Beschreibung

Der aus Minden stammende Musiker und Katholik Franz Barfuss hatte im Ersten Weltkrieg in Wilna die Jüdin Helena Racan kennengelernt. Der gemeinsame Sohn, Hermann/Grischa, wurde 1917 geboren. 1921 heiratete das Paar in Elberfeld und bekam im gleichen Jahr einen weiteren Sohn, Wolfgang. 1930 fand Barfuss eine Anstellung als Konzertmeister in Wuppertal-Elberfeld. 1937 schloss ihn die Reichskulturkammer wegen seiner jüdischen Ehefrau aus, was einem Berufsverbot gleichkam. Durch Verzögerungen konnte er aber seinen Beruf bis zum Oktober 1940 ausüben. Der Sohn Grischa musste 1938 die Universität verlassen, der Sohn Wolfgang durfte kein Studium aufnehmen. Helena Barfuss, deren Abtransport bevorstand, fragte im September 1944 die ihr flüchtig bekannte Berta Pröpper, geb. Höller, ob sie ihr Aufnahme gewähren würde. Nach Rücksprache mit ihrem Bruder Theo nahmen beide Helene Barfuss auf. Der nichtarische Ehemann brachte Lebensmittel. Als eine Mitbewohnerin Helene Barfuss zu Gesicht bekam, wurde diese eingeweiht. Da der Kreis der Mitwisser sich ausweitete, drängte Berta Pröpper auf ein anderes Versteck. Dieses fand sich ab Dezember 1944 bei dem Eisenbahner Bernhard Brück (geboren 1897) in Hilden. Grischa Barfuss war bereits im September 1944 ins Oberbergische geflüchtet. Hier versteckte er sich in einer Waldhütte in Krähenbach bei Dhünn, die Charlotte Debes, geb. Weck, gehörte und die sie ihm, nachdem er sich ihr offenbart hatte, zur Verfügung stellte. Sie versorgte ihn auch mit Heizmaterial und Lebensmitteln. Im Dezember 1944 kehrte er nach Wuppertal zurück und lebte versteckt bei Cläre und Leni Bläser. Im Februar 1945 floh er vor der Gestapo zu seinen Eltern nach Hilden. Zunächst gaben Helene, Franz und Grischa Barfuss vor, ausgebombt zu sein, später erzählten sie von ihrer Verfolgung. Sie fanden auch Unterkunft bei Bernhard Brücks Brüdern Hermann in Hilden und Joseph in Langenfeld sowie tageweise wieder bei Berta Pröpper.

Quellen

StAW AfW 10969

Literatur

Homberg, Frank Friedhelm, Retterwiderstand in Wuppertal während des Nationalsozialismus, Diss. Düsseldorf 2008, S. 13-14 u. 146-156.

Sicherheit: belegt