Beschreibung

Pfarrer Friedrich Wilhelm Graeber verlas am 14.01.1934 die protestierende Kanzelabkündigung des Pfarrernotbundes und schickte mit Gustav Heinemann Briefe an die 33 evangelischen Kirchenkreise im Rheinland. Das „Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz“ beschloss, gegen Graeber ein Disziplinarverfahren einzuleiten (Heinemann sollte ihn juristisch vertreten) und teilte ihm am 07.02.1934 die sofortige Amtsentlassung mit. Am 18. Februar 1934 reiste Graeber mit Heinemann nach Barmen, wo Graeber die Eröffnungsrede zur „Freien Rheinischen Synode“ hielt, in der er den Personenkult um Adolf Hitler scharf kritisierte. Beide wurden in das leitende Organ der Bekennenden Kirche im Rheinland gewählt. Am 20. Februar verurteilte das kirchliche Disziplinargericht Graeber zur endgültigen Amtsentlassung, jedoch amtierte er weiter, auch, als ihm befohlen wurde, seine Dienstwohnung zu räumen und ein Verfahren auf Entziehung der „Rechte des geistlichen Standes“ eingeleitet wurde. Zur Verhandlung nach Koblenz ging er nicht und schrieb stattdessen: „Euer ganzes Kirchengericht […] ist Rechtsbruch von oben bis unten“. Zahlreiche seiner sonntäglichen Predigten ließ Graeber drucken und als Faltblatt mit dem Titel „Eine Stimme aus der Kirche unter dem Kreuz“ und unterschrieben mit „Pfarrer a. D. Fr. Graber“ in seinem eigenen Verlag (Freizeiten-Verlag zu Verlbert im Rheinland) veröffentlichen. Als das Presbyterium Pfarrer Graeber am 2. März im Amt bestätigte, wurde selbiges 24 Stunden später aufgelöst. Graeber erhielt Hausverbot in der Pauluskirche und predigte daraufhin am 4. März im Vereinshaus vor 1.200 Gemeindemitgliedern. Er wurde erneut aufgefordert, seine Wohnung zu verlassen, verhinderte dies jedoch und siedelte einen engeren Kreis der Gemeinde in den Börsensaal des „Haus der Technik“ um und sorgte für Mobilar und die Finanzierung, u.a. auch der Diakonissin, Schwester Auguste, die die Gruppe unterstütze. Die Konsistorialbehörde fordert nun erneut – über Heinemann – die Räumung der Dienstwohnung, weshalb am 16. April der Konsistorialrat Dr. Jung nach Essen geschickt wurde. Graeber schickte Heinemann zur Verhandlung, der jenen mit Verweis auf die "Freien Evangelischen Presbyterianer des Westens", die sich um Graeber gruppiert hatten, verwies. Am 27.04.1934 wurde das Verfahren eingestellt, jedoch die Amtsenthebung bis zum 31. Mai 1935 aufrecht erhalten; die Räumungsklage wurde nicht erneut versucht. Am 14. Juni 1937 hielt Graeber einen Bittgottesdienst ab, in dem er, so der Bericht des Ortgruppenleiters der NSDAP, betonte, die Bekenntniskirche werde nicht zur Wahl [Kirchen-wahlen am 27. Juni 1937] gehen und die Liste der KZ-Häftlinge verlas. Im Juli 1938 sprach er sich gemeinsam mit Heinemann gegen den Amtseid auf Hitler aus. Graeber bat auch darum, dass dem suspendierten Bonner Theologieprofessor Karl Barth von der Bekennenden Kirche ein Lehrauftrag erteilt werde; darüber wurde jedoch im Theologischen Ausschuss der Rheinischen Bekenntnissynode keine Einigung erzielt. Graeber arbeitete eng mit Pfarrer Held zusammen.

Literatur

Koch, Werner, Heinemann im Dritten Reich. Ein Christ lebt für morgen. Wuppertal 1972, 32 und 33; 37-42; 55; 57; 73; 131; 133; 152.