Zu den Kapiteln
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5. 1 Einwohnerzahl (und Häuser)
1601 zwei Höfe und ca. 25 hausmannshauser in Vogtsbell (F. Küch, Landtagsakten von Jülich-Berg 1624–1653, Düsseldorf 1925, S. 651 Anm. 2)
1676 ca. 1000 Kommunikanten in Frechen (IV 10)
1750 Frechen = 1300, Bachem = 320, Buschbell = 450 (!) Einwohner (Chronik, S. 39)
1762 32 Häuser in Buschbell (II 2)
1798 Frechen = 1361, Buschbell = 272 Einwohner
1800 Bachem = 300 Einwohner (StaF Akt 87)
1816 von den 384 Häusern im Ortskern Frechen werden zwei Drittel als arm bezeichnet (StaF Akt 224)
5. 2 Agrarwirtschaft
Ackerbau und Viehzucht war vor allem durch den umfangreichen Grundbesitz der verschiedenen Klosterhöfe in Frechen, Bachem und Buschbell bis ins 19. Jahrhundert von Bedeutung
1794 entfallen in der Herrschaft Frechen (vgl. I 7, I 8) 600 Mg (400 im Dorf Frechen) auf adelige Grundbesitzer, 1889 Mg auf geistliche Grundbesitzer, 677 Mg auf Bürger; 16 Mg Benden; 1030 Mg Büsche. Viehbestand: 68 Pferde, 293 Kühe, ein Ochse, 25 Rinder, 39 Schweine (StaF Französ. Requisitionen 1795)
(1816) ernährt sich die Gemeinde Frechen mehr von ihrer Industrie als vom Ackerbau (StaF Akt 124)
1948 insgesamt gibt es 75 landwirtschaftliche Betriebe in Frechen, davon 26 in Frechen-Ort, 14 in Bachem, elf in Buschbell, sie nutzen 1842,98 ha Fläche (vgl. I 8)
Landwirtschaft ist in Frechen heute kaum von Bedeutung; der Anteil der in Land- und Forstwirtschaft Erwerbstätigen sank von 6% = 1950 auf 1,7%= 1970
5. 3 Bergbau
Braunkohlenbergbau
Bereits im 15. Jahrhundert ging erdige Braunkohle, kölner Umbra oder kölner Erde genannt, eine braune Farberde, die u. a. aus Frechen und Bachem kam, als Handelsgut nach Italien (A. Schulte, Gesch. d. mittelalterl. Handels u. Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien I, Leipzig 1900, S. 707) und war vor allem im 17. Jahrhundert sehr bekannt (Göbels, Töpferhandwerk, S. 5). Die Torf- (= Brennstoff-)gewinnung war zunächst von untergeordneter Bedeutung (ältester Hinweis: Ende des 16. Jahrhunderts im Send-Achten) (Weistümer III, 1 und Göbels, Töpferhandwerk, S. 6). Braunkohlenabbau wurde erst seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts in größerem Stil betrieben, wobei die Großgrundbesitzer in Frechen und Bachem die Initiatoren waren. Die ersten erwähnten Gruben befanden sich auf Grundstücken der Burg Bachem (1721) und der Burg Benzelrath (1740) (vgl. Tafel 5, Tranchot-Karte und Topograph. Karte 1845; Göbels, Töpferhandwerk, S. 9 f), um 1732 auch auf Besitzungen des Hauses Bitz in Bachem (ebda., S. 12). Seit spätestens der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde auf Grundstücken der Frechener Burg, die am Wachtberg lagen, Torf gewonnen (ebda.). Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Betrieb zahlreicher weiterer Gruben (z. T. Kleinstbetriebe) (Übersicht und Lokalisierung in: Göbels, Töpferhandwerk, S. 10 ff). 1816 gab es im Frechenerer Raum zehn Gruben mit insgesamt 46 Beschäftigten (F. Wündisch, Von Klütten und Briketts, Weiden 1964, S. 75 ff)
Anfang der 60-er Jahre des 19. Jahrhunderts ging die Braunkohlengewinnung in Frechen stark zurück, u. a. bedingt durch die Konkurrenz der Ruhr-Steinkohle (Göbels, Töpferhandwerk, S. 48 f). Um 1870 waren nur noch 30–40 Arbeiter in den Gruben tätig; 1889 produzierten drei Gruben insgesamt 5302 preußische Tonnen. Nach 1890 setzt der Industrialisierungsprozess mit der Begründung der ersten Nasspresssteinfabrik (1891) und der ersten Brikettfabrik (1892) in Frechen ein (ebda., S. 49, 53 f)
1900 vier Braunkohlenbergwerke mit Brikettfabrikation in der Bürgermeisterei Frechen beschäftigen insgesamt 449 Arbeiter, davon 186 in Bachem (StaF Akt 193)
1950 Zusammenschluss der fünf in Frechen bestehenden Brikettfabriken zum Verbund der „Frechener Brikettfabriken", insgesamt 2396 Beschäftigte (= 11,7% der Gesamtbevölkerung) (Chronik, S. 51)
Die Brikettfabriken wurden in den letzten Jahren weitgehend stillgelegt, da Brikett als Hausbrand durch andere Brennstoffe ersetzt wurde. Für die Braunkohle wurden neben der Energiegewinnung neue Nutzungsarten gefunden. Der Tagebau Frechen ist Bestandteil des 2500 Quadratkilometer großen Braunkohlenreviers zwischen Köln und Aachen
5. 4 Handel und wirtschaftliche Gesamtentwicklung
5. 4 Mühlen
5. 4 Frechen
1328 molendinum (UB Köln IV 149)
1406 molenstat des Kapitels von St. Gereon Köln im Benzelrather Bruch (UB Gereon 548)
1410 Mühle in Frechen (StaK Bonifacius 1), identisch mit der 1422 genannten Wassermühle (Weistümer III, 1)
1508 Mühle zu Frechen im Besitz der Kölner Familie Muyrinck-Fürstenberg (StaK Zivilprozesse 444)
1547 Ollichsmullen, genannt Konynycksmulle (RA Arnhem Culemborg Inv. 7365), auch im Weistum in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bezeugt (III 1)
(vor 1628) Windtmullen (RA Arnhem Culemborg Inv. 7335)
1807 eine Öl-, eine Kornmühle (StaF Akt 87; vgl. Tafel 1, Grundriss)
(1890) Ceelensche Wassermühle, lag an der Dürener Straße, ein Arbeiter (StaF Akt 182; VI 3 k, S. 199)
5. 4 Bachem
866 curtis des Klosters Prüm cum farinariis tribus (I 3; II 2)
893 molendinum (I 3)
1497 grundherrliche Mühle (RA Arnhem Culemborg Inv. 7370)
1547 Loycksmullen (ebda. 7365), sie lag vermutlich am Zusammenfluss von Frechener und Bachemer Bach, vor 1800 verschwunden (1816 als Haus genannt (StaF Akt 224); vgl. auch I 9)
1587 drei Mühlen: alte Mulle, Korn Mull, papir Mull (Tafel 5, Stempelius-Karte)
1603 Ölmühle bei Haus Bitz (Arch Fürstenberg Akt 1,1)
1807 eine Öl-, eine Kornmühle (StaF Akt 87)
1819 eine Mühle nordöstlich der Burg Bachem (Tafel 1, Grundriss)
(1890) Wassermühle (StaF Akt 182)
5. 4 Buschbell
(1555) Bau einer Windtmühle ... fast ahn daß dorff daselbst (LAV NRW R Kk II 1895 fol. 9)
5. 4 Sozialstruktur
Oberschicht: Seit dem Hoch- und Spätmittelalter die auf den verschiedenen Burgen in Frechen, Bachem und Buschbell ansässigen Rittergeschlechter und Adelsfamilien (vgl. dazu ausführlich Göbels, Wappen) und die Beamten der Grundherren. Die seit dem 16. Jahrhundert als Schöffen nachgewiesenen Kannenbäcker sind vielleicht als Mittelschicht anzusprechen. Die Mehrzahl der Töpferhandwerker ist wegen des vor allem im 17. Jahrhundert in Frechen vorherrschenden Verlagssystems nur schwer sozial einzustufen
5. 4 Gewerbe
1285 Braxator in Buschbell erwähnt (StaK Aposteln 92)
1412 Meister Tiel der Weyuer in Frechen erwähnt (ebda. Klara 139)
1617 28 Kannenbäcker, zwölf Wirte, ein Malzmacher, drei Bleicher (darunter eine Frau), zehn Bäcker in Frechen (ebda. Antoniter Akt 34)
Reiche Tonvorkommen in Frechen und Umgebung (vgl. II) ließen ein leistungsfähiges Töpfergewerbe entstehen. Vielleicht schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, sicher seit dem 16. Jahrhundert wurden in Frechen Steinzeug und Irdenware hergestellt
(1550) soll die Zahl der Kannenbäcker um das Zwei- bis Vierfache zugenommen haben (Göbels, Töpferhandwerk, S. 52)
1551 wird der erste Frechener Kannenbäcker namentlich erwähnt (StaK Klara Akt 18 a I fol. 3 v)
1617 28 Vertreter des Kannenhandwerks werden genannt (keine Gesamtzahl) (ebda. Antoniter Akt 34)
1639 35 Kannenbäcker- und 14 Duppenbäckermeister (RA Arnhem Culemborg Inv. 7339; vgl. Göbels, Töpferhandwerk, S. 26, 364 ff)
Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, besonders im 17. Jahrhundert wurde das Handwerk überwiegend im Verlagssystem ausgeübt; Blütezeit war im 17. Jahrhundert. Frechener Bartmannskrüge und andere Töpfereiartikel waren Massenprodukte (ebda., S. 230). (1615) waren ca. 20 Töpferbetriebe in der Lage, in 18 Monaten ca. 110.000 Töpfe herzustellen. 1663 wurden 160000 Wurf (= ca. 1.600.000 Stück) (nach Göbels, Töpferhandwerk, S. 300) Kannen nach England geliefert. Das Kannenhandwerk wurde im 19. Jahrhundert nicht mehr betrieben, nur noch die Düppenbäckerei (zum Töpfergewerbe insges. vgl. Göbels, Töpferhandwerk)
(1807) beschäftigten die Töpfereien in der Mairie Frechen (III 9) insgesamt 70–80 Arbeiter und produzierten Waren im Wert von 20.000 Francs (StaF Akt 87)
(1850) 49 Meister, 59 Gesellen, 21 Lehrlinge in Töpfereibetrieben (Göbels, Töpfereihandwerk, S. 191)
Rückgang des Gewerbes zum Ende des 19. Jahrhunderts, 1898 gab es nur noch elf Betriebe
1836 vier Fabriken für Steinzeug mit 25 Arbeitern und 44 Fabriken für Irdenwaren mit 162 Arbeitern, Produktion pro Jahr: ca. 2000 Karren im Wert von ca. 20.000 Reichstalern; vier Ziegelbäcker mit zwölf Arbeitern; in Frechen und Bachem Torf- und Braunkohlengruben, zehn Schächte und ein Umschlag mit 66 Arbeitern, Produktion pro Jahr: ca. 1.500.000 Klütten im Wert von ca. 5000 Reichstalern; sechs Strumpfwebereien (je ein Stuhl) mit vier Arbeitern; neun Leinewebereien (je ein Stuhl) mit neun Arbeitern in Frechen, Bachem und Buschbell (Adelmann, S. 188 f)
1899 in Frechen acht Tonröhrenfabriken mit 185 Arbeitern, zwei Branntweinbrennereien mit zwei Arbeitern, eine Bierbrauerei mit einem Arbeiter, eine Schlosserei mitzwei Arbeitern, eine Ziegelei mit sechs Arbeitern, eine Wassermühle mit einem Arbeiter (StaF Akt 182)
Auf der Basis des Rohstoffs Ton entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Steinzeugröhrenindustrie
1852 wurde die erste Frechener Steinzeugröhrenfabrik in der Breite Gasse gegründet (vgl. Tafel 1, Grundriss), 1857 nach Köln-Lindenthal verlegt (Chronik, S. 43); 1862 Errichtung einer weiteren Fabrik, die ebenfalls nur kurze Zeit bestand (ebda., S. 44)
1864 bis 1913 Gründung zahlreicher weiterer Steinzeugfabriken, die größtenteils bis in die jüngste Zeit bestanden haben bzw. heute noch bestehen (Angaben dazu in: Chronik, S. 43 ff)
1875 waren in den Frechener Steinzeugfabriken 35 Arbeiter beschäftigt (in den Töpfereibetrieben noch 56 Personen) (Brauns, S.54)
1899 beschäftigten acht Tonröhrenfabriken 185 Arbeiter (StaF Akt 182, vgl. auch Göbels, Töpferhandwerk, S. 54)
1950 beschäftigte die Frechener Steinzeugröhrenindustrie 600 Arbeiter und 53 Angestellte (Chronik, S. 51)
1970 wurden ca. 195.000 Tonnen Steinzeug in Frechen hergestellt = 30 % der gesamten Steinzeugproduktion der Bundesrepublik (Göbels, Töpferhandwerk, S. 61)
Seit 1884 wird am nordwestlichen Ortsrand Frechens nahe Buschbell (vgl. Tafel 6, Luftbild) Quarzsand abgebaut, wobei der Abbau für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes zunächst von geringerer Bedeutung war als die Ton- und Braunkohlenindustrie. Seit den 20-er Jahren dieses Jahrhunderts gewinnen die Quarzsandwerke durch den Bau von Aufbereitungsanlagen am Standort Frechen an Bedeutung (Neubau eines Gesamtaufbereitungswerkes 1960–70); heute ist Frechen ein Zentrum der europäischen Quarzsandgewinnung
5. 4 Druckerei und Zeitung
1910 wurde eine Druckerei gegründet, die 1910–1914 die Frechener Volkszeitung, 1925–1936 das Frechener Tageblatt herausgibt (Chronik, S. 47 f)
5. 5 Handel und wirtschaftliche Gesamtentwicklung
Das Frechener Töpfergewerbe war von Anfang an stark exportorientiert; der Absatz der Töpferwaren erfolgte über Kölner und einige Frechener Kaufleute vornehmlich nach Holland, aber auch wohl allgemein in die traditionellen Absatzgebiete des Kölner Handels. Im 17. Jahrhundert brachten holländische, vor allem Dordrechter Kaufleute als Verleger Produkte der Frechener Kannen- und Düppenbäckermeister nach England, dem Hauptabsatzmarkt für Frechener Steinzeug. Die Waren gingen auch weiter in den Überseehandel, nachweislich über die ostindische Kompanie von Holland nach Indonesien; so waren 1628, 1655/56 und noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts größere Posten Frechener Krüge unter für Djakarta bestimmten Handelsgütern (insgesamt dazu Göbes, Töpferhandwerk, S. 223 ff, ferner K. Göbels. In: Lebendiges Frechen, Dez. 1975, S. 8 ff)
Gesamtentwicklung: vom 16. bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war das Wirtschaftsleben in Frechen und Umgebung fast ausschließlich vom Töpfergewerbe mit seinen verschiedenen Zweigen geprägt. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts lebte fast die gesamte Bevölkerung davon (StaF Akt 224). Seine Nachfolge trat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Steinzeugindustrie an. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt der Braunkohlenabbau zunehmend wirtschaftliche Bedeutung. Ende des 19. Jahrhunderts kam als dritter Haupterwerbszweig der Quarzsandabbau und dessen Verarbeitung hinzu. Diese drei Industrien bestimmen den wirtschaftlichen Aufschwung Frechens im 20. Jahrhundert und die Entwicklung zur Stadt und sind auch heute noch die Haupterwerbszweige. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Ansiedlung von Metall- und Maschinenbauindustrie in Frechen, ferner von chemischen und kunststoffverarbeitenden Betrieben. Im Bereich der Stadt Frechen sind heute ca. 60 Betriebe des Großhandels ansässig. Durch die verstärkte Ansiedlung von Einzelhandelsgeschäften, Dienststellen der Stadtverwaltung und ähnlichen Einrichtungen im Bereich der Hauptstraße (vgl. Tafel 4, DGK) erfüllt der alte Ortskern Frechens zunehmend Mittelpunktfunktion für die neue Stadt Frechen
Frechen ist eines der wichtigsten Industriezentren im heutigen Regierungsbezirk Köln
5. 6 Maße
1555 Abgaben aus Frechen an das Kölner Kloster St. Klara werden in kölner Maßen geleistet (StaK Klara 205)
1558 Abgaben aus der Grundherrschaft des Kölner Apostelstifts in Buschbell werden in kölner Maßen geleistet (Weistümer III, 1)
1788 Beller Maaß (StaK Geist. Abt. 40, fol. 9; wohl Einzelbeleg)
5. 6 Hohlmaße
1567 1 Malter = 4 Sümber, 1 Sümber = 4 Viertel, 1 Viertel = 4 Fässchen (RA Arnhem Culemborg Inv. 7296), entspricht dem stadtkölner Maltermaß
(1790) 1 Malter = 4 Sümber = 8 Fass (Buch Gall, fol. 6 u. ö.)
(1790) 1 Los Holz = 6 Fuß breit, 3 Fuß hoch, 5 Fuß lang = 90 Kubikfuß (ebda.)
5. 6 Flächenmaße
(1790) 1 Mg = 150 Ruten = 16 Nürnberger oder kölner Fuß (Buch Gall, fol. 6 u. ö.)
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Wensky, Margret, Rheinischer Städteatlas Frechen. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur, Statistik, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-frechen.-teil-5-wirtschafts--und-sozialstruktur-statistik/DE-2086/lido/5da44725ae1ed7.42102333 (abgerufen am 05.12.2024)