Der Rhenser Kurverein

Tobias Weller (Bonn)

Darstellung der Kurfürsten in der Druckausgabe des Schwabenspiegels von 1473. (Bayerische Staatsbibliothek)

Der Rhen­ser Kur­ver­ein war ein im Ju­li 1338 ge­schlos­se­nes Bünd­nis der Kur­fürs­ten des Hei­li­gen Rö­mi­schen Rei­ches mit dem Ziel, die kur­fürst­li­chen Rech­te und Frei­hei­ten, ins­be­son­de­re ihr Recht zur Wahl des rö­misch-deut­schen Kö­nigs, ge­gen den Ap­pro­ba­ti­ons­an­spruch des Paps­tes zu ver­tei­di­gen.

 

1. Approbationsanspruch und Reichsvikariat

Die­ser An­spruch war be­reits von Papst In­no­cenz III. (Pon­ti­fi­kat 1198-1216) mit Nach­druck er­ho­ben und um­fas­send pro­pa­giert wor­den: Sei­ner An­sicht nach muss­te ein von den deut­schen Fürs­ten ge­wähl­ter Kö­nig zur le­gi­ti­men Aus­übung sei­ner Herr­schaft vom Papst be­stä­tigt wer­den. Die­se Kom­pe­tenz be­grün­de­te In­no­cenz III. vor al­lem da­mit, dass der rö­misch-deut­sche Kö­nig zu­gleich im Hin­blick auf das rö­mi­sche Kai­ser­tum ge­wählt wer­de, die Kai­ser­krö­nung aber vom Papst durch­ge­führt wer­de. Des­halb ste­he es dem Papst zu, den oder die Kan­di­da­ten auf ih­re Eig­nung für das Kai­ser­amt hin zu prü­fen und zu be­stä­ti­gen (ap­pro­ba­re) – oder zu ver­wer­fen (re­pro­ba­re). Die­ses päpst­li­che Ap­pro­ba­ti­ons­recht ist 1234 in das of­fi­zi­el­le Kir­chen­recht ein­ge­gan­gen, blieb aber im Reich sehr um­strit­ten. Zu­dem fand in Deutsch­land in der zwei­ten Hälf­te des 13. Jahr­hun­derts ein fol­gen­rei­cher Ver­fas­sungs­wan­del statt, in­dem sich ei­ne klei­ne Grup­pe vor­neh­mer Reichs­fürs­ten recht­lich von den Stan­des­ge­nos­sen ab­setz­te: Die Kö­nigs­wahl, an der im Hoch­mit­tel­al­ter noch un­ter­schieds­los al­le Reichs­fürs­ten teil­neh­men konn­ten, wur­de zum ex­klu­si­ven Pri­vi­leg die­ser Kur­fürs­ten.

Als im Herbst 1314 ein Nach­fol­ger für den be­reits im Vor­jahr ver­stor­be­nen Kai­ser Hein­rich VII. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1308-1313, ab 1312 Kai­ser) ge­wählt wer­den soll­te, wur­de der heik­le Punkt des päpst­li­chen Ap­pro­ba­ti­ons­an­spruchs er­neut akut. Die Wahl ver­lief zwie­späl­tig, weil sich die Kur­fürs­ten in der Kan­di­da­ten­fra­ge un­eins wa­ren: Am 19. Ok­to­ber wur­de in Sach­sen­hau­sen der Habs­bur­ger Fried­rich der Schö­ne (1289-1330), ei­nen Tag spä­ter vor den To­ren Frank­furts der wit­tels­ba­chi­sche Her­zog von Ober­bay­ern, Lud­wig IV. (ge­nannt „der Bay­er“), ge­wählt. Bei­de Par­tei­en ver­fass­ten Wahl­an­zei­gen an den Papst, aber wäh­rend in dem Schrei­ben für Lud­wig nur da­von die Re­de war, der Papst mö­ge ihm sei­ne vä­ter­li­che Huld er­wei­sen und ihn zu ge­eig­ne­ter Zeit zum Kai­ser krö­nen, ent­hielt das Schrei­ben für Fried­rich zu­sätz­lich die aus­drück­li­che Bit­te um Ap­pro­ba­ti­on der Wahl.

Frei­lich wa­ren die­se Wahl­an­zei­gen für ei­nen Amts­in­ha­ber auf­ge­setzt wor­den, den es erst noch zu be­stel­len galt, denn seit dem Tod Papst Cle­mens‘ V. (Pon­ti­fi­kat 1305-1314) im April 1314 war der Apos­to­li­sche Stuhl va­kant – und er blieb es bis zur Wahl Jo­han­nes' XXII. (Pon­ti­fi­kat 1316-1334) im Au­gust 1316. Un­ter sei­nem Pon­ti­fi­kat wur­de Avi­gnon zum in­sti­tu­tio­nel­len Sitz der Ku­rie aus­ge­baut, nach­dem die Stadt an der Rhô­ne schon un­ter sei­nem Amts­vor­gän­ger zum be­vor­zug­ten päpst­li­chen Auf­ent­halts­ort ge­wor­den war. In die Ver­hält­nis­se in Deutsch­land griff Jo­han­nes XXII. zu­nächst nicht ein. Hier be­hark­ten sich bei­de Thron­ri­va­len in mehr­jäh­ri­gen mi­li­tä­ri­schen Ma­nö­vern, bis Lud­wig IV. am 28.9.1322 bei Mühl­dorf sei­nen Geg­ner Fried­rich in of­fe­ner Feld­schlacht be­sieg­te und ge­fan­gen nahm. Da­mit ge­wann Lud­wig die Ober­hand im Kampf um den Thron und sah sich nun­mehr in der La­ge, sei­ne Herr­schaft auch auf Reich­si­ta­li­en aus­zu­wei­ten. Die­ses herrscher­li­che Aus­grei­fen über die Al­pen lief je­doch den In­ter­es­sen des Paps­tes zu­wi­der, der von Avi­gnon aus ei­ne selb­stän­di­ge Ita­li­en­po­li­tik ver­folg­te. Da­bei be­rief sich Jo­han­nes XXII. auf die im 13. Jahr­hun­dert an der Ku­rie ent­wi­ckel­te Rechts­fi­gur des Reichs­vi­ka­ria­tes: Wenn das Im­pe­ri­um va­kant sei, fal­le die Reichs­herr­schaft an den Papst zu­rück. Und aus Sicht des Paps­tes be­stand die­se Va­kanz seit dem Tod Hein­richs VII. (24.8.1313) fort, weil der Apos­to­li­sche Stuhl in der Fra­ge der zwie­späl­ti­gen Kö­nigs­wahl von 1314 kei­nen der bei­den Ge­wähl­ten ap­pro­biert be­zie­hungs­wei­se re­pro­biert ha­be. An die­sem Punkt ent­zün­de­te sich ein Streit, der die Po­li­tik im Reich und an der Ku­rie für ein Vier­tel­jahr­hun­dert be­stimm­ten soll­te.

Wappen von Papst Innocenz III. (Bayerische Staatsbibliothek)

 

2. Eskalation des Konfliktes zwischen Herrscher und Papst

Am 8.10.1323 er­öff­ne­te Jo­han­nes XXII. ei­nen Pro­zess ge­gen Lud­wig IV., dem er vor­warf, den Kö­nigs­ti­tel usur­piert zu ha­ben: Lud­wig wur­de auf­ge­for­dert, in­ner­halb von drei Mo­na­ten die Kö­nigs­herr­schaft nie­der­zu­le­gen und sämt­li­che Re­gie­rungs­hand­lun­gen zu wi­der­ru­fen; an­dern­falls wer­de er ex­kom­mu­ni­ziert. Sämt­li­chen Prä­la­ten und Geist­li­chen, aber auch welt­li­chen Un­ter­ta­nen wur­de streng ver­bo­ten, ihm als ih­rem Kö­nig Ge­hor­sam zu er­wei­sen. Hier­auf re­agier­te Lud­wig am 18. De­zem­ber mit ei­nem öf­fent­li­chen Pro­test (Nürn­ber­ger Ap­pel­la­ti­on), den er gut zwei Wo­chen spä­ter noch ein­mal wie­der­hol­te (Frank­fur­ter Ap­pel­la­ti­on): Dar­in wies er die ge­gen ihn er­ho­be­nen An­schul­di­gun­gen zu­rück und be­rief sich auf das seit al­ters gel­ten­de Reichs­her­kom­men: Wer ein­stim­mig oder mit Mehr­heit von den Kur­fürs­ten ge­wählt und mit der Kö­nigs­kro­ne ge­krönt wor­den sei, und zwar an den ge­wohn­ten Or­ten (al­so in Frank­furt und Aa­chen), sei da­mit im recht­mä­ßi­gen Be­sitz sämt­li­cher kö­nig­li­cher Herr­schafts­rech­te. Die­se Vor­aus­set­zun­gen er­fül­le er ganz of­fen­kun­dig, und über­haupt ste­he dem Papst kein ge­ne­rel­les Ap­pro­ba­ti­ons­recht zu. Die­ser Pro­test wur­de an der Ku­rie in Avi­gnon je­doch nicht wei­ter be­rück­sich­tigt. Am 23.3.1324 ver­kün­de­te Papst Jo­han­nes XXII. die Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on Lud­wigs IV. und kün­dig­te Stra­fen für al­le an, die ihn wei­ter­hin als Kö­nig an­er­kann­ten und ihm Ge­hor­sam leis­te­ten. Die­se Zwangs­maß­nah­men zeig­ten frei­lich we­nig Wir­kung, wes­halb der Papst noch ei­nen Schritt wei­ter ging: Am 11. Ju­li sprach er Lud­wig IV. sämt­li­che Rech­te ab, die sich ir­gend­wie aus sei­ner Wahl her­lei­ten moch­ten; sei­ne An­hän­ger wur­den nun ex­kom­mu­ni­ziert, über ih­re und Lud­wigs Län­der das In­ter­dikt ver­hängt: Da­mit wa­ren Mess­fei­ern und sons­ti­ge Got­tes­diens­te so­wie die Sa­kra­men­ten­spen­de ver­bo­ten be­zie­hungs­wei­se stark ein­ge­schränkt.

Noch zu­vor, am 22. Mai, hat­te Lud­wig sei­ner­seits in schar­fem Ton die Recht­mä­ßig­keit des Papst­tums Jo­han­nes' XXII. in Zwei­fel ge­zo­gen und ihn mit An­kla­gen und Be­schul­di­gun­gen über­schüt­tet, die sich bis zum Vor­wurf der Hä­re­sie stei­ger­ten (Sach­sen­häu­ser Ap­pel­la­ti­on). Da­bei leg­te er noch ein­mal die Le­gi­ti­ma­ti­on sei­nes Kö­nig­tums dar: Das all­seits an­er­kann­te Ge­wohn­heits­recht des Rei­ches se­he vor, dass ein am recht­mä­ßig an­ge­setz­ten Tag in Frank­furt von den Kur­fürs­ten ge­wähl­ter Kan­di­dat als in Ein­tracht er­wählt an­zu­se­hen sei, selbst wenn er nicht ein­stim­mig oder von der Mehr­heit, son­dern nur von der Min­der­heit oder so­gar nur von zwei Kur­fürs­ten ge­wählt wor­den sei; nach der Krö­nung in Aa­chen sei er so­fort wahr­haft rö­mi­scher Kö­nig (ver­us rex), dem al­le Un­ter­ge­be­nen und Reichs­va­sal­len Ge­hor­sam schul­dig sei­en. In­dem Jo­han­nes XXII. die­se alt­be­währ­ten Ge­wohn­heits- und Frei­heits­rech­te des Rei­ches be­strei­te, be­trei­be er bös­wil­lig nicht nur den Un­ter­gang des Rei­ches, son­dern auch den der Kur­fürs­ten.

Die­ser Vor­wurf war wohl­kal­ku­liert, denn er ap­pel­lier­te an das Selbst­ver­ständ­nis der deut­schen Kur­fürs­ten: Soll­te sich der Papst mit sei­nem Ap­pro­ba­ti­ons­recht durch­set­zen, lief das fak­tisch dar­auf hin­aus, dass die kur­fürst­li­che Wahl­ent­schei­dung un­ter Vor­be­halt ge­stellt wür­de. Da­mit war ein neur­al­gi­scher Punkt be­rührt, auf den Jo­han­nes XXII. um­ge­hend mit Be­schwich­ti­gungs­ver­su­chen re­agier­te, in­dem er ver­si­cher­te, er ha­be kei­nes­wegs die Ab­sicht, die kur­fürst­li­chen Rech­te in ir­gend­ei­ner Wei­se zu min­dern. Mit der­lei Flos­keln wa­ren die Be­den­ken frei­lich kaum zu zer­streu­en. Der ge­lehr­te "Staats­theo­re­ti­ker" Mar­si­li­us von Pa­dua (1275/1280-vor 10.4.1343), der sich seit Mit­te der 1320er Jah­re am Hof Lud­wigs IV. auf­hielt, brach­te es in dras­ti­schen Wor­ten auf den Punkt: Wenn die Au­to­ri­tät des ge­wähl­ten Kö­nigs al­lein vom Wil­len des rö­mi­schen Bi­schofs ab­hin­ge, dann sei das Amt der Wäh­ler – al­so der Kur­fürs­ten – null und nich­tig und ih­re Wahl­ent­schei­dung brin­ge dem rö­mi­schen Kö­nig nicht mehr Au­to­ri­tät zu, als sie auch sie­ben Bar­bie­re oder trief­äu­gi­ge Dep­pen ver­lei­hen könn­ten.

Porträt von Papst Johannes XXII., Maler: Henri Serrur. (Gemeinfrei)

 

Die nächs­ten Jah­re wa­ren ge­zeich­net von dem tief­grei­fen­den Zer­würf­nis zwi­schen den Kon­tra­hen­ten. An­fang 1327 trat Lud­wig ei­nen Ita­li­en­zug an, ord­ne­te in Mai­land die Herr­schafts­ver­hält­nis­se in sei­nem Sin­ne und er­ober­te das papst­treue Pi­sa. Wäh­rend des­sen ließ Jo­han­nes XXII. wei­te­re Pro­zes­se ge­gen ihn füh­ren, die mit sei­ner Ver­ur­tei­lung als Ket­zer und der Ab­er­ken­nung sämt­li­cher Le­hen, ins­be­son­de­re der an­ge­stamm­ten baye­ri­schen Her­zogswür­de, und al­ler sons­ti­ger Rechts­ti­tel und Be­sit­zun­gen en­de­ten. Seit­dem wur­de der wit­tels­ba­chi­sche Herr­scher in ku­ria­len Schrei­ben oh­ne Ti­tel­zu­satz ein­fach nur als "Lud­wig von Bay­ern" oder "Lud­wig der Bay­er" be­zeich­net. Un­ge­ach­tet des­sen zog Lud­wig zu Jah­res­be­ginn 1328 in Rom ein und wur­de am 17. Ja­nu­ar in St. Pe­ter zum Kai­ser ge­krönt. Die Ze­re­mo­nie wur­de von vier Ver­tre­tern der Stadt Rom und drei ex­kom­mu­ni­zier­ten Bi­schö­fen durch­ge­führt. Drei Mo­na­te spä­ter er­klär­te Lud­wig kraft des Ur­teils sei­ner kai­ser­li­chen Au­to­ri­tät den Papst für ab­ge­setzt, weil er er­wie­se­ner­ma­ßen ein viel­fach über­führ­ter no­to­ri­scher Ket­zer und Ma­jes­täts­ver­bre­cher sei. Am 12. Mai wur­de auf sein Be­trei­ben hin ein Fran­zis­ka­ner­mönch zum neu­en Papst er­ho­ben, der den Pon­ti­fi­kats­na­men Ni­ko­laus V. (Pon­ti­fi­kat 1328-1330) an­nahm und zehn Ta­ge spä­ter, am Pfingst­sonn­tag, er­neut die Ze­re­mo­nie der Kai­ser­wei­he Lud­wigs vor­nahm. We­ni­ge Mo­na­te spä­ter al­ler­dings sah sich Lud­wig IV. ge­zwun­gen, zu­sam­men mit „sei­ne­m“ Papst Rom zu ver­las­sen. Papst Jo­han­nes XXII. sei­ner­seits for­der­te im Lau­fe des Jah­res 1328 die Kur­fürs­ten mehr­fach zur Wahl ei­nes neu­en rö­mi­schen Kö­nigs auf, drang aber da­mit nicht durch.

3. Verhandlungen zwischen Herrscher und Kurie

Bis­lang war der Kon­flikt zwi­schen Ku­rie und Herr­scher Schritt für Schritt im­mer wei­ter es­ka­liert. Es folg­te ei­ne Pha­se, in der Lud­wig IV. ver­such­te, die ver­fah­re­ne Si­tua­ti­on auf dem Ver­hand­lungs­weg zu lö­sen. An­fang 1330 war er mit ei­ner ge­misch­ten Er­folgs­bi­lanz aus Ita­li­en nach Deutsch­land zu­rück­ge­kehrt. Noch im sel­ben Jahr son­dier­te er an der Ku­rie über mög­li­che Kon­di­tio­nen sei­ner Lö­sung vom Kir­chen­bann. Al­ler­dings blieb die­se In­itia­ti­ve eben­so er­geb­nis­los wie di­rek­te Un­ter­hand­lun­gen in den fol­gen­den Jah­ren: Jo­han­nes XXII. be­harr­te un­nach­gie­big auf sei­nem Stand­punkt. Sein Tod am 4.12.1334 und die Wahl sei­nes Nach­fol­gers Be­ne­dikt XII. (Pon­ti­fi­kat 1334-1342) zwei Wo­chen spä­ter schie­nen ei­nen Aus­weg zu er­öff­nen: Lud­wig IV. mach­te ei­nen neu­en Vor­stoß und ver­han­del­te von Früh­jahr 1335 an über zwei Jah­re hin­weg mit der Ku­rie über die Mo­da­li­tä­ten sei­ner Ab­so­lu­ti­on. Da­bei war er be­reit, im Zu­ge der Auf­he­bung der Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on ei­ne gan­ze Rei­he schwe­rer Ver­feh­lun­gen ge­gen den Apos­to­li­schen Stuhl ein­zu­ge­ste­hen (un­ter an­de­rem sei­ne „papst­frei­e“ Kai­ser­krö­nung und die Er­he­bung ei­nes „Ge­gen­paps­tes“), oh­ne sich aber in der Kern­fra­ge der Ap­pro­ba­ti­on et­was zu ver­ge­ben. Die­ser Ab­so­lu­ti­ons­pro­zess wur­den schlie­ß­lich im April 1337 von Sei­ten Be­ne­dikts XII. aus­ge­setzt.

4. Auf dem Weg zum Kurverein

In Deutsch­land rief das Schei­tern der Ab­so­lu­ti­ons­ver­hand­lun­gen Ver­bit­te­rung her­vor, denn hier­mit zer­sto­ben auch die Hoff­nun­gen auf Auf­he­bung des In­ter­dikts. Das Ver­bot öf­fent­li­cher Got­tes­diens­te be­ein­träch­tig­te das All­tags­le­ben der um ihr See­len­heil be­sorg­ten Be­völ­ke­rung seit mitt­ler­wei­le 13 Jah­ren, und man las­te­te es dem Papst an, dass er die­sem un­se­li­gen Zu­stand nicht end­lich ein En­de be­rei­te­te, ob­wohl der Kai­ser sich buß­fer­tig ge­zeigt ha­be. So wand­te sich die öf­fent­li­che Mei­nung im­mer deut­li­cher ge­gen die Ku­rie in Avi­gnon – auch bei den­je­ni­gen deut­schen Kir­chen­fürs­ten, die das Vor­ge­hen des Paps­tes bis­lang loy­al mit­ge­tra­gen hat­ten.

Im Zu­ge die­ses Stim­mungs­um­schwungs fand Lud­wig IV. ver­stärk­ten po­li­ti­schen Rück­halt im Reich. Ein wich­ti­ger Er­folg war, dass er kurz nach dem Schei­tern der Aus­söh­nungs­ver­hand­lun­gen den Main­zer Kur­fürs­ten Hein­rich von Vir­ne­burg (Epis­ko­pat 1328-1346) an sich bin­den konn­te. Hein­rich war im Ok­to­ber 1328 von Jo­han­nes XXII. zum Erz­bi­schof von Mainz pro­vi­diert wor­den, weil er an der Ku­rie als papst­treu galt. Kurz vor die­ser Er­nen­nung durch den Papst je­doch hat­te das Dom­ka­pi­tel den Trie­rer Kur­fürs­ten Bal­du­in z­um Ad­mi­nis­tra­tor der Main­zer Kir­che ge­wählt: Die Fol­ge war ein lang­jäh­ri­ger, auch mi­li­tä­risch aus­ge­foch­te­ner Streit um die Lei­tung des Erz­bis­tums und Erz­stifts Mainz; erst En­de 1336 leg­te Bal­du­in auf an­hal­ten­den päpst­li­chen Druck die Ad­mi­nis­tra­ti­on nie­der. Dar­auf­hin ar­ran­gier­te sich Hein­rich von Vir­ne­burg in nüch­ter­ner Ein­schät­zung der macht­po­li­ti­schen La­ge mit dem Main­zer Dom­ka­pi­tel und voll­zog ei­nen Wech­sel in das La­ger Kai­ser Lud­wigs IV., der ihn En­de Ju­ni 1337 in sei­ner erz­bi­schöf­li­chen Wür­de an­er­kann­te.

Kaiser Ludwig der Bayer, um 1800, Öl auf Leinwand, 95 x 67 cm. (Sammlung Pinakothek, Bayerische Staatsgemäldesamlung, Inv.-Nr.: 4329)

 

Papst Be­ne­dikt XII. re­agier­te mit ei­ner Vor­la­dung des Vir­ne­bur­gers, der in die­ser miss­li­chen Si­tua­ti­on das Heft des Han­delns nicht aus der Hand ge­ben woll­te und für En­de März 1338 ei­ne Syn­ode der aus­ge­dehn­ten Main­zer Kir­chen­pro­vinz nach Spey­er ein­be­rief. Hier er­schie­nen au­ßer dem Erz­bi­schof nicht we­ni­ger als neun Bi­schö­fe oder Be­voll­mäch­tig­te, die ei­ne ge­mein­sa­me Pe­ti­ti­on nach Avi­gnon auf­setz­ten: der Papst wur­de ein­dring­lich dar­um ge­be­ten, „den Herrn Lud­wig von Bay­ern“ wie­der in Gna­den auf­zu­neh­men. Lud­wig ha­be den Bi­schö­fen per­sön­lich ver­spro­chen, in al­len An­ge­le­gen­hei­ten, die sei­nen Streit mit der Rö­mi­schen Kir­che be­trä­fen, ih­ren An­ord­nun­gen zu fol­gen, so­weit er dies vor Gott ver­ant­wor­ten und mit dem Recht und sei­ner Eh­re ver­ein­ba­ren kön­ne. Der Papst frei­lich lehn­te ein sol­ches An­sin­nen rund­weg ab und hielt den deut­schen Prä­la­ten vor, sich als Rich­ter über die Rö­mi­sche Kir­che auf­zu­spie­len.

Oh­ne­dies wa­ren die Ver­mitt­lungs­be­mü­hun­gen der Speye­rer Pro­vin­zi­al­syn­ode nur halb­her­zig von Lud­wig IV. mit­ge­tra­gen wor­den. Er selbst war zu ei­ner for­sche­ren Gang­art ent­schie­den. Am 17.5.1338 hielt er in Frank­furt ei­nen Stän­de­tag ab, auf dem Ver­tre­ter der Dom­ka­pi­tel, des nicht­fürst­li­chen Adels und der Städ­te ver­sam­melt wa­ren. Hier prä­sen­tier­te sich der Kai­ser als Op­fer ku­ria­ler Igno­ranz und rief da­zu auf, nach Ma­ßga­be ei­gens vor­be­rei­te­ter Mus­ter­ent­wür­fe schrift­li­che Ein­ga­ben an den Papst zu ma­chen. In ih­nen wur­de her­vor­ge­ho­ben, dass die päpst­li­chen Pro­zes­se, Ur­tei­le und Sank­tio­nen ge­gen den Kai­ser und sei­ne Ge­folgs­leu­te un­ter Miss­ach­tung des gel­ten­den Reichs­rech­tes er­folgt sei­en, wo­nach ein von den Kur­fürs­ten ge­wähl­ter und in Aa­chen ge­krön­ter Herr­scher als recht­mä­ßi­ger Kö­nig an­zu­se­hen sei und un­ver­züg­lich die Re­gie­rung des ge­sam­ten rö­mi­schen Im­pe­ri­ums an­tre­ten kön­ne. Der Papst wur­de auf­ge­for­dert, die ent­spre­chen­den Pro­zes­se zu wi­der­ru­fen, weil sie ei­nen Ver­stoß ge­gen die Rechts­tra­di­ti­on des rö­mi­schen Kö­nig- und Kai­ser­reichs und da­mit auch des deut­schen Va­ter­lan­des (pa­tria Ger­ma­niae) dar­stell­ten.

5. Kurverein und Kurweistum

Mit die­ser Kam­pa­gne be­dien­te sich Lud­wig IV. des Un­muts ge­gen die Ku­rie, der sich ins­be­son­de­re in den Städ­ten we­gen des an­hal­ten­den In­ter­dikts an­ge­staut hat­te. Nun sa­hen sich auch die Kur­fürs­ten un­ter Zug­zwang: Wenn Städ­te und Adel sich ge­gen­über dem Papst über die reichs­recht­li­chen Grund­la­gen der Kö­nigs­herr­schaft aus­lie­ßen, dann muss­ten sich auch die Kur­fürs­ten po­si­tio­nie­ren, wenn sie ih­re her­vor­ge­ho­be­ne Stel­lung in der Reichs­ver­fas­sung be­haup­ten woll­ten. Da­bei konn­ten sie sich so­gar auf ei­ne ak­tu­el­le Äu­ße­rung des Paps­tes be­ru­fen, der sei­ne Ab­leh­nung der Speye­rer Ver­mitt­lungs­in­itia­ti­ve un­ter an­de­rem da­mit be­grün­de­te, dass bei Aus­söh­nungs­ver­hand­lun­gen zwi­schen Lud­wig dem Bay­ern und der Ku­rie un­be­dingt die Fürs­ten, die ei­ne Stim­me bei der Wahl des rö­mi­schen Kö­nigs hät­ten, mit­ein­be­zo­gen wer­den müss­ten. Be­son­ders zwei Kur­fürs­ten sa­hen sich zu ei­ner öf­fent­li­chen Stel­lung­nah­me her­aus­ge­for­dert: der Main­zer Erz­bi­schof Hein­rich von Vir­ne­burg und Erz­bi­schof Bal­du­in von Trier. Letz­te­rer stamm­te aus dem Gra­fen­haus Lu­xem­burg, am­tier­te seit 1308 als Erz­bi­schof von Trier und war auf­grund sei­ner pro­fun­den Er­fah­run­gen als Reichs­fürst und Ter­ri­to­ri­al­herr so­wie sei­ner di­plo­ma­ti­schen Um­sicht ei­ne der füh­ren­den po­li­ti­schen Per­sön­lich­kei­ten im Reich. Grund­sätz­lich wa­ren sich Hein­rich und Bal­du­in zwar auf­grund ih­res Strei­tes um die Lei­tung der Main­zer Erz­diö­ze­se nicht grün, doch konn­te Lud­wig IV. am 13.7.1338 in Ba­cha­rach ei­ne Aus­söh­nung ver­mit­teln.

Zwei Ta­ge spä­ter kam es zu ei­nem Tref­fen der Kur­fürs­ten in Rhens. Der süd­lich von Ko­blenz am lin­ken Rhein­ufer ge­le­ge­ne Ort ge­hör­te zum Ter­ri­to­ri­al­be­sitz der Köl­ner Kir­che, be­fand sich aber in­ner­halb der Erz­diö­ze­se Trier und war um­ge­ben von Kur­trie­rer, Kur­main­zer und Kur­pfäl­zer Be­sit­zun­gen. Auf­grund der für die rhei­ni­schen Kur­fürs­ten ver­kehrs­güns­ti­gen La­ge hat­ten in Rhens schon mehr­fach Zu­sam­men­künf­te im Kon­text von Kö­nigs­er­he­bun­gen statt­ge­fun­den. Im Herbst 1308 hat­te man sich hier auf die Wahl Hein­richs VII. ge­ei­nigt. Auch 1313/1314, im Vor­feld der Dop­pel­wahl Lud­wigs IV. und Fried­richs des Schö­nen, war Rhens mehr­fach Schau­platz kur­fürst­li­cher Ver­hand­lun­gen ge­we­sen.

Porträt des Papstes Benedikt XII. (Gemeinfrei)

 

In der auf­ge­heiz­ten At­mo­sphä­re des Som­mers 1338 er­schie­nen die Kur­fürs­ten fast voll­zäh­lig in Rhens. Die drei rhei­ni­schen Erz­bi­schö­fe wa­ren al­le­samt an­we­send: Ne­ben Bal­du­in von Trier und Hein­rich von Mainz auch Wal­ram von Köln. Von den welt­li­chen Kur­fürs­ten fehl­te al­lein Kö­nig Jo­hann von Böh­men (Re­gie­rungs­zeit 1311-1346), al­le an­de­ren wa­ren ge­kom­men, selbst Her­zog Ru­dolf von Sach­sen-Wit­ten­berg (Re­gie­rungs­zeit 1298-1356), der an­sons­ten ein eher dis­tan­zier­tes Ver­hält­nis zu Lud­wig IV. pfleg­te. Die an­de­ren In­ha­ber welt­li­cher Kur­wür­den wa­ren da­ge­gen na­he Ver­wand­te: Mark­graf Lud­wig von Bran­den­burg (1315-1361) war der äl­tes­te Sohn des Kai­sers, und als Re­prä­sen­tan­ten der pfäl­zi­schen Kur­stim­me wa­ren gleich vier Wit­tels­ba­cher Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge er­schie­nen, ne­ben Ste­phan (1319-1375), ei­nem wei­te­ren Kai­ser­sohn, auch zwei Nef­fen und ein Großn­ef­fe.

Die­se Fürs­ten schlos­sen sich 16.7.1338 im Obst­gar­ten von Rhens zu ei­nem ver­trag­li­chen Bünd­nis zu­sam­men – dem Kur­ver­ein: Sie er­klär­ten, an­ge­sichts der Be­schwer­nis­se und Krän­kun­gen, de­nen das Hei­li­ge Rö­mi­sche Reich aus­ge­setzt sei, so­wohl des­sen Eh­re und Rech­te als auch die ei­ge­nen kur­fürst­li­chen Rech­te und Frei­hei­ten – ins­be­son­de­re ih­re alt­ehr­wür­di­gen Rech­te an der kur des richs (al­so der Kö­nigs­wahl!) – ge­gen An­fech­tun­gen von jed­we­der Sei­te ver­tei­di­gen zu wol­len. Fer­ner ver­pflich­te­ten sie sich zu ge­gen­sei­ti­gem Bei­stand so­wie da­zu, bei sach­li­chen Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten dem Be­schluss der Mehr­heit zu fol­gen. Au­ßer­dem wur­de ver­ein­bart, dass die mit den Kur­fürs­ten be­freun­de­ten Fürs­ten und Her­ren, aber auch ih­re Lehns­leu­te, Dienst­man­nen und Bür­ger da­zu an­ge­hal­ten wer­den soll­ten, dem Bund bei­zu­tre­ten.

Am glei­chen Tag stell­ten die ver­sam­mel­ten Kur­fürs­ten in ei­nem Weis­tum (Rechts­gut­ach­ten, Rechts­fest­stel­lung) den reichs­recht­li­chen Sach­stand klar: So­bald je­mand von den Kur­fürs­ten be­zie­hungs­wei­se ih­rer zah­len­mä­ßi­gen Mehr­heit zum rö­mi­schen Kö­nig ge­wählt ist, be­darf er kei­ner An­er­ken­nung, Be­stä­ti­gung oder Bil­li­gung des Apos­to­li­schen Stuhls, um den Kö­nigs­ti­tel zu füh­ren und die Rech­te und Gü­ter des Im­pe­ri­ums recht­mä­ßig zu ver­wal­ten. Von ei­ner le­gi­ti­mie­ren­den Funk­ti­on der Krö­nung in Aa­chen war in dem Weis­tum nicht mehr die Re­de, wohl weil die In­itia­to­ren des Kur­ver­eins, die Erz­bi­schö­fe von Trier und Mainz, bei der Krö­nungs­lit­ur­gie kei­ne tra­gen­de Rol­le spiel­ten: Die Kö­nigs­krö­nung wur­de tra­di­tio­nell vom Erz­bi­schof von Köln voll­zo­gen.

Die auf dem Rhen­ser Kur­fürs­ten­tref­fen be­sie­gel­ten Ver­laut­ba­run­gen wa­ren zwei­fel­los im Sin­ne Lud­wigs IV., aber sie wa­ren so kon­zi­piert, dass der Kai­ser sie nicht oh­ne wei­te­res ge­gen den Papst ins Feld füh­ren konn­te. Im Ver­trags­text des kur­fürst­li­chen Bünd­nis­ses war näm­lich nur ganz all­ge­mein von An­grif­fen auf die Rech­te des Rei­ches die Re­de; der Papst wur­de be­wusst nicht als Ur­he­ber die­ser An­grif­fe be­nannt. Und das Weis­tum wand­te sich zwar ex­pli­zit ge­gen den päpst­li­chen Ap­pro­ba­ti­ons­an­spruch, be­schränk­te sich aber auf ei­ne neu­tra­le Dar­le­gung des reichs­recht­li­chen Sach­ver­halts. We­der wur­de in dem Do­ku­ment der Na­men Lud­wigs des Bay­ern ge­nannt, noch war es nach sei­nen Herr­scher­jah­ren da­tiert; die Da­tie­rung er­folg­te viel­mehr nach den Pon­ti­fi­kats­jah­ren Be­ne­dikts XII. So­mit blieb die Stel­lung­nah­me der in Rhens ver­sam­mel­ten Kur­fürs­ten oh­ne Be­zug auf den ak­tu­el­len Kon­flikt. Die vom Kai­ser er­wünsch­te kur­fürst­li­che So­li­da­ri­täts­adres­se blieb aus.

Die­ses Vor­ge­hen lag ganz auf der po­li­ti­schen Li­nie Bal­du­ins von Trier, der ent­schei­den­den Ein­fluss auf den Wort­laut der Do­ku­men­te ge­nom­men hat und sich ein­mal mehr als di­plo­ma­tisch ge­schick­ter Po­li­ti­ker er­wies, der auf kei­nen Fall ei­nen Bruch mit der Ku­rie in Avi­gnon ris­kie­ren woll­te. Die Rhen­ser Er­klä­rung und der Kur­ver­ein be­deu­te­ten so­mit kei­ne vor­be­halt­lo­se Par­tei­nah­me für Lud­wig IV., viel­mehr gin­gen die Kur­fürs­ten un­ter­schied­lich da­mit um: Ei­ne kla­re Po­si­ti­on be­zog Kur­fürst Hein­rich von Mainz, der in ei­ner ge­son­der­ten Ur­kun­de klar­stell­te, wie er den Wort­laut der Bünd­nis­ver­ein­ba­rung ver­stan­den wis­sen woll­te: Mit dem Ter­mi­nus rich sei­en Kai­ser Lud­wig und das Rö­mi­sche Reich ge­meint, das die­ser in­ne­ha­be - und nie­man an­ders! Bal­du­in von Trier wie­der­um ließ in der für ihn ty­pi­schen di­plo­ma­tisch-la­vie­ren­den Ma­nier ei­nen Brief an den Papst auf­set­zen: hier­in über­ging er das Kur­weis­tum mit Still­schwei­gen und setz­te die Ku­rie nur von der Grün­dung des Kur­ver­eins in Kennt­nis, und auch dies in mo­dera­ten und re­spekt­vol­len Tö­nen. Über­dies wur­de der Papst an­ge­sichts der Ge­fahr für die See­len der Be­völ­ke­rung Deutsch­lands ge­be­ten, den zu ei­ner an­ge­mes­se­nen Ge­nug­tu­ung be­rei­ten Lud­wig von Bay­ern wie­der in Gna­den auf­zu­neh­men.

6. Der Kurverein nach Rhens

Lud­wig IV. hat­te das Rhen­ser Kur­fürs­ten­tref­fen von Ober­lahn­stein aus ver­folgt. Die Er­geb­nis­se der Ta­gung konn­ten ihn nicht zu­frie­den­stel­len, doch ließ sich dar­auf auf­bau­en. Drei Wo­chen spä­ter hielt er ei­ne mä­ßig be­such­te Reichs­ver­samm­lung in Frank­furt ab. Von den Kur­fürs­ten nahm nur Erz­bi­schof Hein­rich von Mainz teil, doch war auch ei­ne Ab­ord­nung von sie­ben el­säs­si­schen Städ­ten er­schie­nen (dar­un­ter Col­mar, Ha­genau und Mühl­hau­sen), die dem Kur­ver­ein bei­tra­ten, da­bei aber nicht im Un­ge­fäh­ren blie­ben: Sie er­klär­ten den Kur­ver­ein un­zwei­deu­tig als Bünd­nis zur Un­ter­stüt­zung Lud­wigs des Bay­ern, den sie als In­ha­ber der Kai­ser­wür­de an­er­kann­ten. 

Hier in Frank­furt er­ließ Lud­wig am 6.8.1338 das Reichs­ge­setz „Li­cet iuris“, das grund­sätz­lich auf dem Rhen­ser Kur­weis­tum ba­sier­te, aber an ent­schei­den­den Stel­len dar­über hin­aus­ging. Die­ses Ge­setz stell­te zu­nächst ein­mal fest, dass die kai­ser­li­che Wür­de und Voll­macht un­mit­tel­bar von Gott her­rüh­re. Bös­wil­li­ge Leu­te wür­den zwar be­haup­ten, die kai­ser­li­che Amts­ge­walt stam­me vom Papst und der „zum Kai­ser Ge­wähl­te“ (elec­tus in im­pe­ra­to­rem) müs­se vom Papst oder dem Apos­to­li­schen Stuhl be­stä­tigt wer­den. Da­ge­gen be­rief sich Lud­wig IV. je­doch auf das Reichs­her­kom­men und auf die Zu­stim­mung der Kur­fürs­ten so­wie der an­de­ren Reichs­fürs­ten. In dem Reichs­ge­setz ver­füg­te er: Der ein­mü­tig oder mehr­heit­lich von den Kur­fürs­ten zum Kai­ser Ge­wähl­te ist al­lein auf­grund der Wahl (ex so­la elec­tio­ne) als wah­rer und recht­mä­ßi­ger Kai­ser an­zu­se­hen, der die voll­stän­di­ge kai­ser­li­che Recht­spre­chungs- und Amts­ge­walt in­ne­hat und dem al­le Reichs­un­ter­ta­nen Ge­hor­sam schul­den. Al­len, die dem In­halt die­ses De­krets auch nur teil­wei­se wi­der­spre­chen oder der­ar­ti­gen Wi­der­spruch be­güns­ti­gen, wer­den mit so­for­ti­ger Wir­kung sämt­li­che Reichs­le­hen und Pri­vi­le­gi­en ent­zo­gen; au­ßer­dem un­ter­lie­gen sie we­gen Ma­jes­täts­ver­bre­chens der da­für vor­ge­se­he­nen Stra­fe.

Nach Ma­ßga­be des Reichs­ge­set­zes „Li­cet iuris“ war die Kö­nigs­wahl durch die Kur­fürs­ten in Wirk­lich­keit al­so ei­ne Kai­ser­wahl: Der Ge­wähl­te war dem­nach ver­us im­pe­ra­tor, al­so fak­tisch schon Kai­ser mit al­len die­ser Wür­de zu­kom­men­den Rech­ten und Kom­pe­ten­zen. In der Kon­se­quenz be­deu­te­te dies, dass die Kai­ser­krö­nung, von der in dem Do­ku­ment gar nicht die Re­de ist, nur den kai­ser­li­chen Ti­tel ver­lieh, oh­ne in der Sa­che ir­gend­et­was zur Fül­le der kai­ser­li­chen Herr­schafts­ge­walt bei­zu­tra­gen.

Ex­pli­zit aus­ge­spro­chen wur­de die­se Sicht­wei­se in dem Man­dat „Fi­dem ca­tho­li­cam“, das eben­falls auf dem Frank­fur­ter Hof­tag von Lud­wig dem Bay­ern of­fi­zi­ell er­las­sen und pu­blik ge­macht wur­de. Der von ge­lehr­ten fran­zis­ka­ni­schen In­tel­lek­tu­el­len re­di­gier­te Text war ge­spickt mit Be­leg­stel­len aus dem ka­no­ni­schen und rö­mi­schen Recht. Aus­führ­lich wur­de hier die Rechts­auf­fas­sung dar­ge­legt, wo­nach die kai­ser­li­che Amts­ge­walt un­mit­tel­bar von Gott stam­me und dem zum Kai­ser Ge­wähl­ten ein­zig auf­grund der Wahl zu­kom­me, auch be­vor er vom Papst ge­salbt, ge­weiht und ge­krönt wor­den sei. Über­dies wur­den die ku­ria­len Pro­zes­se ge­gen Lud­wig aus di­ver­sen Grün­den für nich­tig er­klärt, wes­halb die Ex­kom­mu­ni­ka­ti­ons­ur­tei­le über den Kai­ser und sei­ne An­hän­ger eben­so wie das vom Papst ver­häng­te In­ter­dikt un­wirk­sam sei­en. Die Be­ach­tung die­ser Ur­tei­le und des In­ter­dikts wur­de al­len Reichs­an­ge­hö­ri­gen bei An­dro­hung des Ver­lusts ih­rer Le­hen und sons­ti­gen Pri­vi­le­gi­en ver­bo­ten.

An­fang Sep­tem­ber 1338 trumpf­te Lud­wig der Bay­er er­neut auf und hielt ei­nen zahl­reich be­such­ten Hof­tag in Ko­blen­z ab. Die Stadt ge­hör­te zum Ter­ri­to­ri­um des Erz­bi­schofs von Trier, so­dass Kur­fürst Bal­du­in so­zu­sa­gen als „Gast­ge­ber“ fun­gier­te. In Ko­blenz emp­fing der Kai­ser den mit ihm ver­schwä­ger­ten eng­li­schen Kö­nig Ed­ward III. (Re­gie­rungs­zeit 1327-1377), der in Deutsch­land um Bünd­nis­part­ner für den Krieg ge­gen Frank­reich warb – der Hun­dert­jäh­ri­ge Krieg zeich­ne­te sich schon deut­lich am Ho­ri­zont ab. Da­bei nutz­te Lud­wig IV. die Ge­le­gen­heit, sich mit be­trächt­li­chem ze­re­mo­ni­el­lem Auf­wand vor gro­ßem Pu­bli­kum als Kai­ser prunk­voll in Sze­ne zu set­zen. Da­zu ge­hör­te, dass das Reichs­ge­setz „Li­cet iuris“ und das Man­dat „Fi­dem ca­tho­li­cam“ er­neut pro­kla­miert wur­den. Am 5. Sep­tem­ber er­ließ er – im kai­ser­li­chen Or­nat auf ei­ner ho­hen Tri­bü­ne sit­zend und um­ge­ben von den Kur­fürs­ten von Trier, Mainz, Sach­sen und der Pfalz – wei­te­re Ge­set­ze und Man­da­te. Un­ter an­de­rem er­klär­te er die päpst­li­chen Pro­zes­se und Ur­tei­le, die ge­gen ihn ge­führt und ge­fällt wor­den wa­ren, für nich­tig; wer die­se Ur­tei­le wei­ter­hin für gül­tig hal­te und das In­ter­dikt be­fol­ge, wur­de für fried­los er­klärt. Da­bei be­rief sich der Kai­ser aus­drück­lich auf das Rhen­ser Kur­weis­tum, ob­wohl des­sen Text ja be­wusst neu­tral for­mu­liert war und auf Lud­wigs Streit mit der Ku­rie gar nicht ein­ging. Wei­ter­hin ver­füg­te Lud­wig der Bay­er ein Ge­setz, wo­nach al­le Reichs­an­ge­hö­ri­gen und -un­ter­ta­nen, egal wel­chen Stan­des, dem Kai­ser bei­ste­hen müss­ten, um die Rech­te und Gü­ter des Rei­ches zu wah­ren und zu ver­tei­di­gen. Da­bei be­stä­tig­ten ihm die an­we­sen­den Kur­fürs­ten auf Nach­fra­ge, dass je­der des Ma­jes­täts­ver­bre­chens schul­dig sei, der dem Kai­ser bei der Be­wah­rung und Ver­tei­di­gung des Im­pe­ri­ums Wi­der­stand leis­te.

Lud­wig IV. nutz­te so­mit ge­zielt die po­li­ti­sche Dy­na­mik des Spät­som­mers 1338 und ver­ein­nahm­te in Ko­blenz prak­tisch den Rhen­ser Kur­ver­ein, der sich ja an­dert­halb Mo­na­te zu­vor selbst zur Ver­tei­di­gung der Reichs­rech­te ver­pflich­tet hat­te. Das ent­sprach si­cher nicht den In­ten­tio­nen des Trie­rer Kur­fürs­ten Bal­du­in, auch wenn er die Ko­blen­zer Be­schlüs­se letzt­lich mit­trug und sich da­mit ge­gen­über der Ku­rie ziem­lich weit aus dem Fens­ter lehn­te.

In Ko­blenz pro­pa­gier­te Lud­wig IV. öf­fent­lich­keits­wirk­sam, dass sei­ne Herr­schaft star­ken Rück­halt im Reich hat­te, ins­be­son­de­re bei den Kur­fürs­ten. Fak­tisch war das nur be­dingt der Fall, denn Erz­bi­schof Wal­ram von Köln war von den in Rhens ge­fass­ten Be­schlüs­sen zwi­schen­zeit­lich wie­der ab­ge­rückt und dem Ko­blen­zer Hof­tag fern­ge­blie­ben. Viel­mehr hat­te er sich ge­gen­über der Ku­rie in Avi­gnon ent­schul­digt und be­tont, in der Sa­che nichts An­stö­ßi­ges ge­tan zu ha­ben, son­dern stets treu und ge­hor­sam ge­gen­über dem Papst und der Rö­mi­schen Kir­che ge­we­sen zu sein. Auch wer­de er „den Bay­ern“ nicht als Kai­ser oder Kö­nig an­er­ken­nen, be­vor er von der Rö­mi­schen Kir­che ap­pro­biert wor­den sei.

Lud­wig IV. aber setz­te in op­ti­mis­ti­scher Ein­schät­zung der ei­ge­nen Stär­ke die Ku­rie um­fas­send von den Er­geb­nis­sen des Ko­blen­zer Hof­ta­ges in Kennt­nis. Sein Selbst­be­wusst­sein lag auch in den Sold­ver­trä­gen be­grün­det, die er und die Kur­fürs­ten von Trier und Mainz mit Ed­ward III. von Eng­land ge­schlos­sen hat­ten: hier­in wur­de dem eng­li­schen Kö­nig Trup­pen­hil­fe für den Krieg ge­gen Frank­reich zu­ge­si­chert. Der­ar­ti­ge Al­li­an­zen wa­ren für die Ku­rie in Avi­gnon, die mit dem fran­zö­si­schen Kö­nig eng ver­bun­den war, sehr be­denk­lich, so dass sich Papst Be­ne­dikt XII. zu Kon­sul­ta­tio­nen mit Lud­wig dem Bay­ern ver­stand. Bei al­le­dem hielt er aber un­ver­rück­bar dar­an fest, dass Lud­wig den Kai­ser­ti­tel nie­der­le­gen, al­le als Kai­ser durch­ge­führ­ten Re­gie­rungs­hand­lun­gen für un­gül­tig er­klä­ren und beim Papst förm­lich um die Ap­pro­ba­ti­on zum rö­mi­schen Kö­nig nach­su­chen müs­se. Da­bei mach­te der Papst kei­nen Hehl dar­aus, was er vom Kur­ver­ein hielt: Sei­ner An­sicht nach rich­te­ten sich die kur­fürst­li­chen Bünd­nis­se und Ver­laut­ba­run­gen von Rhens klar und ein­deu­tig ge­gen die Rö­mi­sche Kir­che und die kirch­li­che Frei­heit!

Die­se Ein­schät­zung war nicht zu­letzt das Re­sul­tat der In­stru­men­ta­li­sie­rung der Rhen­ser Do­ku­men­te durch Lud­wig IV. In Deutsch­land aber sorg­te die stu­re Hal­tung der päpst­li­chen Ku­rie für ei­ne So­li­da­ri­sie­rung mit dem Kai­ser. Im März 1339 hielt Lud­wig er­neut in Frank­furt Hof, und an­ders als in Ko­blenz wa­ren dies­mal, ab­ge­se­hen von Wal­ram von Köln, wirk­lich al­le Kur­fürs­ten zu­ge­gen. Selbst Kö­nig Jo­hann von Böh­men, der seit Jah­ren mit Lud­wig dem Bay­ern über Kreuz lag und bei dem Kur­fürs­ten­tag in Rhens Mit­te Ju­li 1338 ge­fehlt hat­te, war er­schie­nen. Er hul­dig­te dem Kai­ser und wur­de im Ge­gen­zug förm­lich im Be­sitz der Reichs­le­hen Böh­men, Mäh­ren so­wie der Graf­schaft Lu­xem­burg be­stä­tigt. In ei­ner schrift­li­chen Ver­ein­ba­rung ver­pflich­te­te er sich, dem Kai­ser bei der Be­wah­rung der Rech­te und Frei­hei­ten des Rei­ches auch ge­gen den Papst (och wi­der den ba­best) bei­zu­ste­hen.

Auf die­sem Hof­tag ver­ab­schie­de­ten die Kur­fürs­ten er­neut ei­ne Er­klä­rung zu ih­rem Kur­ver­ein. Da­bei wur­de zu­nächst die Kern­aus­sa­ge des Rhen­ser Kur­weis­tums be­kräf­tigt, dass der rö­mi­sche Kö­nig al­lein auf­grund der Wahl zur Herr­schaft be­fugt ist (Ro­me­scher ko­nig ist von der wa­lun­ge). Doch im Wei­te­ren geht die kur­fürst­li­che Stel­lung­nah­me weit über das in Rhens Be­schlos­se­ne hin­aus: Dem Papst steht kei­ner­lei Prü­fung dar­über zu, ob der von den Kur­fürs­ten ge­wähl­te Kö­nig auch der Kai­ser­kro­ne wür­dig sei. Viel­mehr ist er da­zu an­ge­hal­ten, auf Ge­such des er­wähl­ten Kö­nigs die Kai­ser­krö­nung durch­zu­füh­ren. Im Fal­le der Wei­ge­rung des Paps­tes kann jed­we­der Erz­bi­schof oder Bi­schof die Kai­ser­wei­he durch­füh­ren, der dem rö­mi­schen Kö­nig ge­nehm ist (der yme dar zů gut ist). Auch muss die Kai­ser­krö­nung nicht in Rom statt­fin­den, wenn die Rö­mer dem Kö­nig kei­nen Zu­gang zu ih­rer Stadt ge­wäh­ren.

An­ders als noch in Rhens, be­gnüg­ten sich die Kur­fürs­ten zu­dem nicht mehr mit ei­ner Fest­stel­lung reichs­recht­li­cher Sach­ver­hal­te, son­dern kün­dig­ten auch Kon­se­quen­zen an: Je­der, egal wel­chen Stan­des, der dem ge­wähl­ten rö­mi­schen Kö­nig kei­nen Ge­hor­sam leis­te, sei dem Reich mit Leib und Gut ver­fal­len, und so­wohl sie selbst als auch al­le an­de­ren Fürs­ten, Städ­te und sons­ti­gen Reichs­an­ge­hö­ri­gen sei­en ver­pflich­tet, den Kö­nig bei der Straf­ver­fol­gung zu un­ter­stüt­zen.

Mit die­ser Er­klä­rung schwenk­te der Kur­ver­ein auf die Li­nie des Kai­ser­ho­fes ein. Die­se Wen­dung war vor al­lem auf die Wei­ge­rung Be­ne­dikts XII. zu­rück­zu­füh­ren, die Kur­fürs­ten in sei­ne Un­ter­hand­lun­gen mit Lud­wig IV. ein­zu­bin­den. Viel­mehr be­schwer­te er sich, dass ei­ni­ge Kur­fürs­ten Gott, die Kir­che und ihn, den Papst, schwer be­lei­digt hät­ten und die päpst­li­che Huld nur wie­der­er­lan­gen könn­ten, wenn sie reu­mü­ti­ge Zer­knir­schung zeig­ten. Das war er­kenn­bar auf die Mit­glie­der des Kur­ver­eins ge­münzt, die den Ko­blen­zer Hof­tag be­sucht hat­ten, und of­fen­bar­te ei­ne selbst­herr­li­che Un­nach­gie­big­keit der Ku­rie, die jetzt auch Bal­du­in von Trier, der im Ju­li 1338 in Rhens noch ei­ne zö­ger­li­che Hal­tung ein­ge­nom­men hat­te, ins kai­ser­li­che La­ger trieb.

Liegefigur auf dem Grabmal Walrams von Jülich im Kölner Dom, Foto: Schmölz-Huth. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

7. Nachspiel: Die Wahl Karls IV. und die Goldene Bulle

Der kur­fürst­li­che Rück­halt, den Lud­wig IV. da­mals ge­noss, brö­ckel­te je­doch schon bald wie­der. Grund da­für war vor al­lem sei­ne aus­grei­fen­de Haus­macht­po­li­tik. Als der Kai­ser An­fang 1342 die Hand auf die Graf­schaft Ti­rol leg­te, setz­te er sich ekla­tant über die ter­ri­to­ria­len An­sprü­che Kö­nig Jo­hanns von Böh­men und des­sen Soh­nes Jo­hann Hein­rich hin­weg, den er auf dem Frank­fur­ter Hof­tag 1339 förm­lich mit der Graf­schaft be­lehnt hat­te. Das trieb den Böh­men­kö­nig – und da­mit das vor­nehms­te welt­li­che Mit­glied des Kur­ver­eins – in den Wi­der­stand, zu­mal der Ver­lust Ti­rols für ihn völ­lig un­er­war­tet und un­ter eh­ren­rüh­ri­gen Um­stän­den er­folgt war. Und als An­ge­hö­ri­ger der lu­xem­bur­gi­schen Fürs­ten­fa­mi­lie stand Jo­hann nicht al­lein: er war ein Nef­fe des Trie­rer Erz­bi­schofs Bal­du­in von Lu­xem­burg. So­wohl Jo­hann als auch Bal­du­in söhn­ten sich noch 1342 mit der Ku­rie aus und er­klär­ten, Lud­wig den Bay­ern nicht wei­ter ge­gen die Rö­mi­sche Kir­che un­ter­stüt­zen zu wol­len, wor­auf sie von der Ex­kom­mu­ni­ka­ti­on ge­löst wur­den. Da­bei leg­te Jo­hann öf­fent­lich ei­nen Eid ab, dass er kei­nem Kai­ser ge­hor­chen und fol­gen wer­de, der nicht von der Kir­che ap­pro­biert wor­den sei. Der ei­ne Ge­ne­ra­ti­on äl­te­re Bal­du­in lehn­te sich in die­ser Fra­ge nicht so weit aus dem Fens­ter: Zwar ge­stand er zu, dass Lud­wigs Kai­ser­krö­nung un­recht­mä­ßig ge­we­sen sei. Zu ei­ner An­er­ken­nung des päpst­li­chen Ap­pro­ba­ti­ons­rechts war er aber nicht be­reit. Als spi­ri­tus rec­tor des Kur­ver­eins hielt Bal­du­in von Trier an dem Ziel fest, das ex­klu­si­ve kur­fürst­li­che Recht der Kö­nigs­wahl un­ge­schmä­lert zu wah­ren. Des­we­gen hielt er sich aber nicht zur Loya­li­tät ge­gen­über Lud­wig dem Bay­ern ver­pflich­tet. 

Die­se Hal­tung mach­ten sich auch die an­de­ren Kur­fürs­ten zu­neh­mend zu ei­gen. Seit 1343 führ­te der Kai­ser wie­der Ver­hand­lun­gen mit der Ku­rie in Avi­gnon über die Be­din­gun­gen sei­ner Ab­so­lu­ti­on. Aber auch Papst Cle­mens VI. (Pon­ti­fi­kat 1342-1352), der im Mai des Vor­jah­res auf den ver­stor­be­nen Be­ne­dikt XII. nach­ge­folgt war, be­harr­te dar­auf, dass Lud­wig IV. das päpst­li­che Ap­pro­ba­ti­ons­recht und die Recht­mä­ßig­keit der ge­gen ihn ge­führ­ten Pro­zes­se förm­lich an­er­ken­nen und sei­ne bis­he­ri­gen Re­gie­rungs­ak­te für nich­tig er­klä­ren müs­se. Über die­se For­de­run­gen be­rie­ten die Kur­fürs­ten auf ei­nem Tref­fen in Köln im Spät­som­mer 1344 und ka­men un­ter Fe­der­füh­rung Bal­du­ins von Trier über­ein, in die­sen Punk­ten dür­fe Lud­wig IV. nicht nach­ge­ben. Sie arg­wöhn­ten näm­lich, Papst und Kai­ser könn­ten sich am En­de auf ei­ne Aus­söh­nung zu Las­ten der kur­fürst­li­chen Rech­te ver­stän­di­gen. Da­bei hat­ten die Kur­fürs­ten vor al­lem die Thron­fol­ge im Blick: Sie woll­ten kei­nes­falls, dass Lud­wig ir­gend­wel­che Zu­sa­gen an die Ku­rie mach­te, die sich bei den kom­men­den Kö­nigs­wah­len zu ih­rem Nach­teil aus­wir­ken könn­ten. In die­sem Punkt woll­ten sie ih­re Rechts­po­si­ti­on oh­ne Ab­stri­che er­hal­ten wis­sen. 

Als sich Lud­wig IV. im Sep­tem­ber 1344 in Ba­cha­rach mit ei­ni­gen Kur­fürs­ten und an­de­ren Gro­ßen traf, be­stärk­ten die­se ihn dar­in, die päpst­li­chen For­de­run­gen ab­zu­leh­nen. Zu­gleich aber wur­de ihm na­he­ge­legt, den Mark­gra­fen Karl von Mäh­ren, Sohn des böh­mi­schen Kö­nigs Jo­hann, als kom­men­den Thron­kan­di­da­ten an­zu­neh­men, wo­von der Kai­ser frei­lich nichts wis­sen woll­te. Aber ihm wa­ren da­mit die Gren­zen der kur­fürst­li­chen Loya­li­tät auf­ge­zeigt, was ihn nicht hin­der­te, sich in den Ver­hand­lun­gen mit der Ku­rie wei­ter­hin auf die von den Kur­fürs­ten be­schwo­re­ne Er­klä­rung von Rhens zu be­ru­fen. Die­se Ver­hand­lun­gen wur­den je­doch im Mai 1345 er­geb­nis­los ab­ge­bro­chen. 

Karls Thro­nam­bi­tio­nen aber wa­ren nun­mehr pu­blik und wur­den von sei­nem Va­ter, Kö­nig Jo­hann von Böh­men, an die Ku­rie her­an­ge­tra­gen. Schlie­ß­lich griff Papst Cle­mens VI. den Plan auf, in Deutsch­land ei­nen Kö­nig ge­gen Lud­wig den Bay­ern zu in­stal­lie­ren. Karl war für ihn in­so­fern ein ge­eig­ne­ter Kan­di­dat, als er ihn seit lan­ger Zeit per­sön­lich kann­te und schätz­te. Am Grün­don­ners­tag des Jah­res 1346 ging der Papst in die Of­fen­si­ve: Er be­kräf­tig­te die ge­gen Lud­wig den Bay­ern er­gan­ge­nen päpst­li­chen Pro­zes­se und Ur­tei­le, weil die­ser ein Hä­re­ti­ker und Schis­ma­ti­ker sei, und ver­fluch­te ihn und sei­ne Söh­ne in ei­ner dras­ti­schen Ti­ra­de. Au­ßer­dem for­der­te er die Kur­fürs­ten zur Wahl ei­nes neu­en Kö­nigs auf mit der Be­grün­dung, das rö­mi­sche Reich sei schon viel zu lan­ge va­kant, nach­dem Lud­wig we­gen sei­ner zahl­rei­chen Ver­feh­lun­gen durch recht­mä­ßi­ges Ur­teil re­pro­biert und ab­ge­setzt wor­den sei. Kei­ne zehn Ta­ge spä­ter leis­te­te der Thron­kan­di­dat Karl von Mäh­ren dem Papst in Avi­gnon ei­nen Eid, in dem wie selbst­ver­ständ­lich von sei­ner künf­ti­gen Ap­pro­ba­ti­on die Re­de war. Zu­dem sag­te Karl zu, den ita­lie­ni­schen Reichs­teil be­tref­fen­de Re­gie­rungs­hand­lun­gen erst nach er­lang­ter Ap­pro­ba­ti­on vor­neh­men zu wol­len. Die­se Ver­spre­chen be­deu­te­ten zu­min­dest ei­ne par­ti­el­le, wenn auch kei­ne un­ein­ge­schränk­te An­er­ken­nung des päpst­li­chen Ap­pro­ba­ti­ons­rechts.

Das Vor­ha­ben ei­ner Kö­nigs­neu­wahl zu Leb­zei­ten des Kai­sers war al­ler­dings po­li­tisch nur um­setz­bar, wenn die Kur­fürs­ten mehr­heit­lich mit­zo­gen. Be­züg­lich Mainz hat­te Papst Cle­mens VI. schon vor­ge­sorgt: Ei­ne knap­pe Wo­che vor der Ver­flu­chung Lud­wigs IV. hat­te er den Erz­bi­schof Hein­rich von Vir­ne­burg sei­nes Am­tes ent­ho­ben und den will­fäh­ri­gen Ger­lach von Nas­sau (Epis­ko­pat 1346-1371) zum Nach­fol­ger auf dem Main­zer Erz­stuhl pro­vi­diert. Jo­hann von Böh­men stand oh­ne­hin von An­fang an hin­ter der Wahl sei­nes Soh­nes Karl. Aus po­li­ti­scher und fa­mi­liä­rer Ver­bun­den­heit mit dem Böh­men­kö­nig ließ sich auch Kur­fürst Ru­dolf von Sach­sen-Wit­ten­berg für das Neu­wahl­pro­jekt ge­win­nen. Erz­bi­schof Wal­ram von Köln – oh­ne­hin auf Dis­tanz zu Lud­wig IV. be­dacht – ließ sich für sei­ne Stimm­ab­ga­be statt­li­che fi­nan­zi­el­le und ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­sche Zu­ge­ständ­nis­se ma­chen. Und auch der Trie­rer Erz­bi­schof Bal­du­in, der jah­re­lang ei­nen zwi­schen Kai­ser und Papst la­vie­ren­den Kurs ver­folgt hat­te, gab nun dem Drän­gen der Ku­rie nach, zu­mal er ein Gro­ßon­kel des Thron­an­wär­ters war. Na­tür­lich war er da­bei auch auf den ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­schen Vor­teil der Trie­rer Kir­che be­dacht und ließ sich ent­spre­chen­de Zu­sa­gen vor­ab ver­brie­fen.

Die­se fünf Kur­fürs­ten wähl­ten am 11.7.1346 den Mark­gra­fen Karl aus dem Haus der Lu­xem­bur­ger zum rö­misch-deut­schen Kö­nig Karl IV. Da das kai­ser­treue Frank­furt als Wahlort nicht in Fra­ge kam, fand die Wahl in Rhens statt – al­so aus­ge­rech­net an dem Ort, an dem sich drei der an­we­sen­den Wäh­ler ge­nau acht Jah­re zu­vor per­sön­lich zur Wah­rung des Reichs­her­kom­mens ver­pflich­tet und dem päpst­li­chen Ap­pro­ba­ti­ons­an­spruch ei­ne Ab­sa­ge er­teilt hat­ten! Von die­sem An­spruch war auch jetzt of­fi­zi­ell nicht die Re­de. Viel­mehr über­nah­men die drei Erz­bi­schö­fe in ih­ren of­fi­zi­el­len Wahl­de­kre­ten das ku­ria­le Ar­gu­ment von der an­geb­li­chen Va­kanz des Rei­ches; die­sen ver­häng­nis­vol­len Zu­stand ha­be man un­be­dingt be­en­den müs­sen. War­um der Thron va­kant sei, wur­de nicht er­läu­tert; auch die Per­son Lud­wigs des Bay­ern wur­de mit Still­schwei­gen über­gan­gen.

Dass nicht al­le Mit­glie­der des Kur­ver­eins von 1338 die­se Sicht der Din­ge tei­len wür­den, war vor­ab ein­kal­ku­liert wor­den: In sei­nem Wahl­auf­ruf hat­te Cle­mens VI. die Kur­fürs­ten wis­sen las­sen, dass Lud­wigs IV. gleich­na­mi­ger Sohn die Mark­graf­schaft Bran­den­burg wi­der­recht­lich in Be­sitz ge­nom­men ha­be und folg­lich nicht zur Kö­nigs­wahl zu­ge­las­sen wer­den dür­fe. Auch die mit dem Kai­ser eng ver­wand­ten rhei­ni­schen Pfalz­gra­fen als Ver­tre­ter der pfäl­zi­schen Kur­stim­me nah­men nicht an der Wahl Karls IV. teil. Aber ob­gleich man über die Le­gi­ti­mi­tät der Stimm­ab­ga­be Erz­bi­schof Ger­lachs, der un­ter Um­ge­hung des Main­zer Dom­ka­pi­tels al­lein auf päpst­li­che In­itia­ti­ve ins Amt ge­kom­me­nen war, strei­ten konn­te, stand nicht in­fra­ge, dass die Mehr­heit der Kur­fürs­ten hin­ter Karl IV. stand.

Nach er­folg­ter Wahl leg­te Karl IV. in der Ap­pro­ba­ti­ons­fra­ge ei­ne sehr prag­ma­ti­sche Hal­tung an den Tag, in­dem er die recht­li­che Re­le­vanz der Wahl­be­stä­ti­gung durch den Papst im Un­ge­fäh­ren ließ. Die Ge­sandt­schaft, die er im Herbst 1346 nach Avi­gnon ab­ord­ne­te, bat an der Ku­rie of­fi­zi­ell nur um die Ge­wäh­rung der päpst­li­chen Gna­de und Gunst so­wie um die bal­di­ge Kai­ser­krö­nung – der Be­griff ap­pro­ba­tio wur­de be­wusst ver­mie­den. Cle­mens VI. sei­ner­seits er­teil­te je­doch am 6. No­vem­ber aus­drück­lich die Ap­pro­ba­ti­on der Wahl Karls und er­läu­ter­te am glei­chen Tag in ei­ner Pre­digt aus­führ­lich den Vor­rang der geist­li­chen vor der welt­li­chen Herr­schaft und die Kom­pe­tenz des Paps­tes zur Prü­fung und Ap­pro­ba­ti­on des ge­wähl­ten Kö­nigs. Karl IV. nahm die Ap­pro­ba­ti­on dank­bar ent­ge­gen, be­han­del­te sie aber als rei­nes Fak­tum, oh­ne ein päpst­li­ches Ap­pro­ba­ti­ons­recht als Vor­aus­set­zung sei­ner le­gi­ti­men Kö­nigs­herr­schaft for­mell an­zu­er­ken­nen. Auf der an­de­ren Sei­te in­sis­tier­te die Ku­rie auch nicht auf ei­ner sol­chen of­fi­zi­el­len An­er­ken­nung. Das war den kur­fürst­li­chen Wäh­lern Karls IV. si­cher recht, denn es ent­hob sie des Pro­blems, sich in die­ser Fra­ge zu öf­fent­lich zu po­si­tio­nie­ren. 

Am 26.11.1346 wur­de Karl IV. vom Köl­ner Erz­bi­schof Wal­ram zum Kö­nig ge­krönt, und zwar not­ge­drun­gen in Bonn, weil Aa­chen wei­ter­hin treu zu Lud­wig IV. hielt. Der Kai­ser ver­leg­te sich dar­auf, sei­nen Thron­ri­va­len zu iso­lie­ren, was um­so leich­ter fiel, als Karl kei­ne An­stal­ten mach­te, sein Re­gi­ment im Reich auf brei­te­rer Ebe­ne durch­zu­set­zen. Mit dem Tod Lud­wigs des Bay­ern am 11.10.1347 fand der Thron­streit, der oh­ne grö­ße­re Kampf­hand­lun­gen ver­lief, ein En­de. Es dau­er­te al­ler­dings noch an­dert­halb Jah­re, bis Karl IV. im Lau­fe des Früh­jahrs 1349 ei­nen Aus­gleich zu­nächst mit dem rhei­ni­schen Pfalz­gra­fen, dann auch mit den Söh­nen Lud­wigs IV. (un­ter ih­nen der Mark­graf von Bran­den­burg) er­rei­chen konn­te. Da­nach wur­de er auch von ih­nen als recht­mä­ßi­ger Kö­nig an­er­kannt und am 25. Ju­li ein zwei­tes Mal ge­krönt – dies­mal am tra­di­tio­nel­len Krö­nungs­ort Aa­chen.

Die Goldene Bulle in der Münchner Druckausgabe von 1515. Das Titelblatt zeigt den Kaiser mit den drei geistlichen (links) und vier weltlichen Kurfürsten (rechts). (Bayerische Staatsbibliothek)

 

Die Wahl Karls IV. 1346 er­scheint in­kon­se­quent, wenn man sie vor der Fo­lie der Er­eig­nis­se von 1338/1339 be­trach­tet: Bei sei­ner Grün­dung hat­te sich der Kur­ver­ein in der Ap­pro­ba­ti­ons­fra­ge klar ge­gen die päpst­li­che Rechts­auf­fas­sung ge­stellt. Die kur­fürst­li­che Prä­senz auf den an­schlie­ßen­den Hof­ta­gen von Ko­blenz und Frank­furt konn­te von den Zeit­ge­nos­sen ei­gent­lich nur als Par­tei­nah­me für Lud­wig IV. ver­stan­den wer­den. Dass die­se Par­tei­nah­me nur von kur­zer Dau­er war, be­deu­te­te je­doch noch kein Ab­rü­cken vom ur­sprüng­li­chen Ziel des Kur­ver­eins, näm­lich der Be­wah­rung der Reichs­ver­fas­sung und der kur­fürst­li­chen Rech­te. Ins­be­son­de­re dem Trie­rer Kur­fürs­ten Bal­du­in, dem po­li­ti­schen Kopf des Kur­ver­eins, hat man in der For­schung das „staats­tra­gen­de“ Mo­tiv at­tes­tiert, er ha­be mit der Wahl sei­nes Großn­ef­fen Karl IV. die Prin­zi­pi­en von 1338 zu ver­tei­di­gen ge­sucht, in­dem er auf die­se Wei­se un­be­re­chen­ba­ren po­li­ti­schen Al­lein­gän­gen des Paps­tes und/oder Lud­wigs IV. ei­nen Rie­gel vor­ge­scho­ben ha­be. Au­ßer Fra­ge steht frei­lich, dass bei Bal­du­ins Han­deln ne­ben staats­män­ni­scher Um­sicht auch ei­ne ge­hö­ri­ge Por­ti­on lan­des­herr­li­cher Op­por­tu­nis­mus im Spiel war.

In punc­to Prin­zi­pi­en­treue je­den­falls zeig­ten sich Bal­du­in und die an­de­ren Mit­glie­der des Kur­ver­eins, die 1346 die Wahl Karls IV. be­trie­ben, ziem­lich non­cha­lant: Sie be­grün­de­ten ihr Tun mit ei­ner an­geb­li­chen Thron­va­kanz und er­kann­ten da­mit still­schwei­gend die Ab­set­zung Lud­wigs IV. an. In ih­ren Wahl­an­zei­gen an den Papst be­ton­ten sie zwar, dass Recht und Kom­pe­tenz zur Kö­nigs­wahl in vol­lem Um­fang (in­te­gra­li­ter) bei ih­nen lä­gen, nah­men dann aber die Ap­pro­ba­ti­on Karls oh­ne Pro­test hin.

Die­se prag­ma­ti­sche Hand­ha­bung des Pro­blems scheint auch in der 1356 von Karl IV. er­las­se­nen „Gol­de­nen Bul­le“ wie­der auf: Nach die­sem „Ver­fas­sungs­grund­ge­set­z“ des Hei­li­gen Rö­mi­schen Rei­ches war für ei­ne gül­ti­ge Kö­nigs­wahl al­lein die Mehr­heit der Kur­fürs­ten­stim­men er­for­der­lich. Der heik­le Punkt, ob der Papst die­se Wahl ap­pro­bie­ren müs­se, wur­de be­wusst nicht be­rührt. Al­ler­dings wur­de dem rö­mi­schen Kö­nig ei­ne qua­si-au­to­ma­ti­sche An­wart­schaft auf die Kai­ser­wür­de zu­ge­spro­chen; au­ßer­dem war er ver­pflich­tet, un­mit­tel­bar nach der Wahl die Pri­vi­le­gi­en und Reichs­le­hen der Kur­fürs­ten zu be­stä­ti­gen. Die­se Herr­schafts­ak­te wur­den folg­lich auch oh­ne päpst­li­che Ap­pro­ba­ti­on als recht­mä­ßig be­trach­tet. Mit an­de­ren Wor­ten: Karl IV. und die Kur­fürs­ten hiel­ten an den Prin­zi­pi­en des Rhen­ser Kur­ver­eins fest. Und die päpst­li­che Ku­rie hak­te in die­ser Fra­ge nicht wei­ter nach: „Die ku­ria­le Ap­pro­ba­ti­ons­theo­rie hat­te von da an nur noch ei­ne Nach­ge­schich­te, kei­ne Ge­schich­te mehr“ (Jür­gen Mieth­ke).

Quellen

Kram­mer, Ma­rio (Hg.), Quel­len zur Ge­schich­te der deut­schen Kö­nigs­wahl und des Kur­fürs­ten­kol­legs, 2 Hef­te, Leip­zig/Ber­lin 1911-1912, Nach­druck Darm­stadt 1972.
Men­zel, Mi­cha­el (Be­arb.), Do­ku­men­te zur Ge­schich­te des deut­schen Rei­ches und sei­ner Ver­fas­sung 1336-1339 (MGH Con­sti­tu­tio­nes, Bd. 7/1), Wies­ba­den 2013.
Sten­gel, Ernst Ed­mund (Hg.), No­va Ala­man­niae, Bd. 1 und 2/1, Ber­lin 1921-1931; Bd. 2/2, Han­no­ver 1976. 
Ze­u­mer, Karl, Lud­wigs des Bay­ern Kö­nigs­wahl­ge­setz "Li­cet iuris" vom 6. Au­gust 1338. Mit ei­ner Bei­la­ge: Das Ren­ser Weist­hum vom 16. Ju­li 1338, in: Neu­es Ar­chiv 30 (1905), S. 85-112, 485-487.

Literatur

Be­cker, Hans-Jür­gen, Das Man­dat „Fi­dem ca­tho­li­cam“ Lud­wigs des Bay­ern von 1338, in: Deut­sches Ar­chiv 26 (1970), S. 454-512.
Kauf­hold, Mar­tin, Gla­di­us spi­ri­tua­lis. Das päpst­li­che In­ter­dikt über Deutsch­land in der Re­gie­rungs­zeit Lud­wigs des Bay­ern (1324–1347), Hei­del­berg 1994.
Kram­mer, Ma­rio, Das Kur­fürs­ten­kol­leg von sei­nen An­fän­gen bis zum Zu­sam­men­schluß im Ren­ser Kur­ver­ein des Jah­res 1338, Wei­mar 1913.
La­wrenz, Er­win, Die Reichs­po­li­tik des Erz­bi­schofs Bal­du­in von Trier aus dem Hau­se Lu­xem­burg (1308–1354), Claus­thal-Zel­ler­feld 1974.
Mieth­ke, Jür­gen, Kai­ser und Papst im Spät­mit­tel­al­ter. Zu den Aus­gleichs­be­mü­hun­gen zwi­schen Lud­wig dem Bay­ern und der Ku­rie in Avi­gnon, in: Zeit­schrift für his­to­ri­sche For­schung 10 (1983), S. 421-446.
Mo­el­ler, Ri­chard, Lud­wig der Bay­er und die Ku­rie im Kampf um das Reich, Ber­lin 1914.
Schu­bert, Ernst, Kö­nigs­wahl und Kö­nig­tum im spät­mit­tel­al­ter­li­chen Reich, in: Zeit­schrift für his­to­ri­sche For­schung 4 (1977), S. 257-337.
Schu­bert, Ernst, Kur­fürs­ten und Wahl­kö­nig­tum. Die Wah­len von 1308, 1314 und 1346 und der Kur­ver­ein von Rhens, in: Heyen, Franz-Jo­sef/Mötsch, Jo­han­nes (Hgg.), Bal­du­in von Lu­xem­burg. Erz­bi­schof von Trier – Kur­fürst des Rei­ches. 1285-1354. Fest­schrift aus An­laß des 700. Ge­burts­tags, Mainz 1985, S. 103-117.
Schütz, Alois, Die Ver­hand­lun­gen Lud­wigs des Bay­ern mit Be­ne­dikt XII. Ein Bei­trag zum päpst­li­chen An­spruch auf Ap­pro­ba­ti­on des Rö­mi­schen Kö­nigs 1335-1337, in: Zeit­schrift für baye­ri­sche Lan­des­ge­schich­te 60 (1997), S. 253-315.
Sten­gel, Ed­mund Ernst, Avi­gnon und Rhens. For­schun­gen zur Ge­schich­te des Kamp­fes und das Recht am Reich in der ers­ten Hälf­te des 14. Jahr­hun­derts, Wei­mar 1930.
Tho­mas, Heinz, Lud­wig der Bay­er (1282-1347). Kai­ser und Ket­zer, Re­gens­burg 1994.
Un­ver­hau, Dag­mar, Ap­pro­ba­tio – Re­pro­ba­tio. Stu­di­en zum päpst­li­chen Mit­spra­che­recht bei der Kai­ser­krö­nung und Kö­nigs­wahl vom In­ves­ti­tur­streit bis zum ers­ten Pro­zeß Jo­hanns XXII. ge­gen Lud­wig IV., Lü­beck 1973.   Wein­fur­ter, Ste­fan, Lud­wig der Bay­er und sein Ko­blen­zer Pro­gramm von 1338, in: Nas­saui­sche An­na­len 123 (2012), S. 55-79.

Siegel der Goldene Bulle Karls IV. (Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Signatur: H 51 U 589)

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Weller, Tobias, Der Rhenser Kurverein, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/der-rhenser-kurverein/DE-2086/lido/603f4703d080a9.26607180 (abgerufen am 23.04.2024)