Groten, Manfred/Looz-Corswarem, Clemens von/Reininghaus, Wilfried (Hg.), Der Jülich-Klevische Erbstreit 1609. Seine Voraussetzungen und Folgen. Redaktion Manuel Hagemann, Düsseldorf 2011

359 S., ISBN 978-3-7700-7636-9, 35 Euro

Christoph Kaltscheuer (Bonn)

Epochen

Un­ter dem Leit­mo­tiv, die Ge­mein­sam­kei­ten der rhei­ni­schen und west­fä­li­schen Lan­des­ge­schich­te mit Blick auf den Jü­lich-kle­vi­schen Erb­fol­ge­streit von 1609 her­aus­zu­stel­len, fand 2009 ei­ne Dop­pel­ta­gung in Düs­sel­dorf (22./23. März) und Hamm (8. Mai) statt, in­iti­ier­t von der His­to­ri­schen Kom­mis­si­on für West­fa­len und rea­li­siert ge­mein­sam mit der Ge­sell­schaft für Rhei­ni­sche Ge­schichts­kun­de und dem Ar­beits­kreis Nie­der­rhei­ni­scher Kom­mu­nal­ar­chi­ve. Die Glie­de­rung des Ban­des in fünf Sek­tio­nen ent­spricht der der Ta­gung. Die ins­ge­samt 17 Bei­trä­ge de­cken ein brei­tes Spek­trum ab zu den Haupt­the­men Po­li­tik, Ver­wal­tung, Kon­fes­si­on, Herr­schaft und Kon­fes­si­on. Da­bei wer­den so­wohl ma­kro- als auch mi­kro­his­to­ri­sche An­sät­ze ver­folgt.

In der ers­te Sek­ti­on „Der Nie­der­rhein, West­fa­len und Eu­ro­pa zu Be­ginn des 17. Jahr­hun­derts“ wird der Erb­fol­ge­streit als deut­scher und eu­ro­päi­scher Kon­flikt ein­ge­ord­net (Win­fried Schul­ze), die nie­der­län­di­schen Sicht auf die Er­eig­nis­se bis 1614 ge­bo­ten (Si­mon Gro­en­veld), die ter­ri­to­ria­len Ent­wick­lun­gen nach 1609 dar­ge­stellt (Jörg En­gel­brecht) so­wie der Erb­fol­ge­streit aus di­plo­ma­ti­scher und ver­trags­recht­li­cher Sicht ge­wür­digt (Hans-Wolf­gang Ber­ger­hau­sen).

Die Bei­trä­ge der zwei­ten Sek­ti­on kon­zen­trie­ren sich auf die „Stän­de- und Lan­des­po­li­tik im Nord­wes­ten des Rei­ches“. Ei­ner Ana­ly­se der po­li­ti­schen Spra­che im Her­zog­tum um 1600 (Vol­ker Ser­es­se) fol­gen Über­le­gun­gen zu den Spiel­räu­men land­stän­di­scher Po­li­tik in Kle­ve und Mark (Mi­cha­el Kai­ser). Olaf Rich­ter fragt nach Ver­hal­ten und Ein­fluss der jü­lich-ber­gi­schen Rä­te im Zu­sam­men­hang mit der Erb­fra­ge, Rou­ven Pons ar­bei­tet die Be­deu­tung des Er­bes für das Haus Bran­den­burg und die da­mit ein­her­ge­hen­den in­ner­dy­nas­ti­schen Span­nun­gen her­aus.

In der Sek­ti­on „Krieg und Frie­den am Nie­der­rhein und in West­fa­len im 17. Jahr­hun­der­t“ fasst Jo­han­nes Arndt die öko­no­mi­sche Be­deu­tung der nie­der­rhei­ni­schen Ter­ri­to­ri­en im Kon­text der eu­ro­päi­schen Mäch­te­kon­kur­renz ins Au­ge (der Bei­trag war auf der Ta­gung ent­fal­len). Die mi­li­tä­ri­schen Fol­gen des Erb­falls am Bei­spiel des Kamp­fes um die Fes­tung Jü­lich skiz­ziert Gui­do von Bü­ren in sei­nem mit zahl­rei­chen Ab­bil­dun­gen ver­se­he­nen Bei­trag. Frank Gö­se un­ter­sucht die kur­bran­den­bur­gi­sche Mi­li­tär­po­li­tik im Zu­sam­men­hang mit den Her­aus­for­de­run­gen durch den Erb­fol­ge­streit.

In der mit zwei Bei­trä­gen kleins­ten Sek­ti­on „Herr­schaft, Ver­wal­tung und Or­ga­ni­sa­ti­on“ be­schäf­tigt sich Wer­ner Frei­tag mit den Be­din­gun­gen der In­te­gra­ti­on der Graf­schaft Ra­vens­berg in den bran­den­bur­gi­schen Herr­schafts­kom­plex. Chris­ti­ne Schmitt folgt der Kar­rie­re des mär­ki­schen Ad­li­gen Diet­rich von Sy­berg zu Wisch­lin­gen in Diens­ten Pfalz-Neu­burgs und fragt da­bei nach der Be­deu­tung des Erb­streits als Kar­rie­re­fak­tor.

Den Ab­schluss bil­det die Sek­ti­on „Kon­fes­si­on und Bil­dung am Nie­der­rhein und in West­fa­len in der ers­ten Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts“. Ni­ko­las Jas­pert be­leuch­tet die in­sti­tu­tio­nell-re­li­giö­sen Struk­tu­ren und be­tont da­bei re­gio­na­le Ei­gen­hei­ten, wel­che die Re­gi­on für Re­form­be­we­gun­gen emp­fäng­lich mach­ten. Es fol­gen Aus­füh­run­gen von Ste­fan Eh­ren­preis über die Ka­tho­li­sche Re­form in Jü­lich-Kle­ve-Berg. Aus­ge­hend von Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­kol­len stellt Ant­je Flücht­ner die Aus­wir­kun­gen der Kon­fes­sio­na­li­sie­rung auf die jü­lich-ber­gi­schen Ge­mein­den dar. An­dre­as Rutz wid­met sich schlie­ß­lich der Fra­ge, in­wie­weit die lan­des­herr­li­che Bil­dungs­po­li­tik zur In­te­gra­ti­on des nie­der­rhei­ni­schen Er­bes in die Ter­ri­to­ri­en Pfalz-Neu­burg be­zie­hungs­wei­se Bran­den­burg dien­te.

Als Fa­zit lässt sich zie­hen, dass die Bei­trä­ger der Ta­gung wie des Ta­gungs­ban­des es ver­stan­den ha­ben, das Jahr 1609 als wich­ti­ges und fol­gen­schwe­res Epo­chen­jahr der rhei­nisch-west­fä­li­schen eben­so wie der deut­schen und eu­ro­päi­schen Ge­schich­te ins Be­wusst­sein zu ru­fen und den For­schungs­stand zu ak­tua­li­sie­ren.

Zitationshinweis

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Kaltscheuer, Christoph, Groten, Manfred/Looz-Corswarem, Clemens von/Reininghaus, Wilfried (Hg.), Der Jülich-Klevische Erbstreit 1609. Seine Voraussetzungen und Folgen. Redaktion Manuel Hagemann, Düsseldorf 2011, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Verzeichnisse/Literaturschau/groten-manfredlooz-corswarem-clemens-vonreininghaus-wilfried-hg.-der-juelich-klevische-erbstreit-1609.-seine-voraussetzungen-und-folgen.-redaktion-manuel-hagemann-duesseldorf-2011/DE-2086/lido/57d16b1e927833.21062064 (abgerufen am 28.03.2024)