Rheinischer Städteatlas Frechen. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur, Statistik

Wirtschafts- und Sozialstruktur, Statistik

Schrägluftaufnahme Stadt Frechen von Westen, Ausschnittvergrößerung, 15.8.1973. (Rheinische Braunkohlenwerke AG, Köln, Abt. Photogrammetrie)

5. 1 Einwohnerzahl (und Häuser)

1601 zwei Hö­fe und ca. 25 haus­manns­hau­ser in Vogts­bell (F. Küch, Land­tags­ak­ten von Jü­lich-Berg 1624–1653, Düs­sel­dorf 1925, S. 651 Anm. 2)
1676 ca. 1000 Kom­mu­ni­kan­ten in Fre­chen (IV 10)
1750 Fre­chen = 1300, Ba­chem = 320, Busch­bell = 450 (!) Ein­woh­ner (Chro­nik, S. 39)
1762 32 Häu­ser in Busch­bell (II 2)
1798 Fre­chen = 1361, Busch­bell = 272 Ein­woh­ner
1800 Ba­chem = 300 Ein­woh­ner (StaF Akt 87)
1816 von den 384 Häu­sern im Orts­kern Fre­chen wer­den zwei Drit­tel als arm be­zeich­net (StaF Akt 224)

5. 2 Agrarwirtschaft

Acker­bau und Vieh­zucht war vor al­lem durch den um­fang­rei­chen Grund­be­sitz der ver­schie­de­nen Klos­ter­hö­fe in Fre­chen, Ba­chem und Busch­bell bis ins 19. Jahr­hun­dert von Be­deu­tung
1794 ent­fal­len in der Herr­schaft Fre­chen (vgl. I 7I 8) 600 Mg (400 im Dorf Fre­chen) auf ade­li­ge Grund­be­sit­zer, 1889 Mg auf geist­li­che Grund­be­sit­zer, 677 Mg auf Bür­ger; 16 Mg Ben­den; 1030 Mg Bü­sche. Vieh­be­stand: 68 Pfer­de, 293 Kü­he, ein Och­se, 25 Rin­der, 39 Schwei­ne (StaF Fran­zös. Re­qui­si­tio­nen 1795)
(1816) er­nährt sich die Ge­mein­de Fre­chen mehr von ih­rer In­dus­trie als vom Acker­bau (StaF Akt 124)
1948 ins­ge­samt gibt es 75 land­wirt­schaft­li­che Be­trie­be in Fre­chen, da­von 26 in Fre­chen-Ort, 14 in Ba­chem, elf in Busch­bell, sie nut­zen 1842,98 ha Flä­che (vgl. I 8)
Land­wirt­schaft ist in Fre­chen heu­te kaum von Be­deu­tung; der An­teil der in Land- und Forst­wirt­schaft Er­werbs­tä­ti­gen sank von 6% = 1950 auf 1,7%= 1970

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Tab. 2: Einwohner- und Häuserzahlen 1816-1976. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 4: Entwicklung der Frechener Gruben 1830-1860. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

5. 3 Bergbau

Braun­koh­len­berg­bau
Be­reits im 15. Jahr­hun­dert ging er­di­ge Braun­koh­le, köl­ner Um­bra oder köl­ner Er­de ge­nannt, ei­ne brau­ne Far­ber­de, die u. a. aus Fre­chen und Ba­chem kam, als Han­dels­gut nach Ita­li­en (A. Schul­te, Gesch. d. mit­tel­al­terl. Han­dels u. Ver­kehrs zwi­schen West­deutsch­land und Ita­li­en I, Leip­zig 1900, S. 707) und war vor al­lem im 17. Jahr­hun­dert sehr be­kannt (Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 5). Die Torf- (= Brenn­stoff-)ge­win­nung war zu­nächst von un­ter­ge­ord­ne­ter Be­deu­tung (äl­tes­ter Hin­weis: En­de des 16. Jahr­hun­derts im Send-Ach­ten) (Wei­stü­mer III, 1 und Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 6). Braun­koh­len­ab­bau wur­de erst seit dem An­fang des 17. Jahr­hun­derts in grö­ße­rem Stil be­trie­ben, wo­bei die Gro­ßgrund­be­sit­zer in Fre­chen und Ba­chem die In­itia­to­ren wa­ren. Die ers­ten er­wähn­ten Gru­ben be­fan­den sich auf Grund­stü­cken der Burg Ba­chem (1721) und der Burg Ben­zel­rath (1740) (vgl. Ta­fel 5, Tran­chot-Kar­te und To­po­graph. Kar­te 1845; Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 9 f), um 1732 auch auf Be­sit­zun­gen des Hau­ses Bitz in Ba­chem (eb­da., S. 12). Seit spä­tes­tens der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts wur­de auf Grund­stü­cken der Fre­che­ner Burg, die am Wacht­berg la­gen, Torf ge­won­nen (eb­da.). Bis zum En­de des 18. Jahr­hun­derts Be­trieb zahl­rei­cher wei­te­rer Gru­ben (z. T. Kleinst­be­trie­be) (Über­sicht und Lo­ka­li­sie­rung in: Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 10 ff). 1816 gab es im Fre­che­ne­rer Raum zehn Gru­ben mit ins­ge­samt 46 Be­schäf­tig­ten (F. Wün­disch, Von Klüt­ten und Bri­ketts, Wei­den 1964, S. 75 ff)
An­fang der 60-er Jah­re des 19. Jahr­hun­derts ging die Braun­koh­len­ge­win­nung in Fre­chen stark zu­rück, u. a. be­dingt durch die Kon­kur­renz der Ruhr-Stein­koh­le (Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 48 f). Um 1870 wa­ren nur noch 30–40 Ar­bei­ter in den Gru­ben tä­tig; 1889 pro­du­zier­ten drei Gru­ben ins­ge­samt 5302 preu­ßi­sche Ton­nen. Nach 1890 setzt der In­dus­tria­li­sie­rungs­pro­zess mit der Be­grün­dung der ers­ten Nass­press­stein­fa­brik (1891) und der ers­ten Bri­kett­fa­brik (1892) in Fre­chen ein (eb­da., S. 49, 53 f)
1900 vier Braun­koh­len­berg­wer­ke mit Bri­kett­fa­bri­ka­ti­on in der Bür­ger­meis­te­rei Fre­chen be­schäf­ti­gen ins­ge­samt 449 Ar­bei­ter, da­von 186 in Ba­chem (StaF Akt 193)
1950 Zu­sam­men­schluss der fünf in Fre­chen be­ste­hen­den Bri­kett­fa­bri­ken zum Ver­bund der „Fre­che­ner Bri­kett­fa­bri­ken", ins­ge­samt 2396 Be­schäf­tig­te (= 11,7% der Ge­samt­be­völ­ke­rung) (Chro­nik, S. 51)
Die Bri­kett­fa­bri­ken wur­den in den letz­ten Jah­ren weit­ge­hend still­ge­legt, da Bri­kett als Haus­brand durch an­de­re Brenn­stof­fe er­setzt wur­de. Für die Braun­koh­le wur­den ne­ben der En­er­gie­ge­win­nung neue Nut­zungs­ar­ten ge­fun­den. Der Ta­ge­bau Fre­chen ist Be­stand­teil des 2500 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßen Braun­koh­len­re­viers zwi­schen Köln un­d Aa­chen

5. 4 Handel und wirtschaftliche Gesamtentwicklung

Frechen und Umgebung von 1807/08 im Verhältnis 1 : 25.000, Ausschnitte der Blätter 71 Lövenich 1807/08 und 81 Frechen 1807/08 der topographischen Aufnahme der Rheinlande im Verhältnis 1 : 25.000 durch Tranchot und v. Müffling 1801-1821, aufgenommen von dem französischen Ing. Geographen Ribet. (Landesvermessungsamt NRW)

Tab. 4: Entwicklung der Frechener Gruben 1830-1860. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

5. 4 Mühlen

5. 4 Frechen

1328 mo­len­di­num (UB Köln IV 149)
1406 mo­lens­tat des Ka­pi­tels von St. Ge­re­on Köln im Ben­zel­ra­ther Bruch (UB Ge­re­on 548)
1410 Müh­le in Fre­chen (StaK Bo­ni­fa­ci­us 1), iden­tisch mit der 1422 ge­nann­ten Was­ser­müh­le (Wei­stü­mer III, 1)
1508 Müh­le zu Fre­chen im Be­sitz der Köl­ner Fa­mi­lie Muy­rinck-Fürs­ten­berg (StaK Zi­vil­pro­zes­se 444)
1547 Ol­lichs­mul­len, ge­nannt Konynycks­mul­le (RA Arn­hem Cu­lem­borg Inv. 7365), auch im Weis­tum in der zwei­ten Hälf­te des 16. Jahr­hun­derts be­zeugt (III 1)
(vor 1628) Windt­mul­len (RA Arn­hem Cu­lem­borg Inv. 7335)
1807 ei­ne Öl-, ei­ne Korn­müh­le (StaF Akt 87; vgl. Ta­fel 1, Grund­riss)
(1890) Cee­len­sche Was­ser­müh­le, lag an der Dü­re­ner Stra­ße, ein Ar­bei­ter (StaF Akt 182; VI 3 k, S. 199)

Grundriss Frechen nach der Urkarte von 1819 im Verhältnis 1 : 2.500, Entwurf und Zeichnung: Werner Krötz. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

5. 4 Bachem

866 cur­tis des Klos­ters Prüm cum fa­ri­na­riis tri­bus (I 3II 2)
893 mo­len­di­num (I 3)
1497 grund­herr­li­che Müh­le (RA Arn­hem Cu­lem­borg Inv. 7370)
1547 Loycks­mul­len (eb­da. 7365), sie lag ver­mut­lich am Zu­sam­men­fluss von Fre­che­ner und Ba­che­mer Bach, vor 1800 ver­schwun­den (1816 als Haus ge­nannt (StaF Akt 224); vgl. auch I 9)
1587 drei Müh­len: al­te Mul­le, Korn Mull, pa­pir Mull (Ta­fel 5, Stem­pe­li­us-Kar­te)
1603 Öl­müh­le bei Haus Bitz (Arch Fürs­ten­berg Akt 1,1)
1807 ei­ne Öl-, ei­ne Korn­müh­le (StaF Akt 87)
1819 ei­ne Müh­le nord­öst­lich der Burg Ba­chem (Ta­fel 1, Grund­riss)
(1890) Was­ser­müh­le (StaF Akt 182)

5. 4 Buschbell

(1555) Bau ei­ner Windt­müh­le ... fast ahn daß dorff da­selbst (LAV NRW R Kk II 1895 fol. 9)

5. 4 Sozialstruktur

Ober­schicht: Seit dem Hoch- und Spät­mit­tel­al­ter die auf den ver­schie­de­nen Bur­gen in Fre­chen, Ba­chem und Busch­bell an­säs­si­gen Rit­ter­ge­schlech­ter und Adels­fa­mi­li­en (vgl. da­zu aus­führ­lich Gö­bels, Wap­pen) und die Be­am­ten der Grund­her­ren. Die seit dem 16. Jahr­hun­dert als Schöf­fen nach­ge­wie­se­nen Kan­nen­bä­cker sind viel­leicht als Mit­tel­schicht an­zu­spre­chen. Die Mehr­zahl der Töp­fer­hand­wer­ker ist we­gen des vor al­lem im 17. Jahr­hun­dert in Fre­chen vor­herr­schen­den Ver­lags­sys­tems nur schwer so­zi­al ein­zu­stu­fen

Grundriss Bachem nach der Urkarte von 1819 im Verhältnis 1 : 2.500, Entwurf: M. Müller, Zeichnung: J. Glauner. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Karte der Herrlichkeit von Bachem von 1587 von Gerardus Stempelius, Vergrößerung. (Rijksarchief in Gelderland, Arnhem, Archief der heren en graven van Culemborg, Inv. 7273, Karte Nr. 25)

 

5. 4 Gewerbe

1285 Bra­xa­tor in Busch­bell er­wähnt (StaK Apos­teln 92)
1412 Meis­ter Ti­el der Weyu­er in Fre­chen er­wähnt (eb­da. Kla­ra 139)
1617 28 Kan­nen­bä­cker, zwölf Wir­te, ein Malz­ma­cher, drei Blei­cher (dar­un­ter ei­ne Frau), zehn Bä­cker in Fre­chen (eb­da. An­to­ni­ter Akt 34)
Rei­che Ton­vor­kom­men in Fre­chen und Um­ge­bung (vgl. II) lie­ßen ein leis­tungs­fä­hi­ges Töp­fer­ge­wer­be ent­ste­hen. Viel­leicht schon in der zwei­ten Hälf­te des 15. Jahr­hun­derts, si­cher seit dem 16. Jahr­hun­dert wur­den in Fre­chen Stein­zeug und Ir­den­wa­re her­ge­stellt
(1550) soll die Zahl der Kan­nen­bä­cker um das Zwei- bis Vier­fa­che zu­ge­nom­men ha­ben (Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 52)
1551 wird der ers­te Fre­che­ner Kan­nen­bä­cker na­ment­lich er­wähnt (StaK Kla­ra Akt 18 a I fol. 3 v)
1617 28 Ver­tre­ter des Kan­nen­hand­werks wer­den ge­nannt (kei­ne Ge­samt­zahl) (eb­da. An­to­ni­ter Akt 34)
1639 35 Kan­nen­bä­cker- und 14 Dup­pen­bä­cker­meis­ter (RA Arn­hem Cu­lem­borg Inv. 7339; vgl. Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 26, 364 ff)
Seit der zwei­ten Hälf­te des 16. Jahr­hun­derts, be­son­ders im 17. Jahr­hun­dert wur­de das Hand­werk über­wie­gend im Ver­lags­sys­tem aus­ge­übt; Blü­te­zeit war im 17. Jahr­hun­dert. Fre­che­ner Bart­manns­krü­ge und an­de­re Töp­fe­rei­ar­ti­kel wa­ren Mas­sen­pro­duk­te (eb­da., S. 230). (1615) wa­ren ca. 20 Töp­fer­be­trie­be in der La­ge, in 18 Mo­na­ten ca. 110.000 Töp­fe her­zu­stel­len. 1663 wur­den 160000 Wurf (= ca. 1.600.000 Stück) (nach Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 300) Kan­nen nach Eng­land ge­lie­fert. Das Kan­nen­hand­werk wur­de im 19. Jahr­hun­dert nicht mehr be­trie­ben, nur noch die Düp­pen­bä­cke­rei (zum Töp­fer­ge­wer­be ins­ges. vgl. Gö­bels, Töp­fer­hand­werk)
(1807) be­schäf­tig­ten die Töp­fe­rei­en in der Mai­rie Fre­chen (III 9) ins­ge­samt 70–80 Ar­bei­ter und pro­du­zier­ten Wa­ren im Wert von 20.000 Francs (StaF Akt 87)
(1850) 49 Meis­ter, 59 Ge­sel­len, 21 Lehr­lin­ge in Töp­fe­rei­be­trie­ben (Gö­bels, Töp­fe­rei­hand­werk, S. 191)
Rück­gang des Ge­wer­bes zum En­de des 19. Jahr­hun­derts, 1898 gab es nur noch elf Be­trie­be
1836 vier Fa­bri­ken für Stein­zeug mit 25 Ar­bei­tern und 44 Fa­bri­ken für Ir­den­wa­ren mit 162 Ar­bei­tern, Pro­duk­ti­on pro Jahr: ca. 2000 Kar­ren im Wert von ca. 20.000 Reichs­ta­lern; vier Zie­gel­bä­cker mit zwölf Ar­bei­tern; in Fre­chen und Ba­chem Torf- und Braun­koh­len­gru­ben, zehn Schäch­te und ein Um­schlag mit 66 Ar­bei­tern, Pro­duk­ti­on pro Jahr: ca. 1.500.000 Klüt­ten im Wert von ca. 5000 Reichs­ta­lern; sechs Strumpf­we­be­rei­en (je ein Stuhl) mit vier Ar­bei­tern; neun Lei­ne­we­be­rei­en (je ein Stuhl) mit neun Ar­bei­tern in Fre­chen, Ba­chem und Busch­bell (Adel­mann, S. 188 f)
1899 in Fre­chen acht Ton­röh­ren­fa­bri­ken mit 185 Ar­bei­tern, zwei Brannt­wein­bren­ne­rei­en mit zwei Ar­bei­tern, ei­ne Bier­braue­rei mit ei­nem Ar­bei­ter, ei­ne Schlos­se­rei mitz­wei Ar­bei­tern, ei­ne Zie­ge­lei mit sechs Ar­bei­tern, ei­ne Was­ser­müh­le mit ei­nem Ar­bei­ter (StaF Akt 182)
Auf der Ba­sis des Roh­stoffs Ton ent­stand in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts die Stein­zeug­röh­ren­in­dus­trie
1852 wur­de die ers­te Fre­che­ner Stein­zeug­röh­ren­fa­brik in der Brei­te Gas­se ge­grün­det (vgl. Ta­fel 1, Grund­riss), 1857 nach Köln-Lin­den­thal ver­legt (Chro­nik, S. 43); 1862 Er­rich­tung ei­ner wei­te­ren Fa­brik, die eben­falls nur kur­ze Zeit be­stand (eb­da., S. 44)
1864 bis 1913 Grün­dung zahl­rei­cher wei­te­rer Stein­zeug­fa­bri­ken, die grö­ß­ten­teils bis in die jüngs­te Zeit be­stan­den ha­ben bzw. heu­te noch be­ste­hen (An­ga­ben da­zu in: Chro­nik, S. 43 ff)
1875 wa­ren in den Fre­che­ner Stein­zeug­fa­bri­ken 35 Ar­bei­ter be­schäf­tigt (in den Töp­fe­rei­be­trie­ben noch 56 Per­so­nen) (Brauns, S.54) 
1899 be­schäf­tig­ten acht Ton­röh­ren­fa­bri­ken 185 Ar­bei­ter (StaF Akt 182, vgl. auch Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 54)
1950 be­schäf­tig­te die Fre­che­ner Stein­zeug­röh­ren­in­dus­trie 600 Ar­bei­ter und 53 An­ge­stell­te (Chro­nik, S. 51)
1970 wur­den ca. 195.000 Ton­nen Stein­zeug in Fre­chen her­ge­stellt = 30 % der ge­sam­ten Stein­zeug­pro­duk­ti­on der Bun­des­re­pu­blik (Gö­bels, Töp­fer­hand­werk, S. 61)
Seit 1884 wird am nord­west­li­chen Orts­rand Fre­chens na­he Busch­bell (vgl. Ta­fel 6, Luft­bild) Quarz­sand ab­ge­baut, wo­bei der Ab­bau für die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung des Or­tes zu­nächst von ge­rin­ge­rer Be­deu­tung war als die Ton- und Braun­koh­len­in­dus­trie. Seit den 20-er Jah­ren die­ses Jahr­hun­derts ge­win­nen die Quarz­sand­wer­ke durch den Bau von Auf­be­rei­tungs­an­la­gen am Stand­ort Fre­chen an Be­deu­tung (Neu­bau ei­nes Ge­samt­auf­be­rei­tungs­wer­kes 1960–70); heu­te ist Fre­chen ein Zen­trum der eu­ro­päi­schen Quarz­sand­ge­win­nung

5. 4 Druckerei und Zeitung

1910 wur­de ei­ne Dru­cke­rei ge­grün­det, die 1910–1914 die Fre­che­ner Volks­zei­tung, 1925–1936 das Fre­che­ner Ta­ge­blatt her­aus­gibt (Chro­nik, S. 47 f)

5. 5 Handel und wirtschaftliche Gesamtentwicklung

Das Fre­che­ner Töp­fer­ge­wer­be war von An­fang an stark ex­port­ori­en­tiert; der Ab­satz der Töp­fer­wa­ren er­folg­te über Köl­ner und ei­ni­ge Fre­che­ner Kauf­leu­te vor­nehm­lich nach Hol­land, aber auch wohl all­ge­mein in die tra­di­tio­nel­len Ab­satz­ge­bie­te des Köl­ner Han­dels. Im 17. Jahr­hun­dert brach­ten hol­län­di­sche, vor al­lem Dor­drech­ter Kauf­leu­te als Ver­le­ger Pro­duk­te der Fre­che­ner Kan­nen- und Düp­pen­bä­cker­meis­ter nach Eng­land, dem Haupt­ab­satz­markt für Fre­che­ner Stein­zeug. Die Wa­ren gin­gen auch wei­ter in den Über­see­han­del, nach­weis­lich über die ost­in­di­sche Kom­pa­nie von Hol­land nach In­do­ne­si­en; so wa­ren 1628, 1655/56 und noch in der Mit­te des 18. Jahr­hun­derts grö­ße­re Pos­ten Fre­che­ner Krü­ge un­ter für Dja­kar­ta be­stimm­ten Han­dels­gü­tern (ins­ge­samt da­zu Gö­bes, Töp­fer­hand­werk, S. 223 ff, fer­ner K. Gö­bels. In: Le­ben­di­ges Fre­chen, Dez. 1975, S. 8 ff)
Ge­samt­ent­wick­lung: vom 16. bis weit ins 19. Jahr­hun­dert hin­ein war das Wirt­schafts­le­ben in Fre­chen und Um­ge­bung fast aus­schlie­ß­lich vom Töp­fer­ge­wer­be mit sei­nen ver­schie­de­nen Zwei­gen ge­prägt. Noch An­fang des 19. Jahr­hun­derts leb­te fast die ge­sam­te Be­völ­ke­rung da­von (StaF Akt 224). Sei­ne Nach­fol­ge trat in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts die Stein­zeug­in­dus­trie an. Seit An­fang des 18. Jahr­hun­derts er­hielt der Braun­koh­len­ab­bau zu­neh­mend wirt­schaft­li­che Be­deu­tung. En­de des 19. Jahr­hun­derts kam als drit­ter Haupt­er­werbs­zweig der Quarz­sand­ab­bau und des­sen Ver­ar­bei­tung hin­zu. Die­se drei In­dus­tri­en be­stim­men den wirt­schaft­li­chen Auf­schwung Fre­chens im 20. Jahr­hun­dert und die Ent­wick­lung zur Stadt und sind auch heu­te noch die Haupt­er­werbs­zwei­ge. Nach dem Zwei­ten Welt­krieg er­folg­te die An­sied­lung von Me­tall- und Ma­schi­nen­bau­in­dus­trie in Fre­chen, fer­ner von che­mi­schen und kunst­stoff­ver­ar­bei­ten­den Be­trie­ben. Im Be­reich der Stadt Fre­chen sind heu­te ca. 60 Be­trie­be des Gro­ßhan­dels an­säs­sig. Durch die ver­stärk­te An­sied­lung von Ein­zel­han­dels­ge­schäf­ten, Dienst­stel­len der Stadt­ver­wal­tung und ähn­li­chen Ein­rich­tun­gen im Be­reich der Haupt­stra­ße (vgl. Ta­fel 4, DGK) er­füllt der al­te Orts­kern Fre­chens zu­neh­mend Mit­tel­punkt­funk­ti­on für die neue Stadt Fre­chen
Fre­chen ist ei­nes der wich­tigs­ten In­dus­trie­zen­tren im heu­ti­gen Re­gie­rungs­be­zirk Köln

5. 6 Maße

1555 Ab­ga­ben aus Fre­chen an das Köl­ner Klos­ter St. Kla­ra wer­den in köl­ner Ma­ßen ge­leis­tet (StaK Kla­ra 205)
1558 Ab­ga­ben aus der Grund­herr­schaft des Köl­ner Apos­tel­stifts in Busch­bell wer­den in köl­ner Ma­ßen ge­leis­tet (Wei­stü­mer III, 1)
1788 Bel­ler Maaß (StaK Geist. Abt. 40, fol. 9; wohl Ein­zel­be­leg)

5. 6 Hohlmaße

1567 1 Mal­ter = 4 Süm­ber, 1 Süm­ber = 4 Vier­tel, 1 Vier­tel = 4 Fäss­chen (RA Arn­hem Cu­lem­borg Inv. 7296), ent­spricht dem stadt­köl­ner Mal­ter­maß
(1790) 1 Mal­ter = 4 Süm­ber = 8 Fass (Buch Gall, fol. 6 u. ö.)
(1790) 1 Los Holz = 6 Fuß breit, 3 Fuß hoch, 5 Fuß lang = 90 Ku­bik­fuß (eb­da.)

5. 6 Flächenmaße

(1790) 1 Mg = 150 Ru­ten = 16 Nürn­ber­ger oder köl­ner Fuß (Buch Gall, fol. 6 u. ö.)

Deutsche Grundkarte Frechen von 1968/1977 im Verhältnis 1 : 5.000, Ausschnitte der Blätter Frechen-Süd 1977, Frechen-Nord 1976, Benzelrath 1968 und Buschbell 1975. (Landesvermessungsamt NRW)

Deutsche Grundkarte Bachem von 1962/1977 im Verhältnis 1 : 5.000, Ausschnitte der Blätter Berrenrath-Nord 1966, Gleuel 1969, Frechen-Nord 1977 und Sielsdorf 1962. (Landesvermessungsamt NRW)

Luftbild Frechen von 1977 im Verhältnis 1 : 10.000, Ausschnitte der Luftbildkarten im Verhältnis 1 : 5.000, Königsdorf-Ost; Lövenich, Weiden-West; Köln, Lövenich-Süd; Buschbell; Frechen-Nord; Frechen, Haus Forst; Benzelrath; Frechen-Süd; Sielsdorf; Grube Fürstenberg; Berrenrath-Nord; Gleuel. Die weißen Umrandungen kennzeichnen die Urkarten-Ausschnitte. (Landesvermessungsamt NRW)

Tab. 5: Gewerbestatistik der Bürgermeisterei Frechen 1850. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 6: Produktion der Frechener Steinzeugröhrenfabriken 1895-1938. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 7: Branchenaufteilung der Erwerbstätigen 1970. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 8: Branchenaufteilung der Erwerbstätigen 1950.

 
Zitationshinweis

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Wensky, Margret, Rheinischer Städteatlas Frechen. Teil 5: Wirtschafts- und Sozialstruktur, Statistik, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-frechen.-teil-5-wirtschafts--und-sozialstruktur-statistik/DE-2086/lido/5da44725ae1ed7.42102333 (abgerufen am 25.04.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Frechen, bearbeitet von Margret Wensky (Lieferung IV, Nr. 22, 1978)