Rheinischer Städteatlas Düren. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur

Wirtschafts- und Sozialstruktur

Luftbild von Düren und Umgebung von 1971 im Verhältnis 1 : 10.000, Zusammengesetzt aus Luftbildkarten im Verhältnis 1 : 5.000. (Landesvermessungsamt NRW)

5. 1 Einwohnerzahl (und Häuser)

1559 ca. 3000 Kom­mu­ni­kan­ten (IV 10)

5. 2 Agrarwirtschaft

Wein­bau (Bur­gun­der­rot­wein) vom 13.–16. Jahr­hun­dert be­zeugt (UB Dt. Or­den II 225 = 1274 und Quel­len, S. 154 = 1576; Be­leg für Rot­wein in ZAGV 26, 1904, S. 319), ins­be­son­de­re öst­lich der Stadt vom Kraus­berg bis zum Wei­her­hof (eb­da. 33, 1911, S. 247 und Ta­fel 2, Tran­chot-Aus­schnitt)
1780 in der Ge­mar­kung ins­ge­samt 3858 Mg Adier­land, 173 Mg Wie­sen, 250 Mg Gär­ten und 380 Mg Tei­che und Wei­den (StaD A 6/3 a)
1824 wa­ren 3500 Mg Acker­land in der Saat (StaD Chro­nik)
1775 in­tra mu­ros 532 Häu­ser und 84 Scheu­nen (StaD A 3/62)
1792 Stal­lun­gen für ins­ge­samt 278 Pfer­de (eb­da. A 25/341)
1793 in­tra mu­ros 554 Häu­ser und 65 Scheu­nen (eb­da. A 6/4)
Agrar­wirt­schaft im Ver­gleich zu Ge­wer­be und Han­del (V 4 und 5) zwar von un­ter­ge­ord­ne­ter, ins­ge­samt aber doch von (zu­min­dest zeit­wei­se) be­mer­kens­wer­ter Be­deu­tung (vgl. auch III 6 zu 1652). 1768 be­wirt­schaf­ten zehn Rats­mit­glie­der und 147 (von ins­ge­samt 492) Ge­wer­be­trei­ben­den zu­gleich Acker­land, un­ter an­de­rem zwölf der 23 Bä­cker, 15 der 21 Fuhr­leu­te, fünf der 22 Kau­leu­te, 16 der 47 Krä­mer und 16 der 25 Wir­te (StaD A 3/59). Die auf­fäl­li­ge Ver­meh­rung der Zahl der (auch) Acker­bau trei­ben­den Bür­ger zwi­schen 1605 und 1685 ist auf die Kriegs­fol­gen die­ser Zeit zu­rück­zu­füh­ren

5. 3 Bergbau

Berg­bau und Hüt­ten­we­sen süd­lich bis west­lich von Dü­ren in der Wehr­meis­te­rei ins­be­son­de­re für Dü­re­ner Blei- und Me­tall­han­del (V 5) be­deut­sam. Seit der Rö­mer­zeit Ei­sen-, Blei- und Kup­fer­ge­win­nung, seit dem 18. Jahr­hun­dert auch Stein- und Braun­koh­len­ab­bau (vgl. hier­zu LAV NRW R JB III R Wehr­meis­te­rei und A. Voigt, Berg­bau und Hüt­ten­we­sen in der Ge­schich­te des Dü­re­ner Lan­des. In: DGbl 25, 1961, S. 489–528)

5. 4 Gewerbe und Industrie (auch Druckereien und Zeitungen)

5. 4 Mühlen

1057 mo­len­di­na(e) in­ner­halb der kö­nig­li­chen Grund­herr­schaft Dü­ren ge­nannt (UB Dü­ren, I,1 nr 22 i. d. Per­ti­nenz­for­mel)
1261 Müh­le vor dem Holz­tor (Quel­len, S. 60)
1306 Most­reysmo­le vor dem Phil­ipps­tor (AHVN 159, 1957, S. 72)
1361 ofers­te mo­el­le bei dem Forst­hof im Alt­wick (eb­da. 133)
1389 he­ren moe­le des Her­zogs von Jü­lich (eb­da. 180)
1446 wird die Malz­müh­le vor dem Phil­ipps­tor ab­ge­bro­chen und durch ei­ne Walk­müh­le (doi­che zo be­rei­den ind zo ma­chen) er­setzt, die da­ne­ben ge­le­ge­ne Korn­müh­le und das Woll­wasch­haus auf dem Deich mit der Loh­müh­le blei­ben be­ste­hen (= an Dü­re­ner Bür­ger in Erb­pacht ver­ge­be­ner Müh­len­kom­plex des Wil­hel­mi­ter­klos­ters, IV 5 und AHVN 159, 1957, S. 76), 1544 Ge­samt­kom­plex als Voll­müh­le in städ­ti­schen Be­sitz über­ge­gan­gen und ver­blie­ben (eb­da., S. 79 und StaD 90 = 1544)
1470 Stein­moe­le zwi­schen Vel­den und Vel­den­stein, seit 1484 vom Wil­hel­mi­ter­klos­ter in Erb­pacht, seit 1494 als Kouf­fer­moe­le ge­nutzt (AHVN 159, 1957, S. 81 ff)
1548 lie­gen bei Dü­ren an der Rur ei­ne Voll- und ei­ne Walk­müh­le, ei­ne Kup­fer­müh­le, zwei Schleif- und drei Mahl­müh­len (VI 1,2 und v. Be­low I, S. 284 Anm. 1)
1573 er­hält ein Dü­re­ner Bür­ger lan­des­herr­li­che Er­laub­nis, bei Dü­ren ei­ne Schleif­müh­le zu er­rich­ten (Quel­len, S. 151)
1618 wie vor­ge­nannt für Voll­müh­le (eb­da., S. 242 f)
1710 Kon­zes­si­on für ei­ne Pa­pier­müh­le (Ge­u­e­nich, Pa­pier­in­dus­trie, S. 483)
1723 vier Frucht-, ei­ne Öl-, ei­ne Holz-, ei­ne Voll-, ei­ne Grut-, ei­ne Schleif- und ei­ne Pa­pier­müh­le (StaD A 5/3)
1799 vier Mahl- und zwei Pa­pier­müh­len, ei­ne Gers­ten- und ei­ne Öl­müh­le, ei­ne Öl- und Fell­müh­le, ei­ne Holz-, ei­ne Walk-, ei­ne Loh- und ei­ne Schnei­de­müh­le (eb­da., A 6/5)
1812 fünf Mahl-, drei Pa­pier-, zwei Walk- und zwei Öl­müh­len so­wie ei­ne Ei­sen­schnei­de­müh­le (eb­da. A I 48)

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Stadtplan von Düren und Umgebung im Verhältnis 1 : 7.500 von 1888. (Stadtarchiv Düren)

Tab. 3: Einwohner- und Häuserzahlen von 1558-1970. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 4: Von Bürgern bewirtschaftete steuerpflichtige Ländereien 1605-1775. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 5: Veränderung bürgerlicher Agrar-Betriebsgrößen innerhalb der Stadtmauer 1605-1775. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 6: Viehbestand innerhalb der Stadtmauer 1723-1843. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

5. 4 Gewerbe und Sozialstruktur

Ober­schicht: lan­des­herr­li­che Be­am­te (z. B. Wehr­meis­ter, Amts­ver­wal­ter, Vogt, Schult­heiß; ab dem 18. Jahr­hun­dert auch Hof­rä­te; s. u. zu 1723) und Schöf­fen­fa­mi­li­en, seit dem 15. Jahr­hun­dert auch Zunft­mit­glie­der (ins­be­son­de­re Wein­wir­te bzw. -händ­ler und Kauf­leu­te). Im 16. Jahr­hun­dert Ma­gis­trats­mit­glie­der Trä­ger des Me­tall­han­dels (IV 5).1723 ist ein Schöf­fe Dok­tor der Me­di­zin, ein Jung­rat Wein­händ­ler, ein Jung­rat Kauf­mann und be­wirt­schaf­ten ein Bür­ger­meis­ter, zwei Schöf­fen, ein Alt- und ein Jung­rat je­weils 30–80 Mg Acker­land und hat­ten je­weils drei Pfer­de und fünf Kü­he (StaD A 5/3). Seit An­fang des 19. Jahr­hun­derts zu­neh­men­der Ein­fluss von Fa­bri­kan­ten, Hö­he­punkt ca. 1880–1910, in die­sem Jahr woh­nen 42 Mil­lio­nä­re in Dü­ren (Zeit­ta­fel, S. 129)
Im 14. Jahr­hun­dert can­de­la­tor, car­ni­fex, au­rif­a­ber, pel­li­fex, pis­tor, in­sti­tor, bra­xa­tor, tex­tor, fac­tor cis­tar­um, cer­do, ful­lo, mer­ca­tor, cal­ci­fex, tor­cu­la­tor, fac­tor al­bi­co­rei, olea­tor, ra­sor, tor­na­tor, car­pen­ta­ri­us, cal­ci­fex pu­er­o­rum, sar­tor, Krä­mer, Kes­sel­fli­cker und Ha­ma­cher; seit dem 15. Jahr­hun­dert da­ne­ben Mes­ser­ma­cher, Schmie­de, Düp­pen­gie­ßer, Ka­chel­bä­cker, Lei­en­de­cker, Lei­nen­we­ber, Fär­ber, Fi­scher, Schel­len­schmie­de, Wap­pen­sti­cker, Holz­schuh­ma­cher, Kan­nen­gie­ßer, Bart­sche­rer und Stein­metz (ins­ge­samt UB Dü­ren I,1; Quel­len; ZAGV 25, 1903, S. 315-326; StaD und LAV NRW R Dü­ren Kar­me­li­ter)
Ge­wer­be und Han­del ins­ge­samt spä­tes­tens seit dem 14. Jahr­hun­dert durch die in den sie­ben Am­bach­ten der Schmie­de, Ge­wand­ma­cher, Brau­er, Bä­cker, Schnei­der, Schuh­ma­cher und des Holz­am­tes ver­ei­nig­ten Zünf­te be­stimmt (III 7 Zünf­te).1615 wer­den 491 Zunft­mit­glie­der ge­nannt (hier­un­ter wahr­schein­lich auch au­ßer­städ­ti­sche, in die­sem Jah­re (<iii (hier­un­ter="" 1615="" 491="" 7 zünf­te).="" <i="" auch="" au­ßer­städ­ti­sche,="" die­sem="" ge­nannt="" in="" jah­re="" wahr­schein­lich="" wer­den="" zunft­mit­glie­der="">in­tra mu­ros 755 Steu­er­pflich­ti­ge und ex­tra 165; StaD A 3/16) ; 54 Schmie­de, 45 Ge­wand­ma­cher, 110 Brau­er (hier­bei auch die Wir­te), 83 Bä­cker, 52 Schuh­ma­cher, 90 Schnei­der, 57 im Holz­amt (= Zim­mer­leu­te, Lei­en­de­cker, Mau­rer und Plies­te­rer; vgl. III 7 Zünf­te)
1821 sind von 2048 Steu­er­pflich­ti­gen (bei 5044 Ein­woh­nern) 1425 in Han­del und Ge­wer­be tä­tig, da­von neun in der ers­ten Klas­se (fünf Fa­bri­kan­ten, zwei Kauf­leu­te, ein Kauf­händ­ler und ein Ren­tier), 48 in der zwei­ten Klas­se (17 Fa­bri­kan­ten, fünf Kauf­leu­te, vier Kauf­händ­ler, vier Wir­te, zwei Acker­män­ner und zehn Ren­tiers u. a.), 133 in der drit­ten Klas­se (drei Fa­bri­kan­ten, 14 Kauf­leu­te, acht Kauf­händ­ler, 17 Wir­te, sechs Acker­män­ner u. a.) und 1235 in der vier­ten Klas­se (dar­un­ter al­le 198 Tuch­ma­cher, 64 Schuh­ma­cher, 38 Schrei­ner, 34 Schnei­der, 25 Schlos­ser, 23 Woll­spin­ner, 21 Ar­bei­ter so­wie al­le 155 Ta­ge­löh­ner, 90 Knech­te und 296 Mäg­de; StaD Klas­sen­steu­er­lis­te)
In­ner­halb der Ge­wer­be­ent­wick­lung spä­tes­tens seit dem 14. Jahr­hun­dert Me­tall und Tex­ti­li­en er­zeu­gen­de und ver­ar­bei­ten­de Ge­wer­be vor­herr­schend. Im 18. Jahr­hun­dert star­ker Rück­gang des Brau­er­ge­wer­bes, Be­ginn der Pa­pier­her­stel­lung (1711) (Quel­len, S. 196), An­stieg des Trans­port­ge­wer­bes, zwi­schen­zeit­li­cher (1775–1800) Auf­schwung der le­der­er­zeu­gen­den und -ver­ar­bei­ten­den Ge­wer­be so­wie ge­gen En­de des Jahr­hun­derts ein An­stieg des Bau­ge­wer­bes und star­ke Auf­wärts­ent­wick­lung der Tex­til- (mit in­dus­trie­mä­ßi­ger Pro­duk­ti­on seit der zwei­ten Hälf­te des Jahr­hun­derts; Quel­len, S. 194), Pa­pier- und Me­tall­ge­wer­be ge­langt zu über­re­gio­na­ler Be­deu­tung (bis zur Ge­gen­wart). 1841 mit der ers­ten Pa­pier­ma­schi­ne Über­gang von der Büt­ten- zur Ma­schi­nen­fa­bri­ka­ti­on (Zeit­ta­fel, S. 71). In der Fol­ge Tep­pich-, Zu­cker- und Ma­schi­nen­fa­bri­ken, 1904 Glas­hüt­te, seit 1909 Pro­duk­ti­on von Du­ralu­min; 1925 Spin­ne­rei­en und We­be­rei­en, Hohl­glas­hüt­te, Braue­rei­en, Bren­ne­rei­en, Gie­ße­rei, Ap­pa­ra­te­bau und Ma­schi­nen­fa­bri­ken; Pro­duk­ti­on von Ver­bands­stof­fen, Kunst­wol­le, Ket­ten, Na­deln, Pa­pier, Tuch, Tep­pi­chen, Zu­cker und Blei­weiß. 1944 to­tal zer­stör­te In­dus­trie­an­la­gen nach 1945 mit den Pro­duk­ti­ons­zwei­gen der Vor­kriegs­zeit wie­der auf­ge­baut, au­ßer­dem Hoesch Che­mie und Ford-Wer­ke
1939 be­trug der An­teil der Be­schäf­tig­ten in der Me­tall­in­dus­trie 50,4 %, in der Pa­pier­in­dus­trie 32,8 % und in der Tex­til­in­dus­trie 10 %; Ver­gleichs­zah­len für 1966; 35,3%, 26% und 7,4%. 1949 wa­ren in ins­ge­samt 51 Be­trie­ben 6039 Be­schäf­tig­te, 1967 in 45 Be­trie­ben 8168 Be­schäf­tig­te (Flä­chen­nut­zungs­plan; al­le Zah­len sind nur auf das Stadt­ge­biet be­zo­gen) </iii>

5. 4 Druckereien und Zeitungen

1818 in der ers­ten (!) Dü­re­ner Dru­cke­rei Land­rät­li­ches Kor­re­spon­denz­blatt (Zeit­ta­fel, S. 62), ab 1839 als Dü­re­ner An­zei­ger und Un­ter­hal­tungs­blatt, 1909 
mit Dü­re­ner Zei­tung ver­ei­nigt
1848 Der Ver­kün­di­ger an der Ro­er (Rhei­ni­sches Städ­te­buch, S. 102)
1851 An­zei­ger für den Kreis Dü­ren (Zeit­ta­fel, S. 78)
1854 Ver­kün­di­ger für den Kreis Dü­ren, seit 1862 Ver­kün­di­ger für Dü­ren und Eschwei­ler, seit 1875 Dü­re­ner Volks­zei­tung, bis 1934 (eb­da., S. 80)
1872 Dü­re­ner Zei­tung, bis 1944 (eb­da., S. 94)
1875 Ro­er Zei­tung, bis 1917 (eb­da., S. 142)
1919 Dü­re­ner Bür­ger­zei­tung, bis 1920 (Rhei­ni­sches Städ­te­buch, S. 102)
1920 Die Neue Zeit, bis 1933 (eb­da.)
1927 Dü­re­ner Rund­schau (Zeit­ta­fel, S. 156)
1930 Lo­kal­an­zei­ger für Dü­ren und Um­ge­bung, bis 1935 (Rhei­ni­sches Städ­te­buch, S. 102)
1933 West­deut­scher Be­ob­ach­ter mit Aus­ga­be für Dü­ren, bis 1944 (eb­da.)
1934 Der Neue Tag, bis 1944 (eb­da.)
1945 Aa­che­ner Nach­rich­ten mit Dü­re­ner Lo­kal­teil ab 1947, als Dü­re­ner Nach­rich­ten ab 1949 (eb­da.)
1946 Aa­che­ner Volks­zei­tung mit Dü­re­ner Lo­kal­teil ab 1947, als Dü­re­ner Zei­tung ab 1949 (eb­da.)
1949 Dü­re­ner Lo­kal-An­zei­ger (eb­da.)

Tab. 7: Kopfsteuer 1757. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 8: Gewerbetabelle 1723-1821. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 9: Entwicklung der Dürener Textil-, Metall- und Papierindustrie 1823-1967. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

5. 5 Markt und Handel

Ers­te er­kenn­ba­re Pe­ri­ode wirt­schaft­li­chen Wachs­tums von der Mit­te des 13. bis zur Mit­te des 14. Jahr­hun­derts (vgl. Zoll­pri­vi­le­gi­en in III 2), Ju­den seit 1241 (IV 8), Lom­bar­den (Ro­ta­rii u. a.) seit 1351 (UB Dü­ren 1,1 nr 99), 1387 in dem Lum­bar­den huy­se zu Dü­ren (eb­da. 167 und Ta­fel 1, Plan Hol­lar nr 17). In die­ser Zeit ins­be­son­de­re Woll- und Tuch­han­del (Ex­port) so­wie Wein­zwi­schen­han­del (III 2 Zoll zu um 1321); 1344 Dü­re­ner Tuch in Köln (v. Loesch, Köl­ner Zunf­tur­kun­den I, S. 65 und Hans. Ge­schichts­bl. 72, 1954, S. 43 f) und (1370) in Ba­sel (Hans. UB III, S. 263) als Qua­li­täts­wa­re ge­nannt. Dü­re­ner Kauf­leu­te auf Bra­ban­ter und Frank­fur­ter (schon vor 1350, vgl. auch III 6 zu 1457 Art. 9) Mes­sen; au­ßer­dem Han­dels­be­zie­hun­gen ins­be­son­de­re nach Köln (Kuske I 176) und Lüt­tich (Quel­len, S. 200 ff)
In der zwei­ten Hälf­te des 14. Jahr­hun­derts Nie­der­gang durch die Über­nah­me lan­des­herr­li­cher Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen (Quel­len, S. 5 *), nach Ab­lö­se ab der Mit­te des 15. Jahr­hun­derts er­neu­ter Auf­schwung. Ne­ben wei­ter be­zeug­tem Woll­aus­fuhr­han­del (z. B. nach Maas­tricht und Weert im Lim­bur­gi­schen) (Quel­len, S. 203* f = 1496/97) ab En­de des 15. Jahr­hun­derts Me­tall­han­del Dü­re­ner Schöf­fen- und Rats­fa­mi­li­en (DGbl 25, 1961, S. 500 ff); so­wohl Blei­t­rans­port (vgl. V 3) nach Köln als auch Ex­port von Schel­len und Nä­geln (Schel­len­gas­se, II 5) bis nach Braun­schweig, Leip­zig und Straß­burg (Quel­len, S. 204). In­ten­si­ver Ge­schäfts­ver­kehr mit Köln: nach Köln Tuch und Schel­len (Kuske II 527 = 1470), von Köln Och­sen und Le­der (eb­da. 526 = 1470 und 815 = 1480). Wei­ter be­zeug­ter be­deu­ten­der Wein­han­del (1600 ent­fal­len 6883 Gul­den der ins­ge­samt 11084 Gul­den Ak­zi­se­e­in­künf­te auf die Wein­ak­zi­se, III 2 Ak­zi­se) ins­be­son­de­re mit Mo­sel­wei­nen (Quel­len, S. 237 = 1614), Dü­ren zu­dem Mit­tel­punkt für den Han­del mit Rur­wei­nen (ZAGV 33, 1911, S. 247; Bur­gun­der­rot­wei­ne, V 2). Da­ne­ben über­re­gio­nal be­deut­sa­mer Frucht­han­del, 1615 wird in dem 1513 als ei­ne fry kouf­s­tat (Quel­len, S. 493) ge­nann­ten Dü­ren der Frucht­han­del als die Mut­ter al­ler Com­mer­ci­en (StaD A 9/43) be­zeich­net; bis in das 19. Jahr­hun­dert von Be­deu­tung (eb­da. A 25/341 = 1816)
Ne­ben Ex­port- und Zu­brin­ger­funk­ti­on (ins­be­son­de­re für Köln) auch Zen­tral­markt mit Ver­teil­er­funk­ti­on für zu­ge­hö­ri­ges Markt­ge­biet (vgl. V 6 Ver­brei­tung der Dü­re­ner Ma­ße); z. B. von 1488–1513 durch 23 Dü­re­ner Kauf­leu­te Im­port von ins­be­son­de­re He­rin­gen, Bü­ckin­gen, Stock­fi­schen, Salz, But­ter, Öl, Fett, Kä­se, Ge­wür­ze, dro­eg go­ed (Sam­mel­be­griff für Far­ben, Ge­we­be, Sei­de u. a.), Sei­fe, Zu­cker, Süd­wei­ne, Al­ko­hol, Hop­fen (für Dü­re­ner Brau­er), Fei­gen, Ro­si­nen u. a. aus Ant­wer­pen (E. En­nen, Bonn und Ant­wer­pen. In: Fest­schrift J. Dietz, Bonn 1973, S. 91)
Rück­schlä­ge von 1543 rasch (Hö­he­punkt wirt­schaft­li­cher Ent­wick­lung um 1600–1610), von 1643 ff (mit Tief­stand um 1700) erst ab der Mit­te des 18. Jahr­hun­derts über­wun­den (Quel­len, S. 424). Ge­gen En­de des Jahr­hun­derts Auf­wärts­ent­wick­lung des Tex­til-, Pa­pier- (seit 1711) und Me­tall­ge­wer­bes (V 4). Nach Bahn­an­schluss (1841) ent­schei­den­der wirt­schaft­li­cher Auf­schwung durch Über­gang zur Gro­ß­in­dus­trie, der ins­be­son­de­re mit den Na­men der Fa­bri­kan­ten­fa­mi­li­en Scho­el­ler und Hoesch ver­bun­den ist (Rhei­ni­sches Städ­te­buch, S. 98). Dü­re­ner Pro­duk­te er­lan­gen Welt­ruf, zahl­rei­che Me­dail­len auf Welt­aus­stel­lun­gen (z. B. 1867 in Pa­ris; Zeit­ta­fel, S. 89). Stärks­ter wirt­schaft­li­cher Auf­schwung zwi­schen 1871 und 1895 (II 2), Hö­he­punkt zwi­schen 1910 (mit 42 Mil­lio­nä­ren im Stadt­be­zirk; Zeit­ta­fel, S. 129) bis 1914, zur­zeit noch nicht wie­der er­reicht (vgl. V 4 Ta­bel­le 1823–1967)

5. 6 Maße und Gewichte

5. 6 Dürener Maße und Gewichte

1319 erst­mals men­sura (Ge­trei­de) Du­ren­si (UB Dü­ren I,1  nr 61)
1351 in Kau­wei­ler (AHVN Erg. III, S. 39)
1389 in Meis­heim (ZAGV 25, 1903, S. 320)
1402 in Nie­derau (UB Dü­ren I,2 nr 203)
1410 in Nör­ve­nich (ebd. 218)
1427 in Win­den (eb­da. 250) und Eg­gers­heim (StaD 10)
1434 in Hoch­kir­chen (UB Dü­ren I,2 nr 258)
1454 in Len­ders­dorf (ZAGV 25, 1903, S. 323)
1489 in Nie­der­zier (eb­da., S. 324)
1518 in Gun­ters­dorf (eb­da., S. 329) und Röls­dorf (eb­da., S. 331)
1546 in Mer­ze­nich (StaD 59 a)
1549 in Glad­bach (eb­da. 71)
1550 in Ir­res­heim (eb­da. 77)
1584 in Eus­kir­chen (LAV NRW R JB III R Eusk. 6)
1772 in Satz­vey (Jb. d. Kr. Eus­kir­chen 1973, S. 72)
1747 Ver­ord­nung des Ma­gis­trats über die im Ge­brauch be­find­li­chen Ge­wich­te (Quel­len, S. 351)
1775 Än­de­rung des Woll­ge­wich­tes von 20 Pfund pro Stein auf das or­di­n­ai­re Stadt­ge­wicht von 24 Pfund pro Stein (eb­da., S. 392)

5. 6 Hohlmaße

1530 1 Mal­ter = 5 Süm­ber, 1 Süm­ber = 4 Vier­tel, 1 Vier­tel = 4 Mut­gen (LAV NRW R JB III R Dü­ren 3)
1681 s­ind 8 Mal­ter Dü­re­ner Maß = 9 Mal­ter köl­nisch (eb­da. 10)
1692 wird nach Über­prü­fung der Dü­re­ner Ma­ße fest­ge­setzt:
1 Dü­re­ner Mal­ter Wei­zen = 1 Mal­ter 3 Vier­tel 3/4 Mut­gen köl­nisch
1 Dü­re­ner Mal­ter Rog­gen = 1 Mal­ter 2 Vier­tel 3 1/4 Mut­gen köl­nisch
1 Dü­re­ner Mal­ter Gers­te = 1 Mal­ter 3 Vier­tel 2 3/4 Mut­gen köl­nisch
1 Dü­re­ner Mal­ter Ha­fer = 1 Mal­ter 3 Vier­tel 2 2/4 Mut­gen köl­nisch (eb­da. 11)

5. 6 Flächenmaße

1548 1 Mg = 180 Ru­ten, 1 Ru­te = 16 Fuß (Rent­buch)

Düren aus der Vogelschau von Südosten von 1634 von W. Hollar. (Stadtarchiv Düren)

 
Zitationshinweis

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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Düren. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-dueren.-teil-5-wirtschafts--und-sozialstruktur/DE-2086/lido/5dde747ac5dd12.43924957 (abgerufen am 06.12.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Düren, bearbeitet von Klaus Flink (Lfg. II Nr. 9, 1974)