Beschreibung

Reinhold Lofy (1920-2010) wurde in Graach an der Mosel als Sohn eines Landbriefträgers geboren. Der Vater starb 1923 an den Verwundungen, die er im Ersten Weltkrieg als Marineangehöriger erlitten hatte. Die religiös geprägte Mutter zog 1929 mit ihrem Sohn nach Trier. Dort trat Lofy, der auch Messdiener war, 1931 den katholischen Pfadfindern bei. Mit ihnen fuhr er 1934 und 1935 ins Ferienlager. 1937 begann er eine Lehre beim Vermessungsbüro des Kulturamtes der Stadt Trier. Anschließend besuchte er die Staatsbauschule Trier. Im Februar 1941 wurde er zum Reichsarbeitsdienst, im Oktober 1941 zur Wehrmacht eingezogen. Als ihm 1942 ein Feldwebel Schneider aus Köln befahl, einen Juden zu erschießen, verweigerte Lofy den Befehl mit der Begründung, er sei Christ und könne so etwas nicht tun. Seine Verweigerung hatte für ihn keine Folgen. Er wurde sogar 1943 auf die Offiziersschule in Posen geschickt. Er fand dann Verwendung bei der 72. Infanteriedivision, die im Mittelabschnitt der Ostfront eingesetzt wurde. Hier sollte er am 20.4.1944 ein Stoßtruppunternehmen führen, bei dem die Front überquert und russische Soldaten ohne Schießen getötet werden sollten, um herauszufinden, welche sowjetischen Truppen den deutschen Truppen gegenüberstanden. Zudem sollte dieses Unternehmen als Geburtstagsgeschenk für den "Führer" gelten. Lofy hielt dieses Unternehmen für unverantwortlich. Da er dies nicht offen verweigern konnte, ließ er es scheitern, indem er seinen Trupp an die Front führte, bis er bemerkt und beschossen wurde. Dann trat er den Rückzug an. Nach dem Einsatz klärte er seine Soldaten darüber auf, dass die neuen Truppen, die angeblich hinter ihrer Division bereitstünden, gar nicht existierten. Aufgrund einer Denunziation wurde er verhaftet. Am 25.6.1944 fällte ein Kriegsgericht das Todesurteil gegen ihn. Er kam zunächst in das Wehrmachtsgefängnis in Rawa-Ruska, dann in Tarnow. Als dieses geräumt wurde, transportierte man ihn nach Germersheim. Hier erhielt er im Januar 1945 die Nachricht, dass das Todesurteil in sechs Jahre Gefängnis umgewandelt worden war. Lofy kam im Februar 1945 bei Olmütz in das Bewährungsbataillon 500. Beim ersten Einsatz im April 1945 wurde er bei Brünn schwer verwundet und im Lazarett von den Russen am 8.5.1945 gefangen genommen. Den Lazarettzug verließ er vor Freiberg/Sachsen, um zu Fuß den Heimweg nach Trier anzutreten, wo er Mitte Juni ankam. Am 28.7.1949 hob das Landgericht Trier das gegen ihn verhängte Todesurteil auf. Lofy arbeitete als Hochschullehrer.

Literatur

Wüller, Hermine, Leutnant Reinhold Lofy. Mordtaten verweigert, in: Wette, Wolfram (Hg.), Retter in Uniform. Handlungsspielräume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht, 3. Auflage, Frankfurt a.M. 2003, S. 105-113.

Sicherheit: belegt