Heinrich Maria von Hess

Maler (1798–1863)

Denise Steger (Linz am Rhein)

Heinrich Maria von Hess, Original: Staatliche Graphische Sammlung München, Foto: Franz Hanfstaengl (1804-1877). (Staatliche Graphische Sammlung München)

Hein­rich Ma­ria von Hess war ein His­to­ri­en- und Por­trät­ma­ler der Ro­man­tik und trug im Geist der Na­za­re­ner zur Wie­der­be­le­bung der re­li­giö­sen Mo­nu­men­tal- und Glas­ma­le­rei bei.

Hein­rich Ma­ria von Hess wur­de am 19.4.1798 als Sohn von Karl Chris­toph Hess (1755-1828) und sei­ner Ehe­frau Ma­ria Ka­tha­ri­na (1765-1820/1826), Toch­ter des Düs­sel­dor­fer Ga­le­rie- und Aka­de­mie­di­rek­tors Lam­bert Kra­he (1712-1790), in Düs­sel­dorf ge­bo­ren. Der Va­ter war evan­ge­lisch, die Mut­ter ka­tho­lisch. Ab 1782 war der Va­ter – ein Kup­fer­ste­cher und Zeich­ner - Pro­fes­sor an der Kunst-Aka­de­mie in Düs­sel­dorf und ab 1806 an der Kö­nig­li­chen Aka­de­mie in Mün­chen.

Hein­rich Hess er­hielt sei­nen ers­ten Kunst­un­ter­richt durch sei­nen Va­ter in Düs­sel­dorf und ab 1806 in Mün­chen, wo­hin bald die gan­ze Fa­mi­lie zog. 1813-1817 stu­dier­te er an der Münch­ner Aka­de­mie, ent­schied sich aber ge­gen die klas­si­zis­tisch aus­ge­rich­te­te Aka­de­mie­lei­tung des Jo­hann Pe­ter von Lan­ger (1756-1824) und schloss sich der Kunst­rich­tung der Na­za­re­ner an.

Un­ter sei­nen ers­ten Wer­ken war die Dar­stel­lung ei­ner „Hei­li­gen Fa­mi­lie“, die 1816 von Ca­ro­li­ne Wil­hel­mi­ne von Ba­den (1776-1841, 1806-1825 ers­te Kö­ni­gin Bay­erns), er­wor­ben wur­de; in ih­rem Be­sitz be­fan­den sich auch ei­ne le­bens­gro­ße „Ca­ri­tas“ und zwei Ma­don­nen­bil­der von Hess. Sei­ne fein­füh­li­gen, in­ni­gen Wer­ke aus die­ser Zeit zäh­len zu den Bes­ten der Ro­man­ti­schen Ma­le­rei, dar­un­ter zahl­rei­che Por­träts, so das um 1820/1821 ent­stan­de­ne Bild­nis sei­ner Schwä­ge­rin, Fran­zis­ka (Fan­ny) Gail (1802-1836), Gat­tin sei­nes Bru­ders Pe­ter von Hess (1792-1871), der wie sei­ne bei­den an­de­ren Brü­der Franz (1795-1819) und Carl (1801-1874) Ma­ler war.

Hein­rich Hess er­hielt auf­grund sei­ner Be­ga­bung ein Staats­sti­pen­di­um für ei­nen Stu­di­en­auf­ent­halt in Ita­li­en und traf im No­vem­ber 1821 in Rom ein. Dort wid­me­te er sich, wie vie­le an­de­re deut­sche Künst­ler, dem Stu­di­um der An­ti­ke, den Ma­lern des Quat­tro­cen­to und Raf­fa­el. Hess blieb fünf Jah­re in Rom und knüpf­te Kon­tak­te zu Ber­tel Thor­wald­sen (1770-1844), den er 1823 por­trä­tier­te, dem Bild­hau­er An­to­nio Ca­no­va (1757-1822) und des­sen Schü­ler Kon­rad Eber­hard (1768-1859) so­wie zu be­deu­ten­den Ver­tre­ter des Na­za­ren­er­tums: Carl Jo­seph Be­gas, Ju­li­us Schnorr von Ca­rols­feld (1794-1872), der ein Por­trät von Hess schuf, und Fried­rich Over­beck (1789-1869).

Sei­ne Wer­ke wur­den von Kron­prinz Lud­wig von Bay­ern (1786-1868, 1825-1848 Kö­nig Lud­wig I.) über­aus ge­schätzt; un­ter an­de­rem gab er ihm 1824 den Auf­trag für das Bild­nis der Ma­ri­an­na Mar­che­sa Flo­ren­zi (1802-1870), die dem Flo­ren­ti­ni­schen Adel an­ge­hör­te und, li­te­ra­risch und phi­lo­so­phisch hoch­ge­bil­det, 45 Jah­re mit dem Kö­nig be­freun­det war. Hess´ ly­ri­scher Mal­stil in war­mem, har­mo­ni­schem Ko­lo­rit zeigt die Por­trä­tier­te an­nä­hernd le­bens­groß als wun­der­schö­ne selbst­be­wuss­te jun­ge Da­me. Im glei­chen Jahr schuf Hess im Auf­trag Kö­nig Ma­xi­mi­li­ans I. von Bay­ern (1756-1825) das Ge­mäl­de „Apol­lo und die Mu­sen“ und für das Hoch­zeits­al­bum des Kron­prin­zen Fried­rich Wil­helm von Preu­ßen (als Fried­rich Wil­helm IV. 1840-1858 Kö­nig von Preu­ßen) und der Eli­sa­beth von Bay­ern (1801-1873) die „Heim­su­chung Ma­riä“. Wei­te­re Wer­ke sei­ner rö­mi­schen Zeit sind „Pil­ger, Rom er­bli­cken­d“ (1822), das Por­trät der durch ih­re Schön­heit be­rühm­ten Vit­to­ria Cal­do­ni „Al­ba­ne­rin am Brun­nen“ (1823) so­wie die Land­schafts­bil­der „Pon­te No­men­ta­no“ und „Cam­pa­gna“.

1826 wur­de Hess auf Vor­schlag des Aka­de­mie­di­rek­tors Pe­ter Cor­ne­li­us (1783-1867) von Kö­nig Lud­wig I. als Pro­fes­sor an die Münch­ner Kunst­aka­de­mie be­ru­fen; er ver­ließ Rom am 16.11.1826 und wur­de am 15.1.1827 als Pro­fes­sor für Ma­le­rei ver­pflich­tet. Ne­ben sei­ner Lehr­tä­tig­keit wid­me­te sich Hess auf in­ten­si­ve Wei­se den bei­den, vom Kö­nig in­iti­ier­ten und fi­nan­zi­ell hoch ge­för­der­ten Wie­der­be­le­bungs­kam­pa­gnen der Mo­nu­men­tal- und Glas­ma­le­rei.

Im Auf­trag von Pe­ter Cor­ne­li­us hat­te Hess be­reits das Wand­bild „Apol­lo und Daph­ne“ in der Münch­ner Glyp­to­thek aus­ge­führt. Das gro­ßan­ge­leg­te, im Auf­trag des baye­ri­schen Kö­nigs ab 1820 er­stell­te Fres­ken-Pro­jekt „Die Göt­ter Grie­chen­land­s“ be­inhal­te­te die De­cken- und Wand­ma­le­rei­en in der von Leo von Klen­ze (1784-1864) zwi­schen 1816-1830 er­rich­te­ten Glyp­to­thek, die der hoch­wer­ti­gen An­ti­ken­samm­lung des Kö­nigs ei­ne öf­fent­li­che Prä­sen­ta­ti­ons­flä­che bot.

Als christ­li­ches Äqui­va­lent zu die­sem an­ti­ken Fres­ken­zy­klus er­hielt Hess den kö­nig­li­chen Auf­trag zur Aus­ma­lung der Al­ler­hei­li­gen-Hof­kir­che der Münch­ner Re­si­denz, die ab 1826 von Leo von Klen­ze in An­leh­nung an ita­lie­ni­sche Vor­bil­der in frei­em by­zan­ti­nisch-ro­ma­ni­schem Stil er­baut wur­de. Die­ser ers­te Kir­chen­bau Bay­erns nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on von 1803, pro­gram­ma­tisch „al­len Hei­li­gen“ ge­wid­met, wur­de 1837 ge­weiht. Hess ent­warf für die ein­zel­nen Ge­wöl­be­ab­schnit­te ein um­fas­sen­des Ge­samt­pro­gramm, des­sen Kar­tons 1829 in Mün­chen aus­ge­stellt und 1837 bei F. Gy­pen in Mün­chen als Li­tho­gra­phie her­aus­ge­ge­ben wur­den. Die Fres­ken wur­den 1830-1837 von Hess und sei­nen Schü­lern, un­ter an­de­rem Jo­hann von Schrau­dolph (1808-1879), Carl Koch (1806-1900), Jo­hann Bap­tist Mül­ler (1809-1869) und Alex­an­der Ma­xi­mi­li­an Seitz (1811-1888), aus­ge­führt.

Dem Stil mit­tel­al­ter­li­cher Mo­nu­men­tal­ge­mäl­de ver­pflich­tet, wur­de Gold als Ge­mäl­de­h­in­ter­grund und reich ver­zier­te Or­na­ment­bän­der, von Jo­sef An­ton Schwarz­mann (1806-1890) ge­malt, als Rah­mung ge­wählt. Die in vier Ab­schnit­te ein­ge­teil­ten Ge­wöl­be­zo­nen zeig­ten, von Wes­ten nach Os­ten: im Mu­sik­chor, ein­ge­schrie­ben in Me­dail­lons, von Um­schrif­ten be­glei­tet, Al­le­go­ri­en der Küns­te und Wis­sen­schaf­ten: hei­li­ge Cä­ci­lia (Mu­sik), hei­li­ger Lu­kas (Ma­le­rei), Kö­nig Sa­lo­mon mit dem Plan des Tem­pels von Je­ru­sa­lem (Bau­kunst), hei­li­ger Papst Gre­gor (Theo­lo­gie), Da­vid als Psal­men­schrei­ber (Dicht­kunst), des Wei­te­ren die vier Kar­di­nal­tu­gen­den Weis­heit, Klug­heit, Mä­ßig­keit und Stär­ke. In der west­li­chen Kup­pel fin­den sich Sze­nen aus dem Al­ten Tes­ta­ment: Im Zen­trum Gott­va­ter, um­ge­ben von Se­ra­phi­men, dar­un­ter die sechs Schöp­fungs­ta­ge, Sün­den­fall und Ver­trei­bung aus dem Pa­ra­dies, und in der un­te­ren Zo­ne die Ge­schich­te Noahs, in den Zwi­ckel­fel­dern Fi­gu­ren der Erz­vä­ter Noah, Abra­ham Isaak und Ja­kob und in den Sei­ten­ge­wöl­ben Sze­nen aus dem Le­ben Abra­hams, Ja­kobs und Mo­ses.

Im über­lei­ten­den Gurt­bo­gen wer­den die Pro­phe­ten Je­re­mi­as, Da­ni­el, Isai­as und Eze­chiel prä­sen­tiert, dar­über, vor­be­rei­ten­de Hand­lun­gen zur Er­schei­nung des Mes­sias: Jo­han­nes der Täu­fer in der Wüs­te, Ver­kün­di­gung an Ma­ria und An­be­tung der Hir­ten und der drei Ma­gi­er.
Die öst­li­che Kup­pel zeigt im Zen­trum Chris­tus mit den Wund­ma­len, um­ge­ben von En­geln, dar­un­ter den Kreis der Apos­tel, in den Zwi­ckeln die vier Evan­ge­lis­ten und in den Sei­ten­ge­wöl­ben Sze­nen aus dem Le­ben Chris­ti, Pas­si­on, Auf­er­ste­hung und Him­mel­fahrt, im über­lei­ten­den Gurt­bo­gen die vier Kir­chen­vä­ter, die sie­ben Ga­ben des Hei­li­gen Geis­tes und im Zen­trum die Tau­be des Hei­li­gen Geis­tes in ei­ner Glo­rio­le. Das Chor­ge­wöl­be be­inhal­tet den „Tri­umph der Kir­che“: Die sie­ben Sa­kra­men­te und das Drei­fal­tig­keits­bild.

So­gleich nach der Voll­endung der Aus­ma­lung be­gann Hess mit ei­nem wei­te­ren, be­reits 1834 vom Kö­nig in Auf­trag ge­ge­be­nen Pro­jekt in der ab 1837 von Ge­org Fried­rich Zieb­land (1800-1873) als Be­ne­dik­ti­ner­ab­tei-, Pfarr- und Gra­bes­kir­che Kö­nigs Lud­wigs I. er­rich­te­ten Ba­si­li­ka St. Bo­ni­faz. Die Dar­stel­lun­gen an den Hoch­wän­den des Mit­tel­schiffs schil­der­ten in zwölf gro­ßen und zehn klei­ne­ren Bil­dern das Le­ben des hei­li­gen Bo­ni­fa­ti­us, dar­über wur­de in 36 Sze­nen die Ver­brei­tung des Chris­ten­tums in Deutsch­land dar­ge­stellt, wäh­rend die Zwi­ckel der Ar­chi­vol­ten 34 Papst­por­träts zeig­ten. Im Chor wur­de Chris­tus in der Glo­rio­le zwi­schen Ma­ria und Jo­han­nes, dar­un­ter die Ver­kün­di­ger des Evan­ge­li­ums. Die Fres­ken über den Sei­ten­al­tä­ren be­inhal­te­ten die „Stei­ni­gung des hl. Ste­pha­nu­s“ und „Ma­ria mit Hei­li­gen“. Die Aus­füh­rung, selbst die An­fer­ti­gung der Kar­tons, über­ließ Hess bis auf we­ni­ge Haupt-Dar­stel­lun­gen sei­nen Schü­lern, dar­un­ter Karl Koch, Jo­hann von Schrau­dolph, Clau­di­us Schrau­dolph (1813-1891), Jo­hann Bap­tist Mül­ler und Jo­hann Kas­par (1822-1885). Nach der Voll­endung der Aus­ma­lung 1844 schuf Hess noch ein Fres­ko im be­nach­bar­ten Re­fek­to­ri­um des Be­ne­dik­ti­ner­stifts mit ei­ner Dar­stel­lung des „Letz­ten Abend­mal­s“.

Ein wei­te­res Be­tä­ti­gungs­feld fand Hein­rich Ma­ria von Hess in der seit 1826 be­ste­hen­den Glas­ma­le­rei-Ab­tei­lung der Münch­ner Por­zel­lan-Ma­nu­fak­tur, die von sei­nem Schwa­ger, dem Ar­chi­tek­ten und Bau­meis­ter Ge­org Fried­rich von Gärt­ner (1791-1847) ge­lei­tet wur­de. Die­ser war ab 1822 mit Hess´ Schwes­ter Ka­tha­ri­na (1796-1832) und ab 1834 mit ei­ner wei­te­ren Schwes­ter, Lam­ber­ti­ne (1804-1852), ver­hei­ra­tet.

Noch in Rom er­hielt Hess Nach­richt von sei­nem Schwa­ger, dass der Kö­nig von ihm Ent­wür­fe für ei­ne ge­plan­te Neu­ver­gla­sung der Re­gens­bur­ger Dom­fens­ter wün­sche. Aus der Glas­ab­tei­lung der Ma­nu­fak­tur ging 1827 un­ter der Lei­tung von Max Ema­nu­el Ain­mil­ler (1807-1870) die „Kö­nig­li­che Glas­ma­le­rei­an­stal­t“ her­vor. Hier wur­den, nach Vor­la­gen der Na­za­re­ner, ent­schei­den­de Neue­run­gen auf dem Feld far­bi­ger Ver­gla­sung von Kir­chen­fens­tern ent­wi­ckelt. Hess, der Ain­mil­ler als künst­le­ri­scher Lei­ter zur Sei­te stand, und 1837 die Nach­fol­ge von Gärt­ner an­trat, lie­fer­te aber bis auf zwei Aus­nah­men (Lau­ren­ti­us­fens­ter, 1850 und Pa­tro­na Ba­va­riae-Fens­ter, 1852) nur die Ide­en­skiz­zen zu ei­ner Rei­he von Glas­ge­mäl­den im Re­gens­bur­ger Dom, die Kar­tons stamm­ten un­ter an­de­rem von den Cor­ne­li­us-Schü­lern Chris­toph Chris­ti­an Ru­be (1805-1875) und Karl Schorn (1802-1850).

Des Wei­te­ren kon­zi­pier­te Hess die Glas­ge­mäl­de für die Ma­ria Hilf-Kir­che in Au, die zwi­schen 1831-1839 von Jo­sef Da­ni­el Ohl­mül­ler (1791-1839) und Ge­org Fried­rich Zieb­land als ers­ter neo­go­ti­scher Hal­len­bau Mün­chens er­rich­tet wur­de und für de­ren Bau und Ver­gla­sung Kö­nig Lud­wig I. 100.000fl. be­reit­stell­te.

Von Hess stamm­te auch das Ge­samt­kon­zept für die von Kö­nig Lud­wig I. ge­stif­te­ten Blei­glas­fens­ter, die so ge­nann­ten „Bay­ern­fens­ter“ im süd­li­chen Sei­ten­schiff des Köl­ner Doms, die fünf Sze­nen aus der An­fangs­zeit des Chris­ten­tums zei­gen und 1846-1848 rea­li­siert wur­den; beim so ge­nann­ten „Gör­res­fens­ter“ des Köl­ner Doms, 1856 ein­ge­setzt, war Hess auch als Ent­wer­fer tä­tig.

Wei­te­re Fens­ter, die nach den Kar­tons von Hess rea­li­siert wur­den, wa­ren un­ter an­de­rem das be­deu­ten­de, knapp 30 Me­ter ho­he Auf­er­ste­hungs­fens­ter für die Haupt­ap­sis der St. Pe­ters­bur­ger Isaaks-Ka­the­dra­le (1841-1843) und ein Quer­haus­fens­ter in der Glas­gow-Ca­the­dral.

Im Zu­ge der Neu­er­rich­tung der Glas­ma­le­rei­an­stalt an der Münch­ner Lui­sen­stra­ße 1846 ließ Hess sich auf dem Nach­bar­grund­stück ein ei­ge­nes Haus bau­en.

An Öl­ge­mäl­den sind aus je­ner Zeit nur we­ni­ge über­lie­fert; dar­un­ter das Por­trät sei­ner Frau als Braut. 1830 oder 1831 hat­te Hein­rich Ma­ria Hess An­toi­net­te (1811-1892), Toch­ter von Lud­wig Rit­ter von Lang­lois (1773-1856), baye­ri­scher Ka­bi­netts­rat, und Au­gus­te von Hei­li­gen­stein, ge­hei­ra­tet. Aus der Ehe gin­gen un­ter an­de­ren drei Kin­der her­vor, die eben­falls Künst­ler wur­den, Au­gust (1834-1893), Bild­nis­ma­ler in Mün­chen, An­ton (1838-1909), Bild­hau­er in Mün­chen und Ma­rie (ge­stor­ben 1915), Ma­le­rin.

Von 1847-1849 über­nahm Hess, der 1844 mit dem Ver­dienst­or­den der Baye­ri­schen Kro­ne (Rit­ter­kreuz) in den Adels­stand er­ho­ben wor­den war, die In­te­rims­lei­tung der Münch­ner Aka­de­mie, zu de­ren Re­or­ga­ni­sa­ti­on er ent­schei­dend bei­trug. Er leg­te aber, nach­dem Wil­helm von Kaul­bach (1805-1874) zum Aka­de­mie­di­rek­tor er­nannt wor­den war, sei­ne Pro­fes­sur nie­der und wur­de zum Di­rek­tor der Ver­ei­nig­ten Kunst-Samm­lun­gen des Staa­tes er­nannt.

Zu sei­nen Spät­wer­ken ge­hört un­ter an­de­rem das im Auf­trag Kö­nig Ma­xi­mi­li­ans II. (1811-1864) ge­schaf­fe­ne Mo­nu­men­tal-Ge­mäl­de „Thro­nen­de Ma­don­na mit den vier Kir­chen­vä­tern und den Pa­tro­nen der von Kö­nig Lud­wig I. er­bau­ten Kir­chen“ (1853), ein Por­trät des Ab­tes Paul Bir­ker (1854) und ei­ne „Flucht nach Ägyp­ten“ für das so­ge­nann­te Kö­nig-Lud­wig-Al­bum (1850).

Ein von Lud­wig I. 1862 in Auf­trag ge­ge­be­nes, cir­ca 4 mal 6 Me­ter gro­ßes „Abend­mahl“ blieb un­voll­endet.

Am 29.3.1863 ver­starb Hess kurz vor sei­nem 65. Ge­burts­tag in Mün­chen. Sei­ne Por­trät­büs­te aus Mar­mor von Ar­nold Her­mann Los­s­ow (1805-1874) fand Auf­stel­lung an der rech­ten Sei­ten­wand der Münch­ner Ruh­mes­hal­le.

Werke (Auswahl)

_**Ge­mäl­de vor dem Ro­mauf­ent­halt

**_ 1814 – Por­trät des Fräu­leins von Hahn.
1814 - Por­trät sei­nes Bru­ders, Pe­ter Hess.
1816 - Hei­li­ge Fa­mi­lie.
1816 - Por­trät ei­nes jun­gen Man­nes in Uni­form.
1816-1820 – Christ­nacht, ver­mut­lich im Auf­trag des Ban­kiers Si­mon Frei­herr von Eich­thal (1787-1854).
1816-1820 – Ca­ri­tas.
Um 1816 - Por­trät ei­nes jun­gen Mäd­chens, Mün­chen, Städ­ti­sche Ga­le­rie im Len­bach­haus.
1817 – Grab­le­gung Chris­ti (für die Sei­ten­ka­pel­le der Münch­ner Thea­ti­ner­kir­che).
Um 1818-1821 - Por­trät ei­ner jun­gen Frau, Mün­chen, Neue Pi­na­ko­thek.
1819 – Lie­be, Glau­be, Hoff­nung, St. Pe­ters­burg, Ere­mi­ta­ge.
1820-1821 - Por­trät der Fan­ny Gail, Schwein­furt, Mu­se­um Ge­org Schä­fer.
1821 - Lu­kas malt die Ma­don­na.

**Ge­mäl­de aus der rö­mi­schen Zeit
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1822 – Flucht nach Ägyp­ten.
1822 – Pil­ger, Rom er­bli­ckend, Mün­chen, Neue Pi­na­ko­thek. 
1823 – Por­trait der Vit­to­ria Cal­do­ni, „Al­ba­ne­rin am Brun­nen“. Lü­beck, Mu­se­um Behn­haus Drä­ger­haus.
1823 – Bild­nis des Ber­tel Thor­wald­son, Mün­chen, Neue Pi­na­ko­thek.
1824 – Apol­lo und die Mu­sen, Mün­chen, Neue Pi­na­ko­thek.
1824 – Por­trät der Mar­che­sa Ma­ri­an­na Flo­ren­zi, Mün­chen, Neue Pi­na­ko­thek.
1824 – Heim­su­chung Ma­riä für das Hoch­zeits­al­bum des Kron­prin­zen Fried­rich Wil­helm von Preu­ßen.
1822-1826 – Pon­te No­men­ta­no, Ham­burg, Kunst­hal­le.
1822-1826 – Cam­pa­gna-Land­schaft, Ham­burg, Kunst­hal­le.
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Ge­mäl­de nach dem Ro­mauf­ent­halt 

** 1829 – Heim­su­chung.
1830 - Al­ba­ne­rin­nen, nach Rom pil­gernd, ehe­mals Be­sitz S.K.H. Kron­prinz Rupp­recht von Bay­ern (nicht er­hal­ten), über­lie­fert durch ei­ne Li­tho­gra­phie von Franz Hanf­sta­engl.
1830-1831 – Por­trät der Gat­tin von Hess, An­toi­net­te von Lang­lois, als Braut (nicht er­hal­ten), Ab­bil­dung in: Wolf, Ge­org Ja­cob: Ver­lo­re­ne Meis­ter­wer­ke Deut­scher Ro­man­ti­ker, Mün­chen 1931.
1834 – Bild­nis des Ber­tel Thor­wald­sen, 2. Fas­sung (nicht er­hal­ten).
1835 – Der Ein­zug Kö­nigs Ot­to von Grie­chen­land in Nau­p­lia.
1850 – Flucht nach Ägyp­ten, Blatt 126 aus dem Kö­nig-Lud­wig-Al­bum, Aqua­rell auf Pa­pier, Mün­chen, Staat­li­che Gra­phi­sche Samm­lung, Inv.-Nr. K.L.A. 126.
1853 - Thro­nen­de Ma­don­na mit den vier Kir­chen­vä­tern und den Pa­tro­nen der von Kö­nig Lud­wig I. er­bau­ten Kir­chen, Mün­chen, Neue Pi­na­ko­thek.
1854 – Por­trät von Abt Pau­lus Bir­ker, Klos­ter St. Bo­ni­faz.
1862-1863 – Abend­mahl, un­voll­endet, Mün­chen, Neue Pi­na­ko­thek.

**Wand­ge­mäl­de 

** 1820/1821 oder 1826 – „Apol­lo und Daph­ne“ nach ei­nem Kar­ton von Pe­ter Cor­ne­li­us, Mün­chen, Glyp­to­thek. 
1829-1837 – Bild­pro­gramm, Mün­chen Al­ler­hei­li­gen Hof­ka­pel­le.
1837-1844 – Bild­pro­gramm, Mün­chen, St. Bo­ni­faz.
1846 – „Abend­mahl“, Mün­chen, Re­fek­to­ri­um Be­ne­dik­ti­ner­stift St. Bo­ni­faz.
Sämt­li­che Fres­ken wur­den im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört.
 
**_Glas­ge­mäl­de

_** _Re­gens­bur­ger Dom
_ 1826-1627 – Evan­ge­lis­ten und sechs Brust­bil­der (Ent­wurf).
1827 – Drei­kö­nigs­fens­ter (Kon­zep­ti­on).
1830 – Jo­han­nes­fens­ter (Kon­zep­ti­on).
1850 – Lau­ren­ti­us­fens­ter (Ent­wurf).
1852 – Pa­tro­na Ba­va­riae-Fens­ter (Ent­wurf).

**_Sons­ti­ge Glas­ge­mäl­de

** 1839 – Glas­ge­mäl­de in der Ma­ria Hilf-Kir­che in Mün­chen-Au (Kon­zep­ti­on), im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört.
1846-1848 – „Bay­ern­fens­ter“ im süd­li­chen Sei­ten­schiff des Köl­ner Doms (Kon­zep­ti­on).
1841-1843 – „Auf­er­ste­hungs­fens­ter“ in der St. Isaaks-Ka­the­dra­le St. Pe­ters­burg (Ent­wurf).
Um 1850 – Quer­haus­fens­ter in der Glas­gow Ca­the­dral (Ent­wurf).
Um 1840 - Rund­fens­ter im süd­li­chen Quer­haus­gie­bel der ka­tho­li­schen Pfarr­kir­che St. Pe­trus und Mar­cel­li­nus in Val­len­dar mit Dar­stel­lung der Ma­riä Him­mel­fahrt (Ent­wurf).
Um 1855 - Me­mo­ri­al Win­dow, Ost­fens­ter des Nord­flü­gels der Kir­che St. John the Bap­tist in Ruy­ton-XI-Towns, an­läss­lich des frü­hen To­des der Kin­der von Revd. Ge­or­ge Hunt in den Jah­ren 1831-1832 mit der Dar­stel­lung „Chris­tus seg­net die Kin­der“. (Ent­wurf).
1856 – „Gör­res­fens­ter“ im Köl­ner Dom (Ent­wurf).
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Literatur

Kuhn, Al­bert P., O.S.B., All­ge­mei­ne Kunst-Ge­schich­te, 2. Halb­band, New York/Cin­cin­na­ti/Chi­ca­go 1909, S. 1126-1128.
Ol­den­bourg, Ru­dolf, Die Münch­ner Ma­le­rei im 19. Jahr­hun­dert, Teil 1, Die Epo­che Max Jo­sephs und Lud­wigs I., Mün­chen 1922, neu hg. v. Eber­hard Ruh­mer, Mün­chen 1983, S. 190-197.
Schrö­ter, Gott­lieb Hein­rich von, Die Fres­co­ma­le­rei­en der Al­ler­hei­li­gen-Ca­pel­le in Mün­chen, Mün­chen 1836.
Vaas­sen, El­gin, Die Glas­ge­mäl­de des 19. Jahr­hun­derts im Dom zu Re­gens­burg, Stif­tun­gen Kö­nig Lud­wigs I. von Bay­ern 1827-1857, Re­gens­burg 2007.

Onlline

Schmidt, Hein­rich, Heß, Hein­rich von, in: NDB 9 (1972), S. 3.
Schrö­ter, Gott­lieb v., Die Fres­co­ma­le­rei­en­ ­der Al­ler­heil­li­gen­ka­pel­le in Mün­chen.
Neue Pi­na­ko­thek Mün­chen: Hein­rich Ma­ria von Hess. 

Liebe, Glaube, Hoffnung, 1819, Original in der Eremitage St. Petersburg.

Apollo und die Musen, 1824, Original in der Neuen Pinakothek München.

Portrait der Marchesa Marianna Florenzi, 1824, Original in der Neuen Pinakothek München.

Antoinette von Langlois als Braut, 1830-31, nicht erhalten.

Fresken in der Allerheiligenhofkapelle München, 1827-37, nicht erhalten, 1922.

Noli me tangere, Detail der Fresken in der Allerheiligenhofkapelle München, 1827-37, nicht erhalten, 1922.

Auferstehungsfenster in der Isaakskathedrale St. Petersburg, 1841-43, 2005, Foto: Heidas.

Görres-Fenster im Kölner Dom, 1856, Foto: Reinhard Matz und Axel Schenk. (Dombauarchiv Köln)

Heinrich Maria von Hess, Marmor-Büste von Arnold Hermann Lossow (1805-1874) in der Ruhmenshalle München, 2006. (Dominik Hundhammer)

 
Zitationshinweis

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Steger, Denise, Heinrich Maria von Hess, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinrich-maria-von-hess/DE-2086/lido/57c82eee38a599.20249804 (abgerufen am 18.03.2024)