Arnold Janssen

Missionar und Ordensgründer (1837-1909)

Hans-Joachim Koepp (Goch)

'Arnold Janssen am Schreibtisch', Gemälde des Br. Lucas Kolzem SVD, 1910. (Steyler Missionare)

Ar­nold Jans­sen war ein deut­scher Mis­sio­nar und Grün­der der Or­dens­ge­mein­schaf­ten der Stey­ler Mis­sio­na­re, der Stey­ler Mis­si­ons­schwes­tern und der Stey­ler An­be­tungs­schwes­tern. Er ist seit 2003 ein Hei­li­ger der ka­tho­li­schen Kir­che; sein Ge­denk­tag ist der 15. Ja­nu­ar. Ar­nold Jans­sen gilt als der be­deu­tends­te Sohn der Stadt Goch.

Als Ar­nold Jans­sen am 5.11.1837 als zwei­tes von elf Kin­dern des Fuhr­man­nes Ger­hard Jans­sen (1801-1871) und sei­ner Ehe­frau An­na Ka­tha­ri­na Wel­le­sen (1809-1891) auf der Frau­en­stra­ße in Goch das Licht der Welt er­blick­te, konn­te nie­mand ah­nen, dass der Neu­ge­bo­re­ne 166 Jah­re spä­ter durch Papst Jo­han­nes Paul II. (Pon­ti­fi­kat 1978-2005) hei­lig ge­spro­chen wer­den wür­de. Oh­ne die ers­ten Le­bens­jah­re in Goch, ge­prägt durch sein El­tern­haus und die sehr re­li­giö­se, aus der Nach­bar­ge­mein­de Weeze stam­men­de Mut­ter so­wie durch die Schul­aus­bil­dung auf der „Ga­es­donck“ wä­re aus dem Jun­gen, den die Go­cher da­mals „Nöl­le­ken“ nann­ten, si­cher­lich nicht ei­ne sol­che Per­sön­lich­keit ge­wor­den.

Da­bei war Ar­nold Jans­sen kein Ge­nie und be­saß auch kei­ne be­son­de­re Be­ga­bung. Als er 1849 ins In­ter­nat Col­le­gi­um Au­gus­ti­nia­num Ga­es­donck kam, er­reich­te er das Klas­sen­ziel nicht und muss­te das Schul­jahr wie­der­ho­len. Spra­chen be­rei­te­ten Ar­nold Jans­sen Schwie­rig­kei­ten, da­ge­gen la­gen ihm Ma­the­ma­tik und Na­tur­wis­sen­schaf­ten sehr. Nach dem Ab­itur im Jah­re 1855 und der Aus­mus­te­rung aus dem Mi­li­tär­dienst „we­gen all­ge­mei­ner Kör­per- und Brust­schwä­che“ stu­dier­te er in Müns­ter und Bonn. Be­reits 1859 folg­te das Ex­amen als Gym­na­si­al­leh­rer, wo­bei er die Lehr­amts­be­fä­hi­gung für Eng­lisch, He­brä­isch und Che­mie er­hielt. Nach wei­te­ren vier Se­mes­tern Theo­lo­gie­stu­di­um in Müns­ter (1859-1861) emp­fing er am 15.8.1861 in Müns­ter die Pries­ter­wei­he. An­schlie­ßend un­ter­rich­te­te Ar­nold Jans­sen zwölf Jah­re als Leh­rer an der Hö­he­ren Bür­ger­schu­le in Bo­cholt. Wäh­rend die­ser Zeit über­nahm er das Ne­ben­amt als Di­rek­tor des Ge­bets­apos­to­la­tes für die Diö­ze­se Müns­ter, be­such­te in den Schul­fe­ri­en als Wan­dera­pos­tel na­he­zu al­le Pfar­rei­en der Diö­ze­se und pu­bli­zier­te Ge­bets­bro­schü­ren. Wäh­rend des Kul­tur­kamp­fes kün­dig­te er 1873 sei­ne Lehr­amts­tä­tig­keit und wur­de Haus­geist­li­cher der Ur­su­li­nen in Kem­pen am Nie­der­rhein, da­mit er dem Ge­bets­apos­to­lat und sei­nen Pu­bli­ka­tio­nen mehr Zeit wid­men konn­te. Be­reits im Ja­nu­ar 1874 ver­öf­fent­lich­te er die ers­te Num­mer sei­ner Mis­si­ons­zeit­schrift „Klei­ner Herz-Je­su-Bo­te“.

 

Ar­nold Jans­sen be­dau­er­te, dass Deutsch­land ge­gen­über an­de­ren Län­dern Eu­ro­pas kein Mis­si­ons­haus zur Aus­bil­dung von Mis­sio­na­ren hat­te. Bi­schof Gio­van­ni Ti­mo­le­on Rai­mon­di (1827-1894), Apos­to­li­scher Prä­fekt von Hong­kong, über­re­de­te Jans­sen, ein Mis­si­ons­haus zu er­rich­ten. Be­reits 1874 er­hielt Ar­nold Jans­sen vom Bi­schof von Ro­er­mond, in des­sen Diö­ze­se Steyl (heu­te Stadt Ven­lo) liegt, die Er­laub­nis, auf sei­nem Ge­biet ein Mis­si­ons­haus zu er­rich­ten, da es in Deutsch­land we­gen des Kul­tur­kamp­fes nicht mehr die Mög­lich­keit für ein sol­ches Vor­ha­ben gab. Der Bi­schof von Ro­er­mond äu­ßer­te sich da­nach zum De­chan­ten sei­ner Stadt wie folgt: „Da ist der Herr Jans­sen ... bei mir ge­we­sen. Den­ken Sie, er will ein Mis­si­ons­haus bau­en – und hat nichts. Ent­we­der ist er ein Narr oder ein Hei­li­ger.“ Kei­ner trau­te Ar­nold Jans­sen die Ver­wirk­li­chung der Grün­dung zu. Ei­ni­ge grö­ße­re Spen­den er­mög­lich­ten ihm aber noch im sel­ben Jahr den An­kauf ei­nes Grund­stü­ckes. Am 16.6.1875 er­warb er das Wirts­haus des Ni­ko­laus Ronck in Steyl an der Maas, um dort das Mis­si­ons­haus zu er­rich­ten. Dar­auf­hin kün­dig­te er sei­ne An­stel­lung im Ur­su­li­nen­klos­ter in Kem­pen und zog mit sei­nem Bru­der Wil­helm (Ka­pu­zi­ner­bru­der Ju­ni­pe­rus) nach Steyl. Be­reits am 8.9.1875 wur­de das Mis­si­ons­haus St. Mi­cha­el in Steyl ein­ge­weiht, die „Ge­sell­schaft des Gött­li­chen Wor­tes“ (So­cie­t­as Ver­bi Di­vi­ni, Ge­sell­schaft des gött­li­chen Wor­tes, ab­ge­kürzt SVD) ge­grün­det so­wie die Schu­le mit äu­ßerst be­schei­de­nen Mit­teln er­öff­net. Ar­nold Jans­sen grün­de­te in den dar­auf­fol­gen­den Jahr­zehn­ten welt­weit zahl­rei­che wei­te­re Or­dens­häu­ser. Die Mis­sio­na­re lehr­ten die Ein­hei­mi­schen hand­werk­li­che Fer­tig­kei­ten, bau­ten Schu­len, Kran­ken­häu­ser und so­gar Uni­ver­si­tä­ten.

Nach­dem 1876 in Steyl ei­ne Mis­si­ons­dru­cke­rei für den „Herz-Je­su-Bo­ten“ er­öff­net wer­den konn­te, er­schien zum 6.1.1878 die ers­te Aus­ga­be der Zeit­schrift „Stadt Got­tes“. Spä­ter folg­ten die Schrif­ten „Der Je­sus­kna­be“ und der „St.-Mi­cha­els-Ka­len­der“ so­wie an­de­re re­li­giö­se Zeit­schrif­ten und Bü­cher je­weils in deut­scher, eng­li­scher, nie­der­län­di­scher und la­tei­ni­scher Spra­che. 1879 hat­te Steyl be­reits 60 Schü­ler im Mis­si­ons­haus. Am 12.3.1885 wur­de Ar­nold Jans­sens auf Le­bens­zeit zum Ge­ne­ral­su­pe­ri­or der Stey­ler Mis­si­on ge­wählt. 1889 fand die Grün­dung der Kon­gre­ga­ti­on der Mis­si­ons­schwes­tern statt, 1896 der Ab­tei­lung der Klau­sur­schwes­tern (An­be­tungs­schwes­tern) in Steyl.

Als Pa­ter Ar­nold Jans­sen am 15.1.1909 mit 72 Jah­ren in Steyl starb, hat­te er 33 Jah­re an der Spit­ze sei­ner Or­dens­grün­dung ge­stan­den. An sei­nem To­des­tag zähl­te die Ge­sell­schaft des Gött­li­chen Wor­tes sechs Nach­wuchs­häu­ser, 430 Pries­ter, 600 Brü­der, 450 Mis­si­ons- und An­be­tungs­schwes­tern und mehr als 1.000 Mis­si­ons­schü­ler.

Im Jah­re 2003 hat­te das Stey­ler Mis­si­ons­werk über 10.000 Mit­ar­bei­ter aus 65 Na­tio­nen, die in 62 Län­dern haupt­säch­lich als Mis­sio­na­re und Mis­si­ons­schwes­tern tä­tig sind. Ar­nold Jans­sen galt als Weg­be­rei­ter des mo­der­nen Mis­si­ons­ge­dan­kens und als Vor­läu­fer des Zwei­ten Va­ti­ka­ni­schen Kon­zils. 15 Dru­cke­rei­en im Aus­land pro­du­zie­ren Mo­nats­zeit­schrif­ten, Ka­len­der, Bü­cher und an­de­res mehr. Die in deut­scher Spra­che ge­druck­ten Schrif­ten „Wei­te Welt“ und „Stadt Got­tes“ er­rei­chen Auf­la­gen von je­weils et­wa 600.000 Stück. „The Word „und „Kai­ro“ sind Ti­tel eng­lisch­spra­chi­ger Mo­nats­blät­ter, die rund um den Erd­ball in rie­si­ger Stück­zahl ver­streut sind.

Arnold Janssen, Porträtfoto. (Stadtarchiv Goch)

 

Nach­dem be­reits 1935 Bi­schof Gu­liel­mus Lem­mens von Ro­er­mond (Epis­ko­pat 1932-1958) den Diö­ze­san-Pro­zess für die Se­lig­spre­chung Ar­nold Jans­sens er­öff­net hat­te, wur­de erst am 10.5.1973 durch Papst Paul VI. (Pon­ti­fi­kat 1963-1978) be­kannt­ge­ge­ben, der Be­weis sei er­bracht, Ar­nold Jans­sen ha­be als Die­ner Got­tes die theo­lo­gi­schen Tu­gen­den des Glau­bens, der Hoff­nung und der Got­tes- und Nächs­ten­lie­be so­wie die Kar­di­nal­tu­gen­den Klug­heit, Ge­rech­tig­keit, Mä­ßi­gung und Stark­mut und die üb­ri­gen Tu­gen­den in he­roi­schem Gra­de ge­übt. Dar­auf­hin wur­de Ar­nold Jans­sen am 19.10.1975 durch Papst Paul VI. se­lig­ge­spro­chen; die Hei­lig­spre­chung er­folg­te am 5.10.2003 durch Papst Jo­han­nes Paul II.

In Ge­den­ken an ih­ren be­rühm­ten Sohn gibt es in Goch die Ar­nold-Jans­sen-Stra­ße, ei­ne Ge­denk­ta­fel am Ge­burts­haus, ei­ne Ar­nold-Jans­sen-Büs­te an der Müh­len­stra­ße/Ecke Adolf-Kol­ping-Stra­ße, ei­ne wei­te­re bron­ze­ne Büs­te im Ma­ri­en- be­zie­hungs­wei­se Lieb­frau­en­schiff der Go­cher Pfarr­kir­che St. Ma­ria Mag­da­le­na, ei­ne Grund­schu­le mit dem Na­men „Ar­nold-Jans­sen-Schu­le, ei­nen Ar­nold-Jans­sen-Kin­der­gar­ten und ei­ne Ar­nold Jans­sen Kir­che, in der sich zahl­rei­che Hin­wei­se auf ih­ren Na­mens­ge­ber, zum Bei­spiel ein Blei­glas­fens­ter und ei­ne Büs­te fin­den. In der Kir­che des Col­le­gi­ums Au­gus­ti­nia­num Ga­es­donck gibt es ein Ar­nold-Jans­sen-Re­li­ef, ein Blei­glas­fens­ter und ei­ne Ka­chel mit Na­mens­zug zum be­stan­de­nen Ab­itur von Ar­nold Jans­sen.

Auch in Bo­cholt und Neu­en­kir­chen tra­gen Schu­len sei­nen Na­men, au­ßer­dem das Gym­na­si­um der Stey­ler Mis­sio­na­re im saar­län­di­schen St. Wen­del (ab 1.1.2013 in neu­er Trä­ger­schaft). Ne­ben Goch sind in an­de­ren Städ­te Stra­ßen nach ihm be­nannt, so auch in St. Au­gus­tin, wo seit 1913 ein Stey­ler Mis­si­ons­haus be­steht.

Die Stadt Goch wur­de nach der Hei­lig­spre­chung von Ar­nold Jans­sen im Jah­re 2005 durch den Bi­schof von Müns­ter zum Wall­fahrts­ort er­ho­ben. Re­li­qui­en des Hei­li­gen wer­den in Goch in der Ar­nold-Jans­sen-Pfar­re, in der Tauf­kir­che und im Col­le­gi­um Au­gus­ti­nia­num Ga­es­donck be­wahrt. Das Ge­burts­haus des Hei­li­gen Ar­nold Jans­sen steht seit­dem für Be­sich­ti­gun­gen Be­su­cher­grup­pen zur Ver­fü­gung.

Werke

Dein Wort auf mei­nem Weg, Text­aus­wahl von Ja­kob Reu­ter SVD, Keve­la­er 1987.

Literatur (Auswahl)

Alt, Jo­sef SVD, Ar­nold Jans­sen. Le­bens­weg und Le­bens­werk des Stey­ler Or­dens­grün­ders, Net­te­tal 2004.
Bor­ne­mann, Fritz, Ar­nold Jans­sen, der Grün­der des Stey­ler Mis­si­ons­wer­kes, 3. Auf­la­ge, Net­te­tal 1992.
Bor­ne­mann, Fritz (Hg.), Er­in­ne­run­gen an P. Ar­nold Jans­sen. Grün­der des Stey­ler Mis­si­ons­wer­kes, 1974.
Fi­scher, Her­mann,, Ar­nold Jans­sen. Grün­der des Stey­ler Mis­si­ons­wer­kes. Ein Le­bens­bild, Steyl 1919 [mehr oder we­ni­ger ge­kürzt in ver­schie­de­ne Spra­chen über­setzt, auch ins Chi­ne­si­sche und in Hin­di).
Kas­bau­er, Schwes­ter Six­ta, Ar­nold Jans­sen. Ein Got­tes­mann für un­se­re Zeit, 1948.
Hüm­meler, Hans, P. Ar­nold Jans­sen, 1957.

Online

Kroes SVD, Hein­rich, „Jans­sen, Ar­nol­d“, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 10 (1974), S. 341 f.. [On­line
In­for­ma­tio­nen zu­ Ar­nold Jans­sen auf der Home­page der Stey­ler Mis­sio­na­re. [On­line]

Geburtshaus Arnold Janssens in der Gocher Frauenstraße. (Stadtarchiv Goch)

 
Zitationshinweis

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Koepp, Hans-Joachim, Arnold Janssen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/arnold-janssen/DE-2086/lido/57c92c81dec7f8.08181208 (abgerufen am 19.03.2024)