Goddert Hittorp

Verleger (1485/1490–1573)

Annekatrein Löw (Münster)

Goddert Hittorp, Porträt auf dem Ehepaardiptychon mit den Bildnissen des Goddert Hittorp und der Gertrud von Bergen. Lithographie um 1850 von Peter Deckers, nach der Steingravur von Bartholomäus Bruyn dem Älteren, 1547. (Universitäts- und Stadtbibliothek Köln)

God­dert Hit­torp ge­hör­te zu den ein­fluss­reichs­ten Per­sön­lich­kei­ten Kölns im 16. Jahr­hun­dert. Als an­ge­se­he­ner Buch­händ­ler, Au­tor und Ver­le­ger stand er mit den füh­ren­den ge­lehr­ten Krei­sen Kölns und des Rhein­lands in Ver­bin­dung. Als in­ter­es­sier­ter und ge­bil­de­ter In­itia­tor för­der­te er die Her­aus­ga­be klas­sisch-hu­ma­nis­ti­scher Schrif­ten, als ge­schäfts­tüch­ti­ger Kauf­mann brach­te er es zu ei­nem be­trächt­li­chen Ver­mö­gen. Als Rats­herr und Bür­ger­meis­ter der Stadt Köln er­warb er sich po­li­ti­sche Ver­diens­te und hat­te zahl­rei­che Eh­ren­äm­ter in­ne. Dem ra­schen be­ruf­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen Auf­stieg folg­te der eben­so ra­sche Nie­der­gang der Fa­mi­lie nach dem Tod Hit­torps.

God­dert Hit­torp ent­stamm­te ei­ner an­ge­se­he­nen Köl­ner Fa­mi­lie. Wäh­rend sein Va­ter Gos­win erst 1485 das Bür­ger­recht er­wor­ben hat­te, ge­hör­te sei­ne Mut­ter Eli­sa­beth zu der alt­ein­ge­ses­se­nen Köl­ner Fa­mi­lie Schlöss­gen (Schloss­gin). God­derts Ge­burts­jahr ist nicht ein­deu­tig ge­si­chert. Als zu­ver­läs­sigs­te Quel­le gilt ein Zeit­ge­nos­se, Hein­rich Pan­ta­le­on (1522–1595). Die­ser wid­me­te ihm in sei­ner Ge­lehr­ten­bio­gra­phie „Pro­so­po­gra­phia her­o­rum at­que il­lus­trum vi­r­o­rum to­ti­us Ger­ma­niae ..." 1566 noch zu des­sen Leb­zei­ten ei­nen ei­ge­nen Ar­ti­kel und gibt als Ge­burts­jahr 1485 an, wo­bei of­fen­sicht­lich Hit­torps Köl­ner Ver­le­ger­kol­le­ge Ar­nold Birck­man II (um 1525–1576) der Ge­währs­mann war. Jo­hann Ja­cob Mer­lo hin­ge­gen nahm 1490 als Ge­burts­jahr an, wohl auf­grund der Jah­res- und Al­ters­an­ga­be auf ei­nem Por­trät­di­pty­chon, das Hit­torp 1547 im Al­ter von 57 Jah­ren zeigt.

1498 wur­de Hit­torp als 13- oder 14jäh­ri­ger an der Ar­tis­ten­fa­kul­tät der Lau­ren­ti­aner­bur­se der Köl­ner Uni­ver­si­tät im­ma­tri­ku­liert. 1503 wur­de er zum Li­zen­tia­ten pro­mo­viert. 1511 ist Hit­torp erst­ma­lig als Ver­le­ger nach­weis­bar, und zwar als Teil­ha­ber an ei­ner Ver­lags­ge­mein­schaft in Pa­ris, die er mit sei­nem Stu­di­en­kol­le­gen Lud­wig Horncken (ge­stor­ben 1521) im Hau­se „Zu den drei Kro­nen des glück­li­chen Köln" un­ter­hielt.

In Pa­ris wird Hit­torp sich we­ni­ger zu Stu­di­en- als zu Ge­schäfts­zwe­cken auf­ge­hal­ten ha­ben, der Ti­tel „Ma­gis­ter" taucht je­den­falls erst in Ver­lags­wer­ken ab 1521, nach sei­ner end­gül­ti­gen Rück­kehr nach Köln, auf. Un­si­cher ist, ob der Ti­tel als eh­ren­de Flos­kel auf­zu­fas­sen ist oder ob Hit­torp den Grad des „Ma­gis­ter Ar­ti­um" um die­se Zeit in Köln er­wor­ben hat. Seit 1512 un­ter­hielt Hit­torp ei­ne zwei­te Ver­lags­buch­hand­lung mit Sor­ti­ment in Köln, und zwar im Hau­se „Zum wei­ßen Ka­nin­chen", wel­ches zu­gleich sein Wohn­sitz war.

Das Haus muss na­he dem Dom ge­gen­über der Pfarr­kir­che St. Paul am An­fang der Mar­zel­len­stra­ße ge­le­gen ha­ben. Hit­torp ließ sich da­mit na­he dem Kle­ri­ker­vier­tel und der Stra­ße „Un­ter Fet­ten­hen­nen" nie­der, dem Ge­schäfts­sitz der be­deu­ten­den Köl­ner Buch­händ­ler­fa­mi­lie Birck­man-My­li­us. 1530 kauf­te Hit­torp in der­sel­ben La­ge zwei wei­te­re Häu­ser, „Zum Strauß" und „Zur Hen­ne" – ein In­diz für die auf wach­sen­den Ge­schäfts­er­folg grün­den­de er­heb­li­che Aus­wei­tung des Ver­lags. Da­von zeu­gen auch die Ein­rich­tung wei­te­rer De­pen­dan­cen in Prag und Wit­ten­berg so­wie sei­ne weit­rei­chen­den Kon­tak­te, un­ter an­de­rem nach Leip­zig und Ba­sel. Hit­torp un­ter­hielt kei­ne Dru­cke­rei, son­dern ließ sei­ne Ver­lags­er­zeug­nis­se bei zahl­rei­chen in- und aus­län­di­schen Lohn­dru­ckern her­stel­len; in Köln vor al­lem bei dem dort zwi­schen 1517 und 1543 an­säs­si­gen Dru­cker Eu­cha­ri­us Cer­vi­cor­nus.

Sein ver­le­ge­ri­scher Schwer­punkt lag zu­nächst in der Edi­ti­on klas­sisch-hu­ma­nis­ti­scher Schrif­ten. So ver­an­lass­te er Kon­rad Heres­bach 1528 zur Her­aus­ga­be sei­ner Über­tra­gung der „Ge­schich­te des Pe­lo­pon­ne­si­schen Krie­ges" des Thuky­di­des (460-396 vor Chris­tus) vom Grie­chi­schen ins La­tei­ni­sche. Fer­ner ver­leg­te er ne­ben zahl­rei­chen an­de­ren Schrif­ten des Eras­mus von Rot­ter­dam (1465/ 1469–1536) 1527 des­sen „Epi­to­me chi­lia­dum ada­gio­rum".

Zu Hit­torps be­deu­tends­ten an­ti­ken, durch die Hu­ma­nis­ten re­zi­pier­ten Wer­ken ge­hört die ers­te voll­stän­di­ge Aus­ga­be der Fla­vi­us-Jo­se­phus-Schrif­ten in Deutsch­land. Viel­leicht ist der in die 1520er Jah­re zu da­tie­ren­de Holz­schnitt mit dem Bild­nis des jun­gen Buch­händ­lers God­dert Hit­torp als End­blatt ei­ner sol­chen Klas­si­ker­aus­ga­be zu­zu­ord­nen. Er zeigt ihn in ty­pisch hu­ma­nis­ti­scher Ge­lehr­ten­po­se, ein Blatt in den Hän­den hal­tend, hin­ter ei­ner auf­wän­dig ver­zier­ten Brüs­tung vor ei­ner reich mit Re­nais­sance­or­na­men­ten de­ko­rier­ten Ni­schen­ar­chi­tek­tur ste­hend. Es dien­te als wir­kungs­vol­le De­mons­tra­ti­on sei­ner ver­le­ge­ri­schen und her­aus­ge­be­ri­schen Ur­he­ber­schaft des Bu­ches, zu­gleich auch als Il­lus­tra­ti­on sei­ner li­te­ra­ri­schen Bil­dung, sei­nes ge­lehr­ten Stan­des und nicht zu­letzt als Be­leg für sei­nen mo­der­nen Kunst­ge­schmack.

So lie­fer­te An­ton Wo­en­sam, der pro­duk­tivs­te Köl­ner Gra­phi­ker sei­ner Zeit, ne­ben die­sem Holz­schnitt nicht nur zahl­rei­che wei­te­re Buch­il­lus­tra­tio­nen, son­dern zeich­ne­te auch für ver­schie­de­ne Ent­wür­fe des Ver­lags­si­gnets des Hau­ses Hit­torp-Horncken, ein wei­ßes Ka­nin­chen, ver­ant­wort­lich. Hit­torp war auch schrift­stel­le­risch als Ver­fas­ser von Vor­re­den und Wid­mun­gen der von ihm be­treu­ten Edi­tio­nen tä­tig. Sei­ner Quin­ti­li­an-Aus­ga­be von 1521 gab er ei­ne selbst­ver­fass­te Wid­mung an Phil­ipp Me­lan­chthon (1497–1560) bei, sei­ner Au­lus Gel­li­us-Aus­ga­be von 1526 ei­ne ei­ge­ne Vor­re­de.

Ab 1525 rich­te­te God­dert Hit­torp sein In­ter­es­se zu­neh­mend auf die Her­aus­ga­be lit­ur­gisch-theo­lo­gi­scher Schrif­ten. Dies ist im Zu­sam­men­hang mit den in die­sen Jah­ren in Köln ein­set­zen­den Aus­ein­an­der­set­zun­gen um die Ein­füh­rung der Re­for­ma­ti­on zu se­hen. Da­bei kam dem Buch­druck ei­ne wich­ti­ge Rol­le zu. Die Furcht, we­gen des Drucks ver­däch­ti­ger Schrif­ten als An­hän­ger der Re­for­ma­ti­on er­kannt zu wer­den und den Zen­sur­be­stim­mun­gen des Köl­ner Ra­tes zum Op­fer zu fal­len, spiel­te für Hit­torp je­doch kaum ei­ne Rol­le. Er ge­hör­te zu den Be­für­wor­tern ei­ner in­ne­ren Re­form der ka­tho­li­schen Kir­che, die für ei­ne Be­sei­ti­gung von Miss­stän­den nach hu­ma­nis­ti­schen Grund­sät­zen un­ter Bei­be­hal­tung der al­ten Ord­nung ein­tra­ten.En­de der 1530er Jah­re schränk­te Hit­torp sei­ne ver­le­ge­ri­sche Tä­tig­keit stark ein: 1543 scheint er sein letz­tes Buch ver­legt zu ha­ben. Statt­des­sen wid­me­te er sich, zu Wohl­stand und ge­sell­schaft­li­chem An­se­hen ge­kom­men, ganz der Wahr­neh­mung öf­fent­li­cher Eh­ren­äm­ter.

1530 wur­de er erst­mals in den Rat der Stadt ge­wählt; dem Ge­brech ge­hör­te er bis 1539 an. Von 1542 bis 1548 ver­trat er im Rat die Gaf­fel Aren, de­ren Ban­ner­herr er spä­ter (1571) wird. Zwi­schen 1557 und 1570 war er fünf­mal Bür­ger­meis­ter. Da­ne­ben be­klei­de­te er wei­te­re Eh­ren­äm­ter, un­ter an­de­rem seit 1552 das des Pro­vi­sors der Uni­ver­si­tät auf Le­bens­zeit. Im Rah­men sei­ner Amts­funk­tio­nen un­ter­nahm er zahl­rei­che Rei­sen: 1551 wur­de er als Ge­sand­ter des Ra­tes zu Her­zog Wil­helm V.von Jü­lich-Kle­ve-Berg ge­schickt, 1563 nach Aa­chen zur fran­zö­si­schen Kö­ni­gin-Re­gen­tin Ka­tha­ri­na di Me­di­ci (1519–1589); 1554, 1558 und 1559 traf er mit den Köl­ner Kur­fürs­ten Adolf III. von Schaum­burg be­zie­hungs­wei­se Jo­hann Geb­hard von Mans­feld zu­sam­men; in den Jah­ren 1558, 1561, 1565 und 1566 nahm er an Kreis­ta­gen des Nie­der­rhei­nisch-West­fä­li­schen Reichs­krei­ses teil.

Mit dem Rück­zug aus der ver­le­ge­ri­schen Tä­tig­keit und dem Be­ginn der öf­fent­li­chen Lauf­bahn Hit­torps fällt um 1547 die Hoch­zeit mit der über 30 Jah­re jün­ge­ren Ger­trud von Ber­gen (ge­bo­ren 1521), zu­sam­men. Ger­trud ent­stamm­te ei­ner be­kann­ten Köl­ner Fa­mi­lie; ihr Va­ter, der Rats­herr Hein­rich von Ber­gen II, war 1492 be­reits in drit­ter Ge­ne­ra­ti­on In­ha­ber der Apo­the­ke im Haus „Zum Re­gen­bo­gen" am Al­ter­markt. Wohl aus An­lass der Ehe­schlie­ßung wird Hit­torp das Ehe­paar­di­pty­chon bei Bar­tho­lo­mä­us Bruyn dem Äl­te­ren, dem füh­ren­den Köl­ner Por­trä­tis­ten sei­ner Zeit, in Auf­trag ge­ge­ben ha­ben. Die Bild­nis­se zei­gen ein wohle­ta­blier­tes Paar, präch­tig aus­ge­stat­tet und mit auf­wen­di­gen Fa­mi­li­en­wap­pen ver­se­hen.

Hit­torp starb am 29.6.1573, laut Her­mann Weins­berg un­ter Hin­ter­las­sung vie­len Gel­des und wur­de in sei­ner Pfarr­kir­che St. Paul be­er­digt. Nach sei­nem Tod, 1575, wird das un­ge­wöhn­li­che klapp­ba­re Di­pty­chon bei Bar­tho­lo­mä­us Bruyn dem Jün­ge­ren in Auf­trag ge­ge­ben wor­den sein, das auf der In­nen­sei­te des lin­ken Flü­gels in gan­zer Fi­gur den hoch­be­tag­ten God­dert Hit­torp, ge­klei­det in sei­ne (vorn ver­ti­kal farb­lich ge­teil­te) Mi-Par­ti-Amts­tracht der Köl­ner Bür­ger­meis­ter, in der Rech­ten den Amts­stab hal­tend, zeigt. Zu Sei­ten des Kop­fes ist links das Wap­pen der Stadt Köln, rechts sein Fa­mi­li­en­wap­pen an­ge­bracht. Auf der rech­ten In­nen­sei­te ist ein um­fang­rei­ches, in hu­ma­nis­ti­schen Dis­ti­chen ver­fass­tes la­tei­ni­sches Lob­ge­dicht auf den Ver­stor­be­nen mit dem Ti­tel „FAS­CES AD VIA­TO­REM" („Eh­run­gen an den Wan­de­rer") zu le­sen.

Es ent­hält ne­ben ei­nem aus­schwei­fen­den Elo­gi­um (la­tei­nisch für Grab­schrift) über den tu­gend­haf­ten Le­bens­wan­del, den rech­ten re­li­giö­sen Glau­ben, die Ver­diens­te Hit­torps für die Stadt und sei­ne her­aus­ra­gen­de Rol­le als Red­ner und Ge­lehr­ter auch ei­ne mo­ra­li­sie­ren­de Stel­lung­nah­me zu den ak­tu­el­len po­li­ti­schen Wir­ren im Rin­gen um die von Hit­torp un­ter­stütz­te „ka­tho­li­sche Re­for­ma­ti­on", die ei­ne ge­mä­ßig­te Al­ter­na­ti­ve zu den als zer­stö­rend er­schei­nen­den Kräf­ten der Re­for­ma­ti­on such­te. „Das Lob­ge­dicht ver­knüpft ... die Ver­ant­wor­tung Hit­torps als Hu­ma­nist, als Be­wah­rer der ka­tho­li­schen Ein­heit und da­mit als Ret­ter der so­zia­len und po­li­ti­schen Frie­dens" (Hei­nen). Ob­wohl, laut In­schrift, in pri­va­tem Auf­trag von Jas­par Hit­torp, God­derts äl­tes­tem Sohn, ge­stif­tet, „da­mit das Bild des Va­ters die Er­in­ne­rung rüh­re", er­hielt Hit­torp mit sei­nem Amts­por­trät dar­über hin­aus ei­ne öf­fent­li­che Ex­em­pel­funk­ti­on für sei­ne Amts­nach­fol­ger im Rat und Bür­ger­meis­ter­amt. Wie ei­ne wei­te­re zeit­glei­che Stif­tung des Soh­nes, ein eben­falls bei Bar­tho­lo­mä­us Bruyn dem Jün­ge­ren in Auf­trag ge­ge­be­ner Pas­si­ons­al­tar mit den Stif­ter­bild­nis­sen der El­tern und Jas­pars, wird auch das Di­pty­chon, als Ge­mäl­de­epi­taph und viel­leicht un­ter Be­tei­li­gung des Ra­tes der Stadt, für die Pfarr­kir­che St. Paul an­ge­fer­tigt wor­den sein.

Jas­par Hit­torp erb­te zu­sam­men mit sei­nem jün­ge­ren Bru­der Mel­chi­or (ge­stor­ben 1591) das um­fäng­li­che Ver­mö­gen des Va­ters. We­ni­ge Jah­re spä­ter, spä­tes­tens 1578, er­krank­te Jas­par an der Le­pra, war uis­set­zich und ne­man wolt in zur ehe ha­ben. Gab al­le sin gut­ter zum ei­gen­tum hin­wech, be­heilt al­lein die leib­zucht (Weins­berg). Trotz sei­ner Krank­heit hat er noch ge­hei­ra­tet und ei­ne Rei­he von Jah­ren ge­lebt. Zu­sam­men mit sei­ner Frau, Mecht­hild von Huls, ist er zwi­schen 1579 und 1591 ur­kund­lich be­zeugt. 1591 muss­te sich das Ehe­paar vor Ge­richt für sei­ne ho­hen Schul­den ver­ant­wor­ten.Die Ver­diens­te des Va­ters fan­den da­bei, wie im Rats­pro­to­koll ver­merkt ist, Be­rück­sich­ti­gung. Auf­grund sei­ner ge­ho­be­nen so­zia­len Stel­lung dürf­te Jas­par Hit­torp, so er denn In­sas­se ei­nes Le­pro­sen­heims war, ei­ne ge­wis­se Be­vor­zu­gung ge­nos­sen ha­ben, zu­mal sein Va­ter von 1555 bis zu sei­nem Tod Pro­vi­sor des Le­pro­so­ri­ums Me­la­ten, des grö­ß­ten und be­deu­tends­ten der vier Köl­ner Le­pros­ori­en, ge­we­sen war.

Auch Mel­chi­or Hit­torp, Amt­mann von St. Mar­tin, dem jün­ge­ren der bei­den Hit­torpschen Kin­der, war kein bes­se­res Schick­sal be­schie­den: er fin­ge den 20. apri­lis 1578 im hei­rath­stan­de an zu dol­len und wart wahn­sin­nich (Weins­berg), wohl aus Über­for­de­rung durch die gro­ße Erb­schaft. Er war ver­hei­ra­tet mit Ca­tha­ri­na Krufft, ge­nannt Cru­de­ner; aus der Ehe gin­gen fünf Kin­der her­vor. Mel­chi­or starb am 20.6.1590. Zu der Zeit leb­te sei­ne Wit­we noch im Hau­se „Zum Strauß" vor St. Paul, dem vom Schwie­ger­va­ter er­erb­ten Be­sitz.

Die Ge­schäfts­nach­fol­ge des Hit­torpschen Ver­lags­buch­han­dels, so­fern nach 1545 noch be­ste­hend, ist un­ge­klärt. Bei­de Söh­ne, über de­ren be­ruf­li­che Tä­tig­keit wir kaum in­for­miert sind, schei­nen „die Lei­den­schaft ih­res Va­ters für den Hu­ma­nis­mus und sei­ne Lie­be zu den Bü­chern nicht ge­erbt" (Franz J. Küh­nen) zu ha­ben. Viel­leicht bie­tet Weins­bergs Hin­weis auf ei­ne un- oder vor­ehe­lich ge­bo­re­ne Toch­ter God­dert Hit­torps, Agnes (ge­stor­ben 1595), ei­nen Hin­weis: Die­se Toch­ter war mit dem Buch­händ­ler Jo­hann Birck­man I (ge­stor­ben 1565) ver­hei­ra­tet, mit dem sie „Un­ter Fet­ten­hen­nen" wohn­te und der mit sei­nem Schwie­ger­va­ter zeit­wei­lig ei­ne Han­dels­ge­mein­schaft führ­te. Das Ge­schäft der Ehe­leu­te scheint je­doch nicht be­son­ders er­folg­reich ge­we­sen zu sein.

Das we­nig er­freu­li­che Schick­sal der drei Kin­der Hit­torps zog den Nie­der­gang der Fa­mi­lie im 17. Jahr­hun­dert bis zur Be­deu­tungs­lo­sig­keit nach sich: Von den fünf Kin­dern Mel­chi­or Hit­torps trat als ein­zi­ger Mel­chi­or Hit­torp II (ge­stor­ben 1661) her­vor. 1626 ist er als ver­hei­ra­tet mit Ca­tha­ri­na Krantz be­zeugt. Er war als ju­ris­ti­scher Pro­fes­sor an der Köl­ner Uni­ver­si­tät und als Hoch­ge­richts­schöf­fe tä­tig. 1646 bis 1658 als Rats­herr so­wie als Kirch­meis­ter sei­ner Pfar­re St. Pe­ter be­zeugt, war die­ser En­kel God­dert Hit­torps der ein­zi­ge be­deu­ten­de­re Nach­fah­re.

Literatur (Auswahl)

Ben­zing, Jo­sef, Die deut­schen Ver­le­ger des 16. und 17. Jahr­hun­derts. Ei­ne Neu­be­ar­bei­tung in: Ar­chiv für die Ge­schich­te des Buch­we­sens 18 (1977), Sp. 1171.
Küh­nen, Franz J., Gott­fried Hit­torp. Un­ter­su­chun­gen zu Le­ben und Werk ei­nes Köl­ner Ver­le­gers im 16. Jahr­hun­dert, Köln 1966.
Löw, An­ne­kat­rein, Al­tar­stif­tun­gen und Bild­nis­auf­trä­ge des Bür­ger­meis­ters God­dert Hit­torp (1485/90–1573), in: Schäf­ke, Wer­ner (Hg.), Co­el­len eyn croyn. Re­nais­sance un­d Ba­rock in Köln, Köln 1999, S. 9–78 .
Schmitz, Wolf­gang, Hit­torp, Gott­fried, in: Le­xi­kon des ge­sam­ten Buch­we­sens, Band 3 (1991), S. 485.

Online

Blum, Hans, Ar­ti­kel "Hit­torp, God­dert", in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 9 (1972), S. 270-272.
Die Fa­mi­lie Hit­torp in den Auf­zeich­nun­gen des Köl­ner Bür­gers Her­mann Weins­ber­g (Di­gi­ta­le Le­se­fas­sung mit Such­funk­ti­on/Pro­jekt Weins­berg: In­ter­dis­zi­pli­nä­res DFG-For­schungs­pro­jekt der Ab­tei­lun­gen für Rhei­ni­sche Lan­des­ge­schich­te und Sprach­for­schung am In­sti­tut für ge­schicht­li­che Lan­des­kun­de der Rhein­lan­de der Rhei­ni­schen Fried­rich-Wil­helms-Uni­ver­si­tät Bonn).

 
Zitationshinweis

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Löw, Annekatrein, Goddert Hittorp, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/goddert-hittorp/DE-2086/lido/57c8309b9c2977.65313709 (abgerufen am 19.03.2024)