen, als es aus­rei­chend ge­we­sen war, al­le paar Jah­re als Re­ak­ti­on auf ver­hält­nis­mä­ßig un­ge­fähr­li­che Ger­ma­nen­ein­fäl­le mit ei­nem Heer den Rhein zu über­schrei­ten und die rechts­rhei­ni­schen Stäm­me da­mit ein­zu­schüch­tern, so dass sich der mi­li­tä­ri­sche Auf­wand und die Kos­ten in Gren­zen hiel­ten. 

Ei­ne ers­te Nach­richt dar­über, dass die­se re­ak­ti­ve Stra­te­gie nicht im­mer auf­ging, ist uns für das Jahr 17 oder 16 v. Chr. über­lie­fert: Nach den über­ein­stim­men­den Aus­sa­gen ver­schie­de­ner Quel­len kam es un­ter der Statt­hal­ter­schaft des M. Lol­li­us in Gal­li­en zu ei­ner Nie­der­la­ge ge­gen die ein­fal­len­den Stäm­me der Su­gam­brer, Usi­pe­ter und Tenk­te­rer[13]. Der de­tail­lier­tes­te Be­richt stammt von dem His­to­ri­ker Cas­si­us Dio (155-235 n. Chr.), nach des­sen Ab­lauf zu­nächst ei­ne Em­pö­rung der ge­nann­ten Stäm­me er­folg­te, die auf ih­rem Ge­biet rö­mi­sche Bür­ger tö­te­ten[14]. Die­se rö­mi­schen Mi­li­tär­an­ge­hö­ri­gen könn­ten im rechts­rhei­ni­schen Raum un­ter­wegs ge­we­sen sein, um Tri­bu­te ein­zu­trei­ben oder Au­xi­l­i­ar­trup­pen aus­zu­he­ben[15]. An­schlie­ßend hät­ten die Stäm­me den Rhein über­tre­ten und nach Plün­de­run­gen zu­nächst die ge­gen sie ent­sand­te Ka­val­le­rie in die Flucht ge­schla­gen und da­nach auch den an­rü­cken­den Statt­hal­ter Lol­li­us über­rascht und be­siegt, wo­bei ih­nen der Le­gi­ons­ad­ler der 5. Le­gi­on in die Hän­de fiel[16].

Büste von Agrippa, gefunden in Nikopolis (Epirus), Original im Museum von Nikopolis. (CC BY 2.5/Marsyas)

 

Sue­ton (70-um 130 n. Chr.), der die „cla­des Lol­li­a­na“ ne­ben der ein­zi­gen wei­te­ren Nie­der­la­ge un­ter der Herr­schaft des Au­gus­tus, der des Va­rus 9 n. Chr., auf­zählt, stellt ih­re Be­deu­tung als mi­li­tä­ri­schen Ver­lust in den Hin­ter­grund, sie sei ei­ne in­fa­mia – ei­ne Schmach – ge­we­sen[17], und vor die­sem Hin­ter­grund der Öf­fent­lich­keits­wir­kung muss sie auch ge­deu­tet wer­den. Be­son­ders die Ent­wen­dung des (kur­ze Zeit spä­ter zu­rücker­lang­ten) Ad­lers muss für Au­gus­tus schwer ge­wo­gen ha­ben, da er seit dem Jahr 20 v. Chr. mit gro­ßem pro­pa­gan­dis­ti­schen Auf­wand die Rück­ga­be der Feld­zei­chen ge­fei­ert hat­te, die M. Li­ci­ni­us Cras­sus (115/114-53 v. Chr.) 53 v. Chr. an die Par­ther ver­lo­ren hat­te[18]. Si­cher­lich lag hier­in auch der Grund für sei­nen (nur) bei Cas­si­us Dio als un­mit­tel­ba­re Kon­se­quenz der Nie­der­la­ge dar­ge­stell­ten Auf­bruch nach Gal­li­en, denn von ei­ner tat­säch­li­chen Be­dro­hung der Pro­vinz kann kei­ne Re­de ge­we­sen sein[19].

Deutschland in römischer Zeit, zu sehen sind unter anderem die germanischen Siedlungsräume und die wichtigsten römischen Feldzüge zwischen 12 v. Chr. und 16 n. Chr.. (Putzger, Atlas und Chronik zur Weltgeschichte, S. 59)

 

3. Eine neue „Germanienpolitik“?: Die Germanenkriege des Drusus (12-9 v. Chr.)

Mit die­ser ver­meint­lich has­ti­gen Ab­rei­se hat die For­schung im­mer wie­der den Be­ginn ei­ner neu­en „Ger­ma­ni­en­po­li­ti­k“ des Au­gus­tus an­ge­setzt, die als Re­ak­ti­on auf die ein­schnei­den­de Er­fah­rung der cla­des Lol­lia­na ge­folgt sein soll. Of­fen­sicht­lich ist, dass es Au­gus­tus nicht nur um die Ra­che für die er­lit­te­ne Nie­der­la­ge ging. Nach dem Be­richt von Dio hat­ten die Ger­ma­nen be­reits vor sei­ner An­kunft ei­nen Frie­den ge­schlos­sen und Gei­seln ge­stellt[20]. Ei­ne di­rek­te Ant­wort auf den Über­griff der Su­gam­brer, Usi­pe­ter und Tenk­te­rer er­folg­te da­mit al­so nicht und auch der Be­ginn der Feld­zü­ge rechts des Rheins 12 v. Chr. be­nö­tig­te wohl erst ei­ne er­neu­te Pro­vo­ka­ti­on durch die Su­gam­brer[21]. Au­gus­tus blieb drei gan­ze Jah­re in Gal­li­en, in de­nen die Rhein­gren­ze be­fes­tigt wur­de[22] und er ord­nend in die in­ner­gal­li­schen Ver­hält­nis­se ein­griff, so dass über kurz oder lang der Zen­sus durch­ge­führt wer­den konn­te und spä­ter schlie­ß­lich auch die Auf­spal­tung der Pro­vinz in die Tres Gal­liae (17 n.Chr.)[23].

Für die Rhein­gren­ze brach­te die Zeit von Au­gus­tus‘ An­we­sen­heit ei­ne wich­ti­ge Ver­än­de­rung: Der rö­mi­sche Herr­schafts­an­spruch im Nord­wes­ten des Rei­ches ma­ni­fes­tier­te sich nun auch phy­sisch. Die Ab­kehr von der pas­si­ven „Con­tain­ment-Po­li­ti­k“ führ­te da­zu, dass die Rhein­gren­ze ak­tiv mit den Le­gio­nen, die zu­vor im In­ne­ren Gal­li­ens stan­den, ver­tei­digt wur­de. Ob sie dar­über hin­aus zu die­sem Zeit­punkt schon Aus­gangs­punkt ei­ner Aus­deh­nung des Rei­ches sein soll­te, lässt sich kaum er­ken­nen, wur­de in der For­schung aber um­so eif­ri­ger dis­ku­tiert. Schon Theo­dor Momm­sen ver­band die­se Fra­ge mit der grund­sätz­li­chen Kon­zep­ti­on des au­gustei­schen Rei­ches und sei­ner Gren­zen[24]. So­mit stan­den sich in die­ser De­bat­te ideo­lo­gi­sche, teils auf die Vor­stel­lung ei­nes rö­mi­schen „Im­pe­ria­lis­mus“ re­kur­rie­ren­de, und re­al­po­li­ti­sche Ar­gu­men­te ge­gen­über.

13 v. Chr. brach Dru­sus (38-9 v. Chr.) von Ita­li­en nach Nor­den auf, um als le­ga­tus Au­gus­ti pro prae­to­re die Auf­ga­be des Schut­zes von Gal­li­en zu über­neh­men. Als es im Zu­ge der Zen­sus­er­he­bung zu Un­ru­hen kam, nutz­ten dies die Su­gam­brer, Usi­pe­ter und Tenk­te­rer und über­quer­ten er­neut den Rhein[25]. Dies­mal zeig­ten sich die Rö­mer je­doch bes­ser vor­be­rei­tet als fünf Jah­re zu­vor, und der An­griff konn­te zu­rück­ge­schla­gen wer­den, wor­auf­hin Dru­sus zum Ge­gen­an­griff über­ging.

Büste des Nero Claudius Drusus, Statthalter der drei Gallien, Stiefsohn des Kaisers Augustus, Bruder des Kaisers Tiberius, Vater des Germanicus und des Kaisers Claudius, Museum für Kunst und Geschichte, Brüssel. (Wikimedia Commons, ChrisO / CC BY-SA 3.0)

 

Bis hier­hin herrscht wei­test­ge­hend Ei­nig­keit in der For­schung. Nun je­doch soll­te ein krie­ge­ri­scher Kon­flikt in Ger­ma­ni­en ent­ste­hen, der in den Jahr­zehn­ten zu­vor sei­nes­glei­chen sucht. Meh­re­re Jah­re in Fol­ge über­zog Dru­sus wei­te Tei­le des ger­ma­ni­schen Raums zwi­schen Rhein und El­be mit Krieg, hin­ter­ließ Ver­wüs­tun­gen und setz­te da­bei auf ein Trup­pen­auf­ge­bot, wie es zu­vor höchs­tens un­ter Cae­sar in Ger­ma­ni­en ge­se­hen wur­de[26]. Wäh­rend die Ent­schei­dung, nach ei­nem Ger­ma­nen­ein­fall ei­ne rechts­rhei­ni­sche Straf­ex­pe­di­ti­on fol­gen zu las­sen, im Rah­men des üb­li­chen rö­mi­schen Vor­ge­hens zu be­trach­ten ist[27], be­gann noch im sel­ben Jahr mit der Flot­ten­ex­pe­di­ti­on bis zur We­ser ei­ne au­ßer­or­dent­li­che Un­ter­neh­mung[28], die zu­gleich Ge­gen­stand ei­ner ele­men­ta­ren For­schungs­dis­kus­si­on ist. Ver­lauf, Ein­heit und Ziel­set­zung der Er­kun­dungs- und Feld­zü­ge wur­den eben­so dis­ku­tiert wie de­ren Zu­sam­men­hang mit den frü­he­ren Er­eig­nis­sen an der Nord­gren­ze und die ver­meint­lich am Ab­schluss der Un­ter­neh­mun­gen ste­hen­de Schaf­fung ei­ner Pro­vinz Ger­ma­nia.

Die Drususfeldzüge in den Jahren 12 und 11 v. Chr.. (CC BY-SA 4.0/Bernd Preiss)

 

Mit Be­ginn der Feld­zugs­sai­son des Jah­res 11 v. Chr. brach Dru­sus er­neut nach Ger­ma­ni­en auf, ging ein wei­te­res Mal ge­gen Su­gam­brer und Usi­pe­ter vor und ge­lang­te bis zur We­ser, in das Ge­biet der Che­rus­ker. Auf dem Rück­weg leg­te er zwei La­ger an, von de­nen eins wohl mit Obera­den iden­ti­fi­ziert wer­den kann[29]. Ob da­mit, wie un­ter an­de­ren Jo­chen Blei­cken ver­mu­tet, ei­ne dau­er­haf­te Be­set­zung des Ge­bie­tes be­ab­sich­tigt war[30], ist zwei­fel­haft, schlie­ß­lich be­fand sich die­ses La­ger (und die an­de­ren Lip­pel­ager) an der Ein­falls­rou­te der Rö­mer nach Ger­ma­ni­en, dem ein­zi­gen Fluss­lauf, der ei­ne West-Ost-Ver­bin­dung über län­ge­re Stre­cken mög­lich mach­te. So­mit wird zwar deut­lich, dass noch wei­te­re Fol­ge­un­ter­neh­mun­gen ge­plant wa­ren, je­doch nicht, dass ei­ne flä­chen­mä­ßi­ge Be­set­zung des Ge­bie­tes vor­ge­nom­men wer­den soll­te, wo­für die­se La­ger (auch die spä­te­ren) zu kon­zen­triert an den Fluss­rou­ten la­gen[31]. Auch die be­ein­dru­cken­den Di­men­sio­nen der Mi­li­tär­an­la­ge in Obera­den las­sen sich nicht nur vor dem Hin­ter­grund ei­ner Flä­chen­be­herr­schung des rechts­rhei­ni­schen Ge­biets in­ter­pre­tie­ren, son­dern auch als ma­ni­fes­tier­ter Macht­an­spruch Roms: Mit ei­ner Mau­er­län­ge von 680 x 840 Me­ter und dar­in ei­nem im­po­san­ten Haupt­quar­tier – dem prae­to­ri­um – von im­mer­hin 41 x 59 Me­ter Aus­maß hat­te die­ser Bau ei­ne nicht zu un­ter­schät­zen­de Si­gnal­wir­kung auf al­le po­ten­ti­el­len Fein­de rechts des Rheins[32].

Das Jahr 10 v.Chr. brach­te ei­ne kur­ze Zä­sur, die mög­li­cher­wei­se in Ver­bin­dung mit ei­ner Neu­ori­en­tie­rung der Vor­ge­hens­wei­se rechts des Rheins stand. Zu­min­dest kann man Di­os Be­richt ent­neh­men, dass sich in die­sem Jahr Dru­sus, sein Bru­der Ti­be­ri­us und Au­gus­tus gleich­zei­tig in Gal­li­en be­fan­den, wohl zur Ein­wei­hung des Al­tars für Au­gus­tus und Ro­ma in Lug­dunum, der be­reits zwei Jah­re zu­vor ge­stif­tet wor­den war[33]. Mit Si­cher­heit er­hielt Dru­sus da­bei die wei­te­re Di­rek­ti­ve für das Vor­ge­hen rechts des Rheins. Zu­dem wur­de das Jahr als Frie­dens­jahr aus­er­ko­ren, was die ge­plan­te Schlie­ßung des Ja­nu­s­tem­pels zeigt, die mög­li­cher­wei­se in Vor­aus­sicht der im nächs­ten Jahr fol­gen­den de­di­ca­tio der Ara Pa­cis zu ver­ste­hen ist[34]. Dass es den­noch 10 v. Chr. zu ei­nem wei­te­ren Feld­zug kam, ist ei­ner­seits durch ei­nen Da­ker­ein­fall in Pan­no­ni­en und ei­nen Auf­stand in Dal­ma­ti­en, den Ti­be­ri­us nie­der­schla­gen soll­te, an­de­rer­seits durch die Aus­wan­de­rung der Chat­ten aus ih­rem zu­ge­wie­se­nen Sied­lungs­ge­biet und ihr An­schluss an die su­gam­bri­sche An­ti-Rom-Ko­ali­ti­on zu er­klä­ren[35] .

Auf dem vier­ten und letz­ten Ger­ma­ni­en­feld­zug des Dru­sus ging es er­neut ge­gen die Chat­ten, dann die Su­e­ben und im We­ser­ge­biet ge­gen die Che­rus­ker, wo­bei er so­gar die El­be er­reich­te, auf dem Rück­weg je­doch ver­un­glück­te und starb[36]. Im fol­gen­den Jahr führ­te sein ei­ligst aus Il­ly­ri­en an­ge­reis­ter Bru­der Ti­be­ri­us ei­nen letz­ten Feld­zug, der mit sei­ner Ab­be­ru­fung aus Ger­ma­ni­en en­de­te. Der Kai­ser ge­stat­te­te ihm ei­nen Tri­umph[37], den ers­ten seit dem Jahr 19 v. Chr. und ent­sand­te ihn als nächs­tes in den Os­ten des Rei­ches[38]. Da­mit war klar, dass Au­gus­tus die Ger­ma­ni­en­krie­ge als be­en­det an­sah, was die Spe­ku­la­tio­nen in der mo­der­nen For­schung nur um­so stär­ker ent­fach­te, da sich nun die Fra­ge stell­te, was er­reicht wor­den war, so dass Au­gus­tus ein wei­te­res Vor­ge­hen nicht mehr be­ab­sich­tig­te. Ein Teil der For­schung ver­mu­tet, dass die Ger­ma­ni­en­zü­ge erst mit der Un­ter­wer­fung al­ler Fein­de be­en­det wor­den sein konn­ten, wo­mit dann die Grün­dung ei­ner neu­en Pro­vinz Ger­ma­nia ein­her­ging[39].

Nachbau eines römischen Kriegsschiffes, getauft auf den Namen 'Victoria', 2009.

 

4. Die Gründung einer Provinz Germania 8/7 v. Chr.?

Die Quel­len bie­ten hier ein zwie­späl­ti­ges Bild, das ei­ner­seits kei­ne Er­wäh­nung ei­ner for­mel­len Pro­vinz­grün­dung bie­tet, an­de­rer­seits aber meh­re­re Hin­wei­se dar­auf, dass die Er­obe­rung da­für weit ge­nug vor­an­ge­schrit­ten war. So schreibt Vel­lei­us Pa­ter­cu­lus (um 20 v.-um 30 n. Chr.), Ti­be­ri­us ha­be Ger­ma­ni­en so voll­stän­dig un­ter­wor­fen, dass er es in for­mam pae­ne sti­pen­dia­riae re­di­ge­ret pro­vin­ciae - „fast zu ei­ner steu­er­pflich­ti­gen Pro­vinz mach­te“.[40]. Bei Cas­si­odor (um 480-um 580) hei­ßt es nach ei­ner No­tiz des Auf­i­di­us Bas­sus (1. Hälf­te 1. Jh. n. Chr.) un­ter­stüt­zend: in­ter Al­bim et Rhenum Ger­ma­ni om­nes Ti­be­rio Ne­ro­ni de­di­ti – „zwi­schen El­be und Rhein un­ter­war­fen sich al­le Ger­ma­nen Ti­be­ri­us Nero“.[41]. Be­son­ders die Pas­sa­ge des Vel­lei­us Pa­ter­cu­lus wur­de von der For­schung ex­trem stra­pa­ziert. Wäh­rend ei­ne Sei­te hier die ent­schei­den­de Er­wäh­nung ei­ner Pro­vinz sieht[42], be­tont die an­de­re, dass mit pae­ne ein ein­deu­ti­ger Hin­weis auf de­ren Nicht­exis­tenz ge­ge­ben sei[43]. Dies lie­ße sich et­wa nach Wer­ner Eck da­mit er­klä­ren, dass Vel­lei­us un­ter der Kennt­nis von der schmach­vol­len Va­rus­nie­der­la­ge schrieb, die letzt­lich den Ver­lust eben die­ser au­gustei­schen Pro­vinz mar­kier­te, und da­mit, dass ein dem Kai­ser­haus so na­he­ste­hen­der Au­tor wie Vel­lei­us die Pro­vinz nicht mehr er­wäh­nen konn­te, wenn er den Kai­ser (in die­sem Fall Ti­be­ri­us, der die Pro­vinz im­mer­hin er­obert, aber dann wie­der auf­ge­ge­ben hät­te) in ei­nem po­si­ti­ven Licht er­schei­nen las­sen woll­te[44].

Auf ei­ner an­de­ren In­for­ma­ti­ons­la­ge scheint die Er­wäh­nung ei­ner ger­ma­ni­schen Pro­vinz bei Flo­rus (70-130 n. Chr.) zu be­ru­hen, der un­miss­ver­ständ­lich von pra­e­si­dia und cus­to­diae in tu­tel­am pro­vin­ciae spricht, „Be­sat­zun­gen und Wa­chen zur Si­che­rung der Pro­vin­z“[45], ei­ni­ge Zei­len spä­ter folgt die Aus­sa­ge Sed dif­fi­ci­li­us est pro­vin­ci­as op­ti­ne­re quam fa­ce­re – „Aber es ist schwie­ri­ger, Pro­vin­zen zu hal­ten als ein­zu­rich­ten“.[46]. Wäh­rend er zu­vor den Be­griff pro­vin­cia noch im Sin­ne des mi­li­tä­ri­schen Be­fehls­be­reichs be­nutzt hat[47], ist hier ein­deu­tig die Re­de von der förm­li­chen Ein­rich­tung ei­ner Pro­vinz Ger­ma­nia und ih­rem spä­te­ren Ver­lust, wohl in­fol­ge der Va­rus­schlacht. Karl Christ hat ver­sucht, hier­in ei­ne ver­all­ge­mei­nern­de Aus­sa­ge im Sin­ne ei­nes his­to­ri­schen Merk­spruchs zu er­ken­nen, so dass die Ter­mi­no­lo­gie kei­ne ak­ku­ra­te Be­schrei­bung der his­to­ri­schen Rea­li­tät be­wir­ken soll­te und da­her auch nicht zu ge­nau ge­nom­men wer­den soll­te[48]. Dies scheint je­doch we­nig über­zeu­gend, zu deut­lich ist doch die Aus­sa­ge über die Ein­rich­tung ei­ner förm­li­chen Pro­vinz, ab­grenz­bar zum eben­falls pro­vin­cia ge­nann­ten Be­fehls­be­reich, und die An­la­ge von pra­e­si­dia und cus­to­diae. Eher wird Flo­rus hier die Um­stän­de sei­ner Zeit rück­pro­ji­ziert ha­ben, denn für die Zeit der Dru­sus­krie­ge las­sen sich kei­nes­wegs 50 La­ger ent­lang des Rheins nach­wei­sen[49]. Zwar hat sich auf­grund di­ver­ser Fun­de klei­ne­rer Ver­sor­gungs­la­ger in­zwi­schen die dies­be­züg­li­che Skep­sis ein we­nig ge­legt, dass ei­ne Sta­tio­nie­rung von Trup­pen an We­ser und El­be und da­mit die Ein­rich­tung ei­ner Pro­vinz statt­ge­fun­den hat, bleibt je­doch wei­ter­hin ei­ne Er­fin­dung des Flo­rus[50].

Auch die Ver­tei­lung der bis­her ge­fun­de­nen und für ei­nen rein of­fen­si­ven Zweck an­ge­leg­ten La­ger deu­tet dar­auf hin, dass ei­ne flä­chen­mä­ßi­ge Kon­trol­le in Ger­ma­ni­en nicht an­ge­strebt wur­de, wo­für es ei­nes ver­zweig­ten We­ge- und Fort­sys­tems be­durft hät­te[51]. Über­haupt be­stan­den kaum Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne Pro­vin­zia­li­sie­rung. Im Ge­gen­satz zu Gal­li­en konn­te Ger­ma­ni­en kei­ne Aris­to­kra­tie nach rö­mi­schem Vor­bild und kaum städ­ti­sche Kul­tur auf­wei­sen, was ei­ne Durch­drin­gung der Flä­che schwie­rig ge­stal­tet hät­te. So wur­den ei­ni­ge der für die Un­ter­neh­mun­gen des Dru­sus an­ge­leg­ten La­ger in Obera­den, Röd­gen und Dang­stet­ten nach­weis­lich zum Zeit­punkt von Dru­sus‘ Ab­be­ru­fung auf­ge­ge­ben[52]. Zu­vor wa­ren die Feld­zü­ge des Dru­sus au­ßer­dem nur zwi­schen der Nord­see und Mainz ver­lau­fen, die Ge­bie­te nörd­lich der 15 v. Chr. neu ge­schaf­fe­nen Nord­gren­ze des Rei­ches wur­den nie in grö­ße­rem Um­fang be­tre­ten[53].

Die­se Dis­kre­panz zwi­schen den we­ni­gen li­te­ra­ri­schen und der er­drü­cken­den Mehr­zahl der ar­chäo­lo­gi­schen Quel­len hat viel­fach zu der Über­zeu­gung ge­führt, dass die For­mu­lie­run­gen von Flo­rus, Auf­i­di­us Bas­sus und Vel­lei­us Pa­ter­cu­lus, die ei­ne to­ta­le Un­ter­wer­fung der Stäm­me na­he­le­gen, auf die pro­pa­gan­dis­tisch über­trie­be­nen Tri­umph­mel­dun­gen des Jah­res 7 v. Chr. zu­rück­ge­hen könn­ten, die man gut mit de­nen des Ger­ma­ni­cus 17 n. Chr. ver­glei­chen kann[54]. Folg­lich sol­le man auch we­der der geo­gra­phi­schen An­ga­be „zwi­schen El­be und Rhein“, noch der Un­ter­wer­fung al­ler Ger­ma­nen Glau­ben schen­ken, was auch der Ver­lauf der Feld­zü­ge und der Be­richt über di­plo­ma­ti­sche Maß­nah­men des Ti­be­ri­us na­he­le­gen. So war Au­gus­tus durch­aus da­zu be­reit, Frie­dens­ver­trä­ge mit den Stäm­men ein­zu­ge­hen, je­doch nur un­ter der Vor­aus­set­zung, dass die Su­gam­brer mit ein­ge­schlos­sen wür­den[55]. De­ren links­rhei­ni­sche An­sied­lung[56] ist ei­ne Maß­nah­me des Ti­be­ri­us (8 v. Chr.), die sich im Zu­sam­men­hang der Ein­rich­tung ei­ner ger­ma­ni­schen Pro­vinz kei­nes­falls er­klä­ren lie­ße. Un­klar ist zwar, ob es sich um ei­ne ge­walt­sa­me De­por­ta­ti­on ge­han­delt hat oder ob ein Land­ge­such der Ger­ma­nen vor­aus­ging[57], das po­li­ti­sche Fa­nal war je­den­falls ein­deu­tig: Am Ge­biet rechts des Rheins be­stand kein Herr­schafts­in­ter­es­se.

Die germanischen Stämme um die Zeit des immensum bellum. (CC BY-SA 4.0/Bernd Preiss)

 

5. Vom Ende der Germanienfeldzüge bis zur Varusschlacht (9 v. Chr.-9 n. Chr.)

Die­ser ne­ga­ti­ve Be­fund er­laubt je­doch nur, die Deu­tung der Feld­zü­ge von Dru­sus und Ti­be­ri­us (12-7 v. Chr.) als Er­obe­rungs­krie­ge zu hin­ter­fra­gen. In spä­te­rer Zeit hin­ge­gen gab es deut­li­che Be­stre­bun­gen ei­ner ter­ri­to­ria­len Herr­schaft rechts des Rheins, de­ren ge­naue Aus­ma­ße so­wie Durch­füh­rung auf­grund des weit­ge­hen­den Schwei­gens un­se­rer li­te­ra­ri­schen Quel­len un­be­kannt blei­ben müs­sen. Mit Si­cher­heit spiel­te die Re­gi­on um Mit­tel- und Nie­der­rhein ei­ne be­son­de­re Rol­le: Hier be­fand sich nicht nur die Pro­vinz­haupt­stadt Op­pi­dum Ubio­rum – das spä­te­re Köln –, son­dern auch ein Gro­ß­teil der mi­li­tä­ri­schen und zi­vi­len In­fra­struk­tur. Ge­nau dar­an man­gel­te es rechts des Rheins, wo es we­der aus­ge­bau­te Stra­ßen noch grö­ße­re städ­ti­sche Zen­tren gab. Aus die­sem Grund konn­te das ei­gent­lich in der gal­li­schen Pro­vinz Bel­gi­ca ge­le­ge­ne op­pi­dum zum Zen­tra­lort der Pro­vinz wer­den, die sich vom Rhein ost­wärts er­streck­te. Die zen­tra­le Be­deu­tung Kölns wur­de da­bei durch ei­nen spä­ter na­men­ge­ben­den Bau kon­sti­tu­iert, näm­lich den Al­tar des Kai­ser­kults, die ara (da­her die Stadt­be­zeich­nung Ara Ubio­rum, be­vor Köln 50 n. Chr. den Co­lo­nia-Sta­tus und da­mit den Na­men CCAA – Co­lo­nia Clau­dia Ara Agrip­pi­nen­si­um – er­hielt). An die­ser ara der Ger­ma­nen ver­sam­mel­te sich, wie in Lug­dunum (Ly­on) für die gal­li­schen Pro­vin­zen, jähr­lich der Pro­vin­zi­al­land­tag, zu dem al­le „un­ter­wor­fe­nen“ Stäm­me Ver­tre­ter ent­sand­ten, um Pro­vinz­an­ge­le­gen­hei­ten zu be­spre­chen und ih­re Loya­li­tät ge­gen­über Rom zu de­mons­trie­ren. Für das Jahr der Va­rus­schlacht 9 n. Chr. be­rich­tet Ta­ci­tus (um 58-um 120 n. Chr.), dass ein Che­rus­ker na­mens Se­gi­mun­dus, der Sohn ei­nes che­rus­ki­schen Gro­ßen, sei­nen Dienst als Pries­ter am Al­tar in Köln ver­sah, sich dann aber den Auf­stän­di­schen an­schloss[58]. Da sich das Sied­lungs­ge­biet der Che­rus­ker et­wa im We­ser­raum be­fand, er­streck­te sich die Herr­schaft der Rö­mer zu­min­dest no­mi­nell al­so ein be­trächt­li­ches Stück nach Os­ten.

Für die­se Zeit bie­ten auch die ar­chäo­lo­gisch nach­weis­ba­ren Mi­li­tär­la­ger rechts des Rheins ein an­de­res Bild als noch wäh­rend der Feld­zü­ge von Dru­sus und Ti­be­ri­us: Ei­nen gu­ten Ver­gleich er­mög­li­chen das 8 v. Chr. auf­ge­las­se­ne Obera­den und die 20 km west­lich da­von si­tu­ier­te Mi­li­tär­an­la­ge in Hal­tern, die in spä­te­rer Zeit an­ge­legt wur­de. Wäh­rend un­klar ist, wann der Kom­plex in Hal­tern ge­nau ent­stand und ob er als Nach­fol­ger von Obera­den die­nen soll­te, deu­tet al­lein die Form der An­la­ge auf ei­nen Funk­ti­ons­wan­del hin, in­so­fern als die rein mi­li­tä­ri­schen Maß­stä­ben fol­gen­de Bau­art Obera­dens hier durch ad­mi­nis­tra­ti­ve und zi­vi­le Ele­men­te er­wei­tert wur­de. An­ders als in Obera­den zeug­ten Pro­duk­ti­ons­stät­ten für teils dem Ex­port die­nen­de Ge­gen­stän­de aus Ei­sen und Ter­ra Si­gil­la­ta von ei­ner lang­fris­ti­gen Be­deu­tung auch als zi­vi­ler Stand­ort, und auch die Grä­ber­fun­de be­le­gen die An­we­sen­heit vie­ler rö­mi­scher Zi­vi­lis­ten, die sich of­fen­sicht­lich in der Er­war­tung nie­der­ge­las­sen hat­ten zu blei­ben[59]. Ähn­lich stellt sich die Si­tua­ti­on auch im hes­si­schen Lahnau-Wald­gir­mes dar, des­sen wirt­schaft­li­che Be­deu­tung und ab­rup­te Auf­las­sung – wohl im Zu­ge der Va­rus­nie­der­la­ge – Par­al­le­len zu Hal­tern auf­wei­sen[60].

Ein be­son­ders im­po­san­ter Be­leg für das Fort­schrei­ten der Pro­vin­zia­li­sie­rung rechts des Rheins wur­de frei­lich nicht vor Ort, son­dern auf dem Mee­res­grund vor der Rhô­ne­mün­dung ge­fun­den: Me­tall­bar­ren, die ne­ben der Be­nen­nung als plumb(um) Germ(ani­cum) – Blei aus Ger­ma­ni­en – und dem Na­men des Mi­nen­päch­ters L.(uci­us) Fla­vi­us Ver­u­cla auch den des Ver­päch­ters auf­füh­ren, näm­lich des Kai­sers höchst­selbst. Par­al­lel­fun­de aus Soest las­sen auf den Ab­bau­ort schlie­ßen und zei­gen da­mit zu­dem an, dass die­ses fast 100 Ki­lo­me­ter öst­lich des Rheins ge­le­ge­ne Ge­biet von der rö­mi­schen Ad­mi­nis­tra­ti­on und pri­va­ten In­ves­to­ren als si­cher ge­nug er­ach­tet wur­de, um lang­fris­tig in die dor­ti­gen Roh­stof­fe zu in­ves­tie­ren[61]. Ga­rant für die­se Si­cher­heit war nicht nur die Prä­senz des Mi­li­tärs, son­dern auch die Ko­ope­ra­ti­on mit den Ein­hei­mi­schen.

Al­lein die Fül­le an Mi­li­tär­la­gern, die für den Zeit­raum im rechts­rhei­ni­schen Ge­biet be­zeugt sind, muss­te aber be­deu­ten, dass nicht al­le zu je­der Zeit voll be­setzt wa­ren, son­dern die Rö­mer ih­re mi­li­tä­risch ma­ß­geb­li­chen Stel­lun­gen wei­ter­hin ent­lang des Rheins hat­ten, wo­für auch schon der dor­ti­ge Vor­teil in der Ver­sor­gung über die gut aus­ge­bau­te gal­li­sche In­fra­struk­tur spricht. Die vie­len rechts­rhei­ni­schen Stütz­punk­te bo­ten im­mer­hin die Mög­lich­keit, an ver­schie­de­nen Or­ten schnell und nach­hal­tig Prä­senz zu zei­gen. Wie we­nig sie je­doch in der La­ge wa­ren, die Grenz­ver­tei­di­gung ent­lang des Rheins zu er­set­zen, zeig­te schlie­ß­lich die über­stürz­te Flucht der Rö­mer auf die Rhein­li­nie nach der Nie­der­la­ge des Va­rus (47/46 v.-9 n. Chr.) 9 n. Chr., die den Pro­vinz­be­stre­bun­gen in Ger­ma­ni­en ein jä­hes En­de be­rei­te­te. 

Varusschlacht, Gemälde von Otto Albert Koch, 1909. (Lippisches Landesmuseum Detmold)

 

Die drei Le­gio­nen des Va­rus wa­ren da­bei bei wei­tem nicht die ein­zi­gen rö­mi­schen Trup­pen rechts des Rheins[62]. Wie auch die An­we­sen­heit des Va­rus zeigt, wa­ren die rö­mi­schen In­ter­es­sen nicht pri­mär mi­li­tä­ri­scher Na­tur. Recht­spre­chung, die Ein­trei­bung von Ab­ga­ben (oft ver­bun­den mit Selbst­be­rei­che­rung der Ma­gis­tra­te), Kon­flikt­lö­sung in­ner­halb von oder zwi­schen Stäm­men so­wie der Aus­bau des We­ge­net­zes[63] wa­ren ty­pi­sche An­ge­le­gen­hei­ten pro­vin­zia­ler Ad­mi­nis­tra­ti­on; ein­zig die Not­wen­dig­keit, grö­ße­re Trup­pen­ver­bän­de für Ver­hand­lun­gen mit­füh­ren zu müs­sen, zeug­te von der vor­erst oft nur no­mi­nel­len Herr­schaft Roms. Ab­ge­se­hen da­von je­doch lässt sich ein gän­gi­ges, in al­len an­de­ren Pro­vin­zen eben­falls an­ge­wand­tes Vor­ge­hen fest­stel­len: Die Ein­bin­dung der lo­ka­len Eli­ten (et­wa des Se­gi­mun­dus als Kai­ser­pries­ter) ging ein­her mit ei­ner nur dün­nen Ver­wal­tungs­ebe­ne. Dies schon­te nicht nur rö­mi­sche Res­sour­cen, es bot sich da­mit zu­dem die Mög­lich­keit, die lo­ka­len Herr­schafts­ver­hält­nis­se auf Rom aus­zu­rich­ten. Das Über­ra­schungs­mo­ment des che­rus­ki­schen An­griffs un­ter Ar­mi­ni­us (um 18 v.- um 21 n. Chr.) ent­stand aus dem Bruch ei­nes eben sol­chen Ver­trau­ens­ver­hält­nis­ses.

Grabmale alter Helden, Gemälde von Caspar David Friedrich (1774-1840), 1812. (Gemeinfrei)

 

6. Tiberius und die Abkehr von rechtsrheinischen Expansionsbestrebungen

Dass die Nie­der­la­ge des Va­rus höchs­tens ei­nen vor­über­ge­hen­den Rück­schlag für die rö­mi­schen Herr­schafts­be­stre­bun­gen in Ger­ma­ni­en be­deu­te­te, zei­gen die Feld­zü­ge des Ti­be­ri­us ab 11 n. Chr. und des Ger­ma­ni­cus von 13 bis 16 n.Chr., die durch das rechts­rhei­ni­sche Ge­biet bis an die We­ser führ­ten[64]. Zur Si­che­rung der Rhein­gren­ze wur­den die Trup­pen von sechs auf acht Le­gio­nen er­höht und das Kom­man­do in Vor­aus­nah­me der spä­te­ren Auf­tei­lung der grö­ß­ten­teils links­rhei­ni­schen ger­ma­ni­schen Pro­vin­zen in ein obe­res und ein un­te­res ge­glie­dert[65]. Die Ab­be­ru­fung des Ger­ma­ni­cus 16 n. Chr. und da­mit die Auf­ga­be grö­ße­rer Am­bi­tio­nen im rechts­rhei­ni­schen Raum las­sen sich kei­nes­falls nur vor ei­nem mi­li­tä­risch-funk­tio­na­len Hin­ter­grund er­klä­ren. Für Ti­be­ri­us, den Nach­fol­ger des 14 n. Chr. ver­stor­be­nen Au­gus­tus, gal­ten hin­sicht­lich der Öf­fent­lich­keits­wir­kung von Mi­li­tär­ope­ra­tio­nen in Ger­ma­ni­en nun völ­lig an­de­re Vor­aus­set­zun­gen. An­ders als sein Vor­gän­ger muss­te er, ein höchst er­folg­rei­cher Ge­ne­ral, sich nicht mi­li­tä­risch be­wei­sen, um dar­aus Herr­schafts­le­gi­ti­ma­ti­on zu ge­win­nen. Ganz im Ge­gen­teil konn­te jeg­li­ches mi­li­tä­ri­sches En­ga­ge­ment an den ent­fern­te­ren Gren­zen so­gar Ge­fah­ren ber­gen, wie die Meu­te­rei der Rhein­le­gio­nen nach dem Tod des Au­gus­tus ge­zeigt hat­te[66], da sich be­rühm­te Feld­her­ren wie Ger­ma­ni­cus mit den Trup­pen ei­ne ein­fluss­rei­che Kli­en­tel ver­schaff­ten. Da nun die in­nen­po­li­ti­schen Grün­de für Krie­ge ge­gen aus­wär­ti­ge Fein­de weg­ge­fal­len wa­ren, wog es um­so schwe­rer, dass die Ex­pe­di­tio­nen rechts des Rheins Un­sum­men für Ver­sor­gung und Sold der Trup­pen ver­schlan­gen, das nur dünn be­sie­del­te und an Edel­me­tal­len ar­me Land da­ge­gen kaum Beu­te ver­sprach. Es lag na­he, den Rhein als na­tür­li­che Gren­ze zu nut­zen, und so mar­kier­ten die fol­gen­den Jahr­zehn­te ei­ne Zeit der Ver­ste­ti­gung rö­mi­scher Struk­tu­ren vor al­lem auf der lin­ken Rhein­sei­te.

Am deut­lichs­ten sicht­bar spie­gelt sich dies in dem Ver­tei­di­gungs­sys­tem mit Le­gi­ons­la­gern und klei­ne­ren Stütz­punk­ten ent­lang des Rheins wi­der[67], aber auch die zi­vi­le Ad­mi­nis­tra­ti­on spiel­te an­ge­sichts der vie­len im Ge­fol­ge der Sol­da­ten an­ge­kom­me­nen Fa­mi­li­en, Händ­ler und Hand­wer­ker ei­ne im­mer grö­ße­re Rol­le, wo­bei sich die Ara Ubio­rum, 50 n. Chr. mit dem Co­lo­nia-Sta­tus be­dacht, als zi­vi­les Zen­trum, wenn auch noch nicht ei­ner ger­ma­ni­schen Pro­vinz, so doch ei­ner blü­hen­den Grenz­re­gi­on er­wei­sen soll­te. Trotz der pe­ri­phe­ren La­ge im Nord­wes­ten des Im­pe­ri­ums war das Rhein­land kei­nes­wegs ein rück­stän­di­ges Ge­biet, wo­für sich als Grün­de ei­ner­seits der weit­ge­hend fried­li­che Kon­takt zu den Ger­ma­nen so­wie die An­we­sen­heit der Le­gio­nen aus­ma­chen las­sen. Um Ers­te­ren zu ga­ran­tie­ren, nah­men sich die sta­tio­nier­ten Trup­pen her­aus, auch rechts­rhei­nisch zu ope­rie­ren. Über­haupt soll­te man den Rhein auch zu die­ser Zeit nicht als sta­ti­sches Hin­der­nis be­trach­ten, die Kul­tur­kon­takt­zo­ne er­streck­te sich auf bei­de Sei­ten des Flus­ses. Die ent­schei­den­de Grund­la­ge für den lang­fris­ti­gen kul­tu­rel­len Aus­tausch lag je­doch in der An­we­sen­heit der Trup­pen selbst, nicht so sehr im Frie­den, den sie ga­ran­tie­ren soll­ten: Acht ent­lang des Rheins sta­tio­nier­te Le­gi­on ent­spra­chen weit über 30.000 rö­mi­schen Bür­gern, die ne­ben ih­ren wirt­schaft­li­chen Be­dürf­nis­sen oft auch ih­re Fa­mi­li­en mit­brach­ten oder vor Ort fan­den, so­wie ei­ne um­fang­rei­che zi­vi­le In­fra­struk­tur an­zo­gen, die sich in den La­ger­vor­städ­ten, den so­ge­nann­ten can­na­bae le­gio­nis, ma­ni­fes­tier­te, wo oft mehr Zi­vi­lis­ten un­ter­ge­bracht wa­ren als Sol­da­ten im La­ger. Hin­zu ka­men Hilfs­trup­pen aus al­len Tei­len des Rei­ches, Pro­vin­zia­le, für die der Dienst im rö­mi­schen Heer und die da­mit ein­her­ge­hen­de Ro­ma­ni­sie­rung den Weg zum Bür­ger­recht eb­ne­te, so­wie ge­zielt an­ge­sie­del­te Ve­te­ra­nen, die in den co­lo­niae wie Köln die Ober­schicht bil­de­ten.

Die So­zi­al­struk­tur, die Raum­ord­nung und die Ro­ma­ni­sie­rungs­pro­zes­se[68] im rö­mi­schen Rhein­land wa­ren al­so tief­grei­fend von der Zeit der Er­obe­rung ge­prägt: Die In­fra­struk­tur, al­so das We­ge­netz, Städ­te und Mi­li­tär­stütz­punk­te, zu­meist nach mi­li­tä­ri­schen An­sprü­chen an­ge­legt, er­mög­lich­te die zi­vi­le Durch­drin­gung des Raums links des Rheins so­wie den si­che­ren Aus­tausch mit den rechts­rhei­nisch sie­deln­den Ger­ma­nen. Den Um­gang mit die­sen – nicht nur mi­li­tä­ri­sche Un­ter­wer­fung und Ein­schüch­te­rung, son­dern auch ein Ein­ge­hen auf ih­re In­ter­es­sen, häu­fig die An­sied­lung auf oder na­he rö­mi­schem Ter­ri­to­ri­um – hat­ten die Rö­mer im Zu­ge meh­re­rer Jahr­zehn­te mi­li­tä­ri­scher In­ter­ven­tio­nen er­lernt. Die Zeit der Kon­fron­ta­tio­nen selbst war aber weit­ge­hend vor­bei, die At­trak­ti­vi­tät des Im­pe­ri­um Ro­ma­num war kon­kur­renz­los. Auch der Ba­ta­ver­auf­stand ist mehr durch die ver­wir­ren­den Fron­ten der Bür­ger­krie­ge des ers­ten Vier-Kai­ser-Jah­res zu er­klä­ren, als durch ei­nen Wil­len rechts­rhei­ni­scher Stäm­me, die rö­mi­sche Herr­schaft ab­zu­schüt­teln. Als Fol­ge ent­stand ei­ne enor­me Nach­fra­ge nach rö­mi­scher Le­bens­art – da­zu ge­hört die ar­chäo­lo­gisch stets gut nach­weis­ba­re Ba­de­kul­tur oder Lu­xus­pro­duk­te wie Aus­tern, die sich vie­ler­orts im Um­feld rö­mi­scher Be­sied­lun­gen fin­den las­sen –, wäh­rend die An­we­sen­heit der Le­gio­nen und der Han­del mit den rechts­rhei­ni­schen Ger­ma­nen da­für sorg­ten, dass die­se Le­bens­art auch be­zahlt wer­den konn­te.

Literatur

Be­cker, Ar­min, Lahnau-Wald­gir­mes. Ei­ne au­gustei­sche Stadt­grün­dung in Hes­sen, in: His­to­ria 52 (2003), S. 337–350.
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Der thronende Tiberius empfängt den siegreichen Germanicus, sogenannte Grand Camée de France, Cabinet des Médailles, Paris, 2008. (CC BY 2.5/Marie-Lan Nguyen)

 
Anmerkungen
Zitationshinweis

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Albrecht, Janico, Die Zeit der römischen Eroberungen. Von den gallischen Feldzügen Caesars bis zur Aufgabe rechtsrheinischer Ambitionen unter Kaiser Tiberius (55 v. Chr.-16 n. Chr.), in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-zeit-der-roemischen-eroberungen.-von-den-gallischen-feldzuegen-caesars-bis-zur-aufgabe-rechtsrheinischer-ambitionen-unter-kaiser-tiberius-55-v.-chr.-16-n.-chr./DE-2086/lido/5e85d06aa7dc12.26940678 (abgerufen am 16.04.2024)