Beschreibung

Am 11.4.1934 fand eine Versammlung der katholischen Jugend im Vereinshaus in Mönchengladbach-Giesenkirchen statt. Es nahmen 120 Personen der Sturmschar teil. Der Rheydter Kaplan Johann Paul Schrievers (1905-1974) predigte über die Bannerweihe des letzten Jahres. Anlässlich dieser Weihe hätte ihm der Präfekt gesagt, dass er das Banner in der Kirche aufbewahren solle, dort sei es sicherer. Schrievers führte weiter aus, daß man heute sagen müsse, dass es sogar in der Kirche nicht ganz sicher sei. Er sagte zudem, dass damals noch andere Zeiten waren (gemeint ist die Weimarer Zeit) und man sich noch frei und ungehindert entfalten konnte. Heute sei man gezwungen, ein Katakombendasein zu führen. Papen habe gesagt, dass man auf die katholische Jugend nicht verzichten wolle, während Schirach im Ruhrgebiet heftige, danach in Hamburg gemäßigtere Angriffe gefahren habe. Wörtlich sagte er: "Ich sage, daß wir allen Versuchen, uns in die sogenannte Staatsjugend einzugliedern, trotzen werden. Uns gefällt es in unseren Vereinen noch ganz gut." Danach wandte sich Schrievers dem "Mythus des 20. Jahrhunderts" des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg (1893-1946) zu, einem antichristlichen Hetzwerk. Er gab bekannt, dass das Buch auf dem Index stehe und von einem Katholiken nicht gelesen werden dürfe. Des weiteren meinte er, dass das auch nicht weiter schlimm sei, denn es stünden keine Glaubensartikel drin. Also wäre auch nicht alles unfehlbar. Auch der Katechismus sei nicht unfehlbar und was in der "Fanfare" (Schrift der HJ) stehe sei erst recht nicht unfehlbar. Aufgrund dieser Predigt erfolgte die sofortige Auflösung der Veranstaltung durch den überwachenden Beamten. Laut Mitteilung des Beamten hatte Schrievers auch ausgeführt, daß er im Kampf nicht nachlassen würde, auch wenn er ins KZ käme. Schrievers hatte im während der NS-Zeit 13 Verhöre durch die Gestapo zu erdulden. Außerdem wurde er 1936 aus dem Schuldienst entlassen.

Quellen

LHAK 403, Nr. 16845, S. 157

Literatur

Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 305.

Sicherheit: belegt