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Die Gründung der Doppelabtei Stavelot – Malmedy geht auf die Jahre 647-650 zurück, als König Sigebert III. von Austrasien einer wohl nach der Regel des Heiligen Kolumban lebenden Mönchsgemeinschaft ein Gebiet von 12 Meilen Durchmesser im Königswald „Arduinna" übertrug.
Im Zuge einer Neubegrenzung wurde der Abteibezirk jedoch bereits 670 um die Hälfte verkleinert. Zum ersten Abt hatte Sigebert III. Remaklus (Rimaglius) bestimmt, der zuvor der Abtei Solignac vorgestanden hatte. Dieser verstarb 671 in Stavelot und wurde schon bald als Heiliger verehrt. Aus der Geschichte der Abtei ragen, neben Remaklus, drei Äbte besonders hervor: Poppo (1020-1048), der sie zu einem Zentrum cluniazensischer Reform machte und als Ratgeber Kaiser Heinrichs III. fungierte; sodann Wibald (1130-1158), einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit, der im Dienste mehrerer deutscher Herrscher eine weit gespannte politische Tätigkeit entfaltete und von Kaiser Lothar III. (Regierungszeit 1125-1137) die so genannte „Goldene Bulle" erwirkte, die die Zugehörigkeit zum Reich „auf ewige Zeiten" festschrieb; schließlich Wilhelm von Manderscheid (1499-1546), der Stavelot-Malmedy aus dem geistlichen und wirtschaftlichen Ruin in eine neue Zukunft führte und nicht zu Unrecht als der zweite Gründer der Abtei bezeichnet wird.
Durch die Jahrhunderte blieb das innere Leben der Mönchsgemeinschaft, die in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Regel des Heiligen Benedikt angenommen hatte, vom Streit um die Vorrangstellung zwischen ihren zwei Standorten, geprägt, wobei deren Zugehörigkeit zu verschiedenen Diözesen eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Malmedy, am Zusammenfluss von Warche und Warchenne gegründet, gehörte zum Erzbistum Köln, das rund 8 Kilometer weiter westlich an den Ufern der Amel gelegene Stavelot hingegen zum Bistum Lüttich. Dennoch blieben die beiden Konvente stets unter einem gemeinsamen Abt vereint. Trotz etlicher Verkäufe und mancher Übergriffe mächtiger Nachbarn war das Abteigebiet Ende des 18. Jahrhunderts immerhin noch 727 Quadratkilometer groß. Die rund 23.000 Untertanen des Fürstabts lebten, über eine Vielzahl kleiner Dörfer und Weiler verstreut, hauptsächlich von der Landwirtschaft.Wachsende Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Fürstabtei gewannen allerdings im Laufe des 18. Jahrhunderts die Gerbereien von Stavelot und Malmedy, die Malmedyer Weberei und die 1761 von den Mönchen in Malmedy begonnene Papierherstellung. Die Städtchen Malmedy mit 3.500 und Stavelot mit 1.800 Einwohnern waren mit Abstand die wichtigsten Ortschaften des fürstabteilichen Territoriums. Dieses wurde 1795 von der Französischen Republik annektiert, die Mönchsgemeinschaft 1796 aufgehoben.
Die Konventsgebäude von Stavelot und Malmedy sind noch erhalten. Die unter Poppo in Stavelot errichtete große Kirche wurde in französischer Zeit größtenteils abgebrochen. Die im 18. Jahrhundert neu errichtete Abteikirche in Malmedy war von 1921 bis 1925 Kathedrale des kurzlebigen Bistums Eupen – Malmedy.
Quellen
Halkin, Joseph, Roland, C.-G., Recueil des chartes de l’Abbaye de Stavelot-Malmedy, 2 Teile, Brüssel 1909-1930.
Literatur
Berlière, Ursmer, Monasticon belge II, Province de Liège, Maredsous 1928, S. IX-XVI, S. 58-105.
Fabricius, Wilhelm, Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, Band 2, Die Karte von 1789, Bonn 1898, Nachdruck 1965, S. 338-339.
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Minke, Alfred, Reichsabtei und Fürstentum Stavelot-Malmedy, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/reichsabtei-und-fuerstentum-stavelot-malmedy/DE-2086/lido/57a2f186da4be6.33005033 (abgerufen am 06.11.2024)