Beschreibung

Der Werkzeugdreher Wilhelm Einsele (geboren am 27.2.1896 in Saarbrücken) hörte seit Anfang 1941 den deutschsprachigen Nachrichtendienst des Londoner Rundfunks. Daraus machte er gegenüber seinen Kollegen keinen Hehl. Er erzählte ihnen, dass er die Richtigkeit der Meldungen des Oberkommandos der Wehrmacht anzweifele und berichtete ihnen Einzelheiten über den Inhalt der Radiosendungen. So erklärte er, als von deutscher Seite die Beschädigung der "Bismarck" bekanntgegeben wurde, den Schlachtverlauf hätte er schon vorher erzählen können. Im April oder Mai 1941 erzählte er seinen Kollegen, dass die Deutschen neunzig Divisionen marschbereit an der russischen Grenze stehen hätten. Kurz nach Beginn des Russlandfeldzuges äußerte er, dass die deutschen Verluste im Osten sehr hoch seien. Als der Verlust der beiden U-Boote mit den berühmten und von der Propaganda gefeierten Kommandanten Schepke und Kretschmer bekanntgegeben wurde, sagte Einsele erneut, dass er dies schon lange gewusst habe. Auch eine Meldung des Londoner Rundfunks, wonach auf den Schlachtfeldern in Jugoslawien und Griechenland die Leichen deutscher Soldaten meterhoch lägen und die deutschen Truppen mit ihren Fahrzeugen über diese Leichen hinweg fahren würden, gab Einsele im Betrieb weiter. Von dem Abhören des Londoner Senders ließ er auch dann nicht ab, als ihm sein 15-jähriger Sohn, der der HJ angehörte, darum bat. Auch wiederholten Warnungen seiner Kollegen schenkte er kein Gehör. Das Sondergericht Saarbrücken verurteilte ihn deshalb am 3.9.1941 wegen fortgesetztem Abhören ausländischer Sender und der Verbreitung derer Nachrichten zu fünf Jahren Zuchthaus. Die Untersuchungshaft wurde auf die Strafe angerechnet. Die Strafe verbüßte er zunächst in der Strafanstalt Zweibrücken. Von dort überführte man Einsele am 22.9.1942 in das Strafgefängnis Wittlich.

Quellen

LA Saar StAnw 426

Sicherheit: belegt