Beschreibung

Der katholische Pfarrer Hermann Harck (23.12.1890-04.05.1958) aus Eschweiler verlas während einer Predigt eine Erklärung mit folgendem Inhalt: „Wir klagen an. I. Wir klagen die Glaubensbewegung Deutscher Christen in Aachen an. 1. dass sie durch ihre ungeistlichen Angriffs- und Kampfmittel die Spaltung in unserer Gemeinde hineingetragen und nicht gesammelt, sondern zerstreut halten. 2. dass sie durch die Anwendung von Zwang und Gewalt die Gemüter verwirrt und die Gewissen in Not gebracht hat; 3. dass sie unsere Gemeinde das Nebenregiment ihrer kirchenpolitischen Gruppe aufgerichtet und die Evangelischen Aachens zu Gemeindegliedern minderen Ranges gemacht hat; 4. dass es ihr bei ihren Unternehmungen mehr um eigenen Machtzuwachs als um die Einheit der Gemeinde zu tun ist und sie äußere Betriebsamkeit mit Volksmission verwechselt; 5. dass sie in dieser Adventszeit die Gemeinde durch neue Angriffssignale in Gestalt der roten Flugblätter in unverantwortlicher Weise herausgefordert hat. 6. dass den Evangelischen Aachens die Annakirche zu Evangelisationszwecken aus nichtigen Gründen (oder Bränden?) verweigert wurde. Wir fordern: II. Wir fordern von den Pfarrern der Glaubensbewegung Deutscher Christen in Aachen 1. dass sie das Unrecht, dass sie ihrem älteren Amtsbruder durch mangelnde Ehrerbietung, durch bewusste Kränkung und durch unbrüderliche Gesinnung zugefügt haben und noch zufügen, wieder gut zu machen; 2. dass sie sich auf ihre Verpflichtung der ganzen Gemeinde gegenüber besinnt und ihre volle Kraft dafür einsetzen, dass die Gemeinde wachse an den, der das Haupt ist, Christus; 3. dass sie zur Seelsorge zurückfinden und sich wieder den Kranken, Alten, Einsamen und Bekümmerten zuwenden; 4. dass sie die wilden Kampffanfaren einer hier völlig unangebrachten Front – und Soldatenleidenschaft als einer christlichen Gemeinde unwürdig verstummen lassen und sich statt dessen zur offenen Aussprache stellen; III. Wir fordern von den Persbyterium der Evangelischen Gemeinde Aachen: 1. dass es aufhört Parteiinstanzen zu sein und seinem Amtsgelöbnis gemäss dem religiösen und sittlichen Aufbau der ganzen Gemeinde dient; 2. dass es der Willkür in der Gestaltung unserer Gottesdienste ein Ende macht und ihre Durchführung nach der Ordnung unsere Kirche sichert; 3. dass es den Missbrauch des Sonntagsblattes als kirchenpolitisches Parteiorgan mit seinen die Evangelichen Aachens verletzenden Artikeln und Anzeigen untersagt. Wir bekennen: IV. Wir Evangelischen Aachens bekennen 1. dass wir es an Gehorsam gegen Gott und sein Wort haben fehlen lassen; 2. dass unser Glaube schwach, unser Gebet träge war, dass unsere Liebe kalt und darum unsere Heiligung gering gewesen ist; 3. dass wir um eines falschen Friedens willen zu lange geschwiegen haben; 4. dass jeder von uns auf seinen eigenen Weg sah, ohne die Gemeinschaft untereinander zu suchen; Wir sind bereit: V. Wir Evangelischen Aachens sind bereits: 1. zu brüderlichem Gespräch mit unseren Pfarrern bei den Deutschen Christen; 2. zur gemeinsamen Beugung unter Gottes heiligen Willen und zum gegenseitigen Vergeben; 3. zu Gebet und Fürbitte für Gemeinde und Pfarrer; 4. zu treuerem Besuch des Gottesdienstes und zur regen Teilnahme am Gemeinde-leben. Auf das unsere Gemeinde Aachens auferbaut werde auf dem Grunde, da Jesus Christus der Eckstein ist. Aachen im Adventsmonat 1933, Die Laienmitglieder des Ev. Gemeindenotbundes.“

Quellen

LHAK 403, Nr. 16855, p. 221

Literatur

Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl und Christoph Kösters, 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 277.

Sicherheit: belegt