Ida von Köln

Äbtissin (1025-1060)

Joachim Oepen (Köln)

DE-2086, LVR_ILR_0000147522.

Ida stamm­te aus hoch­ade­li­ger Fa­mi­lie und in­iti­ier­te als Äb­tis­sin den sa­li­schen Neu­bau der Köl­ner Kir­che St. Ma­ria im Ka­pi­tol.

Ida war ei­ne Toch­ter des Ez­zo, Pfalz­gra­fen von Loth­rin­gen und der Mat­hil­de (978/979-1025); ih­re Mut­ter war ei­ne Toch­ter Kai­ser Ot­tos II. (Re­gie­rungs­zeit 973-983) und der Theo­pha­nu. Vä­ter­li­cher­seits han­delt es sich um ei­ne hoch­ade­li­ge Fa­mi­lie, die nach ei­nem frü­hen Ver­tre­ter als „Er­en­frie­de" be­zie­hungs­wei­se nach Ez­zo als „Ez­zo­nen" be­zeich­net wird. Be­dingt durch die Ein­hei­rat in das ot­to­ni­sche Kai­ser­haus, ih­re Be­sitz­tü­mer, die po­li­ti­sche Stel­lung so­wie die von der Fa­mi­lie ge­tä­tig­ten Stif­tun­gen er­lang­ten die Ez­zo­nen im 11. Jahr­hun­dert im Rhein­land grö­ße­re Be­deu­tung. Dies ma­ni­fes­tier­te sich nicht zu­letzt in den Po­si­tio­nen und Äm­tern der neun Ge­schwis­ter Idas, dar­un­ter Ot­to (ge­stor­ben 1047), Pfalz­graf von Loth­rin­gen (Re­gie­rungs­zeit 1035-1045) und Her­zog von Schwa­ben (Re­gie­rungs­zeit 1045-1047), Her­mann II., Erz­bi­schof von Köln, Ri­che­za, Kö­ni­gin von Po­len, Mat­hil­de (ge­stor­ben vor 1057), Äb­tis­sin von Diet­kir­chen und Vi­lich, Adel­heid (ge­stor­ben um 1011, 1051 in Brau­wei­ler be­stat­tet), Äb­tis­sin von Ni­vel­les, Theo­pha­nu, Äb­tis­sin von Es­sen, und Hel­wyg (ge­stor­ben 1076), Äb­tis­sin der Neus­ser Ab­tei St. Qui­rin.

Ida selbst ge­hör­te wohl zu den jün­ge­ren Töch­tern Ez­zos und scheint zu­sam­men mit ih­rer Schwes­ter So­phia (ge­stor­ben 1031/1038) ih­re Er­zie­hung im Stift Gan­ders­heim er­hal­ten zu ha­ben. 1026 wird sie erst­mals er­wähnt, als sie zu­sam­men mit So­phia und ge­gen den Wil­len ih­rer Tan­te, der Äb­tis­sin von Gan­ders­heim, in das Main­zer Klos­ter St. Ma­ria ein­trat. Be­reits 1027 muss­ten bei­de nach Gan­ders­heim zu­rück­keh­ren, wa­ren 1028 aber wie­der in Mainz, wo sie vom Main­zer Erz­bi­schof Ari­bo (Epis­ko­pat 1021-1031) un­ter­stützt wur­den. 1031 kehr­te Ida wie­der ins Stift Gan­ders­heim zu­rück. Vor 1038 wur­de sie Äb­tis­sin des Klos­ters St. Ma­ria in Gan­ders­heim so­wie vor 1049 und wo­mög­lich auf Ver­mitt­lung ih­res Bru­ders, Erz­bi­schof Her­mann II., Äb­tis­sin von St. Ma­ria im Ka­pi­tol zu Köln. Am 7. oder 8.4.1060 ver­starb sie und wur­de in der Ka­pi­tols­kir­che be­stat­tet. Die dort er­hal­te­ne Grab­tum­be stammt von 1868–1871, ei­ne Kar­tu­sche mit Grab­in­schrift von 1766 geht mög­li­cher­wei­se auf das Ori­gi­nal zu­rück. Ei­ne Ver­eh­rung ist nur für St. Ma­ria im Ka­pi­tol fest­stell­bar.

Als Äb­tis­sin die­ses spä­te­ren Da­men­stif­tes, das im 11. Jahr­hun­dert noch als Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen­klos­ter an­zu­se­hen ist, be­gann Ida die Neu­er­rich­tung der Ka­pi­tols­kir­che mit drei­tür­mi­gem West­bau und Drei­kon­chen­an­la­ge im Os­ten. Nach spä­te­ren Ver­än­de­run­gen, Zer­stö­rung im Zwei­ten Welt­krieg und Wie­der­auf­bau ent­spricht St. Ma­ria im Ka­pi­tol heu­te in den Grund­struk­tu­ren die­sem sa­li­schen Neu­bau des 11. Jahr­hun­derts, ein „Schöp­fungs­bau für die rhei­ni­sche Bau­kunst" (Hans-Erich Ku­bach/Al­bert Ver­beek). Nicht nur an der ar­chi­tek­to­ni­schen Qua­li­tät die­ser Kir­che, son­dern auch an der Tat­sa­che, dass zur Wei­he des Kreu­zal­tars 1040 un­ter an­de­rem Papst Leo IX. (Pon­ti­fi­kat 1049–1054), Kai­ser Hein­rich III. (Re­gie­rungs­zeit 1039–1056) und 72 Bi­schö­fe an­we­send wa­ren, lässt sich die gro­ße Be­deu­tung Idas ab­le­sen.

Fer­ner wer­den Ida als Stif­te­rin zwei skulp­tier­te, für den von ihr be­gon­ne­nen Kir­chen­bau ge­schaf­fe­ne Holz­tür­flü­gel mit zahl­rei­chen bild­li­chen Dar­stel­lun­gen zu­ge­schrie­ben. Die­se be­deu­ten­den Zeug­nis­se der Schnitz­kunst des 11. Jahr­hun­derts sind bis heu­te in St. Ma­ria im Ka­pi­tol er­hal­ten. Eben­falls von dort stammt wohl das so ge­nann­te He­ri­mann-Kreuz, das als Stif­tung von Erz­bi­schof Her­mann II. even­tu­ell zur Wei­he des Kreu­zal­ta­res 1049 an­zu­se­hen ist. Auf die­sem Re­li­qui­en­kreuz, des­sen ver­gol­de­tes Bron­ze-Kru­zi­fix ei­nen an­ti­ken La­pis­la­zu­li-Kopf auf­weist, sind Her­mann und Ida be­tend dar­ge­stellt. In Er­wä­gung ge­zo­gen wur­de schlie­ß­lich, Ida fol­gen­de wei­te­re Stif­tun­gen zu­zu­schrei­ben: die nach 1802 nie­der­ge­leg­te Ka­pel­le St. Ni­ko­laus in der Im­mu­ni­tät von St. Ma­ria im Ka­pi­tol; ein Kreuz vom Kreu­zal­tar der Stifts­kir­che Es­sen, von dem sich nur Frag­men­te er­hal­ten ha­ben; das Hi­d­da-Evan­ge­li­ar des Stif­tes Ger­res­heim (heu­te Stadt Düs­sel­dorf); das Hit­da-Evan­ge­li­ar des Stif­tes Me­sche­de (Klaus G. Beu­ckers). Vie­le die­ser tat­säch­li­chen oder auch nur ver­mu­te­ten Stif­tun­gen Idas ste­hen in en­gem Zu­sam­men­hang mit dem Wir­ken des erz­bi­schöf­li­chen Bru­ders und zeich­nen „sich al­le durch ei­ne durch­gän­gig au­ßer­ge­wöhn­li­che Qua­li­tät aus" (Beu­ckers). Nicht zu­letzt ver­deut­li­chen sie das Selbst­ver­ständ­nis Idas und die Re­prä­sen­ta­ti­on ei­ner hoch­ade­li­gen Fa­mi­lie kai­ser­li­cher Ab­stam­mung.

Ei­ne 1992 ge­stif­te­te Fi­gur (Bild­hau­er: Ser­ban Ru­su) der Äb­tis­sin Ida ist an der West­sei­te des Köl­ner Rat­haus­tur­mes an­ge­bracht. Sie ist ei­ne Teil­re­kon­struk­ti­on der im Zwei­ten Welt­krieg be­schä­dig­ten Ori­gi­nal­sta­tue von 1900/1901 (Bild­hau­er: wahr­schein­lich Pe­ter Kür­ten).

Literatur (Auswahl)

Beu­ckers, Klaus Ge­re­on, Die Ez­zo­nen­ und ih­re Stif­tun­gen. Ei­ne Un­ter­su­chung zur Stif­tungs­tä­tig­keit im 11. Jahr­hun­dert, Müns­ter/Ham­burg 1993.
Ku­bach, Hans-Erich/Ver­beek, Al­bert, Ro­ma­ni­sche Bau­kunst an Rhein und Maas, Band 4: Ar­chi­tek­tur­ge­schich­te und Kunst­land­schaft, 3. Auf­la­ge, Ber­lin 1989.
Sur­mann, Ul­ri­ke, Das Kreuz He­ri­manns und Idas, Köln 1999.

Online

St. Ma­ria im Ka­pi­tol (In­for­ma­tio­nen über die Bau­ge­schich­te der Kir­che St. Ma­ria im Ka­pi­tol auf der Web­site des För­der­ver­eins Ro­ma­ni­sche Kir­chen Köln e.V.). [On­line]

DE-2086, LVR_ILR_0000147524.

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Oepen, Joachim, Ida von Köln, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/ida-von-koeln/DE-2086/lido/57c927ac5d34d2.25841471 (abgerufen am 23.04.2024)