Beschreibung

Kaplan Peter Schlicker (1909-1945) sagte nach der Verlesung des Hirtenbriefs am 11.8.1935 in der Neuwieder Kirche St. Matthias, dass Christus von den Juden gekreuzigt worden sei, weil er deren Staatsauffassung bekämpft hätte. Seine Apostel und Jünger seien als Volksverräter bezeichnet worden, weil sie zu ihm gehalten hätten. Ähnlich gehe es auch heute. So schwer das Wort "Volksverräter" sei, und so tief es treffe, wenn es in seiner richtigen Bedeutung gebraucht werde, so erfülle es doch jene mit Stolz, denen es in dem Sinne vorgeworfen werde, wie seiner Zeit den Jüngern Christi. Diese Aussagen hatten zunächst keine Folgen. Allerdings stand er unter Beobachtung der Gestapo und wurde ein Jahr später, 1936, im Zuge des Kirchenkampfs wegen eines angeblichen Sittlichkeitsvergehens angezeigt. Das Verfahren wurde vom Oberstaatsanwalt am 31.3.1936 eingestellt; es folgten jedoch weitere öffentliche Angriffe durch die NS-Presse und der Entzug der Unterrichtserlaubnis.

Quellen

LHAK 403, Nr. 16849, 357

Literatur

Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 1496f.

Sicherheit: belegt