Beschreibung

Der Steinbrucharbeiter Nikolaus Lambertz (geboren am 27.10.1909 in Neidenbach) begab sich Anfang Oktober 1940 nach Kyllburgweiler zur Familie Blum und gab sich dort als Unteroffizier aus, der auf Fronturlaub und als Beifahrer in einem Lastwagen dort angekommen sei. Der Lastwagen habe jedoch eine gebrochene Achse, für dessen Reparatur er Geld benötige. Während des Gesprächs tätigte Lambertz abfällige Aussagen über die Wehrmacht: "Es wäre besser, wenn es in Deutschland so wäre, wie in England. Dort sind die Soldaten alle freiwillig und nicht gezwungen, wie das in Deutschland der Fall ist. Wenn man hier nicht mitmacht, steht gleich die SS mit der Pistole hinter einem. Wenn hier der Soldatendienst oder der Frontdienst freiwillig wäre, wären nur wenige Soldaten da." Weiterhin sagte er: "Die deutschen Soldaten an der Front machen sich Gedanken, dass ihre Heimat durch feindliche Flieger bombardiert wird, während sie ihre Heimat nicht beschützen können, sondern dort bleiben müssen, wo sie sind, und in Deutschland seien keine Kräfte, die die Flieger abhalten könnten. Was meinst du, was das für eine Stimmung unter den Soldaten gibt." Außerdem behauptete er: "In Deutschland erzählt man sich und es wird auch amtlich herausgegeben, dass wir in England nur kriegswichtige Ziele treffen. Dies ist jedoch nicht der Fall. Wir belegen auch Wohnviertel mit Bomben. Wir haben auch nie Verluste, wenn man das Radio hört, das ist auch nicht so. Wir werden doch nicht nicht gewahr, wie die Sache richtig ist. Den Krieg werden wir verlieren. Das Abkommen mit Japan und Italien kann noch allerhand bringen. Das ist nicht zu übersehen. Russland wird auch noch mit in den Krieg verwickelt." Nach dem Besuch bei den Blums begab sich Lambertz zu Herrn Keil in Kyllburgweiler. Dort gab er sich ebenfalls als Soldat Schmitz auf Fronturlaub aus, dessen Lastkraftwagen eine Panne habe. Keil gab ihm sechs RM für die Reparatur und nahm ihn mit in die Wirtschaft der Eheleute Fus. Dort äußerte er ebenfalls abfällige Äußerungen über die Wehrmacht und die NS-Regierung: "Es ist gut, dass ich wieder an die Front komme, denn hier bekomme ich doch nichts zu essen und muss Hunger leiden. Wir schenken keinen Glauben. Nur wenn etwas von der Regierung gesagt wird, dann glaubt man alles. Es wird alles schön dargelegt, aber wenn man mal hinter die Kulissen schaut, dann sieht man, wie es in Wirklichkeit aussieht." Weiterhin sagt er: "Mit dem Kochen ist es heute nicht soweit her. Was heute zu kochen ist, kann man in einer Viertelstunde essen." "In der Front sind genug Leute, die nicht zu schade sind, um kaputt geschossen zu werden. Wenn man hier in Deutschland das Elend sieht, wo keiner etwas zu essen hat, und wie auch meine Mutter zu Hause kaum etwas zu essen hat. Als ich und meine Brüder noch zu Hause waren, haben wir uns gut gestanden. Damals haben wir noch etwas zu essen gehabt. Heute bekommt die Mutter eine kleine Beute, was ist das denn schon." Nachdem er denunziert und in Untersuchungshaft genommen wurde, plädierte der Staatsanwalt des Sondergerichts Trier am 3.7.1941 auf eine zehnmonatige Haftstrafe wegen Betruges und eine Haftstrafae von einem Jahr und sechs Monaten wegen Verstoßes gegen das Heimtückegesetz. Die beiden Strafen sollten zu einer zweijährigen zusammengezogen werden.

Quellen

LHAK 584,1 Nr. 2307

Sicherheit: belegt