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2. 2 Vorstädtische Siedlung, Siedlungsentwicklung, Befestigung
Die zuerst von Schoop (Schoop, Stadt Düren, S. 13 ff) vertretene These, die fränkische Neugründung Düren sei aus dem südlich der mittelalterlichen Stadt im Altwick (s. u.) gelegenen Forsthof entstanden, ist von Kaspers (Kaspers, S. 117 ff) mit Recht dahin gehend korrigiert worden, dass sich die mittelalterliche Stadt aus dem Königshof Düren (nördlich, innerhahlb der mittelalterlichen Stadt) entwickelt habe. Nach den Angaben des Rheinischen Städtebuches (Rheinisches Städtebuch, S. 96) ist Düren aus dem befestigten Königshof und dem Straßenmarkt des Altwicks erwachsen
Nach dem heutigen Forschungsstand lässt sich die vorstädtische Siedlungsentwicklung dagegen folgendermaßen rekonstruieren:
- Innerhalb der an einem Nebenarm der Rur (Mühlen- und Altenteich, vgl. ZAGV 22, 1900, S. 330) gelegenen Siedlung frankische Gräber des 7. Jahrhunderts bei einer um 700–770 datierten Kirche (I 2) = erste Vorgängeranlage der ehemaligen Martins- und heutigen Annakirche (IV 1)
- Innerhalb dieser 748 erstmals und bereits als Versammlungsort (placítum bzw. synodus Pippins) genannte villa (I 3 und 4) lag höchstwahrscheinlich unmittelbar westlich der Kirche (s. u.) ein Königshof, der vor 774 (761 villa publica, I 4) zum palacium regium (ebda.) ausgebaut worden ist (775 in villa Düren in palacio, ebda.)
- Der Königshof war zugleich Verwaltungsmittelpunkt eines zugehörigen, zunächst Wildbann, im 15. Jahrhundert auch Reichswald (z. B. 1469 up des Richs walde; UB Düren 1,2 nr 362) und seit dem 16. Jahrhundert Wehrmeisterei genannten Forstbezirkes (Kaspers, S. 97 ff). Neben dem höchstberechtigten Hof Düren weitere elf vollberechtigte Anerbhöfe (ebda., S. 109 ff), die jeweils eine Forsthufe für die zwölf Förster des Forstbezirkes zu stellen hatten (ebda., S. 115 ff). Die Forsthufe des Königshofes war die erstmals 1361 (UB Düren I,1 nr 133, Kop XV) genannte Vorsthoeve vor der Stadt zwischen dem Esch und dem Altwick, als huyss, hoff, garde und bungarde, vort graven und wyher (Eschpfort mit nebenliegenden Erbforsthoue = heutiger Courtenbachshof; vgl. Tafel 1, Plan Hollar von 1634 nr 33)
Diese zum Erbforsthof (Sitz des Wehrmeisters seit dem 16. Jahrhundert) gewordene Forsthufe bestand neben dem Königshof (von Schoop, der Hufe und Hof verwechselte, nicht erkannt), von dem es im Weistum der Wehrmeisterei um 1580 (Quellen, S. 168) heißt: Irstlich der hof Duren, ist die Stadt Düren in seiner Ringmauren (Kaspers, S. 109), womit ein weiterer Hinweis auf die Entstehung Dürens aus der Ansiedlung um Königshof und zugehöriger Kirche gegeben ist. Daneben wahrscheinllich gleichzeitige, oder wenig jüngere Siedlungsentwicklung bei der zugehörigen Forsthufe, aus der dann die 1302 (s. u. Vorstädte) erstmals genannte außerstädtische villa Au(n)twicke (in der Folge nur Altwick, seit 1536 Altwerk, vgl. Quellen, Register) erwachsen ist (zur Kontroverse um den Namen Altwick vgl. z. B. DGbl 9, 1957, S. 121 ff)
Die von 774–843 genannte (I 4) Pfalzanlage hat sich wahrscheinlich westlich bis südlich der 775 genannten Pfalzkappelle (zweite Vorgängeranlage der Martins- bzw. Annakirche, I 2) erstreckt; dafür sprechen die Emporenvorhalle vor dem Westwerk der Pfalzkapelle (ebda.), starkes frühmittelalterliches Bruchsteinmauerwerk (und karolingische Kugeltöpfe, Landesmuseum Bonn, Ortskartei) im Hof des früheren Eichamtes (= Nr. 17 auf Tafel 1, Plan Hollar, dort Waage und Lombardei) zwischen Steinweg und Ahrweilerplatz und der Name der von Süden in die Pfalz führenden Straße auf dem Höfchen (1443 up dem Hove, II 5). Der Pfalzbezirk ist demnach innerhalb des von Weiherstraße, Nagelschmiedgasse, Steinweg, auf dem Höfchen, Oberstraße und Markt umgrenzten Bereiches (vgl. Tafel 3, Grundriss) zu suchen. Die innerhalb des Winkels der Weiher- und Oberstraße gelegene (vgl. auch II 5) und im Südwesten durch den Rurarm (Altenteich, s. o.) geschützte Pfalz wurde wahrscheinlich (881) durch die Normannen zerstört (Brandschatzung der Pfalzkapelle, BJb 155/156, 1955/1956, S. 518)
Nach dem 941 bezeugten Wiederaufbau der nunmehr kleineren (ohne Emporenvorhalle) Kirche (ecclesia, que est constructa in villa Düren, UB Düren I,1 nr 18) nördlich, östlich und südlich der ehemaligen Pfalzanlage Entwicklung einer Markt- (Vieh- und Kornmarkt, II 5) und Gewerbesiedlung (Wirtel-, Pletzer- und Kämergasse II 5, DGbl 7, 1956, S. 86 ff sowie Tafel 3, Grundriss). Diese offene Siedlung erhielt mit dem Einbau eines ins 11. Jahrhundert datierten Wehrturmes (BJb 155/156, 1955/1956, S. 519) in die dritte Kirchenanlage (s. o. zu 941) ein befestigtes Zentrum
Befestigungsbeginn für die Gesamtsiedlung wahrscheinlich schon Ende des 12. Jahrhunderts aufgrund des oppidum-Beleges um 1184 (I 4, dort 1226 genannter villa-Beleg meint Hofgut) und einer (verlorenen aber überlieferten) Inschrift am alten Rathaus, nach der 1212 coeperunt muros Durani condere duros (zuletzt DGbl 16, 1958, S. 296); durch die Angabe des Steuerverzeichnisses der Reichsorte von (1241/42), dass von den 20 Mark aus Düren die Hälfte der Kaiser erhalte et medietas ad edificia eorum (= Düren, UB Düren I,1 nr 32) verwendet werden, wird die Aussage der erstmals 1629 überlieferten Inschrift beweiskräftig, zudem wird 1241 Düren von Kaisers Friedrich oppidum nostrum genannt (ebda. 33)und bereits 1252 Philipps- und 1261 Holztor bezeugt (II 3); insgesamt: Stadtbefestigung Ende des 12.–Mitte des 13. Jahrhunderts
Durch Mauerbau Einbezug des weniger entwickelten Nord-West-Teiles (Baulandreserven) und Umleitung des Rurarmes (Altenteich und Stadtbach) zum Holztor (Stadtgraben) sowie Unterbrechung der vom Zehnthof (des Aachener Marienstiftes, seit 941 in Düren begütert, III 1) im Norden bis zum im Altwick gelegenen Forsthof (s. o.) im Süden, im Zuge der Oberstraße (1361 strata superior, II 5) bzw. der anschließenden Altwicker lantstraissen (1361, UB Düren I,1 nr 133 = heute auch Oberstraße) erfolgten vorstädtischen Siedlungsentwicklung. Folge: seit Anfang des 14. Jahrhunderts bezeugter (UB Düren I,1 nr 53 = 1302) vorstadtartiger Siedlungsausbau entlang der Ausfallstraßen am Obertor = Altwick bzw. Obervorstadt mit Erbforsthof, Mühle und Eschpforte sowie Karmeliterkloser (IV 5) und Gotteshauspforte (Tafel 1, Plan Hollar nr 32, 33 und 9), am Kölntor = Coelre Steynweg (AHVN 55, 1892, S. 282 = 1409) oder Kölnvorstadt mit Dreifaltigkeitskapelle bzw.-hospital (IV 6) und Kapellenpforte (Tafel 1, Plan Hollar nr 30, 11 und 31) und im geringeren Ausmaß am Holztor mit städtischer Vollmühle neben weiteren Mühlen (StaD Hs 2 = 1446 und Urk nr 90 = 1554; vgl. auch V 4 Mühlen)
In den Vorstädten zumeist, insbesondere im Altwick, Gewerbe: Kelterer, Gerber, Schuhmacher, Düppengießer, Kachelbäcker, Leyendecker, Leinenweber, Büchsenschmied, Segschneider (StaD 6; LAV NRW R Karmeliter 57; ZAGV 25, 1903, S. 326; StaD 88 = 1365–1553). Starke außerstädtische Siedlungsentwicklung (dass nu, = 1596, etliche jair hero unser mitburger sich vor die obere und andere pfortzen begeben, grose statliche und diser statt ganz und gar nachteilige bew und heuser bawen und ufrichten lasen), 1625 insgesamt 243 Häuser (davon 124 in Altwick, s. u. Tabelle), insbesondere auf die Befreiung der Häuser von wachen und brachen sowie den nicht durch Akziseabgaben belasteten Handel mit Nahrungsmitteln zurückzuführen (Quellen, S. 198 = 1596). Vorstädte bei den Belagerungen 1639 und 1642/43 zerstört und aufgrund der Auswirkungen der folgenden französischen Kriege nicht wieder aufgebaut (ZAGV 18,1896, S. 237)
Die Stadt war in nach den fünf Toren (II 4) benannte Türme (= Viertel, erstmals 1558 tirmpt/er, StaD A 3/1) unterteilt; Bezirksfunktion für Steuererhebung und Wachtdienst (Quellen, S. 65 und 222*). Nach der Haussteuerliste (1792 erste Hausnumerierung, Zeittafel, S. 59) von 1800 (StaD A 6/5) gehörten zum _Holztirmpter _die Straßen (bzw. eine Straßenseite) Markt, Weiherstraße, Hühnermarkt, Steinweg, Altenteich; zum _Philippstirmpter _Altenteich, Philippstraße, Viehmarkt, Weiherstraße; zum _Wirteltirmpter _Weiherstraße, Viehmarkt, Markt, Wirtelstraße, Kölnstraße; zum _Kölntirmpter _Kölnstraße, Markt, Pletzergasse, Oberstraße und zum _Obertirmpter _Oberstraße, Kämergasse, Höfchen und Bongart. Die Vierteleinteilung erlaubt keinen Rückschluss auf die vorstädtische Siedlungsentwicklung, doch ist die Bedeutung der vom Köln- zum Holztor führenden Straßenzüge Kölnstraße, Markt und Weiherstraße auffällig. Nördlich dieser die Stadt von Nord-Osten nach Süd-Westen querenden (und teilenden) Straßenzüge die zwei größeren (und aufgelockert bebauten) Philipps- und Wirteltirmpter, südlich die drei kleineren (und eng bebauten) Holz-, Köln- und Obertirmpter. Während die vier erstgenannten Viertel durch Straßenzüge begrenzt sind, erstreckt sich der Obertirmpter (mit dem ehemaligen Pfalzbezirk) rechts und links der Nord-Süd-Verbindung der Oberstraße (vgl. Tafel 3, Grundriss)
Die Kriegsschäden von 1543 (Eroberung durch Karl V., Stadtbrand, u. a. Rathaus mit Stadtarchiv abgebrannt, u. a. Quellen, S. 172) wurden rasch überwunden. Rege Bautätigkeit im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts (u. a. Kornhaus, Roßmühle und zahlreiche Bürgerhäuser; II 5 und Zeittafel, S. 40 f). Stark rückläufige Siedlungsentwicklung (s.o. Tabelle) in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (30-jähriger Krieg 1639–43 und folgende französische Kriege 1673–96), noch 1718 Befreiung von Haussteuer, Wacht- und Handdiensten auf sechs Jahre zur Förderung der Bautätigkeit (Zeittafel, S. 53), Tiefstand 1742 (österreichischer Erbfolgekrieg; ebda, S. 55).Nur zögernde Aufwärtsentwicklung, erst 1828 werden die Häuserzahlen von 1558 wieder annähernd erreicht (655, s. o. Tabelle und V 1)
1817–1834 Abbruch der fünf Stadttore (Geuenich, Straßennamen S. 43)), Niederlegung der Stadtmauer im stärkeren Maße erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (vgl. Tafel 3, Grundriss 1861). Nach dem Durchbruch an der Schellengasse (heutige Wilhelmstraße) um 1825 und insbesondere nach dem Eisenbahnanschluss von 1841 (I 1) Öffnung der Stadt nach Norden und Aufbau des ersten Stadtteiles außerhalb der mittelalterlichen Mauer Düren-Nord entlang der Eisenbahnstraße (heutige Josef-Schregel-Straße) zum 400 m nördlich des Wirteltores errichteten Bahnhof hin; aber noch 1854 Tuchfabrik (Leopold Schoeller) innerhalb der Stadtmauern (Wirtelstraße) erbaut, Papierfabriken dagegen außerhalb, nördlich der Stadt (Zeittafel, S. 79 ff). Der 1869 gegründete Verschönerungsverein errichtet 1877 die Vereinsstraße südlich und nördlich = Eberhard-Hoesch-Straße und Schoellerstraße östlich der Stadt (ebda., S. 91). Stärkster Aufschwung zwischen 1871 und 1895: Einwohner- und Häuser-Zahlen fast verdoppelt (letztere von 1174 auf 2154, V 1). Erste „Altstadtsanierung" 1873–87 mit Abbruch des Heilig-Geist-Hauses (Philippstraße), des Gasthausklosters (Peschstraße), des Annuntiatenklosters (Zehnthofstraße) sowie Freilegung der Annakirche durch Abbruch der Häuser an der Oberstraße (Zeittafel, S. 99, 101, 107). 1888 Kanalisierung des Stadtbaches (ebda., S. 108). 1890 erster Genereller Bebauungsplan durch den Kölner Stadtbaumeister Josef Stübben (Geuenich, Straßennamen, S. 64 mit Abb. Bebauungsplan; vgl. auch Tafel 3, Stadtplan von 1888). Innerstädtischer Brand 1895 hatte Fabrikverlagerungen nach außerhalb zur Folge (ebda., S. 115)
1890–1914 zahlreiche Fabrikantenvillen mit ausgedehnten Gartenanlagen, z. B. im Westen der Stadt, nach 1918 zum Teil in städtischem Besitz, seit 1930-er Jahren öffentliche Parkanlagen (z. B. Hoesch- und Schöllerpark, Stadtpark westlich der Rur aber bereits 1896 eröffnet; Gesamtfläche der Park- und Grünanlagen 1967 rund 40 ha). Garnisonsvertrag 1912 hatte Kasernenbauten (1913/14) am südlichen Gemarkungsrand und schließlich Südausbau zur Folge (Zeittafel, S. 133 ff und insges. Geuenisch, Straßennamen, S. 58 ff)
Düren wurde 1944 fast völlig zerstört (nur 13 von 6431 Häusern blieben unbeschädigt, 628 noch benutzbar (Verwaltungsbericht 1949) durch Bombenangriffe (insbesondere am 16. November) und Artilleriebeschuss. Nach dem Neuordnungsplan von 1949 Wiederaufbau zunächst im innerstädtischen Bereich mit zahlreichen Hochhäusern unter starker Veränderung (insbesondere Begradigung) der mittelalterlichen Straßenführung (vornehmlich im vermutlichen Pfalzbezirk, vgl. Tafel 2 und 3, Luftbild und Grundrisse). 1956 Einwohner-Zahlen von 1939 wieder erreicht (Geuenich, Straßennamen, S. 232), danach (Ende der 50-er Jahre) Wiederaufbau der Außenbezirke, 1963 und fogende Jahre Erschließung Düren-Ost, zurzeit (nach Ausschreibung städtebaulichen Ideenwettbewerbes) Sanierungsgebiet Düren-Nord und Kuhgassenviertel
2. 3 Tore
Fünf Stadttore (Doppeltore)
1252 Philippstor (UB Düren I,1 nr 35)
1261 porta lignorum = Holztor (Quellen, S. 60)
1317 porta superions = Obertor (LAV NRW R Düren Karmeliter 1)
1364 porta Coloniensis = Kölntor (ebda. 27)
1527 Weilerpforte (Quellen, S. 102) = 1551 Wyrdelportze (ebda. 423) = Wirteltor
(1825) Schellengassen- oder Neutor (Zeittafel, S. 64)
daneben in den Vorstädten
1361 Eschportze (UB Düren I,1 nr 133; Tafel l, Plan Hollar nr 33)
1409 Dreyschportze (AHVN 55, 1892, S. 281)
1634 Cappellenpfort (Tafel l, Plan Hollar nr 31)
1634 Gotteshauspfort (ebda.)
2. 4 Türme
Elf Türme
1546 Observantenturm (Quellen, S. 434) = (1636) Münchenturm (Schoop, Ewaldus-Schützengilde, S. 88)
1572 Speiser Turm (StaD 134)
1609 der beschossen Turm (ebda., S. 32) = (1636) Pletzergassenturm (Schoop, Ewaldus-Schützengilde, S. 88)
1609 Verckensturm (ebda.) = 1634 Dicker Turm (Tafel 1. Plan Hollar)
(1636) Pulverturm (Schoop, Ewaldus-Schützengilde, S. 88)
(1636) Schellengassenturm (ebda.)
(1636) erstes und zweites Weilerrondell (ebda.)
(1636) Pastoreien- oder Jesuitenturm (ebda.)
(1636) Rentmeistertürmchen (ebda.)
(1636) Grönjanstürmchen (ebda.)
2. 5 Straßen, Plätze, Gebäude
Urriss der Siedlung durch Königshof bzw. Pfalzanlage mit nördlich anschließendem Markt bestimmt. Ob die Lage des Königshofes durch den Verlauf der Aachen-Frankfurter-Heerstraße beeinflusst wurde oder die Straßenführung die Lage des Königshofes berücksichtigte, ist nicht mehr zu entscheiden; letzteres ist aber (gegen Nottebrock, BJb 131, 1920, S. 258) wahrscheinlicher, da der Königshof doch wohl älter ist als die Straße, die für die Grundrissentwicklung der Stadt jedenfalls nicht entscheidend geworden ist. Der innerstädtische Verlauf der Straße vor der Ummauerung ist unbekannt, nachher (II 2) Philippstor, Philippstraße, Viehmarkt bzw. Weiherstraße, Markt, Oberstraße, Obertor. Die den Marktplatz kreuzenden Nord-Süd- (Zenthof- und Oberstraße) und West-Ost-Verbindungen (Weiher- und Kölnstraße) ursprünglich doch wohl geradlinig (vgl. Tafel 2, Tranchot-Ausschnitt) und erst durch den innerstädtischen Ausbau nach der Ummauerung nach Osten (Wirtelstraße) bzw. Süden versetzt (vgl. zuletzt – mit vielen Hypothesen – Keßler, Karl, S. 57 ff). Insgesamt ein fast kreisförmiger Grundriss mit sechs leicht ausgebuchteten Ecken und annähernd parallel verlaufender Mauerführung im Nordwesten und Südosten (vgl. Zülpich) sowie mit unregelmäßigem Straßennetz im Süden (Pfalzbezirk) und vergleichsweise geradlinigen Baublöcken insbesondere im Norden und zum Teil auch im Osten. Innerstädtischer Straßenausbau doch wohl zum Ende des 13. Jahrhunderts abgeschlossen; zum Teil weit jüngere Überlieferung der Straßennamen auf den Verlust des Stadtarchivs (1543, II 2) zurückzuführen
Straßen und Plätze (Märkte)
1325 (Haus) in foro Durensi (ÜB Düren I,1 nr 68) = 1357 in communi foro (ZAGV 25, 1903, S. 315) = 1362 forum bladi (LAV NRW R Düren Karmeliter 24) = 1587 Kornmarkt (Quellen, S. 184), auch Haupt- oder Fruchtmarkt genannt (Geuenich, Straßennamen, S. 126) = Markt
1333 (Haus) supra curia antiqua (LAV NRW R Düren Karmeliter 3) = vielleicht auf dem Hof (s. u. 1402) oder Beleg für ehemalige Pfalz (?), doch wohl nicht für Rathaus (gegen DGbl 16, 1958,S.280
1340 Wirdilgasse (LAV NRW R Herrenstrunden 71) = 1597 Weilerstraße (StaD 181) = Wirtelstraße
1355 Plecergasse (ZAGV 25, 1903, S. 315) = Pletzergasse
1355 Kempnergasse (LAV NRW R Düren Karmeliter 8) = 1365 Cummergasse (StaD 5) = 1572 Kaemergasse (ebda. 134) = Kämergasse
1358 aldmedijch (LAV NRW R Herrenstrunden 143) = 1378 up dem alden dijche (ebda. Düren Karmeliter 41) = Altenteich
1361 strata superior (ebda. 23) = Oberstraße
1363 Colnerstraße (ebda. 26) = Kölnstraße
1364 via lapidea (ebda. 28) = Steinweg
1374 Philippstraße (ebda. 38)
1386 Wyerstraße (ZAGV 25, 1903, S. 319) = Weiherstraße
1390 antiquum forum pecorum (ebda. 321) = Vheymarte (ebda. 322) = Viehmarkt = seit 1889 Kaiserplatz (Geuenich, Straßennamen, S. 171)
1391 in dem pessche (LAV NRW R Düren Karmeliter 56) = Pechstraße
1402 up deme kleinen Höfgen (ebda. RKG G 902/2908 II) = 1443 up deme Hove (StaD Hs 2) = Höfchen
1409 Spulssgasse (AHVN 55, 1892, S. 282) = 1413 Spil-, (ZAGV 26, 1804, S. 317) = 1421 Spital-, (ebda. 318) = 1595 Spoleß/Spuelsgasse (LAVV NRW R Düren Jesuiten Akt 15) = nach 1855 Waisenhausstraße (Geuenich, Straßennamen, S. 136)
1414 Sackgasse (Koch, S. 40), seit 1835 Violengasse (Geuenich, Straßennamen, S.136)
1418 opme Hoenremarct (Koch, S. 42) = Hühnermarkt, nach 1881 Ahrweilerplatz (Geuenich, Straßennamen, S. 145)
1431 auf der Kalle (LAV NRW R RKG G 902/2908 II) = südliches Ende Altenteich
1467 auf dem Bongart (ZAGV 26, 1904, S. 320) = Bongard
1497 Paffengasse (StaK HUA 14805), nach 1670 (IV 5) Jesuitengasse
1498 Augustijnsgasse (StaD 29) = südliches Ende Höfchen (Geuenich, Straßennamen, S. 118)
1512 Zehnthoferstraße (ZAGV 26, 1904, S. 323) = Zehnthofstraße
1550 Brotmarkt (StaD 74) = südliches Ende Schellengasse, seit 1882 Teil der Wilhelmstraße (Geuenich, Straßennamen, S. 179)
1574 Schellengasse (StaD A 3/3), seit 1882 Wilhelmstraße (Geuenich, Straßennamen, S. 179)
(vgl. insgesamt Lennarz, Straßennamen und Geuenich, Straßennamen)
Gebäude
1381 Lumbarden huys (UB Düren I,1 nr 157) = Lombardei genannt (vgl. Tafel 1, Plan Hollar nr 17)
1409 Vleischhalle (AHVN 55,1892, S. 282; s. u. zu 1561)
1419 baitstuijff (= Wollwäscherei) vor dem Holztor (LAV NRW R Reichenstein RuH 3)
1429 baitsthoube gegenüber dem Gasthaus (LAV NRW R JB 107)
1438 kelnerij (UB Düren 1,2 nr 269) = herzoglicher Hof bzw. Kellnerei (vgl. Tafel 1, Plan Hollar nr 13)
1440 Waschhaus vor dem Philippstor (StaD Hs 2)
1479 gewanthuys des Wollamtes (III; StaD Arch Schoeller-Prym 7) auf dem Altenteich (StaD Arch Schoeller-Prym 7)
1498 baitsthoube auf dem Höfchen, Ecke Augustinergasse (StaD 29)
1513 kuche und koufhuyse (Quellen, S. 493) = Wollküche (wollkuche; ebda., S. 431 = 1546) mit Stadtwaage (ebda., S. 54 und Tafel 1, Plan Hollar nr 17)
1539 raithus (v. Below I, S. 282) = 1544 Haus von deme Swerde (Quellen, S. 121) – nach dem Schwert der in der Vorhalle aufgestellten Rolandsfigur (ebda., S. 100 *) – am Markt (vgl. Tafel l, Plan Hollar nr 3), zu den weiteren Um- bzw. Neubauten des Rathauses (am selben Platz) (vgl. DGbl 16, 1958, S. 278 ff)
1561 Fleischscharre in der Weiherstraße (StaD 117; nach einer Notiz von 1548 stand die alte an den Herzog grundzinspflichtige Fleischbank (s. o. zu 1409) an der Kirche, vom Magistrat abgebrochen und durch Neubau ersetzt; Rentbuch) = 1572 Fleischhall (Quellen, S. 148), 1608 Neubau auf dem Viehmarkt (ebda., S. 99; vgl. auch Tafel 1, Plan Hollar nr 18)
1588 Kornhaus in der Philippstraße erbaut (Zeittafel, S. 40)
1589 Roßmühle (neben der Stadtwaage) erbaut (ebda., S. 41; vgl. auch Tafel l, Plan)
2. 6 Rechtsdenkmäler
1443 an deme Gerichte (LAV NRW R RKG G 902/2908 II) = Galgen am südöstlichen Gemarkungsrand (vgl. Tafel 2, Tranchot-Ausschnitt)
1576 Kölntor = burgergefenknis, Holztor = herrengefenknis (Quellen, S. 154)
1634 Strafesel und Schandpfahl auf dem Kornmarkt (Tafel 1, Plan Hollar)
1707 Rollhäuschen zur Einsperrung der Garten- und Felddiebe auf dem Kornmarkt errichtet (Quellen, S. 306)
2. 7 Größe des umwehrten Areals in ha (Nord-Süd- und West-Ost-Ausdehnung
West-Ost 535 m, Nord-Süd 565 m = ca. 30 ha
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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Düren. Teil 2: Topographie, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-dueren.-teil-2-topographie/DE-2086/lido/5ddd287d948df3.09693418 (abgerufen am 06.12.2024)