Die königlichen Münzstätten im Rheinland

Maximilian Stimpert (Bonn)

Abbildung einer mittelalterlichen Werkstatt von Hans Burgkmair, rechts ist die Verwendung eines Münzstempels zu erkennen. (Gemeinfrei)

1. Münzwesen im Hochmittelalter

Münz­prä­gung war im Mit­tel­al­ter grund­sätz­lich ein kö­nig­li­ches Recht. Karl der Gro­ße (Kö­nig 768-814, ab 800 Kai­ser) ord­ne­te En­de des 8. Jahr­hun­derts das Münz­we­sen des Rei­ches. Da­bei ging es im We­sent­li­chen um zwei Punk­te: die Fest­set­zung des Münz­bil­des und des Münz­ge­wichts. So hei­ßt es im Ka­pi­tu­lar der Frank­fur­ter Syn­ode von 794: „Be­züg­lich der Pfen­ni­ge sollt ihr ganz ge­wiß un­se­re Ver­ord­nung ken­nen, daß an je­dem Ort, in je­der Stadt und an je­dem Markt je­ne neu­en Pfen­ni­ge in glei­cher Wei­se um­lau­fen und von al­len an­ge­nom­men wer­den sol­len, so­fern sie näm­lich un­se­ren Na­men tra­gen, von rei­nem Sil­ber sind und das vol­le Ge­wicht ha­ben.“[1] Der Herr­scher brach­te mit der Aus­ga­be der Mün­zen nicht nur Geld in Um­lauf, son­dern ga­ran­tier­te mit­tels Münz­bild und Münz­ge­wicht auch für den Ge­gen­wert und die Zahl­kraft der Stü­cke.

Mün­zen wur­den sei­ner­zeit al mar­co (auf die Mark) ge­schla­gen, was be­deu­tet, dass ei­ne be­stimm­te An­zahl Mün­zen ein Ge­samt­ge­wicht – ein Pfund oder ei­ne Mark im Sinn ei­ner Ge­wichts­ein­heit – er­ge­ben. Dar­an ist zu se­hen, dass es bei den Stü­cken auf den Edel­me­tall­ge­halt an­kam. Im Ge­biet nörd­lich der Al­pen be­stan­den im Hoch­mit­tel­al­ter die Mün­zen nur aus Sil­ber. Ei­ne Gold­prä­gung gab es zu die­ser Zeit nicht, was auch am Man­gel an Ma­te­ri­al ge­le­gen ha­ben dürf­te. Das ge­naue Ge­wicht des so­ge­nann­ten pon­dus Ca­ro­li (Karls­pfund), das auf Karl den Gro­ßen und die Münz­re­form zu­rück­geht, konn­te bis­her nicht ein­deu­tig er­mit­telt wer­den. Das Karls­pfund ist ein Ge­wichts­pfund. Es wur­de in 20 so­li­di (Schil­lin­ge) zu wie­der­um je 12 de­na­rii (Pfen­ni­ge/Den­a­re) ge­schla­gen. Die 20 mal 12, al­so 240 Pfen­ni­ge, die aus ei­nem Pfund ge­schla­gen wur­den, konn­ten bei Be­darf in den grö­ße­ren Re­chen- und Ge­wichts­ein­hei­ten Schil­ling oder Pfund ge­rech­net wer­den. Es gab kei­ne Pfund- oder Schil­lings­mün­ze. Das Durch­schnitts­ge­wicht der ein­zel­nen Pfen­ni­ge lag bei et­wa 1,70 Gramm, wor­aus sich ein Pfund­ge­wicht von et­wa 408 Gramm er­gibt. In der Li­te­ra­tur fin­den sich aber auch ab­wei­chen­de Grö­ßen zwi­schen 367 Gramm und 490 Gramm pro Pfund. Die Ge­wichts­an­ga­be kann da­her nur ei­ner gro­ben Ein­schät­zung die­nen.

Münze mit der Büste Karls des Großen, Nachbildung des silbernen Originals. (Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Christian Stoess/ CC BY-NC-SA)

 

Die Ein­hal­tung des Münz­ge­wichts und der Münz­bil­der woll­te Karl der Gro­ße kon­trol­lie­ren, in­dem er die Münz­pro­duk­ti­on in sei­nen engs­ten Ein­fluss­be­reich zog. Da­zu ver­füg­te er im Ka­pi­tu­lar von Di­eden­ho­fen ge­gen En­de des Jah­res 805: „We­gen der fal­schen Mün­zen, die an vie­len Or­ten ge­gen die Ge­rech­tig­keit und ent­ge­gen un­se­rer Ver­ord­nung ent­ste­hen, wol­len wir, daß an kei­nem an­de­ren Ort als an un­se­rer Pfalz ei­ne Prä­ge­stät­te sei, wenn es nicht viel­leicht von uns an­ders be­stimmt ist. Je­ne Pfen­ni­ge je­doch, die neu­lich ge­münzt wor­den sind, sol­len gel­ten, wenn sie voll[ge]wich­tig und rein sind.“[2] 

Die „Münz­re­for­m“ Karls des Gro­ßen ist ins­ge­samt nur als Ab­schluss ei­ner Ge­wichts- und Ma­ß­re­form un­ter den frü­hen Ka­ro­lin­gern zu ver­ste­hen, die be­reits un­ter Pip­pin dem Jün­ge­ren (Kö­nig 751-768) be­gann. Pip­pin setz­te et­wa um 753-756 das Pfund zu 22 Schil­lin­gen à 12 Pfen­ni­ge fest. Dass Karl der Gro­ße re­la­tiv kur­ze Zeit spä­ter das von Pip­pin ein­ge­führ­te Pfund noch ein­mal neu fest­leg­te, ist auf ei­nen Wert- und da­mit ei­nen Edel­me­tall­ge­halt­ab­fall der Mün­zen zu­rück­zu­füh­ren, was auch aus den bei­den vor­ge­stell­ten Quel­len her­aus zu deu­ten ist. Die­se Be­ob­ach­tung, dass näm­lich Mün­zen im Lau­fe der Zeit an Edel­me­tall­ge­halt ver­lo­ren, lässt sich na­he­zu im gan­zen Mit­tel­al­ter be­ob­ach­ten.

Vorderseite einer Goldmünze Karls des Großen. (© Stadt Ingelheim, Fotograf: Benjamin May)

 

Karl der Gro­ßen schaff­te mit sei­ner Ver­ord­nung ei­ne Struk­tur, die für das ge­sam­te Mit­tel­al­ter von Be­deu­tung blieb. An ei­ner Ur­kun­de Fried­richs I. (rö­misch-deut­scher Kö­nig 1152-1190, ab 1155 Kai­ser) für den Ort Aa­chen aus dem Jahr 1166 ist bei­spiel­haft zu se­hen, dass vie­le Be­stim­mun­gen aus ei­ner ähn­li­chen Grund­la­ge er­wuch­sen: „Au­ßer­dem ha­ben wir auf­grund des Ra­tes un­se­res Ho­fes dort ei­ne Mün­ze schla­gen las­sen, [die] fort­wäh­rend glei­che Rein­heit, Schwe­re, Aus­se­hen und Zahl ha­ben soll, da­mit nicht ei­ne häu­fi­ge Ver­än­de­rung der Mün­ze, die mal schwe­rer, mal leich­ter zu sein pfleg­te, zum Scha­den des be­rühm­ten Or­tes in Zu­kunft über­hand­nimmt. Aus der Mark sol­len 24 Schil­ling ge­prägt wer­den, 12 Schil­lin­gen Köl­ner (Pfen­ni­ge) im­mer gleich­wer­tig, und zwar so, daß man aus die­sen 24 Schil­lin­gen 12 Köl­ner Schil­lin­ge er­hal­ten kann und die 12 Schil­lin­ge Köl­ner (Pfen­ni­ge) ge­gen 24 Schil­lin­ge Aa­che­ner (Pfen­ni­ge) un­ge­hin­dert ge­wech­selt wer­den kön­nen. Das Aus­se­hen aber der Pfen­ni­ge soll der­ar­tig sein, daß auf der ei­nen Sei­te das Bild des hl. Karl und sein Na­me, auf der an­de­ren Sei­te un­ser Bild mit der Auf­schrift un­se­res Na­mens steht.“[3] 

Bar­ba­ros­sa re­agier­te auf Miss­stän­de, da bis­her in Aa­chen schein­bar zu schwe­re oder aber zu leich­te Mün­zen ge­schla­gen wur­den. Die Köl­ner Mün­ze wur­de da­bei als Re­fe­renz an­ge­führt, da in Köln of­fen­sicht­lich kon­ti­nu­ier­lich Mün­zen gleich­wer­ti­ger Qua­li­tät pro­du­ziert wur­den, die we­der an Edel­me­tall­ge­halt noch an Ge­wicht ab­nah­men. Bar­ba­ros­sa leg­te zu­dem fest, wie vie­le Schil­lin­ge aus ei­ner Mark ge­schla­gen wer­den soll­ten und ver­füg­te auch, wie das Münz­bild aus­zu­se­hen ha­be.

Karl der Gro­ße und Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa leg­ten in den an­ge­führ­ten Quel­len ähn­li­che Grund­la­gen zum Schla­gen von Mün­zen fest. Al­ler­dings han­del­te es sich bei Karls Er­lass um ei­ne we­sent­lich ge­ne­rel­le­re Fest­set­zung und bei Bar­ba­ros­sa um ei­ne orts­spe­zi­fi­sche Be­stim­mung. Au­ßer­dem liegt zwi­schen bei­den Herr­schern ein Zeit­raum von et­wa 300 Jah­ren, wo­durch gänz­lich ver­schie­de­ne Aus­gangs­si­tua­tio­nen für die Er­las­se an­ge­nom­men wer­den müs­sen. Die bei­den Quel­len sol­len ei­nen gro­ben zeit­li­chen Rah­men vom frü­hen 9. bis ins spä­te 12. Jahr­hun­dert bil­den, um die kö­nig­li­chen Münz­stät­ten des Rhein­lan­des und ih­re Ent­wick­lung im Über­blick vor­zu­stel­len.

2. Münzstätten – Aufbau, Arbeitsweise und Funktion

Erst für das Spät­mit­tel­al­ter und für die Frü­he Neu­zeit sind schrift­li­che und bild­li­che Quel­len zum Ab­lauf der Münz­her­stel­lung über­lie­fert. Es ist je­doch da­von aus­zu­ge­hen, dass die Münz­stät­ten und ih­re Pro­duk­ti­on im Hoch­mit­tel­al­ter nicht we­sent­lich an­ders funk­tio­nier­ten. Der Her­stel­lungs­pro­zess um­fass­te drei Kom­po­nen­ten: die Her­stel­lung der Schröt­lin­ge, die Her­stel­lung der Stem­pel und die Prä­gung.

Für die Her­stel­lung der Schröt­lin­ge wur­de aus Edel­me­tall (Sil­ber) und un­ed­lem Me­tall ei­ne Le­gie­rung ge­mischt. Das Ge­samt­ge­wicht ei­nes Pfen­nigs aus ed­lem und un­ed­lem Me­tall ist das Rau­ge­wicht der Mün­ze. Das Fein­ge­wicht be­zeich­net den An­teil an Edel­me­tall. Der Sil­ber­ge­halt spie­gelt den Wert der Mün­ze. Der Münz­fuß legt fest, wie vie­le Pfen­ni­ge aus ei­ner Ge­wichts­ein­heit Edel­me­tall (Pfund oder Mark) ge­schla­gen wer­den sol­len. Die her­ge­stell­te Le­gie­rung wird in Bar­ren oder For­men ge­gos­sen, da­nach auf die ge­wünsch­te Di­cke ge­häm­mert und schlie­ß­lich in den so­ge­nann­ten Zain ge­schnit­ten. Für das Spät­mit­tel­al­ter sind auch Wal­zen be­legt, die den mü­he­vol­len Ham­mer­vor­gang ver­ein­fach­ten. Aus dem Zain wer­den die Münz­roh­lin­ge, die Schröt­lin­ge, ge­stanzt oder ge­schnit­ten. An­schlie­ßend müs­sen die Schröt­lin­ge noch jus­tiert wer­den, da­mit die vor­ge­ge­be­ne Stück­zahl das Mark- oder Pfund­ge­wicht er­gibt. Die­ser Vor­gang fand in der Münz­stät­te statt.

Schwie­ri­ger ist es, Ge­nau­es zur Stem­pel­her­stel­lung zu sa­gen. Wahr­schein­lich wa­ren die Stem­pel­schnei­der nicht in der Münz­stät­te selbst be­schäf­tigt, son­dern stamm­ten eher aus Gold­schmie­de­werk­stät­ten oder de­ren Um­feld. Da­für sprä­chen auch Par­al­le­len und Ähn­lich­kei­ten im Münz­bild na­he bei­ein­an­der­lie­gen­der Münz­stät­ten, wenn die­se die Stem­pel aus der­sel­ben Werk­statt be­zo­gen. Eben­so schwer ist zu sa­gen, wie der Ein­fluss des di­rek­ten kö­nig­li­chen Um­fel­des auf die Münz­mo­ti­ve aus­sah. Das Feh­len von zeit­ge­nös­si­schen Quel­len spricht im Zwei­fels­fall da­für, dass ei­ne Re­ge­lung nicht not­wen­dig war. Auch Mo­ti­ve, die über Jahr­zehn­te ver­wen­det wer­den, set­zen ei­ne kö­nig­li­che Ein­fluss­nah­me bei der Mo­tiv­ge­stal­tung nicht zwin­gend vor­aus. Geht man aber da­von aus, dass hin­ter der Mo­tiv­wahl auch po­li­ti­sche In­ter­es­sen stan­den, darf ei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Stem­pel­schnei­dern und kö­nig­li­chem Hof durch­aus an­ge­nom­men wer­den, was na­tür­lich noch nichts über die Ein­fluss­nah­me des Kö­nigs selbst und de­ren Häu­fig­keit sagt.

Für den ei­gent­li­chen Prä­ge­vor­gang wer­den die Prä­ge­stem­pel, der Ober- und Un­terstem­pel so­wie der Schröt­ling be­nö­tigt. Der Un­terstem­pel ist in ei­nem Holz­block oder Ähn­li­chem fi­xiert. Auf ihn wird der Schröt­ling ge­legt und der Oberstem­pel wie­der­um per Hand ge­gen die Ober­sei­te des Schröt­lings ge­hal­ten. Der Oberstem­pel wird durch Ham­mer­schlag auf den Schröt­ling ge­presst, der sich dann in den Ober- und Un­terstem­pel ein­prägt. De­ren ne­ga­tiv ge­schnit­te­ne Bil­der kom­men auf die­se Wei­se po­si­tiv im Schröt­ling zum Vor­schein.

Über die Fra­ge, wie vie­le Mün­zen mit ei­nem Stem­pel ge­prägt wer­den kön­nen, ist kei­ne ver­läss­li­che Aus­sa­ge tref­fen. Die Halt­bar­keit des Stem­pels hängt zu­nächst vom Ma­te­ri­al be­zie­hungs­wei­se sei­ner Her­stel­lungs­qua­li­tät ab. Da­zu kann man an­neh­men, dass die Un­terstem­pel lang­le­bi­ger sind, müs­sen sie doch im Ge­gen­satz zu den Oberstem­peln nicht die Ham­mer­schlä­ge beim Prä­ge­vor­gang aus­hal­ten. Auch der Durch­mes­ser und die Grö­ße der Mün­ze spie­len da­bei ei­ne Rol­le, wird für brei­te­re und di­cke­re Mün­zen doch mehr Kraft bei der Prä­gung auf­ge­wen­det. Von ei­ner Stück­zahl von über 1.000 Mün­zen pro Stem­pel ist aus­zu­ge­hen. Ein ge­nau­er Durch­schnitts­wert ist aber nicht zu er­mit­teln und kann bei vie­len tau­sen­den Stü­cken lie­gen. Heu­te sind nur ver­hält­nis­mä­ßig we­ni­ge Stem­pel, vor­nehm­lich aus dem Spät­mit­tel­al­ter, er­hal­ten. Es ist wahr­schein­lich, dass die de­fek­ten me­tal­le­nen Stem­pel ein­ge­schmol­zen und aus ih­nen neue her­ge­stellt wur­den.

Die Münz­werk­statt des Mit­tel­al­ters war ein Hand­werks­be­trieb. Die Auf­sicht und Ver­ant­wor­tung ei­ner Münz­stät­te lag beim Münz­meis­ter. Er be­auf­sich­tig­te die Ar­beits­schrit­te und muss­te am En­de für die Pro­duk­ti­on ein­ste­hen. Man darf da­von aus­ge­hen, dass im Spät­mit­tel­al­ter, als die Münz­pro­duk­ti­on in der Stück­zahl er­heb­lich um­fang­rei­cher wur­de, die ein­zel­nen Ar­beits­schrit­te von spe­zia­li­sier­tem Per­so­nal vor­ge­nom­men wur­den: die Her­stel­lung des Zain, das Schnei­den der Schröt­lin­ge, bei dem der Auf­zie­her das (Rau-)Ge­wicht prüf­te, das Mün­zen durch den Mün­zer so­wie die Qua­li­täts­prü­fung der Mün­zen durch den Pro­bie­rer.

3. Münzprägung im Rheinland – Die königlichen Münzstätten

Karl der Gro­ße und sein Nach­fol­ger Lud­wig der From­me (Kö­nig 814-840, ab 814 Kai­ser) wa­ren die al­lei­ni­gen Münz­her­ren in ih­rem Reich. Die Ka­ro­lin­ger präg­ten nur an we­ni­gen Or­ten, was auch für die Zeit nach der Reichs­tei­lung durch den Ver­trag von Ver­dun 843 für das Ost­reich und des­sen Herr­scher gilt. Ab dem spä­ten 9. Jahr­hun­dert wur­den ers­te Mün­zen auch von (Stam­mes-)Her­zö­gen oder Bi­schö­fen ge­prägt. Für das Rhein­land sind aus die­ser Zeit nur köl­ni­sche Stü­cke be­legt.

Das Feh­len von Münz­stät­ten im Rhein­land er­klärt sich vor­nehm­lich dar­aus, dass es am Rand der me­ro­win­ger­zeit­li­chen (481-751) und ka­ro­lin­ger­zeit­li­chen (751-911) Kern­ge­bie­te lag. Bis zum Tod Lud­wigs des From­men war das Herr­schafts­zen­trum der Ka­ro­lin­ger im Ge­biet des heu­ti­gen Nord­frank­reich, Bel­gi­ens und Lu­xem­burgs zu ver­or­ten. In die­sem Ge­biet zwi­schen Loire und Rhein fin­den sich auch die meis­ten der Münz­stät­ten nach der Re­form Karls des Gro­ßen. Das Rhein­land bil­de­te den öst­li­chen Rand die­ses Be­reichs, wenn auch Aa­chen mit zahl­rei­chen Herr­scher­be­su­chen be­son­ders Karls des Gro­ßen ein wich­ti­ger Ort war. Den­noch dau­er­te es, bis Münz­stät­ten in die­sen Re­gio­nen ein­ge­rich­tet wa­ren. Mainz und Trier präg­ten im Os­ten des Rei­ches am kon­ti­nu­ier­lichs­ten. Öst­lich des Rheins be­fan­den sich in die­ser Zeit noch kei­ne Münz­stät­ten.

Mit der Über­nah­me der Kö­nigs­herr­schaft durch die Ot­to­nen (936-1024) gab es im Hin­blick auf die Münz­pro­duk­ti­on ei­ni­ge Ver­än­de­run­gen. Die Kö­ni­ge tra­ten nicht mehr in al­len Fäl­len als al­lei­ni­ge Münz­her­ren auf, son­dern präg­ten teil­wei­se mit den Bi­schö­fen ge­mein­sam. Auch er­hiel­ten auf lan­ge Sicht so­wohl die geist­li­chen als auch die welt­li­chen Fürs­ten das Recht zur Münz­pro­duk­ti­on vom Kö­nig, oh­ne dass die Kö­ni­ge es gänz­lich auf­ga­ben.

Das im­mer noch grund­sätz­lich kö­nig­li­che Prä­ge­recht wur­de un­ter den Ot­to­nen ver­mehrt durch Ur­kun­den an ein­zel­ne, vor­nehm­lich geist­li­che Or­te ver­lie­hen. Für die Ein­rich­tung der kö­nig­li­chen Münz­stät­ten selbst gab es da­her auch kei­ne schrift­li­chen Quel­len, lag das Prä­ge­recht doch beim Kö­nig. Nur im Hin­blick auf die Ver­lei­hung des Münz­rechts an geist­li­che oder welt­lich-ade­li­ge Emp­fän­ger ha­ben sich Do­ku­men­te er­hal­ten. Doch zu­min­dest für das 10. Jahr­hun­dert weicht die recht­lich über­lie­fer­te La­ge stark vom Fund­ma­te­ri­al ab.

Die Münz­stät­ten präg­ten nicht not­wen­di­ger­wei­se ih­re ei­ge­nen Bil­der, son­dern ori­en­tier­ten sich viel­mehr an Vor­bil­dern, wenn sie die Prä­ge­stem­pel nicht oh­ne­hin aus Stem­pel­werk­stät­ten er­hiel­ten, die für meh­re­re Or­te ar­bei­te­ten. Der Köl­ner Münz­typ, der im 10. und min­des­tens im frü­hen 11. Jahr­hun­dert von an­de­ren Münz­stät­ten rund um das Rhein­land und auch in ent­fern­te­ren Re­gio­nen nach­ge­ahmt wur­de, ist ein her­vor­ra­gen­des Bei­spiel. Cha­rak­te­ris­tisch für ihn ist der auf der Rück­sei­te der Mün­ze auf­ge­präg­te drei­zei­li­ge Schrift­zug S/CO­LO­NIA/A für SANC­TA CO­LO­NIA AGRIP­PI­NEN­SIS. Ei­ni­ge Prä­ge­stät­ten, dar­un­ter Bre­men, Ti­el und Lüt­tich, ahm­ten das Köl­ner Vor­bild nach und präg­ten ih­ren ei­ge­nen Stadt­na­men drei­zei­lig. An­de­re Stät­ten wie Soest präg­ten den Köl­ner Na­men plus den ei­ge­nen in teil­wei­se ent­stell­ter Form, wie­der an­de­re wie die Münz­stät­te Re­ma­gen nur den Köl­ner Stadt­na­men. We­gen der Über­nah­me der Köl­ner Münz­bil­der – viel­leicht stamm­ten die Stem­pel aus der­sel­ben Werk­statt – be­zeich­net man Or­te wie Re­ma­gen als so­ge­nann­te Ne­ben­münz­stät­te. Auch Na­men, wie bei­spiels­wei­se der des Köl­ner Erz­bi­schofs Brun (Epis­ko­pat 953-965), wer­den nach dem Vor­bild des Stadt­na­mens ge­schrie­ben, wenn das ge­nann­te Bei­spiel BRV­NO/AR­CHIEPS für BRU­NO AR­CHIE­PI­SCO­PUS auch zwei­zei­lig statt drei­zei­lig ist.

Wei­tet man den Blick, zeigt sich, dass die meis­ten Münz­stät­ten di­rekt an gro­ßen Flüs­sen la­gen. Das ist zum ei­nen auf die La­ge der Städ­te zu­rück­zu­füh­ren und zum an­de­ren stell­te es auch die Teil­nah­me der Or­te am Han­del, vor al­lem mit Nord­eu­ro­pa, si­cher, der ins­be­son­de­re im 10. und 11. Jahr­hun­dert von gro­ßer Be­deu­tung war. Die­se Zeit wird auch die Zeit des Fern­han­dels­den­ars ge­nannt, die im Mit­tel­punkt der fol­gen­den Aus­füh­rung ste­hen soll. Al­lein am Rhein sind von der Quel­le bis zur Mün­dung knapp 30 Münz­stät­ten be­legt. Zu den be­deu­tends­ten ge­hö­ren ne­ben Köln Straß­burg, Duis­burg, Spey­er, Worms, Mainz und Ti­el. Wei­te­re wich­ti­ge Prä­ge­stät­ten, ab­seits des Rheins, sind bei­spiels­wei­se Dort­mund, Trier, Re­gens­burg und Huy.

Rückseite einer Goldmünze Karls des Großen. (© Stadt Ingelheim, Fotograf: Benjamin May)

 

3.1 Die Münzstätte Köln

In Köln war die wohl be­deu­tends­te Münz­stät­te im Rhein­land. Vom 9. bis ins 13. Jahr­hun­dert und dar­über hin­aus präg­te sie ver­schie­de­ne Mün­zen aus, wenn sie auch bis in die Mit­te des 10. Jahr­hun­derts nicht re­gel­mä­ßig in Be­trieb war. So­wohl der Kö­nig als auch der Erz­bi­schof tra­ten als Münz­her­ren auf, teil­wei­se so­gar ge­mein­sam, wie et­wa bei der oben er­wähn­ten Mün­ze Erz­bi­schof Bruns, auf de­ren Vor­der­sei­te der Na­me Ot­tos I. (Kö­nig 936-973, ab 962 Kai­ser) steht. Für Köln ist im Ge­gen­satz zu den klei­ne­ren Münz­stät­ten ab die­ser Zeit ei­ne ei­ni­ger­ma­ßen kon­ti­nu­ier­li­che Prä­gung an­zu­neh­men, vor al­lem da Köln als Han­dels­platz von zen­tra­ler Be­deu­tung war. Die rhei­ni­schen Münz­stät­ten Bonn, Re­ma­gen und An­der­nach kön­nen als Köl­ner Ne­ben­münz­stät­ten in Be­tracht ge­zo­gen wer­den. Al­lein Duis­burg als zwei­te gro­ße kö­nig­li­che Münz­stät­te im Rhein­land ist un­ab­hän­gig von Köln zu nen­nen.

Die Ur­sprün­ge Kölns als Prä­ge­ort lie­gen im 3. Jahr­hun­dert. Zwar un­ter­schei­den sich die Köl­ner Stü­cke nicht von de­nen an­de­rer rö­mi­scher Münz­stät­ten, auch lag Köln in die­ser Zeit und in die­ser Hin­sicht an Be­deu­tung weit hin­ter an­de­ren Or­ten wie Ly­on. Den­noch zeigt die Ein­rich­tung der Prä­ge­stät­te die Stel­lung des Or­tes als rö­mi­sche Co­lo­nia Agrip­pi­nen­sis. Ei­ne rö­mi­sche Co­lo­nia (Ko­lo­nie) be­saß im Ver­hält­nis zu ein­fa­chen An­sied­lun­gen oder be­fes­tig­ten Or­ten wei­ter­ge­hen­de Rech­te und Pri­vi­le­gi­en, ins­be­son­de­re hat­ten ih­re Be­woh­ner das rö­mi­sche Bür­ger­recht. Agrip­pi­nen­sis ver­weist auf Agrip­pi­na die Jün­ge­re, Frau des Kai­sers Clau­di­us (Re­gie­rungs­zeit 41-54), die ih­rer Ge­burts­stadt zu die­sem Recht ver­half.

We­der un­ter den Me­ro­win­gern noch un­ter den Ka­ro­lin­gern wuchs die Be­deu­tung der Köl­ner Münz­stät­te be­trächt­lich. In die­ser Zeit ori­en­tier­te man sich an den an­de­ren, grö­ße­ren Prä­ge­stät­ten des Rei­ches und über­nahm de­ren Münz­bil­der. Un­ter Lo­thar I. (Kö­nig 840-855, ab 840 Kai­ser) et­wa ga­ben die Münz­stät­ten Aa­chen und Do­re­stad die Vor­bil­der für die Köl­ner Mün­zen. Mit dem An­fang des 10. Jahr­hun­derts be­gann der Aus­stoß der Köl­ner Münz­stät­te zu stei­gen. Gleich­zei­tig nahm der Ein­fluss an­de­rer Prä­ge­or­te auf die Köl­ner Mün­ze ab und ein ei­ge­nes Münz­bild wur­de eta­bliert. Zwar scheint un­ter den Kö­ni­gen Kon­rad I. (Kö­nig 911-918) und Hein­rich I. (Kö­nig 919-936) nicht in rhei­ni­schen Münz­stät­ten ge­prägt wor­den zu sein, doch ist ab dem Herr­schafts­an­tritt Kö­nig Ot­tos I. ei­ne dau­er­haf­te Prä­gung an­zu­neh­men.

Zwi­schen 936 und 1288 war die Münz­stät­te Köln fast durch­ge­hend von ho­her Be­deu­tung. Wenn von kon­ti­nu­ier­li­cher Prä­gung die Re­de ist, schlie­ßt das nicht aus, dass der Be­trieb auch für ei­ni­ge Wo­chen oder so­gar ei­ni­ge Jah­re nicht statt­fand. Grund da­für kann so­wohl die po­li­ti­sche La­ge, das Feh­len von Sil­ber­vor­rä­ten als auch spä­ter un­ter erz­bi­schöf­li­cher Ho­heit die Kür­ze ei­nes Epis­ko­pats oder die Ab­we­sen­heit des Bi­schofs selbst ge­we­sen sein.

Als Münz­her­ren in Köln tre­ten in die­ser Zeit die deut­schen Kö­ni­ge Ot­to I., Ot­to II. (Mit­kö­nig 961-983, ab 967 Mit­kai­ser), Ot­to III. (Kö­nig 983-1002, ab 996 Kai­ser), Hein­rich II. (Kö­nig 1002-1024, ab 1012 Kai­ser) und Kon­rad II. (Kö­nig 1024-1039, ab 1027 Kai­ser) auf. Ne­ben be­zie­hungs­wei­se mit ih­nen präg­ten der be­reits ge­nann­te Erz­bi­schof Brun I., spä­ter Erz­bi­schof Pil­grim ab 1027 und Erz­bi­schof Her­mann II. (Epis­ko­pat 1036-1056), be­vor nach dem Tod Kai­ser Kon­rads II. der Herr­scher­na­me und das Herr­scher­bild nicht mehr auf den Köl­ner Mün­zen auf­tau­chen. Zwar gibt es noch ei­ni­ge Ge­prä­ge mit dem Na­men Hein­richs IV. (Kö­nig 1056-1105, ab 1084 Kai­ser) un­ter Erz­bi­schof An­no II., doch ver­schwan­den sie bald nach sei­nem Amts­an­tritt. Nach Köl­ner Schlag wur­den au­ßer­dem wei­te­re Stü­cke Hein­richs III. (Kö­nig 1039-1056, ab 1046 Kai­ser) und Hein­richs IV. ge­prägt, doch stamm­ten die­se wohl nicht aus Köln, son­dern aus an­de­ren Münz­stät­ten.

Erz­bi­schof Brun I., Bru­der Ot­tos I., dürf­te wohl auf­grund sei­ner Nä­he zum Kö­nig die Mög­lich­keit er­hal­ten ha­ben, so­wohl mit dem Kö­nig als auch in ei­ge­nem Na­men Mün­zen aus­zu­prä­gen. Es ist je­doch an­zu­neh­men, dass Brun das Münz­re­gal, al­so das Recht, Mün­zen zu prä­gen, als Her­zog von Loth­rin­gen aus­üb­te, ein Amt, das er in Per­so­nal­uni­on in­ne­hat­te, und nicht als Köl­ner Erz­bi­schof, da nach sei­nem Epis­ko­pat zu­nächst die Kö­ni­ge wie­der al­lein in Köln präg­ten. Es fällt al­ler­dings auf, dass Bru­no sich auf den Mün­zen als AR­CHIE­PI­SCO­PUS und nicht als Her­zog be­zeich­net. Erst un­ter Erz­bi­schof Pil­grim än­der­te sich dies. Pil­grim präg­te ge­mein­sam mit Kon­rad II. Mün­zen, die auf ei­ner Sei­te das kö­nig­li­che Bild, auf der an­de­ren Sei­te ein Kir­chen­ge­bäu­de mit dem Na­men des Erz­bi­schofs zei­gen. Nach Pil­grims Tod präg­te Kon­rad II. al­lein in Köln, be­vor er mit Pil­grims Nach­fol­ger Her­mann II. ge­mein­sam als Münz­herr auf­trat. Un­ter An­no II. ging das Münz­re­gal gänz­lich auf die Köl­ner Erz­bi­schö­fe über, das sie bis zum Nie­der­gang der Köl­ner Münz­stät­te aus­üb­ten.

Nachahmung der Kölner Pfennige, welche durch Friedrich I. beauftragt wurde, die Aufschrift beträgt auf der Vorderseite "FRIDE[R-I]CV[S..]?", auf der Rückseite heißt es "[SANCT]A COLONIA". (Raithel, Robert/CC BY-NC-SA)

 

3.2 Die Münzstätte Andernach

Die äl­tes­ten Stü­cke aus An­der­nach stam­men aus dem 10. Jahr­hun­dert, als hier wahr­schein­lich ei­ne Münz­stät­te ein­ge­rich­tet wur­de. Die Kö­ni­ge Ot­to I., Ot­to III. und Kon­rad II. sind als kö­nig­li­che Münz­her­ren für An­der­nach be­legt. Wäh­rend der Herr­schaft Hein­richs II. ließ Her­zog Diet­rich von Loth­rin­gen (984-1026) in An­der­nach prä­gen. Wo­mög­lich hat­te Hein­rich II. ihm die Münz­stät­te über­las­sen. Es sind ei­ni­ge Mün­zen aus An­der­nach er­hal­ten, wenn­gleich es sich um ei­ne deut­lich ge­rin­ge­re An­zahl als bei den Stü­cken aus Köln han­delt. In An­der­nach tra­ten Ot­to I. und Ot­to III. als al­lei­ni­ge Münz­her­ren auf, Kon­rad II. da­ge­gen wie­der ge­mein­sam mit Erz­bi­schof Pil­grim vom Köln. In­wie­weit zwi­schen der An­der­nach­er und Köl­ner Münz­stät­te Ab­hän­gig­kei­ten be­stan­den, lässt sich wie folgt be­schrei­ben: Es fällt auf, dass die Köl­ner Münz­her­ren auch in An­der­nach das Münz­recht aus­üb­ten, zu­mal auch Pil­grims Nach­fol­ger hier präg­ten. Dar­an kann man aber zu­nächst nur fest­stel­len, dass An­der­nach im Ein­fluss­be­reich des Kö­nigs und des Köl­ner Erz­stif­tes lag. Auf den Stü­cken aus der Zeit Ot­tos I. fin­det sich das so­ge­nann­te Co­lo­nia­gramm, al­so der drei­zei­li­ge Stadt­na­me Köln wie auf den Köl­ner Mün­zen. Der An­der­nach­er Stadt­na­me fehlt. Die­se Stü­cke kön­nen über den Bild­ver­gleich nach An­der­nach ver­ord­net wer­den, wenn auch ei­ne ex­ak­te Zu­wei­sung schwie­rig ist. Sieht man sich all­ge­mein An­der­nach­er Stü­cke aus der Zeit 936-1039 an, fin­det man wei­te­re An­leh­nun­gen an den Köl­ner Schlag. Dar­un­ter sind et­wa die Dar­stel­lung des Kreu­zes auf der Vor­der­sei­te, das manch­mal auch den Na­men des Münz­herrn wie­der­gibt, oder aber das Bild ei­nes Kir­chen­ge­bäu­des auf der Rück­sei­te. Das al­les spricht für ei­ne ge­gen­sei­ti­ge Ab­hän­gig­keit der bei­den Münz­stät­ten.

Gleich­zei­tig ge­ben an­de­re Stü­cke aber auch mit AN­DRNA oder ähn­lich den An­der­nach­er Stadt­na­men wie­der. Bei ge­naue­rem Ver­gleich lässt sich zu­dem noch fest­stel­len, dass vor al­lem der kreuz­för­mig an­ge­ord­ne­te Na­me Pil­grims ei­ne An­der­nach­er Ei­gen­art ist, die so nicht auf Köl­ner Stü­cken vor­kommt. Es spricht al­so durch­aus ei­ni­ges da­für, dass die An­der­nach­er Münz­stät­te ei­ge­ne Mün­zen präg­te und nicht nur als Köl­ner Ne­ben­münz­stät­te dien­te. Als wei­te­res In­diz da­für kann ein Drei­spitz im An­der­nach­er Münz­bild gel­ten, der ei­ne Art Er­ken­nungs­zei­chen für die­se Prä­ge­stät­te ist und als Sym­bol der Hei­li­gen Drei­fal­tig­keit ge­deu­tet wer­den kann. Er tritt aber bei Wei­tem nicht auf al­len Stü­cken auf. Ins­ge­samt darf man die An­der­nach­er Stü­cke so ein­ord­nen, dass die Köl­ner Prä­gung Ein­fluss auf die Münz­prä­gung hat­te, wenn auch ein ge­wis­ses Maß an Ei­gen­stän­dig­keit be­stand. Nach dem Tod Kon­rads II. tra­ten kei­ne Kö­ni­ge mehr als An­der­nach­er Münz­her­ren auf und auch die Köl­ner Erz­bi­schö­fe präg­ten nicht mehr kon­ti­nu­ier­lich. Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa schenk­te schlie­ß­lich 1167 den Ort An­der­nach mit der Münz­stät­te und den Sil­ber­gru­ben zu Ecken­ha­gen (heu­te Ge­mein­de Reichs­hof) an die Köl­ner Erz­bi­schö­fe, wor­aus deut­lich wird, dass der Kö­nig bis zu die­sem Zeit­punkt no­mi­nell Herr des Or­tes und der Mün­ze war.

3.3 Die Münzstätte Bonn

Frü­her als in An­der­nach gab es in Bonn ei­ne Münz­stät­te. Wenn auch me­ro­win­ger­zeit­li­che Ur­sprün­ge ver­mu­tet wer­den, lässt sich ei­ne Prä­ge­stät­te si­cher erst ab der Ka­ro­lin­ger­zeit un­ter Karl dem Gro­ßen fest­stel­len, die al­ler­dings nicht durch­ge­hend präg­te. Spä­ter tra­ten Ot­to III. und Hein­rich II. als Münz­her­ren in Bonn auf. Es gibt Mün­zen, für de­ren Prä­gung ein Stem­pel aus der Zeit Ot­tos und ein Stem­pel aus der Zeit Hein­richs ge­nutzt wur­den, wo­durch ei­ne kon­ti­nu­ier­li­che Prä­gung für die­se Zeit an­ge­nom­men wer­den kann. Es wer­den zu­nächst der Köl­ner und spä­ter der Bon­ner Stadt­na­men auf den Mün­zen ge­nannt, wo­bei Bonn meist als VE­RO­NA oder FE­RO­NA ge­schrie­ben wird. Kon­rad II. gab die Bon­ner Münz­stät­te schlie­ß­lich an das Köl­ner Erz­stift un­ter Erz­bi­schof Pil­grim, nach­dem bei­de auch hier ei­ne Zeit lang ge­mein­sam präg­ten. Die­sen Stü­cken liegt als Vor­bild das Köl­ner Münz­bild zu­grun­de, wenn­gleich auch Ein­flüs­se der An­der­nach­er Münz­bil­der zu be­mer­ken sind. Hier­aus wird ei­ne Ab­hän­gig­keit zur Köl­ner Prä­ge­stät­te wahr­schein­lich. Die Bon­ner Mün­zen hat­ten in die­ser Zeit den glei­chen Münz­fuß wie die Köl­ner. Auch ist es vor­stell­bar, dass die Stem­pel von der glei­chen Stem­pel­werk­statt her­ge­stellt wur­den. Letzt­lich sind so­wohl An­der­nach als auch Bonn als Köl­ner Ne­ben­münz­stät­ten ein­zu­ord­nen, die zu­nächst kö­nig­li­che und spä­ter erz­bi­schöf­li­che Stü­cke präg­ten, wo­bei je­weils ei­ge­ne De­tails den Münz­stand­ort deut­lich ma­chen.

3.4 Die Münzstätte Remagen

Die Ein­ord­nung der Mün­zen aus Re­ma­gen fällt schwe­rer. Zwar gab es wohl seit dem Be­ginn des 11. Jahr­hun­derts dort ei­ne Prä­gung, je­doch wer­den die Münz­her­ren nicht auf der Mün­ze ge­nannt. So­wohl der Kö­nig als auch der Köl­ner Erz­bi­schof kom­men hier­für in Fra­ge und wo­mög­lich setz­te die Prä­gung in Re­ma­gen un­ter Hein­rich II. ein. Die Rück­sei­te der Re­ma­ge­ner Pfen­ni­ge zeigt den Köl­ner Stadt­na­men. Auf der Vor­der­sei­te sieht man ent­we­der ein Kreuz mit Ku­geln in den vier Win­keln, das Brust­bild des Herr­schers oder aber die Brust­bil­der zwei­er Hei­li­ger, die in An­leh­nung an die Mün­zen Hein­richs III. zu deu­ten sind. Die­se Si­mon-Ju­das-Dar­stel­lun­gen wur­den in Gos­lar ge­schla­gen. Dies lässt ver­mu­ten, dass die Münz­stät­te bis in die Re­gie­rungs­zeit Hein­richs III. oder Hein­richs IV. von kö­nig­li­cher Sei­te be­trie­ben wur­de. Eben­so wä­re es mög­lich, ähn­lich wie für Köln, An­der­nach und Bonn, zu über­le­gen, ob ei­ne ehe­mals kö­nig­li­che Münz­stät­te ab den 1030er Jah­ren in ei­ne kö­nig­lich-erz­bi­schöf­li­che Ge­mein­schaft über­ging, doch feh­len hier­für kon­kre­te An­halts­punk­te. 

Münze mit der Aufschrift "+OTTO REX" auf der Vorder- und "+ANDERNAKA" auf der Rückseite, hergestellt ca. 1024-1050. (Raithel, Robert/CC BY-NC-SA)

 

3.5 Die Münzstätte Duisburg

Die Münz­stät­te Duis­burg münz­te zum ers­ten Mal un­ter Kö­nig Kon­rad II. und war wäh­rend der gan­zen Sa­li­er­zeit (1024-1125) ak­tiv. Al­le sa­li­schen Kö­ni­ge bis Hein­rich V. (Kö­nig 1105-1125, ab 1111 Kai­ser) präg­ten in Duis­burg. Im Ge­gen­satz zu den bis­her vor­ge­stell­ten Münz­stät­ten gab es aus Duis­burg le­dig­lich Stü­cke ei­nes ein­zel­nen Münz­herrn. Wie am Köl­ner und An­der­nach­er Bei­spiel gut er­sicht­lich ist, wur­den im 11. Jahr­hun­dert nach und nach geist­li­che und welt­li­che Fürs­ten in der Münz­prä­gung tä­tig, ei­ne Ten­denz, die sich gut auf das Reich über­tra­gen lässt. In Duis­burg da­ge­gen lie­ßen die Kö­ni­ge al­lein prä­gen, wie auch in Dort­mund oder Gos­lar. Un­ter Hein­rich III. setz­ten sich da­bei neue Münz­bil­der und Münz­sti­le durch, die un­ter an­de­rem in den letzt­ge­nann­ten Städ­ten ge­prägt wur­den. Das ist in­so­fern von Be­deu­tung, als die Kö­ni­ge durch das Me­di­um Mün­ze in reichs­po­li­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit an­de­ren Münz­her­ren tre­ten konn­ten. Ver­ein­facht ge­sagt kon­kur­rier­ten die ein­zel­nen Münz­her­ren auch um die Nut­zung und Ak­zep­tanz ih­rer Mün­zen und Herr­schaf­ten. Wäh­rend die Ka­ro­lin­ger und Ot­to­nen na­he­zu al­lein als Münz­her­ren tä­tig wa­ren, wur­de es al­so ab der Mit­te des 11. Jahr­hun­derts zu­neh­mend wich­tig, die ei­ge­ne Mün­ze ge­gen an­de­re durch­zu­set­zen.

3.6 Die Münzstätte Aachen

Von gro­ßer Be­deu­tung für die kö­nig­li­che Münz­prä­gung war auch die Münz­stät­te in Aa­chen. Die Stadt, bis heu­te eng ver­bun­den mit der Per­son Karls des Gro­ßen, könn­te schon wäh­rend sei­ner Re­gie­rungs­zeit Prä­ge­stät­te kö­nig­li­cher Den­a­re ge­we­sen sein. Si­cher las­sen sich Aa­che­ner Mün­zen erst ab Karls Sohn, Lud­wig dem From­men, nach­wei­sen. Ei­ne Be­son­der­heit der Mün­zen Lud­wigs sind die in Gold ge­präg­ten so­li­di, die ei­ne Aus­nah­me­er­schei­nung für das frü­he und ho­he Mit­tel­al­ter sind. Un­ter den Sa­li­ern gab es ab Kon­rad II. ei­ne kon­ti­nu­ier­li­che, wenn auch nur ge­rin­ge Prä­gung kö­nig­li­cher Mün­zen in Aa­chen, die sich aber nicht am Köl­ner, son­dern am Lüt­ti­cher Schlag – auch im Münz­fuß – ori­en­tier­te. Un­ter Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa stieg die Pro­duk­ti­on schlie­ß­lich deut­lich an. Die Ur­kun­de Fried­richs I. von 1166 für Aa­chen, die be­reits vor­ge­stellt wur­de, ist nun in­so­fern von Be­deu­tung, als hier zum ers­ten Mal die Ge­wichts­mark in ei­ner schrift­li­chen Quel­le der Münz­her­stel­lung zu­grun­de ge­legt wur­de: Aus ei­ner Mark soll­ten 24 Schil­lin­ge ge­prägt wer­den, die so viel wert sind wie 12 Köl­ner Schil­lin­ge, die wie­der­um 288 Aa­che­ner Pfen­ni­gen ent­spre­chen.

Fried­rich I. setz­te die Aa­che­ner und Köl­ner Mün­ze in ein Wert­ver­hält­nis. Die­ser Be­zug re­gio­na­ler Mün­zen auf­ein­an­der war cha­rak­te­ris­tisch für die Zeit ab dem 12. Jahr­hun­dert, die auch die Zeit des re­gio­na­len Pfen­nigs ge­nannt wird. Die Mün­zen hat­ten jetzt kür­ze­re Um­lauf­zei­ten, be­vor sie teils sys­te­ma­tisch zu­rück­ge­ru­fen und wie­der ein­ge­schmol­zen wur­den. Zu­dem wa­ren sie nur re­gio­nal gül­tig. Die Stück­zah­len bei der Her­stel­lung stie­gen im Ver­gleich zu den Ver­hält­nis­sen, die mit Karl dem Gro­ßen ih­ren An­fang nah­men. Na­tür­lich han­del­te es sich so­wohl um 800 als auch im 12. Jahr­hun­dert um flie­ßen­de Ent­wick­lungs­pro­zes­se. Das Recht, Mün­zen zu prä­gen, ver­lie­hen die Kö­ni­ge nicht nur im Rhein­land an Bi­schö­fe und Ade­li­ge, was auch an der Zahl ih­rer Münz­stät­ten zu be­ob­ach­ten ist. Nach ei­ner De­zi­mie­rung bis in die Mit­te des 12. Jahr­hun­derts blieb ih­re An­zahl dann na­he­zu gleich. Die Mög­lich­keit, po­li­ti­sche Zie­le auch mit dem Me­di­um Mün­ze zu er­rei­chen, ist bei­spiel­haft an Aa­chen se­hen. Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa ließ das Bild des auf sei­ne Ver­an­las­sung hei­lig­ge­spro­che­nen Karls auf die Mün­ze set­zen. Da­durch wur­de nicht nur die christ­li­che Sym­bo­lik, son­dern auch der hei­li­ge Kai­ser als Vor­gän­ger des ak­tu­el­len in­stru­men­ta­li­siert.

4. Emissionen königlicher Münzstätten

Nach der Vor­stel­lung der rhein­län­di­schen Münz­stät­ten und ei­nem klei­nen Ein­blick in die Münz­pro­duk­ti­on, sol­len noch ei­ni­ge Mün­zen aus Köln und Duis­burg ge­nau­er vor­ge­stellt wer­den. Ein Stück, das die we­sent­li­chen Merk­ma­le der Köl­ner Münz­bild­kom­po­nen­ten ver­eint, stammt aus der Zeit Ot­tos I. Auf der Vor­der­sei­te ist ein Kreuz mit je ei­nem Punkt in den Win­keln zu se­hen. Die Um­schrift nennt OD­DO­IM­PAVGS (auf­ge­löst: OD­DO IM­PE­RA­TOR AVGVST­VS), al­so den er­ha­be­nen Kai­ser Ot­to. Auf der Rück­sei­te steht der Köl­ni­sche Stadt­na­me drei­zei­lig S/CO­LO­NIA/A (auf­ge­löst: SANC­TA CO­LO­NIA AGRIP­PI­NEN­SIS) ge­schrie­ben. Die Par­al­le­le zur Mün­ze Erz­bi­schof Bruns ist deut­lich sicht­bar.

Abbildung einer Münze Konrad II. mit der Aufschrift "+CHV[ONRADV]S" auf der Vorder- und "+DIVS-BVRG" auf der Rückseite, ca. 1027-1039. (Raithel, Robert/CC BY-NC-SA)

 

Bis in die Re­gie­rungs­zeit Kon­rads II. bleibt der De­nar in Köln mit die­sem Bild weit­ge­hend in Ge­brauch. Dann wird ein neu­er Typ ge­prägt. Auf der Vor­der­sei­te bleibt das Kreuz als Münz­bild er­hal­ten, die Ku­geln in den Win­keln wer­den je­doch durch den erz­bi­schöf­li­chen Na­men PI-LI-GR-IM in den Win­keln er­setzt, was die Mit­wir­kung des Erz­bi­schofs an der Prä­gung deut­lich zum Aus­druck bringt. An der Na­mens­nen­nung des Herr­schers in der Um­schrift än­dert sich nichts. Hier steht +CHVON­RADVSIMP (auf­ge­löst: CHVON­RADVS IM­PE­RA­TOR), al­so Kai­ser Kon­rad. Die Rück­sei­te hin­ge­gen zeigt an­statt des drei­zei­li­gen Stadt­na­mens ei­ne Säu­len­kir­che, die das Kreuz der Um­schrift gleich­zei­tig als Gie­bel­kreuz nutzt. Der Stadt­na­me +SANCT­A­CO­LO­NIA ist nun in der Um­schrift zu le­sen.

Kurz da­nach, eben­falls Kai­ser Kon­rad und Bi­schof Pil­grim nen­nend, kommt es noch­mals zu ei­ner Neu­kon­zep­ti­on des Bil­des. Auf der Vor­der­sei­te sieht man den Kopf des Kai­sers nach rechts ge­wen­det. Er ist mit ei­nem Dia­dem be­krönt und trägt ei­nen Voll­bart. Am Hals sieht man die An­sät­ze ei­nes Man­tels, der auf den rö­mi­schen Feld­her­ren­man­tel zu­rück­geht und mit dem sich die Kö­ni­ge schon seit ka­ro­lin­gi­scher Zeit dar­stel­len las­sen. An der Um­schrift +CHVON­RADVSIMP än­dert sich nichts. Auf der Rück­sei­te ist in das Kir­chen­ge­bäu­de nun zwei­zei­lig der Na­me PI­LI/GRIM ge­schrie­ben, der nur noch von den Säu­len flan­kiert wird. Da­mit er­scheint der Köl­ner Erz­bi­schof erst­mals seit Brun wie­der al­lei­ne auf ei­ner Münz­sei­te. Die Um­schrift +SANCT­A­CO­LO­NIA bleibt eben­falls gleich. Bei­de Münz­ty­pen wer­den nach den Amts­zei­ten des Kai­sers (Kai­ser­krö­nung März 1027) und des Erz­bi­schofs (starb 1036) in die Zeit 1027-1036 da­tiert. Ge­naue­re An­ga­ben sind auch bei an­de­ren Mün­zen man­gels ex­ak­te­rer Hin­wei­se nur sel­ten mög­lich.

An die­sen drei Stü­cken kann man die Fort­ent­wick­lung ei­nes Münz­bil­des gut nach­voll­zie­hen. Wäh­rend sich das Köl­ner Münz­bild in der Ot­to­nen­zeit kaum ver­än­dert, kommt es mit dem ers­ten Sa­li­er­kö­nig zu Mo­di­fi­zie­run­gen. Zu­nächst wird das Kreuz noch bei­be­hal­ten, spä­ter durch das kö­nig­li­che Bild er­setzt. Der Stadt­na­me wech­selt aus der Bild­mit­te in die Um­schrift und ein Kir­chen­ge­bäu­de wird dort plat­ziert. Mit Bi­schof Her­mann II. wird schlie­ß­lich der Kö­nigs­na­me von der Mün­ze ver­drängt, wo­bei er zu­nächst ana­log zum Na­men Pil­grims den Kreuz­typ mit HE-RIM-AN-VS in den Win­keln präg­te und auf der Rück­sei­te die Säu­len­kir­che bei­be­hielt. Spä­ter zeig­ten die Mün­zen den Erz­bi­schof im Brust­bild mit Krumm­stab und Buch in den Hän­den so­wie des­sen Na­men als Um­schrift. Die Rück­sei­te zeigt ein mau­er­um­ring­tes Ge­bäu­de mit ei­nem Tor­zu­gang. Die Um­schrift nennt die CO­LO­NIA URBS, die Stadt Köln.

Un­ter Kon­rad II. nimmt au­ßer­dem die Duis­bur­ger Münz­stät­te ih­re Ar­beit auf. Die Duis­bur­ger Mün­zen zei­gen den Herr­scher­kopf fron­tal mit ei­ner Kro­ne so­wie mit Voll­bart. Der Feld­her­ren­man­tel ist eben­falls sicht­bar. Die Ähn­lich­kei­ten der Mo­ti­ve zu den Köl­ner Stü­cken lie­gen zwar auf der Hand, durch die Wahl des Pro­fil­bil­des he­ben sich die Duis­bur­ger Mün­zen aber deut­lich ab. Die Um­schrift +CHVON­RADVSIMP da­ge­gen ist gleich. Die Rück­sei­te zeigt den Duis­bur­ger Stadt­na­men in kreuz­för­mi­ger Schreib­wei­se DI­VS/BVRG, der in den Kreuzwin­keln je­weils ei­nen Punkt mit Rin­gel hat. Die frei­en Ecken wer­den durch Vier­tel­krei­se ge­füllt. Die An­leh­nung an die Kreu­ze mit den Ku­geln in den Win­keln ist nicht von der Hand zu wei­sen.

Un­ter Kon­rads Nach­fol­gern än­dert sich an den Duis­bur­ger Mün­zen bei­spiels­wei­se die Dar­stel­lung des Herr­scher­kop­fes, der ins Pro­fil ge­dreht wird. Auf der Rück­sei­te er­schei­nen der thro­nen­de Herr­scher, ei­ne Ge­bäu­de­dar­stel­lung (nicht un­ähn­lich der Köl­ni­schen un­ter Herr­mann II.) oder der Stadt­na­me auf­ge­teilt in vier kreuz­för­mig an­ge­ord­ne­ten Krei­sen mit DI-VS-BV-RG. Auch die an­de­ren Rück­sei­ten tra­gen den Stadt­na­men in der Um­schrift. An die­sen we­ni­gen Bei­spie­len lässt sich gut zei­gen, wel­che Kon­ti­nui­tä­ten und auch Ver­än­de­run­gen die Münz­bil­der der kö­nig­lich-rhei­ni­schen Münz­stät­ten er­fuh­ren. Die be­kann­ten Bil­der der Ot­to­nen­zeit wur­den lang­sam und un­ter Bei­be­hal­tung der grund­le­gen­den Sym­bo­lik ver­än­dert. Die Um­schrift mit dem Herr­scher­na­men und Ti­tel än­der­te sich nicht, eben­so wie die Nen­nung des Orts­na­mens der Münz­stät­te.

Münze König Konrad II. und Erzbischof Pilgrims, auf der Vorderseite ist deutlich die Aufschrift "+CHVONRADVS IMP" sowie "PILGRIM" in der Mitte der Münze. Die Aufschrift auf der Rückseite lautet "+SANCTA COLONIA". (Raithel, Robert/CC BY-NC-SA)

 

5. Zusammenfassung

Im 9. Jahr­hun­dert wa­ren im Rhein­land kaum Münz­stät­ten in Be­trieb. Nur ver­ein­zelt lie­ßen Herr­scher in Aa­chen oder Köln prä­gen. Mit dem Herr­schafts­an­tritt Kö­nig Ot­tos I. wur­de der Münz­be­trieb der Köl­ner Prä­ge­stät­te re­gel­mä­ßi­ger. Die ka­ro­lin­gi­schen und ot­to­ni­schen Kö­ni­ge üb­ten das Münz­recht na­he­zu voll­stän­dig al­lei­ne aus, ganz wie es Karl der Gro­ße kurz vor 800 ver­füg­te. Wäh­rend des 10. Jahr­hun­derts wur­den nach und nach ver­ein­zelt Prä­ge­rech­te an vor­nehm­lich geist­li­che, aber auch welt­li­che Emp­fän­ger ver­lie­hen. In Köln präg­te ne­ben Ot­to I. für ei­ne kur­ze Zeit Erz­bi­schof Brun, Ot­tos Bru­der, wahr­schein­lich in sei­ner Stel­lung als Her­zog von Loth­rin­gen. Das kö­nig­li­che Münz­re­gal für Köln ging mit der Re­gie­rungs­zeit Kon­rads II. lang­sam auf die Köl­ner Erz­bi­schö­fe über. Kon­rad präg­te in Köln ge­mein­sam mit Erz­bi­schof Pil­grim und spä­ter mit Her­mann II.

Die Mün­zen der Kö­ni­ge zei­gen lan­ge Zeit ein Kreuz mit Ku­geln in den Win­keln. Auf der Rück­sei­te wird drei­zei­lig der Köl­ner Stadt­na­me ge­nannt. Die­ses Mo­tiv fand in­ner- und au­ßer­halb des Rhein­lan­des zahl­rei­che Nach­ah­mer. So­wohl von den Köl­ner Münz­her­ren ab­hän­gi­ge Münz­stät­ten wie An­der­nach, Bonn und Re­ma­gen als auch wei­ter ent­fern­te Or­te lie­ßen das Köl­ner Mo­tiv prä­gen. Et­was spä­ter ka­men mit dem Kir­chen­ge­bäu­de und der Nen­nung der Bi­schofs­na­men auf den Köl­ner Mün­zen leich­te Ver­än­de­run­gen in das Münz­bild, die aber bis zur sa­li­schen Herr­schaft mar­gi­nal blie­ben. Die­se Kon­ti­nui­tät dürf­te auch mit ei­nem not­wen­di­gen Wie­der­er­ken­nungs­wert zu­sam­men­hän­gen, wa­ren die­se Mün­zen doch über­re­gio­nal im Um­lauf. Ab der Re­gie­rungs­zeit Kon­rads II. zeig­ten sich für die Münz­stät­ten Köln und Duis­burg Ab­wei­chun­gen des Münz­bil­des, oh­ne dass sie die grund­le­gen­de Mo­ti­vik ver­lie­ßen. Wäh­rend die Köl­ner Münz­stät­te an die Erz­bi­schö­fe über­ging, blieb die Duis­bur­ger in kö­nig­li­cher Hand.

Für Aa­chen leg­te Fried­rich I. Bar­ba­ros­sa 1167 die Mün­ze fest und in­stru­men­ta­li­sier­te mit dem Münz­bild die Prä­gung für sei­ne Herr­schaft. Da­mit nahm er auf die Be­deu­tung Aa­chens als Kai­ser­pfalz Karls des Gro­ßen Be­zug. Die Münz­pri­vi­le­gi­en, die die ot­to­ni­schen und sa­li­schen Herr­scher an geist­li­che und welt­li­che Ade­li­ge ver­ga­ben, führ­ten auch da­zu, dass sich ab der Mit­te des 12. Jahr­hun­derts die An­zahl kö­nig­li­cher Münz­stät­ten im Rhein­land kaum mehr ver­än­der­te.

Quellen

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Ap­pelt, Hein­rich (Be­arb.), Die Ur­kun­den Fried­richs I. 1158-1167 (Mo­nu­men­ta Ger­ma­niae His­to­ri­ca. Die Ur­kun­den der deut­schen Kö­ni­ge und Kai­ser 10/2), Han­no­ver 1979. [On­line

Literatur

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Hess, Wolf­gang, Die mit­tel­al­ter­li­che Münz­tech­nik, in: Lind­gren, Uta (Hg.), Eu­ro­päi­sche Tech­nik im Mit­tel­al­ter. 800 bis 1400. Tra­di­ti­on und In­no­va­ti­on. Ein Hand­buch, Ber­lin 1996, S. 137-143.
Ilisch, Pe­ter, Die An­fän­ge der Köl­ni­schen Münz­stät­te Bonn, in: Geld­ge­schicht­li­che Nach­rich­ten 279/280 (2015), S. 173-181.
Klu­ge, Bernd, Deut­sche Münz­ge­schich­te von der spä­ten Ka­ro­lin­ger­zeit bis zum En­de der Sa­li­er (ca. 900 bis 1125), Sig­ma­rin­gen 1991.
Klu­ge, Bernd, Nu­mis­ma­tik des Mit­tel­al­ters 1. Hand­buch und The­sau­rus Num­mo­rum Me­dii Ae­vi, Ber­lin/Wien 2007.
Klü­ßen­dorf, Ni­k­lot, Münz­kun­de. Ba­sis­wis­sen, Han­no­ver 2009.
van Rey, Man­fred, Ein­füh­rung in die rhei­ni­sche Münz­ge­schich­te des Mit­tel­al­ters, Mön­chen­glad­bach 1983.

Online

In­ter­ak­ti­ver Münz­ka­ta­log des Münz­ka­bi­netts der Staat­li­chen Mu­se­en zu Ber­lin (zu­letzt ab­ge­ru­fen am 14.11.2018). [On­line]

Mittelalterliche Darstellung Brunos nach einem Original der Abtei St. Pantaleon, aus: Dietmar, Carl: Die Chronik Kölns, Dortmund 1991. (Gemeinfrei)

 
Zitationshinweis

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Stimpert, Maximilian, Die königlichen Münzstätten im Rheinland, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-koeniglichen-muenzstaetten-im-rheinland/DE-2086/lido/6038bd1091d1a7.64382697 (abgerufen am 18.04.2024)