Beschreibung

Nikolaus Even (geboren am 1.11.1898), ein Bergmann aus Luxemburg, meldete sich 1940 freiwillig zum Dienst im Reich. Er wurde an der Baustelle der Reichsautobahn in Hasborn beschäftigt. Laut Gestapobericht und Zeugenaussagen besuchte er am 6. und 7.12.1940 zwei Gaststätten in Oberöfflingen. Am 6.12.1940 ging er mit vier Kameraden in die Wirtschaft Weins. Später wechselte er in die Wirtschaft Steffens. Dort rief nach größerem Bier- und Weinkonsum unter Zeugen: "Ihr mit eurem Staat, wir müssen stundenlang zur Arbeit gehen, wir werden hier noch schlechter behandelt als die Franzosen, wir sind ein freies Luxemburg und wir bleiben es. Wir sind nur 300.000, wir kämpfen aber gegen 82.000.000. Unser Paradies bekommen wir wieder. Auch für uns werden die Glocken der Freiheit wieder ertönen, dafür kämpfen wir." Wegen dieser Bemerkung wurde der Angeklagte der Gastwirtschaft verwiesen. Am darauffolgenden Tag kehrte er wieder mit Luxemburger Kameraden gegen acht Uhr morgens in die Wirtschaft Weins in Oberöfflingen ein. Even nahm wieder Bier und Wein zu sich. Gegen 16.00 Uhr betrat der Ortsbürgermeister in Begleitung eines weiteren Zeugen die Gaststätte. Kurz nachdem sie an einem Tisch platzgenommen hatten, sangen die Luxemburger das Lied "Der Rosa Luxemburg, der haben wir geschworen, der Rosa Luxemburg, der reichen wir die Hand." Der Ortsbürgermeister machte sie darauf aufmerksam, dass sie dieses Lied nicht singen dürfen. Daraufhin sagte Even zum Bürgermeister: "Wir haben der Rosa Luxemburg geschworen und freuen uns, dass sie bald wieder kommt. Wir erwarten den Tag ihrer Rückkehr. Deutschland wird doch den Krieg verlieren, und wir hoffen es. Ihr werdet von eurer Regierung beschwindelt und belogen. Das deutsche Volk ist ein Raubvolk. Wenn Deutschland keinen Krieg führen würde, wäre kein Krieg auf der ganzen Welt." Weiterhin sagte Even, dass er Luxemburger sei und bleiben werde. So wie er denke, der größte Teil der Luxemburger. Wenn er eingesperrt würde, so wäre ihm das egal; im Gegenteil, er wäre noch stolz drauf, denn der Tag werde bald kommen, an dem Deutschland den Krieg verliere und die Rosa Luxemburg zurückkomme. Dann stünde er als Kämpfer für Luxemburg da. Even sagte bei der Gerichtsverhandlung, dass er sich an seine Auslassungen nicht erinnern könne. Das Sondergericht Koblenz verurteilte ihn am 21.8.1941 zu sieben Monaten Haft.

Quellen

LHAK 584,1 Nr. 961

Sicherheit: belegt