Nicolaus Christian Hohe

Maler und Graphiker (1798–1868)

Denise Steger (Linz am Rhein)

Nicolaus Christian Hohe, Kreidelithographie von Adolf Hohneck, 1840. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

Ni­co­laus Chris­ti­an Ho­he war Gra­phi­ker, Ma­ler und Uni­ver­si­täts­zei­chen­leh­rer in Bonn. Sei­ne zahl­rei­chen Vor­la­gen für wis­sen­schaft­li­che Do­ku­men­ta­tio­nen, aber auch sei­ne An­sich­ten von Bonn und der rhei­ni­schen Land­schaft so­wie Ko­pi­en und Re­stau­rie­run­gen mit­tel­al­ter­li­cher Wand­ma­le­rei­en zeu­gen von sei­nem viel­sei­ti­gen Schaf­fen im Rhein­land des 19. Jahr­hun­derts.

Er wur­de am 17.12.1798 als äl­tes­ter von drei Söh­nen von Jo­hann Ho­he (1771/1774-1847) und Chris­tia­na Jo­han­na Ho­he, ge­bo­re­ne Göt­schel (1776-1829) in Bay­reuth ge­bo­ren. Über die An­fän­ge sei­ner Aus­bil­dung ist we­nig be­kannt, ver­mut­lich lern­te er, wie sein Bru­der Fried­rich Ho­he (1802-1870), zu­erst im Ate­lier sei­nes Va­ters. Seit wann die­ses be­stand und wel­che künst­le­ri­schen Tä­tig­kei­ten Jo­hann Ho­he aus­führ­te, ist bis auf ein ein­zi­ges Ge­mäl­de, ein Wein­trau­ben­stil­le­ben aus dem Jahr 1811 im Auf­trag des Hof­ju­we­liers Fried­rich Wich (1767-1844), nicht be­kannt.

Chris­ti­an Ho­hes ers­tes er­hal­te­nes Werk ist ein Por­trait von Ge­org Au­gust Gold­fuß, das er als 16-Jäh­ri­ger auf ei­ner ova­len, nur 6,5 mal 5,2 Zen­ti­me­ter gro­ßen El­fen­bein­schei­be mal­te. Mög­li­cher­wei­se lern­te Ho­he den sei­ner­zeit als Pri­vat­do­zent für Na­tur­ge­schich­te und Bo­ta­nik an der Uni­ver­si­tät in Er­lan­gen tä­ti­gen Gold­fuß bei des­sen Ver­such, das mark­gräf­li­che Na­tu­ra­li­en­ka­bi­nett in Bay­reuth nach Er­lan­gen zu über­füh­ren, ken­nen.

 

Zur wei­te­ren Aus­bil­dung be­gab sich Chris­ti­an Ho­he nach Mün­chen und ab­sol­vier­te viel­leicht zwi­schen 1818 und 1821 ei­ne Leh­re in der 1804 grün­de­ten „Li­tho­gra­phi­schen Kunst­an­stal­t“, in der Lehr­wer­ke zum Zei­chen­un­ter­richt so­wie Vor­la­gen­blät­ter zu Land­schaf­ten und zur Bo­ta­nik ver­öf­fent­licht wur­den. Bei ei­ner kur­zen Rück­kehr in sei­ne Hei­mat­stadt 1822 li­tho­gra­phier­te Chris­ti­an Ho­he nach ei­nem Ge­mäl­de des Dres­de­ner Ma­lers Fried­rich Mei­er (1785-1815) das Por­trät des in Bay­reuth le­ben­den Dich­ters Jean Paul (1763-1825). Aus der glei­chen Zeit stammt, wäh­rend ei­nes Auf­ent­hal­tes in Er­lan­gen, wo sein Bru­der Ge­org Gus­tav (ge­stor­ben 1872) Ju­ra stu­dier­te, ei­ne Li­tho­gra­phie mit der Dar­stel­lung des „Aus­zugs der Er­lan­ger Stu­den­ten nach Alt­dor­f“, ein Er­in­ne­rungs­blatt, das auf ein stu­den­ti­sches Er­eig­nis vom 26.2.1822 zu­rück­ging. Zu­rück in Mün­chen, wur­de Chris­ti­an Ho­he am 1.12.1822 an der Aka­de­mie der Bil­den­den Küns­te in die Klas­se „His­to­ri­en­ma­le­rei“ un­ter der Lei­tung von Ro­bert von Lan­ger (1783-1830) auf­ge­nom­men, die er bis zum 6.2.1824 be­such­te. Chris­ti­ans Bru­der Fried­rich war be­reits seit 1820 in die Land­schafts­klas­se der Aka­de­mie ein­ge­schrie­ben.

Ramersdorf, St. Georg, ehemalige Monumentalmalereien, Rekonstruktion der Innenansicht nach Osten, Aquarell, 1847. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Um ih­ren Le­bens­un­ter­halt zu be­strei­ten, ar­bei­te­ten die Brü­der ne­ben ih­rem Stu­di­um un­ter an­de­rem für den Bra­si­li­en­for­scher und Bo­ta­ni­ker Carl Fried­rich Phil­ipp von Mar­ti­us (1794-1868). Fund­stü­cke aus der 1817 un­ter­nom­me­nen kö­nig­li­chen For­schungs­ex­pe­di­ti­on nach Bra­si­li­en, ei­ne Samm­lung von Mi­ne­ra­li­en, Tie­ren, Vö­geln, Fi­schen und rund 6.500 Pflan­zen­ar­ten, wur­den in Pu­bli­ka­ti­ons­rei­hen ver­öf­fent­licht, an der zahl­rei­che Künst­ler zwecks zeich­ne­ri­scher Auf­nah­me der Ge­gen­stän­de und li­tho­gra­phi­scher Wie­der­ga­be be­tei­ligt wa­ren, dar­un­ter auch die Brü­der Fried­rich und Chris­ti­an Ho­he.

Brauweiler, St. Nikolaus, ehemaliges Apsisbild, Reinzeichnung, 1855. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

1824 ver­ließ Chris­ti­an Ho­he die Mün­che­ner Aka­de­mie, um sich als na­tur­wis­sen­schaft­li­cher Zeich­ner und Li­tho­graph zu spe­zia­li­sie­ren. Er sie­delt nach Pop­pels­dorf (heu­te Stadt Bonn) über. Zu­vor hat­te sein Freund, Gott­lieb Wil­helm Bi­sch­off (1797-1854), der zeit­wei­se eben­falls als Zeich­ner für Mar­ti­us ge­ar­bei­tet hat­te und Phar­ma­zie und Bo­ta­nik in Er­lan­gen stu­dier­te, den Kon­takt zu dem Bon­ner Pro­fes­sor Chris­ti­an Gott­fried Da­ni­el Nees von Esen­beck her­ge­stellt, der Ho­he an­bot, für die li­tho­gra­phi­sche An­stalt Arnz & Comp. im Dienst der Bon­ner Pro­fes­so­ren für 200 Ta­ler mo­nat­lich zu ar­bei­ten. Für den Bo­ta­ni­ker Esen­beck und den be­reits mit Ho­he be­kann­ten Pa­lä­on­to­lo­gen Ge­org Au­gust Gold­fuß, Grün­dungs­pro­fes­so­ren der seit 1818 be­ste­hen­den Rhei­ni­schen Fried­rich-Wil­helms-Uni­ver­si­tät, so­wie für wei­te­re Na­tur­wis­sen­schaft­ler über­nahm Chris­ti­an Ho­he ab 1824 als Il­lus­tra­tor zahl­rei­che Auf­trä­ge.

Am 22.8.1828 wur­de Ni­co­laus Chris­ti­an Ho­he auf Be­trei­ben von Gold­fuß mit ei­nem Jah­res­ge­halt von 200 Ta­lern als Uni­ver­si­täts­zei­chen­leh­rer ver­ei­digt, trotz der Be­wer­bung des Bild­hau­ers und Ma­lers Emil Cau­er (1797-1855), der in der phi­lo­so­phi­schen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät star­ke Für­spre­cher hat­te. Ho­he nahm im Win­ter­se­mes­ter 1828/1829 sei­ne Lehr­tä­tig­keit auf. Da­ne­ben ar­bei­te­te er wei­ter für die na­tur­his­to­ri­sche Ab­tei­lung der Uni­ver­si­tät.

40 Jah­re wirk­te Chris­ti­an Ho­he als Leh­rer für Zeich­nen, Ma­len und auch Mo­del­lie­ren an der Uni­ver­si­tät, un­ter­nahm mit sei­nen Schü­lern zahl­rei­che Ex­kur­sio­nen in die Um­ge­bung und gab im klei­nen Kreis Pri­vat­stun­den. Die Zahl sei­ner Stu­den­ten war re­la­tiv ge­ring, sie schwank­te zwi­schen zwei und 20 Per­so­nen. Sein Un­ter­richt wur­de durch vier von ihm selbst er­stell­te Lehr­wer­ke (1845-1854) be­glei­tet.

Rolandsbogen, Lithographie, um 1842. (Sammlung Familie Böhm, Remagen-Rolandswerth)

 

Zu sei­nen pro­mi­nen­ten Pri­vat­schü­lern ge­hör­ten zwi­schen 1837-1850 Prinz Fried­rich Wil­helm (1819-1904), ab 1860 Gro­ßher­zog von Meck­len­burg-Stre­litz, so­wie Prinz Chris­ti­an zu Schles­wig-Hol­stein-Son­der­burg-Glücks­burg (1818-1906), der 1863 als Chris­ti­an IX. Kö­nig von Dä­ne­mark wur­de. Des Wei­te­ren un­ter­rich­te­te er die Toch­ter des Preu­ßi­schen Staats­mi­nis­ters Mo­ritz Au­gust von Beth­mann-Holl­weg (1795-1877), so­wie die Frau des Köl­ner Ban­kiers Wil­helm Lud­wig Deich­mann (1798-1867) und ih­re Toch­ter, Lil­la Schaaf­hau­sen (1811-1888), de­ren An­we­sen in der Meh­le­mer Aue bei Bonn in den 1850er Jah­ren ge­sell­schaft­li­cher Mit­tel­punkt Bonns war.

Nach der Er­nen­nung zum Uni­ver­si­täts­zei­chen­leh­rer hei­ra­te­te Chris­ti­an Ho­he am 30.7.1828 Adel­heid Sie­ben (1807/1808-1871), Toch­ter des Pfört­ners und Mu­se­ums­die­ners des Na­tur­his­to­ri­schen Mu­se­ums, Hu­bert Sie­ben und sei­ner Frau An­na Ca­the­ri­na, ge­bo­re­ne Aus­der­hel­len. Aus der Ehe gin­gen zwi­schen 1829 und 1847 sechs Töch­ter und vier Söh­ne her­vor. 1837 zog die Fa­mi­lie nach Bonn.

Blick auf das Siebengebirge, 1861. (Siebengebirgsmuseum Königswinter)

 

Der Ver­such, ei­ne ei­ge­ne li­tho­gra­phi­sche An­stalt zu grün­den, schlug 1834 fi­nan­zi­ell fehl, so dass Ho­he, ne­ben dem Un­ter­halt für die gro­ße Fa­mi­lie über Jah­re hin­weg ei­ne ho­he Schul­den­last drück­te.

Ein wei­te­res Auf­ga­ben­feld, ent­spre­chen­de Ver­dienst­mög­lich­kei­ten und das Er­rin­gen ei­nes ho­hen Be­kannt­heits­gra­des er­schlos­sen sich dem Künst­ler ab 1835 durch Il­lus­tra­tio­nen der bei Rhein-Rei­sen­den be­lieb­ten to­po­gra­phi­schen Füh­rer und Er­in­ne­rungs­blät­ter. Die Ein­rich­tung ei­ner Haupt­sta­ti­on der Rhei­ni­schen Dampf­schiff­fahrt in Bonn 1826 so­wie die 1844 er­öff­ne­te Bahn­li­nie zwi­schen Köln und Bonn und de­ren Wei­ter­füh­rung bis Ro­lands­eck 1855 bo­ten für den Rhein­tou­ris­mus ho­he ver­kehrs­tech­ni­sche Vor­tei­le und ent­spre­chen­de Ab­satz­märk­te.

Godesburg und Drachenfels, Kreidelithographie, um 1845. (Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn, Grafiksammlung)

 

Für die in Stahl­sti­chen beim Bon­ner Ver­lag To­bi­as Ha­bicht er­schie­ne­ne Rei­se­li­te­ra­tur lie­fer­te Ho­he zahl­rei­che Vor­la­gen, so auch für den er­folg­reichs­ten Rei­se­füh­rer „Der Füh­rer am Rhein von sei­ner Quel­le bis zur Mün­dun­g“ von Adolph Wal­deck, der in ver­schie­de­nen Auf­la­gen 1842, 1844, 1850 und 1855 her­aus­ge­ge­ben wur­de. Ho­he schuf 20 ak­tu­el­le An­sich­ten, die er auf sei­nen Wan­de­run­gen 1840-1842 auf den Stre­cken Düs­sel­dorf, Köln, Ko­blenz, Ober­lahn­stein, Brau­bach, Ober­we­sel, Kaub und Ba­cha­rach auf­ge­nom­men hat­te. Ein wich­ti­ges Merk­mal der to­po­gra­phi­schen An­sich­ten war de­ren Ak­tua­li­tät, so muss­te Ho­he bei der Dar­stel­lung der erst 1845 voll­ende­ten Bon­ner Stern­war­te auf ei­ne Ent­wurfs­zeich­nung des Ar­chi­tek­ten Karl Fried­rich Schin­kel (1781-1841) zu­rück­grei­fen. Wei­te­re Bei­spie­le für ei­ne vor­aus­schau­en­de Kom­po­si­ti­on sind die An­sich­ten der ers­ten Köl­ner Ei­sen­bahn­brü­cke (1855-1859/1862) und Ge­bäu­de der neu­en Kur­stadt Bad Neue­nahr, de­ren Kur­be­trieb erst 1859 auf­ge­nom­men wur­de. Ho­hes An­sich­ten stell­ten dem­nach ein Kon­strukt aus Ar­chi­tek­tur, Land­schaft und Staf­fa­ge dar.

In dem 1829 ge­grün­de­ten Bon­ner Ver­lag Hen­ry & Co­hen (ab 1833 „Li­tho­gra­phi­schen An­stalt der Rhei­ni­schen Fried­rich-Wil­helms-Uni­ver­si­tät“) er­schie­nen ne­ben wei­te­ren to­po­gra­phi­schen An­sich­ten in den Jah­ren 1834-1843 li­tho­gra­phier­te „Er­in­ne­rungs­blät­ter“ von 24 Bon­ner Pro­fes­so­ren, Por­trät­büs­ten im Drei­vier­tel­pro­fil, teil­wei­se mit bei­ge­füg­ten Sinn­sprü­chen oder Bi­bel­zi­ta­ten. Zu den zu­erst por­trä­tier­ten ge­hör­te Ho­hes Mä­zen Ge­org Au­gust Gold­fuß, das letz­te Por­trät zeigt Au­gust Wil­helm von Schle­gel.

Wei­te­re „Land­schaft­li­che Skiz­zen“, An­sich­ten der Stadt Bonn, des Sie­ben­ge­bir­ges so­wie der Ne­ben­tä­ler des Rheins wur­den ab 1840 in ver­schie­de­nen Ver­la­gen her­aus­ge­ge­ben. Das wohl um­fang­reichs­te war ein 16-bän­di­ges Sam­mel­werk „Länd­li­che Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Re­si­den­zen der rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der preu­ßi­schen Mon­ar­chie“, 1866-1883 her­aus­ge­ge­ben von dem Ber­li­ner Hof­buch­händ­ler des preu­ßi­schen Kö­nigs, Alex­an­der Duncker (1813-1897), zu dem Chris­ti­an Ho­he 56 An­sich­ten bei­trug und an dem auch sein Sohn, Carl Ho­he, als Li­tho­graph be­tei­ligt war.

Kielmeyera petioralis, um 1824, Tafel 69 in Carl Friedrich Philipp von Martius' (1794-1868). (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Handschriften-Abteilung)

 

Das ma­le­ri­sche Werk Chris­ti­an Ho­hes bleibt ge­gen­über sei­nem gra­phi­schen ge­ring. Sei­ne Land­schafts­ge­mäl­de las­sen die Be­schäf­ti­gung mit wech­seln­den Licht­ver­hält­nis­sen (Di­ora­ma) und Wet­ter­phä­no­me­nen er­ken­nen, wur­den aber in tra­di­tio­nel­lem Sche­ma (Über­blicks­land­schaft) nach vor Ort ge­mach­ten Skiz­zen im Ate­lier „kom­po­nier­t“: Von ei­nem ty­pisch er­höh­ten Be­tracht­er­stand­punkt blickt man über ei­nen durch Bäu­me und Sträu­cher ku­lis­sen­haft ge­rahm­ten ver­schat­te­ten Vor­der­grund in ei­nen licht­be­schie­ne­nen Mit­tel­grund, der von ei­ner Ge­birgs­sil­hou­et­te im Hin­ter­grund be­grenzt wird.

Den frü­hes­ten Auf­trag er­hielt Ho­he von der eng­li­schen Fa­mi­lie Smyth um 1840: „Blick von der Go­des­burg auf das Sie­ben­ge­bir­ge“, das auf dem Aus­sichts­pla­teau ei­ne Ge­sell­schaft (die Teil­neh­mer sind auf der Rück­sei­te des Bil­des ver­merkt) vor der wei­ten Land­schaft des Rheins zeigt, un­ter ih­nen, mit ei­nem Zei­chen­brett in Hän­den, Ho­hes Pri­vat­schü­ler Prinz Chris­ti­an zu Schles­wig-Hol­stein-Son­der­burg-Glücks­burg.

Wohl im Auf­trag der „Bonn-Köl­ner-Ei­sen­bahn-Ge­sell­schaf­t“ ent­stand 1841 die Gou­ache: „Aus­fahrt des ers­ten Zu­ges der neu­en Ei­sen­bahn­stre­cke Köln-Bon­n“. Da die Stre­cke erst 1844 er­öff­net wur­de schuf Ho­he auch hier das Ide­al­bild ei­nes künf­ti­gen Er­eig­nis­ses.

Wei­te­res An­se­hen er­lang­te Ho­he durch den Auf­trag der 1845 in Bonn wei­len­den Kö­ni­gin Vic­to­ria von Eng­land (Re­gent­schaft 1837-1901), das zur Bon­ner Stu­di­en­zeit 1837/1838 be­zo­ge­ne Wohn­haus von Prinz Al­bert (1819-1861) zu aqua­rel­lie­ren so­wie auch durch die im Auf­trag des preu­ßi­schen Kö­nigs er­stell­ten Ide­en­skiz­zen und Bil­der zum Grab­mal des in Bonn ver­stor­be­nen His­to­ri­kers und Pro­fes­sors Bert­hold Ge­org Nie­buhr.

Mit dem Auf­trag des Bon­ner Ober­bür­ger­meis­ters Ed­mund Op­pen­dorf (1807-1854), die mit­tel­al­ter­li­chen Ge­wöl­be- und Wand­ma­le­rei­en der ehe­ma­li­gen Deut­schor­den­s­ka­pel­le St. Ge­org in Ra­mers­dorf frei­zu­le­gen und sie vor der Trans­lo­zie­rung der Ka­pel­le zu ko­pie­ren, be­gann 1845 für Chris­ti­an Ho­he ein gro­ßes Be­tä­ti­gungs­feld in der Auf­nah­me und teil­wei­se auch Re­stau­rie­rung mit­tel­al­ter­li­cher Mo­nu­men­tal­ma­le­rei, die er in den Fol­ge­jah­ren im Auf­trag des Köl­ner Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Edu­ard von Mo­el­ler (1814-1880) aus­führ­te. Hier­zu ge­hör­ten die Un­ter­kir­che St. Kle­mens in Schwarz­rhein­dorf 1854, 1863/1864 und 1867/1868, St. Ni­ko­laus in Brau­wei­ler 1855, die Tauf­ka­pel­le in St. Ge­re­on in Köln 1855/1856, der Kreuz­gang von St. Re­mi­gius in Bonn 1855, St. Ku­ni­bert in Köln 1855, der Chor von St. Ja­ko­bus in Giels­dorf 1856, die Sa­kris­tei und Süd­kryp­ta von St. Se­ve­rin in Köln 1856 so­wie der Ka­pi­tel­saal in Brau­wei­ler 1862 und 1867/1868.

In An­er­ken­nung sei­ner Leis­tun­gen wur­de Chris­ti­an Ho­he 1845 mit der „Gro­ßen Gol­de­nen Me­dail­le für Ge­lehr­te und Künst­ler“ aus­ge­zeich­net und ihm 1867 der Ti­tel des Hof­ma­lers „Sei­ner Kö­nig­li­chen Ho­heit des Kron­prin­zen von Preu­ßen“ ver­lie­hen.

Noch kurz vor sei­nem Tod be­auf­trag­te der Al­ter­tums­for­scher Ernst aus´m Weerth Ho­he, sämt­li­che Vor­la­gen für die Il­lus­tra­ti­on sei­ner Pu­bli­ka­ti­on über die „Wand­ma­le­rei­en des christ­li­chen Mit­tel­al­ters in den Rhein­lan­den“ zu er­stel­len. Durch Ho­hes Tod 1868 über­nahm der Ar­chi­tekt Alex­an­der von Lam­bris aber die meis­ten Zeich­nun­gen.

Chris­ti­an Ho­he starb am 22.6.1868 nach ei­ner schwe­ren Er­kran­kung in der Bon­ner Uni­ver­si­täts­kli­nik am Hof. Wo er sei­ne letz­te Ru­he fand, ist nicht be­kannt.

Sein Sohn, Carl Ho­he (1847-1882), ar­bei­te­te eben­falls als Li­tho­graph und be­müh­te sich, aus­ste­hen­de Auf­trä­ge sei­nes Va­ters nach des­sen Tod wei­ter­zu­füh­ren. Ein wei­te­rer Sohn, Ru­dolf Ho­he (1837 - cir­ca 1878) be­tä­tig­te sich als Ma­ler von Land­schaf­ten und Stadt­an­sich­ten. Ei­ne sei­ner Töch­ter, An­na Frie­de­ri­ca Adel­heid Ho­he (1832-1916) ,hei­ra­te­te 1856 in Bonn den Ma­ler und Fo­to­gra­fen Jo­han­nes Schaf­gans (1828-1905) der in den 1840er Jah­ren Schü­ler von Chris­ti­an Ho­he war und 1854 das ers­te Fo­to­ate­lier in Bonn er­öff­ne­te. Chris­ti­an Ho­he und sei­ne Frau lie­ßen sich als ei­ne der Ers­ten dort fo­to­gra­fie­ren.

Werke

Vor­la­gen für an­ge­hen­de Land­schafts­zeich­ner. 2. Heft für den hö­he­ren Un­ter­richt. Ent­hal­tend 22 Ta­feln, Bonn 1845.
Die Ver­hält­nis­se und Ein­tei­lun­gen des mensch­li­chen Kör­pers. Zum Selbst­un­ter­richt für Fi­gu­ren­zeich­ner, Bonn 1846 [Pu­bli­ka­ti­on mit ins­ge­samt 14 Ta­feln]
Vor­la­gen für an­ge­hen­de Land­schafts­zeich­ner. 1. Heft für den ers­ten Un­ter­richt, Bonn 1851 [Pu­bli­ka­ti­on mit ins­ge­samt 24 Ta­feln].
Die An­fangs­grün­de der Li­ne­ar-Per­spek­ti­ve nebst 13 Fi­gu­ren­ta­feln, Bonn 1854.
Prak­ti­sche Aqua­rell­schu­le für An­fän­ger, mit Hin­wei­sung auf die da­zu er­for­der­li­chen Ma­te­ria­li­en, Bonn o. J., 2. Auf­la­ge 1858.

Il­lus­tra­tio­nen für wis­sen­schaft­li­che Pu­bli­ka­tio­nen _
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Mar­ti­us, Carl Phil­ipp von, His­to­ria na­tu­ra­lis pal­ma­rum. Ta­fel­band 2, Mün­chen 1823-1850, Krei­de­li­tho­gra­phi­en, ko­lo­riert.
No­va Ge­ne­ra et spe­cies plant­ar­um quas in iti­ne­re an­nis 1817-1820 per Bra­si­liam. Hg. v. Carl Fried­rich Phil­ipp von Mar­ti­us, Ta­fel­band 1, Mün­chen 1823-1832.
Nees von Esen­beck, Chris­ti­an Gott­fried Da­ni­el und Nees von Esen­beck, Theo­dor Fried­rich Lud­wig und Sin­ning, Wil­helm, Plant­ar­um in hor­to me­di­co Bon­nen­si nut­ri­atar­um ico­nes selec­tae, Bonn 1824.
Gold­fuss, Ge­org Au­gust (Hg.), Pe­tre­fac­ta Ger­ma­niae. Ab­bil­dun­gen und Be­schrei­bun­gen der Pe­tre­fac­ten Deutsch­lands und der an­gren­zen­den Län­der un­ter Mit­wir­kung des Herrn Gra­fen Ge­org zu Müns­ter, 2 Ta­fel­bän­de, Düs­sel­dorf 1826-1844.
We­ber, Mo­ritz Ignaz, Ana­to­mi­scher At­las des mensch­li­chen Kör­pers in na­tür­li­cher Grös­se, La­ge und Ver­bin­dung der Thei­le in 84 Ta­feln und er­klä­ren­dem Tex­te, 1. Auf­la­ge, Düs­sel­dorf 1830-1832, 3. Auf­la­ge 1849.
Agas­siz, Louis, Re­cher­ches sur les pois­sons fos­si­les. At­las­band IV, Neu­châ­tel 1833-1845.
Ki­li­an, Her­mann Fried­rich, Ge­burts­hül­f­li­cher At­las in 48 Ta­feln und er­klä­ren­dem Tex­te, Düs­sel­dorf 1835-1842.
Or­bi­gny, Al­ci­de d´, His­toire na­tu­rel­le gé­né­ra­le et par­ti­cu­liè­re des cri­no­ides… Pa­ris [1840-1858].
At­las zu H. G. Bronn´s Le­thaea geo­gnosti­ca. 3. stark ver­mehr­te Auf­la­ge. Be­arb. von Hein­rich Ge­org Bronn und Fer­di­nand Ro­emer, Stutt­gart 1850-1856.
Ro­emer, Fer­di­nand, Die Krei­de­bil­dun­gen von Te­xas und ih­re or­ga­ni­schen Ein­schlüs­se […], Bonn 1852.
Scho­en­lein, Jo­hann Lu­kas, Ab­bil­dun­gen von fos­si­len Pflan­zen aus dem Ke­u­per Fran­ken […], Wies­ba­den 1865.

**_Il­lus­tra­tio­nen zu Ein­zel­bei­trä­gen in

_** No­va Ac­ta (Pu­bli­ka­ti­ons­or­gan der 1652 ge­grün­de­ten „Leo­pol­di­na“, Kai­ser­lich-Leo­pol­di­nisch-Ca­ro­li­ni­sche Deut­sche Aka­de­mie der Na­tur­for­scher), 1827-1839.
Zir­ku­lar, Kre­feld 1827, 1828, 1829, 1835, 1847.
Jahr­bü­cher des Ver­eins von Al­ter­th­ums­freun­den im Rhein­lan­de [Bon­ner Jahr­bü­cher] 1843, 1846, 1848, 1855.
Ver­hand­lun­gen des na­tur­his­to­ri­schen Ver­ei­nes der Preus­si­schen Rhein­lan­de und West­pha­lens 1850, 1851.
Zeit­schrift der Deut­schen Geo­lo­gi­schen Ge­sell­schaft 1859.

**_Por­träts

_** Um 1815 - Ge­org Au­gust Gold­fuß, Tem­pe­ra/El­fen­bein, Uni­ver­si­täts- und Lan­des­bi­blio­thek Bonn, Hand­schrif­ten-Ab­tei­lung, Nach­lass Gold­fuß.
Um 1822 - Jean Paul, Krei­de­li­tho­gra­phie, nach ei­nem Ge­mäl­de von Fried­rich Mei­er (1785-1815), Stif­tung Preu­ßi­scher Kul­tur­be­sitz Kup­fer­stich­ka­bi­nett, Inv.-Nr. 791-102 LDA.
Um 1828 - Adel­heid Sie­ben,  Öl/Lw., Pri­vat­be­sitz. [Ei­nes von drei Por­traits sei­ner Ver­lob­ten Adel­heid Sie­ben, 1807/1808-1871).
Um 1832 - Por­trät ei­nes un­be­kann­ten Man­nes, , Krei­de­li­tho­gra­phie, Köl­ni­sches Stadt­mu­se­um, Gra­phik­samm­lung, Inv.-Nr. Ra­mers­dorf Nr. 5.
 
_Au­ßer­dem Por­träts der Bon­ner Uni­ver­si­täts­pro­fes­so­ren, Krei­de­li­tho­gra­phi­en, Uni­ver­si­täts- und Lan­des­bi­blio­thek Bonn, Hand­schrif­ten-Ab­tei­lung, Por­trät­samm­lung:
_ 1834 - Ge­org Au­gust Gold­fuß (2 Por­träts), Jo­hann Hein­rich Ach­ter­feld, Jo­hann Chris­ti­an Wil­helm Au­gus­ti, Jo­hann Chris­ti­an Fried­rich Harless, Fer­di­nand Ma­ckel­dey, Carl Im­ma­nu­el Nitzsch, Au­gust Scholz, Fer­di­nand Wal­ter.
1835 - Karl Diet­rich Hüll­mann, Carl Diet­rich von Mün­chow, Theo­dor Fried­rich Lud­wig Nees von Esen­beck, Jo­hann Ja­kob No­eg­gerath, Edu­ard Pug­gé, Gott­lieb Wil­helm Bi­sch­off, Jo­hann Chris­ti­an Has­se, Karl Hein­rich Sack.
1836 - Fried­rich Bleek, Chris­ti­an Au­gust Bran­dis.
1837 - Jo­hann Fried­rich Her­mann Al­bers.
1838 - Mo­ritz Au­gust von Beth­mann-Holl­weg.
1839 - Fer­di­nand Dell­brück.
1840 - Chris­ti­an Hein­rich Ernst Bi­sch­off.
1843 - Au­gust Wil­helm von Schle­gel (2 Por­träts).

**_Öl­bil­der

_** Um 1840 - Blick von der Go­des­burg auf das Sie­ben­ge­bir­ge, Kö­nigs­win­ter-Ober­pleis, Rat­haus.
Um 1845 - Blick vom Ve­nus­berg auf das Sie­ben­ge­bir­ge, Pri­vat­be­sitz.
Um 1850 - Blick vom En­nert auf das Sie­ben­ge­bir­ge, Kunst­mu­se­um Düs­sel­dorf, Inv.-Nr. 4817.
Um 1860 - Blick auf die Ahr­burg bei Al­te­n­ahr, Pri­vat­be­sitz.
1861 - Blick auf den Ro­lands­bo­gen und das Sie­ben­ge­bir­ge, Sie­ben­ge­birgs­mu­se­um Kö­nigs­win­ter, Slg.-Nr.29.
1863 - Blick auf den Ro­lands­bo­gen und das Sie­ben­ge­bir­ge, Pri­vat­be­sitz.

**_Aqua­rel­le, Gou­achen

_** 1841 - Der Bahn­hof in Brühl, Gou­ache, Stadt­ar­chiv Brühl.
Um 1842 - Grab­mal Nie­buhrs auf dem Fried­hof in Bonn, Blei­stift/Aqua­rell, Pots­dam, Stif­tung Preu­ßi­scher Schlös­ser und Gär­ten Ber­lin-Bran­den­burg, Aqua­rellslg. Inv.-Nr. 1421.
1845 - Wohn­haus des Prin­zen Al­bert in Bonn, Blei­stift/Aqua­rell, Wind­sor Cast­le, Berk­shire, Roy­al Li­bra­ry, Inv.-Nr. RL 20410.
1854 - An­sicht der Kir­che St. Kle­mens in Schwarz­rhein­dorf, Blei­stift/Aqua­rell, 54,8 x 76,6cm, LVR-Am­t ­für Denk­mal­pfle­ge, Bild­ar­chiv, Inv.-Nr. 20353.
1855 - An­sicht der ehe­ma­li­gen Ab­tei Brau­wei­ler, Blei­stift/Aqua­rell, Stif­tung Preu­ßi­scher Kul­tur­be­sitz Staatl. Mu­se­en Ber­lin, Kup­fer­stich­ka­bi­nett, Inv.-Nr. TOP Brau­wei­ler.
Um 1855 - An­sicht der Meh­le­mer Aue und des Dra­chen­fels, Blei­stift/Gou­ache, Pri­vat­be­sitz.
1860 - Blick auf die Go­des­burg und das Sie­ben­ge­bir­ge, Aqua­rell, Pri­vat­be­sitz.
**
_Zeich­nun­gen und Li­tho­gra­phi­en

_** 1822 - Aus­zug der Er­lan­ger Stu­den­ten nach Alt­dorf, Krei­de­li­tho­gra­phie, Stadt­ar­chiv Er­lan­gen, Gra­phikslg., Inv.-Nr. VI.Q.a.Nr.7.
Zahl­rei­che Skiz­zen­bü­cher und Zeich­nun­gen mit Land­schafts­an­sich­ten aus der Re­gi­on des Rhein­lan­des, Sie­ger­lan­des und des Ahr­tals.

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Des Wei­te­ren Li­tho­gra­phi­en und Zeich­nun­gen als Vor­la­ge für die to­po­gra­phi­sche Druck­gra­fik so­wie 56 Chro­mo­li­tho­gra­phi­en in der Pu­bli­ka­ti­on_:
Duncker, Alex­an­der (Hg.), Die länd­li­chen Wohn­sit­ze, Schlös­ser und Re­si­den­zen der Rit­ter­schaft­li­chen Grund­be­sit­zer in der Preus­si­schen Mon­ar­chie … 16 Bän­de. Ber­lin 1857-1863 [Die mit C. Ho­he si­gnier­ten Blät­ter rei­chen bis Band 11 (1869/1870)].

**_Ko­pi­en mit­tel­al­ter­li­cher Wand­ma­le­rei­en (Pau­sen, Skiz­zen, Rein­zeich­nun­gen)

** 1845-1847 - Ra­mers­dorf, St. Ge­org.
1854, 1863/1864 und 1867/1868 - Schwarz­rhein­dorf, Un­ter­kir­che St. Kle­mens.
1855 - Brau­wei­ler, St. Ni­ko­laus.
1855/1856 - Köln, St. Ge­re­on, Tauf­ka­pel­le.
1855 - Bonn, St. Re­mi­gius, Kreuz­gang.
1855 - Köln, St. Ku­ni­bert.
1856 - Giels­dorf, St. Ja­ko­bus, Chor.
1856 - Köln, St. Se­ve­rin, Sa­kris­tei und Süd­kryp­ta.
1862 und 1867/1868 - Brau­wei­ler, Ka­pi­tel­saal.**
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Literatur

Cre­mer, Sa­bi­ne Ger­trud, Ni­co­laus Chris­ti­an Ho­he (1798-1868), Uni­ver­si­täts­zei­chen­leh­rer in Bonn, Dis­ser­ta­ti­on, Bonn 2001.
Ger­hartz, Hein­rich, Chris­ti­an Ho­he, Ein Bei­trag zur Ge­schich­te der rhei­ni­schen Ma­le­rei im 19. Jh., in: An­na­len des his­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 128 (1936), S. 90-120.

Portrait von August Wilhelm von Schlegel, 1843. (Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, Handschriften-Abteilung)

 
Zitationshinweis

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Steger, Denise, Nicolaus Christian Hohe, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/nicolaus-christian-hohe-/DE-2086/lido/57c831fcda4ba5.86181078 (abgerufen am 19.03.2024)