Die königlichen Münzstätten im Rheinland
Zu den Kapiteln
Schlagworte
1. Münzwesen im Hochmittelalter
Münzprägung war im Mittelalter grundsätzlich ein königliches Recht. Karl der Große (König 768-814, ab 800 Kaiser) ordnete Ende des 8. Jahrhunderts das Münzwesen des Reiches. Dabei ging es im Wesentlichen um zwei Punkte: die Festsetzung des Münzbildes und des Münzgewichts. So heißt es im Kapitular der Frankfurter Synode von 794: „Bezüglich der Pfennige sollt ihr ganz gewiß unsere Verordnung kennen, daß an jedem Ort, in jeder Stadt und an jedem Markt jene neuen Pfennige in gleicher Weise umlaufen und von allen angenommen werden sollen, sofern sie nämlich unseren Namen tragen, von reinem Silber sind und das volle Gewicht haben.“[1] Der Herrscher brachte mit der Ausgabe der Münzen nicht nur Geld in Umlauf, sondern garantierte mittels Münzbild und Münzgewicht auch für den Gegenwert und die Zahlkraft der Stücke.
Münzen wurden seinerzeit al marco (auf die Mark) geschlagen, was bedeutet, dass eine bestimmte Anzahl Münzen ein Gesamtgewicht – ein Pfund oder eine Mark im Sinn einer Gewichtseinheit – ergeben. Daran ist zu sehen, dass es bei den Stücken auf den Edelmetallgehalt ankam. Im Gebiet nördlich der Alpen bestanden im Hochmittelalter die Münzen nur aus Silber. Eine Goldprägung gab es zu dieser Zeit nicht, was auch am Mangel an Material gelegen haben dürfte. Das genaue Gewicht des sogenannten pondus Caroli (Karlspfund), das auf Karl den Großen und die Münzreform zurückgeht, konnte bisher nicht eindeutig ermittelt werden. Das Karlspfund ist ein Gewichtspfund. Es wurde in 20 solidi (Schillinge) zu wiederum je 12 denarii (Pfennige/Denare) geschlagen. Die 20 mal 12, also 240 Pfennige, die aus einem Pfund geschlagen wurden, konnten bei Bedarf in den größeren Rechen- und Gewichtseinheiten Schilling oder Pfund gerechnet werden. Es gab keine Pfund- oder Schillingsmünze. Das Durchschnittsgewicht der einzelnen Pfennige lag bei etwa 1,70 Gramm, woraus sich ein Pfundgewicht von etwa 408 Gramm ergibt. In der Literatur finden sich aber auch abweichende Größen zwischen 367 Gramm und 490 Gramm pro Pfund. Die Gewichtsangabe kann daher nur einer groben Einschätzung dienen.
Die Einhaltung des Münzgewichts und der Münzbilder wollte Karl der Große kontrollieren, indem er die Münzproduktion in seinen engsten Einflussbereich zog. Dazu verfügte er im Kapitular von Diedenhofen gegen Ende des Jahres 805: „Wegen der falschen Münzen, die an vielen Orten gegen die Gerechtigkeit und entgegen unserer Verordnung entstehen, wollen wir, daß an keinem anderen Ort als an unserer Pfalz eine Prägestätte sei, wenn es nicht vielleicht von uns anders bestimmt ist. Jene Pfennige jedoch, die neulich gemünzt worden sind, sollen gelten, wenn sie voll[ge]wichtig und rein sind.“[2]
Die „Münzreform“ Karls des Großen ist insgesamt nur als Abschluss einer Gewichts- und Maßreform unter den frühen Karolingern zu verstehen, die bereits unter Pippin dem Jüngeren (König 751-768) begann. Pippin setzte etwa um 753-756 das Pfund zu 22 Schillingen à 12 Pfennige fest. Dass Karl der Große relativ kurze Zeit später das von Pippin eingeführte Pfund noch einmal neu festlegte, ist auf einen Wert- und damit einen Edelmetallgehaltabfall der Münzen zurückzuführen, was auch aus den beiden vorgestellten Quellen heraus zu deuten ist. Diese Beobachtung, dass nämlich Münzen im Laufe der Zeit an Edelmetallgehalt verloren, lässt sich nahezu im ganzen Mittelalter beobachten.
Karl der Großen schaffte mit seiner Verordnung eine Struktur, die für das gesamte Mittelalter von Bedeutung blieb. An einer Urkunde Friedrichs I. (römisch-deutscher König 1152-1190, ab 1155 Kaiser) für den Ort Aachen aus dem Jahr 1166 ist beispielhaft zu sehen, dass viele Bestimmungen aus einer ähnlichen Grundlage erwuchsen: „Außerdem haben wir aufgrund des Rates unseres Hofes dort eine Münze schlagen lassen, [die] fortwährend gleiche Reinheit, Schwere, Aussehen und Zahl haben soll, damit nicht eine häufige Veränderung der Münze, die mal schwerer, mal leichter zu sein pflegte, zum Schaden des berühmten Ortes in Zukunft überhandnimmt. Aus der Mark sollen 24 Schilling geprägt werden, 12 Schillingen Kölner (Pfennige) immer gleichwertig, und zwar so, daß man aus diesen 24 Schillingen 12 Kölner Schillinge erhalten kann und die 12 Schillinge Kölner (Pfennige) gegen 24 Schillinge Aachener (Pfennige) ungehindert gewechselt werden können. Das Aussehen aber der Pfennige soll derartig sein, daß auf der einen Seite das Bild des hl. Karl und sein Name, auf der anderen Seite unser Bild mit der Aufschrift unseres Namens steht.“[3]
Barbarossa reagierte auf Missstände, da bisher in Aachen scheinbar zu schwere oder aber zu leichte Münzen geschlagen wurden. Die Kölner Münze wurde dabei als Referenz angeführt, da in Köln offensichtlich kontinuierlich Münzen gleichwertiger Qualität produziert wurden, die weder an Edelmetallgehalt noch an Gewicht abnahmen. Barbarossa legte zudem fest, wie viele Schillinge aus einer Mark geschlagen werden sollten und verfügte auch, wie das Münzbild auszusehen habe.
Karl der Große und Friedrich I. Barbarossa legten in den angeführten Quellen ähnliche Grundlagen zum Schlagen von Münzen fest. Allerdings handelte es sich bei Karls Erlass um eine wesentlich generellere Festsetzung und bei Barbarossa um eine ortsspezifische Bestimmung. Außerdem liegt zwischen beiden Herrschern ein Zeitraum von etwa 300 Jahren, wodurch gänzlich verschiedene Ausgangssituationen für die Erlasse angenommen werden müssen. Die beiden Quellen sollen einen groben zeitlichen Rahmen vom frühen 9. bis ins späte 12. Jahrhundert bilden, um die königlichen Münzstätten des Rheinlandes und ihre Entwicklung im Überblick vorzustellen.
2. Münzstätten – Aufbau, Arbeitsweise und Funktion
Erst für das Spätmittelalter und für die Frühe Neuzeit sind schriftliche und bildliche Quellen zum Ablauf der Münzherstellung überliefert. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Münzstätten und ihre Produktion im Hochmittelalter nicht wesentlich anders funktionierten. Der Herstellungsprozess umfasste drei Komponenten: die Herstellung der Schrötlinge, die Herstellung der Stempel und die Prägung.
Für die Herstellung der Schrötlinge wurde aus Edelmetall (Silber) und unedlem Metall eine Legierung gemischt. Das Gesamtgewicht eines Pfennigs aus edlem und unedlem Metall ist das Raugewicht der Münze. Das Feingewicht bezeichnet den Anteil an Edelmetall. Der Silbergehalt spiegelt den Wert der Münze. Der Münzfuß legt fest, wie viele Pfennige aus einer Gewichtseinheit Edelmetall (Pfund oder Mark) geschlagen werden sollen. Die hergestellte Legierung wird in Barren oder Formen gegossen, danach auf die gewünschte Dicke gehämmert und schließlich in den sogenannten Zain geschnitten. Für das Spätmittelalter sind auch Walzen belegt, die den mühevollen Hammervorgang vereinfachten. Aus dem Zain werden die Münzrohlinge, die Schrötlinge, gestanzt oder geschnitten. Anschließend müssen die Schrötlinge noch justiert werden, damit die vorgegebene Stückzahl das Mark- oder Pfundgewicht ergibt. Dieser Vorgang fand in der Münzstätte statt.
Schwieriger ist es, Genaues zur Stempelherstellung zu sagen. Wahrscheinlich waren die Stempelschneider nicht in der Münzstätte selbst beschäftigt, sondern stammten eher aus Goldschmiedewerkstätten oder deren Umfeld. Dafür sprächen auch Parallelen und Ähnlichkeiten im Münzbild nahe beieinanderliegender Münzstätten, wenn diese die Stempel aus derselben Werkstatt bezogen. Ebenso schwer ist zu sagen, wie der Einfluss des direkten königlichen Umfeldes auf die Münzmotive aussah. Das Fehlen von zeitgenössischen Quellen spricht im Zweifelsfall dafür, dass eine Regelung nicht notwendig war. Auch Motive, die über Jahrzehnte verwendet werden, setzen eine königliche Einflussnahme bei der Motivgestaltung nicht zwingend voraus. Geht man aber davon aus, dass hinter der Motivwahl auch politische Interessen standen, darf eine Kommunikation zwischen Stempelschneidern und königlichem Hof durchaus angenommen werden, was natürlich noch nichts über die Einflussnahme des Königs selbst und deren Häufigkeit sagt.
Für den eigentlichen Prägevorgang werden die Prägestempel, der Ober- und Unterstempel sowie der Schrötling benötigt. Der Unterstempel ist in einem Holzblock oder Ähnlichem fixiert. Auf ihn wird der Schrötling gelegt und der Oberstempel wiederum per Hand gegen die Oberseite des Schrötlings gehalten. Der Oberstempel wird durch Hammerschlag auf den Schrötling gepresst, der sich dann in den Ober- und Unterstempel einprägt. Deren negativ geschnittene Bilder kommen auf diese Weise positiv im Schrötling zum Vorschein.
Über die Frage, wie viele Münzen mit einem Stempel geprägt werden können, ist keine verlässliche Aussage treffen. Die Haltbarkeit des Stempels hängt zunächst vom Material beziehungsweise seiner Herstellungsqualität ab. Dazu kann man annehmen, dass die Unterstempel langlebiger sind, müssen sie doch im Gegensatz zu den Oberstempeln nicht die Hammerschläge beim Prägevorgang aushalten. Auch der Durchmesser und die Größe der Münze spielen dabei eine Rolle, wird für breitere und dickere Münzen doch mehr Kraft bei der Prägung aufgewendet. Von einer Stückzahl von über 1.000 Münzen pro Stempel ist auszugehen. Ein genauer Durchschnittswert ist aber nicht zu ermitteln und kann bei vielen tausenden Stücken liegen. Heute sind nur verhältnismäßig wenige Stempel, vornehmlich aus dem Spätmittelalter, erhalten. Es ist wahrscheinlich, dass die defekten metallenen Stempel eingeschmolzen und aus ihnen neue hergestellt wurden.
Die Münzwerkstatt des Mittelalters war ein Handwerksbetrieb. Die Aufsicht und Verantwortung einer Münzstätte lag beim Münzmeister. Er beaufsichtigte die Arbeitsschritte und musste am Ende für die Produktion einstehen. Man darf davon ausgehen, dass im Spätmittelalter, als die Münzproduktion in der Stückzahl erheblich umfangreicher wurde, die einzelnen Arbeitsschritte von spezialisiertem Personal vorgenommen wurden: die Herstellung des Zain, das Schneiden der Schrötlinge, bei dem der Aufzieher das (Rau-)Gewicht prüfte, das Münzen durch den Münzer sowie die Qualitätsprüfung der Münzen durch den Probierer.
3. Münzprägung im Rheinland – Die königlichen Münzstätten
Karl der Große und sein Nachfolger Ludwig der Fromme (König 814-840, ab 814 Kaiser) waren die alleinigen Münzherren in ihrem Reich. Die Karolinger prägten nur an wenigen Orten, was auch für die Zeit nach der Reichsteilung durch den Vertrag von Verdun 843 für das Ostreich und dessen Herrscher gilt. Ab dem späten 9. Jahrhundert wurden erste Münzen auch von (Stammes-)Herzögen oder Bischöfen geprägt. Für das Rheinland sind aus dieser Zeit nur kölnische Stücke belegt.
Das Fehlen von Münzstätten im Rheinland erklärt sich vornehmlich daraus, dass es am Rand der merowingerzeitlichen (481-751) und karolingerzeitlichen (751-911) Kerngebiete lag. Bis zum Tod Ludwigs des Frommen war das Herrschaftszentrum der Karolinger im Gebiet des heutigen Nordfrankreich, Belgiens und Luxemburgs zu verorten. In diesem Gebiet zwischen Loire und Rhein finden sich auch die meisten der Münzstätten nach der Reform Karls des Großen. Das Rheinland bildete den östlichen Rand dieses Bereichs, wenn auch Aachen mit zahlreichen Herrscherbesuchen besonders Karls des Großen ein wichtiger Ort war. Dennoch dauerte es, bis Münzstätten in diesen Regionen eingerichtet waren. Mainz und Trier prägten im Osten des Reiches am kontinuierlichsten. Östlich des Rheins befanden sich in dieser Zeit noch keine Münzstätten.
Mit der Übernahme der Königsherrschaft durch die Ottonen (936-1024) gab es im Hinblick auf die Münzproduktion einige Veränderungen. Die Könige traten nicht mehr in allen Fällen als alleinige Münzherren auf, sondern prägten teilweise mit den Bischöfen gemeinsam. Auch erhielten auf lange Sicht sowohl die geistlichen als auch die weltlichen Fürsten das Recht zur Münzproduktion vom König, ohne dass die Könige es gänzlich aufgaben.
Das immer noch grundsätzlich königliche Prägerecht wurde unter den Ottonen vermehrt durch Urkunden an einzelne, vornehmlich geistliche Orte verliehen. Für die Einrichtung der königlichen Münzstätten selbst gab es daher auch keine schriftlichen Quellen, lag das Prägerecht doch beim König. Nur im Hinblick auf die Verleihung des Münzrechts an geistliche oder weltlich-adelige Empfänger haben sich Dokumente erhalten. Doch zumindest für das 10. Jahrhundert weicht die rechtlich überlieferte Lage stark vom Fundmaterial ab.
Die Münzstätten prägten nicht notwendigerweise ihre eigenen Bilder, sondern orientierten sich vielmehr an Vorbildern, wenn sie die Prägestempel nicht ohnehin aus Stempelwerkstätten erhielten, die für mehrere Orte arbeiteten. Der Kölner Münztyp, der im 10. und mindestens im frühen 11. Jahrhundert von anderen Münzstätten rund um das Rheinland und auch in entfernteren Regionen nachgeahmt wurde, ist ein hervorragendes Beispiel. Charakteristisch für ihn ist der auf der Rückseite der Münze aufgeprägte dreizeilige Schriftzug S/COLONIA/A für SANCTA COLONIA AGRIPPINENSIS. Einige Prägestätten, darunter Bremen, Tiel und Lüttich, ahmten das Kölner Vorbild nach und prägten ihren eigenen Stadtnamen dreizeilig. Andere Stätten wie Soest prägten den Kölner Namen plus den eigenen in teilweise entstellter Form, wieder andere wie die Münzstätte Remagen nur den Kölner Stadtnamen. Wegen der Übernahme der Kölner Münzbilder – vielleicht stammten die Stempel aus derselben Werkstatt – bezeichnet man Orte wie Remagen als sogenannte Nebenmünzstätte. Auch Namen, wie beispielsweise der des Kölner Erzbischofs Brun (Episkopat 953-965), werden nach dem Vorbild des Stadtnamens geschrieben, wenn das genannte Beispiel BRVNO/ARCHIEPS für BRUNO ARCHIEPISCOPUS auch zweizeilig statt dreizeilig ist.
Weitet man den Blick, zeigt sich, dass die meisten Münzstätten direkt an großen Flüssen lagen. Das ist zum einen auf die Lage der Städte zurückzuführen und zum anderen stellte es auch die Teilnahme der Orte am Handel, vor allem mit Nordeuropa, sicher, der insbesondere im 10. und 11. Jahrhundert von großer Bedeutung war. Diese Zeit wird auch die Zeit des Fernhandelsdenars genannt, die im Mittelpunkt der folgenden Ausführung stehen soll. Allein am Rhein sind von der Quelle bis zur Mündung knapp 30 Münzstätten belegt. Zu den bedeutendsten gehören neben Köln Straßburg, Duisburg, Speyer, Worms, Mainz und Tiel. Weitere wichtige Prägestätten, abseits des Rheins, sind beispielsweise Dortmund, Trier, Regensburg und Huy.
3.1 Die Münzstätte Köln
In Köln war die wohl bedeutendste Münzstätte im Rheinland. Vom 9. bis ins 13. Jahrhundert und darüber hinaus prägte sie verschiedene Münzen aus, wenn sie auch bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts nicht regelmäßig in Betrieb war. Sowohl der König als auch der Erzbischof traten als Münzherren auf, teilweise sogar gemeinsam, wie etwa bei der oben erwähnten Münze Erzbischof Bruns, auf deren Vorderseite der Name Ottos I. (König 936-973, ab 962 Kaiser) steht. Für Köln ist im Gegensatz zu den kleineren Münzstätten ab dieser Zeit eine einigermaßen kontinuierliche Prägung anzunehmen, vor allem da Köln als Handelsplatz von zentraler Bedeutung war. Die rheinischen Münzstätten Bonn, Remagen und Andernach können als Kölner Nebenmünzstätten in Betracht gezogen werden. Allein Duisburg als zweite große königliche Münzstätte im Rheinland ist unabhängig von Köln zu nennen.
Die Ursprünge Kölns als Prägeort liegen im 3. Jahrhundert. Zwar unterscheiden sich die Kölner Stücke nicht von denen anderer römischer Münzstätten, auch lag Köln in dieser Zeit und in dieser Hinsicht an Bedeutung weit hinter anderen Orten wie Lyon. Dennoch zeigt die Einrichtung der Prägestätte die Stellung des Ortes als römische Colonia Agrippinensis. Eine römische Colonia (Kolonie) besaß im Verhältnis zu einfachen Ansiedlungen oder befestigten Orten weitergehende Rechte und Privilegien, insbesondere hatten ihre Bewohner das römische Bürgerrecht. Agrippinensis verweist auf Agrippina die Jüngere, Frau des Kaisers Claudius (Regierungszeit 41-54), die ihrer Geburtsstadt zu diesem Recht verhalf.
Weder unter den Merowingern noch unter den Karolingern wuchs die Bedeutung der Kölner Münzstätte beträchtlich. In dieser Zeit orientierte man sich an den anderen, größeren Prägestätten des Reiches und übernahm deren Münzbilder. Unter Lothar I. (König 840-855, ab 840 Kaiser) etwa gaben die Münzstätten Aachen und Dorestad die Vorbilder für die Kölner Münzen. Mit dem Anfang des 10. Jahrhunderts begann der Ausstoß der Kölner Münzstätte zu steigen. Gleichzeitig nahm der Einfluss anderer Prägeorte auf die Kölner Münze ab und ein eigenes Münzbild wurde etabliert. Zwar scheint unter den Königen Konrad I. (König 911-918) und Heinrich I. (König 919-936) nicht in rheinischen Münzstätten geprägt worden zu sein, doch ist ab dem Herrschaftsantritt König Ottos I. eine dauerhafte Prägung anzunehmen.
Zwischen 936 und 1288 war die Münzstätte Köln fast durchgehend von hoher Bedeutung. Wenn von kontinuierlicher Prägung die Rede ist, schließt das nicht aus, dass der Betrieb auch für einige Wochen oder sogar einige Jahre nicht stattfand. Grund dafür kann sowohl die politische Lage, das Fehlen von Silbervorräten als auch später unter erzbischöflicher Hoheit die Kürze eines Episkopats oder die Abwesenheit des Bischofs selbst gewesen sein.
Als Münzherren in Köln treten in dieser Zeit die deutschen Könige Otto I., Otto II. (Mitkönig 961-983, ab 967 Mitkaiser), Otto III. (König 983-1002, ab 996 Kaiser), Heinrich II. (König 1002-1024, ab 1012 Kaiser) und Konrad II. (König 1024-1039, ab 1027 Kaiser) auf. Neben beziehungsweise mit ihnen prägten der bereits genannte Erzbischof Brun I., später Erzbischof Pilgrim ab 1027 und Erzbischof Hermann II. (Episkopat 1036-1056), bevor nach dem Tod Kaiser Konrads II. der Herrschername und das Herrscherbild nicht mehr auf den Kölner Münzen auftauchen. Zwar gibt es noch einige Gepräge mit dem Namen Heinrichs IV. (König 1056-1105, ab 1084 Kaiser) unter Erzbischof Anno II., doch verschwanden sie bald nach seinem Amtsantritt. Nach Kölner Schlag wurden außerdem weitere Stücke Heinrichs III. (König 1039-1056, ab 1046 Kaiser) und Heinrichs IV. geprägt, doch stammten diese wohl nicht aus Köln, sondern aus anderen Münzstätten.
Erzbischof Brun I., Bruder Ottos I., dürfte wohl aufgrund seiner Nähe zum König die Möglichkeit erhalten haben, sowohl mit dem König als auch in eigenem Namen Münzen auszuprägen. Es ist jedoch anzunehmen, dass Brun das Münzregal, also das Recht, Münzen zu prägen, als Herzog von Lothringen ausübte, ein Amt, das er in Personalunion innehatte, und nicht als Kölner Erzbischof, da nach seinem Episkopat zunächst die Könige wieder allein in Köln prägten. Es fällt allerdings auf, dass Bruno sich auf den Münzen als ARCHIEPISCOPUS und nicht als Herzog bezeichnet. Erst unter Erzbischof Pilgrim änderte sich dies. Pilgrim prägte gemeinsam mit Konrad II. Münzen, die auf einer Seite das königliche Bild, auf der anderen Seite ein Kirchengebäude mit dem Namen des Erzbischofs zeigen. Nach Pilgrims Tod prägte Konrad II. allein in Köln, bevor er mit Pilgrims Nachfolger Hermann II. gemeinsam als Münzherr auftrat. Unter Anno II. ging das Münzregal gänzlich auf die Kölner Erzbischöfe über, das sie bis zum Niedergang der Kölner Münzstätte ausübten.
3.2 Die Münzstätte Andernach
Die ältesten Stücke aus Andernach stammen aus dem 10. Jahrhundert, als hier wahrscheinlich eine Münzstätte eingerichtet wurde. Die Könige Otto I., Otto III. und Konrad II. sind als königliche Münzherren für Andernach belegt. Während der Herrschaft Heinrichs II. ließ Herzog Dietrich von Lothringen (984-1026) in Andernach prägen. Womöglich hatte Heinrich II. ihm die Münzstätte überlassen. Es sind einige Münzen aus Andernach erhalten, wenngleich es sich um eine deutlich geringere Anzahl als bei den Stücken aus Köln handelt. In Andernach traten Otto I. und Otto III. als alleinige Münzherren auf, Konrad II. dagegen wieder gemeinsam mit Erzbischof Pilgrim vom Köln. Inwieweit zwischen der Andernacher und Kölner Münzstätte Abhängigkeiten bestanden, lässt sich wie folgt beschreiben: Es fällt auf, dass die Kölner Münzherren auch in Andernach das Münzrecht ausübten, zumal auch Pilgrims Nachfolger hier prägten. Daran kann man aber zunächst nur feststellen, dass Andernach im Einflussbereich des Königs und des Kölner Erzstiftes lag. Auf den Stücken aus der Zeit Ottos I. findet sich das sogenannte Coloniagramm, also der dreizeilige Stadtname Köln wie auf den Kölner Münzen. Der Andernacher Stadtname fehlt. Diese Stücke können über den Bildvergleich nach Andernach verordnet werden, wenn auch eine exakte Zuweisung schwierig ist. Sieht man sich allgemein Andernacher Stücke aus der Zeit 936-1039 an, findet man weitere Anlehnungen an den Kölner Schlag. Darunter sind etwa die Darstellung des Kreuzes auf der Vorderseite, das manchmal auch den Namen des Münzherrn wiedergibt, oder aber das Bild eines Kirchengebäudes auf der Rückseite. Das alles spricht für eine gegenseitige Abhängigkeit der beiden Münzstätten.
Gleichzeitig geben andere Stücke aber auch mit ANDRNA oder ähnlich den Andernacher Stadtnamen wieder. Bei genauerem Vergleich lässt sich zudem noch feststellen, dass vor allem der kreuzförmig angeordnete Name Pilgrims eine Andernacher Eigenart ist, die so nicht auf Kölner Stücken vorkommt. Es spricht also durchaus einiges dafür, dass die Andernacher Münzstätte eigene Münzen prägte und nicht nur als Kölner Nebenmünzstätte diente. Als weiteres Indiz dafür kann ein Dreispitz im Andernacher Münzbild gelten, der eine Art Erkennungszeichen für diese Prägestätte ist und als Symbol der Heiligen Dreifaltigkeit gedeutet werden kann. Er tritt aber bei Weitem nicht auf allen Stücken auf. Insgesamt darf man die Andernacher Stücke so einordnen, dass die Kölner Prägung Einfluss auf die Münzprägung hatte, wenn auch ein gewisses Maß an Eigenständigkeit bestand. Nach dem Tod Konrads II. traten keine Könige mehr als Andernacher Münzherren auf und auch die Kölner Erzbischöfe prägten nicht mehr kontinuierlich. Friedrich I. Barbarossa schenkte schließlich 1167 den Ort Andernach mit der Münzstätte und den Silbergruben zu Eckenhagen (heute Gemeinde Reichshof) an die Kölner Erzbischöfe, woraus deutlich wird, dass der König bis zu diesem Zeitpunkt nominell Herr des Ortes und der Münze war.
3.3 Die Münzstätte Bonn
Früher als in Andernach gab es in Bonn eine Münzstätte. Wenn auch merowingerzeitliche Ursprünge vermutet werden, lässt sich eine Prägestätte sicher erst ab der Karolingerzeit unter Karl dem Großen feststellen, die allerdings nicht durchgehend prägte. Später traten Otto III. und Heinrich II. als Münzherren in Bonn auf. Es gibt Münzen, für deren Prägung ein Stempel aus der Zeit Ottos und ein Stempel aus der Zeit Heinrichs genutzt wurden, wodurch eine kontinuierliche Prägung für diese Zeit angenommen werden kann. Es werden zunächst der Kölner und später der Bonner Stadtnamen auf den Münzen genannt, wobei Bonn meist als VERONA oder FERONA geschrieben wird. Konrad II. gab die Bonner Münzstätte schließlich an das Kölner Erzstift unter Erzbischof Pilgrim, nachdem beide auch hier eine Zeit lang gemeinsam prägten. Diesen Stücken liegt als Vorbild das Kölner Münzbild zugrunde, wenngleich auch Einflüsse der Andernacher Münzbilder zu bemerken sind. Hieraus wird eine Abhängigkeit zur Kölner Prägestätte wahrscheinlich. Die Bonner Münzen hatten in dieser Zeit den gleichen Münzfuß wie die Kölner. Auch ist es vorstellbar, dass die Stempel von der gleichen Stempelwerkstatt hergestellt wurden. Letztlich sind sowohl Andernach als auch Bonn als Kölner Nebenmünzstätten einzuordnen, die zunächst königliche und später erzbischöfliche Stücke prägten, wobei jeweils eigene Details den Münzstandort deutlich machen.
3.4 Die Münzstätte Remagen
Die Einordnung der Münzen aus Remagen fällt schwerer. Zwar gab es wohl seit dem Beginn des 11. Jahrhunderts dort eine Prägung, jedoch werden die Münzherren nicht auf der Münze genannt. Sowohl der König als auch der Kölner Erzbischof kommen hierfür in Frage und womöglich setzte die Prägung in Remagen unter Heinrich II. ein. Die Rückseite der Remagener Pfennige zeigt den Kölner Stadtnamen. Auf der Vorderseite sieht man entweder ein Kreuz mit Kugeln in den vier Winkeln, das Brustbild des Herrschers oder aber die Brustbilder zweier Heiliger, die in Anlehnung an die Münzen Heinrichs III. zu deuten sind. Diese Simon-Judas-Darstellungen wurden in Goslar geschlagen. Dies lässt vermuten, dass die Münzstätte bis in die Regierungszeit Heinrichs III. oder Heinrichs IV. von königlicher Seite betrieben wurde. Ebenso wäre es möglich, ähnlich wie für Köln, Andernach und Bonn, zu überlegen, ob eine ehemals königliche Münzstätte ab den 1030er Jahren in eine königlich-erzbischöfliche Gemeinschaft überging, doch fehlen hierfür konkrete Anhaltspunkte.
3.5 Die Münzstätte Duisburg
Die Münzstätte Duisburg münzte zum ersten Mal unter König Konrad II. und war während der ganzen Salierzeit (1024-1125) aktiv. Alle salischen Könige bis Heinrich V. (König 1105-1125, ab 1111 Kaiser) prägten in Duisburg. Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Münzstätten gab es aus Duisburg lediglich Stücke eines einzelnen Münzherrn. Wie am Kölner und Andernacher Beispiel gut ersichtlich ist, wurden im 11. Jahrhundert nach und nach geistliche und weltliche Fürsten in der Münzprägung tätig, eine Tendenz, die sich gut auf das Reich übertragen lässt. In Duisburg dagegen ließen die Könige allein prägen, wie auch in Dortmund oder Goslar. Unter Heinrich III. setzten sich dabei neue Münzbilder und Münzstile durch, die unter anderem in den letztgenannten Städten geprägt wurden. Das ist insofern von Bedeutung, als die Könige durch das Medium Münze in reichspolitische Auseinandersetzungen mit anderen Münzherren treten konnten. Vereinfacht gesagt konkurrierten die einzelnen Münzherren auch um die Nutzung und Akzeptanz ihrer Münzen und Herrschaften. Während die Karolinger und Ottonen nahezu allein als Münzherren tätig waren, wurde es also ab der Mitte des 11. Jahrhunderts zunehmend wichtig, die eigene Münze gegen andere durchzusetzen.
3.6 Die Münzstätte Aachen
Von großer Bedeutung für die königliche Münzprägung war auch die Münzstätte in Aachen. Die Stadt, bis heute eng verbunden mit der Person Karls des Großen, könnte schon während seiner Regierungszeit Prägestätte königlicher Denare gewesen sein. Sicher lassen sich Aachener Münzen erst ab Karls Sohn, Ludwig dem Frommen, nachweisen. Eine Besonderheit der Münzen Ludwigs sind die in Gold geprägten solidi, die eine Ausnahmeerscheinung für das frühe und hohe Mittelalter sind. Unter den Saliern gab es ab Konrad II. eine kontinuierliche, wenn auch nur geringe Prägung königlicher Münzen in Aachen, die sich aber nicht am Kölner, sondern am Lütticher Schlag – auch im Münzfuß – orientierte. Unter Friedrich I. Barbarossa stieg die Produktion schließlich deutlich an. Die Urkunde Friedrichs I. von 1166 für Aachen, die bereits vorgestellt wurde, ist nun insofern von Bedeutung, als hier zum ersten Mal die Gewichtsmark in einer schriftlichen Quelle der Münzherstellung zugrunde gelegt wurde: Aus einer Mark sollten 24 Schillinge geprägt werden, die so viel wert sind wie 12 Kölner Schillinge, die wiederum 288 Aachener Pfennigen entsprechen.
Friedrich I. setzte die Aachener und Kölner Münze in ein Wertverhältnis. Dieser Bezug regionaler Münzen aufeinander war charakteristisch für die Zeit ab dem 12. Jahrhundert, die auch die Zeit des regionalen Pfennigs genannt wird. Die Münzen hatten jetzt kürzere Umlaufzeiten, bevor sie teils systematisch zurückgerufen und wieder eingeschmolzen wurden. Zudem waren sie nur regional gültig. Die Stückzahlen bei der Herstellung stiegen im Vergleich zu den Verhältnissen, die mit Karl dem Großen ihren Anfang nahmen. Natürlich handelte es sich sowohl um 800 als auch im 12. Jahrhundert um fließende Entwicklungsprozesse. Das Recht, Münzen zu prägen, verliehen die Könige nicht nur im Rheinland an Bischöfe und Adelige, was auch an der Zahl ihrer Münzstätten zu beobachten ist. Nach einer Dezimierung bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts blieb ihre Anzahl dann nahezu gleich. Die Möglichkeit, politische Ziele auch mit dem Medium Münze zu erreichen, ist beispielhaft an Aachen sehen. Friedrich I. Barbarossa ließ das Bild des auf seine Veranlassung heiliggesprochenen Karls auf die Münze setzen. Dadurch wurde nicht nur die christliche Symbolik, sondern auch der heilige Kaiser als Vorgänger des aktuellen instrumentalisiert.
4. Emissionen königlicher Münzstätten
Nach der Vorstellung der rheinländischen Münzstätten und einem kleinen Einblick in die Münzproduktion, sollen noch einige Münzen aus Köln und Duisburg genauer vorgestellt werden. Ein Stück, das die wesentlichen Merkmale der Kölner Münzbildkomponenten vereint, stammt aus der Zeit Ottos I. Auf der Vorderseite ist ein Kreuz mit je einem Punkt in den Winkeln zu sehen. Die Umschrift nennt ODDOIMPAVGS (aufgelöst: ODDO IMPERATOR AVGVSTVS), also den erhabenen Kaiser Otto. Auf der Rückseite steht der Kölnische Stadtname dreizeilig S/COLONIA/A (aufgelöst: SANCTA COLONIA AGRIPPINENSIS) geschrieben. Die Parallele zur Münze Erzbischof Bruns ist deutlich sichtbar.
Bis in die Regierungszeit Konrads II. bleibt der Denar in Köln mit diesem Bild weitgehend in Gebrauch. Dann wird ein neuer Typ geprägt. Auf der Vorderseite bleibt das Kreuz als Münzbild erhalten, die Kugeln in den Winkeln werden jedoch durch den erzbischöflichen Namen PI-LI-GR-IM in den Winkeln ersetzt, was die Mitwirkung des Erzbischofs an der Prägung deutlich zum Ausdruck bringt. An der Namensnennung des Herrschers in der Umschrift ändert sich nichts. Hier steht +CHVONRADVSIMP (aufgelöst: CHVONRADVS IMPERATOR), also Kaiser Konrad. Die Rückseite hingegen zeigt anstatt des dreizeiligen Stadtnamens eine Säulenkirche, die das Kreuz der Umschrift gleichzeitig als Giebelkreuz nutzt. Der Stadtname +SANCTACOLONIA ist nun in der Umschrift zu lesen.
Kurz danach, ebenfalls Kaiser Konrad und Bischof Pilgrim nennend, kommt es nochmals zu einer Neukonzeption des Bildes. Auf der Vorderseite sieht man den Kopf des Kaisers nach rechts gewendet. Er ist mit einem Diadem bekrönt und trägt einen Vollbart. Am Hals sieht man die Ansätze eines Mantels, der auf den römischen Feldherrenmantel zurückgeht und mit dem sich die Könige schon seit karolingischer Zeit darstellen lassen. An der Umschrift +CHVONRADVSIMP ändert sich nichts. Auf der Rückseite ist in das Kirchengebäude nun zweizeilig der Name PILI/GRIM geschrieben, der nur noch von den Säulen flankiert wird. Damit erscheint der Kölner Erzbischof erstmals seit Brun wieder alleine auf einer Münzseite. Die Umschrift +SANCTACOLONIA bleibt ebenfalls gleich. Beide Münztypen werden nach den Amtszeiten des Kaisers (Kaiserkrönung März 1027) und des Erzbischofs (starb 1036) in die Zeit 1027-1036 datiert. Genauere Angaben sind auch bei anderen Münzen mangels exakterer Hinweise nur selten möglich.
An diesen drei Stücken kann man die Fortentwicklung eines Münzbildes gut nachvollziehen. Während sich das Kölner Münzbild in der Ottonenzeit kaum verändert, kommt es mit dem ersten Salierkönig zu Modifizierungen. Zunächst wird das Kreuz noch beibehalten, später durch das königliche Bild ersetzt. Der Stadtname wechselt aus der Bildmitte in die Umschrift und ein Kirchengebäude wird dort platziert. Mit Bischof Hermann II. wird schließlich der Königsname von der Münze verdrängt, wobei er zunächst analog zum Namen Pilgrims den Kreuztyp mit HE-RIM-AN-VS in den Winkeln prägte und auf der Rückseite die Säulenkirche beibehielt. Später zeigten die Münzen den Erzbischof im Brustbild mit Krummstab und Buch in den Händen sowie dessen Namen als Umschrift. Die Rückseite zeigt ein mauerumringtes Gebäude mit einem Torzugang. Die Umschrift nennt die COLONIA URBS, die Stadt Köln.
Unter Konrad II. nimmt außerdem die Duisburger Münzstätte ihre Arbeit auf. Die Duisburger Münzen zeigen den Herrscherkopf frontal mit einer Krone sowie mit Vollbart. Der Feldherrenmantel ist ebenfalls sichtbar. Die Ähnlichkeiten der Motive zu den Kölner Stücken liegen zwar auf der Hand, durch die Wahl des Profilbildes heben sich die Duisburger Münzen aber deutlich ab. Die Umschrift +CHVONRADVSIMP dagegen ist gleich. Die Rückseite zeigt den Duisburger Stadtnamen in kreuzförmiger Schreibweise DIVS/BVRG, der in den Kreuzwinkeln jeweils einen Punkt mit Ringel hat. Die freien Ecken werden durch Viertelkreise gefüllt. Die Anlehnung an die Kreuze mit den Kugeln in den Winkeln ist nicht von der Hand zu weisen.
Unter Konrads Nachfolgern ändert sich an den Duisburger Münzen beispielsweise die Darstellung des Herrscherkopfes, der ins Profil gedreht wird. Auf der Rückseite erscheinen der thronende Herrscher, eine Gebäudedarstellung (nicht unähnlich der Kölnischen unter Herrmann II.) oder der Stadtname aufgeteilt in vier kreuzförmig angeordneten Kreisen mit DI-VS-BV-RG. Auch die anderen Rückseiten tragen den Stadtnamen in der Umschrift. An diesen wenigen Beispielen lässt sich gut zeigen, welche Kontinuitäten und auch Veränderungen die Münzbilder der königlich-rheinischen Münzstätten erfuhren. Die bekannten Bilder der Ottonenzeit wurden langsam und unter Beibehaltung der grundlegenden Symbolik verändert. Die Umschrift mit dem Herrschernamen und Titel änderte sich nicht, ebenso wie die Nennung des Ortsnamens der Münzstätte.
5. Zusammenfassung
Im 9. Jahrhundert waren im Rheinland kaum Münzstätten in Betrieb. Nur vereinzelt ließen Herrscher in Aachen oder Köln prägen. Mit dem Herrschaftsantritt König Ottos I. wurde der Münzbetrieb der Kölner Prägestätte regelmäßiger. Die karolingischen und ottonischen Könige übten das Münzrecht nahezu vollständig alleine aus, ganz wie es Karl der Große kurz vor 800 verfügte. Während des 10. Jahrhunderts wurden nach und nach vereinzelt Prägerechte an vornehmlich geistliche, aber auch weltliche Empfänger verliehen. In Köln prägte neben Otto I. für eine kurze Zeit Erzbischof Brun, Ottos Bruder, wahrscheinlich in seiner Stellung als Herzog von Lothringen. Das königliche Münzregal für Köln ging mit der Regierungszeit Konrads II. langsam auf die Kölner Erzbischöfe über. Konrad prägte in Köln gemeinsam mit Erzbischof Pilgrim und später mit Hermann II.
Die Münzen der Könige zeigen lange Zeit ein Kreuz mit Kugeln in den Winkeln. Auf der Rückseite wird dreizeilig der Kölner Stadtname genannt. Dieses Motiv fand inner- und außerhalb des Rheinlandes zahlreiche Nachahmer. Sowohl von den Kölner Münzherren abhängige Münzstätten wie Andernach, Bonn und Remagen als auch weiter entfernte Orte ließen das Kölner Motiv prägen. Etwas später kamen mit dem Kirchengebäude und der Nennung der Bischofsnamen auf den Kölner Münzen leichte Veränderungen in das Münzbild, die aber bis zur salischen Herrschaft marginal blieben. Diese Kontinuität dürfte auch mit einem notwendigen Wiedererkennungswert zusammenhängen, waren diese Münzen doch überregional im Umlauf. Ab der Regierungszeit Konrads II. zeigten sich für die Münzstätten Köln und Duisburg Abweichungen des Münzbildes, ohne dass sie die grundlegende Motivik verließen. Während die Kölner Münzstätte an die Erzbischöfe überging, blieb die Duisburger in königlicher Hand.
Für Aachen legte Friedrich I. Barbarossa 1167 die Münze fest und instrumentalisierte mit dem Münzbild die Prägung für seine Herrschaft. Damit nahm er auf die Bedeutung Aachens als Kaiserpfalz Karls des Großen Bezug. Die Münzprivilegien, die die ottonischen und salischen Herrscher an geistliche und weltliche Adelige vergaben, führten auch dazu, dass sich ab der Mitte des 12. Jahrhunderts die Anzahl königlicher Münzstätten im Rheinland kaum mehr veränderte.
Quellen
Boretius, Alfred (Hg.), Capitularia Regum Francorum 1 (Monumenta Germaniae Historica), Hannover 1883. [Online]
Appelt, Heinrich (Bearb.), Die Urkunden Friedrichs I. 1158-1167 (Monumenta Germaniae Historica. Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser 10/2), Hannover 1979. [Online]
Literatur
Hävernik, Walter (Bearb.), Die Münzen von Köln. Die königlichen und erzbischöflichen Prägungen der Münzstätte Köln, sowie die Prägungen der Münzstätten des Erzstifts Köln. Vom Beginn der Prägung bis 1304, Köln 1935, ND Hildesheim/New York 1975.
Hess, Wolfgang, Die mittelalterliche Münztechnik, in: Lindgren, Uta (Hg.), Europäische Technik im Mittelalter. 800 bis 1400. Tradition und Innovation. Ein Handbuch, Berlin 1996, S. 137-143.
Ilisch, Peter, Die Anfänge der Kölnischen Münzstätte Bonn, in: Geldgeschichtliche Nachrichten 279/280 (2015), S. 173-181.
Kluge, Bernd, Deutsche Münzgeschichte von der späten Karolingerzeit bis zum Ende der Salier (ca. 900 bis 1125), Sigmaringen 1991.
Kluge, Bernd, Numismatik des Mittelalters 1. Handbuch und Thesaurus Nummorum Medii Aevi, Berlin/Wien 2007.
Klüßendorf, Niklot, Münzkunde. Basiswissen, Hannover 2009.
van Rey, Manfred, Einführung in die rheinische Münzgeschichte des Mittelalters, Mönchengladbach 1983.
Online
Interaktiver Münzkatalog des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin (zuletzt abgerufen am 14.11.2018). [Online]
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Stimpert, Maximilian, Die königlichen Münzstätten im Rheinland, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-koeniglichen-muenzstaetten-im-rheinland/DE-2086/lido/6038bd1091d1a7.64382697 (abgerufen am 09.11.2024)