Emil Oelieden

Maler (1875-1934)

Josef Niesen (Bonn)

Emil Oelieden, Porträtfoto, 1920er Jahre. (Stadtmuseum Bonn)

Emil Oe­lie­den, ge­nannt „Em“, war ein Ma­ler, der – dem ex­pres­si­ven Rea­lis­mus zu­zu­zäh­lend – wie vie­le sei­ner Ge­ne­ra­ti­on zwi­schen zwei Welt­krie­gen re­gel­recht zer­rie­ben wur­de. Als frü­her An­ge­hö­ri­ger der „ver­schol­le­nen Ge­ne­ra­ti­on“ war Oe­lie­den be­reits um die Jahr­hun­dert­wen­de künst­le­risch her­vor­ge­tre­ten, be­vor er durch den Krieg und die wirt­schaft­lich schwie­ri­ge Nach­kriegs­zeit am fi­nan­zi­el­len Er­folg ge­hin­dert wur­de. Die dann ty­pi­scher­wei­se fol­gen­de Äch­tung durch die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten blieb Oe­lie­den durch sei­nen frü­hen Tod je­doch er­spart. Dass sein Werk als Fol­ge nicht in Ver­ges­sen­heit ge­riet, ist im We­sent­li­chen sei­ner Toch­ter zu ver­dan­ken, die stets um die Ver­öf­fent­li­chung sei­ner Ar­bei­ten be­müht war.

Be­reits zu Leb­zei­ten Oe­lie­dens kam es viel­fach zu Ver­schrei­bun­gen des Nach­na­mens (i statt ie), so­wohl in den Bon­ner A­dress­bü­chern (1929 Oe­lie­den, 1930 Oel­i­den, 1932 Oe­lie­den), als auch in amt­li­chen Do­ku­men­ten wie der Ster­be­ur­kun­de und vie­len auch über­re­gio­na­len Zei­tungs­kri­ti­ken, was zu ei­ni­ger Ver­wir­rung in der Li­te­ra­tur ge­führt hat, da bei­de Na­mens­va­ri­an­ten bis heu­te par­al­lel vor­kom­men. Laut Ge­burts­ur­kun­de ist die kor­rek­te Schreib­wei­se aber ein­deu­tig „Oe­lie­den“.

Ge­bo­ren wur­de Pe­ter Wil­helm Emil Oe­lie­den am 22.11.1875 in Lob­be­rich (heu­te Stadt Net­te­tal) in der Nä­he der nie­der­län­di­schen Gren­ze als Sohn ei­nes deut­schen Va­ters und ei­ner hol­län­di­schen Mut­ter. Da der Va­ter Jo­hann Ar­nold Oe­lie­den (1851–1878), ein Schu­ma­cher und Post­bo­te, bei ei­nem Raub­über­fall ge­tö­tet wur­de, wuchs der erst Drei­jäh­ri­ge zu­nächst bei sei­nem Gro­ßva­ter Pe­ter Ma­thi­as Oe­lie­den (ge­stor­ben 1882) auf und nach des­sen Tod in sehr ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen bei sei­ner Mut­ter Ma­ria Hu­ber­ti­na, ge­bo­re­ne Dries­sen (1847–1900), die sich ih­ren Le­bens­un­ter­halt als Büg­le­rin ver­die­nen muss­te. Als Vor­mund des jun­gen Emil wur­de ihr der Fa­bri­kant Hoeren (Hoeven?) aus Lob­be­rich zur Sei­te ge­stellt.

Nach dem Schul­be­such er­lern­te Oe­lie­den von 1891 bis 1893 den Mau­rer­be­ruf, wur­de Stuk­ka­teur und üb­te sein Hand­werk auf Wan­der­schaft in Hol­land, Eng­land und Bel­gi­en aus. In Ber­lin schuf er für den be­deu­ten­den Ana­to­men Ru­dolf Vir­chow (1821–1902) ana­to­mi­sche Gips­mo­del­le zu Lehr­zwe­cken und durf­te im Ge­gen­zug des­sen Vor­le­sun­gen be­su­chen. Das ex­ak­te Er­ler­nen der Be­schaf­fen­heit des Kör­pers dien­te ihm als Grund­la­ge für sei­ne spä­te­ren Akt­bil­der. 1896 zog Oe­lie­den nach Düs­sel­dorf, wo er im Ate­lier ei­nes Bild­hau­ers – der Na­me war nicht zu er­mit­teln – ar­bei­ten konn­te, des­sen Toch­ter er 1897 hei­ra­te­te. Zwar ging aus die­ser Ehe ein Sohn her­vor, doch wur­de sie be­reits 1900 wie­der ge­schie­den.

 

1903 stieg Oe­lie­den bei der Düs­sel­dor­fer Fir­ma Rau­ni­tsch­ke & We­ber zum Lei­ter der For­me­rei und Gie­ße­rei so­wie Lei­ter der Bild­hau­er- und Stuck­ar­bei­ten am Di­ora­ma-Ge­bäu­de der in­ter­na­tio­na­len Kunst- und Gar­ten­bau-Aus­stel­lung in Düs­sel­dorf auf. 1904 bis 1906 ar­bei­te­te er er­folg­reich als Ke­ra­mi­ker und Sil­ber­schmied, er­prob­te neue Ma­te­ria­li­en und For­men und stell­te sei­ne Ge­fä­ße und sei­nen Schmuck in der Zeit des be­gin­nen­den Ju­gend­stils in Düs­sel­dorf, El­ber­feld (heu­te Stadt Wup­per­tal), Wies­ba­den und Ham­burg aus. So­gar Ent­wür­fe für Mö­bel gibt es aus die­sen Jah­ren. Sein zu­neh­men­der Er­folg er­mög­lich­te es ihm 1905 den Nor­den zu be­rei­sen, vor­wie­gend Dä­ne­mark, Schwe­den und Nor­we­gen. Nach sei­ner Rück­kehr nach Düs­sel­dorf ent­schied sich Oe­lie­den end­gül­tig da­für, Ma­ler zu wer­den und wur­de 1906 Pri­vat­schü­ler bei Pro­fes­sor Edu­ard von Geb­hardt (1838–1925). Von nun an nann­te er sich „Em“. Sei­ne ers­ten Bil­der, die er in Ham­burg aus­stell­te, be­zeich­ne­te Ed­mund Els, Chef­re­dak­teur de­s Bon­ner Ge­ne­ral-An­zei­gers und lang­jäh­ri­ger Freund Oe­lie­dens, als dumpf und dun­kel, mit müh­sa­mer Hand ge­malt, ver­gleich­bar mit den Früh­wer­ken Vin­cent van Go­ghs . Den­noch sah der be­deu­ten­de Ree­der Al­bert Bal­lin (1857–1918) wohl mehr in ih­nen, wur­de zum För­de­rer Oe­lie­dens und fi­nan­ziert ihm ei­ne zwei­jäh­ri­ge Stu­di­en­rei­se nach Spa­ni­en, Ma­rok­ko, Tu­ne­si­en und Al­ge­ri­en. Sein Mal­stil in die­ser Zeit ist rea­lis­tisch und eher kon­ven­tio­nell und noch weit ent­fernt von den sen­sa­tio­nel­len Bil­dern, die Au­gust Ma­cke bei sei­ner – al­ler­dings erst acht Jah­re spä­ter statt­ge­fun­de­nen – Tu­nis-Rei­se an­fer­ti­gen soll­te. Für den Auf­bruch zum Ex­pres­sio­nis­mus war es eben noch zu früh.

1908 keh­re Oe­lie­den zu­rück, nahm sei­ne Stu­di­en bei Pro­fes­sor Geb­hardt wie­der auf und er­wei­ter­te sie zu­gleich bei Carl Rei­ser (1877–1950). Noch im sel­ben Jahr be­reis­te er Flan­dern, hielt sich kur­ze Zeit in Ber­lin auf – zeit sei­nes Le­bens blieb Oe­lie­den un­stet – und sie­del­te nach Bonn über, um die dort le­ben­de He­le­na Ca­rac­cio­la (wohl 1875–1916) in zwei­ter Ehe zu hei­ra­ten. Sie stamm­te aus Re­ma­gen und war mit dem 1901 ge­bo­re­nen Renn­fah­rer Ru­dolf Ca­rac­cio­la ver­wandt. In der Li­te­ra­tur wird ihr Na­me fälsch­li­cher­wei­se häu­fig als Car­ra­cio­la oder Car­pa­cio­la an­ge­ge­ben.

Skulptur Liegender, 1905-1910, Plastik. (Stadtmuseum Bonn)

 

Mit sei­ner Frau ver­leb­te Oe­lie­den frucht­ba­re und glück­li­che Jah­re, stu­dier­te ab 1908 vier Win­ter­se­mes­ter in Pa­ris ge­mein­sam mit Wil­helm Lehm­bruck (1881–1919) und Bern­hard Hoet­ger (1874–1949), ar­bei­te­te im Ate­lier bei Au­gus­te Ro­din (1840–1917) und mach­te dort Be­kannt­schaft mit Rai­ner Ma­ria Ril­ke (1875–1926). Die Som­mer­mo­na­te ver­leb­te er in Flan­dern, be­son­ders in Brüg­ge, Gent und Slu­is Moll, wo er sich ein klei­nes Häus­chen kauf­te. In Ant­wer­pen nahm er 1909 wei­te­re Stu­di­en bei dem nie­der­län­di­schen Gen­re­ma­ler Isaac Is­ra­els (1865–1934) auf. In sei­ner ver­blie­be­nen Zeit hielt er re­gen Kon­takt mit Bonn, wo er mehr­fach aus­stell­te, so 1908, 1909 und 1911 in der Kunst­hand­lung Co­hen, 1910 und 1913 im Bür­ger-Ver­ein und eben­falls 1913 im Städ­ti­schen Kunst­mu­se­um Ober­nier. Be­son­ders an sei­nen flä­mi­schen Bil­dern sieht man nun den Über­gang vom Rea­lis­mus in ei­ne im­pres­sio­nis­ti­sche Pha­se. Sei­ne Ar­bei­ten aus die­ser Zeit wur­den in zeit­ge­nös­si­schen Kri­ti­ken viel ge­lobt.

Durch den Kon­takt zu flä­mi­schen Ex­pres­sio­nis­ten wie den Ma­lern Ge­or­ge Min­ne (1866–1941), Gus­t­ave van de Woe­s­ty­ne (1881–1947), Va­le­ri­us de Sa­ede­leer (1867–1941) und Leo Me­che­lae­re (1880–1964), aus de­nen sich tie­fe Freund­schaf­ten ent­wi­ckel­ten, än­der­te sich Oe­lie­dens Mal­stil spä­ter noch ein­mal grund­le­gend. Das gro­ße The­ma sei­ner Ar­bei­ten war nun die flä­mi­sche Land­schaft mit ih­ren Fel­dern, Wie­sen und dra­ma­ti­schen Wol­ken, dem un­ver­gleich­li­chen Licht und den star­ken Far­ben. Es kann kaum ver­wun­dern, wenn der Künst­ler hier end­gül­tig zum Ex­pres­sio­nis­ten wur­de. Sei­ne Bil­der fan­den gro­ßen An­klang, und Oe­lie­den be­fand sich auf der Hö­he sei­ner Schaf­fens­kraft. Un­ter­stützt wur­de er von nam­haf­ten Mä­ze­nen wie dem Bru­der des säch­si­schen Kö­nigs, Jo­hann Ge­org von Sach­sen (1869–1938), dem be­deu­ten­den Bon­ner Kunst­his­to­ri­ker Paul Cle­men und dem Me­di­zi­ner und Kunst­ken­ner Edu­ard Hum­mels­heim (1868–1952). Sei­ne Bil­der wur­den von Gro­ß­in­dus­tri­el­len wie Krupp, Stin­nes und Sie­mens an­ge­kauft. Es war wohl die krea­tivs­te Zeit in Oe­lie­dens Künst­ler­le­ben. Es mag er­stau­nen, den­noch blie­ben trotz al­ler Er­fol­ge die fi­nan­zi­el­len Mit­tel dau­er­haft be­schränkt. Aus spä­te­ren Auf­zeich­nun­gen er­fährt man, dass die Not teil­wei­se so groß war, dass Oe­lie­den das Schul­geld für sei­ne Kin­der nicht auf­brin­gen konn­te. War kei­ne Lein­wand mehr vor­han­den, zer­schnitt der Ma­ler da­für die letz­ten Bett­la­ken.

Frau im Kahn, um 1911, Gemälde. (Stadtmuseum Bonn)

 

Zwi­schen­zeit­lich brach noch ein­mal Oe­lie­dens In­ter­es­se für Ana­to­mie durch und er be­such­te im Win­ter­se­mes­ter 1911/12 am Mün­che­ner His­to­lo­gisch-Em­bryo­lo­gi­schen In­sti­tut die Vor­le­sun­gen über „Plas­ti­sche Ana­to­mie für Künst­ler“ von Pro­fes­sor Dr. Sieg­fried Mol­lier (1866–1954), der ihm ein „au­ßer­ge­wöhn­li­ches Ver­ständ­nis für die­ses schwe­re, für den Künst­ler aber wich­ti­ge Stu­di­um“ be­schei­nig­te. Oe­lie­den ha­be „sei­ne ana­to­mi­schen Kennt­nis­se in wahr­haft künst­le­ri­schem Sin­ne“ ver­voll­komm­net. Er­geb­nis die­ser Stu­di­en war ei­ne Aus­stel­lung in Mün­chen mit der viel ge­rühm­ten Se­rie „Stei­ne­wer­fer“.

Kohlestudie aus dem Zyklus "Die Steinigung des heiligen Stephan", Kohle Druckgraphik. (Stadtmuseum Bonn)

 

Von Mün­chen aus be­reis­te Oe­lie­den 1912 die Schweiz und Ita­li­en, er­krank­te je­doch bei ei­nem Ro­mauf­ent­halt an Ma­la­ria, was ihn zur Rück­kehr in ein Bon­ner Kran­ken­haus zwang. Bis zur Ge­ne­sung blieb er dort, doch hielt es ihn auch dies­mal – wie­der ein­mal – nicht lan­ge, und so­bald es ging, brach er wie­der nach Flan­dern auf. 1914 mie­te­te er ein klei­nes Haus in Tieghem, wo ihn im Som­mer die Nach­richt vom Aus­bruch des Welt­kriegs er­eil­te. Als Deut­scher Staats­bür­ger wur­de er ent­eig­net und muss­te mit sei­ner Frau voll­kom­men mit­tel­los und hals­über­kopf zu­rück nach Bonn flie­hen, wo ihm Freun­de hal­fen. Durch Ver­mitt­lung des Bild­hau­er­s Al­bert Küp­pers konn­te das Ehe­paar vor­über­ge­hend in dem klei­nen Wächt­er­häus­chen am Pop­pels­dor­fer Wei­her un­ter­ge­bracht wer­den. Spä­ter wohn­te er im Ho­tel Gol­de­ner Stern am Markt und im Ho­tel Va­ter Arndt. 1915 wur­de sei­ne Toch­ter Bea­tri­ce (1915–1984) ge­bo­ren, doch nur we­ni­ge Mo­na­te spä­ter ver­starb plötz­lich Oe­lie­dens Ehe­frau. Mit der Se­rie „Mut­ter und Kin­d“ setz­te der Ma­ler ihr ein blei­ben­des Denk­mal.

Un­mit­tel­bar nach dem Tod sei­ner Frau zog Oe­lie­den mit sei­ner klei­nen Toch­ter nach Be­ren­bach in die Ei­fel, bis er 1917 als Dol­met­scher und Kul­tur­gut-Be­ra­ter in das deut­sche Ge­ne­ral­haupt­quar­tier nach Brüs­sel ein­ge­zo­gen wur­de. Erst 1919 er­hielt er wie­der ei­nen Hei­mat­schein für Bonn, doch fiel es ihm schwer, sess­haft zu wer­den, wor­an auch die drit­te Ehe mit der Leh­re­rin El­se Her­mann (1892–1988), die er 1920 hei­ra­te­te, nichts än­der­te. Drei Kin­der gin­gen aus die­ser Be­zie­hung her­vor: Ros­ma­rie (ge­bo­ren 1915), Jan Gerd (ge­bo­ren 1920) und El­mar (ge­bo­ren 1923). Bei­de Söh­ne fie­len im Zwei­ten Welt­krieg.

Dorflandschaft. (Stadtmuseum Bonn)

 

Wie ein Ge­trie­be­ner ver­brach­te Oe­lie­den die nächs­ten Jah­re: 1920 leb­te die Fa­mi­lie zu­nächst in ei­nem Häus­chen im Sie­ben­ge­bir­ge, dann in der Ei­fel und im Huns­rück (in Odert und Ir­me­nach), 1924 be­reis­te er Finn­land, Schwe­den, Dä­ne­mark und Nor­we­gen, wo er sich ma­gisch vom Werk Ed­vard Munchs (1863–1944) an­ge­zo­gen fühl­te. 1925 zog die Fa­mi­lie nach Nie­der­hol­torf bei Bonn und be­reis­te noch im sel­ben Jahr Hol­land, 1926 die Schweiz, Süd­ti­rol, Ve­ne­dig und wie­der Hol­land, nahm 1927 Wohn­sit­ze in Brüg­ge, Blan­ken­berg­he und Cog sur mer, zog 1928 zu­rück nach Bonn und be­reis­te 1929 Bel­gi­en, Eng­land und wie­der Hol­land. 1930 folg­ten aus­ge­dehn­te Rei­sen in die Ei­fel, nach Bel­gi­en und an den Nie­der­rhein, 1932 wie­der in die Ei­fel, an den Laa­cher See und den Nür­burg­ring, und 1934 ging es ein letz­tes Mal nach Flan­dern.

Kirchturm über roten Dächern (Brügge, Jerusalem-Kirche), um 1927, Gemälde. (Stadtmuseum Bonn)

 

Dank der Hil­fe sei­ner Freun­de, die ihm schon seit Jah­ren in Bonn ein Kon­to führ­ten, konn­te Oe­lie­den sich 1928 end­gül­tig in Bonn nie­der­las­sen und sich mit ei­nem städ­ti­schen Kre­dit ein Häus­chen am Dot­ten­dor­fer Ro­chus­weg er­rich­ten las­sen. Die Freun­de wa­ren es auch, die Oe­lie­den ei­ne Stel­le als Lei­ter des Kunst­un­ter­richts in der Heim­schu­le des Klos­ters Ma­ria Laach in der Ei­fel be­sorg­ten, wo­mit der in ei­ne De­pres­si­on ge­fal­le­ne Künst­ler sei­nen Le­bens­un­ter­halt ei­ni­ger­ma­ßen be­strei­ten konn­te. Ob­wohl es nicht an her­vor­ra­gen­den Aus­stel­lun­gen man­gel­te – so in Wies­ba­den mit Os­kar Ko­kosch­ka (1886–1980), Lo­vis Corinth (1858–1925) und Max Sle­vogt (1868–1932), im Sa­lon des Arts in Brüg­ge, im Su­er­mond-Mu­se­um in Aa­chen, im Köl­ni­schen Kunst­ver­ein und im Städ­ti­schen Kunst­mu­se­um Ober­nier in Bonn – leb­te die Fa­mi­lie wei­ter­hin in äu­ßers­ter Ar­mut. Um zu über­le­ben muss­te Oe­lie­den sei­ne Bil­der ge­gen Le­bens­mit­tel ein­tau­schen. Die welt­wei­te Wirt­schafts­kri­se der 1920er Jah­re tat ihr Üb­ri­ges. Den­noch mal­te Oe­lie­den auch in die­ser Zeit sehr in­ten­siv und wur­de zu­neh­mend ku­bis­ti­scher in sei­ner künst­le­ri­schen Auf­fas­sung.

Die Ver­fe­mung sei­ner Kunst durch die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten blieb Oe­lie­den er­spart. Am 20.10.1934 stol­per­te er vor der Bon­ner Uni­ver­si­tät über ei­nen de­fek­ten Hy­dran­ten­de­ckel und zog sich schwe­re in­ne­re Ver­let­zun­gen zu, die un­mit­tel­bar zum To­de führ­ten. Die Brüs­se­ler Zei­tung schrieb: „Ein Künst­ler von eu­ro­päi­scher Be­deu­tung ist ge­stor­ben.“

Oe­lie­dens Haus wur­de im Zwei­ten Welt­krieg Krieg bei ei­nem Bom­ben­an­griff voll­stän­dig zer­stört, doch gro­ße Tei­le sei­nes Wer­kes konn­ten aus dem Schutt ge­bor­gen wer­den. Bis zu ih­rem To­de be­treu­te sei­ne Toch­ter Bea­tri­ce den Nach­lass ih­res Va­ters, dann ver­mach­te sie ihn der Stadt Bonn. Oe­lie­dens Werk um­fasst et­wa 1.800 Ar­bei­ten, dar­un­ter et­wa 60 Öl­ge­mäl­de so­wie Aqua­rel­le, Zeich­nun­gen, Li­tho­gra­phi­en, dar­über hin­aus Gips­mo­del­le und Schmuck. 1958 wur­de ihm zu Eh­ren in Bonn-Dot­ten­dorf ei­ne Stra­ße in Oe­lie­den­weg be­nannt.

Werke (Auswahl)

o. J. – Mäd­chen am Teich, Pas­tell auf grau­em Pa­pier, 34,5 x 37,1 cm, Kunst­mu­se­um Bonn.
o. J. – Früh­lings­land­schaft, Öl auf Kar­ton, 44,5 x 59,5 cm, Pri­vat­be­sitz NRW.
um 1908 – Spa­zier­gang im Park, Öl auf Lein­waqnd, 32,5 x 27 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1908 – Frau im Gar­ten, Öl auf Lein­wand, 29 x 25,5 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1909 – In der Hei­de, Öl auf Holz, 17,5 x 22.5 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1910 – Frau mit blau­em Kopf­tuch, Öl auf Lein­wand, 38,5 x 46,5 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1911 – Flan­dern, Öl auf Lein­wand, 30 x 36 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1913 – Kir­mes auf dem Markt von Gent, Öl auf Lein­wand, Stadt­mu­se­um Bonn.
1914 – Ate­lier-Wohne­cke in Slys-Moll, Öl auf Lein­wand, 38,5 x 45 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
um 1925 – Al­te Frau mit Ka­pu­ze, Öl auf Lein­wand, 43 x 39 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1925 – Ma­don­na mit dem Kin­de, von Ro­sen um­wirkt, Öl auf Lein­wand, Stadt­mu­se­um Bonn.
1926 – Be­gui­na­ge in Brüg­ge, Koh­le, 48,2 x 62,8 cm, Kunst­mu­se­um Bonn.
1926 – Früh­lings­strauß in Va­se, Öl auf Holz, Stadt­mu­se­um Bonn.
um 1927 – Wei­ße Ro­sen, Öl auf Lein­wand, 50 x 40,5 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1927 – Turm in Lis­se­weg­he, Öl auf Lein­wand, 82 x 70 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1927 – Be­gi­nen­hof in Brüg­ge, Öl auf Lein­wand, 62 x 75 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
um 1928 – In­te­ri­eur der Lieb­frau­en­kir­che in Brüg­ge, Öl auf Lein­wand, Stadt­mu­se­um Bonn.
1928 – Mit­ter­nachts­son­ne in Nor­we­gen, Aqua­rell, 35 x 50 cm, Nach­lass von Dr. Karl-Ernst Hüm­mer, NRW.
1934 – Wei­ße He­cken­ro­sen vor blau­em Him­mel, Öl auf Holz, 54 x 50 cm, Stadt­mu­se­um Bonn.
1934 – Son­nen­blu­men, Öl auf Lein­wand, 70 x 55 cm, Stadt­mu­se­um Bonn. 

Quellen

Nach­lass im Stadt­ar­chiv Bonn: Kon­vo­lut von Ur­kun­den, Zeug­nis­sen und pri­va­ten Do­ku­men­ten, Si­gna­tur SN 134.

Literatur

Nie­sen, Jo­sef, Bon­ner Per­so­nen­le­xi­kon, 3. Auf­la­ge, Bonn 2011, S. 351-352.
Wolf, Irm­gard, Kunst oh­ne Kon­zes­sio­nen. Zu Le­ben und Werk des Ma­lers Em Oe­lie­den, in: Bon­ner Ge­schichts­blät­ter 37 (1985), S. 249-304. 

Strandbild, aquarellierte Tusch-Graphik. (Stadtmuseum Bonn)

 
Zitationshinweis

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Niesen, Josef, Emil Oelieden, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/emil-oelieden-/DE-2086/lido/5f6c54c1b598d6.23134834 (abgerufen am 19.04.2024)