Die administrativen Beziehungen der Hohenzollernschen (1928 Hohenzollerischen) Lande zur Rheinprovinz (1852 bis 1945)

Joachim Lilla (Krefeld)

Wappen der Provinz Hohenzollernsche Lande.

Die Ho­hen­zol­lern­schen be­zie­hungs­wei­se ab 1928 Ho­hen­zol­le­ri­schen Lan­de wa­ren ur­sprüng­lich die Fürs­ten­tü­mer Ho­hen­zol­lern-Hechin­gen und Ho­hen­zol­lern-Sig­ma­rin­gen, die die dem preu­ßi­schen Herr­scher­haus ver­wand­ten Fürs­ten nach der Re­vo­lu­ti­on von 1848 an Preu­ßen 1849 ab­tra­ten. Das Ge­biet wur­de 1850 mit dem preu­ßi­schen Staat ver­bun­den und bil­de­te ei­nen Ver­wal­tungs­be­zirk ei­ge­ner Art: ei­nen Re­gie­rungs­be­zirk, der kei­ner der Pro­vin­zen zu­ge­teilt war, son­dern grund­sätz­lich den Mi­nis­te­ri­en in Ber­lin un­ter­stand. Für ein­zel­ne Zwei­ge der Ver­wal­tung un­ter­stan­den die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de je­doch be­stimm­ten Be­hör­den der Rhein­pro­vinz, wohl auch we­gen der re­la­ti­ven räum­li­chen Nä­he.

1. Hohenzollern und Preußen

„… aus Ver­an­las­sung der im süd­west­li­chen Deutsch­land seit dem Früh­jah­re 1848 ein­ge­tre­te­nen po­li­ti­schen Er­eig­nis­se und mit Rück­sicht auf die zwi­schen dem Kö­nig­lich Preu­ßi­schen Hau­se und dem Fürst­lich Ho­hen­zol­lern­schen Hau­se be­ste­hen­den stam­mes­ver­wandt­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se und Erb-Ei­ni­gungs­ver­trä­ge …“ tra­ten die Fürs­ten von Ho­hen­zol­lern-Hechin­gen und Ho­hen­zol­lern-Sig­ma­rin­gen „al­le Su­ve­rä­ni­täts- und Re­gie­rungs­rech­te“ über ih­re Staa­ten „an Sei­ne Ma­jes­tät den Kö­nig von Preu­ßen ab“. Die­ser nahm „die ge­mach­ten Ab­tre­tun­gen an“ und er­warb „den Be­sitz der Fürs­tent­hü­mer Ho­hen­zol­lern-Hechin­gen und Ho­hen­zol­lern-Sig­ma­rin­gen mit al­len dar­an ge­knüpf­ten Sou­ver­ai­ne­täts- und Re­gie­rungs­rech­ten“. So lau­ten Prä­am­bel und Ar­ti­kel 1 bis 3 des Ver­tra­ges „we­gen Ab­tre­tung der Fürs­tent­hü­mer Ho­hen­zol­lern-Hechin­gen und Ho­hen­zol­lern-Sig­ma­rin­gen“ vom 7.12.1849. Durch Ge­setz vom 12.3.1850 wur­de „un­ter Zu­stim­mung bei­der Kam­mern“ ver­ord­net: „Die Ver­ei­ni­gung der Fürs­tent­hü­mer Ho­hen­zol­lern-Hechin­gen und Ho­hen­zol­lern-Sig­ma­rin­gen mit dem Preu­ßi­schen Staats­ge­bie­te wird auf Grund des Ver­tra­ges vom 7. De­zem­ber 1849 ge­neh­migt.“ Das Staats­mi­nis­te­ri­um wur­de mit der Aus­füh­rung des Ge­set­zes be­auf­tragt. Ge­mäß dem „Pa­tent we­gen Be­sitz­nah­me des Fürs­ten­th­ums Ho­hen­zol­lern-Hechin­gen und des Fürs­ten­th­ums Ho­hen­zol­lern-Sig­ma­rin­gen“, er­las­sen von Kö­nig Fried­rich Wil­helm IV. (1795–1861, Re­gent­schaft 1840-1858/1861) am 12.3.1850, „neh­men Wir die­se oben­be­zeich­ne­ten Lan­de in Kraft des ge­gen­wär­ti­gen Pa­tents in Be­sitz und ein­ver­lei­ben die­sel­ben Un­se­ren Staa­ten mit al­len Rech­ten der Lan­des­ho­heit und Ober­herr­lich­keit“. Ers­te Be­ra­tun­gen der durch die An­glie­de­rung der Fürs­ten­tü­mer er­for­der­li­chen ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men fan­den im preu­ßi­schen Staats­mi­nis­te­ri­um am 5.7.1850 statt. Die­ses stimm­te der „Not­wen­dig­keit ei­ner in sich selb­stän­di­gen Ver­wal­tung der Fürs­ten­tü­mer“ zu. Die Be­zeich­nung „Ho­hen­zol­lern­sche Lan­de“ für die bei­den Fürs­ten­tü­mer setz­te Kö­nig Fried­rich Wil­helm IV. nach ei­ni­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit dem Staats­mi­nis­te­ri­um am 30.4.1851 fest. Die­se Be­zeich­nung än­der­te das Preu­ßi­sche Staats­mi­nis­te­ri­um im No­vem­ber 1928 „ent­spre­chend ei­nem Be­schlus­se des Lan­des­kom­mu­nal­ver­ban­des“ in Ho­hen­zol­le­ri­sche Lan­de. We­der von der Flä­che noch von der Be­völ­ke­rung her war die­ses Ge­biet von be­son­de­rer Be­deu­tung. Es um­fass­te 114.225 Hekt­ar oder 1142.25 Qua­drat­ki­lo­me­ter mit (1910) gut 71.000 Ein­woh­nern, die zu über 90 Pro­zent ka­tho­lisch wa­ren.

 

Die Zu­ge­hö­rig­keit des Re­gie­rungs­be­zirks Sig­ma­rin­gen zu Preu­ßen blieb bis zum En­de des Ers­ten Welt­krie­ges un­um­strit­ten, auch we­gen der dy­nas­ti­schen Be­zie­hun­gen des frü­he­ren Herr­scher­hau­ses zu den preu­ßi­schen Kö­ni­gen. Nach 1918 wur­de aber im Rah­men der De­bat­te über ei­ne Reichs­re­form auch die Fra­ge er­ör­tert, ob die zwi­schen Ba­den und Würt­tem­berg ge­le­ge­ne preu­ßi­sche Ex­kla­ve nicht bes­ser mit sei­nen Nach­barn ver­bun­den wer­den soll­te, nicht zu­letzt we­gen der zahl­rei­chen Ex­kla­ven des Re­gie­rungs­be­zirks sel­ber in den be­nach­bar­ten Län­dern. Die preu­ßi­sche Staats­re­gie­rung gab zu er­ken­nen, dass sie im Rah­men ei­nes Süd­west­staa­tes („Groß­schwa­ben­plan“) auf den Re­gie­rungs­be­zirk Sig­ma­rin­gen zu ver­zich­ten be­reit sei, des­sen An­glie­de­rung an Würt­tem­berg und/oder Ba­den je­doch nicht zu­stim­men wer­de. Der er­ör­ter­te Süd­west­staat wur­de da­mals nicht ge­schaf­fen, so blieb es bei dem ter­ri­to­ria­len und ad­mi­nis­tra­ti­ven sta­tus quo. Die Be­woh­ner des Re­gie­rungs­be­zirks Sig­ma­rin­gen wa­ren mit der Zu­ge­hö­rig­keit zu Preu­ßen durch­aus zu­frie­den. Nach den Er­in­ne­run­gen von Her­bert du Mes­nil (1875-1947), sei­ner­zeit Re­fe­rent bei dem Kon­sis­to­ri­um der Rhein­pro­vinz und so­mit auch mit An­ge­le­gen­hei­ten Ho­hen­zol­lerns be­fasst, be­män­gel­ten sie zwar „die et­was kur­ze Ar­t“ der preu­ßi­schen Be­am­ten, „doch sei­en sie nicht un­freund­lich, und vor al­lem stets sach­lich und ge­recht. Der würt­tem­ber­gi­sche Be­am­te da­ge­gen, wo sie ihn dienst­lich ken­nen­ge­lernt hät­ten, sei sau­g­rob und durch­aus nicht im­mer sach­lich.“

Ge­gen En­de des Zwei­ten Welt­krie­ges wur­de dann er­neut – die­ses Mal un­ter der De­vi­se „Ver­wal­tungs­ver­ein­fa­chung – ei­ne Still­le­gung der Re­gie­rung Sig­ma­rin­gen und ei­ne Ein­glie­de­rung des Re­gie­rungs­be­zirks nach Würt­tem­berg dis­ku­tiert. Die An­ge­le­gen­heit wur­de dann aber nicht wei­ter ver­folgt, weil Hit­ler für die Zeit des Krie­ges kei­ne Stil­le­gung von Re­gie­run­gen mehr wünsch­te.

2. Die Verwaltungsorganisation

Ei­ne der ers­ten ad­mi­nis­tra­ti­ven Fra­gen, die das Staats­mi­nis­te­ri­um be­reits im Ju­li 1850 re­gel­te, war die Fra­ge der Jus­tiz­ver­fas­sung: Die „Funk­tio­nen ei­nes Obers­ten Ge­richts­hofs sei­tens des Württ. Ober-Tri­bu­nal­s“ für Ho­hen­zol­lern wa­ren ein­zu­stel­len, die Auf­ga­ben der obe­ren In­stan­zen für die Fürs­ten­tü­mer wur­den wie folgt über­tra­gen: „die „Re­vi­si­ons- und Kas­sa­ti­ons-In­stanz […] auf das Ober-Tri­bu­nal zu Ber­lin“,  die „Funk­tio­nen ei­nes Rich­ters zwei­ter In­stanz in Zi­vil­sa­chen auf das Ap­pel­la­ti­ons-Ge­richt zu Arns­ber­g“. Nach der Neu­re­ge­lung der Ge­richts­ver­fas­sung 1879 ge­hör­te das nun­meh­ri­ge Land­ge­richt Hechin­gen zum Be­zirk des Ober­lan­des­ge­richts Frank­furt am Main, bis es im Jah­re 1922 auf den Be­zirk des Ober­lan­des­ge­richts Stutt­gart über­ging.

Karte der Hohenzollernschen Lande, Stand 1930.

 

Die grund­le­gen­den Be­stim­mun­gen über die Or­ga­ni­sa­ti­on der Ver­wal­tungs­be­hör­den der Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de traf die Ver­ord­nung vom 7.1.1852, de­ren im Zu­sam­men­hang we­sent­li­che Be­stim­mun­gen lau­ten: Die Ho­hen­zol­lern­sche Lan­de bil­de­ten „ei­nen be­son­de­ren Ver­wal­tungs­be­zirk, dem die „Re­gie­rung, die in der Stadt Sig­ma­rin­gen ih­ren Sitz nimm­t“ so­wie das „Kon­sis­to­ri­um, das Pro­vin­zi­al-Schul­kol­le­gi­um, das Me­di­zi­nal­kol­le­gi­um und das Ober­berg­amt der Rhein­pro­vinz in den An­ge­le­gen­hei­ten ih­res Res­sorts zu­nächst vor­ge­setzt sind. In mi­li­tairi­scher Be­zie­hung tritt die­ser Ver­wal­tungs­be­zirk in den Ver­band des ach­ten Ar­mee­korps [Ko­blenz] und wird in die­sem der 16­ten Land­wehr-Bri­ga­de zu­get­heilt. So­weit in den Mi­li­ta­ir-An­ge­le­gen­hei­ten den Ober­prä­si­den­ten ei­ne Mit­wir­kung zu­steht, wird sol­che für die Ho­hen­zol­lern­sche Lan­de durch den Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz aus­ge­übt.“ (§ 1) Im Üb­ri­gen um­fass­te der „Wir­kungs­kreis der Re­gie­rung … die Ver­wal­tung al­ler der­je­ni­gen An­ge­le­gen­hei­ten, wel­che in dem üb­ri­gen Thei­le der Mon­ar­chie den Ober­prä­si­den­ten zu ei­ge­ner Ver­wal­tung oder in Stell­ver­tre­tung der obers­ten Staats­be­hör­den, den Re­gie­run­gen, Pro­vin­zi­al-Steu­er­di­rek­tio­nen und Aus­ein­an­der­set­zungs­be­hör­den über­wie­sen sind, so­fern nicht durch die ge­gen­wär­ti­ge Ver­ord­nung ein An­de­res aus­drück­lich be­stimmt wird.“ (§ 5) Die Re­gie­rung war „den Mi­nis­te­ri­en un­mit­tel­bar un­ter­ge­ord­net. Nur in den Mi­li­ta­ir-An­ge­le­gen­hei­ten tritt sie zu­nächst un­ter das Ober­prä­si­di­um der Rhein­pro­vinz, wel­ches hier­in die glei­che Stel­lung, wie ge­gen die Re­gie­run­gen der Rhein­pro­vinz, ein­zu­neh­men hat. Die Bil­dung der De­par­te­ments-Kom­mis­si­on der zum ein­jäh­ri­gen Mi­li­tair­dienst sich mel­den­den Frei­wil­li­gen für die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de wird dem kom­man­die­ren­den Ge­ne­ral des ach­ten Ar­mee­korps und dem Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz über­tra­gen.“ (§ 7)

Mit der Über­wei­sung der Zu­stän­dig­keit be­stimm­ter Be­hör­den der Rhein­pro­vinz für die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de war ei­ne Re­ge­lung ge­trof­fen, die im Grund­satz bis 1945 Be­stand hat­te, ab­ge­se­hen von ei­ni­gen Mo­di­fi­ka­tio­nen im Ein­zel­fall. Durch § 5 des Ge­set­zes über die all­ge­mei­ne Lan­des­ver­wal­tung vom 30.7.1883 wur­de (ana­log zum vor­ge­nann­ten § 7 der Ver­ord­nung von 1852) er­neut be­stimmt, dass der je­wei­li­ge Mi­nis­ter „so­weit nicht die Ge­set­ze an­de­res be­stim­men, an die Stel­le des Ober­prä­si­den­ten und des Pro­vin­zi­al­rats“, tritt. Es blieb al­so bei den schon be­ste­hen­den Auf­ga­ben der Be­hör­den in der Rhein­pro­vinz.

3. Die einzelnen Verwaltungszuständigkeiten

Mi­li­tär­an­ge­le­gen­hei­ten
Die Zu­stän­dig­kei­ten des Ober­prä­si­den­ten in mi­li­tä­ri­schen und Er­satz­an­ge­le­gen­hei­ten wur­den durch Ver­ord­nung vom 14.6.1910 dem Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Sig­ma­rin­gen über­tra­gen, nach­dem durch kö­nig­li­chen Er­lass vom 11.8.1909 „die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de in mi­li­tä­ri­scher Be­zie­hung und in Er­satz­an­ge­le­gen­hei­ten in den Be­zirk des XIV. [würt­tem­ber­gi­schen] Ar­mee­korps über­ge­tre­ten“ sind.

Hö­he­res Schul­we­sen
Die Pro­vin­zi­al­schul­kol­le­gi­en (ab 1932 der Ab­tei­lun­gen für hö­he­res Schul­we­sen der Ober­prä­si­den­ten) wa­ren für die Ver­wal­tung der hö­he­ren Schu­len zu­stän­dig, wäh­rend die Ver­wal­tung al­ler üb­ri­gen Schu­len bei den Re­gie­run­gen lag. Die Zu­stän­dig­keit des Pro­vin­zi­al­schul­kol­le­gi­ums Ko­blenz für den Re­gie­rungs­be­zirk Sig­ma­rin­gen blieb bis 1945 un­ver­än­dert be­ste­hen. 1939 wa­ren dies die Ober­schu­len für Jun­gen in Sig­ma­rin­gen und Hechin­gen so­wie die pri­va­te Ma­ri­en­schu­le (Ober­schu­le für Mäd­chen) in Sig­ma­rin­gen.

Evan­ge­li­sche Kir­che
Die evan­ge­li­schen geist­li­chen Be­hör­den in den Ho­hen­zol­lern­schen Lan­den „res­sor­tier­ten von dem evan­ge­li­schen Kon­sis­to­ri­um in Ko­blen­z“ (so zum Bei­spiel Staats­hand­buch 1900). Den Kon­sis­to­ri­en ob­lag die in­ne­re Ver­wal­tung der evan­ge­li­schen Kir­che. 1897 ging auch die Ver­wal­tung der An­ge­le­gen­hei­ten der evan­ge­li­schen Lan­des­kir­che der Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de auf den Evan­ge­li­schen Ober­kir­chen­rat und das Kon­sis­to­ri­um der Rhein­pro­vinz (Ver­ord­nung vom 25.9.1897) über. Spä­ter hat­te das Kon­sis­to­ri­um sei­nen Sitz in Düs­sel­dorf. Ab 1935 wa­ren der Pro­vin­zi­al­kir­chen­aus­schuss, das Evan­ge­li­sche Kon­sis­to­ri­um, der Ge­ne­ral­su­per­in­ten­dent und die Fi­nanz­ab­tei­lung bei dem Kon­sis­to­ri­um die Or­ga­ne der all­ge­mei­nen evan­ge­li­schen Kir­chen­ver­wal­tung in der Rhein­pro­vinz und auch für die Ho­hen­zol­le­ri­schen Lan­de. 1910 be­stand die Or­ga­ni­sa­ti­on der evan­ge­li­schen Kir­che in Ho­hen­zol­lern aus vier Pfarr­äm­tern und dem Su­per­in­ten­den­ten in Sig­ma­rin­gen.

Me­di­zi­nal­an­ge­le­gen­hei­ten
Die Me­di­zi­nal­kol­le­gi­en wa­ren „als rein wis­sen­schaft­li­che und tech­nisch rat­ge­ben­de Be­hör­den für die Re­gie­run­gen und Ge­rich­te im Fa­che der po­li­zei­li­chen und ge­richt­li­chen Me­di­zin“ (Bär, Be­hör­den­ver­fas­sung, S. 170) ein­ge­rich­tet. Sie wur­den 1921 auf­ge­ho­ben; an ih­re Stel­le tra­ten ge­mäß Staats­mi­nis­te­ri­al­be­schluss vom 20.4.1921 mit un­ver­än­der­ter Auf­ga­ben­stel­lung die Ge­richts­ärzt­li­chen Aus­schüs­se, die wie die Me­di­zi­nal­kol­le­gi­en den Ober­prä­si­den­ten un­ter­stellt blie­ben. Der Ge­richts­ärzt­li­che Aus­schuss in Ko­blenz um­fass­te wei­ter­hin (bis 1945) auch den Be­zirk der Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de), im Staats­hand­buch 1939 fir­miert er als „Ge­richts­ärzt­li­cher Aus­schu­ß  für die Rhein­pro­vinz und den Re­gie­rungs­be­zirk Sig­ma­rin­gen in Ko­blen­z“.

Berg­ver­wal­tung
Den Ober­ber­gäm­tern un­ter­stand die Lei­tung des gan­zen Berg-, Hüt­ten-, und Sa­li­nen­we­sens ih­res Be­zirks. Die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de un­ter­stan­den seit 1852 dem Ge­schäfts­kreis des Ober­berg­amts Bonn, seit 1905 auch dem beim Ober­berg­amt be­ste­hen­den Ber­g­aus­schuss, ei­nem Ver­wal­tungs­ge­richt im Berg­we­sen. Ört­li­che Berg­be­hör­de war die Berg- und Sa­li­nen­in­spek­ti­on in Stet­ten bei Hai­ger­loch. Die Ber­g­an­ge­le­gen­hei­ten in Ho­hen­zol­lern ver­wal­te­te das Berg­re­vier Wied in Neu­wied, ab 1931 das Berg­re­vier Sieg­burg, ab 1.5.1939 das Berg­re­vier Neue­nahr. Im Zu­ge der Über­lei­tung der Berg­ver­wal­tung auf das Reich 1943 gin­gen die Ho­hen­zol­le­ri­schen Lan­de auf das Ober­berg­amt Karls­ru­he über.

Eich­ver­wal­tung
Die Eich­äm­ter wa­ren bis 1908 kom­mu­na­le, dann staat­li­che Ein­rich­tun­gen, die den 1869 für je­de Pro­vinz er­rich­te­ten und ab 1870 der Auf­sicht des Ober­prä­si­den­ten un­ter­ste­hen­den staat­li­chen Ei­chungs­in­spek­tio­nen (Ei­chungs­di­rek­tio­nen) un­ter­stan­den. Sitz der Ei­chungs­di­rek­ti­on für die Rhein­pro­vinz war Köln; die­se fir­mier­te et­wa 1922 als „Ei­chungs­di­rek­ti­on für die Rhein­pro­vinz und die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de in Köln“. Für das Eich­amt Sig­ma­rin­gen war bis zur Neu­glie­de­rung der Eich­ver­wal­tung 1942 die Ei­chungs­di­rek­ti­on Köln zu­stän­dig, da­nach der Eich­auf­sichts­be­am­te in Stutt­gart.

Ver­mes­sungs- und Ka­tas­ter­ver­wal­tung
Ab 1929/1930 wur­den bei be­stimm­ten Re­gie­run­gen der In­dus­trie­be­zir­ke (Düs­sel­dorf, Müns­ter und Mer­se­burg) be­son­de­re Ver­mes­sungs­kom­mis­sa­ria­te er­rich­tet, de­ren Ar­beits­be­reich sich je­weils auf die ge­sam­te Pro­vinz er­streck­te. Der Ver­mes­sungs­kom­mis­sar beim Re­gie­rungs­prä­si­den­ten Düs­sel­dorf war für die Rhein­pro­vinz ein­schlie­ß­lich des Re­gie­rungs­be­zirks Sig­ma­rin­gen zu­stän­dig. 1937 wur­den die Ver­mes­sungs­kom­mis­sa­ria­te in Haupt­sam­mel­stel­len für die to­po­gra­phi­schen Ver­än­de­run­gen mit im Üb­ri­gen un­ver­än­der­ter ört­li­cher Zu­stän­dig­keit. Ein Jahr spä­ter, bei der Bil­dung der Haupt­ver­mes­sungs­ab­tei­lun­gen, wur­de der Be­zirk Sig­ma­rin­gen dem Be­zirk XII (Würt­tem­berg) zu­ge­teilt.

Ver­si­che­rungs­we­sen
Die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de ge­hör­ten auch zum Be­zirk der bei der Pro­vin­zi­al­ver­wal­tung der Rhein­pro­vinz be­ste­hen­den Ver­si­che­rungs- be­zie­hungs­wei­se Ver­sor­gungs­an­stal­ten und Kas­sen, so der 1891 er­rich­te­ten Lan­des­ver­si­che­rungs­an­stalt Rhein­pro­vinz in Düs­sel­dorf, des 1928 er­rich­te­ten Ge­mein­de­un­fall­ver­si­che­rungs­ver­bands Rhein­pro­vinz und Ho­hen­zol­lern, fer­ner zum Bei­spiel die Ru­he­ge­halts­kas­se, die Wit­wen- und Wai­sen­kas­se, die Zu­satz­ver­sor­gungs­kas­se der Ge­mein­den und Ge­mein­de­ver­bän­de. Die Ho­hen­zol­lern­sche Lan­de ge­hör­ten seit 1887 fer­ner der Be­rufs­ge­nos­sen­schaft der land­wirt­schaft­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung für die Rhein­pro­vinz an.

Be­rufs­stän­di­sche Kam­mern
Die Ho­hen­zol­lern­sche Lan­de ge­hör­ten auch zu den Be­zir­ken der be­rufs­stän­di­schen Kam­mern der Ge­sund­heits­be­ru­fe in der Rhein­pro­vinz, die der Auf­sicht des Ober­prä­si­den­ten un­ter­stan­den. Dies wa­ren: Ärz­te­kam­mer der Rhein­pro­vinz (seit1887), Apo­the­ker­kam­mer der Rhein­pro­vinz (seit 1901), Tier­ärz­te­kam­mer der Rhein­pro­vinz (seit 1911), fer­ner bei den Wah­len zur Zahn­ärz­te­kam­mer zum Wahl­be­zirk der Rhein­pro­vinz (seit 1912). 1936/1937 wur­den die wur­de die Ho­hen­zol­le­ri­schen Lan­de den je­wei­li­gen Stan­des­ver­tre­tun­gen in Würt­tem­berg an­ge­schlos­sen.

An­ders sah es bei den In­dus­trie- und Han­dels­kam­mern aus. Hier ge­hör­te der Re­gie­rungs­be­zirk Sig­ma­rin­gen als Lan­des­stel­le Ho­hen­zol­lern zur In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer Frank­furt am Main, bis er 1943 der Gau­wirt­schafts­kam­mer Würt­tem­berg zu­ge­teilt wur­de.

Ge­ne­ral­kom­mis­si­on in Düs­sel­dorf/Lan­des­kul­tur­ver­wal­tung
Die 1885 er­rich­te­te Ge­ne­ral­kom­mis­si­on in Düs­sel­dorf war von An­fang an auch für die Be­ar­bei­tung der Zu­sam­men­le­gung, Ser­vi­tu­tab­lö­sun­gen und Ge­mein­heits­tei­lun­gen in den Ho­hen­zol­lern­schen Lan­den zu­stän­dig. Auf der Kreis­ebe­ne wa­ren dies die Spe­zi­al­kom­mis­sio­nen. 1919 wur­den die Ge­ne­ral­kom­mis­sio­nen in Lan­des­kul­turäm­ter, die Spe­zi­al­kom­mis­sio­nen in Kul­turäm­ter um­be­nannt. Die Lan­des­kul­turäm­ter wur­den zum 1.4.1933 auf­ge­löst, ih­re Auf­ga­ben ei­ner beim Ober­prä­si­den­ten zu er­rich­ten­den Lan­des­kul­tur­ab­tei­lung über­tra­gen, der die Kul­turäm­ter un­mit­tel­bar un­ter­stellt wa­ren. Das die Krei­se Sig­ma­rin­gen und Hechin­gen um­fas­sen­de Kul­tur­amt in Sig­ma­rin­gen wur­de eben­falls zum 1.4.1933 auf­ge­löst, sein Be­zirk dem Kul­tur­amt Kreuz­nach zu­ge­teilt.

Staats­rat/Pro­vin­zi­al­rat
In dem 1921 zur Ver­tre­tung der Pro­vin­zen bei der Ge­setz­ge­bung und Ver­wal­tung er­rich­te­ten Preu­ßi­schen Staats­rat wa­ren die Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de nicht über die Rhein­pro­vinz ver­tre­ten, son­dern konn­ten bis zu des­sen Auf­he­bung im Ju­li 1933 un­mit­tel­bar ei­nen Ver­tre­ter in die­ses Gre­mi­um ent­sen­den. Dem 1933 er­rich­te­ten Pro­vin­zi­al­rat der Rhein­pro­vinz, ei­nem Be­ra­tungs­gre­mi­um des Ober­prä­si­den­ten, ge­hör­te in der Fol­ge­zeit der Re­gie­rungs­prä­si­dent als Ver­tre­ter der Ho­hen­zol­le­ri­schen Lan­de an.

Kom­mu­na­le Spit­zen­ver­bän­de
Seit 1931 ge­hör­ten die ho­hen­zol­le­ri­schen Ge­mein­den dem Preu­ßi­schen Ge­mein­de­tag West an, der ab 1933 als „Pro­vin­zi­al­dienst­stel­le Rhein­land und Ho­hen­zol­lern“ des Deut­schen Ge­mein­de­ta­ges fir­mier­te. Ei­ner 1933 er­wo­ge­nen Zu­tei­lung Ho­hen­zol­lerns an den Würt­tem­ber­gi­schen Ge­mein­de­tag stan­den die dor­ti­gen Ge­mein­den ab­leh­nend ge­gen­über, sie wünsch­ten den Fort­be­stand der Be­zie­hun­gen zum Rhein­land auch in die­sem Be­reich.

Sons­ti­ges
Bis zum Über­gang der Zoll­ver­wal­tung auf das Reich 1919 un­ter­stand das Haupt­zoll­amt Sig­ma­rin­gen der Ober­zoll­di­rek­ti­on Kas­sel. Der Be­zirk der Di­rek­ti­on der Ren­ten­bank in Müns­ter i.W. um­fass­te ab 1891 auch den Be­zirk der Ho­hen­zol­lern­schen Lan­de.

4. Ausblick

Bei den seit 1936/1939 ein­ge­rich­te­ten kriegs­wirt­schaft­li­chen Son­der­ver­wal­tun­gen, de­ren ört­li­che Zu­stän­dig­keit sich zu­nächst an dem Zu­schnitt der Wehr­krei­se ori­en­tier­te, ge­hör­ten die Ho­hen­zol­le­ri­schen Lan­de in den Be­zirk des Wehr­krei­ses V (Stutt­gart) be­zie­hungs­wei­se des Wehr­wirt­schafts­be­zirks Va, der Würt­tem­berg und Ho­hen­zol­lern um­fass­te, seit 1942 dann zum Wirt­schafts­ge­biet Würt­tem­berg, das dem NS­DAP-Par­tei­gau ent­sprach. Die his­to­risch be­grün­de­ten viel­fäl­ti­gen ad­mi­nis­tra­ti­ven Be­zie­hun­gen Ho­hen­zol­lerns en­de­ten im Früh­jahr 1945, als auf Be­trei­ben der fran­zö­si­schen Be­sat­zungs­macht das süd­lich der Au­to­bahn Karls­ru­he-Ulm ge­le­ge­ne würt­tem­ber­gi­sche Ge­biet und der Re­gie­rungs­be­zirk Sig­ma­rin­gen zum neu­en Land Würt­tem­berg-Ho­hen­zol­lern zu­sam­men­ge­fasst wur­den. Hier­durch fand zu­gleich die ter­ri­to­ria­le Zer­split­te­rung in und um die Ho­hen­zol­le­ri­schen Lan­de ihr En­de. Seit 1952 ge­hört Ho­hen­zol­lern zum Land Ba­den-Würt­tem­berg.

Quellen

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Die Pro­to­kol­le des Preu­ßi­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums 1917-1934/38, Band 4: 30. März 1848 bis 27. Ok­to­ber 1858, be­arb. von Bär­bel Holtz, Hil­des­heim/Zü­rich/New York 2003.

Literatur

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Bit­ter, Ru­dolf v., Hand­wör­ter­buch der Preu­ßi­schen Ver­wal­tung, hg. v. Bill Drews u. Franz Hoff­mann, 2 Bän­de, 3. Auf­la­ge, Ber­lin/Leip­zig 1928.
Brühl, [Franz] Graf [v.], Ho­hen­zol­lern­sche Lan­de, in: Wör­ter­buch des Deut­schen Staats- und Ver­wal­tungs­rechts. Be­grün­det von Pro­fes­sor Dr. Karl Frhr. v. Sten­gel. 2., völ­lig neu ge­ar­bei­te­te und er­wei­ter­te, Auf­la­ge hg. von Pro­fes­sor Dr. Max Fleisch­mann, Band 2, Tü­bin­gen 1913, S. 418–421.
Gön­ner, Eber­hard, Ho­hen­zol­lern in den Jah­ren der Wei­ma­rer Re­pu­blik und in der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus, in: Hand­buch der ba­den-würt­tem­ber­gi­schen Ge­schich­te, Band 4: Die Län­der seit 1918, Stutt­gart 2003, S. 321–342.
Hand­buch über den Kö­nig­lich Preu­ßi­schen Hof und Staat, Ber­lin 1900–1918.
Hand­buch über den Preu­ßi­schen Staat (1939: Preu­ßi­sches Staats­hand­buch), hg. vom Preu­ßi­schen Staats­mi­nis­te­ri­um, Ber­lin 1922–1939.
Lil­la, Joa­chim, Die Er­ör­te­rung der Still­le­gung der Re­gie­rung Sig­ma­rin­gen 1943 – Ei­ne ver­wal­tungs­ge­schicht­li­che Do­ku­men­ta­ti­on, in: Zeit­schrift für Ho­hen­zol­le­ri­sche Ge­schich­te 38/39 (2002/03), S. 501–552.
[Mes­nil, Her­bert du], Preu­ßisch Die­nen und Ge­nie­ßen. Die Le­bens­zeit­er­zäh­lung des Mi­nis­te­ri­al­rats Dr. Her­bert du Mes­nil (1875-1947), be­arb. v. Jür­gen Kloos­ter­huis, Köln/Wei­mar/Wien 1998.
Rhein­pro­vinz und an­gren­zen­de Lan­des­tei­le. Ver­wal­tungs­at­las Stand 1936. Hg. vom Lan­des­haupt­mann der Rhein­pro­vinz, Düs­sel­dorf 1937.
Ro­meyk, Horst, Ver­wal­tungs- und Be­hör­den­ge­schich­te der Rhein­pro­vinz 1914-1945, Düs­sel­dorf 1985.

Hoheitszeichen der Hohenzollernschen Lande, vor 1928.

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Die administrativen Beziehungen der Hohenzollernschen (1928 Hohenzollerischen) Lande zur Rheinprovinz (1852 bis 1945), in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-administrativen-beziehungen-der-hohenzollernschen-1928-hohenzollerischen-lande-zur-rheinprovinz-1852-bis-1945/DE-2086/lido/57d12895c2e578.56332721 (abgerufen am 28.03.2024)