Der ausgefallene Friesenzug Heinrichs V. im Jahre 1114

Christian Hillen (Köln/Bonn)

Abbildung Heinrich V., aus: Barack, Max: Die deutschen Kaiser, Stuttgart 1888. (Gemeinfrei/Digitalisat über die Universitätsbibliothek der TU Braunschweig)

1. Eine Kaiserkrönung läuft aus dem Ruder

Als Hein­rich V. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1106-1125, ab 1111 Kai­ser) sich am 12.2.1111 in Rom von Papst Pa­scha­lis II. (Pon­ti­fi­kat 1099-1118) zum Kai­ser krö­nen las­sen woll­te, kam es zu ei­nem Eklat: Die deut­schen Fürs­ten glaub­ten die Be­din­gun­gen, un­ter de­nen der Papst Hein­rich krö­nen woll­te, nicht ak­zep­tie­ren zu kön­nen. Die Krö­nungs­ze­re­mo­nie lief aus dem Ru­der und der Tag en­de­te mit der Ge­fan­gen­nah­me des Paps­tes durch Hein­rich. Da­durch konn­te die­ser weit­rei­chen­de Zu­ge­ständ­nis­se in der strit­ti­gen Fra­ge der In­ves­ti­tur der deut­schen Bi­schö­fe durch den Herr­scher und sei­ne Kai­ser­krö­nung am 13. April er­lan­gen. Al­les schien nach ei­nem Er­folg für Hein­rich V. aus­zu­se­hen.

 

Lang­fris­tig ge­lang es dem Papst durch die­sen Vor­fall je­doch, die be­tei­lig­te Öf­fent­lich­keit auf sei­ne Sei­te zu zie­hen. Das führ­te zur Ban­nung Hein­richs im Sep­tem­ber 1112 durch Erz­bi­schof Gui­do von Vi­en­ne (um 1060-1124), den spä­te­ren Papst Ca­lixt II. (Pon­ti­fi­kat 1119-1124), die Pa­scha­lis be­stä­tig­te. Das hat­te auch Aus­wir­kun­gen auf Hein­richs V. Po­si­ti­on bei den deut­schen Fürs­ten, denn die Ban­nung führ­te zu ei­ner wei­te­ren Po­la­ri­sie­rung be­ste­hen­der Kon­flik­te. Be­reits 1112 kam es zu Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit dem säch­si­schen Her­zog Lo­thar (als Lo­thar III. 1125-1137 rö­misch-deut­scher Kö­nig, ab 1133 Kai­ser), die sich an ei­ner Klei­nig­keit ent­zün­det hat­ten, aber zur Ab­set­zung Lo­thars und sei­nes Ge­folg­man­nes Graf Ru­dolf von Sta­de (ge­stor­ben 1124) durch Hein­rich führ­ten. Zwar wur­den bei­de kurz dar­auf wie­der­ein­ge­setzt, doch be­las­te­te Hein­richs zu­neh­mend we­ni­ger auf Kon­sens aus­ge­rich­te­ter Herr­schafts­stil sein Ver­hält­nis zu Lo­thar, aber auch zu an­de­ren Fürs­ten. Die päpst­li­che Ban­nung des Reichs­ober­haup­tes ver­schärf­te das schwie­ri­ge Ver­hält­nis wei­ter. Ein wich­ti­ger Aus­tra­gungs­ort die­ser Kon­flik­te war das Rhein­land, nach­dem sich 1114 der Köl­ner Erz­bi­schof Fried­rich I. von Schwar­zen­burg ge­gen den Kai­ser er­ho­ben und ei­ne Ko­ali­ti­on aus rhei­ni­schen Fürs­ten um sich ver­sam­melt hat­te. In die­sem Zu­sam­men­hang ist der an­geb­li­che Zug Hein­richs ge­gen die Frie­sen zu be­trach­ten.

Auf ei­nem Hof­tag in Mainz zu Epi­pha­nie (6. Ja­nu­ar) 1114, der an­läss­lich der Hoch­zeit Hein­richs V. mit der eng­li­schen Prin­zes­sin Mat­hil­de (1102-1167) ab­ge­hal­ten wur­de, be­riet sich der Kai­ser mit den dort ver­sam­mel­ten Fürs­ten auch über po­li­ti­sche An­ge­le­gen­hei­ten. Dies war auch der Ort, an dem sich Her­zog Lo­thar Hein­rich un­ter­warf. Wäh­rend er mit sei­nem An­lie­gen Er­folg hat­te und wie­der in die kai­ser­li­che Huld auf­ge­nom­men wur­de, schei­ter­te Graf Lud­wig von Thü­rin­gen (1042-1123) mit dem glei­chen An­lie­gen und wur­de statt­des­sen in Haft ge­nom­men. Die­se Un­gleich­be­hand­lung sorg­te für Un­ru­he un­ter den Fürs­ten, die weit­rei­chen­de Fol­gen ha­ben soll­te. Eben­falls auf die­sem Hof­tag wur­de ein Feld­zug ge­gen die Frie­sen be­schlos­sen, den der Kai­ser noch in die­sem Jahr un­ter­neh­men woll­te. 

2. Eine Frage der Quellen und die Ersterwähnung von Dollendorf

Über die­sen Feld­zug un­ter­rich­ten meh­re­re Quel­len. Von Ek­ke­hard von Au­ra (ge­stor­ben nach 1125) ist zu er­fah­ren, dass der Kai­ser und die Gro­ßen mit ei­ner Flot­te nach Nor­den vor­dran­gen. Den Ein­satz ei­ner Flot­te er­klärt Ek­ke­hard mit der Tat­sa­che, dass die Frie­sen In­sel­be­woh­ner sei­en.[1] Dass dies durch­aus glaub­wür­dig ist, be­legt ei­ne wei­te­re Quel­le, ei­ne am 16.6.1114 aus­ge­stell­te Ur­kun­de, die nicht nur die an dem Feld­zug be­tei­lig­ten Fürs­ten – den Erz­bi­schof von Trier, die Bi­schö­fe von Würz­burg, Re­gens­burg und Metz, die Her­zö­ge von Schwa­ben und Sach­sen, die Mark­gra­fen von Ba­den und Is­tri­en, den Pfalz­gra­fen bei Rhein so­wie ei­ni­ge an­de­re – nennt, son­dern auch den Ort, an dem der Feld­zug sei­nen Aus­gang ge­nom­men ha­ben soll: Dol­len­dorf.[2] Das ist in­so­fern be­mer­kens­wert, als das in der Ur­kun­de ge­nann­te Tol­len­dorf zu­nächst nicht ein­deu­tig zu lo­ka­li­sie­ren ist.

Es gibt noch ei­ne wei­te­re merk­wür­di­ge Quel­le. Die An­na­len von St. Pan­ta­le­on be­rich­ten zu 1113, dass Hein­rich V. ei­ne mi­li­tä­ri­sche Ex­pe­di­ti­on zu den Frie­sen un­ter­nom­men ha­be. Das Köl­ner Kon­tin­gent sei­nes Hee­res sei in ei­nen von Hein­rich selbst fa­bri­zier­ten Hin­ter­halt der Frie­sen ge­ra­ten, aus dem es nur durch das be­herz­te Ein­grei­fen des säch­si­schen Her­zogs Lo­thar ge­ret­tet wer­den konn­te.[3] Die For­schung hat die­se Schil­de­rung prak­tisch un­ver­än­dert über­nom­men, le­dig­lich Hans-Jo­chen Stüllein hat sich in sei­ner Un­ter­su­chung des Iti­ner­ars Hein­richs V. nä­her da­mit aus­ein­an­der­ge­setzt. Aber auch er ver­mu­tet nur ei­ne Ver­fäl­schung der tat­säch­li­chen Er­eig­nis­se, da Hein­rich wohl kaum sei­nem ei­ge­nen Heer ei­nen Hin­ter­halt be­rei­tet ha­ben kön­ne. Die An­na­len von St. Pan­ta­le­on ha­ben durch die­se ver­dreh­te Dar­stel­lung den spä­te­ren Ab­fall Kölns vom Kai­ser recht­fer­ti­gen wol­len.[4] 

Sons­ti­ge Un­ge­reimt­hei­ten die­ser Nach­richt sind bis­her nicht wei­ter auf­ge­fal­len oder von der For­schung dis­ku­tiert wor­den. Al­ler­dings stellt sich schon die Jah­res­an­ga­be als falsch her­aus. So wur­de die Fra­ge, war­um Hein­rich ei­ne Ab­tei­lung sei­nes ei­ge­nen Hee­res in ei­nen Hin­ter­halt des Fein­des lo­cken soll­te, noch nicht ge­stellt, ge­schwei­ge denn schlüs­sig be­ant­wor­tet. Das Iti­nerar, das hei­ßt der Rei­se­weg des Kai­sers, der die­sem Feld­zug vor­aus geht be­zie­hungs­wei­se folgt, hät­te eben­falls stut­zig ma­chen kön­nen. Nach bis­her vor­herr­schen­der Mei­nung sei Hein­rich von Dol­len­dorf, nörd­lich von Kö­nigs­win­ter ge­le­gen, aus nach Fries­land auf­ge­bro­chen und von dort nach Köln zu­rück­ge­kehrt, um den Auf­stand der rhei­ni­schen Gro­ßen un­ter Füh­rung des Köl­ner Erz­bi­schofs bei Deutz nie­der­zu­schla­gen. Der Auf­ent­halt des Kai­sers und sei­nes Hee­res in Dol­len­dorf ist der ein­zi­ge für das Mit­tel­al­ter be­zeug­te Herr­scher­auf­ent­halt in die­sem Ort – ei­nem Ort, der für die Un­ter­brin­gung ei­nes Kai­sers oder Kö­nigs und sei­nes Ge­fol­ges kei­ner­lei In­fra­struk­tur bot, wäh­rend ver­schie­de­ne Or­te im Um­kreis – al­len vor­an Bonn – dies je­doch sehr wohl ge­tan hät­ten. Es gilt da­her, die Ge­schich­te die­ses Feld­zugs er­neut im Licht der Quel­len zu un­ter­su­chen.

Abbildung der Kaiserkrönung Heinrichs V. durch Papst Paschalis II. aus einer um 1460 in Hagenau entstandenen Handschrift. (Gemeinfrei)

 

3. Ein Feldzug fällt aus

Der Frie­sen­zug und die Grün­de da­für, dass er nicht zu­stan­de kam, nah­men, wie ge­schil­dert, ih­ren Aus­gang auf dem Hof­tag Hein­richs V. am 6.1.1114 in Mainz. Zu den dort be­spro­che­nen An­ge­le­gen­hei­ten des Rei­ches ge­hör­te das Pro­blem der wi­der­spens­ti­gen Frie­sen, die un­ter­wor­fen wer­den soll­ten. Die Un­ru­he, die Hein­rich mit der Un­gleich­be­hand­lung des säch­si­schen Her­zogs und des thü­rin­gi­schen Gra­fen un­ter den Gro­ßen aus­ge­löst hat­te, soll­te ihn im Ver­lauf des Jah­res vor gro­ße Pro­ble­me stel­len und ihn letzt­lich die Herr­schaft über den nörd­li­chen Teil des Rei­ches kos­ten. Der Un­mut ent­lud sich nur we­ni­ge Mo­na­te nach dem Main­zer Hof­tag in ei­nem Auf­stand des nie­der­rhei­ni­schen Adels. Das ist der Punkt, an dem die bei­den Hand­lungs­strän­ge zu­sam­men­tref­fen: der Frie­sen­zug wur­de durch den Auf­stand ge­stoppt. Hein­rich V. ge­lang­te mit sei­nem Heer be­zie­hungs­wei­se sei­ner Flot­te nie wei­ter als bis Deutz. Von dort aus wand­te er sich erst nach Wes­ten und dann wie­der nach Sü­den. Hein­richs Streit­macht hat­te sich ver­sam­melt und war rhein­ab­wärts auf dem Weg nach Nor­den. Am 16.6.1114 la­ger­te sie in ei­nem un­be­deu­ten­den Dorf auf der rech­ten Rhein­sei­te: in Dol­len­dorf. Dort ist Hein­rich zu­sam­men mit dem Erz­bi­schof von Trier, den Bi­schö­fen von Würz­burg, Re­gens­burg und Metz, den Her­zö­gen von Schwa­ben und Sach­sen, den Mark­gra­fen von Ba­den und Is­tri­en, dem Pfalz­gra­fen bei Rhein so­wie ei­ni­gen an­de­ren Gro­ßen an die­sem Tag ur­kund­lich be­zeugt.

Be­vor die Fra­ge zu dis­ku­tie­ren ist, war­um Hein­rich und Ge­fol­ge aus­ge­rech­net in Dol­len­dorf am Rhein la­ger­te, gilt es zu­nächst fest­zu­stel­len, dass es sich um die­ses Dol­len­dorf und nicht um den gleich­na­mi­gen Ort in der Ei­fel, der heu­te zur Ge­mein­de Blan­ken­heim im Kreis Eus­kir­chen ge­hört, han­delt. Die Orts­an­ga­be ac­tum est Tol­len­dorf der Ur­kun­de gibt kei­ne An­halts­punk­te, um wel­chen der bei­den Or­te es sich ge­han­delt ha­ben könn­te. Auch die For­schung war sich bis­her durch­aus nicht ei­nig, zu­mal das Iti­nerar des Kai­sers bei­de Mög­lich­kei­ten zu­lässt. Vor dem Auf­ent­halt in Dol­len­dorf ist er zu­letzt am 3. Ju­ni in Worms und da­nach erst An­fang Ju­li wie­der bei der Be­la­ge­rung von Deutz nach­weis­bar. Dol­len­dorf in der Ei­fel schei­det je­doch schon we­gen der Tat­sa­che aus, dass Hein­rich mit ei­ner Flot­te un­ter­wegs war. Was aber spricht au­ßer­dem für Dol­len­dorf am Rhein? Dort gab es kaum Mög­lich­kei­ten der Ver­sor­gung oder Un­ter­brin­gung ei­nes Herr­schers und sei­nes Ge­fol­ges, es lag nicht auf Kö­nigs­gut, denn das be­fand sich im Rhein­gra­ben links­rhei­nisch. Es lag auch nicht an ei­ner wich­ti­gen Stra­ße, denn auch die­se ver­lief auf der lin­ken Rhein­sei­te. Es bot al­ler­dings für den von Sü­den auf dem Rhein mit sei­ner Streit­macht an­rü­cken­den Kai­ser und sein Ge­fol­ge nach dem en­gen Mit­tel­rhein­tal erst­mals die Ge­le­gen­heit, mit dem Heer an­zu­lan­den und sich in Stel­lung zu brin­gen. Dol­len­dorf liegt ge­nau an der Stel­le, an der der letz­te Aus­läu­fer des rhei­ni­schen Schie­fer­ge­bir­ges, das Sie­ben­ge­bir­ge, sich vom Rhein­ufer zu­rück­zu­zie­hen be­ginnt. Da­mit stand aus­rei­chend Platz für ein Heer­la­ger zur Ver­fü­gung. Der Grund für das La­ger an die­sem Ort war schlie­ß­lich die Em­pö­rung des Köl­ner Erz­bi­schofs und sei­ner nie­der­rhei­ni­schen Ver­bün­de­ten ge­gen Hein­rich, von dem die­ser er­fah­ren hat­te, noch be­vor sei­ne Flot­te Köln er­reich­te. Ek­ke­hard von Au­ra be­rich­tet ein­deu­tig und glaub­haft von der Un­ter­bre­chung des Kriegs­zugs ge­gen die Frie­sen. Hein­rich ha­be in der Köl­ner Ge­gend Stel­lung be­zo­gen (Co­lo­niae par­ti­bus as­se­dit). Die Köl­ner Kö­nig­schro­nik sieht in dem Auf­stand der nie­der­rhei­ni­schen Gro­ßen gar den al­lei­ni­gen Grund für des Kai­sers Vor­rü­cken ge­gen Köln, von Plä­nen zu ei­nem Frie­sen­zug weiß sie nichts. Da­mit hat­te der Kai­ser schon ei­nen erz­bi­schöf­li­chen Stütz­punkt – das Sie­ben­ge­bir­ge – aus­ge­schal­tet und dem Erz­bi­schof deut­lich ge­macht, was ihn er­war­te­te. Da­mit Dol­len­dorf in Zu­kunft nicht noch ein­mal als Auf­marsch­ge­biet für feind­li­che Trup­pen ge­nutzt wer­den konn­te, er­rich­te­te Erz­bi­schof Fried­rich I. kurz nach 1114 die Wol­ken­burg, die die süd­li­che Flan­ke sei­nes Ter­ri­to­ri­ums ver­tei­di­gen soll­te.

Dol­len­dorf als Auf­marsch­raum ge­gen Köln er­gibt um­so mehr Sinn, wenn man in Be­tracht zieht, dass Hein­rich V. gar nicht ge­gen die stark be­fes­tig­te Stadt Köln vor­rück­te, son­dern ge­gen das eben­falls rechts­rhei­nisch ge­le­ge­ne Deutz. Wie nun sind aber die An­na­len von St. Pan­ta­le­on zu be­wer­ten, die als ein­zi­ge Quel­le von ei­ner durch­ge­führ­ten Ex­pe­di­ti­on ge­gen die Frie­sen be­rich­ten? Sie ste­hen, wie er­wähnt, schon seit ei­ni­ger Zeit im Ver­dacht der Ver­fäl­schung, auch und ge­ra­de we­gen der Epi­so­de des Frie­sen­zugs. Sie sei falsch dar­ge­stellt wor­den, um den Auf­stand des Erz­bi­schofs ge­gen den Kai­ser zu recht­fer­ti­gen: Der Kai­ser ha­be schlie­ß­lich das Köl­ner Kon­tin­gent in ei­nen Hin­ter­halt ge­lockt. Die Tat­sa­che ei­nes Feld­zugs ge­gen die Frie­sen wur­de da­bei aber von der his­to­ri­schen For­schung nicht an­ge­zwei­felt. Vor dem Hin­ter­grund des Ge­sag­ten und der Tat­sa­che, dass die An­na­len von St. Pan­ta­le­on die ein­zi­ge Quel­le sind, die über­haupt von ei­nem durch­ge­führ­ten Feld­zug ge­gen die Frie­sen weiß, muss man die Vor­be­hal­te viel­mehr auf die ge­sam­te Nach­richt aus­deh­nen. Dar­aus er­gibt sich, dass die ge­sam­te Epi­so­de des Frie­sen­zugs der Recht­fer­ti­gung des köl­ni­schen Ver­hal­tens ge­gen­über dem Herr­scher dien­te. 

Es ist al­so von fol­gen­dem Ab­lauf aus­zu­ge­hen: Hein­rich V. nä­her­te sich mit ei­ner Flot­te auf dem Rhein von Sü­den der Stadt Köln. Er plan­te nach Nord­deutsch­land zu zie­hen, um dort die Frie­sen zu un­ter­wer­fen. Noch be­vor er Köln er­reicht hat­te, er­fuhr er von dem Auf­stand des Köl­ner Erz­bi­schofs und sei­ner Ver­bün­de­ten ge­gen ihn. In Dol­len­dorf am Rhein ließ er an­lan­den und ein Heer­la­ger ein­rich­ten. Er sam­mel­te sei­ne Trup­pen, um ge­gen das auf der glei­chen Rhein­sei­te ge­le­ge­ne Deutz vor­zu­rü­cken, wel­ches er er­folg­los be­la­ger­te. Oh­ne die Straf­ex­pe­di­ti­on ge­gen die Frie­sen wie­der­auf­zu­neh­men, muss­te er sich ge­gen die Auf­stän­di­schen in Bonn und Jü­lich wen­den. Bei­de Städ­te wur­den da­bei ver­wüs­tet. Ei­nem köl­ni­schen Auf­ge­bot füg­te er eben­falls ei­ne Nie­der­la­ge zu, be­vor er vor dem Gra­fen von Arns­berg und des­sen Auf­ge­bot nach Sü­den aus­wich. Hein­rich V. muss­te die Zer­stö­rung der kai­ser­li­chen Be­sit­zun­gen in An­der­nach und Sin­zig hin­neh­men. Auch nach­dem er neue Trup­pen ge­sam­melt hat­te, muss­te er im Herbst 1114 er­neut bei An­der­nach ei­ne schwe­re Nie­der­la­ge er­dul­den. 

Letzt­lich muss­te Hein­rich V. sei­ne Po­si­ti­on im Rhein­land auf­ge­ben. Auch un­ter­nahm er kei­nen wei­te­ren Ver­such, ge­gen die Frie­sen vor­zu­ge­hen, son­dern wand­te sich statt­des­sen nach Sach­sen, wo sich in der Zwi­schen­zeit eben­falls Gro­ße ge­gen ihn er­ho­ben hat­ten. Die ver­nich­ten­de Nie­der­la­ge am Wel­fes­holz bei Eis­le­ben vom 11.2.1115 kos­te­te ihn auch sei­ne Stel­lung in Nord­deutsch­land. Die päpst­li­che Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on schien sich jetzt auch im deut­schen Epis­ko­pat aus­zu­wir­ken. Die päpst­li­chen Le­ga­ten nutz­ten nun das Rhein­land und na­ment­lich die Stadt Köln, um die Bann­s­en­tenz ge­gen den Kai­ser öf­fent­lich zu ver­kün­den. Nach Fries­land ge­lang­te Hein­rich nun erst recht nicht mehr.

Quellen

An­na­les S. Pan­ta­leo­nis, ed. G. H. Pertz, MGH SS 17, 1861, S. 729-847.
Ek­ke­hard von Au­ra, Chro­ni­con Uni­ver­sa­le, Rec. C., MGH SS VI, 1844, S. 33-265.
Mo­nu­men­ta Ger­ma­niae His­to­ri­ca. Di­plo­ma­ta re­gum et im­pe­ra­to­rum Ger­ma­niae, Band 7: Die Ur­kun­den Hein­richs V. und der Kö­ni­gin Mat­hil­de. Hg. v. Mat­thi­as Thiel un­ter Mit­wir­kung v. Al­fred Gaw­lik, Di­gi­ta­le Vor­ab-Edi­ti­on, Nr. 132.
Wi­spling­hoff, Erich (Be­arb.), Ur­kun­den und Quel­len zur Ge­schich­te von Stadt und Ab­tei Sieg­burg, Band 1, Sieg­burg 1964, Nr. 26.

Literatur

Hil­len, Chris­ti­an, Zum Frie­sen­zug Hein­richs V. von 1114, in: His­to­ri­sches Jahr­buch 120 (2000), S. 284-290.
Steh­käm­per, Hu­go/Diet­mar, Carl, Köln im Hoch­mit­tel­al­ter 1074/75-1288 (Ge­schich­te der Stadt Köln Band 6), Köln 2016
Stüllein, Hans-Jo­chen, Das Iti­nerar Hein­richs V. in Deutsch­land, phil. Diss. Mün­chen 1971, 1972.

Siegel Friedrichs I., anhängend an einer Urkunde von 1127. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)

 
Zitationshinweis

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Hillen, Christian, Der ausgefallene Friesenzug Heinrichs V. im Jahre 1114, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/der-ausgefallene-friesenzug-heinrichs-v.-im-jahre-1114/DE-2086/lido/603e1912c19330.06151323 (abgerufen am 18.04.2024)