Krefeld im Ersten Weltkrieg

Daniela Gillner (Krefeld)

Denkmal für Karl Wilhelm auf dem Ostwall. (Stadtarchiv Krefeld)

1. Kriegsbeginn in Krefeld

Am Abend des 25.7.1914 ver­brei­te­te sich die Nach­richt vom Ab­bruch der di­plo­ma­ti­schen Be­zie­hun­gen Ös­ter­reich-Un­garns zu Ser­bi­en und dem her­auf­zie­hen­den Krieg auch in Kre­feld ra­sant. Laut Be­rich­ten des Ge­ne­ral-An­zei­gers ha­be das Ein­tref­fen der Mel­dung ge­gen halb 10 Uhr abends zu spon­ta­nen Äu­ße­run­gen von va­ter­län­di­scher Be­geis­te­rung An­lass ge­ge­ben. Über­all dort, wo sich vie­le Men­schen ver­sam­melt hat­ten, in Ca­fés und Gast­stät­ten, ha­be man pa­trio­ti­sche Ge­sän­ge an­ge­stimmt, na­tio­na­lis­ti­sche Re­den und An­spra­chen vor­ge­tra­gen und zahl­rei­che Ge­sprä­che ge­führt, in de­nen der Em­pö­rung über das At­ten­tat von Sa­ra­je­vo, der Kri­tik an der un­ver­ant­wort­li­chen Hal­tung der ser­bi­schen Re­gie­rung und der Zu­stim­mung zum Vor­ge­hen Ös­ter­reich-Un­garns Aus­druck ver­lie­hen wur­den. Al­ler­dings ge­sell­te sich in den nächs­ten Ta­gen ne­ben die Eu­pho­rie recht schnell das Wis­sen um den Ernst der La­ge, in der sich auch das Deut­sche Reich nun be­fand. Die dro­hen­de Kriegs­ge­fahr be­schäf­tig­te die Be­völ­ke­rung und mit der Ver­hän­gung des Kriegs­zu­stan­des am 31. Ju­li schien die Fra­ge nach Krieg oder Frie­den be­ant­wor­tet. Noch am sel­ben Tag wa­ren am Be­zirks­kom­man­do, am Rat­haus, an An­schlag­säu­len und Stra­ßen­ecken Pla­ka­te auf­ge­hängt wor­den, die dem Kriegs­zu­stand an­ge­mes­se­ne Ma­ß­re­geln und Be­stim­mun­gen ver­kün­de­ten. Die Wel­le der Be­geis­te­rung, die Tei­le der Stadt noch we­ni­ge Ta­ge zu­vor er­fasst hat­te, sei laut Zei­tungs­be­rich­ten völ­lig ab­ge­ebbt und an ih­re Stel­le die Ent­schlos­sen­heit ge­tre­ten, für Kai­ser und Reich an die Front zu mar­schie­ren, denn es gel­te, so noch ein­mal der Ge­ne­ral-An­zei­ger, „[…] gründ­li­che Ab­rech­nung mit dem Sla­wen­tum zu hal­ten, das mit sei­nen ewi­gen Her­aus­for­de­run­gen nicht Ru­he [gab], bis die deut­sche Frie­dens­lie­be schlie­ß­lich nicht mehr stand­hal­ten [konn­te].“ [1]  Um end­gül­ti­ge Ge­wiss­heit über die Si­tua­ti­on zu er­lan­gen, ver­sam­mel­ten sich auch in den Abend­stun­den des 31. Ju­li vie­le Kre­fel­der Bür­ger vor den Zei­tungs­re­dak­tio­nen und hoff­ten auf neue Nach­rich­ten. Noch am 1. Au­gust ver­such­te die Ta­ges­pres­se als Re­ak­ti­on auf die Kriegs­zu­stands­er­klä­rung Kai­ser Wil­helms II. (Re­gent­schaft 1888-1918), die Men­schen zu be­ru­hi­gen und sie dar­auf vor­zu­be­rei­ten, dass „das Spiel mit der Un­ge­wi­ßheit sich in den nächs­ten Ta­gen und Wo­chen, viel­leicht Mo­na­ten noch oft wie­der­ho­len [wer­de].“ [2] 

Als am 3.8.1914 je­doch die Zei­tun­gen in Kre­feld er­schie­nen, wa­ren be­reits die ers­ten Ta­ge seit der Kriegs­er­klä­rung Deutsch­lands an Russ­land und der Be­fehl zur Ge­ne­ral­mo­bil­ma­chung ver­gan­gen. Al­lein am 1. Au­gust hat­ten sich 60 Ju­gend­li­che frei­wil­lig beim 2. West­fä­li­schen Hu­sa­ren­re­gi­ment Nr. 11 ge­mel­det. Am Abend sol­len sich dann über 1.000 Men­schen am Karl-Wil­helm-Denk­mal auf dem Ost­wall ver­sam­melt ha­ben, um von da aus in ei­ner ste­tig wach­sen­den Men­schen­men­ge wei­ter zu ei­ner Kund­ge­bung über das Krie­ger­denk­mal auf dem Fried­richs­platz hin zur Woh­nung von Ober­bür­ger­meis­ter Jo­han­nes Jo­han­sen auf dem West­wall zu zie­hen. Wäh­rend des Marschs hät­ten die Men­schen die von Karl Wil­helm (1815-1873) ver­ton­te `Wacht am Rhein´ ge­sun­gen.[3]  Am fol­gen­den Tag war un­ter Ju­bel der Kre­fel­der Be­völ­ke­rung das Hu­sa­ren­re­gi­ment mit sei­ner Mo­bil­ma­chungs­or­der aus­ge­rückt. Dies sei ein his­to­ri­scher Mo­ment ge­we­sen, wie aus Zei­tungs­be­rich­ten zu ent­neh­men war, als `Kre­felds Stolz´ die Stadt ver­ließ.[4]  Eben­so um­ju­belt war auch der Ein­zug des 2. West­fä­li­schen Hu­sa­ren­re­gi­ments Nr. 11 am 2.4.1906 ge­we­sen, als Kai­ser Wil­helm II. per­sön­lich die grü­nen Hu­sa­ren in die Stadt führ­te.[5]  Nach dem Ers­ten Welt­krieg kehr­ten die Hu­sa­ren al­ler­dings nicht nach Kre­feld zu­rück.

 

Im Rah­men ei­ner au­ßer­or­dent­li­chen Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten am 3. Au­gust er­klär­te Ober­bür­ger­meis­ter Jo­han­sen, dass in Kre­feld im Ge­gen­satz zu an­de­ren Städ­ten in den ers­ten Ta­gen nach Kriegs­aus­bruch und Ge­ne­ral­mo­bil­ma­chung kein gro­ßer An­sturm auf Le­bens­mit­tel statt­ge­fun­den hat­te; die Re­ak­ti­on der Ver­samm­lung („Na, na!“) ließ al­ler­dings auf An­de­res schlie­ßen. Über­haupt stan­den Wirt­schafts- und Ver­sor­gungs­fra­gen be­reits zu die­sem Zeit­punkt ganz oben auf der Ta­ges­ord­nung der Stadt­po­li­tik. So wa­ren durch die städ­ti­sche Fi­nanz­kom­mis­si­on be­reits Ein­käu­fe ge­tä­tigt wor­den, um not­falls preis­re­gu­lie­rend ein­grei­fen zu kön­nen. Des Wei­te­ren soll­te ei­ne Dienst­stel­le für die An­wer­bung von Ar­bei­tern für die Land­wirt­schaft er­rich­tet wer­den, da­mit ge­nü­gend Kräf­te zum Ein­brin­gen der Ern­te vor­han­den sein wür­den. Da­ne­ben plan­te man, fi­nan­zi­el­le Un­ter­stüt­zung für An­ge­hö­ri­ge von Ein­be­ru­fe­nen über das hin­aus zu ge­währ­leis­ten, was das Reich zur Ver­fü­gung stell­te. Was den Geld­ver­kehr be­traf, so ha­be es noch kei­ne Be­ein­träch­ti­gun­gen bis auf we­ni­ge Ab­he­bun­gen bei der Spar­kas­se ge­ge­ben.[6]  Dass sich die­se Si­tua­ti­on je­doch schnell ver­än­der­te, zei­gen die Zei­tungs­be­rich­te und Zei­tungs­auf­ru­fe der fol­gen­den Ta­ge. So war bei­spiels­wei­se die Re­de von ei­nem `Sturm auf die Spar­kas­sen´.[7]  Be­reits am 4. Au­gust wur­de die Be­völ­ke­rung von der Han­dels­kam­mer Kre­feld da­zu auf­ge­ru­fen, Pa­pier­geld an­zu­neh­men. Man ha­be die Be­ob­ach­tung ge­macht, dass „[…] wei­te Krei­se ein voll­stän­dig un­be­grün­de­tes Mi­ß­trau­en ge­gen das […] im Um­lauf be­find­li­che Pa­pier­geld zei­gen […]“ und dass „[…] die An­nah­me des Pa­pier­gel­des ver­wei­gert wird.“[8]  Vor al­lem die Ge­schäfts­welt wur­de an­ge­mahnt, die No­ten der Reichs­bank an­zu­neh­men, um „[…] Ord­nung und Si­cher­heit des Zah­lungs­ver­kehrs […] auf­recht zu er­hal­ten.“[9]  Der Auf­ruf zur An­nah­me von Pa­pier­geld wur­de nur zwei Ta­ge spä­ter wie­der­holt, die­ses Mal zu­sätz­lich mit ei­ner Mah­nung an die Spar­kas­sen ver­se­hen, bei Ab­he­bun­gen nicht nur grö­ß­ten­teils Pa­pier­geld aus­zu­ge­ben, son­dern die Men­schen auch mit aus­rei­chend Sil­ber­geld zu ver­sor­gen, da­mit sie ih­ren An­ge­le­gen­hei­ten nach­ge­hen konn­ten.[10]  Des Wei­te­ren wur­de an die ge­sam­te Be­völ­ke­rung ap­pel­liert, (Hand­wer­ker-)Rech­nun­gen zu be­glei­chen und un­ein­ge­schränkt al­len Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen nach­zu­kom­men.[11]  Am 12. Au­gust wies Ober­bür­ger­meis­ter Jo­han­sen er­neut in ei­ner Be­kannt­ma­chung dar­auf hin, dass der Krieg nie­man­den von sei­nen Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen ent­hob, al­so auch wei­ter­hin Mie­te ge­zahlt wer­den müs­se, und auch kei­nen Ar­beit­ge­ber da­zu be­rech­ti­ge, sei­ne An­ge­stell­ten so­fort zu ent­las­sen.[12] 

Husaren Regiment Nr. 11, Einzug in die Kaserne, 1913. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Dass die Be­richt­er­stat­tung der Kre­fel­der Pres­se ein­deu­tig pro­pa­gan­dis­ti­sche Zü­ge auf­wies, ist zahl­rei­chen Mel­dun­gen der ers­ten Kriegs­ta­ge zu ent­neh­men. So ha­be seit dem ers­ten Mo­bil­ma­chungs­tag am Kre­fel­der Haupt­bahn­hof star­ker Ver­kehr ge­herrscht: Zug auf Zug sei ge­folgt, um die Trup­pen an die West­gren­ze nach Bel­gi­en zu be­för­dern. Die Stim­mung un­ter den Sol­da­ten sei her­vor­ra­gend ge­we­sen und bei je­dem Halt am Gleis sei aus den Wa­gen `fro­her Ge­sang´ er­tönt, manch­mal so­gar vier­stim­mig. [13]  ­Die Wa­gen selbst wa­ren mit Auf­schrif­ten wie `Die bes­ten Schüt­zen, ein­ge­la­den zum Preis­schie­ßen in Pa­ris´ (Fü­si­lie­re) oder `Rus­si­sche Ei­er, fran­zö­si­scher Sekt, deut­sche Hie­be, Jong, dat schmeckt´ ver­ziert.[14]  Ver­sorgt wur­den die Trup­pen auf ih­rer Durch­rei­se durch den Va­ter­län­di­schen Frau­en­ver­ein und den Zweig­ver­ein vom Ro­ten Kreuz, die am Haupt­bahn­hof ei­ne Er­fri­schungs­sta­ti­on ein­ge­rich­tet hat­ten. Von den Frau­en er­hiel­ten die durch­fah­ren­den Sol­da­ten klei­ne Auf­merk­sam­kei­ten wie Spei­sen, Ge­trän­ke und Zi­ga­ret­ten.[15]  Ge­gen­über den Frau­en hät­ten sich die Sol­da­ten ta­del­los ver­hal­ten.[16]  Zur Un­ter­stüt­zung der Er­fri­schungs­sta­ti­on er­gin­gen in den Ta­ges­zei­tun­gen Spen­den­auf­ru­fe, die an die Op­fer­wil­lig­keit der Kre­fel­der Be­völ­ke­rung ap­pel­lier­ten.[17] 

Auch wenn vie­le Ein­be­ru­fe­ne Kre­feld ver­lie­ßen, so stie­ßen in den fol­gen­den Wo­chen doch im­mer neue Trup­pen in die zum Auf­marsch­ge­biet ge­hö­ren­de Stadt. Die Ein­quar­tie­run­gen bei den Kre­fel­dern ver­lie­fen meist rei­bungs­los. Ne­ben Be­schwer­den über Ein­quar­tie­run­gen zu spä­ter Stun­de, die die nächt­li­che Ru­he stör­ten, gab es ver­ein­zelt Fäl­le, in de­nen die Sol­da­ten von ih­rem Gast­ge­ber aus­quar­tiert wur­den. Ober­bür­ger­meis­ter Jo­han­sen er­in­ner­te die Kre­fel­der in ei­ner Be­kannt­ma­chung dar­an, dass nächt­li­che Ru­he­stö­run­gen auf Grund der un­be­kann­ten An­kunfts­zei­ten der Trup­pen nicht zu ver­mei­den sei­en, die­se je­doch für je­der­mann we­gen der den Sol­da­ten be­vor­ste­hen­den Auf­ga­ben er­trag­bar sein soll­ten.[18]  Zu­dem be­ton­te er, dass je­der Bür­ger ver­pflich­tet sei, auch oh­ne vor­he­ri­ge An­mel­dung und auch nachts Ein­quar­tie­run­gen vor­zu­neh­men.[19]  Die Kre­fel­der Zei­tung hin­ge­gen for­der­te das Ein­quar­tie­rungs­amt der Stadt da­zu auf, die be­trof­fe­nen Bür­ger bes­ser über an­ste­hen­de Ein­quar­tie­run­gen zu in­for­mie­ren, da an­sons­ten die Si­tua­ti­on für bei­de Sei­ten glei­cher­ma­ßen un­an­ge­nehm wä­re, so­wohl für die Sol­da­ten als auch für die Bür­ger.[20]  In der auf­ge­heiz­ten At­mo­sphä­re konn­ten sol­che Un­an­nehm­lich­kei­ten schnell zu so­zia­lem Un­frie­den füh­ren, et­wa wenn in Be­zug auf Aus­quar­tie­run­gen in ei­nem Le­ser­brief be­merkt wur­de, dass die­se le­dig­lich von `bes­ser ge­stell­ten Leu­ten´ und von sol­chen, die nie dem Va­ter­land an der Waf­fe ge­dient hat­ten, vor­ge­nom­men wür­den. An sol­che Quar­tier­ge­ber er­ging der Ap­pell, kei­nen Sol­da­ten aus­zu­quar­tie­ren, son­dern für sein Wohl­be­fin­den zu sor­gen, so wie die­ser für das des Da­heim­ge­blie­be­nen an der Front sor­gen wür­de.[21]  Des Wei­te­ren wur­de im Zu­sam­men­hang mit den Ein­quar­tie­run­gen und durch­zie­hen­den Trup­pen mehr­fach in den Ta­ges­zei­tun­gen dar­auf hin­ge­wie­sen, den Sol­da­ten kei­nen Al­ko­hol an­zu­bie­ten und sie zu­dem von Gast­stät­ten­be­su­chen ab­zu­hal­ten.[22]  Die Er­fah­rung an­de­rer Feld­zü­ge ha­be näm­lich ge­zeigt, dass die Kriegs­stim­mung oft in Trun­ken­heit aus­ar­te, wenn den Trup­pen als be­son­de­rer Lie­bes­be­weis al­ko­ho­li­sche Ge­trän­ke an­ge­bo­ten wor­den wa­ren.[23]  Doch nicht nur Sol­da­ten und kurz vor der Ein­be­ru­fung Ste­hen­de soll­ten dem Al­ko­hol ent­sa­gen, son­dern auch je­der an­de­re Bür­ger. Män­ner wie Frau­en soll­ten der Auf­for­de­rung des `Be­zirks­ver­eins ge­gen den Miss­brauch geis­ti­ger Ge­trän­ke´ und der `Ab­sti­nenz­ver­ei­ne´ fol­gen und dem Al­ko­hol für die Dau­er des Krie­ges ent­sa­gen.

Einzug des 11. Westfälischen Husaren-Regiments No. 11. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Frau­en, die sich in den Dienst des Va­ter­lan­des stel­len woll­ten, er­hiel­ten durch den Va­ter­län­di­schen Frau­en­ver­ein die Mög­lich­keit, sich in der frei­wil­li­gen Kriegs­kran­ken­pfle­ge zu en­ga­gie­ren. Wer den nö­ti­gen Lehr­gang für die Aus­bil­dung zur Hel­fe­rin noch nicht ab­sol­viert hat­te, der konn­te sich da­für mel­den.[24]  Der An­drang war je­doch so groß, dass be­reits zwei Ta­ge nach dem ers­ten Auf­ruf ei­ne Fol­ge­mel­dung er­schien, nach der zu­nächst von wei­te­ren An­mel­dun­gen ab­ge­se­hen wer­den soll­te.[25]  Die­ses Vor­ge­hen wur­de je­doch kri­ti­siert, da le­dig­lich ei­ne klei­ne Zahl von Frau­en zur Aus­bil­dung an­ge­nom­men wur­de und die meis­ten da­von zu­dem ver­hei­ra­tet wa­ren. Vie­le hilfs­wil­li­ge Frau­en wa­ren ent­täuscht und es wur­de die Fra­ge ge­stellt, ob es wirk­lich klug sei, de­ren Aus­bil­dung in An­be­tracht der La­ge zu ver­schie­ben. Zu­dem wur­de Un­ver­ständ­nis über die Be­vor­zu­gung ver­hei­ra­te­ter Frau­en zum Aus­druck ge­bracht, da sich die­se pri­mär um die Fa­mi­lie und die Ein­quar­tie­run­gen küm­mern muss­ten. Da­her soll­ten vor­zugs­wei­se un­ver­hei­ra­te­te Frau­en mit dem Plä­doy­er `ei­ne ge­wis­se Prü­de­rie ver­bie­tet der Ernst der La­ge´ aus­ge­bil­det wer­den.

Das weib­li­che En­ga­ge­ment in den ers­ten Ta­gen des Au­gusts 1914 war auch in an­de­ren Be­rei­chen The­ma in der Ta­ges­pres­se. So schil­der­te bei­spiels­wei­se am 7. Au­gust ein Le­ser sei­ne Be­geg­nun­gen und Ge­sprä­che mit Bau­ers- und mit Stadt­frau­en. Wäh­rend Ers­te­re wie selbst­ver­ständ­lich die Rol­le ih­rer Män­ner bei der Be­wirt­schaf­tung der Hö­fe ein­ge­nom­men hät­ten, ob­wohl sie durch die viel­fach an­stren­gen­de kör­per­li­che Ar­beit an ih­re Gren­zen ge­sto­ßen sei­en, und ein­stim­mig der Mei­nung wä­ren, dass es ge­hen müs­se, dass sie es schaf­fen müss­ten, sei­en die Frau­en in den Städ­ten schein­bar von der ver­än­der­ten Si­tua­ti­on wie ge­lähmt ge­we­sen. Denn an­statt ih­ren ge­wohn­ten Ta­ges­ab­läu­fen nach­zu­kom­men und die da­mit ver­bun­de­nen Pflich­ten zu er­fül­len, wür­den sie sich schein­bar den gan­zen Tag mit Ge­rüch­ten und Ge­re­de aus­ein­an­der­set­zen und sich die Fra­ge stel­len, wer jetzt für sie sor­gen sol­le. In ei­ner Art Mahn­wort wur­den die­se Frau­en im Ge­gen­zug da­zu auf­ge­for­dert, sich über ih­re Ver­sor­gung und die ih­rer Kin­der Ge­dan­ken zu ma­chen, denn Hilfs­an­ge­bo­te gä­be es ge­nug, ein­zig der Wil­le zäh­le. Sie soll­ten den Ernst der La­ge er­ken­nen, ih­re häus­li­chen Auf­ga­ben wie­der auf­neh­men und so weit al­les in Ord­nung brin­gen, dass sie be­reit wä­ren, Be­schäf­ti­gung au­ßer­halb des Heims zu su­chen, um für sich und ih­re Kin­der für den Un­ter­halt zu sor­gen.[26]  Zu­dem soll­ten sie ihr äu­ße­res Er­schei­nungs­bild in Kriegs­zei­ten nicht ver­nach­läs­si­gen. So mahnt ei­ne Le­se­rin in ei­nem Brief al­le Frau­en, trotz der erns­ten und schwie­ri­gen Si­tua­ti­on kei­ne Trau­er zu tra­gen, da­mit sie durch ihr düs­te­res Aus­se­hen die durch­zie­hen­den Sol­da­ten nicht be­las­te­ten. Al­le Frau­en soll­ten `wel­sche Mo­de´, `wel­schen Tand´ und al­len über­flüs­si­gen Lu­xus ab­le­gen und sich an­ge­mes­sen deutsch klei­den.[27]  Als Hö­he­punkt die­ser Ent­wick­lung wur­den schlie­ß­lich am 2.6.1916 al­le Frau­en dar­auf auf­merk­sam ge­macht, dass die Ein­fuhr und der Ver­kauf von aus­län­di­schen Mo­de­zeit­schrif­ten ver­bo­ten wur­de, um den „[…] nach Deutsch­land ge­tra­ge­nen [vor al­lem fran­zö­si­schen] Aus­wüch­sen in der Frau­en­mo­de und der Stoff­ver­schwen­dung in der Frau­en­klei­dung ent­ge­gen­zu­tre­ten.“[28]  Die­se Maß­nah­me soll­te als Si­gnal an al­le Frau­en die­nen, sich dem Ernst der La­ge an­ge­mes­sen zu klei­den und kei­ne `Mo­de­tor­hei­ten´ zu be­ge­hen.

Kriegsgespann der Brauerei Tivoli. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Auch in an­de­ren Le­bens­be­rei­chen führ­te die hoch­ge­putsch­te Kriegs­stim­mung zu selt­sa­men Aus­wüch­sen. So wur­de nicht nur von Frau­en ver­langt, sich deutsch zu klei­den, auch Ge­schäfts­leu­te, Hand­wer­ker und Kauf­leu­te wur­den nach­drück­lich da­zu an­ge­hal­ten, sich auf ihr Deutsch­tum zu be­sin­nen und aus­län­di­sche Be­zeich­nun­gen bei Fir­men­na­men und Wa­ren ab­zu­le­gen. So soll­ten bei­spiels­wei­se der Mar­chend Tail­leur, der Coif­feur, das Ca­fé und das Re­stau­rant deut­schen Na­men wei­chen, denn die Wa­ren wür­den an Deut­sche ver­kauft und mit deut­schem Geld be­zahlt.[29]  Dem Auf­ruf Fol­ge leis­te­te bei­spiels­wei­se das Ca­fé Bris­tol auf der Fried­rich­stra­ße: Die In­ha­be­rin ver­kün­de­te die Um­be­nen­nung ih­res Lo­kals in `Kaf­fee­haus Deut­scher Kron­prinz´ in ei­ner An­zei­ge in den Ta­ges­zei­tun­gen.[30]  Kri­ti­siert wur­de hin­ge­gen die Stadt­ver­wal­tung Kre­feld für ih­re Stra­ßen­be­nen­nun­gen. An­statt ei­nen deut­schen Na­men wie `Jä­ger­hof­stra­ße´ oder `Wil­helm­hof­stra­ße´ zu wäh­len, ver­gab man die Be­zeich­nun­gen `Bock­u­m­er Al­lee´ und `Wil­helms­hofal­lee´.[31] 

Des Wei­te­ren mach­te sich schon we­ni­ge Ta­ge nach Kriegs­be­ginn in der Kre­fel­der Be­völ­ke­rung ein Aus­län­der­hass be­merk­bar, der sich be­son­ders ge­gen Bel­gi­er rich­te­te. So for­der­te man „Hin­aus mit den Bel­gi­ern aus Kre­feld!“ auf Grund von den in der Pres­se be­schrie­be­nen Miss­hand­lun­gen an Deut­schen in Bel­gi­en und drück­te sein Un­ver­ständ­nis dar­über aus, dass sich Bel­gi­er im­mer noch un­ge­hin­dert in Kre­feld be­we­gen könn­ten und selbst noch in Fir­men be­schäf­tigt wür­den, ob­wohl es ge­nug deut­sche Ar­bei­ter für die­se Auf­ga­ben gä­be.[32]  Denn schlie­ß­lich hat­ten nach Le­ser­mei­nung des Ge­ne­ral-An­zei­gers und der Kre­fel­der Zei­tung „[…] die ein­hei­mi­schen Kre­fel­der Ar­bei­ter ein Recht da­zu, die­se Stel­len der Bel­gi­er ein­zu­neh­men […].“[33] 

Kaffeehaus 'Deutscher Kronprinz'. (Stadtarchiv Krefeld)

 

2. Krefelder Kriegswirtschaft

Nach dem Be­geis­te­rungs­tau­mel der ers­ten Ta­ge zeig­te sich, dass Kre­felds Wirt­schafts­le­ben recht bald un­ter dem Krieg litt. Schon am 5.8.1914 fin­det sich im Ge­ne­ral-An­zei­ger ei­ne An­zei­ge des `Ver­eins der Me­tall-In­dus­tri­el­len für Crefeld, be­nach­bar­te Or­te und Uer­din­gen´, in der dar­auf auf­merk­sam ge­macht wur­de, dass in Fol­ge des Krie­ges so­wohl der Gü­ter­ver­kehr als auch der Ge­schäfts­ver­kehr sta­gnier­te und das Re­sul­tat Ar­beits­ein­schrän­kun­gen und Ent­las­sun­gen wa­ren. Der Ver­ein bat um Un­ter­stüt­zung aus der Land­wirt­schaft und an­de­ren In­dus­trie­zwei­gen, die bei­spiels­wei­se durch Rüs­tungs­auf­trä­ge noch stark aus­ge­las­tet wa­ren, um den Ar­bei­tern ei­ne An­stel­lung zu er­mög­li­chen.[34]  Fer­ner wur­den in der Land­wirt­schaft zu die­sem Zeit­punkt drin­gend Ern­te­hel­fer be­nö­tigt, da durch die Ein­be­ru­fun­gen Eng­päs­se beim Ein­brin­gen der Ern­te ent­stan­den wa­ren, die oh­ne Un­ter­stüt­zung neu­er Ar­beits­kräf­te nicht be­wäl­tigt wer­den konn­ten.[35]  In ei­nem Ap­pell soll­ten vor al­lem Ju­gend­li­che aus den Städ­ten da­zu er­mun­tert wer­den, in der Land­wirt­schaft ih­re Hil­fe an­zu­bie­ten, da je­de Ar­beit, die dem Va­ter­land dien­te, wich­tig sei, sei es an den Waf­fen oder auf den Fel­dern. Doch der Auf­ruf rich­te­te sich nicht nur an die Ju­gend, son­dern auch an die Land­wir­te. Die­se soll­ten die von der Stadt ein­ge­rich­te­te Ar­beits­ver­mitt­lungs­stel­le nut­zen und ih­ren Be­darf an Ar­beits­kräf­ten mel­den.[36]  Die Stadt­ver­wal­tung hat­te näm­lich so­fort auf die be­fürch­te­ten kriegs­be­ding­ten Ent­las­sun­gen re­agiert und am 4. Au­gust die bis da­to le­dig­lich mit städ­ti­schen Mit­teln un­ter­stütz­te Ar­beits­nach­weis­stel­le des `Ver­eins für so­zia­le Wohl­fahrts­ein­rich­tun­gen e. V.´ in die städ­ti­sche Dienst­stel­le `All­ge­mei­ne Städ­ti­sche Ar­beits­ver­mitt­lungs­stel­le´ um­ge­wan­delt.[37]  Es zeig­te sich be­reits kurz nach Kriegs­be­ginn, dass die Ein­rich­tung ei­ner sol­chen städ­ti­schen Stel­le auf Grund ei­ner ho­hen Zahl an Ar­beits­ent­las­sun­gen in sämt­li­chen Be­trie­ben not­wen­dig war.

Genesungsheim Hülser Berg. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Be­son­ders pro­ble­ma­tisch er­wies sich in die­ser Si­tua­ti­on Kre­felds Wirt­schafts­struk­tur, die ma­ß­geb­lich von der Tex­til­in­dus­trie be­stimmt wur­de. Die ein­sei­ti­ge Aus­rich­tung hat­te zur Fol­ge, dass die Stadt an­fäl­li­ger für Kri­sen war, zu­mal be­son­ders die Sei­den­in­dus­trie stark von ak­tu­el­len Mo­de­trends und in­ter­na­tio­na­len Ver­flech­tun­gen ab­hing.[38] 

So ent­fie­len vor Be­ginn des Ers­ten Welt­krie­ges et­wa ein Drit­tel der ge­sam­ten deut­schen Pro­duk­ti­on von Sei­den­stof­fen und et­wa die Hälf­te der deut­schen Samt- und Plüsch­ge­we­be­her­stel­lung auf Kre­feld. Rund 40 Pro­zent der Wa­ren wur­den di­rekt ex­por­tiert, teil­wei­se ge­lang­ten sie über deut­sche Zwi­schen­händ­ler ins Aus­land.[39]  Die Stadt Kre­feld hing al­so buch­stäb­lich am sei­de­nen Fa­den. Wohl hat­te es Ver­su­che ge­ge­ben, sich von der in Kre­feld herr­schen­den Mo­no­wirt­schaft zu ei­ner dif­fe­ren­zier­ten Wirt­schafts­struk­tur zu ent­wi­ckeln: Kre­feld woll­te vor al­lem durch ei­ne Ver­bes­se­rung der Ver­kehrs­la­ge und ei­nen di­rek­ten Zu­gang zum Rhein sei­ne At­trak­ti­vi­tät für neue In­dus­trie­zwei­ge stei­gern. Der ur­sprüng­li­che Plan ei­nes Ha­fens im Stadt­ge­biet, der durch ei­nen Ka­nal mit dem Rhein ver­bun­den wer­den soll­te, wur­de 1898 auf­ge­ge­ben.[40]  Statt­des­sen soll­te laut Be­schluss der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung vom 22.12.1899 der Ha­fen di­rekt am Rhein ent­ste­hen und mit Hil­fe ei­ner Gü­ter­bahn­tras­se ans Stadt­ge­biet an­ge­schlos­sen wer­den.[41] 

Da laut Be­schluss der Ha­fen auf au­ßer­städ­ti­schem Ge­biet er­rich­tet wer­den soll­te, näm­lich in der zum Land­kreis Kre­feld ge­hö­ren­den Ge­mein­de Linn, be­müh­te man sich um des­sen Ein­ge­mein­dung, die 1901 er­folg­te. Auch die zwi­schen Kre­feld und Linn lie­gen­den Ge­mein­den Bock­um, Op­pum und Ver­berg wur­den 1907 ein­ge­mein­det.[42] 

Ne­ben dem neu­en Rhein­ha­fen schuf die Kre­fel­der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung zu­dem noch wei­te­re An­rei­ze für neue In­dus­trie­zwei­ge, sich in Kre­feld an­zu­sie­deln. So ga­ran­tier­te die Stadt Steu­er­ver­güns­ti­gun­gen und ei­nen kos­ten­lo­sen Bahn­an­schluss an den Rhein­ha­fen.[43]  Be­son­ders Fir­men der Ei­sen- und Me­tall­in­dus­trie för­der­ten die wirt­schaft­li­che Pros­pe­ri­tät der Stadt. Durch den Ha­fen er­fuh­ren nicht nur der Spe­di­ti­ons­ver­kehr und der Um­schlag an Ge­trei­de, Koh­len und Holz ei­nen er­heb­li­chen Auf­schwung, son­dern es ließ sich auch ei­ne Rei­he von Be­trie­ben aus den un­ter­schied­lichs­ten Sek­to­ren im Ha­fen­ge­biet nie­der. Da­zu ge­hör­ten Braue­rei­en, Un­ter­neh­men der che­mi­schen In­dus­trie und der Mar­ga­ri­ne­her­stel­lung, Dün­ge­mit­tel- und Fut­ter­mit­tel­fa­bri­ken so­wie Ge­trei­de­hand­lun­gen.[44]  Zwar hat­te Kre­feld da­mit ei­ne Ent­wick­lung an­ge­sto­ßen, die ei­nen Struk­tur­wan­del be­wir­ken soll­te, durch den die Stadt wirt­schaft­lich un­an­fäl­li­ger für Kri­sen wer­den soll­te, doch schei­ter­te die­ses Vor­ha­ben am plötz­li­chen Aus­bruch des Ers­ten Welt­krie­ges.

Genesungsheim Hülser Berg, 1914/15. (Stadtarchiv Krefeld)

 

So war Kre­feld am Be­ginn des Krie­ges im­mer noch stark von der Samt- und Sei­den­in­dus­trie ge­prägt, al­so ei­nem In­dus­trie­zweig, der vor al­lem Lu­xus­gü­ter pro­du­zier­te und die­se in ho­hen Men­gen ins Aus­land wie bei­spiels­wei­se nach Eng­land, Frank­reich und Bel­gi­en ex­por­tier­te.[45]  Hier kam es be­reits im ers­ten Kriegs­jahr zu ei­nem deut­li­chen Pro­duk­ti­ons­rück­gang an Lu­xus­wa­ren. Al­ler­dings sei auch er­wähnt, dass die Kre­fel­der Sei­den­in­dus­trie noch bis Mit­te des Jah­res 1917 Roh­sei­de aus Ita­li­en im­por­tie­ren konn­te. Als Haupt­lie­fe­rant lag es im In­ter­es­se Ita­li­ens, die Aus­fuhr ei­nes wich­ti­gen Ex­port­ar­ti­kels so lan­ge wie mög­lich auch ge­gen den Wi­der­stand der an­de­ren En­ten­te­mäch­te auf­recht­zu­er­hal­ten. Zu­dem ar­gu­men­tier­te die ita­lie­ni­sche Re­gie­rung, dass Roh­sei­de nicht für Kriegs­zwe­cke[46]  zu ver­wen­den wä­re und da­her ihr Ex­port an das Deut­sche Reich kei­ne ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die En­ten­te­mäch­te ha­ben wür­de.[47]  Den Ex­port von Baum­wol­le stell­te Ita­li­en hin­ge­gen seit 1915 fast voll­stän­dig ein. Die Fol­ge wa­ren die Be­schlag­nah­mung von Baum­wol­le und das Her­stel­lungs­ver­bot für Baum­woll­stof­fe.[48]  Um den Be­darf an Baum­wol­le für das Heer zu si­chern, wur­de zu­dem durch ei­ne Ver­ord­nung vom 1.9.1915 die Pro­duk­ti­on von Be­darfs­gü­tern der Tex­til­in­dus­trie in­so­fern ver­bo­ten, als dass nur noch sol­che Ar­ti­kel her­ge­stellt wer­den durf­ten, die be­nö­tigt wur­den. Be­reits An­fang 1915 hat­ten die Tex­til­be­trie­be da­her ih­re Pro­duk­ti­on auf Hee­res­be­darfs­ar­ti­kel wie Brot­beu­tel­tuch, Zelt­stoff, Tor­nis­ter­fut­ter und Ver­bands­stoff um­ge­stellt.[49]  Die­se und an­de­re Maß­nah­men wie Aus- und Durch­fuhr­ver­bo­te von Baum­woll­er­zeug­nis­sen tra­fen vor al­lem die Kre­fel­der Samt­in­dus­trie, de­ren Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se von Baum­wol­le ab­hän­gig wa­ren.[50]  Die Fol­ge wa­ren Be­triebs­still­le­gun­gen und Ar­beits­ein­schrän­kun­gen. So er­folg­te bei­spiels­wei­se am 12.8.1915 die Be­kannt­ma­chung der Kre­fel­der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer, dass zur Stre­ckung der noch vor­han­de­nen Tex­til­roh­stof­fe die Ar­beits­zeit in vie­len Tex­til­be­trie­ben ein­ge­schränkt wür­de und die dor­ti­gen Ar­bei­ter le­dig­lich an je­weils fünf Wo­chen­ta­gen be­schäf­tigt wer­den dürf­ten.[51]  Die zu­neh­mend schwie­ri­ge Ver­sor­gung der Samt- und Sei­den­in­dus­trie mit Roh­stof­fen führ­te schlie­ß­lich un­ter Mit­wir­kung der Kre­fel­der In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer zur Grün­dung der Le­van­te-Sei­den­ge­sell­schaft mbH am 3.7.1916, die sich er­folg­reich für ei­nen ver­mehr­ten Im­port von Roh­sei­de aus der Le­van­te und den Bal­kan­staa­ten ein­setz­te. Nach­dem am 27.6.1917 der Im­port von Roh­sei­de aus Ita­li­en und Frank­reich voll­stän­dig ein­ge­stellt wor­den war, wur­de die Be­deu­tung der Le­van­te-Ge­sell­schaft of­fen­sicht­lich, denn mit ih­rer Hil­fe ge­lang­ten bis zum En­de des Krie­ges noch recht um­fang­rei­che Men­gen an Roh­sei­de nach Kre­feld.[52]  Durch die in den Kriegs­jah­ren 1916 bis 1918 er­las­se­nen Ver­ord­nun­gen stand die Kre­fel­der Tex­til­in­dus­trie zu­neh­mend un­ter staat­li­cher Zwangs­be­wirt­schaf­tung. So er­ging im Fe­bru­ar 1916 ein Ein­fuhr­ver­bot für al­le Sei­den­wa­ren, im April er­folg­te die Be­schlag­nah­mung sämt­li­cher im In­land pro­du­zier­ter Baum­woll­gar­ne, 1917 wur­de der Ex­port von Samt- und Sei­den­pro­duk­ten ver­bo­ten so­wie sämt­li­che Sei­den­gar­ne für Kriegs­zwe­cke be­schlag­nahmt, 1918 wur­den zu­dem al­le aus­län­di­schen Baum­woll­gar­ne si­cher­ge­stellt.[53] 

Trotz ab­neh­men­der An­ge­stell­ten­zah­len blieb die Tex­til­in­dus­trie auch im Krieg der grö­ß­te Ar­beit­ge­ber in Kre­feld. Des­sen un­ge­ach­tet ver­lo­ren zahl­rei­che Tex­til­ar­bei­ter, We­ber und App­re­teu­re, die noch nicht ein­be­ru­fen wor­den wa­ren, ih­re Stel­len und konn­ten in der ers­ten Zeit nur teil­wei­se ver­mit­telt wer­den. Dies wur­de durch ver­schie­de­ne Fak­to­ren be­dingt. So be­sa­ßen bei­spiels­wei­se die an­de­ren In­dus­trie­zwei­ge nicht an­nä­hernd ge­nug Ka­pa­zi­tä­ten, um die gro­ße Zahl an Ar­beits­su­chen­den auf­zu­neh­men. Be­schäf­ti­gun­gen in gro­ßem Um­fang in der Koh­len- und Ei­sen­in­dus­trie so­wie im Bahn­bau wä­ren zwar mög­lich ge­we­sen, doch lehn­ten es ei­ni­ge Be­trie­be ab, Hilfs­ar­bei­tern aus der Tex­til­in­dus­trie Ar­beit zu ge­ben. Dies wur­de mit schlech­ten Er­fah­run­gen be­grün­det, die man vor al­lem mit Kre­fel­der Fär­bern ge­macht hat­te.[54]  Letzt­lich aber war es der Städ­ti­schen Ar­beits­ver­mitt­lungs­stel­le trotz ei­ni­ger An­fangs­schwie­rig­kei­ten mög­lich, ei­nen er­heb­li­chen Teil an Ar­beits­lo­sen, nicht aus­schlie­ß­lich aus der Tex­til­in­dus­trie, son­dern auch aus an­de­ren Be­rei­chen, in neue Tä­tig­keits­fel­der – viel­fach au­ßer­halb Kre­felds – zu ver­mit­teln. Ne­ben der `All­ge­mei­nen Städ­ti­schen Ar­beits­ver­mitt­lungs­stel­le´ wur­de zu­dem ein Ar­beits­lo­sen­un­ter­stüt­zungs­amt ein­ge­rich­tet, de­ren Auf­ga­be es war, männ­li­che Ar­beits­su­chen­de an ver­schie­de­ne Dienst­stel­len der Stadt­ver­wal­tung wie das Gar­ten­amt, Ka­nal­amt und Tief­bau­amt zu ver­mit­teln. Für ih­re Ar­beit er­hiel­ten die Män­ner ei­ne vom Ar­beits­lo­sen­un­ter­stüt­zungs­amt fest­ge­setz­te Un­ter­stüt­zung. Be­reits Mit­te Ja­nu­ar 1915 konn­ten we­gen der stark zu­rück­ge­gan­ge­nen Ar­beits­lo­sen­zah­len die ver­blie­be­nen Ar­bei­ter als Not­stands­ar­bei­ter vom Gar­ten- und Ka­nal­amt in ei­ne fes­te An­stel­lung mit ent­spre­chen­dem Lohn über­nom­men wer­den.[55] 

Petroleumkarte. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Die Ver­mitt­lung weib­li­cher Ar­beits­su­chen­der ge­stal­te­te sich un­gleich schwie­ri­ger. Hier wur­de vor al­lem von der Städ­ti­schen Ar­beits­ver­mitt­lungs­stel­le ver­sucht, die ge­lern­ten Frau­en, sei­en es Fa­brik­ar­bei­te­rin­nen oder Nä­he­rin­nen, mit Heim­ar­beit zu be­schäf­ti­gen – bei­spiels­wei­se mit dem Nä­hen von Hem­den und Un­ter­ho­sen – oder, falls sie erst durch den Krieg ge­zwun­gen wor­den wa­ren, ei­ne Ar­beit zu fin­den, un­ge­lern­ten Frau­en Ar­beit als Ta­ge­löh­ne­rin­nen (wa­schen, put­zen) oder als un­ge­lern­te Nä­he­rin­nen (Stri­cken und Stop­fen von Strümp­fen) zu ver­mit­teln.[56]  Zu­dem bil­de­te sich für die Ver­mitt­lung weib­li­cher Ar­beits­lo­ser zu Kriegs­be­ginn un­ter Lei­tung von Ober­bür­ger­meis­ter Jo­han­sen ein Aus­schuss für die Be­schäf­ti­gung weib­li­cher Ar­beits­lo­ser. Ziel war es, „Ge­le­gen­heit zu re­gel­mä­ßi­ger Be­schäf­ti­gung zu schaf­fen, um so auch den wirt­schaft­li­chen und sitt­li­chen Ge­fah­ren län­ge­rer Ar­beits­lo­sig­keit mög­lichst wirk­sam zu be­geg­nen.“[57]  Zu­dem soll­ten „das Be­wu­ßt­sein der Not­wen­dig­keit der Ar­beit er­hal­ten blei­ben“[58]  und ei­ne bes­se­re Kon­trol­le über die Frau­en aus­ge­übt wer­den. Für Frau­en über 25 Jah­re wur­den Ar­beits­stät­ten ein­ge­rich­tet, in de­nen die Frau­en mit Hand­ar­beit be­schäf­tigt wur­den. Da es sich mehr­heit­lich um un­ge­lern­te Kräf­te han­del­te, soll­ten hier vor al­lem Strick­ar­bei­ten durch­ge­führt wer­den. Er­hiel­ten die Frau­en Ar­beits­lo­sen­un­ter­stüt­zung, so war die Be­schäf­ti­gung ver­pflich­tend; mit Prä­mi­en soll­te zu­dem die Ar­beits­leis­tung er­höht wer­den. Bei der prak­ti­schen Um­set­zung zeig­te sich, dass die er­war­te­te Zahl an ar­beits­su­chen­den Frau­en weit hin­ter der tat­säch­li­chen zu­rück lag. So muss­ten bei­spiels­wei­se Frau­en, die Kriegs­un­ter­stüt­zung er­hiel­ten, nicht ver­sorgt wer­den; ih­re Zahl nahm im Lau­fe der Zeit so­gar zu. Von den ur­sprüng­lich drei ein­ge­rich­te­ten Ar­beits­stät­ten wur­de ei­ne be­reits nach kur­zer Zeit wie­der ge­schlos­sen. Zu­dem sank bis En­de 1915 die Zahl der Be­schäf­tig­ten in den zwei ver­blie­be­nen Ar­beits­stät­ten von 400 auf 80.[59]  Zum an­de­ren soll­ten für Frau­en un­ter 25 Jah­re Koch- und Hand­ar­beits­lehr­kur­se so­wie theo­re­ti­sche Kur­se, die The­men wie Ge­sund­heits­leh­re, Haus­hal­ten, Tur­nen um­fass­ten, ein­ge­rich­tet wer­den. Auch hier zeig­te sich, dass bei den Pla­nun­gen mit ei­ner grö­ße­ren Zahl an Frau­en ge­rech­net wur­de, als am En­de tat­säch­lich ver­sorgt wer­den muss­te. In den Koch­lehr­kur­sen rich­te­te man das Er­ler­nen des Ko­chens und der Nah­rungs­mit­tel­leh­re vor al­lem auf Kriegs­ver­hält­nis­se aus; in den Hand­ar­beits­kur­sen er­lern­ten die Teil­neh­me­rin­nen bei­spiels­wei­se ne­ben dem Fli­cken und Stop­fen auch die Än­de­rung von Klei­dern und das An­fer­ti­gen von Wä­sche. Von ins­ge­samt 1.300 zu­ge­wie­se­nen ar­beits­lo­sen Frau­en er­schie­nen le­dig­lich 1.100; von 750 ka­men nur 320 zu den Koch­lehr­kur­sen, von 360 nur 120 zu den Hand­ar­beits­lehr­kur­sen. Dies ver­teil­te sich auf an­fangs 20 Koch­lehr­kur­se und 6 Hand­ar­beits­lehr­kur­se.[60] 

3. Versorgung der Krefelder Bevölkerung mit Lebensmitteln

Mit Hil­fe ver­schie­de­ner Be­rich­te in den ers­ten Ta­gen des Au­gusts 1914 wur­de in der Ta­ges­pres­se ver­sucht, der Furcht vor Man­gel an Le­bens­mit­teln und Teue­run­gen ent­ge­gen­zu­wir­ken. So war von ei­ner rei­chen Ge­trei­de- und Kar­tof­fel­ern­te im ge­sam­ten Reich die Re­de, die von zahl­rei­chen frei­wil­li­gen Ern­te­hel­fern si­cher ein­ge­bracht wer­de. Zu­dem stand der Rhein für die Ge­trei­de­ver­schif­fung aus den Nie­der­lan­den trotz Kriegs­la­ge wei­ter­hin un­ge­hin­dert of­fen, so dass Ge­trei­de pro­blem­los im­por­tiert wer­den konn­te. Al­lein im Wes­ten reich­ten die Vor­rä­te für drei Mo­na­te.[61]  Zur Teue­rung von Spei­se­salz, des­sen Prei­se am stärks­ten in­ner­halb we­ni­ger Ta­ge ge­stie­gen wa­ren, wur­de er­klärt, dass die Prei­se zwar mo­men­tan stark auf Grund lee­rer La­ger in Fol­ge von Angst­käu­fen zu­ge­nom­men hät­ten, Deutsch­land aber durch sei­ne Sa­li­nen­in­dus­trie un­ab­hän­gig von aus­län­di­schen Im­por­ten wä­re. Dies wür­de sich schon bald in fal­len­den Prei­sen be­merk­bar ma­chen, da ei­ner­seits der Ex­port von Salz für die Dau­er des Krie­ges ver­bo­ten war und an­de­rer­seits die Be­hör­den scharf ge­gen Preis­wu­cher vor­gin­gen.[62] 

Speisezettel, 1915. (Stadtarchiv Krefeld)

 

All­ge­mein wur­den Be­zugs­kar­ten für Le­bens­mit­tel ab Fe­bru­ar 1915 ein­ge­führt. Den ers­ten Schritt hin zur Ra­tio­nie­rung von Le­bens­mit­teln voll­zog die Stadt­ver­wal­tung am 1.2.1915, als sie von al­len Händ­lern die Wei­zen- und Rog­gen­mehl­vor­rä­te ein­zog. Die­ses Vor­ge­hen wur­de lo­bend in der Pres­se er­wähnt, weil man da­durch ei­ne gleich­mä­ßi­ge und ge­rech­te Ver­tei­lung der Mehl­vor­rä­te si­cher­ge­stellt sah.[63]  Ab dem 4.2.1915 wur­den schlie­ß­lich für al­le Haus­hal­te, die we­ni­ger als ein Pfund Mehl be­sa­ßen, Mehl­kar­ten aus­ge­stellt. Die­se be­rech­tig­ten den Kopf des Haus­hal­tes zum Kauf von 100 Gramm Mehl pro Wo­che.[64]  Kurz nach der Ra­tio­nie­rung der Mehl­vor­rä­te wur­de die Ver­sor­gung mit Brot re­gu­liert. Durch ei­nen Aus­schuss aus Ober­bür­ger­meis­tern und Land­rä­ten des Re­gie­rungs­be­zirks Düs­sel­dorf wur­de ei­ne Ver­ord­nung er­ar­bei­tet, die das Ba­cken von be­stimm­ten Ein­heits­bro­ten re­gel­te. So durf­ten ab dem 8.2.1915 nur noch Schwarz­brot, Weiß­brot, Zwie­back, Ku­chen und das so­ge­nann­te Kriegs­brot ge­ba­cken wer­den. Hier­bei hat­ten die Bä­cker be­stimm­te Vor­ga­ben wie vor­ge­ge­be­ne Zu­sam­men­set­zung und Ge­wicht des je­wei­li­gen Back­werks zu be­ach­ten. Die Her­stel­lung al­ler an­de­ren Back­wa­ren war ver­bo­ten.[65]  Brot­kar­ten wur­den schlie­ß­lich ab dem 14.3.1915 aus­ge­ge­ben. An­fang De­zem­ber 1915 wur­den zu­dem auch Le­bens­mit­tel­kar­ten (3.12.1915) ein­ge­führt.[66]  Le­bens­mit­tel­kar­ten er­hiel­ten zu­nächst nur sol­che Fa­mi­li­en, de­ren Haus­hal­tungs­vor­stand kei­ne oder nicht mehr als 52 Mark Staats­ein­kom­men­steu­er im Jahr 1915/1916 zahl­te.[67]  Die Preis­prü­fungs­stel­le der Stadt Kre­feld emp­fahl zu­sätz­lich ei­ne Höch­st­ein­kom­mens­gren­ze von 3.000 Mark pro Jahr, bis zu der Le­bens­mit­tel­kar­ten be­zo­gen wer­den konn­ten. Hier­durch soll­te ge­währ­leis­tet wer­den, dass die von der Stadt ab­zu­ge­ben­den Le­bens­mit­tel auch tat­säch­lich der be­dürf­ti­gen Be­völ­ke­rung zu­ka­men.[68]  Kurz nach den Le­bens­mit­tel­kar­ten wur­den auch Milch­kar­ten ein­ge­führt.

Al­lein die An­kün­di­gung ha­be die Be­völ­ke­rung laut Pres­se­be­rich­ten be­un­ru­higt, da man be­fürch­te­te, dass nur noch Kin­der un­ter zwölf Jah­ren, stil­len­de Müt­ter und Kran­ke Milch er­hal­ten wür­den.[69]  Die Ein­füh­rung von Fleisch­kar­ten folg­te am 16.5.1916.[70]  Des Wei­te­ren konn­ten Fa­mi­li­en mit Kin­dern, die nach dem 31.12.1905 ge­bo­ren wor­den wa­ren, Kar­ten zum Be­zug von Gries­mehl ab dem 5.6.1916 be­an­tra­gen. Vom 1.8.1917 an wur­den zu­dem Säug­lings­zu­cker­kar­ten aus­ge­ge­ben, mit de­nen Säug­lin­ge bis zum voll­ende­ten 1. Le­bens­jahr halb­mo­nat­lich 500 Gramm Zu­cker er­hiel­ten.

Lebensmittelkarte, 1915. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Die­se Zwangs­be­wirt­schaf­tung war not­wen­dig, ob­wohl sich Kre­felds geo­gra­fi­sche La­ge in den Kriegs­jah­ren be­son­ders güns­tig auf die Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung mit Le­bens­mit­teln aus­wirk­te, da die Stadt nicht nur über In­dus­trie, son­dern auch über ein aus­ge­dehn­tes land­wirt­schaft­li­ches Hin­ter­land ver­füg­te. Im Wes­ten la­gen die bei­den Land­krei­se Gel­dern und Kem­pen, in de­nen durch in­ten­si­ve Land­wirt­schaft ho­he Über­schüs­se er­zielt wur­den. So wur­de bei­spiels­wei­se im Sü­den des Krei­ses Gel­dern, der an die Stadt grenz­te, vor al­lem Milch pro­du­ziert, die in gro­ßen Men­gen nach Kre­feld ver­kauft wur­de. Da­ne­ben wur­den in bei­den Land­krei­sen ein leis­tungs­star­ker Acker­bau und ei­ne um­fas­sen­de Ge­flü­gel­pro­duk­ti­on be­trie­ben.[71]  Auch im Land­kreis Kre­feld herrsch­ten ver­gleich­ba­re Ver­hält­nis­se: Et­wa die Hälf­te der land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen dien­te dem Ge­trei­de­bau, die an­de­re Hälf­te wur­de für den An­bau von Fut­ter­mit­teln, Ge­mü­se und Kar­tof­feln ver­wen­det. Die hier­bei er­zeug­ten Fut­ter­mit­tel gin­gen über­wie­gend an Milch pro­du­zie­ren­de Be­trie­be, die im Be­reich der Vieh­wirt­schaft die grö­ß­te Grup­pe bil­de­ten.[72]  An­hand der Milch­pro­duk­ti­on lässt sich auch gut nach­zeich­nen, wie stark die Po­li­tik in Kriegs­zei­ten auf die lo­ka­le Wirt­schaft Ein­fluss nahm und die ge­sam­te Ver­sor­gungs­la­ge zu steu­ern ver­such­te: Hat­ten die Milch­be­trie­be vor dem Ers­ten Welt­krieg we­der But­ter noch Kä­se selbst her­ge­stellt, so ori­en­tier­ten sich die Land­wir­te nun an den gel­ten­den Kriegs­prei­sen: Herrsch­ten nied­ri­ge Milch­prei­se und ho­he But­ter­prei­se, wur­de der Milch­ver­kauf ein­ge­stellt und But­ter pro­du­ziert[73] . Doch so­wohl die Er­zeu­gung von Milch als auch die von But­ter hing stark von der Ver­sor­gung mit Fut­ter­mit­teln ab. Die­se ent­wi­ckel­te sich je­doch zum Pro­blem, da die Milch­be­trie­be auf den Be­zug von aus­län­di­schen Fut­ter­mit­teln, vor al­lem Kraft­fut­ter an­ge­wie­sen wa­ren. Die Fol­ge war ein Rück­gang des Milch- und But­ter­er­tra­ges, denn es galt, „[…] je schlech­ter das Fut­ter, des­to schlech­ter die Milch, und des­to mehr Li­ter Milch [wa­ren] dann auch nö­tig, um ein Pfund But­ter her­zu­stel­len.“[74]  Auch die Er­hö­hung der Kauf­prei­se für Milch­vieh stell­te die Be­trie­be vor ein wei­te­res Pro­blem, da um­ge­kehrt die Ver­kaufs­prei­se für ab­ge­mol­ke­nes Schlacht­vieh nicht ver­gleich­bar stie­gen. Durch zahl­rei­che Maß­nah­men ver­such­te die Stadt Kre­feld, den Milch­be­trie­ben zu hel­fen und sie an sich zu bin­den, um auf die­se Wei­se auch ei­ne dau­ern­de Be­lie­fe­rung der Stadt mit Milch si­cher­zu­stel­len. Da­her über­nahm die Stadt am 24.10.1916 die ge­sam­te Milch­ver­sor­gung.[75]  Ne­ben Be­mü­hun­gen um ei­ne aus­rei­chen­de Ver­sor­gung mit Fut­ter­mit­teln stell­te die Ver­wal­tung zwi­schen dem 18.5.1916 und dem 11.11.1918 ins­ge­samt 365.000 Mark für den An­kauf von Milch­kü­hen be­reit, die wie­der­um zu stark re­du­zier­ten Prei­sen an Land­wir­te ver­kauft wur­den.[76]  Vor­aus­set­zung hier­für war die voll­stän­di­ge Ab­ga­be der er­zeug­ten Milch an die Stadt.[77]  Des Wei­te­ren ent­schloss sich die Stadt zur Be­wil­li­gung von Zu­schüs­sen für je­de frischmel­ken­de Kuh, die von den Be­trie­ben zur Er­hal­tung oder Ver­grö­ße­rung ih­rer Kuh­be­stän­de an­ge­kauft wur­den.[78]  Mit Hil­fe der Prä­mi­en soll­ten die Ver­lus­te, die die Land­wir­te durch die ho­hen Kauf­prei­se von frischmel­ken­den Kü­hen und die nied­ri­gen Ver­kaufs­prei­se von ab­ge­mol­ke­nem Schlacht­vieh mach­ten, auf­ge­fan­gen wer­den.[79]  Hin­zu ka­men Fut­ter­prä­mi­en, die ab­hän­gig von der ge­lie­fer­ten Milch­men­ge wa­ren. Um ei­ne ge­re­gel­te Ver­tei­lung der Milch zu ge­währ­leis­ten, wur­de ein städ­ti­scher Milch­sam­mel­dienst ge­grün­det: Städ­ti­sche Be­auf­trag­te hol­ten die fri­sche Milch di­rekt bei den Er­zeu­gern ab und brach­ten sie ent­we­der zur Kre­fel­der Mol­ke­rei oder zur Mar­ga­ri­ne­fa­brik von Uh­len­bro­ek.[80]  Dort an­ge­kom­men wur­de die Milch nach ih­rer Ver­ar­bei­tung ent­we­der ver­but­tert oder an Händ­ler über­ge­ben, die be­stimm­te Be­zir­ke da­mit zu ver­sor­gen hat­ten.[81]  Dies al­les wur­de in spe­zi­el­len Milch­lie­fe­rungs­ver­trä­gen fest­ge­hal­ten.[82]  Die Kon­trol­le der an­ge­lie­fer­ten Milch über­nahm in­des das Che­mi­sche Un­ter­su­chungs­amt der Stadt, das die An­lie­fe­rung, Ver­ar­bei­tung und Ver­tei­lung der Milch über­prüf­te. Hier­bei stan­den vor al­lem die Un­ver­fälscht­heit und die ein­wand­freie Be­schaf­fen­heit der Milch im Fo­kus. So muss­te die Qua­li­tät we­gen Was­ser­zu­sät­zen von bis zu 250 Pro­zent oder ei­ner über­höh­ten Ent­rah­mung teil­wei­se er­heb­lich be­an­stan­det wer­den.[83] 

Fleischkarte. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Doch nicht nur im Be­reich der Milch­wirt­schaft er­griff die Stadt Kre­feld Maß­nah­men zur Si­cher­stel­lung der Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung mit Le­bens­mit­teln. Im Be­reich der Fleisch­ver­sor­gung wur­den Kü­chen­ab­fäl­le im Stadt­ge­biet ge­sam­melt und land­wirt­schaft­li­chen Be­trie­ben als Fut­ter­mit­tel zur Ver­fü­gung ge­stellt.[84]  Im Ge­gen­zug ver­pflich­te­ten sich die Be­trie­be zur Lie­fe­rung be­stimm­ter Pro­duk­te an die Stadt.[85]  Zu­dem för­der­te die Stadt die Klein­tier­zucht im Stadt­ge­biet, die in Fol­ge des Krie­ges ei­nen Auf­schwung er­leb­te. So be­müh­te sich die Stadt nicht nur um die Be­schaf­fung von Zie­gen – die­se vor al­lem als Milch­lie­fe­ran­ten[86]  – und Ka­nin­chen, son­dern auch um de­ren Ver­sor­gung und die von an­de­ren Klein­tie­ren wie Hüh­nern mit Fut­ter. Als die Stadt dann durch die Ver­ord­nung vom 25.1.1915 an­ge­wie­sen wur­de, ei­nen Vor­rat an Dau­er­fleisch­wa­ren an­zu­le­gen und de­ren Auf­be­wah­rung si­cher­zu­stel­len, schloss die Stadt mit zahl­rei­chen Metz­ger­meis­tern Ver­trä­ge ab, in de­nen sich die­se zur Lie­fe­rung des be­nö­tig­ten Fleischs so­wie zu des­sen Sal­zen und Räu­chern ver­pflich­te­ten. Das Sal­zen und Räu­chern wur­de un­ter Auf­sicht im städ­ti­schen Schlacht­hof vor­ge­nom­men, wo das Fleisch im An­schluss ge­la­gert wur­de.[87]  Der Schlacht­hof dien­te im Ver­lauf des Krie­ges je­doch nicht nur sei­nem ur­sprüng­li­chen Zweck, son­dern er­fuhr auch ei­ni­ge Ver­än­de­run­gen. So wur­de in der Schwei­ne­hal­le ei­ne Ge­mü­se­trock­nung, in der Pfer­de­hal­le ei­ne Kriegs­kü­che und in der Seu­chen­hal­le ei­ne Wurst­kü­che ein­ge­rich­tet.[88] 

Magermilchkarte, 1917. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Be­reits seit Ok­to­ber 1914 gab es in Kre­feld Kriegs­kü­chen, in de­nen die Ein­woh­ner mit­tags und abends ei­ne war­me Mahl­zeit ein­neh­men konn­ten. Ver­gleicht man die Zahl der aus­ge­ge­be­nen Por­tio­nen mit de­nen an­de­rer Städ­te, so ließ sich zwar im Zeit­raum von zwei Jah­ren ei­ne leich­te Stei­ge­rung er­ken­nen, doch lag die Nach­fra­ge in Kre­feld deut­lich hin­ter dem, was man in ei­ner Groß­stadt er­war­ten wür­de, da le­dig­lich et­wa 1.560 Mahl­zei­ten pro Tag aus­ge­ge­be­nen wur­den.[89]  Nicht nur die bes­ser si­tu­ier­ten Krei­se der Kre­fel­der Be­völ­ke­rung scheu­ten den Gang zu den Kriegs­kü­chen, auch Tei­le der Ar­bei­ter­schicht ver­mie­den ih­ren Be­such. Vie­le be­trach­te­ten näm­lich die Kriegs­kü­chen als Ein­rich­tun­gen der Ar­men­ver­wal­tung und emp­fan­den es da­her als un­an­ge­nehm, sich dort ver­sor­gen zu las­sen.[90]  Für all die­je­ni­gen, die die Kriegs­kü­chen re­gel­mä­ßig auf­such­ten, trat ab dem 13.11.1916 ei­ne neue Re­ge­lung in Kraft: Fleisch­kar­ten wur­den ganz, Kar­tof­fel- und Fett­kar­ten zur Hälf­te ein­ge­zo­gen. Dies ge­schah im In­ter­es­se ei­ner ge­rech­ten Ver­tei­lung der Le­bens­mit­tel, die der Stadt zur Ver­fü­gung stan­den, da Be­zie­her der Kriegs­kü­chen­kost bis da­to auch die vol­len Men­gen der ih­nen zu­ste­hen­den Le­bens­mit­tel­ra­tio­nen er­hal­ten hat­ten.[91]  Ins­ge­samt neun Kriegs­kü­chen gab es im De­zem­ber 1916 im Stadt­ge­biet: auf der Hül­ser Stra­ße, der Gar­ten-, Kö­nig-, Lin­den-, Bu­chen- und Schul­stra­ße so­wie am Glo­cken­spitz, in Op­pum und bei der Nie­der­rhein Lo­ge.[92] 

Auch wenn vie­le Ein­woh­ner das An­ge­bot der Kriegs­kü­chen nicht an­nah­men, so be­deu­te­te dies nicht, dass in Kre­feld ein Le­bens­mit­tel­über­fluss in Kriegs­zei­ten herrsch­te. Dies zeigt sich be­reits in klei­ne­ren Ar­ti­keln in der Ta­ges­pres­se, in de­nen die Be­völ­ke­rung in das rich­ti­ge Kau­en von Nah­rung ein­ge­wie­sen wur­de, um im Ide­al­fall da­durch et­wa ein Drit­tel an Le­bens­mit­teln ein­zu­spa­ren.[93] 

Zubereitung von Kunsthonig. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Wie an­de­re Kom­mu­nen hat­te auch die Stadt Kre­feld mit den be­reits zu Be­ginn des Ers­ten Welt­krie­ges auf­ge­tre­te­nen ex­or­bi­tan­ten Preis­stei­ge­run­gen zu kämp­fen. Ei­ne Maß­nah­me, die die Stadt zur Über­wa­chung der Prei­se er­griff, war die Ver­pflich­tung von Händ­lern und Ver­käu­fern zur An­brin­gung von Preis­ta­feln, da­mit Ver­brau­cher die Ent­wick­lung von Prei­sen be­ob­ach­ten und ver­glei­chen konn­ten.[94]  Zu­dem muss­te die Stadt auf Grund der Bun­des­rats­ver­ord­nung vom 25.9.1915 ei­ne Preis­prü­fungs­stel­le ein­rich­ten, die die Ein­hal­tung der von der Stadt fest­ge­setz­ten Höchst­prei­se kon­trol­lier­te und dar­auf ach­te­te, dass der Ge­winn der Händ­ler an den nicht mit Höchst­prei­sen ver­se­he­nen Wa­ren nicht zu groß wur­de.[95] 

Pferdefleischkarte, 1918. (Stadtarchiv Krefeld)

 

4. Lebensmittelversorgung in der Stadt Uerdingen

Auch die Stadt Uer­din­gen (heu­te Stadt Kre­feld) be­müh­te sich um ei­ne Si­cher­stel­lung der Ver­sor­gung ih­rer Be­völ­ke­rung mit Le­bens­mit­teln. Schon mit Kriegs­be­ginn leg­te die Stadt da­her ei­nen gro­ßen Vor­rat an Le­bens- und Fut­ter­mit­teln an.[96] 

Nach­dem im Fe­bru­ar 1915 die An­wei­sung an die Ge­mein­den er­gan­gen war, gro­ße Vor­rä­te an Fleisch­dau­er­wa­re ein­zu­la­gern, er­warb die Stadt die­se in grö­ße­rem Um­fang und de­po­nier­te sie im Neu­bau der Schu­le auf der Kör­ner­stra­ße. Zu­dem wur­de der städ­ti­sche Le­bens­mit­tel­ver­kauf aus­ge­wei­tet: Reis, Wei­zen­mehl, Ge­mü­se, Kar­tof­feln, Grau­pen, Nu­deln, Boh­nen, Erb­sen, Stock­fisch, He­rin­ge, Sau­er­kraut, Plock­wurst, Spei­se­öl, Rind­fleisch in Do­sen, But­ter, Ei­er und vie­les mehr wur­de zu an­ge­mes­se­nen Prei­sen ab­ge­ge­ben. Seit En­de des Jah­res wur­den zu­dem grö­ße­re Men­gen an Do­sen­fleisch, Kä­se, Mar­me­la­de, Ap­fel­kraut, (Malz-)Kaf­fee, Kon­dens- und Tro­cken­milch, Zu­cker, Sei­fe, Zi­gar­ren und Ta­bak an­ge­bo­ten.[97]  1916 ge­stal­te­te sich für Uer­din­gen wie für an­de­re Städ­te die Ver­sor­gung mit Kar­tof­feln als schwie­rig.

Da­her ent­schloss man sich zu Maß­nah­men, mit de­nen Eng­päs­sen vor­ge­beugt wer­den soll­ten. Hier­zu zähl­ten bei­spiels­wei­se die An­pach­tung von 100 Mor­gen für den Kar­tof­fel­an­bau, den Auf­bau ei­ner stadt­ei­ge­nen Vieh- und Schwei­ne­mast­wirt­schaft, die Un­ter­hal­tung ei­ner Ge­flü­gel­zucht für die Ei­er­ver­sor­gung und die Er­rich­tung ei­ner Ka­nin­chen­farm für die Fleisch­ver­sor­gung. Zu­dem soll­te die Ver­sor­gung mit Kar­tof­feln nicht nur mit dem ei­ge­nen An­bau si­cher­ge­stellt wer­den, son­dern die Stadt schloss auch Lie­fer­ver­trä­ge mit Land­wir­ten über die be­nö­tig­ten Kar­tof­fel­men­gen ab.[98] 

Ver­trä­ge wur­den zu­dem über die Lie­fe­rung von Ge­mü­se wie Gur­ken, Wei­ß­kohl, Rot­kohl und Erb­sen ge­schlos­sen.[99]  1917 zeig­te sich, dass die Stadt mit ih­ren Maß­nah­men rich­tig ge­han­delt hat­te, da we­ni­ge Eng­päs­se auf­tra­ten und die Le­bens­mit­tel­ver­sor­gung auch in den Win­ter­mo­na­ten ei­ni­ger­ma­ßen pro­blem­los funk­tio­nier­te.[100]  Trotz al­ler Vor­be­rei­tun­gen und Maß­nah­men ge­stal­te­te sich die Ver­sor­gungs­la­ge der Stadt Uer­din­gen in den Kriegs­jah­ren je­doch ins­ge­samt im­mer schwie­ri­ger. Hier sei vor al­lem der Man­gel an Fett, Fleisch, Milch und Hül­sen­früch­ten er­wähnt, mit dem die Be­völ­ke­rung zu kämp­fen hat­te.[101] 

Zuckerkarte. (Stadtarchiv Krefeld)

 

5. Kriegswahrzeichen

Dass Kre­feld den Krieg nicht nur mit den ob­li­ga­to­ri­schen Sam­mel­ak­tio­nen wie der Kai­ser­ge­burts­tags­pen­de, der Hin­den­burg­spen­de oder der U-Boot-Spen­de un­ter­stütz­te, zeigt die Ein­wei­hung des Ei­ser­nen Ge­orgs am 31.10.1915, mit der sich Kre­feld ein ei­ge­nes Kriegs­wahr­zei­chen schuf. Hier­bei han­del­te es sich um ein von der Künst­le­rin He­le­ne von Be­ckerath (1873-1946) aus ei­nem Ei­chen­holz­stamm ge­schaf­fe­nes, drei Me­ter ho­hes Stand­bild, das den hei­li­gen Ge­org im Kampf mit ei­nem sechs­köp­fi­gen Dra­chen zeig­te. Der Hei­li­ge soll­te Deutsch­land ver­kör­pern, wäh­rend die ein­zel­nen Köp­fe des Dra­chen die Fein­de des Va­ter­lan­des dar­stel­len soll­ten, näm­lich Ita­li­en, Ser­bi­en, Bel­gi­en, Frank­reich, Russ­land und Eng­land.[102]  Auf­ge­stellt wur­de der Ei­ser­ne Ge­org auf dem Ost­wall zwi­schen Rhein­stra­ße und St. An­ton­stra­ße über dem dort vor­han­de­nen Spring­brun­nen in ei­nem ei­gens da­zu er­bau­ten Tem­pel. Ziel die­ser Ak­ti­on war das Sam­meln von Spen­den für die Wit­wen und Wai­sen ge­fal­le­ner Kre­fel­der Sol­da­ten. So konn­te man ent­we­der Nä­gel in ver­schie­de­nen Grö­ßen zu ver­schie­de­nen Prei­sen kau­fen und die­se in den Kör­per des Ei­ser­nen Ge­orgs schla­gen oder ge­gen ei­ne Spen­de gra­vier­te Me­tall­schil­der mit sei­nem Na­men an be­stimm­ten Po­si­tio­nen des Stand­bil­des an­brin­gen. Als Ge­schen­ke er­hiel­ten die Spen­der ent­spre­chend ih­rer Spen­de Na­ge­lungs­kar­ten (Ur­kun­den über ge­leis­te­te Spen­de), klei­ne sil­ber­ne oder gol­de­ne Schwer­ter in Form von An­steck­na­deln oder Brief­öff­nern, ver­sil­ber­te oder ver­gol­de­te Me­tall­plat­ten mit der Gra­vur `Ge­orgs­dank´ oder ein künst­le­ri­sches Samt- und Sei­den­ge­we­be.[103]  Ne­ben Nä­geln wur­den zu­dem Post­kar­ten, sei­de­ne Hut­bän­der und sei­de­ne Buch­zei­chen, an Sonn­ta­gen im Früh­ling und Som­mer fer­ner Blu­men ver­kauft.

Eiserner Georg. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Um die Ein­nah­men zu stei­gern, wur­den Thea­ter­vor­stel­lun­gen und Film­vor­füh­run­gen am Ei­ser­nen Ge­org ver­an­stal­tet. Dem schlos­sen sich so­gar Ver­ei­ne und Ge­sell­schaf­ten an und or­ga­ni­sier­ten Kon­zer­te vor dem Stand­bild. Laut Be­rich­ten ha­be sich ei­ne Na­ge­lungs­ak­ti­on von Ver­ei­nen, Schu­len oder Fa­bri­ken oft als gro­ßes Spek­ta­kel ab­ge­spielt, da die­se bis­wei­len mit Fah­nen und Mu­sik­ka­pel­le er­schie­nen. Des Wei­te­ren wur­den al­le grö­ße­ren Fei­ern durch Flug­schau­en der Mi­li­tär­flie­ger­schu­le Tra­ar ver­schönt. Nur ein Jahr spä­ter, am 29.10.1916, wur­de der Be­trieb am Ei­ser­nen Ge­org mit ei­ner Schluss­fei­er ein­ge­stellt. Zum ei­nen hat­te man kal­ku­liert, dass die Aus­ga­ben bald grö­ßer sein wür­den als die Ein­nah­men aus Spen­den, zum an­de­ren be­fürch­te­te man, dass die Be­völ­ke­rung der Ak­ti­on bald mü­de sein und dem­entspre­chend nur noch we­nig spen­den wür­de. Ins­ge­samt konn­ten 203.511,27 Mark ge­sam­melt wer­den.[104]  Auch heu­te noch exis­tiert das Stand­bild des Ei­ser­nen Ge­orgs, das sei­nen Platz in der Eh­ren­hal­le von Burg Linn ge­fun­den hat.

Einweihungsfeier des Eisernen Georg, 1915. (Stadtarchiv Krefeld)

Nagelungskarte, 1915. (Stadtarchiv Krefeld)

 

6. Nachrichten von der Front

Auf Grund der Pres­se­zen­sur und der Kriegs­pro­pa­gan­da er­hiel­ten die Kre­fel­der of­fi­zi­ell und öf­fent­lich nur sol­che Nach­rich­ten, die von Sie­gen des Va­ter­lan­des und gro­ßen Ver­lus­ten der Fein­de be­rich­te­ten. Aus der Re­tro­spek­ti­ve so prä­gnan­te Er­eig­nis­se des Ers­ten Welt­krie­ges wie der ers­te Ein­satz von Gift­gas in Ypern, die Schlacht um Ver­dun, die Som­me-Of­fen­si­ve, die See­schlacht am Ska­ger­rak und das Frie­dens­an­ge­bot Wil­sons (14 Punk­te) fan­den in der Kre­fel­der Ta­ges­pres­se da­her kei­ne an­ge­mes­se­ne Be­richt­er­stat­tung. So hieß es bei­spiels­wei­se im Ge­ne­ral-An­zei­ger vom 23.4.1915 zum Ge­brauch von Gift­gas, dass die­ses längst von den Eng­län­dern ver­wen­det wor­den sei und die­se sich da­her nicht be­schwe­ren soll­ten, wenn man sie mit den glei­chen Mit­teln an­grei­fe.[105]  Nach mo­na­te­lan­ger Be­richt­er­stat­tung von der Schlacht um Ver­dun und der Som­me-Of­fen­si­ve ver­schwin­den die­se im No­vem­ber be­zie­hungs­wei­se De­zem­ber 1916 von heu­te auf mor­gen aus der Pres­se, das gro­ße Ster­ben im Wes­ten fin­det kei­nen Nie­der­schlag in den Pres­se­be­rich­ten.

Feldpost, Krefelder Landwehr, 1914. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Ob­wohl die Schlacht am Ska­ger­rak we­der von Deutsch­land noch von Eng­land ge­won­nen wur­de, wur­de die­se als deut­scher Sieg dar­ge­stellt. Auch Wil­sons 14 Punk­te fan­den kaum Er­wäh­nung in der Pres­se und ver­schwan­den nach pro­pa­gan­dis­ti­scher Aus­schlach­tung schnell aus der Be­richt­er­stat­tung. Auch wenn von of­fi­zi­el­ler Sei­te der Ver­lauf des Krie­ges zu­guns­ten Deutsch­lands ge­schönt wur­de, so wa­ren die Kre­fel­der nicht ganz ah­nungs­los, wie grau­sam das Kriegs­ge­sche­hen wirk­lich war. Hier sei­en vor al­lem die Brie­fe der Sol­da­ten von der Front an ih­re Fa­mi­li­en er­wähnt, die teil­wei­se er­schre­cken­de Bil­der in die Hei­mat schick­ten. So schreibt ein jun­ger Sol­dat na­mens Ot­to Flo­ehr aus Kre­feld an sei­ne Fa­mi­lie: „Ich tei­le Euch kurz mit, dass wir nach ei­nem 40 km lan­gen Marsch in Frank­reich, 15 km vor der Fes­tung Ver­dun an­ge­langt sind […] Die Dör­fer se­hen schreck­lich aus und die We­ge bis zu den Kni­en im Mo­rast […] Die Ka­no­nen don­nern hier Tag und Nacht. Wir sind es schon bald ge­wöhnt […] Gott sei Dank, wenn wir erst ein­mal im Schüt­zen­gra­ben lie­gen. Denn wir wol­len un­se­rem Kai­ser zu sei­nem Ge­burts­tag die Fes­tung Ver­dun schen­ken […].“[106]  Zwei Mo­na­te spä­ter schil­dert er: „[…] Drei Ta­ge wa­ren wir dort [Com­bray], jetzt ha­ben wir 8 Ta­ge Ru­he hier, da hat es schwer her­ge­gan­gen. 3 Mal ha­ben die Fran­zo­sen an­ge­grif­fen und 3 Mal ha­ben wir sie zu­rück ge­schla­gen; al­les mit dem Ba­jo­nett, es war schreck­lich [...] Ein Schüt­zen­gra­ben liegt voll von To­ten. Da könnt Ihr Euch den­ken, wie das aus­sieht […] Die Ar­til­le­rie hat hier schreck­lich ge­haust, das gan­ze Dorf Kom­bren ha­ben die Fran­zo­sen kurz und klein ge­schos­sen […] Gan­ze Grab­stei­ne sind me­ter­weit fort­ge­ris­sen, die Kno­chen von den To­ten lie­gen um­her […].“[107]  Im Mai 1917 er­fährt man vom Kre­fel­der Sol­da­ten Peu­kes, der an sei­ne Frau schreibt: „Ich ha­be vo­ri­ge Wo­che ein­mal in 3 bis 4 Ta­gen im Gan­zen elf Stun­den ge­schla­fen. Da­zu im­mer­fort das gan­ze Bild des Kriegs­elen­des vor Au­gen, zer­schos­se­ne, aus­ge­brann­te Häu­ser, in de­nen al­les auf die Fuß­bö­den ge­zerrt ist, Hau­fen von Wä­sche, Klei­dern, Por­zel­lan, Glas, etc. Sämt­li­che Fens­ter­schei­ben ge­sprun­gen oder her­aus­ge­fal­len, her­um­ir­ren­de Hun­de und Kat­zen, da­zwi­schen Scha­ren von Rat­ten, die nachts die Kel­ler, die man zum Schla­fen be­nut­zen muss, un­si­cher ma­chen. Al­le Ein­woh­ner mit ei­nem Rack, den sie tra­gen oder auf ei­nem Kin­der­wa­gen schie­ben kön­nen, un­ter­wegs, das ist ein­fach grau­en­haft und drückt auf das mensch­li­che Ge­müt und ver­nich­tet je­de Le­bens­freu­de. Das ist der Krieg. Wenn man des Abends in der Dun­kel­heit aus dem Kel­ler muss, um ir­gend ei­nen Be­fehl aus­zu­füh­ren, so kann man froh sein, dass man mit hei­ler Haut wie­der zu­rück kommt, dass man in kei­nem Sta­chel­draht hän­gen ge­blie­ben oder über ei­nen Schutt­hau­fen ge­stol­per­t  oder in ei­nem Granattrich­ter bis über die Stie­fel in den Dreck ge­fal­len ist. Ich kann dir nur sa­gen, dass ich bei je­dem ge­fähr­li­chen Pa­trouil­len­gang, den ich zum Fli­cken der zer­schos­se­nen Lei­tun­gen ma­chen muss­te, stets an da­heim dach­te und im­mer nur den Wunsch ge­hegt ha­be, für Euch wie­der heil und ge­sund aus der Af­fai­re her­aus zu kom­men. Ei­nen kür­ze­ren und schmerz­lo­se­ren Tod wie hier auf dem Schlacht­fel­de wird man im ge­wöhn­li­chen Le­ben wohl kaum fin­den kön­nen. Wer ein­mal so ei­ne Stun­de drau­ßen auf dem frei­en Feld ge­le­gen hat in ir­gend ei­nem Trich­ter und je­den Au­gen­blick den Ein­schlag er­war­tet mit den Ge­dan­ken an die sei­ni­gen da­heim, dem ver­ge­hen mei­nes Er­ach­tens al­le an­de­ren Ge­dan­ken. Und trotz­dem fürch­te ich mich nicht, nach­dem ich mich ein­mal an den Lärm und das Ge­tö­se ge­wöhnt ha­be.“[108]  Dies sind die Ein­drü­cke, die un­zäh­li­ge Kre­fel­der ne­ben den of­fi­zi­el­len Mel­dun­gen vom Krieg er­hal­ten ha­ben dürf­ten, un­ge­schönt, schreck­lich und we­nig hel­den­haft. Da­her ist es nicht ver­wun­der­lich, dass nach all den Jah­ren der Ent­beh­run­gen und des Elends die Re­vo­lu­ti­on im No­vem­ber 1918 auch in der Stadt schnel­len Ein­zug fand.

7. Revolution und Demobilmachung

Kaum an­ders als in den meis­ten Städ­ten Deutsch­lands ge­nüg­te auch in Kre­feld im vier­ten Kriegs­jahr ein klei­ner Fun­ke, um die Re­vo­lu­ti­on zu ent­fa­chen. So er­reich­ten in der Nacht vom 8. auf den 9. No­vem­ber drei aus Köln kom­men­de Ma­ri­ne­sol­da­ten die Stadt, die Mi­li­tär­wa­chen, Ka­ser­nen und das Ge­fäng­nis der Stadt auf­such­ten, Kriegs- und Zi­vil­ge­fan­ge­ne be­frei­ten und da­bei von ei­ner wach­sen­den Zahl an Sol­da­ten be­glei­tet wur­den, die sich ih­nen an­schlos­sen.[109]  Am 9. No­vem­ber wur­de in der Stadt­hal­le im Rah­men ei­ner gut be­such­ten Ver­samm­lung ein Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat ge­bil­det, in den sechs So­zi­al­de­mo­kra­ten, sechs Un­ab­hän­gi­ge und ein Ar­bei­ter­se­kre­tär so­wie 13 Mit­glie­der des Mi­li­tärs ge­wählt wur­den.[110]  Zu den ers­ten Amts­hand­lun­gen des Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­ra­tes ge­hör­ten die Ver­hän­gung ei­ner Aus­gangs­sper­re, die An­ord­nung zur Ab­ga­be sämt­li­cher Waf­fen und Mu­ni­ti­on so­wie die Er­hö­hung der Wo­chen­brot­men­ge und die Kon­trol­le der städ­ti­schen und staat­li­chen Be­hör­den.[111]  Zur Be­wäl­ti­gung der be­vor­ste­hen­den De­mo­bil­ma­chung bil­de­ten sich aus dem Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat und der Stadt­ver­wal­tung Aus­schüs­se. So wur­de der Wohl­fahrts­aus­schuss un­ter der Lei­tung von Ober­bür­ger­meis­ter Jo­han­sen mit der Ver­pfle­gung und Un­ter­brin­gung der durch­zie­hen­den Trup­pen be­traut. An den Zu­gangs­stra­ßen wur­den Grup­pen aus Of­fi­zie­ren und Un­ter­of­fi­zie­ren pos­tiert, die durch­zie­hen­de Sol­da­ten zu­nächst ver­sam­mel­ten und dann an die rich­ti­gen Stel­len ver­wie­sen.[112]  Ent­las­se­ne Sol­da­ten, die nicht auf der Durch­rei­se wa­ren, son­dern nach Kre­feld zu­rück­kehr­ten, wur­den durch den Be­klei­dungs­aus­schuss mit zi­vi­ler Klei­dung aus­ge­stat­tet. Die­ser muss­te in kur­zer Zeit ins­ge­samt mehr als 16.000 Sol­da­ten ein­klei­den. Dem De­mo­bil­ma­chungs­aus­schuss ob­lag un­ter­des­sen die Um­stel­lung von der Kriegs- auf die Frie­dens­wirt­schaft.

Weihnachtsfeier 2. Kompanie, 11. Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillon Krefeld, 1915. (Stadtarchiv Krefeld)

 

Schwie­rig ge­stal­te­te sich hier vor al­lem die Be­schaf­fung von Roh­ma­te­ria­li­en, die für ei­ne Wie­der­auf­nah­me der Ar­bei­ten in den Samt- und Sei­den­fa­bri­ken be­nö­tigt wur­den.[113]  Er­wäh­nens­wert ist an die­ser Stel­le, dass sich Ober­bür­ger­meis­ter Jo­han­sen ge­mein­sam mit der Han­dels­kam­mer, den in­dus­tri­el­len Ver­bän­den und den Ge­werk­schafts­ver­tre­tern be­reits früh­zei­tig um ei­ne Si­cher­stel­lung der Ver­sor­gung mit Roh­stof­fen nach Kriegs­en­de be­müht hat­te. So wur­de durch Be­scheid der Kriegs­roh­stoff-Ab­tei­lung vom 8.11.1918 zu­ge­si­chert, dass der Ver­ein der deut­schen Sei­den­we­be­rei­en und der Samt­ver­band bei Ein­tritt ei­nes Waf­fen­still­stan­des ei­nen An­teil an in Kre­feld la­gern­der Sei­de und Kunst­sei­de be­zie­hungs­wei­se Baum­woll­gar­ne zur frei­en Ver­wen­dung er­hal­ten wür­de. Dies war mit der Be­din­gung ver­knüpft, al­le sich mel­den­den Ar­bei­ter wie­der ein­zu­stel­len, so­lan­ge bis die ein­zel­nen Be­trie­be wie­der ih­re Stär­ke wie vor dem Krieg hat­ten.[114] 

Schlie­ß­lich wur­de auf Ver­an­las­sung des Kom­man­dan­ten der bel­gi­schen Be­sat­zungs­trup­pen durch Ver­fü­gung des Ober­bür­ger­meis­ters vom 7. De­zem­ber der Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rat wie­der auf­ge­löst.[115]  Am sel­ben Tag wa­ren auch die ers­ten Be­sat­zungs­trup­pen in Kre­feld ein­ge­trof­fen, die aus ei­nem bel­gi­schen In­fan­te­rie­ba­tail­lon von 500 Mann be­stan­den.[116]  Für die Kre­fel­der Be­völ­ke­rung be­deu­te­te die Be­sat­zung auch das Be­fol­gen be­stimm­ter Re­geln. So war bei­spiels­wei­se ei­ne Aus­gangs­sper­re zwi­schen 20 Uhr und 4 Uhr ver­hängt wor­den, Ver­samm­lun­gen und An­samm­lun­gen wa­ren ver­bo­ten, al­le öf­fent­li­chen Ge­bäu­de wie Thea­ter, Ki­nos, Ca­fés und Gast­stät­ten muss­ten um 19 Uhr schlie­ßen, der Ver­kauf von Al­ko­hol war un­ter­sagt, al­le Waf­fen wa­ren ab­zu­ge­ben, die Po­li­zei- und Stadt­ver­wal­tung un­ter­stan­den dem Kom­man­dan­ten der bel­gi­schen Be­sat­zungs­trup­pen, der Post­ver­kehr wur­de ein­ge­stellt und Haus­durch­su­chun­gen konn­ten durch­ge­führt wer­den.[117]  Auch die Stadt­ver­wal­tung wur­de durch die Be­sat­zung und die zu­rück­flu­ten­den Trup­pen vor ei­ne schwie­ri­ge neue Auf­ga­be ge­stellt: Da die Bau­tä­tig­keit wäh­rend des Krie­ges fast voll­stän­dig zum Er­lie­gen ge­kom­men war, herrsch­te nun Woh­nungs­man­gel und Man­gel an Ge­wer­be­räu­men. Trotz stark ge­schwäch­ter Fi­nan­zen galt es, dies schnellst­mög­lich zu än­dern. Die von der Stadt­ver­wal­tung er­grif­fe­nen Maß­nah­men um­fass­ten die Ra­tio­nie­rung von Wohn­raum, den Um­bau von un­be­nutz­ten Ge­wer­be- in Wohn­räu­me und die Ge­wäh­rung von Bau­kos­ten­zu­schüs­sen zur För­de­rung des pri­va­ten Woh­nungs­baus.[118] 

Über vier Jah­re hat­te der Ers­te Welt­krieg auch Kre­feld be­herrscht. Die Schre­cken der Front be­ka­men die Kre­fel­der nur ge­fil­tert durch Brie­fe, Post­kar­ten und Er­zäh­lun­gen zu spü­ren. Doch wie über­all im Reich hat­te die Be­völ­ke­rung mit star­ken Ein­schrän­kun­gen und Ent­beh­run­gen zu kämp­fen und muss­te sich ver­än­der­ten wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Be­din­gun­gen an­pas­sen. Jah­re­lan­ge Man­gel­ver­sor­gung und zu­neh­men­de po­li­ti­sche Miss­stän­de sorg­ten da­für, dass die Re­vo­lu­ti­on auch in Kre­feld auf frucht­ba­ren Bo­den fiel und das al­te Sys­tem oh­ne grö­ße­ren Wi­der­stand zu­sam­men­brach. Mit dem En­de des Krie­ges kehr­ten aber kei­nes­wegs fried­li­che Zei­ten ein; die Ver­sailler Frie­dens­be­stim­mun­gen sorg­ten für kon­flikt­rei­che Jah­re mit po­li­ti­schen Un­ru­hen und frem­der Be­sat­zung auch in Kre­feld.

Quellen

Be­richt des Bür­ger­meis­ters Al­de­hoff über die Ver­wal­tung und den Stand der Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten im Jah­re 1914, er­stat­tet in der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten-Ver­samm­lung vom 26. März 1915.
Be­richt des Bür­ger­meis­ters Al­de­hoff über die Ver­wal­tung und den Stand der Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten im Jah­re 1915. Aus der Stadt­ver­ord­ne­ten-Sit­zung vom 31. März 1916.
Be­richt des Bür­ger­meis­ters Al­de­hoff über die Ver­wal­tung und den Stand der Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten im Jah­re 1916. Aus der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten-Ver­samm­lung vom 4. April 1917.
Be­richt des Bür­ger­meis­ters Al­de­hoff über die Ver­wal­tung und den Stand der Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten im Jah­re 1917. Er­stat­tet in der Sit­zung der Stadt­ver­ord­ne­ten-Ver­samm­lung vom 12. April 1918.
Bür­ger­buch der Stadt Crefeld. Samm­lung der Orts­sta­tu­ten, Po­li­zei­ver­ord­nun­gen, Re­gu­la­ti­ve und sons­ti­gen die Ge­mein­de­an­stal­ten und Ein­rich­tun­gen der Stadt Crefeld be­tref­fen­den Be­stim­mun­gen ein­schl. der in Be­tracht kom­men­den wich­ti­ge­ren Ge­set­ze. I. Teil, hg. im Auf­tra­ge des Herrn Ober­bür­ger­meis­ters un­ter Mit­wir­kung der be­tei­lig­ten städ­ti­schen Dienst­stel­len von Dr. Kloos, Stad­t­as­ses­sor, Crefeld 1912.
Stadt­ar­chiv Kre­feld 4/1927, 4/1949, 4/1964, 4/1966, 4/1987, 9/233, 10 (Rats­pro­to­kol­le), 70/1109, 70 G/14.
Ge­ne­ral-An­zei­ger für Kre­feld und den Nie­der­rhein, Jg. 39-43, 1914-1918.
Kre­fel­der Zei­tung. Mit dem Kre­fel­der An­zei­ger ver­bun­den. Amt­li­ches Kreis­blatt für den Stadt- und Land­kreis Kre­feld, 1914.
Stadt Crefeld, Be­richt über die Ver­wal­tung und den Stand der Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten der Stadt Crefeld für das Rech­nungs­jahr 1914, Crefeld 1915.
Stadt Crefeld, Be­richt über die Ver­wal­tung und den Stand der Ge­mein­de­an­ge­le­gen­hei­ten der Stadt Crefeld für die Rech­nungs­jah­re 1915-1920, Crefeld 1921.

Literatur

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Horst, Fritz, Die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung des Krei­ses Kre­feld seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung mit Preu­ßen (1815). In­au­gu­ral-Dis­ser­ta­ti­on zur Er­lan­gung der Dok­tor­wür­de der Wirt­schafts- und So­zi­al­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Köln, Dü­ren 1929.
Die In­dus­trie- und Han­dels­kam­mer zu Kre­feld 1804-1929. Er­in­ne­rungs­schrift zur Fei­er des 125jäh­ri­gen Be­ste­hens, Kre­feld 1929.
Köh­ler, Man­fred, Ei­ne Stadt in Welt­krieg und In­fla­ti­on. An­pas­sung und Fol­gen kom­mu­na­ler Fi­nanz­po­li­tik von 1914 bis 1924 am Bei­spiel Kre­feld. Schrift­li­che Haus­ar­beit im Rah­men der Ma­gis­ter­prü­fung an der Fa­kul­tät für Ge­schichts­wis­sen­schaft der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bo­chum, Bo­chum 1990 [Stadt­ar­chiv Kre­feld VIII 545].
Mün­nix, Nor­bert, Die po­li­ti­sche, wirt­schaft­li­che und so­zia­le Ent­wick­lung der Stadt Kre­feld vom En­de der Kai­ser­zeit bis in die Wei­ma­rer Re­pu­blik (1890-1929). Diss. phil. Uni­ver­si­tät zu Köln, Köln 1977.
Ol­mes, Jür­gen, Stadt und Stadt­ge­biet Kre­feld als Gar­ni­son, in: Die Hei­mat (Kre­feld), Nr. 30, Jg. 1959, S. 46-52.
Rem­bert, Karl, Aus der Kre­fel­der Stadt­chro­nik 1939. Zum 2. Au­gust vor 25 Jah­ren, in: Die Hei­mat (Kre­feld), Nr. 18, Jg. 1939, S. 196-197.
Wi­scher, Franz, Die Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­stre­bun­gen der Ar­bei­ter in der Kre­fel­der Sei­den- und Samt­in­dus­trie. In­au­gu­ral-Dis­ser­ta­ti­on zur Er­lan­gung der Dok­tor­wür­de der Wirt­schafts- und So­zi­al­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät zu Köln, Köln 1920.

Reserve Lazarett, Krefeld-Fichtenhain, 1914. (Stadtarchiv Krefeld)

Genesungsheim, Hülser Berg. (Stadtarchiv Krefeld)

 
Anmerkungen
Zitationshinweis

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Gillner, Daniela, Krefeld im Ersten Weltkrieg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/krefeld-im-ersten-weltkrieg/DE-2086/lido/57d1367f3f5d80.07134740 (abgerufen am 23.04.2024)