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1. 1 Geographische Lage und Verkehrsanbindung
Neuss liegt am Übergang des Niederrheinischen Tieflandes zur Niederrheinischen Bucht, größtenteils auf den Terrassen der Mittleren Niederrheinebene und der Köln-Bonner-Rheinebene, welche nordwestlich von den Kempen-Aldekerker-Platten (Niersplatten) und der Büttgener Lehmplatte, südwestlich von den Lößplatten der Östlichen Jülicher Börde und östlich von der Rechtsniederrheinischen Niederterrassenebene begrenzt werden. Der Rhein bildet zwischen Stromkilometer 727 und 740 die östliche Stadtgrenze zur benachbarten Landeshauptstadt Düsseldorf. Der historische Stadtkern liegt nördlich des Erftmündungsgebietes (Grimlinghausen) zwischen Nordkanal im Südwesten und Rhein-Erftkanal bzw. Hafenbecken im Nordosten, 36-42 m über NN. Der höchste Punkt der mittelalterlichen Stadt liegt am Quirinusmünster auf dem Büchel bei ca. 42 m, der des heutigen Stadtgebiets bei ca. 68 m in der Nähe von Holzheim (Thome, S. 14 unter I 1 Rheinlaufverlagerungen; Remmen, Neuss, S. 51; www.neuss.de/stadtportrait/statistik; vgl. auch Tafel 1, Grundriss; Tafel 2.1, TK 25).
1. 1 Rheinlaufverlagerungen und Rheinanbindung
In römischer Zeit floss der Rhein dicht an dem auf der Kante der Niederterrasse nördlich der Erftmündung gelegenen Legionslager vorbei. Südlich des mittelalterlichen Neuss begann der Rheinmäander sich allmählich von der Steilkante der Niederterrasse zu entfernen. Der vom Rhein bei Hochwasser hinterlassene Schutt drängte die Erft nach Nordwesten ab. 1195 mündete sie nachweislich am Südrand von Neuss in den Rhein. (NrhUB I 549) 1255 erlaubte Erzbischof Konrad von Hochstaden der Stadt, eine Insel inter Reni et Arlepe [Erft] sitam abzutragen, da sie bei weiterer Ausdehnung opido ipsi posset auferre seu subducere fluxum Reni ). (Lau II 9) In den nächsten Jahrzehnten wanderte der Rheinmäander weiter nach Norden und Osten, sodass die Stadt Ende des 16. Jahrhunderts nur noch von einem immer seichter werdenden Rheinnebenarm berührt wurde. Dieser wird auf Karten des 17. Jahrhunderts als Kehl bezeichnet. Seine offenbar schon im Spätmittelalter einsetzende Verlandung, aber auch politische Differenzen mit der Stadt veranlassten Erzbischof Friedrich III. von Köln 1372, die Zollstation nach Zons zu verlegen (III 2 Zoll).
1456 erlaubte Erzbischof Dietrich von Moers den Neussern, dass sie die Arffe uisstechen, graven ind die in die Kruyre ind voirt in die graven unser stat vurs. leyden (Lau II 89). Die neue Erft (nova Arlepa) (Brandts, Selikum 19) oder Obererft wurde bei Haus Selikum (Tafel 5, Plan 1586) durch ein Wehr, die Ark, von der über das Hamfeld fließenden Erft abgezweigt. Sie mündete bei Heerdt in den Rhein. Durch das damit erreichte größere Gefälle verbesserte ihre Einleitung in den Stadtgraben den Wasseraustausch und ermöglichte das Einfahren von Schiffen an die Anlegestelle vor dem Judensteg (V 4 Hafen). 1474/75 ließ Karl der Kühne – allerdings ohne großen Erfolg - alle Zuflüsse in den Stadtgraben, die Obererft, die Krur sowie die alte Erft, die nun wie schon in römischer Zeit wieder bei Grimlinghausen in den Rhein floss, absperren. Nach dem Ende der Belagerung wurde die Obererft erneut an den Stadtgraben angeschlossen, der „Untererft“ beließ man ihre Mündung bei Grimlinghausen. Das 1475 von Kaiser Friedrich III. verliehene Recht, den Rein durch greben und in ander weise widerumb zu der … stat Newss zu bringen (Lau II 100), ließ sich nicht realisieren. Wegen der fortschreitenden Ostverlagerung des Rheins, der Verlandung der Kehl und der an Neuss vorbei fließenden Obererft konnten 1670 Schiffe nur noch bis zum Rheintor gelangen (Huck, Neuss I, S. 149). Erst die 1835-38 erfolgte Kanalisierung der (Ober)-Erft stellte die Anbindung der Stadt an den Rhein sicher (K. N. Thome, Neuss an Rhein u. Erft. In: Von Novaesium zu Neuss, 1981, S. 22-28; Straßer, S. 136-151).
1. 1 Schifffahrt
Marktschifffahrt
Seit dem 14. Jahrhundert ist eine regelmäßige Marktschifffahrt zwischen Neuss und Köln belegt.
1394 verständigt sich die Stadt Köln mit Gumprecht von Alpen, Vogt zu Köln, u. a. darüber, dass dieser das Recht zur Schifffahrt zwischen Köln und Neuss wie seine Vorfahren handhaben soll (Kuske I 246)
1482 beschweren sich Neusser Schiffer, an die der Erbvogt zu Köln die vaitfart verpachtet hat, über Eingriffe in ihre Rechte durch Kölner Bürger (ebd. II 864, 865)
1603 schließen die Neusser Schiffer einen vom Rat bestätigten Vertrag über die Marktschifffahrt nach Köln mit Bestimmungen über die Abfahrtzeiten (B. Kuske, Die Rheinschiffahrt zwischen Köln u. Düsseldorf v. 17. bis 19. Jahrhundert. In: Beiträge z. Geschichte d. Niederrheins 20, 1905, S. 250-354)
Im Laufe des 17. Jahrhunderts drangen Kölner Schiffer in die Neuss-Kölner Bört- oder Marktschifffahrt ein, die sie im 18. Jahrhundert weitgehend beherrschten. 1775 verständigten sich Neuss und Köln über eine neue Ordnung. 1807 Vereinbarung zwischen Neuss und Köln über eine Neuorganisation der nun bis Uerdingen ausgedehnten Börtschifffahrt (ebd., S. 269-292). 1807 gab es 2 Neusser Schiffsleute, 1855 8 mit 16 Schiffen. Danach rückläufige Entwicklung.
1853 Einrichtung einer Dampfschifffahrt zwischen Neuss und Düsseldorf durch die Kölner Dampfschiffahrtsgesellschaft, 1891 eingestellt (Wisplinghoff II, S. 72; Neuss im Wandel, S. 433; Engels, S. 161f.).
Nordkanal
Eine Schiffsverbindung zwischen Rhein und Maas sollte der 1808 auf Anordnung Napoleons bei Grimlinghausen beginnende und südlich an Neuss vorbei führende Nordkanal herstellen. 1810 nach der Annexion des Königreichs Holland Einstellung der Arbeiten (Wisplinghoff II, S. 79). Der fertig gestellte Abschnitt zwischen Grimlinghausen und Neersen wurde bis 1850 zum Transport von Personen, vor allem aber von Kohle und Baumaterial benutzt (H. Scheller, Der Nordkanal zwischen Neuss u. Venlo, 1980, S. 105, 113; Tafel 2, Tranchot-v. Müffling)
Rheinfähren
Fährverbindungen zwischen Neuss, Düsseldorf und Hamm sind seit der 2. Hälfte des 13. bzw. dem frühen 14. Jahrhundert belegt. Das Fährrecht gehörte dem Landesherrn, der einen Fahrzins erhob (Lau, S. 13*).
1262 Erwähnung der Hammer Rheinfähre (navigium … inter Dusseldorp et Neuss) (Bruns/Weczerka, S. 426).
1291 schenkt Hermann von Kothausen seinem Neffen die Hälfte der Fährgerechtigkeit, die mit dem Kothauser Hof verbunden ist (Düsseldorfer Rheinfähre). Dieser verkauft seine Hälfte (dimidietatem officii navigandi in litore Nussiensi, quod veyrami appellatur) 1302 dem Neusser Klarissenkloster (Tücking, Einrichtungen, S. 226; Huck, Neuss I, S. 143; REK IV 106).
1315 bekundet der Neusser Zöllner, dass Mechthild Jude die andere Hälfte des Fähramts, das mit dem später vom Rhein vernichteten Hof Hüchelheim (Uckelicheim) bei Grimlinghausen verbunden ist (Hammer Rheinfähre) (Lau, S. 12*f.), dem Klarissenkloster verkauft hat (REK IV 942).
Das Kloster verpachtete das Fährrecht an Neusser und Düsseldorfer Schiffer. Im 19. Jahrhundert befand es sich im Besitz des preußischen Staats (Stenmans, Burgbann, 1996, S. 86f.; vgl. Tücking, Urkunden, S. 83f.). Die Anlegestelle der Fähre nach Düsseldorf lag in der Nähe des Rheintors am sog. Knapsack zwischen Kothauser Hof und dem Heerdter Busch; die Überfahrtstelle der Rheinfähre nach Hamm lag nördlich von Grimlinghausen gegenüber dem bergischen Weiler Auf den Steinen südlich von Hamm. Man erreichte sie vom Obertor aus über eine Erftbrücke (Tücking, Neuss, S. 129).
1. 1 Straße
Das römische Neuss lag an der links des Rheins verlaufenden „Limesstraße“ (heute vielfach deckungsgleich mit der B 9) (Hagen, Römerstraßen, S. 66-73). Diese querte die Erft über eine Holz-, später eine Steinbrücke, die 1586 gesprengt und dann durch eine Holzbrücke ersetzt wurde (Neuss im Wandel, S. 26-29, 153). Sie verlief durch das Legionslager und die Zivilsiedlung (vicus) in der Trasse von Oberstraße, Büchel und Niederstraße, nach Sabine Sauer weitgehend unter der westlichen Hälfte des heutigen Hauptstraßenzugs. In ihrer Nähe auf dem Gelände des ehemaligen Omnibusbahnhofs wurden die Überreste eines als Herberge (mansio) gedeuteten Gebäudes freigelegt (S. Sauer, Eine Herberge im römischen vicus v. Neuss. In: Novaesium 2006, S. 21-33). Eine nach Südwesten verlaufende Straße stellte über Jülich (Juliacum) die Verbindung nach Aachen und Trier her (H. G. Horn, Die Römer in Nordrhein-Westfalen, 1987, S. 153 mit Karte, vgl. auch Hagen, Römerstraßen, S. 230; S. Sauer, Archäologie im Hauptstraßenzug – Mosaiksteine z. Stadtgeschichte. In: Novaesium 2009, S. 26-31). Auch im Mittelalter war Neuss ein wichtiger Straßenknotenpunkt, über den neben dem Nord-Süd- ein Teil des wirtschaftlich bedeutenden Ost-West-Warenaustauschs lief (Wisplinghoff I, S. 307; Bruns/Weczerka, S. 491, 514 u. Karte 17).
1816 Bau neuer Staats- und Bezirksstraßen, u. a. nach Mönchengladbach entlang dem Nordkanal sowie nach Fischeln bei Krefeld
1830 4 Staatsstraßen berühren die Stadt: die Straße Mainz/Nimwegen (heute B 9), Düsseldorf-Jülich (früher B 1), Neuss-Roermond und Neuss-Uerdingen.
Heute ist Neuss ringförmig von den nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten Autobahnen 57, 46 und 52 umgeben, von denen zahlreiche Anschlussstellen in die Stadtteile führen.
Rheinbrücken
1929 Bau der Rheinbrücke bei Hamm (Neusser Brücke oder Südbrücke, seit 2006 Josef-Kardinal-Frings-Brücke), die die Hammer Fähre (I 1 Rheinfähren) ersetzt (J. Metzdorf, „Die widerstrebenden Geister“. Der Bau d. Neußer Brücke u. d. kommunale Neugliederung im Jahr 1929. In: Jb f. d. Rhein-Kr. N 2004 <2003>, S. 134-157)
1979 Einweihung der Fleher Brücke
1. 1 Post
Briefpost
Für die Beförderung ihrer Briefe besoldete die Stadt vor 1493 einen Boten, der auch private Briefe mitnahm (Wisplinghoff I, S. 389; vgl. auch III 6 Städt. Bedienstete).
1654 Bestellung des Bürgers Heinrich Kox zum Postmeister der Thurn und Taxisschen Post (ebd.)
1795 übernehmen die Franzosen die Organisierung des Postdienstes; Peter Josef Nepes bleibt Postmeister (Wisplinghoff II, S. 76)
1816 übernimmt Preußen die 1814 wieder hergestellten Thurn und Taxisschen Posten mit der Posthalterfamilie Nepes
1856 Eröffnung einer Telegrafenstation in Neuss
1879 Hauptpostamt an der Promenade
1885 wird ihm ein Telefonamt angeschlossen (Engels, S. 144)
1916 Telegraphenamt an der Michaelstraße
Fahrpost
1689 erhält der Neusser Bürger Dietrich Kulgen im Haus zur Wüstenei in der Oberstraße die Konzession für einen Postwagen nach Köln (LAV NRW R Kk IV 857).
1671 richtet der Düsseldorfer Bürger Johann Lammertz eine Postkarrenverbindung nach Aachen über Neuss ein (O. R. Redlich, Actenstücke z. Geschichte d. Niederrhein. Postwesens u. d. Düsseldorfer Posthalterfamilie Maurenbrecher. In: Beiträge z. Geschichte d. Niederrheins 7, 1893, S. 271-273)
1758 Einstellung des Betriebs des Kölner Postwagens und Anschluss der Stadt an die preußische Postlinie Köln-Nimwegen (Wisplinghoff I, S. 392f.).
1831 wird die Gladbach-Düsseldorfer Post über Neuss geleitet. 1837 Einrichtung von Postverbindungen nach Düsseldorf und Köln. Seit 1853 allmähliche Einstellung der Fahrposten.
Seit 1924 übernehmen Autobuslinien der Post wieder die Personenbeförderung (Engels, S. 144).
1. 1 Eisenbahn
Der Bau von Eisenbahnen stärkte seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Stellung der Stadt als Verkehrsknotenpunkt im Ost-West- und im Nord-Süd-Verkehr (Tafel 7, Stadtplan 1873; Tafel 2.1, Neuaufnahme; Tafel 8, Industriegebiet 1908; Tafel 9, Stadtplan um 1909)
1853 Anschluss an die Bahnstrecke Aachen-Oberkassel-Düsseldorf
1855 erreicht die linksrheinische von Köln ausgehende Bahnstrecke Neuss, 1856 Krefeld.
1869 Eröffnung der Strecke Neuss-Düren
1870 Fertigstellung der Eisenbahnbrücke bei Hamm. Die Strecke der Aachen-Düsseldorfer Bahn verläuft nun durch die Neusser Wiesen. 1902 Stilllegung der Strecke Neuss-Oberkassel.
1878 Fertigstellung der Linie Neuss-Viersen (Engels, S. 145-153).
Seit 1970 wird Neuss auch Knotenpunkt im entstehenden S-Bahn-Netz.
Nahverkehr
1902 Betriebsbeginn der Straßenbahnstrecke der Rheinischen Bahngesellschaft Düsseldorf von Düsseldorf durch das Neusser Stadtzentrum bis zum Obertor
1910 Eröffnung der ersten Neusser Straßenbahn zwischen der Stadtmitte und Neusserfurth
1937 Übernahme mehrerer privater Omnibuslinien durch die Stadtwerke Neuss
1948 Obuslinie nach Reuschenberg (S. Gesell, „Halb Straßenbahn, halb Omnibus“. Die Eröffnung d. Obuslinie nach Reuschenberg im Jahr 1948. In: Novaesium 2008, S. 224-231)
1980 Beitritt der Stadtwerke Neuss zum Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) (www.stadtwerke-neuss.de)
1. 2 Bodenfunde in der Gemarkung
Im umwehrten historischen Stadtkern von Neuss gibt es aus der Zeit vor der Errichtung des römischen Zivilvicus (II 2 Siedlungsentwicklung) keine Siedlungsspuren. Die ältesten Funde im heutigen Stadtgebiet, in Norf und in Rosellen, stammen aus der Mittelsteinzeit. Es handelt sich um Feuersteingeräte (vor allem Klingen). In die jüngere und mittlere Jungsteinzeit sind u. a. zahlreiche geschliffene und ungeschliffene Beile zu datieren. In der Nähe des Schellbergs bei Grimlinghausen wurde eine der Glockenbecherkultur zuzuweisende Armschutzplatte entdeckt (J. Brandt, Kreis Neuss <Archäologische Funde u. Denkmäler d. Rheinlandes 4>, 1982, S. 199-204, 217-221; Urgeschichte im Rheinland. Jb d. Rhein. Vereins f. Denkmalpflege u. Landschaftsschutz 2005, 2006, S. 440). Aus der Bronzezeit wurden nur Einzelfunde, u. a. eine bei Neuss-Hoisten gefundene Lanzenspitze, bekannt. Zahlreicher sind die der Niederrheinischen Grabhügelkultur zuzuordnenden eisenzeitlichen Funde im Neusser Süden (zur Grabhügelkultur vgl. K. Tackenberg, Fundkarten z. Vorgeschichte d. Rheinprovinz <BJb Beiheft 2>, 1954, S. 102-105). In Neuss-Allerheiligen wurden Spuren einer Siedlung und eines Gräberfeldes mit Urnen freigelegt (S. Sauer, Zur bronze- u. eisenzeitlichen Besiedlung im Neusser Stadtgebiet. In: Almanach f. d. Kr. N 1989, S. 88-101; K. Striewe, Zur Bronze- u. Eisenzeit in Neuss. In: Bronzestreif am Horizont. 1000 Jahre vor Kelten, Römern u. Germanen, 2007, S. 95-108).
Die im 19. Jahrhundert begonnenen und noch nicht abgeschlossenen Grabungen im Bereich der seit 16 v. Chr. nördlich, später auch südlich der Erftmündung (Wachtturm und Kastell am Rechberg) errichteten römischen Militäranlagen haben ein umfangreiches Fundmaterial zutage gefördert. Es erlaubt die Identifizierung unterschiedlicher Bauperioden, in denen nach neueren Untersuchungen bis ins 3. Jahrhundert nacheinander 12 Lager, zuletzt ein Auxiliarlager, entstanden. Gräberfunde mit Beigaben konzentrieren sich um St. Quirin sowie im Bereich der Militärlager. Ausgegraben wurden auch Reste von Handwerksbetrieben, Thermen und Wasserleitungen, die wohl zu den canabae legionis, den in der Nähe der Lager liegenden Siedlungen gehörten (zusammenfassend M. Gechter, Der römische Militärplatz Neuss <Novaesium>. In: Krieg u. Frieden – Kelten, Römer, Germanen, 2007, S. 207-213). Ein spätrömisches Militärlager wurde bei Weckhoven entdeckt (M. Kaiser, Neuere Forschungsergebnisse z. Geschichte d. römischen Militäranlagen in Neuss. In: Fund u. Deutung, 1994, S. 69-72). Am heutigen Gepaplatz wurde ein römischer Keller freigelegt, der wohl sakralen Zwecken diente. Seine Deutung als Ort des Kybelekults (fossa sanguinis, Blutgraben) ist umstritten (H. G. Horn, Die Römer in Nordrhein-Westfalen, 1987, S. 580-590; Artikel Neuss. In: Reallexikon d. Germanischen Altertumskunde, 2. Aufl., Bd. 21, 2002, S. 119-126). Villae rusticae wurden u. a. auf dem Gebiet des heutigen Weckhoven und bei Norf entdeckt (www.novaesium.de; S. Sauer, Eine villa rustica am Rande d. Neusser Meertals. In: Archäologie im Rheinland 1995 <1996>, S. 60-62). Einen kleinen Burgus aus dem 4. Jahrhundert förderten Ausgrabungen auf Gut Gnadental zutage (S. Sauer, 2006, S. 22f. ;IV 5 Abtei Gnadental; Auflistung römischer Wirtschaftsbetriebe in: Wirtschaft in römischer Zeit <Geschichtl. Atlas d. Rheinlande, Beiheft III/4>, 2007, S. 56). Münz- und Keramikfunde bei der früheren Ziegelei Sels legen die Annahme einer ubischen Siedlung zwischen 19 und 16 v. Chr. auf dem Selsschen Areal nahe. Nach ihrem Ende wurde der Platz teilweise von dem 16 v. Chr. eingerichteten ersten römischen Militärlager (Lager A bzw. nach neuer Zählung Lager 1 u. 4) überdeckt (J. Heinrichs, Zur Topographie d. ubischen Neuss anhand einheimischer Münznominale. In: BJb 199, 1999 <2002>, S. 69-98).
Aus der merowingisch-karolingischen Zeit sind neben Keramikfunden Gräber in und um St. Quirin, in Norf sowie in Weckhoven zu verzeichnen. In Gnadental-Selikum wurden Reste einer frühmittelalterlichen Siedlung angeschnitten (B./W. Janssen, Burgen, Schlösser u. Hofesfesten im Kreis Neuss, 2. Aufl. 1985, S. 283; F. Siegmund, Merowingerzeit am Niederrhein. Die frühmittelalterl. Funde aus d. Regierungsbezirk Düsseldorf u. d. Kreis Heinsberg, 1998, S. 300f., 332-334, 335f., 436; E. Nieveler, Merowingerzeitliche Besiedlung <Geschichtl. Atlas d. Rheinlande, Beiheft IV/10>, 2006, S. 57).
Reste mittelalterlicher Burgen haben sich in der Erftniederung sowie bei Norf und Rosellen erhalten (Tafel 2, Tranchot-v. Müffling u. Uraufnahme). Im Südwesten des heutigen Stadtgebiets nördlich von Münchrath liegt am linken Flussufer die Motte Hombroich, deren Befestigungsgraben noch erkennbar ist. 1237 Erwähnung eines Gerardus de Hunebruc (NrhUB II 222). Der Burghügel der Motte Helpenstein auf dem rechten Erftufer ist nur noch teilweise erhalten. 1145 Erwähnung des Hartpernus de Helpenstein (REK II 572). 1310 castrum de Helpenstein (WUB XI, 781). 1329 wird die Burg von Erzbischof Heinrich II. zerstört (REK IV 1835). 1378 Übernahme der Herrschaft Helpenstein durch Erzbischof Friedrich von Saarwerden (Brandts, Selikum, S. XIII; W. Föhl, Der Bürger als Vasall, 1965, S. 52). Von der Niederungsburg Erprath im Mündungswinkel von Erft und Gillbach sind der Hügel und Reste eines quadratischen Turmsockels erhalten. 1166 Erwähnung des Godefridus de Erperode (REK II 832), 1299 des castrum … Erperade (NrhUB II 983). 1405 wurde die Herrschaft an Kurköln verkauft (ebd. IV 40). Zum Typus der Niederungsburg gehört auch Haus Selikum auf dem linken Erftufer. 1284 Erwähnung des Drosten Gozscalcus de Selincheim (ebd. II 790). Vor 1341 belehnte Markgraf Wilhelm von Jülich Johannes dictus de Merheym mit dem Hügel (monticulum) bei dem Dorf Seylicheym (Brandts, Selikum 6). 1412 wird ein Bergfried erwähnt. Das heutige Haus Selikum steht auf dem alten Mottenhügel (ebd., S. XXXVIf.). Im äußersten Süden des Stadtgebiets liegt beim Alt-Wahlscheider Hof ein Burghügel mit Befestigungsgraben. Keine weiteren Nachrichten. Erhalten sind Reste der Niederungsburg bei Haus Neuenberg südöstlich von Rosellen. Sie gehörte wohl schon 1262 dem Erzbistum (bona nostra in Nuenberch). 1288 zerstört, danach wieder aufgebaut (REK III 2201, 3195, 3881; V 753). 1412 Erwähnung des castrum in Nuwenberg (ebd. XII 410). Wenig bekannt ist über die bei Norf gelegene Müggenburg mit ihren Neubauten aus dem 18. Jahrhundert, durch die die älteren Bauten der Burg beseitigt wurden. Gleiches gilt für die heute nicht mehr sichtbare Burg bei Weckhoven, deren runder Mottenhügel eingeebnet wurde. Völlig verschwunden und nicht mehr lokalisierbar ist das von Herzog Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1660) erbaute Jagdschloss bei Grimlinghausen (Zum gesamten Abschnitt B./W. Janssen, Burgen, Schlösser u. Hofesfesten im Kreis Neuss, 2. Aufl. 1985, mit Karten und Lageplänen; R. Friedrich/B. Päffgen, Mittelalterliche Burganlagen in Kölner Bucht u. Nordeifel bis z. Ende d. 13. Jahrhunderts <Geschichtl. Atlas d. Rheinlande, Beiheft IV/11>, 2007; S. Frankewitz, Landesburgen, Burgen, Schlösser u. Feste Häuser bis 1500 im Spiegel d. Schriftzeugnisse, ebd.).
Zu den landesherrlichen Bauten im historischen Ortskern vgl. II 1; II 2 Befestigung
Zu den dortigen Bodenfunden vgl. II 2 Siedlungsentwicklung
1. 3 Erste Erwähnung und folgende Namenbelege bis 1200, danach nur abweichende Formen
69/70 Novaesium (Tacitus Hist. IV 26, 35f., 77, 79, V 22)
2. Jahrhundert Nouáision, Nauáisíon (Klaudios Ptolemaios, Geographia II 11, 14)
3. Jahrhundert Novaesio (Itinerarium Antonini 370, 5)
359 Castra … Novesium (Ammianus Marcellinus, Res gestae, ca. 391/92, XVIII 2, 4)
4. Jahrhundert Novesium (Tabula Peutingeriana, Segment II, Kop XII)
388 Nivisium castellum (Sulpicius Alexander, Historia, spätes IV. Jh., zit. bei Gregor v Tours, Hist. Francorum, ca. 573/75, II 9)
(700) Novesio (Anon. Ravenna IV 24)
Mitte des 8. Jahrhunderts NUESSIO (auf Münze Kg Pippins; vgl. A. Engel/R. Serrure, Traité de numismatique du Moyen Age, Bd. 1, 1964, S. 201; III 2 Münze)
804 ad Neusciam (Vita Hludowici nach 840, MGH SS II, S. 611)
829 apud Novesium (Annales regni Francorum, MGH SS in us. schol., 1895, S. 177)
863 castellum Novesium (Annales Bertiniani, MGH SS in us. schol., 1883, S. 61)
877 in Niusa (MGH D LJ 6; REK I 46)
881 (castellum) Niusa (Reginonis … Chronicon, MGH SS in us. schol., 1890, S. 118)
1021 portus Nussiae (Vita Heriberti, ca. 1050, MGH SS IV, S. 751; REK I 682,1)
1023 actum Niusi (MGH D H II 490)
1024 actum Nivhsse (verderbt? MGH D H K II 8)
1043 de Nvissi (Kop 1349, MGH D H III 105)
1062 actum Nuisse (MGH D H IV 90)
1074 Noussen, Nǒssen (Lamberti Annales, MGH SS 5, S. 213; MGH SS in us. schol., 1894, S. 189)
1074 Nuse (Vita Annonis, um 1180, MGH SS 11, S. 493)
1074 ecclesia Nuscie (F M XIII, Kop 1729, Lau II 1 = REK I 1037 mit Nennung weiterer Kop)
1077/78 apud Nussiam castrum (Vita Wilhelmi Abb. Brunwilarensis, 1110/23, MGH SS 12, S. 188 = REK I 1128)
9. Jahrhundert Nuissa (Koblenzer Zolltarif, Kop XI, Druck bei R. Laufner, Der älteste Koblenzer Zolltarif (Mitte 11. Jh.), in: Landeskundl. Vierteljahrsblätter 10, 1964, S. 106f.; zur Überlieferung und Datierung zuletzt Pfeiffer, Transitzölle, S. 89-117; III 2 Zoll)
1104 Nuissa (Koblenzer Zolltarif, F, Kop XII, MGH D H IV 487)
1131 Nussie (MGH D Lo III 37)
1138 Niusa (REK II 362)
1143 de Nussia (UB Köln I 52 = REK II 415)
1145 Nusia (Kop XV u. XVII, MGH D Ko III 136)
1147 Nuxia (REK II 458, III S. 323)
1166 apud Nussiam (REK II 832)
1166 apud Nussam (ebd. 833)
1169 Nussie (NrhUB IV 632 = REK II 934)
(1170) Nussie (Genitiv, Scholz-Babisch I 1; vgl. Pfeiffer, Transitzölle, S. 225;I 4; I 5; III 2 Zoll)
1182 apud Nussiam (NrhUB I 483 = REK 1195; II 1)
[1185] de Nuxia (UB Köln I 99 = REK II 1253; I 4)
1190 Nussia (NrhUB I 524 = REK II 1351;I 4; III 3)
1190 Nussie (NrhUB I 525 = REK II 1359)
1193 Nussia (III 3)
1194 Nussia (Kop XVII, J. Fr. Böhmer, Acta imperii selecta, 1870 , Nr. 190, S. 174f.; NrhUB IV 622 Anm 1)
1195 iuxta Nussiam (Kop XVII, NrhUB I 549 = REK II 1493)
1198 Nusiam (Continuatio Gerlaci Abbatis Milovicensis, um 1200, MGH SS 17, S. 709)
Ende 11./Anfang 12. Jahrhundert Nivse (REK I 46)
1241 apud Nuciam (Chronica Albrici Monachi Trium Fontium, M XIII, MGH SS 23, S. 950)
1249 apud Nussyam (Kop E XIII, MGH D W 84)
1251 aput Nusciam (Kop XIV, MGH D W 150)
1254 in Nussa (Annales Stadenses, MGH SS 16, S. 373)
1263 Nusse (UB Köln II 460)
1269 Nusene (Cronicae Minoris Continuatio VI, 1. H XIV, MGH SS in us. schol., 1899, S. 692)
1283 Nuisen (Ellenhardi Chronicon, E XIII, MGH SS 17, S. 125)
1283 Nuez (Chronici Saxonici Continuatio Erfordensis, 1. H XIV, MGH SS in us. schol., 1899, S. 462)
1283 Nůisse (UB Köln IV 146)
1284 Nus (Cronica S. Petri Erfordensis Moderna, 1. H XIV, MGH SS in us. schol., 1899, S. 289)
1285 de Nuzia (MGH Const. 3, S. 349)
1302 Nussen (ebd. 4, S. 124)
1313 Datum Nussye (REK IV 749)
1317 zu Nuysse (NrhUB III 163)
1328 Nůsse (UB Köln IV 146)
1337 in opido Nucie (REK V 491)
1344 zu Nůysse (REK V 1172)
1346 Nuisse (Kop XIV, ebd. 1330)
1371 Nůsse (ebd. VIII 59)
1373 Nůysse (ebd. 1597)
1388 Nůesse (Kop XIV, ebd. IX 1630)
1393 Nuyss (UB Köln VI 122)
1405 to Nutze (ebd. XI 1429)
1411 de Nuyssia (ebd. XII 259)
1422 Nüssen (RI XI, 1, S. 336, Nr. 4744)
1463 Datum Nuissie (Kop XVI, Lau II 95)
1475 Nueß (A. Ulrich, Acten Neusser Krieg, 1889, 115)
1475 nuyssz (Wierstraet, S. 75)
1475 Newss (Kop ca. 1480, Lau II 100)
1475 Neuss (Kop ca. 1480, ebd. 104)
1477 Nuiss (Kop XVI, ebd. 113)
1477 Nuis (Holzschnitt in K. Pfettisheim, Geschichte Peter Hagenbachs, Schmitt, S. 2)
1499 Nuys (Holzschnitt in Koelhoffsche Chronik, ebd., S. 3)
1520 News (Holzschnitt, Schmitt, S. 4)
(1565) Nuess (Kop XVI, Lau II 178)
1575 Neus (Kupferstich in Georg Braun/Franz Hogenberg, Civitates orbis, Schmitt, S. 10)
Seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts setzen sich je nach Schrifttyp Neuss und später Neuß durch. 1968 legt der Stadtrat „zur Herbeiführung einer einheitlichen Schreibweise“ die Form Neuss fest.
Adjektivisch
1083 nussiensis (NrhUB IV 609)
1188 Nuxiensis (Kop XIV, REK II 1329)
1223 Novesienses (III 1 Amtsträger)
1255 Nv˚ssienses (UB Köln II 357)
1265 Nusciensis (ebd. 482)
1336 Nůsiensis (ebd. V 434)
1388 Nuyssger (ebd. IX 1670)
1402 Nůysscher (ebd. XI 348)
Nach 1411 Nuyssiensis (REK XII 896)
1495 Nuysser (Lau II 121)
1549 Nuisser (ebd. 167)
1634 Neusser (ebd. 209)
1. 4 Bezeichnung der Siedlung
69/70 castra (I 3)
4. Jahrhundert Castra (I 3)
388 castellum (I 3)
863 castellum (I 3)
881 castellum (I 3)
1021 portus (I 3)
1077/78 castrum (I 3)
(1170) oppidum (I 3; III 2 Zoll)
1190 civitas (I 3; III 3)
[1185] villa (I 3)
1255 opidum (Lau II 9)
1255 oppidum (ebd. 10)
1335 stat (ebd. 35)
1615 Stadt (ebd. 201)
1. 5 Bezeichnung der Siedlungsbewohner
(1170) cives (I 3)
1190 burgenses (NrhUB I 524; I 3)
1248 cives (Lau II 7)
1274 opidani (NrhUB II 659)
1335 burgere (I 4)
1732 Bürger (Lau II 245)
1. 6 Wüst gewordene Nachbarsiedlungen (innerhalb der Gemarkung)
Zu wüst gewordenen frühgeschichtlichen, römischen und frühmittelalterlichen Siedlungen vgl. I 2 Bodenfunde in der Gemarkung (hierzu auch W. Janssen, Methodische Probleme archäologischer Wüstungsforschung, 1968)
Rüblinghoven
793 überträgt Sigwin dem Priester Liudger (Abtei Werden) in der uilla hrodbertinga [Rüblinghoven bei Weckhoven] unum modicum curtile (NrhUB I 3)
817 Verkauf von 2 Morgen Land in uilla hrodbertinga super fluuio gilibechi [Gillbach] (ebd. 35, vgl. auch ebd. 36)
Bis 1437 gehört Rüblinghoven den Herren von Norprath, fällt dann an Wilhelm von Bentheim (K. Th. Dumont, Geschichte d. Pfarreien d. Erzdiöcese Köln, Bd. 22: Dekanat Grevenbroich, 1883, S. 217), ab (1844) wüst.
Quinheim
1116 wird Lůdowicus de Quinheim erwähnt (NrhUB I 279 = REK II 216)
1147 besitzt die Abtei Deutz in Quinem curtem cum capella (NrhUB I 357)
1242 gehören ihr Äcker in parrochia Quinheim (ebd. II 273)
1324 vergibt Erzbischof Heinrich II. 30 Morgen Artland bei Quinhem als Lehen (Brandts, Falkenstein 65)
1398 letzte Erwähnung der parrochialis ecclesia in Quinheim (Kottje, S. 102)
1405 Verkauf von Ynckenhem [Quinheim] an Erzbischof Friedrich von Saarwerden (REK XI 1311)
1417 Erwähnung eines Pfarrers von Grimlinghausen (UB Krefeld I 1250)
1510 enthält die Handschrift des Liber Valoris Angaben zu Quynheym nunc Gremelinchusen. (Liber Valoris, S. 69 Anm. r)
Die erstmalige Erwähnung der Pfarre Grimlinghausen im Jahre 1417 deutet darauf hin, dass der heute nicht mehr lokalisierbare Ort Quinheim zwischenzeitlich ein Opfer der Rheinlaufverlagerung geworden war. (Strasser, S. 129-132)
1. 7 Ortsteile, Gebietsveränderungen, Eingemeindungen
Das mittelalterliche Stadtgebiet bestand aus dem inneren Stadtbezirk und dem diesen umschließenden Burgbann (burgibannus, burbant, burbann; zu seinem durch die Rheinverlagerung sich verändernden Umfang vgl. III 4 Burgbann)
1794 wird Neuss einer von 7 Kantonshauptorten in einem von der französischen Besatzungsmacht geschaffenen Bezirk (Arrondissement), dem das Kurfürstentum und die Stadt Köln angehören. 1797 wird es eins von 8 Ämtern (Hansen III, S. 325f.; IV, S. 126)
1798 Einrichtung des Kantons Neuss, dem außer dem Hauptort Neuss die Orte Büderich, Bulgen, Büttgen, Dückhof, Eppinghoven, Erperath, Felbroich, Glehn, Gnadenthal, Grefrath, Grimlinghausen, Gülgen, Hardt, Heerdt, Holzheim, Kaarst, Langel, Lecken, Longerich, Lovenburg, Neuberg, Norf, Rosellen, Schlich und Uedesheim angehören (ebd., S. 694)
1800 Mairie Neuss, besteht weitgehend aus der umwehrten Stadt und dem früheren Burgbann, dessen Gebiet sich nun unter Einschluss von Typers, Schandert und Ölgangsinsel bis zur Erftmündung erstreckt (III 4 Burgbann; Graumann, S. 85). Das Stadtgebiet wird in 4 Sektionen (A-D) eingeteilt (StaN 01.07, Nr. 6). Nach dem Adressbuch von 1903, S. 8 waren im Laufe des 19. Jahrhunderts die „außerhalb der Stadt“, d. h. im ehemaligen Burgbann, gelegenen Sektionen E-G hinzugekommen
1811 wird die Mairie zur Berechnung der Grundsteuer in die Sektionen A-Q eingeteilt, für die Katasterkarten angefertigt werden (A: Niederfeld, B: Weyhe, C: Quaxhof, D: Fetscherei, E: Kambergerhof, F: Eselspfad, G: Düsseldorfer Pfad, H: Sandberg, I: Nierenhof, K: Nixhütte, L: Gnadental, M: Leuchtenberg, N: Neusserweide, O: Innenstadt, P: Bastion, Q: Schanze). Diese Einteilung bleibt bis 1955 gültig (Tafel 3, Karte Commune Neuss 1811)
1816 Bürgermeisterei Neuss
1913 Stadtkreis Neuss (Bär, Behördenverfassung, S. 251f.)
1909 tritt Düsseldorf ca. 100 ha der Gemeinde Heerdt, auf denen der Übergabebahnhof der Ring- und Hafenbahn (V 4 Hafen) liegt, ab (S. Gesell, Die Eingemeindung eines Teiles v. Heerdt nach Neuß im Jahre 1909 u. die Grenzberichtigung v. 1929. In: Heerdt im Wandel d. Zeit 7, 2008, S. 133-145)
1910-12 Eingemeindung von Weißenberg (von Büderich) und Neusserfurth mit Buschhausen und Haus Vogelsang (von Kaarst)
1929 In die Stadtgemeinde und den Stadtkreis Neuss werden Teile der Landgemeinden Grimlinghausen, Uedesheim, Norf, Hoisten, Holzheim, Grefrath und Büttgen eingegliedert; Grenzberichtigungen zwischen Neuss und Düsseldorf (Preußische Gesetzsammlung 1929, Nr. 21; Engels, S. 16-18; Metzdorf I 1 Rheinbrücken)
1975 In die Stadt Neuss werden die Gemeinden Holzheim, Norf (unter Auflösung des Amtes Norf) und Rosellen eingegliedert, ferner Flurstücke aus den Gemeinden Kaarst, Neukirchen und der Stadt Meerbusch (GV NW 1974 S. 890, berichtigt 1975 S. 130, geändert durch Neugliederungs-Schlussgesetz v. 26.11.1974, GV NW S. 1474)
Das Stadtgebiet ist heute in 28 statistische Bezirke eingeteilt: 1 Innenstadt, 2 Dreikönigenviertel, 3 Hafengebiet, 4 Hammfeld, 5 Augustinusviertel, 6 Gnadental, 7 Grimlinghausen, 8 Uedesheim, 9 Weckhoven, 10 Erfttal, 11 Selikum, 12 Reuschenberg, 13 Pomona, 14 Stadionviertel, 15 Westfeld, 16 Morgensternsheide, 17 Furth-Süd, 18 Furth-Mitte, 19 Furth-Nord, 20 Weißenberg, 21 Vogelsang, 22 Barbaraviertel, 23 Holzheim, 24 Grefrath, 25 Hoisten, 26 Speck/Wehl/Helpenstein, 27 Norf, 28 Rosellen (www.neuss.de/wirtschaft/statistiken/bezirke mit Karte; Tafel 12, Entwicklung des Stadtgebietes)
1. 8 Gemarkungsgröße
1885 = 3057 ha; 1895 und 1905 = 3057,1 ha; 1913 = 3431 ha; 1929 = 5 258 ha; 1972 = 5310 ha; 1975 = 9942 ha; 2005 = 9948 ha
1. 9 Flurnamen
Die folgenden ohne Anspruch auf Vollständigkeit verzeichneten Belege bis Ende des 15. Jahrhunderts beziehen sich auf den Burgbann und seine Begrenzung, die Landwehr, von der sich nicht selten Flurnamen ableiteten (Zum heutigen Stadtgebiet vgl. R. Goebels, Hombroich u. Minkel, sprachliche Antiquitäten in d. Erftniederung. Ein Beitrag zu Flur- u. Siedlungsnamen im Neusser Süden. In: Novaesium 2007, S. 192-197; Nachtrag in: Novaesium 2008, S. 211f.; ders., Hunenfurth, Scheidfurth, Neusser Furth. Hunnen auf d. Neusser Furth? Ein Beitrag z. Flurnamenkunde im Neusser Norden. In: Novaesium 2008, S. 195-210; vgl. die von R. Goebels erstellte Datenbank unter www.flurnamen.uni-bonn.de)
1298 Ackerland zwischen Buchholz und Lovelicheim (Tücking, Urkunden 12)
1301 Rottland auf dem Bocholtz (Brandts, Falkenstein 4)
1315 Land bei Kradepoll (ebd. 28)
1315 Artland mit 2 Lachen im Ham (Hammfeld) (ebd. 29)
1324 Artland in loco genannt Kloplack (ebd. 71)
1329 Land an die Wahrheck anstoßend (ebd. 90)
1333 die Mahr auf dem Hammfeld (ebd. 107)
1335 Artland im Neusserfeld bei dem Kradenpoll (ebd. 112)
1337 lacum dictum gemein Lace auf dem Hammfeld (ebd. 122)
(1340) Strytforst (Lau I 1)
1341 Rottland im Niderfelt (Brandts, Falkenstein 138)
1342 Rottland bei der Bockholtzhegge (ebd. 145)
1353 Land auf dem Otthenbergh (ebd. 198)
1354 Ackerland auf der Mirgelkuelen (Brandts, Selikum 9)
1356 Land genannt die Junffrawen Kimnadt (Brandts, Falkenstein 223)
1374 Land bei dem Karwinckell (ebd. 329)
1375 Ackerland des Erzbischof genannt Hoemogen (REK VIII 1375)
1377 Verlauf der Landwehr bis yn dat lendebroich (NrhUB III 790 = REK VIII 1597)
1391 Ackerland, das sich erstreckt bei Neuss up die Crure und zu des Weingardis heggen (ebd. X 33)
1405 Land genannt der Kampf (Brandts, Falkenstein 478)
1435 Land bei der Werghe vor der Tolpfortzen (ebd. 526)
1470 Land bei dem Trossenbergh und Sandtbergh (ebd. 609, 610)
1479 Land vor der Niederpforte neben dem Blarenn Kampf (ebd. 624)
1489 Leuchteheidt am Glehner Weg, Land auf dem Kallenbergh (ebd. 651)
1496 Die Stadt Neuss verpachtet die Saulachen mit der Schmalen Lachen (ebd. 663)
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Müller, Klaus, Rheinischer Städteatlas Neuss. Teil 1: Siedlung, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-neuss.-teil-1-siedlung/DE-2086/lido/5c89091b9aee66.51920153 (abgerufen am 08.12.2024)