Karl Leopold Kaufmann und der Eifelverein (1933-1938)
Zu den Kapiteln
Karl Leopold Kaufmann, Landrat in Malmedy und dann in Euskirchen, wurde 1904 zum Vorsitzenden des Eifelvereins gewählt und übte dieses Amt bis 1938 aus. Der Beitrag versucht, ein differenziertes Bild seiner Rolle bei der Gleichschaltung des mitgliederstarken Wander- und Kulturvereins herauszuarbeiten. Bei seinem Versuch, seinen traditionsreichen Verein zu erhalten, stellte er diesen in den Dienst der NS-Propaganda, die auf diese Weise auch konservative bürgerliche und katholische bäuerliche Kreise erreichte.
Karl Leopold Kaufmann wurde am 15.11.1863 in Bonn geboren[1] und wuchs als Sohn des Oberbürgermeisters und Zentrumsabgeordneten Leopold Kaufmann im katholischen Milieu auf.[2] Kaufmann war mit der begüterten Kölner Kaufmannstocher Elisabeth Michels (1833-1900) verheiratet. Das Ehepaar hatte zehn Kinder[3], von denen Konstanze (1857-1953) den Kirchenhistoriker Ludwig von Pastor (1854-1928) heiratete. Ihr Bruder Franz (1862-1920) wurde Stiftspropst in Aachen und veröffentlichte eine Biographie seines Vaters[4], wohingegen Ludwig von Pastor seine Lebensbeschreibung verfasste. Paul (1856-1945), der älteste Sohn, wurde Präsident des Bundesversicherungsamtes in Berlin und veröffentlichte aufschlussreiche Kindheitserinnerungen.[5]
Kaufmann studierte in München, Bonn und Leipzig Rechtswissenschaft.[6] Nach der Promotion 1885 wurde er Gerichtsreferendar in Bonn, Rheinbach und Köln und dann Justitiar, Regierungsassessor und Regierungsrat in Trier. Dort heiratete er 1894 Susanne Rautenstrauch (1865-1944), die Tochter des Kaufmanns und Bankiers Valentin Rautenstrauch (1832-1884) und seiner Frau, der Kölner Bankierstochter Berta Deichmann (1842-1925). 1899 wurde Kaufmann Landrat in Malmedy, 1907 wechselte er in dieser Funktion nach Euskirchen. Von 1914 bis 1918 war er in der Zivilverwaltung im besetzten Belgien tätig. 1923/24 wurde er als Landrat von Euskirchen von der Interalliierten Rheinlandkommission ausgewiesen; in dieser Zeit fand er eine Beschäftigung bei der Reichsentschädigungsstelle in Kassel.[7] 1929 ging er in den Ruhestand und kehrte nach Bonn zurück, wo er sich nicht nur im Eifelverein, sondern auch im Verein für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande engagierte. 1938 endete Kaufmanns Tätigkeit als Vorsitzender des Eifelvereins, doch vertrat er im Krieg seinen zur Wehrmacht eingezogenen Nachfolger Josef Schramm (1901-1991). 1944 kam er bei der Bombardierung seines Bonner Hauses ums Leben. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Elisabeth, die mit ihren Eltern den Tod fand (1895-1944), Leopold, der 1944 fiel (1896-1944), und Carl (1900-1980), Leiter der Frauenklinik an der Charité und ab 1946 Professor für Frauenheilkunde in Marburg.[8]
Die folgende Fallstudie kann nicht den Anspruch erheben, aus dem komplexen Thema mehr als nur einige Einzelaspekte zu beleuchten. Sie soll zunächst die Bedeutung von politischen und kulturellen Traditionslinien aufzeigen, um danach zwei zeitliche Querschnitte für die Jahre 1933 und 1938 anzulegen. Der Aufsatz endet also mit dem Jahr, in dem Kaufmanns Amtszeit als Vorsitzender des Eifelvereins endete und in dem der NSDAP-Parteigenosse Josef Schramm seine Nachfolge antrat.
1. Kaufmann und der Eifelverein im Kaiserreich
1896 trat Kaufmann in den Eifelverein ein, 1899 wurde er in den Hauptvorstand und 1904 zum Vorsitzenden gewählt. Der 1888 gegründete Verein war 1898 nach dem Tod seines Gründers Alfred Dronke in eine Krise geraten: Er verstand sich zunächst als Interessenverband zur Förderung einer strukturschwachen Mittelgebirgsregion, zudem als Wander-, Kultur- und Geselligkeitsverein. Die Mitglieder waren vor allem Beamte und Wirtschaftsbürger in den Städten.[9]
Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg können als ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte gelten: 1913 feierte Kaiser Wilhelm II. (Regierungszeit 1888-1918) sein 25-jähriges Thronjubiläum. Er wurde in der zeitgenössischen Presse als „Friedenskaiser“ bejubelt, unter dessen Regierung gewaltige wirtschaftliche und soziale Fortschritte erzielt worden seien. Als „Jubiläumsgabe“ schenkte ihm der Evangelische Kirchenbauverein zu Berlin die Erlöserkirche in Gerolstein, zu deren Einweihung er 1913 in die Eifel reiste. Am Vortag hatte er Trier besucht und die Kaiser-Wilhelm-Brücke eingeweiht, im Anschluss fuhr er nach Leipzig, wo das Denkmal für die Völkerschlacht enthüllt wurde.
1913 wurde in Trier außerdem das 25-jährige Gründungsjubiläum des Eifelvereins gefeiert. Dabei lobten die Festredner die Erfolge des preußischen Staates bei der Förderung von Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie sowie den Beitrag des Eifelvereins zu dieser Erfolgsgeschichte. Die Veranstaltung nahm mit dem Lob auf den Staat und den Eifelverein vieles vorweg, was 25 Jahre später beim Vereinsjubiläum von 1938 wieder aufgegriffen wurde.[10] Eine weitere Parallele sind die „Führerreisen“ durch die Eifel von 1938 und 1939, die in den fünf Kaiserreisen von 1897 bis 1913 ihre Vorläufer hatten.[11] Allerdings interessierte sich Wilhelm II. vorrangig für historische Städte, Burgen und Klöster und Adolf Hitler (1889-1945) eher für den Westwall. Die Choreographie – Begrüßung durch Landräte, Bürgermeister und jubelnde Schulkinder – und die enthusiastische Berichterstattung in der Presse waren jedoch dieselbe.
2. Kaufmann und der Eifelverein in der Weimarer Republik
Die Jahre des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und der Weimarer Republik (1918-1933) waren für die Eifel und ihren Verein eine schwierige Zeit. Der Krieg, die Niederlage, der Verlust von Eupen und Malmedy, Rheinlandbesetzung, Separatismus, Inflation und Weltwirtschaftskrise beeinträchtigten das tägliche Leben. Die Mitgliederzahl des Eifelvereins halbierte sich von 20.000 (1913) auf 11.000 (1933). Trotzdem sind vielversprechende Neuansätze zu erkennen, neben dem Wandern und der Jugendarbeit vor allem im Naturschutz und in der Kulturarbeit: 1921 wurden die Eifelbibliothek von Prüm nach Mayen verlegt und das „Eifelvereinsmuseum“ in Mayen eröffnet, 1925 rief der Verein mit dem „Eifelkalender“ ein zweites auflagenstarkes Periodikum ins Leben, das dem Gedankengut der Heimatbewegung nahestand.[12]
Ein wichtiges Thema in Kaufmanns Biographie sind seine zahlreichen Ehrungen. Als dieser 1915 vom Kaiser das Eiserne Kreuz, das Kriegs-Verdienst-Ehrenkreuz und das Ritterkreuz des Albrechtordens erhielt, war dies eine Sondermeldung auf dem Titelblatt und ein Bericht in der Mitgliederzeitschrift wert.[13] 1920 bedankte sich Kaufmann bei der Stadt Prüm für die Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Jahre 1913 durch die Übergabe eines Lichtbildes.[14] Die Stadt Prüm hat ihm 2020 die Ehrenbürgerwürde aberkannt.[15]
Nach Kaufmanns Rückkehr aus der Verbannung 1924 benannte der Eifelverein zu seinen Ehren den Wanderweg von Köln nach Trier in Karl-Kaufmann-Weg. Der Mayener Bildhauer Carl Burger (1875-1950) fertigte einen Gedenkstein an.[16] Ebenfalls zu seiner Rückkehr und zu seinem 60. Geburtstag widmete der Eifelverein dem Inhaber seines Führeramtes ein „Eifelheimatbuch“, das Beiträge aus den 25 Jahrgängen des Eifelvereinsblattes vereinigte.[17] Man kann den Eindruck gewinnen, Kaufmann sei als Vaterfigur, als Symbol der guten alten Zeit in ähnlicher Weise verehrt worden wie der Reichspräsident Paul von Hindenburg (1847-1934), dessen Andenken unter anderem eine Hütte in Prüm und ein Felsbogen bei Nideggen bewahrten und dessen hohe Wertschätzung mehrere Publikationen in den Eifelvereinsperiodika zum Ausdruck brachten.
Einen Höhepunkt erreichten die Kaufmann-Ehrungen 1929, als sich der Antritt seines Führeramtes im Eifelverein zum 25. Mal jährte. Das Eifelvereinsblatt widmete ihm eine Festausgabe, zu den Gratulanten gehörten Oberpräsident Johannes Fuchs, Landeshauptmann Johannes Horion, Abt Ildefons Herwegen von Maria Laach, Franz Steinbach aus Bonn und die Schriftstellerin Clara Viebig (1860-1952).[18] Den Festartikel schrieb Aloys Spoo (1896-1942), später der publizistisch führende NS-Aktivist im Eifelverein. Er bezeichnete in einem teilweise humoristisch angehauchten Beitrag Kaufmann als unseren Duce, als geborenen Führer.[19] 1929 wurde bei Wittlich eine Karl-Kaufmann-Brücke errichtet sowie eine weitere bei Kyllburg. Letztere fiel 2021 dem Hochwasser zum Opfer, erstere sollte 2020 in Manuel-Andrack-Brücke umbenannt werden, was aber am Widerstand der Gemeinden scheiterte.[20]
3. Kaufmann und der Eifelverein im Jahre 1933
Sucht man im Jahrgang 1933 des Eifelvereinsblattes nach Spuren der „Machtergreifung“, dann gestaltet sich das schwierig.[21] Am 1.4.1933 tagte der Hauptvorstand in Kelberg. Hierzu findet man in der Vereinszeitschrift nur einen Beschluss über die Mitgliedschaft im Reichsverband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine, wonach eine bereits 1932 getroffene Vereinbarung dahingehend ergänzt wird, dass von den Mitgliederbeiträgen dem Verein 100 RM als besondere Zuwendung für seine Grenzlandaufgaben zurückerstattet werden.[22]
Erst auf der Hauptversammlung in Monschau vom 10. bis 12.6.1933 zeigten sich dann die Veränderungen. Das Eifelvereinsblatt hieß jetzt, wie in Kelberg beschlossen, „Die Eifel. Das schöne deutsche Grenzland im Westen.“ Der Begriff „Grenzland“, der permanente Verteidigungs- und Abwehrbereitschaft signalisieren sollte, wurde zu einer Dachmarke für die Eifel, die hervorragend zum Westwall passen sollte. Den Bericht über den „Grenzlandtag in Monschau“ verfasste Peter Blum (1896-1972); da er sein Amt als Bürgermeister von Bausendorf bis 1945 bekleidete, dürfte es sich, wie auch seine Publikationen aus diesen Jahren nahelegen, um einen linientreuen Zeitgenossen gehandelt haben.[23] Gelobt wird das geschichtliche Führerprofil Kaufmanns, von dem bei der Gelegenheit ein Porträt von Josef Matare (1880-1966) aus Aachen dem Eifelvereinsmuseum übergeben wird.
Dann wird die Frage nach dem Verhältnis des Eifelvereins zur nationalen Erhebung erörtert und mit einem martialischen Immer schon! beantwortet. Betont wird der vaterländische und zumal grenzdeutsche Sinn des Eifelvereins, verbunden mit einem Gruß an die Freunde aus Eupen, Malmedy und St. Vith. Das Führerprinzip und das Ermächtigungsgesetz seien im Eifelverein eigentlich kein Thema, da Kaufmann schon immer, so der Bericht, Freund und Feind gleichermaßen nicht zu Wort kommen lasse. Die Hauptversammlung endet mit einem Bekenntnis der neuen Zeit zu den alten Gedanken des Volkstums.
Aus dem Protokoll geht hervor, dass man nicht ohne eigene Stellungnahme zu der vaterländischen Erhebung in Deutschland bleiben wollte. Da es für eine Veröffentlichung in der Zeitschrift zu spät war, wurde sie in Form eines Briefes an die Ortsgruppen verschickt.[24] Der Text lässt sich über die Berichterstattung der Tagespresse erschließen: Der Eifelverein habe eine Gleichschaltung nicht nötig, er brauche sich auch nicht hinter die Regierung zu stellen, weil er bereits hinter ihr stehe. Seine Haltung sei schon immer eine nationale gewesen, wie er in den Zeiten der Besetzung bewiesen habe. Im Einklang mit der nationalen Regierung werde der Eifelverein seine ganze Arbeit freudig in den Dienst von Volk, Heimat und Grenzland stellen.
Am 23.7.1933 fand eine Protestversammlung gegen die „Verschandelung des Weinfelder Maares“ durch den geplanten Bau einer Gaststätte statt, über die Bürgermeister Blum in einem wortgewaltigen Artikel berichtete.[25] Eine große Menschenmenge hatte sich an dem Heiligtum unter deutschen Bäumen versammelt, um ein germanisches Volksgericht zu halten über die Entweihung dieser gottgeschaffenen angestammten Eifelerde. Die neuen Fahnen deutscher Erhebung standen […] vor der alten Kirche Weinfeld als Banner dieser einzigartigen Wallfahrt Eifeler und deutscher Treue.
Mit Sätzen vulkanischer Härte und Kraft protestierte Kaufmann im Namen des Eifelvereins gegen das dreiste Unterfangen eines einzelnen und Landfremden, der hier eine Schankstätte errichten wollte. Es ginge um den vom Volksganzen her gebotenen Schutz hoher Werte. War der Eifelverein bisher eher ein Honoratiorenclub, hob er zunehmend seine Zugehörigkeit zur Volksgemeinschaft hervor. Neben dem Eifelverein kämpfte auch der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz gegen das Projekt. Bürgermeister Blum dankte außerdem dem berüchtigten NSDAP-Reichstagsabgeordneten Ernst Schmitt aus Staudernheim (1896-1972).[26] Der hohe Stellenwert des Totenmaares mit seiner einsam gelegenen Kirche wird erst dann ersichtlich, wenn man sich vor Augen führt, dass diese geradezu eine Ikone für die Eifel darstellte: Clara Viebig hat sie beschrieben, Fritz von Wille hat sie gemalt und die Eifelvereinsfestschrift von 1913 schmückte sie als Frontispiz.
Ein weiteres wichtiges Ereignis war die Einweihung des ersten deutschen Separatistenabwehr-Denkmals in Adenau am 17.9.1933.[27] Die Veranstaltung mit ihrem martialischen Fahnenaufmarsch wurde vom Oberpräsidenten Hermann von Lüninck geleitet und von Anordnungen der NSDAP, der Sturmabteilung (SA), des Stahlhelm und der Hitlerjugend (HJ) bestritten; namentlich nicht genannte Vereine waren als Staffage aufmarschiert. Der Eifelverein wird nicht genannt, aber die Teilnahme an solchen Großveranstaltungen war in den folgenden zwölf Jahren eine seiner Hauptaufgaben.[28]
Am 15.11.1933 feierte Kaufmann seinen 70. Geburtstag. Dem Ereignis war ein Heft der Mitgliederzeitschrift gewidmet.[29] Oberpräsident von Lüninck eröffnete die Reihe der Gratulanten mit dem Wunsch, der Jubilar möge weiterhin zum Segen des Eifellandes und damit zum Wohle des gesamten deutsche Volkes tätig sein, Landeshauptmann Heinrich Haake schloss sich mit deutschem Gruß Heil Hitler an, gefolgt unter anderem von Ildefons Herwegen, dem Abt von Maria Laach, der sich ebenfalls in der ersten Zeit für den Nationalsozialismus begeisterte und eine Rückkehr des Kaisers erhoffte.[30]
Der Schriftleiter Viktor Baur (1898-1967) würdigte Kaufmanns Werk als Landrat und als Vereinsvorsitzender, das rückhaltlose Anerkennung bei den höchsten Behörden gefunden hat.[31] Kaufmann habe es geschafft, die Eifel zu einem festen nationalen Bollwerk mit starker deutscher Gesinnung und tiefem, nationaldeutschem Gedankengut zu machen. Deshalb sei er vor Kurzem offiziell zum Führer des Eifelvereins bestimmt worden. Leider haben wir über diesen Vorgang keine Unterlagen und können nur feststellen, dass ihm dafür eine zentrale rechtliche Voraussetzung für den Vorsitz eines Vereins fehlte: Kaufmann war nie Mitglied der NSDAP.[32] Die neuen Machthaber fanden einen Kompromiss, indem sie den populären Geheimrat zwar in seiner Position als Vereinsvorsitzender beließen, ihn jedoch für ihre Zwecke benutzten, zumal er als konservativer Beamter keine Opposition erwarten ließ.
Der Hauptartikel mit dem Titel „Wir Eifeler und die Neue Zeit“ stammt aus der Feder des bereits genannten, in Trier geborenen und in Mönchengladbach lebenden Zahnarztes Aloys Spoo[33] , der sich damit neben seiner Rolle als Dichter und Herausgeber eines Wanderliederbuchs weiter als Chefideologe des Eifelvereins positionierte.[34] Der erste Teil des sehr essayistisch geschriebenen Artikels beginnt mit dem Wanderlied „Mit uns zieht die neue Zeit“, das eigentlich aus der Jugend- und der Arbeiterbewegung stammt. Teil zwei ist Unser Geheimrat überschrieben. Der altpreußische Regierungsbeamte, in der Schule der Gradheit, Einfachheit und der Arbeit groß geworden, habe sich nach dem Weltkrieg mit den neuen „Räten“ der Revolution herumplacken müssen. Inmitten des finsteren Parteiklüngel kleinster Geister stehend, habe er die Jahre des Niedergangs unverletzt und ungeschoren überstanden. Das sind in der Mitgliederzeitschrift ganz neue Töne, eine solche Kritik an der Weimarer Republik hatte es in dieser Form bisher nicht gegeben und dass sie sich im Geburtstagsheft des Vorsitzenden findet, ist höchst bemerkenswert. Die Weimarer Republik wird neben dem feindlichen Ausland zum Sündenbock für alle Probleme dieser Jahre. Dies ermöglichte es gleichzeitig, die Erfolge Adolf Hitlers nach 1933 umso glänzender darzustellen. Merkwürdigerweise vermisst man dabei die Themen Antisemitismus und Antiklerikalismus.[35]
Teil drei des Artikels ist dem Führer gewidmet, von dem man in den Jahren der Ohnmacht jahrelang geträumt habe. Dann wird das Lumpenpack des Separatismus beschworen. Das landfremde Gesindel hatte sich gerade die Eifel zum Arbeitsfeld erkoren, da es unter dem Schutz der Bajonette wohl besonders auf die Leichtgläubigkeit der Landbevölkerung gerechnet hatte. Weiter führt Spoo die hemmungslose Willkür der weißen und schwarzen Gewalthaber im Rheinland an und de[n] niederschmetternde[n] Eindruck eines Eifelers, den die Saphis [arabischstämmige Kolonialtruppen] mit Peitschenhieben und zeitweilig im Maschinengewehrfeuer durch die Straßen Triers gehetzt hatten. Kaufmann kommt in Teil vier – die Gleichschaltung – wieder ins Gespräch: Er habe während der Ausweisung den Eifelverein zu einer Zentrale des geistigen Widerstandes gemacht. Dann bringt Spoo das Thema des Artikels auf den Punkt. Wie ein Mantra ist der fett gesetzte Satz immer wieder abgedruckt: In den großen Richtlinien der Regierung erkennen wir freudig unsere alten Ziele, für die wir gearbeitet und gekämpft haben. Mit verhaltener Leidenschaft und verbissenem Trotz kämpfen wir den Kampf aller Gutgesinnten im rheinischen Land um die Erhaltung unserer Art und unserer Grenzen.
Der fünfte Teil – der Geburtstag – spielt mit dem Begriffspaar Jugend und Kämpfergeist – das waren die Triebkräfte unserer nationalsozialistischen Bewegung. Nicht ganz zufällig berichtet er dann eine Geschichte vom 70. Geburtstag Hindenburgs im Kriegsjahr 1917. Mit einer humorvoll gemeinten Bemerkung verweist Spoo auf die Bedeutung der arischen Großmutter, thematisiert aber dann das Thema Arisierung nicht weiter. Nach der Satzung von 1934 konnte nur Mitglied im Eifelverein werden, wer den nicht näher spezifizierten persönlichen Anforderungen des Reichsverbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine entsprach.[36]
1933 fanden noch zwei weitere wichtige Ereignisse statt, zunächst die Hauptvorstandssitzung am 18.11. in Trier. Sie stand ganz im Bann des Geburtstags unseres Führers K. Kaufmann.[37] Mit Zustimmung des Regierungspräsidenten wurde beschlossen, einen Wacholderhain am Weinfelder Maar „Karl-Kaufmann-Hain“ zu benennen und eine Sitzbank aus Basalt zu errichten. Glückwunschschreiben von Ministerpräsident Hermann Göring (1893-1946) und des Papstes (Pius XI., 1857-1939) wurden verlesen, ein Heil auf die treffliche Gattin des Führers ausgebracht.
Auf der Versammlung wurde darüber hinaus eine Neuorganisation des Vereins beschlossen.[38] Der Führer des Reichsverbandes der Wander- und Gebirgsvereine hatte inzwischen den Vorsitzenden des Eifelvereins bestätigt. Dieser hat künftig das Recht, die von den Ortsgruppen vorgeschlagenen Vorsitzenden zu bestätigen, wenn sie den vorgeschriebenen Anforderungen entsprechen; ein Maßstab war dabei die erfolgreiche Mitgliederwerbung. Dabei wollte man bewährte Vereinsmitglieder in ihren bisherigen Stellungen […] belassen. Es handle sich lediglich um eine satzungsgemäße Umschaltung des Eifelvereins – einer innerlichen bedarf es nicht. Durch den Führergrundsatz seien Gremienbeschlüsse ausgeschlossen, Anhörung und Ratserteilung jedoch nicht verboten. Deshalb blieben der Hauptvorstand, Arbeitsausschuss und Hauptversammlung als Organe erhalten, jedoch wurden 18 Gauverbände, Bezirksgruppen auf der Grundlage der Landkreise, neu geschaffen.[39]
Blicken wir auf die Geschichte des Eifelvereins im Jahre 1933 zurück, offenbaren sich zwei methodische Probleme. Erstens gibt die der Zensur unterworfene Mitgliederzeitschrift die Ereignisse nur unvollständig und aus einem bestimmten Blickwinkel wieder. Zum Zweiten drängen sich bei der Analyse die Beiträge mit politischen Inhalten und die Fotos mit den Hakenkreuzen in den Vordergrund. Dies verstellt jedoch den Blick darauf, dass sich die Mehrzahl der Artikel mit dem Wandern, der Schönheit der Heimat sowie Themen der Geschichte und Landeskunde befasste. Dagegen belegen die Berichte über die Vorstandssitzungen, dass sich der Verein bereitwillig selbst gleichgeschaltet und die Ziele des „Dritten Reichs“ zu seinen eigenen erklärt hat. Weiterhin nutzten NS-Aktivisten wie Aloys Spoo und später auch andere die Mitgliederzeitschrift als Plattform für die NS-Propaganda. Dem kam der Schriftleiter entgegen, indem er unter dem Vorwand, die Mitglieder zu informieren, Berichte aus der linientreuen Tagespresse abdruckte. Die meisten Artikel in der Zeitschrift lassen jedoch das Bemühen erkennen, das Vereinsleben als unpolitisches Rückzugsgebiet bürgerlicher Kreise zu erhalten.
Ein kurzer Artikel in der Mitgliederzeitschrift weist im Januar 1934 auf eine weitere Ehrung des Eifelvereins hin: Kaufmann wurde am 24.12.1933 die Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät der Universität Bonn verliehen. Dies sei nicht nur eine Auszeichnung für unsern hochverdienten Vereinsvater, sondern auch für den Verein und für die Eifel. Weiter verweist der Verfasser auf die altbewährte wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Fakultät und dem Verein bei der Erforschung der Eifel.[40]
Am 12.6.1933 hatten fünf Professoren auf einem Briefbogen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande beim Dekan der philosophischen Fakultät die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Kaufmann vorgeschlagen. Unterschrieben war der Antrag von dem Kunsthistoriker Paul Clemen sowie den Historikern Wilhelm Levison – der 1938 emigrieren musste –, Franz Steinbach, Aloys Schulte (1857-1941) und Max Braubach. Federführend war wahrscheinlich Steinbach, der enge Beziehungen zu Kaufmann und zum Eifelverein besaß, die auch in der Nachkriegszeit fortdauerten. Begründet wurde die Ehrung mit Kaufmanns mustergültigen Leistungen als Landrat, seinen Verdiensten für die Eifel durch seine Tätigkeit als Eifelvereinsvorsitzender, seiner Förderung der Auslandsdeutschen und des Deutschtums der Grenzlande, seiner Tätigkeit für den Verein für geschichtliche Landeskunde sowie seinen zahlreichen Veröffentlichungen – ein Schriftenverzeichnis war beigefügt.[41] Am 8.11. tagte die Fakultät und am 20.12. erfolgte der Beschluss zur Verleihung. Bis auf den Hinweis auf die Westforschung und die Pflege der Kontakte zu den jetzt zu Belgien gehörenden Eifelvereinsgruppen in Eupen und Malmedy ist der ganze Vorgang erstaunlich unpolitisch.[42]
1934 wurde als weitere Ehrung der Karl-Kaufmann-Ehrenhain eingeweiht, wobei der Dauner Landrat Paul Wirtz (1901-1946) betonte, dass der Eifelvater seinen Verein ungeschmälert ins Dritte Reich überführen konnte, weil seine Ziele, Heimat- und Volksverbundenheit zu pflegen, auch die Ziele der nationalsozialistischen Partei seien. In das dreifache Sieg Heil auf Geheimrat Kaufmann und in das Deutschlandlied stimmten die Versammelten begeistert ein.[43]
4. Kaufmann und der Eifelverein im Jahre 1938
Die Jahrgänge 1934 bis 1937 der Mitgliederzeitschrift werden hier nicht weiter thematisiert, ebenso der noch weitaus unpolitischere Eifelkalender dieser Jahre. Im Januar 1938 findet sich im Vereinsmagazin dann wieder ein programmatischer Artikel des Schriftleiters Viktor Baur über die Eifel im Aufstieg, passend illustriert mit einem Foto Der Führer auf Burg Vogelsang in der Eifel.[44] Im Text wird das Interesse und die Fürsorge des Staates für die Eifel hervorgehoben: Zweimal war der Führer in der Eifel, stürmisch umjubelt von der Eifelbevölkerung: mehrfach haben seine Minister und engsten Mitarbeiter im vergangenen Jahr die Eifel besucht.
Frohes Eifelschaffen überall hat Baur das erste Kapitel überschrieben. Die Jahre des allgemeinen Niedergangs seien vorüber. Überall werde wieder gearbeitet, Ergebnis eines zielbewußten Aufbauprogramms des Nationalsozialismus. An erster Stelle nennt er die Ordensburg Vogelsang, es ist die Burg des westlichen Grenzlandes, ein Bollwerk neuer Zeit und deutscher Art. Es folgen die Talsperren der Nordeifel – sie waren bereits Zielpunkte der Eifelfahrten Kaiser Wilhelms II. –, die Steingruben und Schieferbrüche des Mayener Landes, der Nürburgring, die neuen Kasernen und Jugendherbergen. Spätestens hier wird man stutzig: Der Nürburgring war bereits 1927 fertiggestellt worden[45] , die anderen großen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in der Region, etwa der Deich in Neuwied (1931), werden nicht erwähnt, doch kann man feststellen, dass der linientreue Schriftleiter sämtliche Erfolge auf die Politik des „Dritten Reichs“ zurückführte, ein Propagandacoup, der noch weit in die Nachkriegszeit fortwirken sollte.[46]
Zum wirtschaftlichen Aufschwung sei das kulturelle und politische Aufbauwerk hinzugekommen. Überall blühten Kunst und Kunsthandwerk, genannt wird beispielsweise die Hermann-Göring-Meisterschule in Kronenburg[47] und neben der Malerei die Schnitzerei, die Steinmetzkunst, die Keramik und die Weberei. Nicht zuletzt hebt Baur Unsere Arbeit am Aufbauwerk hervor, wobei er das 50-jährige Wirken des Eifelvereins ins vermeintlich rechte Licht rückt. Dabei betont er besonders dessen Zusammenarbeit mit dem Landesfremdenverkehrsverband. Hier verschweigt er, dass im Rahmen der Gleichschaltung den Wandervereinen die Tourismuswerbung entzogen worden war. Ähnliches gilt für die Jugendarbeit, die trotz des Monopols von HJ und des Bundes Deutscher Mädel (BDM) immer noch eine wichtige Rolle spielte.
Der Artikel endet mit einem Aufruf zur Mitgliederwerbung. Er ist von besonderem Interesse, da er nicht nur die effektive NS-Propaganda zeigt, sondern auch zwei Muster erkennen lässt, die wir 25 Jahre zuvor auf der Jubiläumsfeier in Trier kennengelernt haben. Hier hatten alle Festredner die großen politischen, sozialen und kulturellen Erfolge der letzten Jahre ausschließlich dem segensreichen Wirken des preußischen Staates zugeschrieben und auch 1938 wurde von den Vertretern des Eifelvereins behauptet, dass auch jetzt der Staat einen erheblichen Anteil daran hatte.
Wie sehr die Mitgliederzeitschrift der NS-Propaganda diente, zeigt ein Artikel anlässlich der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs am 10.4.1938:[48] Freude und Glück einer neuen völkischen Auferstehung: durch des Führers Tat ist das einige großdeutsche Reich von Aachen bis Königsberg, von Hamburg bis Wien erstanden. [...] die deutschen Brüder in Österreich sind zur großen Heimat zurückgekehrt. [...] Blut fand sich zu Blut, Volk zu Volk. Heimat zum großen Heimatland.
Es folgt ein Rückblick auf die gemeinsame Geschichte der Eifeler und der Österreicher und schließlich ein Hinweis auf den eben referierten Artikel über den gewaltigen Aufstieg des Eifellandes. Die Not sei durch mannigfaltige öffentliche Arbeits- und Förderungsmaßnahmen beseitigt worden: Es ward dabei der zahlreichen Großtaten im Eifelland gedacht, die als eherne Zeugen nationalsozialistischen Geistes und Gestaltens in der großen Ordensburg Vogelsang, in Talsperren und im Straßenbau, in Neulandgewinnung und Siedlung, im künstlerischen und kulturellen Schaffen [...] weiterleben werden. Dem Führer allein verdanken wir dieses große Aufbauwerk in unserer Heimat, und darum wird ihm jeder Eifeler seinen Dank bezeugen.
Der Artikel endet mit einem Appell: Ein Volk – ein Reich – ein Führer! Die heimattreue Front des Eifelvereins steht am 10. April geschlossen hinter dem Führer! Die Volksabstimmung – als Vorbild diente die Saarabstimmung von 1935 – war ein propagandistisches Großereignis, bei dem in Österreich 99,73 Prozent und im Altreich 99,08 Prozent der Volksgenossen für einen Anschluss stimmten.
Zwei Elemente des Berichtes sind hervorzuheben: Es werden schlaglichtartig die angeblichen oder auch nur beanspruchten Verdienste des „Dritten Reichs“ um den Aufstieg der Eifel betont, was sich durch ständige Wiederholungen in den Köpfen festsetzte und so auch noch nach dem Krieg seinen Platz behauptete. Hervorzuheben ist auch die Bildauswahl: Vier Fotos zeigen die Eifelidylle: das Dorf Rescheid bei Schleiden, das Sahrtal, Burg Eltz und das Pützbachtal. Auf dem Titelbild finden wir jedoch das schon bekannte Foto „Fahnen am Totenmaar“, das einen martialischen Aufzug mit Hakenkreuzfahnen zeigt. Das Foto stammt von Adolf Langenberg aus Mönchengladbach. Da das Totenmaar mit seiner Kirche bereits um 1900 eine Art Ikone der Eifel war, kann man festhalten, dass dieses symbolträchtige Bild jetzt von den neuen Machthabern gekapert und zur eigenen Propaganda benutzt wurde. Diesen Zusammenhang muss man auch bei den anderen Fotos berücksichtigen.
Mit der Feier zum 50-jährigen Jubiläum des Eifelvereins im Juni 1938 in Trier endete die „Ära Kaufmann“. Im Juniheft wurden Grußworte des Landeshauptmanns Heinrich Haake und des deutschen Wanderführers Ferdinand Werner (1876-1961)[49] mit Heil Hitler sowie des Vertreters des Trierer Oberbürgermeisters Franz Rademaker (1880-1958) und des Vorsitzenden – nicht Führers – des Eifelvereins, Kaufmann, abgedruckt.[50] Der Geschäftsführer Emil Kimpen (1880-1965) – der auch die Festschrift verfasst hatte – gab einen Überblick über die Vereinsgeschichte, in dem er auch die Ereignisse von 1933 würdigte: Die hellen Fanfaren des Umbruchs erweckten Deutschland. Auch den Eifelverein zog er in seine Kreise, aber gleichzuschalten war hier nicht schwer. Schon immer war dessen Beginnen von jenem Gemeinschaftsgeist erfüllt, der eben zum Siege drang, die Form galt’s mehr als den Inhalt zu wechseln.[51]
Mit einem kurzen, programmatischen, eher zurückhaltend formulierten Beitrag mit dem Titel „Der Eifelverein in der neuen Zeit“ stellte sich der neue Vorsitzende Josef Schramm vor.[52] Er wirft die rhetorische Frage auf, ob denn der Jubelverein heute noch eine Existenzberechtigung habe. Dazu stellt er fest, dass dieser bereits 1933 auf seiner Tagung in Monschau erklärt habe, dass er in den volks- und heimatkundlichen Richtlinien der nationalsozialistischen Bewegung freudig seine alten Ziele erkennt, für die er besonders in schwerster Nachkriegszeit gearbeitet und gekämpft hat. Schramm hob die Volksverbundenheit des Vereins hervor, in dem Klassen und Stände keine Rolle spielen. Der Verein wolle die Heimat- und Volkskunde fördern und dabei die deutschen Volksgruppen im benachbarten Auslande in ihrem ehrlichen Volkstumskampf unterstützen. So können wir denn mit freudiger Genugtuung feststellen, daß unsere Arbeit im Sinne der Bestrebungen Adolf Hitlers und seiner Bewegung liegt.
Über die Festversammlung in Trier ist ein sehr ausführlicher Bericht von Viktor Baur überliefert. Er besitzt eine eindeutige politische Stoßrichtung, daher ist die Frage angebracht, ob er die Vorgänge korrekt wiedergibt. Unter dem vielsagenden Titel Tradition verpflichtet wird der scheidende treusorgende Eifelvater gelobt und der neue Vereinsführer begrüßt. Der Verein habe große volksdeutsche Aufgaben zu erfüllen und werde dabei von einer Vielzahl von volksdeutschen Brüdern und Vereinsgenossen sowie von auslandsdeutschen Volksgenossen unterstützt.[53]
Beim Heimatabend wies der Vorsitzende der Ortsgruppe Trier darauf hin: Heute sei die Eifel durch die Großtaten der Partei in den Vordergrund gerückt und zeige überall aufblühendes Leben. Das war allein der Tat des Führers zu verdanken. Begeistert brausten Siegheil und Nationallieder durch den Saal.
Die Hauptversammlung am Sonntagmorgen begann mit einem Fahneneinmarsch, zuerst die Fahnen des Dritten Reiches, dann nachfolgend in großer Zahl die bunten Wanderwimpel der [107] Vereinsortsgruppen. Für diese hatte am Vortag eine feierliche Wimpelweihe stattgefunden. Nach der Begrüßung durch Kaufmann erfährt man: Begeistert stimmte die Versammlung in das Sieg Heil ein, das der Vorsitzende auf den Führer und sein Großdeutschland ausbrachte; und als Gelöbnis steter Treue erklangen brausend die Lieder der Nation. Bei den Geschenken wird die hochherzige Spende des Landeshauptmanns für das Eifelmuseum in Mayen angeführt. Der Festvortrag des Bonner Historikers Franz Steinbach über Die deutsche Leistung der Eifel kann hier nicht näher thematisiert werden, ebenso der Bericht über die Gedenkfeier am Ehrenmal auf der Niederburg, wo ein paar Tage zuvor ein martialisches Totengedenken inszeniert worden war, dessen Töne sich deutlich von den in Trier gehaltenen Reden unterscheiden.
Nüchterner ist dagegen das vom neuen Vereinsführer unterzeichnete Protokoll über die Hauptvorstandssitzung und der namentlich nicht gekennzeichnete, vermutlich von Baur oder Schramm verfasste Bericht über die Hauptversammlung.[54] Er gibt Kaufmanns Rede wieder, die mit einem Siegheil auf den Führer beginnt. Sein Rückblick auf 50 Jahre Eifelverein ist nicht eben originell, er besteht aus Versatzstücken, die wir aus zahlreichen anderen Beiträgen kennen, aber er ist ein Bekenntnis zum „Dritten Reich“, wie wir es in dieser Deutlichkeit von seiner Seite bisher nicht gehört haben. Kaufmann beginnt mit einem Loblied auf die Arbeit des großen landwirtschaftlichen Hilfswerks des preußischen Staates, das durch die vielfältigen Aktivitäten des Eifelvereins ergänzt worden sei. Auffällig ist, dass bei all diesen Rückblicken niemals der Name Wilhelms II. fällt, auch sein geradezu vergötterter Großvater Wilhelm I. (Regierungszeit 1861-1888) wird nicht erwähnt. Der Weltkrieg hatte einfach nur einen unglücklichen Ausgang, nach dem Rückzug der heldischen Truppen kam die siegestrunkene feindliche Soldateska, die den geheiligten Boden der deutschen Heimat entehrte. Es folgt die Separatistenzeit. Damals Hader und Ohnmacht, heute eine Volksgemeinschaft von einem Willen geleitet, ein zu seiner Ehre zurückgekehrtes wehrhaftes Volk. Nach einem Dank für die Heimkehr der Brüder in der Ostmark folgt der Aufruf: Das große Deutschland und sein großer Führer Siegheil.
Nach der Wahl des neuen Vereinsführers beschloss die Versammlung, zu Ehren von Karl Kaufmann auf der Niederburg in Manderscheid eine Bronzetafel anzubringen. Der Entwurf von Carl Burger in Mayen sah eine Porträtbüste mit den Jahreszahlen 1904 und 1938 und eine Widmung an den Eifelvater vor. Die Reden, die bei der Einweihung kurz vor Kaufmanns 75. Geburtstag am 5.11. gehalten wurden, waren wesentlich martialischer als das Denkmal. So dankte der als Freund des Eifelvereins gut bekannte Kreisleiter [Walter] Kölle (1897-1958) Kaufmann dafür, dass er in 34 Jahren vorbildliche nationalsozialistische Aufbauarbeit für die Eifel geleistet habe.[55]
5. Fazit
Unsere Streifzüge durch die Vereinsgeschichte der Jahre 1933 bis 1938 haben zu einem recht komplexen Bild geführt. Zunächst ist festzuhalten, dass das Quellen-material zum großen Teil eine propagandistische Funktion besessen hat und den Mitgliedern des Vereins die Leistungen des neuen Regimes vor Augen führen soll-te. Damit war dieses sehr erfolgreich, denn der Mythos des Eifelvaters Kaufmann und der des Machers Schramm wirkten bis weit in die Nachkriegszeit, ebenso wie Mythen der Beseitigung der Arbeitslosigkeit durch Westwall und Autobahn.
Dem Eifelverein und seinem Vorsitzenden muss man vorwerfen, dass sie ihre Publikationen und Veranstaltungen bereitwillig in den Dienst der NS-Propaganda und ihrer zentralen Themen gestellt haben, wobei bemerkenswert ist, dass mehrere der Hauptakteure Funktionsträger des eigenen Vereins waren. Für andere lässt sich nachweisen, dass sie weiterhin in Aufsätzen die Landeskunde erforschten und die Schönheiten der Eifel in Gedichten feierten, sich aber mit politischen Äußerungen sehr zurückgehalten haben. Zudem ist festzuhalten, dass in einer zensierten Zeitschrift kein Platz für Kritik war und sich bei den konservativen preußischen Beamten wenig Sympathie für die Staatsform der Weimarer Republik erkennen lässt. Einen autoritären Führungsstil hat es unter Kaufmann auch schon vor 1933 gegeben.
1933 vertrauten viele Zeitgenossen, etwa der genannte Abt von Maria Laach, den Versprechungen der Nationalsozialisten, gingen irrtümlich davon aus, dass deren Ziele mit den eigenen weitgehend übereinstimmten. Bis sie ihren Irrtum bemerkten, saß das Regime fest im Sattel. Beim Eifelverein lässt sich nachweisen, dass viele Mitglieder das Vereinsleben für eine Flucht in eine bürgerliche Idylle, in einen politikfreien Raum außerhalb der NS-Massenorganisationen nutzten. Im Gegenzug wurden sie – wie der Deutsche Wandertag von 1937 in Mayen belegt – von den neuen Machthabern weitgehend in Ruhe gelassen, profitierten sogar finanziell von ihnen.[56] Freilich mussten sie bei den Großveranstaltungen als Statisten auftreten und ihre Veranstaltungen und Publikationen der NS-Propaganda öffnen. Hierbei ist bezeichnend, dass bis 1943 ein Eifelkalender erscheinen konnte und dass man noch 1944 eine weitere Auflage plante.[57]
Zu Kaufmann ist anzumerken, dass er 1933 und auch später kein Mitglied der NSDAP war und sich mit politischen Äußerungen im Eifelverein weitgehend zurückhielt. Der Vereinsvorsitzende schwebte die meiste Zeit als greiser Geheimrat über den Dingen, zumal er schon in den 1920er Jahren als geradezu mystisch verehrter Repräsentant der guten alten Zeit galt. 1938, kurz vor Ende seines Vorsitzes, äußerte er sich jedoch im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Eifelvereins überaus positiv zur nationalsozialistischen Volksgemeinschaft und zum Führerprinzip, wobei die Rede nur mittelbar, durch einen Bericht des linientreuen Schriftführers überliefert ist.
Als Vereinsvorsitzender war es offenbar Kaufmanns Hauptanliegen, sein Lebenswerk, den Eifelverein zu erhalten. Allerdings ist hervorzuheben, dass er als Vorsitzender für alles, was im Verein geschah beziehungsweise veröffentlicht wurde, die Verantwortung trug und damit auch für Artikel von Eifelvereinsmitgliedern, welche auf diese Weise nationalsozialistische Propaganda betrieben. Dadurch wurde innerhalb eines eigentlich unpolitischen Vereins ein weiterer Kanal geschaffen, um das Gedankengut des neuen Regimes beim konservativen Bürgertum in den Großstädten und bei der überwiegend katholischen Landbevölkerung der Eifel zu verbreiten und so zur Stabilisierung des Systems beizutragen.
Quellen
Ungedruckte Quellen
Archiv der Universität Bonn, Nr. 454.
Archiv der Universität Bonn, P I 77-553.
Gedruckte Quellen
Eifelvereinsblatt, herausgegeben vom Hauptvorstande des Eifelvereins, Jahrgänge 1900–1932 (wieder abgedruckt in: Zender, Michael (Hg.), Eifel-Heimatbuch, Bonn 1924/25).
Die Eifel, Zeitschrift des Eifelvereins, herausgegeben vom Hauptvorstande des Ei-felvereins, Jahrgänge 1933-1945.
Literatur
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Online
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Schmit, Franz-Josef, Novemberpogrom in Wittlich/Prozess gegen Kölle 1953, in: Website des Der Arbeitskreises „Jüdische Gemeinde Wittlich" [Online].
- 1: Eine Kaufmann-Biographie ist ein Desiderat der Forschung. Sie wird einerseits durch seine langjährige, über mehrere politische Epochen hinweg reichende Tätigkeit und andererseits durch die Vielzahl seiner Aktivitäten erschwert. Der überwiegende Teil der biographischen Informationen entstammt den Jubiläumsschriften des Eifelvereins von 1913, 1938, 1948 und 1988 und besitzt so panegyrische Züge; eine kritische Aufarbeitung namentlich seiner Aktivitäten in den Jahren 1933 bis 1945 steht noch aus.
- 2: Höroldt, Kaufmann.
- 3: Für eine Stammtafel der Familie und zahlreiche Hinweise danke ich Kaufmanns Enkel Dr. Jürgen Kaufmann (Ernster, Luxemburg).
- 4: Lepper, Kaufmann; Kaufmann, Kaufmann; Pastor, Kaufmann.
- 5: Kaufmann, Jugendtagen.
- 6: Sehr aufschlussreich ist seine Personalakte im Archiv des Corps Saxonia, in das er vermutlich 1884 mit seinem Bruder Julius ohne Wissen des Vaters eingetreten war. Depositum im Archiv der Universität Bonn, Nr. 454.
- 7: Romeyk, Verwaltungsbeamten, S. 563.
- 8: Beide Brüder waren Mitglied im Corps Saxonia.
- 9: Immer noch umfangreichste Darstellung mit einer Fülle von 1944 untergegangenen Materialien: Zender, Eifelverein; Brogiato und andere, Geschichte, S. 185-320; Juchem, Eifelverein.
- 10: Umfangreiche Berichterstattung im Eifelvereinsblatt 14 (1913). Kursorisch ausgewertet bei Schmid, 125 Jahre, S. 11-30.
- 11: Zum Vereinsjubiläum von 1913, zur Erlöserkirche in Gerolstein und zu den fünf Eifelfahrten Kaiser Wilhelms II. bereitet der Verfasser eine umfangreiche Darstellung vor, vgl. vorerst Schmid, Kaiseraltar; Hülsheger, Inspektionsfahrten.
- 12: Kimpen, Geschichte; Kimpen, 60 Jahre, S. 21-29; Brogiato und andere, Geschichte, S. 347-408; Lukaßen, Eifelverein, S. 49-72.
- 13: Eifelvereinsblatt 16 (1915), S. 17, 164.
- 14: Eifelvereinsblatt 14 (1913), S. 140; Eifelvereinsblatt 21 (1920), S. 33.
- 15: Roleff, Prüm, S. 341.
- 16: Eifelvereinsblatt 26 (1925), S. 43; Eifelvereinsblatt 27 (1926), S. 131; Brogiato und andere, Geschichte, S. 367; Losse, Bildhauer; Einig, Burger.
- 17: In seiner Einführung und Widmung schrieb Michael Zender: Am Steuerruder des Eifelvereins waltet ein umsichtiger Lenker seines schwierigen Führeramtes [...]. Zender, Eifel-Heimatbuch, S. 7.
- 18: Eifelvereinsblatt (1929), Nr. 5.
- 19: Spoo, [Aloys], Der Duce, in: Eifelvereinsblatt (1929), S. 70-72.
- 20: Eifelvereinsblatt 30 (1929), S. 177; Kimpen, 60 Jahre, S. 25; Brogiato und andere, Geschichte, S. 393.
- 21: Kimpen, Geschichte, S. 26-34; Kimpen, 60 Jahre, S. 29-44; Neu, Eifelverein.
- 22: Die Eifel 34 (1933), S. 43-44.
- 23: Blum, [Peter], Unser Grenzlandtag in Monschau, in: Die Eifel 34 (1933), S. 83-86. Zur politischen Biographie seiner um die Landeskunde sehr verdienstvollen Person völlig unkritisch sein Nachruf, aber auch spätere Würdigungen: Gerhardus, Blum; Pauly, Leben; Mayer, Blum; Hammes, Blum.
- 24: Die Eifel 34 (1933), S. 91-92.
- 25: Blum, [Peter], Gegen Verschandelung am Weinfelder Maar! Der Heimatschwur der Eifel am 23. Juli 1933, in: Die Eifel 34 (1933), S. 105-106. Der Konflikt hat eine längere Vorgeschichte, die bereits in die Zeit vor 1933 zurückreicht, vgl. Brogiato und andere, Geschichte, S. 406.
- 26: Hauth, Ulrich, „Keiner im Kreis Kreuznach wagte ihm zu widersprechen.“ Ernst Schmitt war von 1930 bis 1945 hiesiger Kreisleiter der NSDAP, in: Bad Kreuznacher Heimatblätter 96 (2016), S. 13-20. [https://heimatkundeverein-kh.de/wp-content/uploads/2020/12/heimatblaetter_2016.pdf].
- 27: Die Eifel 34 (1933), S. 137-139. Zum Denkmal und seiner Einweihung: Korden, Denkmal. Weitere Separatistenabwehr-Denkmäler gibt es in Bad Honnef-Hövel (1935), Rheinbreitbach (1933) und Laufeld bei Wittlich (1925, Bildhauer Carl Burger). Für ein großes Monument auf dem Himmerich bei Bad Honnef wurde 1933 der Grundstein gelegt, es blieb aber unvollendet. Wie wichtig den neuen Machthabern die Propaganda im Eifelverein war, belegt der in der Rubrik „Geschichtliche Mitteilungen vom Verein für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande in Bonn“ erschienene Aufsatz Friedrichs, Separatistenabwehr.
- 28: Die Eifel 34 (1933), S. 137-139.
- 29: Die Eifel 34 (1933), Nr. 11.
- 30: Albert, Benediktinerabtei. Die offensichtlich recht engen Beziehungen zwischen Kaufmann und dem Abt von Maria Laach müssten genauer untersucht werden. 1921 gehörte P. Gilbert Rahm OSB dem Hauptvorstand des Eifelvereins an, vgl. Brogiato und andere, Geschichte, S. 354. Ab 1925 positionierte sich der Eifelverein energisch gegen Pläne für ein Pumpspeicherwerk am Laacher See, vgl. Brogiato und andere, Geschichte, S. 373, 383-388; Lukaßen, Eifelverein, S. 70-72.
- 31: B[aur], [Viktor], Geheimrat Kaufmann zum 70. Geburtstag, in: Die Eifel 34 (1933), S. 148-150.
- 32: Laut Auskunft des Bundesarchivs Berlin vom 10.9.2024 war Kaufmann weder Mitglied der NSDAP noch anderer NS-Organisationen.
- 33: Spoo, A[loys], Wir Eifeler und die Neue Zeit, in: Die Eifel 34 (1933), S. 150-152.
- 34: Der 1896 in Trier geborene Spoo veröffentlichte ab 1925 zahlreiche Gedichte und Artikel in den Periodika des Eifelvereins. Besonders hervorgehoben sei sein programmatischer Aufsatz zu den Grundlagen einer Kulturarbeit im Sinne des NS-Regimes: Dietarbeit – und warum, in: Die Eifel 40 (1939), S. 18-19. Der hochdekorierte SS-Mann und Major fiel 1942 in Russland, zu seinem martialischen Totengedenken vgl. Die Eifel 43 (1942), S. 103, 121; Kimpen, 60 Jahre, 1948, S. 41-42 (sein Tod stellte einen fast unersetzlichen Verlust dar). Sein Gedicht „Eifeltreue“ wurde 1950 in dem von Emil Kimpen herausgegebenen Eifel-Heimatbuch, Band 2, Bonn 1950, S. 155, wieder abgedruckt.
- 35: Bemerkenswert ist eine Veröffentlichung im Zusammenhang mit der Wallfahrt zum Heiligen Rock 1933 (Schmid, Wallfahrt): Gansen, Erinnerung.
- 36: Die Suche nach jüdischen Mitgliedern beziehungsweise nach deren Ausschluss aus dem Eifelverein ist schwierig, aber aufgrund der Identifizierung von Mitwanderern auf Fotos durchaus möglich. Nachweise für Gemünd, Hellenthal/Blumenthal, Euskirchen, Liblar, Rheinbach, Meckenheim, Zülpich und Koblenz bei Arntz, Suche.
- 37: Gueth, H[einrich], Eine festliche Herbsttagung, verbunden mit der Feier des 70. Geburtstages unseres Führers K. Kaufmann in Trier, am 20. Nov. 1933, in: Die Eifel 34 (1933), S. 162-164.
- 38: Schmidt, Wandern.
- 39: Die Eifel 34 (1933), S. 172-173.
- 40: Die Eifel 35 (1934), S. 5-6.
- 41: Vgl. die Würdigung von Kaufmanns Leistung als Landeshistoriker bei Niessen, Josef, Karl Leopold Kaufmann als Heimatforscher (Zu seinem 70. Geburtstag), in: Die Eifel 34 (1933), S. 152-153.
- 42: Archiv der Universität Bonn, P I 77-553.
- 43: Die Eifel 35 (1934), S. 86-87. Es würde den Rahmen dieser Studie sprengen, auch noch den Jahrgang 1934 und die folgenden Bände der Mitgliederzeitschrift zu untersuchen. Neben Aloys Spoo – dessen Artikel (S. 145-146) ein martialischer Aufzug mit Hakenkreuzfahnen am Totenmaar illustriert –, finden wir mit dem Mayener Finanzbeamten Georg Schlitt einen weiteren NS-Propagandisten (Die Volksgemeinschaft naturgesetzlich bedingt! Der Eifel-Verein als Pflegstätte wahrer Volksgemeinschaft!, S. 165-167). Vgl. zur Person Schmid, Rädchen, S. 94-96. Hingewiesen sei außerdem auf den anlässlich seines Todes veröffentlichten pathetischen Artikel über Hindenburg in Die Eifel 35 (1934), S. 103-104 und über die Grundsteinlegung der Burg Vogelsang, Die Eifel 35 (1934), S. 137.
- 44: Baur, Viktor, Eifel im Aufstieg, in: Die Eifel 39 (1938), S. 1-3.
- 45: Der Eifelverein stand dem Projekt zunächst skeptisch gegenüber, vgl. Brogiato und andere, Geschichte, S. 372; Lukaßen, Eifelverein, S. 69-70; Haffke, Nürburgring.
- 46: Schmitt-Kölzer, Bau.
- 47: Popp, Oskar A., Die neue Meisterschule für Malerei in Kronenburg, in: Die Eifel 39 (1938), S. 89-90; Ruland, Hermann-Göring-Meisterschule; Doll, Mäzenatentum; Arntz, Hermann-Göring-Meisterschule.
- 48: B[aur]r, [Viktor], Bekenntnis zur größeren Heimat!, in: Die Eifel 39 (1938), S. 41-43.
- 49: Jatho, Werner.
- 50: Die Eifel 39 (1938), Nr. 6.
- 51: Kimpen, [Emil], Fünfzig Jahre Eifelverein, in: Die Eifel 39 (1938), S. 67-69; Kimpen, Geschichte.
- 52: Schramm, [Josef], Der Eifelverein in der neuen Zeit, in: Die Eifel 40 (1939), S. 71-72. Eine Biographie Schramms als Landrat ist ein Desiderat, vgl. Romeyk, Verwaltungsbeamte, S. 734-735; Schmid, Schramm.
- 53: B[au]r, [Viktor], Tradition verpflichtet!, in: Die Eifel 39 (1938), S. 85. Der anschließende Bericht: Unser Jubelfest in Trier, S. 86-89, ist namentlich nicht gekennzeichnet und gehört vermutlich dazu.
- 54: Die Eifel 40 (1939), S. 92-94.
- 55: St[ier], K[arl], Der Eifelverein in Manderscheid, in: Die Eifel 40 (1939), S. 125-126; B[au]r, [Viktor], Geheimrat Kaufmann 75 Jahre alt, in: Die Eifel 39 (1938), S. 127. Zu Kölle Schmit, Novemberpogrom.
- 56: Schmid, Rädchen; Schmid, Wandertag.
- 57: Schmid, Zeitschrift.
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Schmid, Wolfgang, Karl Leopold Kaufmann und der Eifelverein (1933-1938), in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/karl-leopold-kaufmann-und-der-eifelverein-1933-1938/DE-2086/lido/66c3128289a8f5.18025314 (abgerufen am 12.10.2024)