Maximilian Friedrich Weyhe

Gartenkünstler (1775–1846)

Kerstin Walter (Pulheim)

Maximilian Friedrich Weyhe, Lithographie nach einem Porträt von Georg Wilhelm Volkhart (1815-1876). (Stadtarchiv Düsseldorf)

Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he gilt als be­deu­tends­ter Gar­ten­künst­ler im Rhein­land des 19. Jahr­hun­derts und ist auch als füh­ren­der Ver­tre­ter des Land­schafts­gar­ten­stils in Deutsch­land an­zu­se­hen – ne­ben Fürst Leo­pold III. Fried­rich Franz von An­halt-Des­sau (1740-1817), Fried­rich Lud­wig von Sckell (1750-1823), Fürst Her­mann von Pück­ler-Mus­kau (1785-1871) un­d Pe­ter Jo­seph Len­né. Zahl­rei­che Park­an­la­gen, die Wey­he vor al­lem in Düs­sel­dorf so­wie in Aa­chen, Kle­ve, Kre­feld und in wei­te­ren Tei­len des Rhein­lan­des ge­schaf­fen hat, zeu­gen von sei­nen her­aus­ra­gen­den ­künst­le­ri­schen ­Leis­tun­gen.

 

Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he stamm­te aus ei­ner an­ge­se­he­nen Gärt­ner­fa­mi­lie: Sein Va­ter Jo­seph Cle­mens Wey­he der Äl­te­re (1749-1813) war bei sei­ner Ge­burt im Jahr 1775 als kur­fürst­li­cher Hof­gärt­ner in Pop­pels­dorf bei Bonn (heu­te Stadt Bonn) be­schäf­tigt, ab 1784 dann in Brühl. An bei­den Wir­kungs­or­ten leb­te die Fa­mi­lie in Dienst­woh­nun­gen na­he der zu be­treu­en­den An­la­gen. In­so­fern war Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he schon seit Kin­der­ta­gen ver­traut mit dem Gar­ten­bau, be­deu­ten­den Pflan­zen­samm­lun­gen und wich­ti­gen Wer­ken der Gar­ten­kunst. Ei­ne drei­jäh­ri­ge Gärt­ner­leh­re be­gann er 1789 in Bonn bei sei­nem On­kel Pe­ter Jo­seph Len­né dem Äl­te­ren (1756-1821), der eben­falls als kur­fürst­li­cher Hof­gärt­ner tä­tig war, und zwar zu­nächst in Brühl, spä­ter in Pop­pels­dorf und Bonn. Tat­säch­lich hat­te Pe­ter Jo­seph Len­né der Äl­te­re 1784 im Stel­len­tausch die Nach­fol­ge von Wey­hes Va­ter in Pop­pels­dorf an­ge­tre­ten, der im Ge­gen­zug nach Brühl ge­gan­gen war. Nach dem Tod sei­nes ei­ge­nen Va­ters, Jo­hann Cu­ni­bert Len­né (1714-1787), hat­te er dann in Bonn die Hof­gärt­ner­po­si­ti­on über­nom­men.

Plan von Maximilian Friedrich Wehye zur Erweiterung des Golzheimer Friedhofs, 1816. (Stadtarchiv Düsseldorf)

 

Die bei­den Fa­mi­li­en Len­né und Wey­he ha­ben über vie­le Ge­ne­ra­tio­nen Gar­ten­künst­ler her­vor­ge­bracht und kön­nen da­mit zu Recht als Gärt­ner­dy­nas­ti­en be­zeich­net wer­den. Durch Hei­rat von Jo­seph Cle­mens Wey­he dem Äl­te­ren mit Jo­han­na Ger­trud Len­né (cir­ca 1753-1837) wa­ren die Fa­mi­li­en seit 1774 ver­wandt­schaft­lich mit­ein­an­der ver­bun­den. Im Jahr 1789, als ihr äl­tes­ter Sohn, der 14-jäh­ri­ge Ma­xi­mi­li­an Fried­rich, sei­ne Gärt­ner­aus­bil­dung beim On­kel in Bonn be­gann, wur­de Cou­sin Pe­ter Jo­seph Len­né ge­bo­ren, der so­mit deut­lich jün­ger war.

Der Düsseldorfer Hofgarten, Foto: Jürgen Gregori. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland;Jürgen Gregori)

 

Nach Ab­schluss sei­ner Aus­bil­dung im Jahr 1792 un­ter­nahm Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he Rei­sen nach Frank­furt am Main, Karls­ru­he und schlie­ß­lich nach Schön­brunn bei Wien, wo er län­ge­re Zeit (ver­mut­lich bis 1797) bei Hof­gärt­ner Franz Boos (1753-1832) ar­bei­te­te. Da­nach reis­te er wei­ter nach Prag, Dres­den, Frank­furt am Main und Kas­sel; es kann da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass er auf die­sen Sta­tio­nen die be­deu­tends­ten Gar­ten­an­la­gen ge­se­hen hat. Im An­schluss war er ab 1801 im Köl­ner Bo­ta­ni­schen Gar­ten be­schäf­tigt, dem ehe­ma­li­gen Je­sui­ten­gar­ten. We­ni­ge Jah­re spä­ter (1804) ver­ließ er Köln und über­nahm die Stel­le des Hof­gärt­ners in Düs­sel­dorf. Seit­her war er dort zu­stän­dig für die kur­fürst­li­chen Gar­ten­an­la­gen und die städ­ti­sche Grün­flä­chen­pla­nung.

Das 1850 errichtete Weyhe-Denkmal im Düsseldorfer Hofgarten, Foto: Jürgen Gregori. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he soll­te schlie­ß­lich mehr als vier Jahr­zehn­te un­ter wech­seln­den Dienst­her­ren in Düs­sel­dorf wir­ken. Ab 1805 stand er mit der Grün­dung de­s Gro­ßher­zog­tums Berg durch Na­po­le­on I. (1769-1821) im Dienst der fran­zö­si­schen Ver­wal­tung. Sei­ne Auf­ga­ben wuch­sen da­mals be­trächt­lich, da Düs­sel­dorf als fran­zö­si­sche Re­si­denz­stadt gro­ße städ­te­bau­li­che Ver­än­de­run­gen er­fah­ren soll­te. Wey­he war nun für die gar­ten­künst­le­ri­sche Ge­stal­tung gro­ßer Area­le ver­ant­wort­lich, die durch die Schlei­fung der Fes­tungs­an­la­gen zur Ver­fü­gung stan­den. Nach­dem Preu­ßen ab 1815 durch Ent­schei­dung auf dem Wie­ner Kon­gress die Herr­schaft im Rhein­land über­nahm, ar­bei­te­te Wey­he bis zum En­de sei­ner be­ruf­li­chen Lauf­bahn für das preu­ßi­sche Kö­nigs­haus. Über Jah­re hin­weg war Wey­he in­ten­siv mit der An­la­ge des neu­en Hof­gar­tens be­schäf­tigt, der zu sei­nen Haupt­wer­ken zählt. Er bil­det ei­ne Er­wei­te­rung des schon in der Mit­te des 18. Jahr­hun­derts vom kur­fürst­li­chen Bau­meis­ter Ni­co­las de Pi­ga­ge (1723-1796) ge­stal­te­ten fis­ka­li­schen (fürst­li­chen) Hof­gar­tens vor Schloss Jä­ger­hof, wel­cher als ers­te öf­fent­lich zu­gäng­li­che Park­an­la­ge (Pro­me­na­de) in Deutsch­land gilt. Mit sei­nem Ent­wurf für die Um­ge­stal­tung des fis­ka­li­schen Hof­gar­tens im Jahr 1804 und mit dem 1808 ge­zeich­ne­ten Plan zur Er­wei­te­rung an der Lands­kro­ne ent­wi­ckel­te Wey­he schon zu Be­ginn sei­ner be­ruf­li­chen Lauf­bahn ei­nen ei­ge­nen Land­schafts­gar­ten­ty­pus. Auf sei­nen Rei­sen hat­te er ver­schie­de­ne Land­schafts­gär­ten in Deutsch­land und Ös­ter­reich ken­nen ge­lernt. Er be­schäf­tig­te sich al­so mit den neu­en Strö­mun­gen in der Gar­ten­kunst, ver­zich­te­te aber in der Fol­ge nicht auf tra­di­tio­nel­le For­men. Sein Gar­ten­stil brach kei­nes­wegs ri­go­ros mit der ar­chi­tek­to­ni­schen Ord­nung des Ba­rock­zeit­al­ters, wie es im Zeit­al­ter der Auf­klä­rung in Eng­land aus ideo­lo­gi­schen Grün­den ge­bo­ten schien, son­dern such­te zwi­schen geo­me­tri­schen Prin­zi­pi­en und ma­le­ri­scher Na­tur­nä­he zu ver­mit­teln.

Der von Maximilian Friedrich Weyhe ab 1804 neugestaltete Düsseldorfer Hofgarten, Foto: Jürgen Gregori. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Wey­hes Park­an­la­gen sind ge­kenn­zeich­net durch ei­ne har­mo­ni­sche Ver­bin­dung von for­ma­len und land­schaft­li­chen Ele­men­ten: Baum­rei­hen, Al­le­en, ras­ter­för­mi­ge Ge­hölz­pflan­zun­gen und von Bäu­men ge­säum­te geo­me­tri­sche Plät­ze sind in sei­nen Park­an­la­gen eben­so zu fin­den wie na­tur­nah wir­ken­de Be­rei­che mit Er­he­bun­gen und Tä­lern, Was­ser­flä­chen, ge­schwun­ge­ner We­ge­füh­rung, Baum- und Strauch­grup­pen, de­ren un­ter­schied­li­che Wuchs­for­men und Laub­far­ben kom­po­si­to­risch auf­ein­an­der ab­ge­stimmt wur­den. Be­son­ders cha­rak­te­ris­tisch sind kreis­för­mig an­ge­ord­ne­te Bäu­me, so ge­nann­te Lin­den-Ron­del­le, die ge­ra­de­zu als Er­ken­nungs­merk­mal an­zu­se­hen sind – ein Bei­spiel be­fin­det sich im west­li­chen Teil des Düs­sel­dor­fer Hof­gar­tens, un­ter­halb des Na­po­leon­bergs.

Ne­ben sei­ner Tä­tig­keit in Düs­sel­dorf als Hof­gärt­ner, kö­nig­lich-preu­ßi­scher Gar­ten­in­spek­tor (ab 1826) be­zie­hungs­wei­se Gar­ten­di­rek­tor (ab 1833) hat Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he zahl­rei­che Pla­nun­gen für an­de­re Auf­trag­ge­ber über­nom­men. Be­son­ders be­ach­tens­wert ist hier der Lous­berg-Park in Aa­chen, der ab 1807 auf In­itia­ti­ve ei­nes Ko­mi­tees zur Ver­schö­ne­rung der Stadt durch Wey­he ge­stal­tet wur­de. Er ge­hört da­mit zu den frü­hes­ten von Bür­ge­rin­nen und Bür­gern – nicht von Fürs­ten – ge­schaf­fe­nen öf­fent­li­chen Park­an­la­gen Eu­ro­pas.

Tranchot-Obelisk im 1807 von Maximilian Friedrich Weyhe gestalteten Lousberg-Park in Aachen, Foto: Jürgen Gregori. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Im Rhein­land ist Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he durch sei­ne hier zahl­reich er­hal­te­nen Gar­ten­kunst­wer­ke weit­hin be­kannt. Ei­ni­ge Park­an­la­gen konn­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auf der Grund­la­ge gar­ten­denk­mal­pfle­ge­ri­scher Un­ter­su­chun­gen re­stau­riert wer­den – so auch der Düs­sel­dor­fer Hof­gar­ten. Dass sein Le­bens­werk in den wis­sen­schaft­li­chen Dar­stel­lun­gen zur Ge­schich­te der Gar­ten­kunst nur sel­ten ge­wür­digt wird, mag an Wey­hes en­gem Wir­kungs­kreis lie­gen, der kaum über das Rhein­land hin­aus­reich­te. Die gar­ten­künst­le­ri­schen Leis­tun­gen sei­nes Cou­sins Pe­ter Jo­seph Len­né, der seit 1816 im Diens­te des preu­ßi­schen Kö­nigs Fried­rich Wil­helm III (Re­gie­rungs­zeit 1797-1840) in Pots­dam wirk­te, fan­den hin­ge­gen schon zu Leb­zei­ten weit grö­ße­re Be­ach­tung.

Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he starb am 25.10.1846 in Düs­sel­dorf und fand sei­ne letz­te Ru­he­stät­te auf dem Golz­hei­mer Fried­hof, den er selbst ge­stal­tet hat­te. In­zwi­schen steht die­ser Fried­hof in sei­ner Ge­samt­an­la­ge un­ter Denk­mal­schutz. Durch sei­nen Sohn Jo­seph Cle­mens Wey­he den Jün­ge­ren (1807-1871), der die Po­si­ti­on des kö­nig­li­chen Gar­ten­di­rek­tors in Düs­sel­dorf nach sei­nem Tod über­nahm, setz­te sich die Wey­he-Gärt­ner­dy­nas­tie in ei­ner wei­te­ren Ge­ne­ra­ti­on fort.

Werke

Plan­tae me­di­ci­na­les oder Samm­lung of­fi­zi­nel­ler Pflan­zen, 3 Bän­de, Düs­sel­dorf 1828-1833.

Literatur

Gar­ten­künst­ler – Gar­ten­bil­der von 1530 bis heu­te, hg. vom Ver­ein Stra­ße der Gar­ten­kunst zwi­schen Rhein und Maas e.V., Duis­burg 2009.
Pen­ning, Wolf D., Die kur­k­öl­ni­schen Hof­gärt­ner – Dy­nas­ti­en Len­né und Wey­he. Do­ku­men­te und Ma­te­ria­li­en zu ih­rer Ge­schich­te (1665–1866), in: Bon­ner Ge­schichts­blät­ter 53/54 (2004), S. 153–202.
Rit­ter, Mar­ga­ret, Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he, 1775–1846. Ein Le­ben für die Gar­ten­kunst, Düs­sel­dorf 2007.
Schildt, Hel­mut, Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­he und sei­ne Park­an­la­gen, Düs­sel­dorf 1987.
Za­cher, In­ge, Das Eh­ren­grab Ma­xi­mi­li­an Fried­rich Wey­hes auf dem Golz­hei­mer Fried­hof, in: Düs­sel­dor­fer Jahr­buch 79 (2009), S. 377-392.

Online

Red­lich, Ot­to, „Wey­he, Ma­xi­mi­li­an Fried­rich", in: All­ge­mei­ne Deut­sche Bio­gra­phie 42 (1897), S. 277-278. [On­line]

Ehrengrab für Maximilian Friedrich Weyhe auf dem Golzheimer Friedhof, 1920, Foto: Julius Söhn. (Stadtarchiv Düsseldorf)

 
Zitationshinweis

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Walter, Kerstin, Maximilian Friedrich Weyhe, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/maximilian-friedrich-weyhe-/DE-2086/lido/57c92e6cf3e221.05497394 (abgerufen am 24.04.2024)