Hans Ruprecht Hoffmann

Bildhauer (um 1545-1616/1617)

Sandra Ost (Trier)

Figur am Johann Baptist-Altar im Trierer Dom, möglicherweise Selbstportrait Hans Ruprecht Hoffmanns, Foto: Sandra Ost.

Hans Ru­precht Hoff­mann war ein Bild­hau­er in­ ­Trier, der im Auf­trag der Erz­bi­schö­fe und Kur­fürs­ten tä­tig war, ins­be­son­de­re ­für die Me­mo­ri­a Erz­bi­schof­s Ja­kob III. von Eltz . Zu sei­ne­m Kun­den­kreis ge­hör­ten wei­ter Ver­tre­ter der geist­li­chen wie welt­li­chen Füh­rungs­schicht der Stadt und de­s­ Kur­fürs­ten­tums. Hoff­manns Wer­ke prä­gen bis heu­te das Er­schei­nungs­bild des Do­mes und des Haupt­mark­tes in Trier. Als wich­tigs­ter Meis­ter der Trie­rer Re­nais­sance und ein­zi­ger be­deu­ten­der Künst­ler de­s­ ­Ma­nie­ris­mus in Trier, wenn nicht so­gar des gan­zen west­rhei­ni­schen Rau­mes, ist er für die Kunst­ge­schich­te des Rhein­lands ei­ne her­aus­ra­gen­de Künst­ler­per­sön­lich­keit.

Hoff­mann wur­de ver­mut­lich um 1545 in Worms ge­bo­ren; das ge­naue Ge­burts­da­tum ist un­be­kannt und nur rech­ne­risch auf­grund ei­ge­ner do­ku­men­tier­ter Aus­sa­gen Hoff­manns zu er­mit­teln. Die Fa­mi­lie zog bald nach Trier, wo Hoff­manns Va­ter Hans (ge­stor­ben 1579) 1548 in die Trie­rer Krä­mer­zunft auf­ge­nom­men wur­de. Hans Ru­precht be­gann sei­ne Bild­hau­er­leh­re laut ei­ge­ner Aus­sa­ge in ei­ner Ur­kun­de von 1587 im Al­ter von un­ge­fähr elf Jah­ren in Mainz bei dem Bild­hau­er Diet­rich Schraw (auch Schro, 1545-1568) und ab­sol­vier­te sei­ne Ge­sel­len­jah­re bei Jo­hann von Trar­bach (1530-1586) in Sim­mern, ei­nem be­deu­ten­den klei­nen Kunst­zen­trum im Huns­rück, ehe er in Trier tä­tig wur­de. Bei Schraw lern­te er die De­ko­ra­ti­ons­kunst des nie­der­län­di­schen und fran­zö­si­schen Ma­nie­ris­mus ken­nen. Mög­li­cher­wei­se reis­te Hoff­mann zu Stu­di­en­zwe­cken nach Ant­wer­pen, denn er ar­bei­te­te spä­ter nach Mo­ti­ven des Stils der Ant­wer­pe­ner Werk­statt des Cor­ne­lis Flo­ris (1514-1575). Al­ler­dings war Mainz das mit­tel­rhei­ni­sche Zen­trum des Flo­ris-Stils und Hoff­mann kann hier schon – auch an­hand der auf­kom­men­den Ver­brei­tung von druck­gra­phi­schen Wer­ken – die­sen Stil ver­in­ner­licht ha­ben. Hoff­man ar­bei­te­te oft nach druck­gra­phi­schen Vor­la­gen, bei­spiels­wei­se von Mar­tin van Heems­kerck (1498-1574), Cor­ne­li­us Cort (1536-1578), Mar­tin de Vos (um 1530-1603/1604) oder Adri­an Col­la­ert (1560-1618). Die Ge­sel­len­zeit in Sim­mern ist nicht ur­kund­lich be­legt, son­dern nur auf­grund der re­gio­na­len Ver­brei­tung der Wer­ke und des frü­hen Stils Hoff­manns zu er­schlie­ßen. Ers­te ur­kund­li­che Er­wäh­nung fin­det Hoff­mann in Trier 1566/1567 in der Wein­rent­lis­te. Ab 1570 wohn­te er bis zu sei­nem Tod in der „Sanct Sy­me­ons­gas­s“ (heu­te Si­me­on­stra­ße).

Aus den Trau- und Tauf­ein­trä­gen in den Kir­chen­bü­chern der Pfar­re St. Gan­golf, in der Hans Ru­precht Hoff­mann mit sei­ner Fa­mi­lie leb­te, geht her­vor, dass er min­des­tens drei­mal ver­hei­ra­tet war und min­des­tens vier Kin­der hat­te. Die Kir­che St. Gan­golf am Trie­rer Haupt­markt war die Pfar­re, in der die meis­ten wohl­ha­ben­den und ein­fluss­reichs­ten Bür­ger wohn­ten. Von Hoff­manns ers­ten Ehe­frau, die vor 1582 starb, ist nur der Vor­na­me Ka­tha­ri­na be­kannt. Aus die­ser Ehe wur­den die Kin­der Mar­ga­re­tha (ge­bo­ren 1571), Hein­rich (ge­bo­ren 1573) und Hu­go (ge­bo­ren 1576) in Trier ge­tauft. Sei­ne zwei­te Frau An­na Ört­hin ehe­lich­te er am 31.7.1583; Trau­zeu­gen wa­ren der Dom­de­chant Bar­tho­lo­mä­us vom Stein und der Krä­mer­zunft­meis­ter Hans Reu­landt. Sei­ne drit­te Ehe­schlie­ßung mit (An­na) Mar­ga­re­tha, Toch­ter des Theis Ko­chen­be­cker aus Co­chem, be­zeug­ten am 25.11.1590 der Trie­rer Bür­ger­meis­ter Ma­xi­min Per­ge­ner und der Pa­last­kell­ner und Schöf­fe Karl Wolf.

Die Trie­rer Stein­metz­zunft wähl­te Hoff­mann am 10.5.1581 zum Zunft­meis­ter; die of­fi­zi­el­le Auf­nah­me er­folg­te aber erst am 27.5.1583, nach­dem sich un­ter an­de­rem der Trie­rer Erz­bi­schof Jo­hann von Schö­nen­burg en­er­gisch für ihn ein­ge­setzt hat­te. Das Amt soll­te Hoff­mann zu­nächst ver­wei­gert wer­den, weil sei­ne ers­te, mitt­ler­wei­le ver­stor­be­ne Ehe­frau un­ehe­li­cher Ab­stam­mung ge­we­sen war. Ob das der wah­re Grund war, mag da­hin­ge­stellt sein, denn auch po­li­ti­sche Grün­de sind denk­bar. Die Bür­ger Triers hat­ten 1580 ei­nen mehr­jäh­ri­gen Pro­zess vor dem Reichs­kam­mer­ge­richt um die Reichs­un­mit­tel­bar­keit der Stadt ge­gen Erz­bi­schof Ja­kob III. von Eltz ver­lo­ren, und die Fron­ten wa­ren noch spür­bar. Als Fa­vo­rit des Kle­rus - Hoff­mann hat­te auch die Kan­zel im Trie­rer Dom ge­schaf­fen -, wur­de er da­mit wohl zum Ob­jekt ei­nes Macht­kamp­fes bei­der Par­tei­en, in dem sich letzt­lich der Erz­bi­schof durch­setz­te. Da sich aber auch an­de­re Stein­met­ze für sei­ne Er­nen­nung ein­setz­ten, ist an­zu­neh­men, dass er der am bes­ten ge­eig­ne­te Kan­di­dat für das Amt war.
Hans Ru­precht Hoff­mann ge­noss ho­hes ge­sell­schaft­li­ches An­se­hen. Sei­ne Kin­der be­sa­ßen Tauf­pa­ten aus dem Domkle­rus und der städ­ti­schen Ober­schicht, um­ge­kehrt wur­den er und sei­ne Frau Tauf­pa­ten bei an­de­ren Fa­mi­li­en der städ­ti­schen Eli­te wie bei Kol­le­gen. Städ­ti­schen Quel­len ist zu ent­neh­men, dass Hoff­mann von 1584-1586 rech­nungs­füh­ren­der Lei­ter der Bau­meis­te­rei war. 1609 wur­de er Syn­odal und 1614 rech­nungs- und kas­sen­füh­ren­der Kirch­meis­ter sei­ner Pfar­re St. Gan­golf. Als Rats­mit­glied war er in den drei Rech­nungs­jah­ren 1604/1605-1606/1607 ei­ner der „Al­mo­si­nie­rer“ im Al­mo­sen­amt der Stadt Trier; das Amt war 1591 ge­grün­det wor­den, um die Ar­men der Stadt zu un­ter­stüt­zen. Hoff­mann nahm al­so Äm­ter wahr, die nur Bür­ger aus­üben konn­ten, die über aus­rei­chend Ein­kom­men und Zeit ver­füg­ten. Als In­ha­ber ei­ner flo­rie­ren­den Werk­statt, de­ren Wer­ke von den füh­ren­den geist­li­chen und welt­li­chen Krei­sen nach­ge­fragt wur­den, zähl­te Hoff­mann ganz of­fen­sicht­lich da­zu - über den Stand ei­nes Hand­wer­kers war er weit hin­aus­ge­wach­sen. Hans Ru­precht Hoff­mann starb um 1616/1617.

Hoff­manns Stär­ke liegt vor al­lem in sei­nen Por­trait­plas­ti­ken. In sei­ner gro­ßen Werk­statt be­schäf­tig­te er zahl­rei­che Ge­sel­len, dar­un­ter Jo­han­nes Man­ter­nach und sei­nen ei­ge­nen Sohn Hein­rich (ge­bo­ren 1571/1576-1623). Bei­de führ­ten den Hoff­mann-Stil nach des­sen Tod fort, konn­ten aber des­sen Stan­dard nicht auf­recht­er­hal­ten, wes­halb die Werk­statt im­mer wei­ter an Be­deu­tung ver­lor. Ne­ben sei­ner Tä­tig­keit als Bild­hau­er war Hoff­mann auch Me­dail­leur, der Ge­denk­me­dail­len un­ter an­de­rem für die Erz­bi­schö­fe Jo­hann von der Ley­en und Ja­kob III. von Eltz schuf.

Zu den wich­tigs­ten Wer­ken sei­ner Bild­hau­er­werk­statt zäh­len in Trier die Dom­kan­zel, ein Früh­werk von 1570/1572, der Pe­trus-Brun­nen auf dem Haupt­markt von 1595, der Drei­fal­tig­keits-Gra­bal­tar für Ja­kob III. von Eltz aus dem Jah­re 1597 und der Al­ler­hei­li­gen­al­tar für Erz­bi­schof Lo­thar von Met­ter­nich von 1614. Da­ne­ben schuf er zahl­rei­che wei­te­re Al­tä­re, Epi­ta­phi­en und Schrift­ta­feln im Dom, in der Lieb­frau­en­kir­che und in den Pfarr­kir­chen der Stadt, für Dom­her­ren wie für Bür­ger­li­che. Auch über Trier hin­aus fin­den sich sei­ne Wer­ke, so in Elt­vil­le, Ge­mün­den, Wald­rach, Saar­burg, Thion­vil­le und Bop­pard, wo der Main­zer Epi­gra­phi­ker Rü­di­ger Fuchs ei­ne frag­men­ta­ri­sche In­schrif­ten­plat­te auf­grund pa­läo­gra­phi­scher Un­ter­su­chun­gen als Werk Hoff­manns er­kannt hat. Da nur we­ni­ge sei­ner Wer­ke si­gniert sind (meist „HR“ oder “HR­H“), kann ein gro­ßer Teil sei­nes Oue­v­res ihm und sei­ner Werk­statt nur nach sti­lis­ti­schen Merk­ma­len und vor al­lem auf­grund der ver­wen­de­ten Schrif­ten zu­ge­ord­net wer­den.

Hans Ru­precht Hoff­mann war ein be­deu­ten­der Meis­ter, der Ele­men­te der Re­nais­sance mit den Ei­gen­hei­ten des Flo­ris-Stils ver­misch­te und dies mit ma­nie­ris­ti­schen An­klän­gen zu sei­ner in­di­vi­du­el­len Hand­schrift kom­po­nier­te, die in ih­ren spät­ma­nie­ris­ti­schen Aus­prä­gun­gen be­reits den Ba­rock ah­nen lässt. Mög­li­cher­wei­se neig­te Hoff­mann trotz sei­ner über­wie­gend ka­tho­li­schen Auf­trag­ge­ber zum Pro­tes­tan­tis­mus, wie ei­ne in der Stadt­bi­blio­thek Trier er­hal­te­ne pro­tes­tan­ti­sche Bi­bel mit sei­nem Na­men als Be­sit­zer­ein­trag na­he le­gen könn­te.

Literatur

Bal­ke, Franz, Über die Wer­ke des kur­trie­ri­schen Bild­hau­ers Hans Ru­precht Hoff­mann († 1616), Trier 1916.
Fuchs, Rü­di­ger, Die Schrift der Werk­statt Hans Ru­precht Hoff­manns († 1616) in Trier, in: Em­bach, Mi­cha­el u.a. (Hg.), Sanc­ta Tre­ve­ris. Bei­trä­ge zu Kir­chen­bau und bil­den­der Kunst im al­ten Erz­bis­tum Trier. Fest­schrift für Franz J. Ro­nig zum 70. Ge­burts­tag, Trier 1999, S. 147-171.
Ost, San­dra, Hans Ru­precht Hoff­mann, in:  Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon XXV (2005), Sp. 1455-637-643.
Os­ter­mann, Pa­trick (Be­arb.), Kul­tur­denk­mä­ler in Rhein­land-Pfalz, Band 17.1 Stadt Trier, Worms 2001.
Schmid, Wolf­gang, 400 Jah­re Pe­trus­brun­nen (1595-1995), Trier 1995.
Schmid, Wolf­gang mit Heinz, Ste­fan und Ro­th­brust, Bar­ba­ra, Die Grab­denk­mä­ler der Erz­bi­schö­fe von Trier, Köln und Mainz, Trier 2004. S. 59-62, 131. 

 
Zitationshinweis

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Ost, Sandra, Hans Ruprecht Hoffmann, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hans-ruprecht-hoffmann/DE-2086/lido/57c8315aad48a1.21119927 (abgerufen am 19.03.2024)