Beschreibung

Die Milchausträgerin Wilhelmine Fuhr (geboren am 12.8.1896) sprach kurz vor der Mobilmachung Ende August 1939 mit einer Kundin über einen möglichen Krieg. Als die Kundin äußerte, der Führer wolle keinen Krieg, entgegnet Fuhr: "Wo kein Führer ist, da gibt es keinen Krieg." Ihr Führer sei Gott, sie brauche keinen Führer. Die Kundin solle es auch so machen, so ließe es sich leichter leben. Wenige Monate später, im Oktober 1939, waren vom Polenfeldzug zurückkehrende Soldaten in Idar-Oberstein einquartiert. Wilhelmine Fuhr erzählte einer Kundin, dass Soldaten zu ihr gesagt hätten, dass niemand mehr an die Front wolle. Als die Kundin entgegnete, sie hätte nichts dergleichen gehört, im Gegenteil, antworte Wilhelmine Fuhr nur spöttisch "Ja, ja, ja!" und fragte sie, ob sie denn ihren Sohn opfern wollte. Als die Kudin dies bejahte, "wenn es sein müsse", entgegnete Wilhelmine Fuhr, dann sei sie ja eine schöne Mutter, kein deutscher Soldat käme zurück, "sie würden alle im Sumpf versaufen" und Hungersnot und Revolution würden in Deutschland ausbrechen, das hätte sie aus der Bibel ersehen. Ostern 1941, einen Tag nach einer Rede Hitlers, belieferte Wilhelmine Fuhr ein Ehepaar und rief als Begrüßung höhnisch lächelnd und mit erhobener Faust zweimal "Heil Hitler!". Als die Frau daran Anstoß nahm, äußerte Fuhr: "Der Hitler belügt uns auch." Anfang Mai 1941 sagte sie zu einem Ehepaar: "Wofür brauchen wir denn überhaupt Krieg und für was sind denn die Deutschen in Frankreich einmarschiert?!" Als Wilhelm Krause entgegnete, ob ihr "der Einmarsch der Schwarzen" (gemeint sind die farbigen französischen Soldaten) lieber sei, sagte Wilhelmine Fuhr, davor würde sie der Herrgott schützen, dafür brauche sie "die da" nicht. Am 13. Mai 1941 schließlich sagte sie zu einer Bekannten: "Sehen sie, das haben Sie von ihrer Politik, haben sie schon von Hess gehört?" Als die Frau entgegnete, Hess sei krank und überarbeitet gewesen, antwortete Wilhelmine Fuhr: "Ja, zuerst Röhm und dann Hess; man weiß noch nicht, was von Hitler heraus kommt; Geisteskranke wollen ein Millionenvolk regieren. Ich brauche keinen Führer, ich mache, was ich will." Wilhelmine Fuhr wurde denunziert und am 27. Januar 1942 zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt.

Quellen

LHAK 584,1, Nr. 2315

Sicherheit: belegt