Beschreibung

Am 3.3.1935 predigte der Kaplan Felix Mertens (geboren am 19.12.1901 in Herdorf) in der katholischen Pfarrkirche in Linz am Rhein. Dort sagte er, dass die Lage der katholischen Kirche in Deutschland sehr ernst sei, es würde heute ein Sturmangriff auf das Christentum stattfinden. Vor einigen Jahren wollten Kommunisten den Kölner Dom niederreißen, heute wären es national sich gebärdende Universitätsprofessoren, die am liebsten an die Stelle des Kölner Domes eine Donareiche pflanzen wollten. Es gäbe nur eine göttliche und eine gottlose Weltanschauung. Der frühe Tod des Berliner Bischofs sei sicher auch darauf zurückzuführen, dass die vielen Kämpfe, die er gehabt habe, an seinem Mark gezehrt hätten. Mertens wurde verhört und sagte der Gestapo, dass er alles rein theologisch gemeint habe und nie politisch predigen würde. Er wurde von der Gestapo verwarnt in der Hoffnung, dass dies für eine Ruhigstellung ausreichen würde. Mertens war in der Stadt für die katholische Jugendarbeit zuständig. Dabei galt er - so Wolfgang Dietz - als rhetorisch sehr begabt, da er es verstand, die Kritik am Regime in seinen Vorträgen in der Martinskirche stets sehr geschickt zu verschleiern. Der Pfarrer der benachbarten Bad Hönninger Gemeinde (Helbach) beschrieb ihn wie folgt: "Er verstand es, die Männer zu fesseln. Er ging immer bis an die Grenze des Konzentrationslagers. Ich habe nie einen Redner gehört, der offener und mutiger den katholischen Standpunkt bekannte und den Nationalsozialismus bekämpfte."

Quellen

LHAK 441, Nr. 28239, p. 35

Literatur

Burghard, Hermann/ Kasper, Cordula, Linz am Rhein. Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart (Stadt und Gesellschaft. Studien zum Rheinischen Städteatlas, Bd. 2), Köln u.a. 2002, S. 221. Dietz, Wolfgang, Der Landkreis Neuwied. Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit, Neuwied 1992, S. 346.

Sicherheit: belegt