Beschreibung

Der Bergarbeiter Johann Esser aus Moers dichtete im emsländischen Arbeitslager Börgermoor das Moorsoldaten-Lied, das die unbarmherzige Lebenswirklichkeit des NS-Staats eindringlich schildert. Es wurde von Wolfgang Langhoff (geboren in Berlin, aufgewachsen in Freiburg i. Br.) leicht verändert und dem illegalen "Lagerkopf" vorgelegt. Der in Düsseldorf angestellte Elsässer Rudi Goguel besorgte die Vertonung. Fritz Hoffmann aus Gummersbach schuf im Lager einen Männerchor, der das Lied einübte und im Lagerzirkus "Konzentrazani" vortrug. Vor Weihnachten 1933 kamen einige Lagerinsassen frei und verbreiteten das Lied trotz auferlegter Schweigepflicht. Bekannt ist die weitere Verbreitung durch die kommunistische Agitprop-Truppe "Rotes Sprachrohr". Als vierstimmiger Chorsatz wurde das Moorsoldaten-Lied in der im Prager Exil erscheinenden, einstigen Berliner "Arbeiter-Illustrierten-Zeitung" am 8.3.1935 gedruckt. Die Moorsoldaten Wohin auch das Auge blicket, Moor und Heide nur ringsum. Vogelsang uns nie erquicket, Eichen stehen kahl und krumm. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Hier in dieser öden Heide ist das Lager aufgebaut, wo wir fern von jeder Freude hinter Stacheldraht verstaut. wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Morgens ziehen die Kolonnen in das Moor zur Arbeit hin, graben bei dem Brand der Sonnen, doch zur Heimat steht ihr Sinn. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Heimwärts, heimwärts! Jeder sehnet sich nach Eltern, Weib und Kind. Manche Brust ein Seufzer dehnet, weil wir hier gefangen sind. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Auf und nieder gehn die Posten, keiner, keiner kann hindurch. Flucht wird nur das Leben kosten. Vierfach ist umzäunt die Burg. Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit dem Spaten ins Moor. Doch für uns gibt es kein Klagen. Ewig kann´s nicht Winter sein. Einmal werden froh wir sagen: Heimat , du bist wieder mein! Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit dem Spaten ins Moor.

Literatur

Emmerich, Wolfgang (Hg.), Proletarische Lebensläufe. Autobiographische Dokumente zur Entstehung der Zweiten Kultur in Deutschland, Bd. 2, 1914 bis 1945, Reinbek 1974, S. 340-344. Perk, Willi, Die Hölle im Moor, Frankfurt/Main 1970, S. 73 f. Schabrod, Karl, Widerstand an Rhein und Ruhr 1933-1945, Düsseldorf 1969, S. 40 f., S. 63. Hinze, Werner (Hg.), Historisch-politische Lieder aus acht Jahrhunderten, Kiel 2009, S. 222-223. Goguel, Rudi, Es war ein langer Weg. Ein Bericht, Neuaufl. Düsseldorf 2007. Bundesarchiv Berlin, SgY 30/2015, Erinnerungen Hoffmann, Friedrich.

Sicherheit: belegt