Hermann Josef

Mystiker (um 1150-1241)

Alois Döring (Bonn)

Der heilige Hermann Josef, Holzskulptur in der Katholischen Pfarrkirche Steinfeld,  Werkstatt des Kölner Meisters Tilman (dort bezeugt 1489-1515) oder niederländisch, um 1480/1485, Foto: Alois Döring.

Der Prä­mons­tra­ten­ser­mönch Her­mann Jo­sef war ein be­deu­ten­der Mys­ti­ker des 13. Jahr­hun­derts. Er schuf Hym­nen und Ge­dich­te, zum Bei­spiel ei­nen Ma­ri­en­gruß („Gro­ßer Mut­ter­got­tes­hym­nus"), ei­nen Hym­nus auf die hei­li­ge Ur­su­la und ih­re Ge­fähr­tin­nen so­wie Pro­sa­ge­be­te an Chris­tus. Her­mann Jo­sef wird als Or­dens­mann mit Ma­ria und dem Je­sus­kind dar­ge­stellt, sei­ne At­tri­bu­te sind Kelch oder drei Ro­sen. Sein Na­mens­fest ist am 21. Mai.

Her­mann, um 1150 als Sohn ei­ner ver­arm­ten Fa­mi­lie in Köln ge­bo­ren, wur­de im Al­ter von zwölf Jah­ren Prä­mons­tra­ten­ser-Chor­herr im Klos­ter Stein­feld in der Ei­fel. Nach ei­ner Aus­bil­dungs­zeit in Fries­land - ver­mut­lich in Ma­ri­en­gaar­de bei Hal­lum - kehr­te er nach Stein­feld zu­rück und wur­de zum Pries­ter ge­weiht.

Der Hei­li­ge wur­de vor al­lem durch sei­ne Ma­ri­en­ver­eh­rung be­kannt, die ihm den Bei­na­men Jo­sef ein­brach­te. Schon als Kind soll er dem Je­sus­kind ei­nes Ma­ri­en­stand­bil­des in der Köl­ner Kir­che St. Ma­ria im Ka­pi­tol Äp­fel als Ge­schenk dar­ge­bracht ha­ben, wes­halb ihm der Volks­mund auch den Na­men „Ap­fel­hei­li­ger" gab. Stein­felds ma­ria­ni­sche Grund­aus­rich­tung führ­te „zu je­ner als ‚ex­zes­siv’ emp­fun­de­nen Er­fah­rung, die uns als ‚mys­ti­sche Ver­mäh­lung’ um­schrie­ben wird". (Hel­mut J. Kir­fel)

Die Vi­ta Her­mann Jo­sefs über­lie­fert Wun­der­be­rich­te, die un­mit­tel­bar nach sei­nem Tod ge­sche­hen sein sol­len und die Ver­eh­rung des Hei­li­gen im spä­ten Mit­tel­al­ter be­zeu­gen. Die Wun­der­ge­schich­ten wei­sen im frü­hen und ho­hen Mit­tel­al­ter be­kann­te ha­gio­gra­phi­sche Mus­ter wie Hei­lun­gen und To­ten­er­we­ckun­gen auf. Die Be­rich­te von Wun­der­hei­lun­gen be­fas­sen sich mit Blin­den be­zie­hungs­wei­se fast Er­blin­de­ten, Ge­lähm­ten und Be­ses­se­nen, fer­ner mit all­täg­li­chen Be­schwer­den wie Zahn­schmer­zen, Oh­ren­schmer­zen, Schwer­hö­rig­keit, Hals­schmer­zen, Kopf­schmer­zen, Fie­ber, Haut­krank­hei­ten, Ruhr oder Fall­sucht. Als Wun­der ist auch sei­ne Vor­her­sa­ge der Er­mor­dung des Köl­ner Erz­bi­schofs En­gel­bert I.  m Jahr 1225 ver­stan­den wor­den.

Her­mann Jo­sef wur­de von Frau­en an­ge­ru­fen, die sich das Glück ei­ner gu­ten und ge­sun­den Mut­ter­schaft er­ba­ten. Auch ver­trau­ten sie sich dem Hei­li­gen bei der Vor­be­rei­tung auf ei­ne be­vor­ste­hen­de Ge­burt oder nach glück­li­cher Be­en­di­gung des Kind­bet­tes an. Das Pa­tro­nat der wer­den­den Müt­ter („pa­tro­nus pu­er­perar­um") ist seit dem 17. Jahr­hun­dert über­lie­fert, da­mals fan­den sich Na­deln, Bro­schen und Span­gen auf dem Re­li­qui­en­schrein. Die­se nah­men die Frau­en als „Be­rüh­rungs­re­li­qui­en" wie­der mit nach Hau­se, be­fes­tig­ten sie an ih­rer Haar­tracht oder ih­rer Klei­dung in der Hoff­nung, auf die Für­spra­che des Hei­li­gen zu ei­ner glück­li­chen Schwan­ger­schaft zu ge­lan­gen.

Der hei­li­ge Her­mann Jo­sef gilt bis heu­te als Pa­tron auch in man­cher­lei an­de­ren An­lie­gen. Die ka­tho­li­sche Ju­gend wur­de an­ge­lei­tet, ihn als vor­bild­li­chen Schü­ler zu ver­eh­ren, Mi­nis­tran­ten und Küs­ter wur­de er als un­er­müd­li­cher Die­ner am Al­tar vor Au­gen ge­stellt. Den Pries­tern wur­de er als Pa­tron we­gen sei­ner Keusch­heit und un­über­trof­fe­nen De­mut emp­foh­len.

Das gan­ze Jahr hin­durch steht in der Vor­hal­le der Stein­fel­der Ba­si­li­ka ge­seg­ne­tes Was­ser aus dem Her­mann-Jo­sef-Brun­nen im Kut­ten­bach­tal für die Gläu­bi­gen zur Mit­nah­me be­reit. Es wird bei Au­gen­lei­den be­nutzt in Er­in­ne­rung an das Was­ser des Brun­nens, aus dem der Hei­li­ge rei­nes Ei­fel­was­ser zur lit­ur­gi­schen Ver­wen­dung ins Klos­ter hin­auf­ge­schafft ha­ben soll.

Als Seel­sor­ger wirk­te Her­mann Jo­sef in meh­re­ren Frau­en­k­lös­tern der Um­ge­bung, so auch im Zis­ter­zi­en­se­rin­nen­klos­ter Ho­ven. Ge­schwächt von ei­ner Krank­heit, starb er dort ver­mut­lich am 7.4.1241. Durch päpst­li­ches De­kret von 1958 kann Her­mann Jo­sef - auch oh­ne for­ma­le Ka­no­ni­sa­ti­on - als Hei­li­ger ver­ehrt wer­den. Sei­ne Grab­stät­te in der Ba­si­li­ka Stein­feld ist ein vor al­lem von Gläu­bi­gen aus der Ei­fel viel be­such­ter Wall­fahrts­ort, be­son­ders am Her­mann-Jo­sef-Fest (sechs­ter Sonn­tag nach Os­tern).

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Vita / Werke

Brosch, Jo­seph, Hym­nen und Ge­be­te des se­li­gen Her­mann Jo­sef im la­tei­ni­schen Ori­gi­nal­text nebst ei­ner deut­schen Über­set­zung, Aa­chen 1950.
Spil­beeck, Igna­ti­us van, B. Her­man­ni Jo­seph ca­no­ni­ci Stein­fel­den­sis o. pra­em. opus­cu­la, Na­mur 1899.
Sterre, Jo­han­nes Chrys­ost­o­mus van der, Li­li­um in­ter spi­nas. Vi­ta B. Jo­se­phi Pres­by­te­ri et Ca­no­ni­ci Stein­fel­den­sis Or­di­nis Pra­e­mons­tra­ten­sis, Ant­wer­pen 1627 .

Literatur

Bautz, Fried­rich Wil­helm Ar­ti­kel "Her­mann Jo­seph von Stein­feld", in: Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon 2 (1990), Sp. 755-756.
Dö­ring, Alois, Hei­li­ge Hel­fer. Rhei­ni­sche Hei­li­gen­fes­te durch das Jahr, Köln 2009.
Kir­fel, Hel­mut J., Der hei­li­ge Chor­herr Her­mann Jo­sef von Stein­feld. Sein Le­ben und sei­ne Ver­eh­rung auf dem Hin­ter­grund der Stein­fel­der Ge­schich­te, in: Hei­li­ge im Bis­tum Aa­chen, hg. v. Ge­schichts­ver­ein für das Bis­tum Aa­chen e.V., Neu­stadt a. d. Aisch 2005, S. 81-263.

Online

Hei­li­ge im Köl­ner Dom. Her­mann Jo­sef von Stein­feld(In­for­ma­ti­on auf der Web­site des Köl­ner Doms).

 
Zitationshinweis

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Döring, Alois, Hermann Josef, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hermann-josef-/DE-2086/lido/57c82c941ce500.25762654 (abgerufen am 19.03.2024)