Karl Trimborn

Zentrumspolitiker (1854-1921)

Georg Arnold (Mönchengladbach)

Karl Trimborn, Porträtfoto. (Rheinisches Bildarchiv)

Karl Trim­born war Ju­rist und Po­li­ti­ker der ka­tho­li­schen Zen­trums­par­tei im wil­hel­mi­ni­schen Deutsch­land und in der Wei­ma­rer Re­pu­blik. Ne­ben sei­ner par­tei­po­li­ti­schen und par­la­men­ta­ri­schen Ar­beit war er Mit­her­aus­ge­ber ver­schie­de­ner Zei­tun­gen und ak­tiv im Ver­bands­ka­tho­li­zis­mus tä­tig. Sein Wir­ken als So­zi­al­po­li­ti­ker fand An­er­ken­nung auch über die Par­tei­gren­zen hin­aus. Nach dem Ers­ten Welt­krieg über­nahm er 1920 als ers­ter Rhein­län­der das Amt des Vor­sit­zen­den der deut­schen Zen­trums­par­tei.

Am 2.12.1854 wur­de Karl Trim­born als drit­tes von vier­zehn Kin­dern ei­ner Köl­ner Rechts­an­walts­fa­mi­lie ge­bo­ren. Er wuchs in ei­nem po­li­tisch in­ter­es­sier­ten Um­feld auf. Sein Va­ter, Kor­ne­li­us Bal­du­in Trim­born (1824-1889), war Mit­glied der Zen­trums­par­tei und wur­de in den 1880er Jah­ren Ab­ge­ord­ne­ter im preu­ßi­schen Ab­ge­ord­ne­ten­haus und im Deut­schen Reichs­tag. Ein Bru­der der Mut­ter, Fritz Pau­li (1832-1898), ge­hör­te von 1867 bis 1871 als li­be­ra­ler Ab­ge­ord­ne­ter dem Nord­deut­schen Reichs­tag an.

Karl Trim­born wur­de in der Tra­di­ti­on sei­ner El­tern rö­misch-ka­tho­lisch er­zo­gen. Nach dem Ab­itur auf dem Köl­ner Apos­tel­gym­na­si­um 1873 stu­dier­te er zu­nächst Phi­lo­so­phie und Ge­schich­te in Leip­zig, wech­sel­te aber nach zwei Se­mes­tern und stu­dier­te Rechts­wis­sen­schaf­ten in Leip­zig, Mün­chen und Straß­burg. Nach sei­nem Re­fe­ren­dar­ex­amen 1877 ar­bei­te­te er in Köln, trat in die An­walt­kanz­lei sei­nes Va­ters ein und ließ sich nach dem As­ses­sor­ex­amen 1882 als Rechts­an­walt am Land­ge­richt nie­der. In Köln schloss er sich der Zen­trums­par­tei an und fand in dem be­kann­ten Pu­bli­zis­ten der „Köl­ni­schen Volks­zei­tung" Ju­li­us Ba­chem (1845-1918), ei­nen po­li­ti­schen Men­tor und Lehr­meis­ter.

Ers­te na­tio­na­le Auf­merk­sam­keit er­lang­te Trim­born 1890, als er zum zwei­ten Vor­sit­zen­den des in Mön­chen­glad­bach an­säs­si­gen „Volks­ver­eins für das ka­tho­li­sche Deutsch­land" ge­wählt wur­de. Un­ter sei­ner Füh­rung ent­wi­ckel­te sich der Ver­ein in­ner­halb we­ni­ger Jah­re zur grö­ß­ten so­zi­al­po­li­ti­schen Bil­dungs­stät­te im Deut­schen Reich. 1893 wur­de er Mit­glied der Köl­ner Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung und ein Jahr spä­ter wur­de er zum Vor­sit­zen­den der rhei­ni­schen Zen­trums­par­tei ge­wählt.

Für den Wahl­kreis Köln zog Trim­born 1896 in das Preu­ßi­sche Ab­ge­ord­ne­ten­haus und in den Reichs­tag ein. Zahl­rei­che so­zi­al­po­li­ti­sche Ge­set­ze zur Ver­bes­se­rung der Ar­beits­welt ka­men aus der von ihm ge­lei­te­ten „Kom­mis­si­on für Han­del und Ge­wer­be". 1904 gab er sei­ne An­walts­kanz­lei auf und wid­me­te sich ver­stärkt der Po­li­tik. Sein Ziel war es, die ka­tho­li­sche Zen­trums­par­tei auch für an­de­re kon­fes­sio­nel­le Grup­pen zu öff­nen. Im so ge­nann­ten Ge­werk­schafts­streit, der sei­nen Hö­he­punkt zwi­schen 1910 bis 1914 er­reich­te, trat er für die Grün­dung ei­ner in­ter­kon­fes­sio­nel­len Ge­werk­schaft ein. Zeit­wei­se war er auch Vor­stands­mit­glied im 1910 ge­grün­de­ten Ver­ein für so­zia­le Ko­lo­ni­sa­ti­on Deutsch­lands, der Öd­land durch Ar­beits­lo­se ur­bar ma­chen las­sen woll­te. 1914 wur­de er ers­ter Vor­sit­zen­der des Volks­ver­eins für das ka­tho­li­sche Deutsch­land. Trim­borns Wir­ken als So­zi­al­po­li­ti­ker fand An­er­ken­nung über al­le Par­tei­gren­zen hin­weg. Auch sei­ne Frau Jean­ne Ma­li (1862-1919), Toch­ter ei­nes bel­gi­schen Tuch­fa­bri­kan­ten, mit der er seit 1884 ver­hei­ra­tet war, wur­de auf so­zia­lem Ge­biet zu ei­ner be­deu­ten­den Per­sön­lich­keit im Rhein­land. Sie nahm u.a. an der Grün­dung von drei Or­ga­ni­sa­tio­nen teil: „Ver­band Ka­tho­li­scher Kauf­män­ni­scher Ge­hil­fin­nen und Be­am­tin­nen Deutsch­lands", „West­deut­scher Ver­band Ka­tho­li­scher Mäd­chen­schutz­ver­ei­ne" und „Ka­tho­li­scher Deut­scher Frau­en­bund".

Wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges wur­de Trim­born in der Ver­wal­tung im be­setz­ten Bel­gi­en ein­ge­setzt. Er ar­bei­te­te zu­nächst als Zi­vil­kom­mis­sar in Ver­viers, dem ehe­ma­li­gen Hei­mat­ort sei­ner Frau und wur­de im No­vem­ber 1914 zum Lei­ter des De­zer­nats (Ge­ne­ral­re­fe­rent) für Kul­tus- und Un­ter­richts­an­ge­le­gen­hei­ten in Brüs­sel er­nannt. Im Au­gust 1917 kehr­te er nach Deutsch­land zu­rück und nahm sei­ne po­li­ti­sche Tä­tig­keit wie­der auf. Im letz­ten kai­ser­li­chen Ka­bi­nett un­ter Reichs­kanz­ler Prinz Max von Ba­den (1867-1929) wur­de er im Ok­to­ber 1918, kurz vor En­de des Ers­ten Welt­krie­ges, zum Staats­se­kre­tär des In­nern er­nannt.

Nach dem En­de des Kai­ser­rei­ches und der mi­li­tä­ri­schen Nie­der­la­ge Deutsch­lands zog Trim­born sich im No­vem­ber 1918 zu­nächst ent­täuscht aus der Po­li­tik zu­rück. Aber be­reits ei­ni­ge Mo­na­te spä­ter nahm er sei­ne Tä­tig­keit wie­der auf und ar­bei­te­te im „Aus­schuß zur Vor­be­ra­tung des Ent­wurfs ei­ner Ver­fas­sung für das Deut­sche Reich" mit. In den Ver­fas­sungs­be­ra­tun­gen wur­de er ei­ner der Weg­be­rei­ter ei­ner mo­der­nen und fö­de­ra­ti­ven Neu­glie­de­rung Deutsch­lands. Kurz­fris­tig for­der­te er, wie sein Par­tei­freund der da­ma­li­ge Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ter Kon­rad Ade­nau­er auch, die Los­lö­sung des Rhein­lan­des von Rest­deutsch­land. Trim­born glaub­te, dass die Schaf­fung ei­nes rhei­ni­schen Bun­des­staa­tes ein Schutz vor An­ne­xi­on der deut­schen West­ge­bie­te durch Frank­reich sein könn­te.

Ne­ben der par­tei­po­li­ti­schen Ar­beit, wo­zu auch die Grün­dung und Mit­her­aus­ga­be ver­schie­de­ner Zei­tun­gen wie z.B. „Mit­tei­lun­gen der Zen­tral­stel­le der Rhei­ni­schen Zen­trums­par­tei" und „Das Zen­trum" ge­hör­te, war Trim­born ak­tiv im Ver­bands­ka­tho­li­zis­mus tä­tig. Er war nicht nur Mit­glied des Volks­ver­eins, son­dern ge­hör­te schon als Stu­dent ver­schie­de­nen ka­tho­li­schen Stu­den­ten­ver­bin­dun­gen an. Auch en­ga­gier­te er sich im Köl­ner Vin­zenz­ver­ein, im Kol­ping­ver­ein, im Au­gus­ti­nus­ver­ein zur Pfle­ge der ka­tho­li­schen Pres­se und bei den Ge­ne­ral­ver­samm­lun­gen der deut­schen Ka­tho­li­ken.

Karl Trim­born starb am 25.7.1921 in Bonn an den Fol­gen ei­ner Krebs­ope­ra­ti­on.

Quellen

Car­dauns, Her­mann, Karl Trim­born. Nach sei­nen Brie­fen und Ta­ge­bü­chern, Mön­chen­glad­bach 1922.

Literatur

Bo­ren­gäs­ser, Nor­bert M., „Trim­born, Carl", in: Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon 12 (1997), Spal­ten 494-497.
Kuhl, Chris­toph, Carl Trim­born (1854-1921). Ei­ne po­li­ti­sche Bio­gra­phie, Pa­der­born 2011.
Mer­gel, Tho­mas, Zwi­schen Klas­se und Kon­fes­si­on. Ka­tho­li­sches Bür­ger­tum im Rhein­land, 1794-1914, Göt­tin­gen 1994.
Mor­sey, Ru­dolf, Karl Trim­born, in: Mor­sey, Ru­dolf (Hg.), Zeit­ge­schich­te in Le­bens­bil­dern. Aus dem deut­schen Ka­tho­li­zis­mus des 20. Jahr­hun­derts, Band 1, Mainz 1973, S. 81-93.
Schoelen, Ge­org, Bi­blio­gra­phisch-his­to­ri­sches Hand­buch des Volks­ver­eins für das ka­tho­li­sche Deutsch­land, Mainz 1982, S. 534-541.

 
Zitationshinweis

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Arnold, Georg, Karl Trimborn, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/karl-trimborn/DE-2086/lido/57c9408c960aa3.98730561 (abgerufen am 19.03.2024)