Rheinischer Städteatlas Neuss. Teil 4: Kirche, Schule, Kultur und Gesundheitswesen

Übersichtsplan der Stadt Neuss am Rhein von 1925 im Verhältnis 1 : 10.000, angefertigt durch das Stadtvermessungsamt Neuss, Vermessungsdirektor Schweitzer. (Stadtarchiv Neuss)

4. 1 Erste Erwähnung der Kirche/des Geistlichen

1254 ple­ba­nus (REK III 1799; vgl. Kott­je, S. 81, 180)
1311 ple­ba­nus et de­ca­nus chris­tia­ni­ta­tis nus­si­en­sis (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 331; REK IV 601)
1317 Äb­tis­sin Ly­sa ei­nigt sich mit den Ka­no­ni­kern, dar­un­ter Lam­bert rec­tor et ple­ba­nus eccle­sie nost­re, über die Tei­lung der Op­fer­ga­ben vom Kreu­zal­tar (LAV NRW R N St. Qui­rin Urk 15 = REK IV 1006)
1414 rec­to­ria eccle­sie mo­nas­te­rii ..., que col­le­gi­ata et pa­ro­chia­lis exis­tit (Sau­er­land VII 1044)
Der Ur­sprung der Pfar­rei ist un­ge­klärt. Ver­mut­lich ent­stand sie „im Zu­ge des ka­ro­lin­gi­schen Aus­baus der länd­li­chen Pfar­ror­ga­ni­sa­ti­on, al­so um 800, wahr­schein­lich aber schon er­heb­lich frü­her“. Der ur­sprüng­li­che Ei­gen­tü­mer, der Köl­ner Erz­bi­schof, könn­te sie dem im letz­ten Drit­tel des 10. Jahr­hun­derts ge­grün­de­ten Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen­klos­ter ge­schenkt ha­ben. An der Stel­le der ka­ro­lin­gi­schen (Pfarr?)kir­che ent­stand die Klos­ter­kir­che, in der auch der Ge­mein­de­got­tes­dienst statt­fand. Für die Seel­sor­ge dürf­te die Äb­tis­sin ei­nen Welt­geist­li­chen be­ru­fen ha­ben (Wi­spling­hoff IV, S. 4f.; IV 5 St. Qui­rin). Nach der Um­wand­lung des Klos­ters in ein Stift (1200) über­nahm der Ka­no­ni­ker, des dye we­che was, die Pfarr­seel­sor­ge (Kott­je, S. 81). Ei­ne Neu­re­ge­lung führ­te wohl vor 1254 Erz­bi­schof Kon­rad von Hoch­sta­den durch. Die Pfarr­seel­sor­ge wur­de nun ei­nem Ka­no­ni­ker über­tra­gen, der den Ti­tel Ple­ban (Leut­pries­ter) führ­te, dem je­doch we­der der Na­me noch die Rech­te ei­nes Pfar­rers zu­ste­hen soll­ten. Über ei­ne Pfarr­pfrün­de ne­ben sei­nem Ka­no­ni­ker­be­ne­fi­zi­um ver­füg­te er nicht (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 59). Das Kol­la­ti­ons­recht lag nach­weis­lich seit dem 14. Jahr­hun­dert bei der Äb­tis­sin (Kott­je, S. 85). In den Jah­ren 1560 bis 1579 gab es of­fen­bar kei­nen or­dent­li­chen Pfarr­seel­sor­ger. Die Vi­si­ta­to­ren des Erz­bi­schofs, die 1569 das Ein­strö­men pro­tes­tan­ti­scher Flücht­lin­ge kri­ti­sier­ten, for­der­ten dar­um die In­kor­po­ra­ti­on ei­ner Prä­ben­de ad usum per­pe­tui pas­to­ris (Fran­zen, S. 284; Laux, S. 111)
1579 führt Erz­bi­schof Geb­hardt II. ei­nen Ver­gleich mit der Stadt Neuss her­bei, in dem sich Äb­tis­sin und Stifts­ka­pi­tel be­reit er­klä­ren, der Pfar­re ein Ka­no­ni­kat zu in­kor­po­rie­ren; das Kol­la­ti­ons­recht der Äb­tis­sin soll da­von un­be­rührt blei­ben. Der hier so be­zeich­ne­te Pfar­rer darf ei­nen Ka­plan an­stel­len, zu des­sen Un­ter­halt die Stadt ei­nen Bei­trag zu leis­ten hat (StaN A.01 Urk 190; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 71-73; Kott­je, S. 93f.). Die häu­fig zwi­schen Stadt und Stift um­strit­te­ne Fra­ge der Ver­tei­lung der Bau­last, die 1434 so­gar das Ba­se­ler Kon­zil be­schäf­tigt hat­te, blieb wei­ter­hin un­ge­klärt (ebd., S. 150f.; Wi­spling­hoff IV, S. 16)
Zur Bau­ge­schich­te vgl. IV 5 Bau­ge­schich­te von St.Qui­rin

4. 2 Patrozinium

1043 Qui­ri­nus. Fest am 30. April. Ein frü­he­res Dio­ny­si­us­pa­tro­zi­ni­um kann nur ver­mu­tet wer­den (IV 5 St. Qui­rin)

4. 2 Altäre, Vikarien

Hochaltar und Schrein des hl. Quirinus

Die aus dem 15., 16. und 17. Jahr­hun­dert stam­men­de Nach­richt, die Äb­tis­sin Ge­pa ha­be 1050 die Ge­bei­ne des hl. Qui­ri­nus aus Rom über­tra­gen, ist als Le­gen­de er­wie­sen (hier­zu neu­er­dings H. Gil­liam, Der hei­li­ge Qui­ri­nus in d. frü­hen Neus­ser Stadt­ge­schich­te. In: No­va­e­si­um 2009, S. 65-98). Kott­je (S. 25) ver­mu­tet, dass sie „um 1000“ nach Neuss ge­lang­ten. Der im Hoch- oder Qui­ri­nus­al­tar, vor dem die neu­en Äb­tis­sin­nen ih­ren Eid leis­te­ten, be­find­li­che Schrein wur­de 1585 von An­hän­gern des Kur­fürs­ten Geb­hard Truch­sess von Wald­burg zer­stört. 1597 ließ Äb­tis­sin Eli­sa­beth Dob­be ei­nen neu­en Schrein an­fer­ti­gen (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 58, 75f., 89, 119). 1667 gab Äb­tis­sin Eli­sa­beth Mar­ga­re­te von Bern­sau ei­nen neu­en Qui­ri­nus­al­tar in Auf­trag, in den ein von dem Köl­ner Chris­toph En­gel­hard ge­mal­tes Bild ein­ge­setzt wur­de (ebd., S. 89). Nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on wur­de 1806 der Stifts- oder Qui­ri­nus­al­tar ab­ge­bro­chen. 1840 er­rich­te­te man nach ei­nem Ent­wur­f Ernst Fried­rich Zwir­ners ei­nen neu­en Hoch­al­tar aus wei­ßem Mar­mor ()Ba­der, 1955, S. 186f.), 1904 durch ei­nen von Wil­helm Men­gel­berg ent­wor­fe­nen Re­ta­bel­al­tar mit Bal­da­chin er­setzt (I. Käh­mer, Der Bild­hau­er Wil­helm Men­gel­berg – sei­ne Al­tä­re u. Kir­chen­aus­stat­tun­gen d. His­to­ris­mus in Neuss u. Düs­sel­dorf. In: DJb 77, 2007, S. 103-114).1900 fer­tig­te der Aa­che­ner Gold­schmied Bern­hard Wit­te nach ei­nem Ent­wurf von Wil­helm Fel­ten und Karl Tü­cking ei­nen neu­en Qui­ri­nus­schrein an (H. Han­sen, Die Aus­stat­tung d. St. Qui­ri­nus­kir­che zu Neuss im Lau­fe v. 9 Jahr­hun­der­ten. In: Al­ma­nach f. d. Kr. N 1982, S. 60f.). Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de der Hoch­al­tar zer­stört. Al­tar und Sa­kra­ments­haus sind 1970-72 durch Ell­mar Hill­brand neu ge­stal­tet wor­den (Ba­der, 1978, S. 22). Der Qui­ri­nus­schrein be­fin­det sich heu­te in der Ost­ap­sis

Kreuzaltar

1317 ei­ni­gen sich Äb­tis­sin und Ka­no­ni­ker über die Tei­lung der Op­fer­ga­ben am Kreu­zal­tar (REK IV 1006).
Der Kreu­zal­tar war für die Pfarr­mes­se be­stimmt. Er be­fand sich im Mit­tel­schiff vor dem Ein­gang zur Kryp­ta. Er wur­de 1806 durch ei­nen neu­en Hoch­al­tar für den Pfarr­got­tes­dienst in der Mit­te des Haupt­chors vor den Stu­fen, die zu dem al­ten Stifts­al­tar führ­ten, er­setzt (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 59, 119f., 313; Tor­sy, Wei­he­hand­lun­gen, S. 414).

Nebenaltäre, Vikarien

St. Qui­rin
1334 trifft Erz­bi­schof Wal­ram Be­stim­mun­gen über ei­nen von dem ver­stor­be­nen Neus­ser Bür­ger Mi­cha­el de Lyt­to­re tes­ta­men­ta­risch ge­stif­te­ten Al­tar, der dann dem hl. Mi­cha­el ge­weiht wur­de. Das Prä­sen­ta­ti­ons­recht für den rec­tor per­pe­tuus oder Vi­kar soll zu de­ren Leb­zei­ten der Wit­we des Stif­ters zu­ste­hen, da­nach soll das Kol­la­ti­ons­recht bei der Äb­tis­sin lie­gen. Die La­ge des Al­tars ist un­ge­klärt (REK V 202; Kott­je, S. 104f.)
1345 stif­tet Äb­tis­sin Ka­tha­ri­na von Gen­nep ei­nen Al­tar mit drei Mes­sen wö­chent­lich, der so­wohl als Pas­si­ons­al­tar als auch als Al­tar der Schmerz­haf­ten Got­tes­mut­ter be­zeich­net wird (ebd., S. 106)
1377 Al­tar des Evan­ge­lis­ten Jo­han­nes im Chor der Ka­no­ni­ker er­wähnt (ebd., S. 106f.)
1396 ers­te Er­wäh­nung des den hl. Mär­ty­rern Fe­lix und Adauc­tus ge­weih­ten Al­tars im „Jung­fern­chor“ auf der Evan­ge­li­en­sei­te des Haupt­al­tars (ebd., S. 107)
1415 ers­te Er­wäh­nung ei­nes Se­bas­tia­nu­s­al­tars (Se­bas­tia­nus bild in dem Mons­ter), vor dem die Meis­ter der Se­bas­tia­nus­bru­der­schaft al­le Sonn- und Hei­li­gen­ta­ge wäh­rend der Kreuz­mes­se ei­ne Wachs­ker­ze bren­nen las­sen sol­len. Das Kol­la­ti­ons­recht liegt beim Rat (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 68, 121f., 350; III 7 Qui­ri­nus­wall­fahrt)
1629 er­wir­ken die nach Neuss ge­kom­me­nen Ob­ser­van­ten die Er­laub­nis der Äb­tis­sin, am Se­bas­tia­nu­s­al­tar für sie Mes­se le­sen zu las­sen, so­lan­ge sie kei­ne ei­ge­ne Kir­che ha­ben (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 217; Pfa St. Qui­rin Urk 85; IV 5 Fran­zis­ka­ner­ob­ser­van­ten)
1448 stif­tet die Äb­tis­sin Kla­ra von Mo­ers ei­nen Acha­ti­us-Al­tar. 1461 Stif­tung ei­ner Vi­ka­rie für die­sen Al­tar, für die der Rat das Kol­la­ti­ons­recht be­sitzt (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 31f.; Kott­je, S. 107-111)
1478 lässt Pfar­rer Jo­hann Kot­te ei­nen dem Pil­ger­pa­tron, dem Apos­tel Ja­ko­bus d. Ä., ge­weih­ten Al­tar er­rich­ten. Das Kol­la­ti­ons­recht steht zu­nächst der Äb­tis­sin zu, nach 1522 neh­men es die Ka­no­ni­ker in Be­sitz (ebd., S. 109)
1479 Ver­mächt­nis des Pfar­rers Jo­hann Kot­te für den Jo­do­kus­al­tar in der Kryp­ta, vor dem er be­gra­ben wer­den möch­te. Das Kol­la­ti­ons­recht steht dem Rat zu (LAV NRW R N St. Qui­rin Urk 90; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 121; K. Rem­men, Jo­han­nes Kot­te – Ein Neus­ser Kle­ri­ker im spä­ten 15. Jahr­hun­dert. In: No­va­e­si­um 2005, S. 33-54)
1481 stif­tet Äb­tis­sin Jut­ta von Reif­fer­scheid ei­nen der hl. Drei­fal­tig­keit und der hl. An­na ge­weih­ten Al­tar, des­sen Dienst die Ka­no­ni­ker, de­nen dort das Kol­la­ti­ons­recht zu­steht, ver­se­hen sol­len (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 120f.; Kott­je, S. 109f.)
Ab 1596 Er­wäh­nung der Rek­to­ren des Jo­sephs­al­tars in der Kryp­ta, Kol­la­tor ist der Rat (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 122)
Über die Stif­tung wei­te­rer in den Quel­len ge­nann­ter Al­tä­re der Pa­tro­ne Ale­xi­us, An­to­ni­us, Lau­ren­ti­us, Mat­thi­as, Ni­ko­laus, Pe­trus, Re­mi­gius, Ur­ban so­wie über den so­ge­nann­ten Bob­barts­al­tar gibt es kei­ne ge­naue­ren Nach­rich­ten. Mög­li­cher­wei­se ha­ben ei­ni­ge die­ser Pa­tro­zi­ni­en zu un­ter an­de­ren Na­men be­kann­ten Al­tä­ren ge­hört (vgl. Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 119-123; Kott­je, S. 104-111; Wi­spling­hoff IV, S. 106-110)

Kapelle des Gasthauses zum hl. Geist

1320 be­stimmt Erz­bi­schof Hein­rich, dass in dem Neu­bau des Hos­pi­tals ein Al­tar er­rich­tet wird. Er wur­de dem hl. Acha­ti­us oder den 10.000 Mär­ty­rern ge­weiht (REK IV 1160; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 283f.; IV 6 Hos­pi­tal)

Nikolauskapelle

Ne­ben dem Ni­ko­laus- und dem Eli­gius­al­tar be­saß sie ei­nen 1420 als neu be­zeich­ne­ten Hie­rony­mus­al­tar (Wi­spling­hoff IV, S. 32, 44)

Marienkapelle

1385 Wil­helm von Rees, Rek­tor der Ma­ri­en­ka­pel­le, stif­tet für de­ren Sa­kris­tei (Ger­kam­mer) ei­nen Mag­da­le­n­en­al­tar (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 63, 65f.)
1457 wird der schon vor lan­ger Zeit be­ste­hen­de Al­tar zu den hl. Drei Kö­ni­gen durch ein Ver­mächt­nis des Neus­sers Hein­rich zum Ha­sen zu ei­nen kirch­li­chen Be­ne­fi­zi­um er­ho­ben. Es wird 1616 den Je­sui­ten über­tra­gen (ebd., S. 62, 119)
Vor 1475 Grün­dung des Drei­ei­nig­keits­al­tars durch Jo­hann Al­berts; 1605 ge­langt das Be­ne­fi­zi­um an die Je­sui­ten (ebd., S. 62f., 117)
1492 be­stä­tigt der Ge­ne­ral­vi­kar die Stif­tung des Ge­orgs­al­tars durch den Pries­ter Kon­rad Gre­ve. Nach der Zer­stö­rung der Ma­ri­en­ka­pel­le wird das Be­ne­fi­zi­um mit dem Jo­do­kus­al­tar in der Kryp­ta der Stifts­kir­che ver­bun­den (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 63, 119)

Oberkloster (Augustinerchorherren)

Die 1583 zer­stör­te Kir­che vor dem Ober­tor be­saß ei­nen Haupt­al­tar so­wie acht Ne­ben­al­tä­re (Wi­spling­hoff IV, S. 151). In der 1607 ge­weih­ten Kir­che in der Brück­stra­ße be­fan­den sich vier Al­tä­re; der Haupt­al­tar war Ma­ria, den hl. Drei Kö­ni­gen und al­len Hei­li­gen, der mitt­le­re dem Kreuz und al­len Mär­ty­rern, der zur Lin­ken den Apos­teln Pe­trus und Pau­lus und der zur Rech­ten dem hl. Au­gus­ti­nus und al­len Be­ken­nern ge­weiht. 1677 wur­de ein trag­ba­rer Al­tar (al­ta­re por­ta­ti­le) mit Re­li­qui­en der Ge­fähr­tin­nen der hl. Ur­su­la (so­cie­t­as s. Ur­su­lae) aus St. Ku­ni­bert in Köln ge­weiht (Tor­sy, Wei­he­hand­lun­gen, S. 415)

Minoritenkirche

1399 Er­wäh­nung des Mär­ty­re­r­al­tars (LAV NRW R Berg Urk 924)
1442 Der Schöf­fe Diet­rich von der Heg­he ver­fügt tes­ta­men­ta­risch, dass er vor dem Al­tar des Täu­fers Jo­han­nes be­gra­ben zu wer­den wünscht (ebd. N St. Mi­cha­els­berg Akt 1 fol. 299v; vgl. Wi­spling­hoff IV, S. 213)
1505 wird die Eli­gius­bru­der­schaft an den Bar­tho­lo­mäus­al­tar ver­legt (StaN B.01.10 Ko­pi­ar V 40 fol. 159). In ei­nem Ne­ben­chor be­sitzt die Kir­che ei­nen Ma­ri­en­al­tar (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 214)
1607 Nach der Neu­aus­stat­tung der Kir­che wird der dem hl. Bar­tho­lo­mä­us und dem hl. Fran­zis­kus ge­weih­te Haupt­al­tar kon­se­kriert (ebd., S. 215)

Klarissenkirche

1427 er­rich­ten die Tes­ta­ments­voll­stre­cker Ja­kob von Gohrs ge­nannt Vor­man die von die­sem ge­stif­te­te Vi­ka­rie am Ka­tha­ri­nen­al­tar. Ihr In­ha­ber, den die Äb­tis­sin und 2 Rats­her­ren zu prä­sen­tie­ren ha­ben und der aus Neus­ser Fa­mi­li­en kom­men soll, hat dort wö­chent­lich 3 Mes­sen zu le­sen.
1789 sol­len 2 klei­ne­re, die Schön­heit des Haupt­al­tars be­ein­träch­ti­gen­de Al­tä­re be­sei­tigt, an ge­eig­ne­te­rer Stel­le wie­der er­rich­tet und neu ge­weiht wer­den (Tor­sy, Wei­he­hand­lun­gen, S. 416)

St. Michaelsberg

Vor 1475 be­sitzt der Kon­vent ei­ne Ka­pel­le und ei­nen dem hl. Mi­cha­el ge­weih­ten Al­tar (Wi­spling­hoff IV, S. 256)

Obertorkapelle

1475 Er­wäh­nung der der Schmerz­haf­ten Got­tes­mut­ter ge­weih­ten Ka­pel­le im Ober­tor in der Chro­nik von Wier­straet (Wier­straet, S. 242; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 307f.)

Sebastianuskapelle, -kirche

1435 Wei­he der den hl. Se­bas­tia­nus und An­to­ni­us ge­wid­me­ten Al­tä­re (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 246)
1491 wird die neu er­bau­te Kir­che ge­weiht. Sie be­sitzt 4 Al­tä­re, ei­nen dem Her­ren­leich­nam ge­weih­ten Hoch­al­tar so­wie Sei­ten­al­tä­re zu Eh­ren des hl. Kreu­zes, des hl. An­to­ni­us und der hl. Eli­sa­beth (ebd., S. 248). Der heu­ti­ge ba­ro­cke Hoch­al­tar stammt aus der Pfarr­kir­che St. Mar­ga­re­ta in Düs­sel­dorf-Ger­res­heim (www.kir­che-des-mo­nats.de)

Alexianerkapelle

(1504) er­rich­ten die Ale­xia­ner ei­ne Ka­pel­le mit ei­nem dem hl. Ale­xi­us ge­weih­ten Al­tar (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 192; Wi­spling­hoff IV, S. 166)

Jesuitenkirche

1631 las­sen die Je­sui­ten den Haupt­al­tar der von ih­nen über­nom­me­nen Mi­no­ri­ten­kir­che ab­bre­chen und durch ei­nen 700 Rtl. teu­ren neu­en Al­tar er­set­zen. Die 2 gro­ßen Al­tar­bil­der zei­gen die An­be­tung Chris­ti durch die hl. Drei Kö­ni­ge so­wie sei­ne Krö­nung im Him­mel; sie wer­den ein­ge­rahmt durch Sta­tu­en des hl. Pe­trus und des hl. Pau­lus so­wie des hl. Xa­ve­ri­us und des hl. Igna­ti­us (Lit­te­rae An­nuae, S. 61)
1787 wird die Kir­che ent­sa­kra­li­siert. Die bei­den noch brauch­ba­ren Al­tä­re Jo­han­nes des Täu­fers und des hl. Igna­ti­us wer­den der Kir­che in Gohr über­las­sen (To­ry, Wei­he­hand­lun­gen, S. 415; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 274)

Observanten

1640 Wei­he der 1639 fer­tig­ge­stell­ten Kir­che mit ei­nem der Un­be­fleck­ten Emp­fäng­nis ge­wid­me­ten Haupt­al­tar so­wie 2 Ne­ben­al­tä­ren für den hl. Fran­zis­kus und den hl. An­to­ni­us.
1754 wer­den die Ne­ben­al­tä­re un­ter Bei­be­hal­tung der Pa­tro­zi­ni­en durch neue er­setzt (Tor­sy, Wei­he­hand­lun­gen, S. 415f.)

Sepulchrinerinnen

(1662) wer­den Kir­che und Al­tar dem hl. Jo­hann Ne­po­muk ge­weiht (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 186) 
1759 wird die neu­er­bau­te (ex fun­da­men­tis ex­struc­ta) Kir­che ge­weiht (Tor­sy, Wei­he­hand­lun­gen, S. 416)

4. 2 Kirmes- bzw. Kirchweihtermine

Vor 1339 Wal­bur­gis­tag (1. Mai), der Tag nach dem Qui­ri­nus­fest (Lau, S. 114*; StaN B.01.03, 1493 fol. 52). Heu­te wer­den Qui­ri­nus­fest und Mai­markt als Früh­kir­mes, die mit dem Schüt­zen­fest ver­bun­de­ne Kir­miss sanc­ti Bar­tho­lo­ma­ei am letz­ten Wo­chen­en­de im Au­gust als Spät­kir­mes be­zeich­net (J. Lan­ge, Bür­ger u. Bür­gers­söh­ne, 1998, S. 14)

4. 3 Patronats- und Zehntherr

Der Köl­ner Erz­bi­schof als der ur­sprüng­li­che Pa­tro­nats- und Zehntherr hat sei­ne Rech­te ver­mut­lich schon im letz­ten Drit­tel 10. Jahr­hun­dert an die Äb­tis­sin von St. Qui­rin ab­ge­tre­ten. Sie hat­te sie bis 1802 in­ne.

4. 4 Kapellen

Marienkapelle

(1308) Ca­pel­la b. Ma­rie in­fra Nussi­am (Li­ber Va­lo­ris, S. 69)
1419 ca­pel­la b. M. v. op­pi­di nus­si­en­sis (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 61 Anm. 177)
Über Ent­ste­hungs­zeit, Er­bau­er und ur­sprüng­li­che Funk­ti­on der am Süd­wes­t­en­de der Stifts­im­mu­ni­tät am Markt ge­le­ge­nen ein­schif­fi­gen go­ti­schen Hal­len­kir­che ist nichts be­kannt. Ob sie ei­ne Grün­dung der Bür­ger­schaft (so Lau, S. 4*, da­nach Rem­men, Neuss, S. 202-205) oder des Stifts war, des­sen Äb­tis­sin über das Rek­to­rat ver­füg­te, muss of­fen blei­ben. Als Pfarr­kir­che lässt sie sich nicht in An­spruch neh­men. In ih­rem Chor tag­te je­doch zeit­wei­se das Send­ge­richt. Beim Stadt­brand von 1586 wur­de sie zer­stört (Wi­spling­hoff IV, S. 2-4, 28-31; zur La­ge Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). Mög­li­cher­wei­se gab es ei­nen ro­ma­ni­schen Vor­gän­ger­bau (S. Sau­er, Die ehe­ma­li­ge Ma­ri­en­kir­che am Neus­ser Markt. In: Al­ma­nach f. d. Kr. N 1988, S. 39-48)
Zu den Al­tä­ren vgl. IV 2 Al­tä­re
Zum Send­ge­richt vgl. III 1 Send­ge­richt

Nikolauskapelle

(1255/59) ca­pel­la, que si­ta est jux­ta do­mum no­strum in opi­do Nu­sci­en­si (Lau, S. 36; vgl. IV 6 Hos­pi­tal)
1302 Hart­le­vin rec­tor ca­pel­lae bea­ti Ni­co­lai in Nussia (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 333f.)

Die ein­schif­fi­ge Kir­che war die Ka­pel­le des an der Nord­sei­te des Stifts ge­le­ge­nen erz­bi­schöf­li­chen Ho­fes (Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). 1586 wur­de sie stark be­schä­digt und da­nach nicht mehr als Got­tes­haus be­nutzt. Die Ein­künf­te über­wies Kur­fürst Fer­di­nand 1616 den Je­sui­ten. (Tü­cking, Neuss, S. 362f.; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 268; Ku­bach/Ver­beek, S. 836; Wi­spling­hoff IV, S. 31f.)

Kamperhofkapelle

(1295) Er­rich­tung ei­ner Ka­pel­le in der Neus­ser Ku­rie (REK III 3454; Eckertz, Fon­tes II, S. 366; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 138; IV 5)

Hospitalkapelle

1320 Er­wäh­nung ei­nes zu er­rich­ten­den Al­tars (REK IV 1160; vgl. IV 6 Hos­pi­tal)

Barbarakapelle beim Leprosenhaus

1414 ver­macht der Neus­ser Bür­ger Hil­ger Kamp dem Rek­tor des Le­pro­sen­al­tars 6 so­li­di (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 295f.)

Obertorkapelle

1424 ers­te Er­wäh­nung als Ort der Lieb­frau­en­bru­der­schaft (LAV NRW R N Gna­den­tal Urk 45; III 7)

Korneliuskapelle

1573 stat­tet die Schwes­ter des Wil­helm von Reu­schen­berg, kur­k­öl­ni­schen Lehns­trä­gers, die Ka­pel­le zu­guns­ten der Neus­ser Mi­no­ri­ten mit 94 ¾ Mg Land aus. (50 Jah­re N-Reu­schen­berg 1932-1982, 1982, S. 166)
1628 über­weist Kur­fürst Fer­di­nand sie den Je­sui­ten (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 268f.)
1730 lässt das Je­sui­ten­kol­leg der Ka­pel­le ein neu­es Aus­se­hen ge­ben. Der Haupt­al­tar er­hält ein Bild des hl. Kor­ne­li­us, für die 3 Ne­ben­al­tä­re wer­den An­te­pen­di­en be­schafft (Lit­te­rae An­nuae, S. 262)
1912 geht die Ka­pel­le in den Be­sitz der Stadt über (Brandts, Se­li­kum 127)
1944 wird sie schwer be­schä­digt. 1950 wird ein Neu­bau er­rich­tet (W. God­de, Die Wall­fahrt z. Kor­ne­li­us-Ka­pel­le in Neuss-Se­li­kum, 1990, S. 24)
Ar­chäo­lo­gi­sche Fun­de deu­ten dar­auf hin, dass die Ka­pel­le im 13. Jahr­hun­dert als Ei­gen­kir­che des Se­li­ku­mer Rit­ter­sit­zes er­rich­tet wur­de. Das Al­ter des Pa­tro­zi­ni­ums ist un­ge­klärt (God­de, S. 14-17)

Kapelle des Gesellenhauses

1910 nach ei­nem Ent­wurf von Pe­ter Beh­rens er­rich­tet, wird sie nach dem Zwei­ten Welt­krieg in den Neu­bau des Qui­ri­nus-Gym­na­si­ums ein­be­zo­gen (Dehio NRW I, S. 1007)

4. 4 Pfarrbezirk

Der Pfarr­be­zirk um­fass­te die Stadt und den Burg­bann (III 4); nur die Häu­ser an der Grim­ling­hau­ser Erft­brü­cke ge­hör­ten zur Cy­ria­kus­pfar­rei Grim­ling­hau­sen, der Nie­ren­hof bei Se­li­kum zur Mar­ti­nus­pfar­rei Holz­heim (Tü­cking, Neuss, S. 299; J. Lan­ge, 100 Jah­re Ka­tho­li­sche Pfarr­ge­mein­de St. Ma­ri­en zu Neuss 1896-1996, 1996, S. 7; zur un­ge­klär­ten Früh­ge­schich­te der Pfar­rei vgl. IV 1). 1803 Kan­to­nal­pfar­rei mit den Suk­kur­sa­len (Hilfs­pfar­rei­en) Holz­heim, Gre­frath, Glehn, Norf, Ro­sel­len, Ka­arst, Bütt­gen, Bü­de­rich, Heerdt, Grim­ling­hau­sen, Ue­des­heim (E. Kah­len­born in: AHVN 92, 1912, S. 35). Die Be­völ­ke­rungs­zu­nah­me seit dem 19. Jahr­hun­dert führ­te zur Er­schlie­ßung neu­er Wohn­flä­chen und er­zwang die Grün­dung neu­er Seel­sor­ge­be­zir­ke. Seit En­de des 19. Jahr­hun­derts ent­stan­den fol­gen­de Pfar­rei­en

1896 Ge­neh­mi­gung des Rek­to­rats St. Ma­ri­en als ei­gen­stän­di­ger Seel­sor­ge­be­zirk im nörd­li­chen Stadt­ge­biet, im Bahn­hofs­vier­tel. 1898 Er­he­bung zur Pfar­rei. 1902 Wei­he der nach Plä­nen von Ju­li­us Busch als drei­schif­fi­ge Hal­len­kir­che er­rich­te­ten Ma­ri­en­kir­che. Nach Kriegs­zer­stö­rung ab 1949 nach Plä­nen von Wil­ly Wey­res in ver­ein­fach­ter Form wie­der auf­ge­baut (J. Lan­ge, 100 Jah­re Ka­tho­li­sche Pfarr­ge­mein­de St. Ma­ri­en zu Neuss 1896-1996, S. 11f.)
1911 wird der Seel­sor­ge­be­zirk hl. Drei­kö­ni­ge süd­lich des Nord­ka­nals zum Rek­to­rat, 1915 zur Pfar­rei er­ho­ben. Die nach Plä­nen von Edu­ard End­ler er­bau­te drei­schif­fi­ge Drei­kö­ni­gen­kir­che wird 1915 kon­se­kriert.
1933 Wei­he der Kir­che St. Bar­ba­ra als Fi­li­al­kir­che von St. Ma­ri­en. Ar­chi­tekt Her­mann Scha­gen. 1953 Rek­to­rats­pfar­rei, seit 2005 wie­der Fi­li­al­kir­che von St. Ma­ri­en.
1938 Grün­dung der Rek­to­rats­pfar­rei St. Kon­rad in Neuss-Gna­den­tal. 1957 selbst­stän­di­ge Kir­chen­ge­mein­de. Kon­se­kra­ti­on der Kir­che St. Kon­rad 1958. Ar­chi­tekt Gott­fried Böhm.
1939 Grün­dung der Rek­to­rats­pfar­rei St. Eli­sa­beth in Reu­schen­berg. 1951 Er­he­bung zur Pfar­rei so­wie Kon­se­kra­ti­on der Kir­che St. Eli­sa­beth. Ar­chi­tekt Fritz Jo­hann­bro­er.
1955 erst kann die schon vor dem Ers­ten Welt­krieg an­ge­reg­te Grün­dung ei­ner Rek­to­rats­pfar­rei in der Nord­stadt ver­wirk­licht wer­den. Fer­tig­stel­lung des Got­tes­hau­ses 1955. Ar­chi­tekt Al­fons Leitl. 1960 Kon­se­kra­ti­on der Pfarr­kir­che Christ Kö­nig.
1962 wird auf An­trag der Pfar­rei St. Eli­sa­beth die Pfarr­ge­mein­de St. Hu­ber­tus in Neuss-Reu­schen­berg ge­grün­det. Kon­se­kra­ti­on der Kir­che 1962. Ar­chi­tekt Ernst Schif­fer.
1966 ent­steht die Pfar­rei St. Pi­us X. mit der von den Ar­chi­tek­ten Mar­got und Joa­chim Schür­mann ent­wor­fe­nen Kir­che.
1966 Grün­dung der Rek­to­rats­pfar­rei St. Tho­mas Mo­rus in Neuss-Vo­gel­sang. 1973 Kon­se­kra­ti­on der Kir­che. Ar­chi­tekt Nor­bert Hart­mann.
1967 Grün­dung der Rek­to­rats­pfar­rei Hei­lig Geist in Neuss-Wei­ßen­berg. 1973 Wei­he der Kir­che. Ar­chi­tekt Ni­ko­laus Ro­si­ny.
**1979 **Grün­dung der Pfar­rei St. Kor­ne­li­us. Wei­he der Kir­che 1980. Ar­chi­tekt H. J. Loh­mey­er.

Heu­te sind die Neus­ser Kir­chen­ge­mein­den zu Seel­sor­ge­be­rei­chen oder Pfarr­ver­bän­den zu­sam­men­ge­schlos­sen. Den Seel­sor­ge­be­reich Neuss-Nord bil­den die Kir­chen­ge­mein­den Christ Kö­nig, St. Tho­mas Mo­rus, Hei­lig Geist und St. Jo­seph, den Seel­sor­ge­be­reich Neuss-Mit­te Hl. Drei­kö­ni­ge, St. Ma­ri­en, St. Pi­us X. und St. Qui­ri­nus, den Seel­sor­ge­be­reich Nord-Rund um die Erft­mün­dung St. Kon­rad, St. Cor­ne­li­us, St. Cy­ria­kus, St. Mar­ti­nus Ue­des­heim, den Seel­sor­ge­be­reich Neus­ser Sü­den St. Pe­ter Hois­ten, St. An­dre­as, St. Pe­ter Ro­sel­len, St. Pau­lus, zum Seel­sor­ge­be­reich Neuss West/Kor­schen­broich ge­hö­ren St. Ste­pha­nus, St. Mar­ti­nus Holz­heim, St. Eli­sa­beth und St. Hu­ber­tus (An­ga­ben nach Lan­ge; Ch. From­mert, 50 Jah­re Pfarr­ge­mein­de Christ Kö­nig in Neuss, 1955-2005, 2005; J. Metz­dorf, „Der Macht der Fins­ter­nis trot­zen“. Zur Kon­se­kra­ti­on d. Neus­ser Bar­ba­ra­kir­che am 13. Ju­ni 1933 im Kon­text d. Reichs­kon­kor­dats. In: No­va­e­si­um 2008, S. 61-79; Hand­buch d. Erz­bis­tums Köln, 26. Ausg., Bd. 2, Köln 1966; Dehio NRW I, S. 1005-1007; In­sti­tu­ti­ons-Sche­ma­tis­mus f. d. Erz­bis­tum Köln 2009 www.erz­bis­tum-koeln.de; www.mei­ne­stadt.de/neuss; zu den Kir­chen­bau­ten vgl. U. Glas­ma­cher, Ka­tho­li­sche Kir­chen d. Nach­kriegs­zeit in Neuss. In: N.er Jb 2002/2003, S. 78-85; H. Kör­ner/J. Wie­ner (Hg.), Fröm­mig­keit u. Mo­der­ne. Kir­chen­bau d. 20. Jh. an Rhein u. Ruhr, 2008, S. 108-111, 224-228)

4. 4 Bistums- und Dekanatszugehörigkeit

Erz­bis­tum Köln, De­ka­nat Neuss. Die­ses un­ter­stand dem Köl­ner Dom­de­kan als Ar­ch­idia­kon und war wohl dem Stift St. Qui­ri­nus ver­lie­hen (Kott­je, S. 96f.). De­kan war spä­tes­tens seit dem 15. Jahr­hun­dert in der Re­gel der Ple­ban (IV 1). Nach dem Li­ber Va­lo­ris ge­hör­ten zum De­ca­na­tus Nus­si­en­sis Pfar­rei­en rechts und links des Rheins (Li­ber Va­lo­ris, S. 64-69). 1621 ver­lor das 68 Pfar­rei­en um­fas­sen­de De­ka­nat die 31 rechts­rhei­ni­schen Pfar­rei­en (Mo­li­tor, S. 295, 316; He­gel, IV, S. 144; Bin­te­rim/Moo­ren 2II, S. 437f. mit fal­schem Da­tum)
1802-21 Bis­tum Aa­chen, 1821 Erz­bis­tum Köln, 1827 De­ka­nat Neuss, auf­ge­teilt seit 1850 in 2 De­fi­ni­tio­nen mit ins­ge­samt 20 Pfar­rei­en (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 315; Bär, Be­hör­den­ver­fas­sung, S. 512-534; Sta­tis­tik u. Hand-Adreß­buch d. Rhein­pro­vinz f. d. Jahr 1842 <Ave­na­ri­us>, S. 247). 1956 Tei­lung des De­ka­nats Neuss in die De­ka­na­te Neuss-Nord und Neuss-Süd; heu­te De­ka­nat Neuss/Ka­arst mit ins­ge­samt 26 Kir­chen­ge­mein­den (Hand­buch d. Erz­bis­tums Köln, 26. Ausg., Bd. 2, 1966, S. 406-423; Neuss im Wan­del, S. 348; He­gel, V, S. 182-187; In­sti­tu­ti­ons-Sche­ma­tis­mus f. d. Erz­bis­tum Köln 2009 www.erz­bis­tum-koeln.de)

4. 5 Klöster und Stifte

4. 5 Kloster und Stift St. Quirin (letztes Drittel 10. Jahrhundert-1802)

An der Stel­le ei­nes ar­chäo­lo­gisch nach­ge­wie­se­nen spät­an­ti­ken Baus, mög­li­cher­wei­se ei­ner Me­mo­ri­al­ka­pel­le (Cel­la me­mo­riae) (kri­tisch hier­zu S. Ris­tow, Frü­hes Chris­ten­tum im Rhein­land, 2007, S. 98-102), und ei­ner ka­ro­lin­gi­schen, viel­leicht St. Dio­ny­si­us ge­weih­ten Kir­che (S. Sau­er, Hl. Dio­ny­si­us oder Qui­rin? Zur Fra­ge d. ers­ten Pa­tro­zi­ni­ums. In: Qui­ri­nus, S. 147-155) wur­de wohl im letz­ten Drit­tel des 10. Jahr­hun­derts die St. Qui­ri­nus ge­weih­te Kir­che ei­nes Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen­klos­ters er­rich­tet (Kott­je, S. 19, 39f.; H. Bor­ger, Die An­fän­ge d. mit­tel­al­ter­li­chen Stadt Neuss. In: Neus­ser Jb 1965, S. 19-22; O. En­gels, Klös­ter u. Stif­te v. d. Me­ro­win­ger­zeit bis um 1200 <Ge­schichtl. At­las d. Rhein­lan­de, Bei­heft IX/2>, 2006, S. 65f.). Wäh­rend des­sen Grün­dung durch ein Ehe­paar aus dem kle­vi­schen Gra­fen­haus ei­ne Le­gen­de ist, auch das Grab im süd­li­chen Sei­ten­schiff ei­nem Grün­der nicht ein­deu­tig zu­ge­wie­sen wer­den kann (Rem­men, Neuss, S. 129), bleibt es um­strit­ten, ob sie dem Erz­bi­schof von Köln (so Kott­je, S. 8f.) oder ei­nem Ad­li­gen, des­sen Er­be „sehr bal­d“ die Erz­bi­schö­fe über­nah­men (so Wi­spling­hoff I, S. 40f.), zu­zu­schrei­ben ist.

1043 Kai­ser Hein­rich III. schenkt eccle­sie de Nvis­si in ho­no­re bea­ti Qui­ri­ni mar­ti­ris con­struc­te ei­nen Hof in Bop­pard (I 3).
(1050) Lant­berts „Vi­ta He­ri­ber­ti“ be­rich­tet, kurz vor sei­nem Tod (1021) ha­be Erz­bi­schof He­ri­bert portum Nussiae, ce­le­brem bea­ti Qui­ri­ni mar­ty­ris me­ri­to et no­mi­ne auf­ge­sucht (I 3).
(1220) Der Neus­ser Ka­no­ni­ker Rad­bo­do be­zeugt, dass die geist­li­che Be­auf­sich­ti­gung der mo­nia­li­um Nu­xi­en­si­um dem Abt von Glad­bach zu­steht (E. Bras­se, Ur­kun­den u. Re­ges­ten z. Ge­schich­te d. Stadt u. Ab­tei Glad­bach, 1914, Nr. 69).
(1200) wird, wie Kott­je (S. 49) wahr­schein­lich macht, die Um­wand­lung des Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen­klos­ters in ein Stift voll­zo­gen. Der ers­te ur­kund­li­che Be­leg stammt erst von 1349 (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 26; Kott­je, S. 50)
1548 be­schlie­ßt das Ka­pi­tel in Fort­schrei­bung äl­te­rer Sta­tu­ten Sta­tu­ta eccle­siae ut­ri­us­que se­xus col­le­gi­atae No­ve­si­en­sis, die of­fen­bar der Wie­der­her­stel­lung der Ord­nung die­nen sol­len (LAV NRW R N St. Qui­rin Akt 1 fol. 45-64; vgl. Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 40-47)
1556 wird die Zahl der Ka­no­nis­sen, die im 14. und 15. Jahr­hun­dert durch­weg 15 be­tra­gen ha­ben dürf­te, auf 20 be­schränkt, liegt im 16. Jahr­hun­dert ge­le­gent­lich dar­über, spä­ter be­lief sie sich wohl auf 10-12; seit Mit­te des 14. Jahr­hun­derts muss­ten sie aus dem nie­de­ren rit­ter­bür­ti­gen Adel stam­men, wäh­rend die Äb­tis­sin­nen bis zum E des Mit­tel­al­ters meist aus dem ho­hen Adel ka­men. Die Zahl der für die Seel­sor­ge zu­stän­di­gen Ka­no­ni­ker be­trug 1188 4, seit 1317 7. We­der die Stifts­da­men, de­nen jähr­lich ein mehr­wö­chi­ger Ur­laub zu­stand, noch die eben­falls ur­laubs­be­rech­tig­ten Ka­no­ni­ker, die nicht sel­ten noch Pfrün­den au­ßer­halb von Neuss be­sa­ßen, wa­ren stän­dig an­we­send (Wi­spling­hoff IV, S. 64-73)

Schen­kun­gen des un­be­kann­ten Grün­ders, Kai­ser Hein­richs III., der Köl­ner Erz­bi­schof, der Ka­no­nis­sen so­wie nie­de­rer Ad­li­ger führ­ten da­zu, dass St. Qui­rin (1500) sei­nen ver­mut­lich grö­ß­ten Be­sitz­stand er­reich­te, der in den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten wohl wie­der zu­rück­ging, den In­sas­sen aber meist ein aus­kömm­li­ches Le­ben er­mög­lich­te (Kott­je, S. 123-143; Wi­spling­hoff IV, S. 91-98; III 1 Grund­herr­schaft Stift St. Qui­rin). Ein­künf­te flos­sen dem Stift auch aus den ihm in­kor­po­rier­ten Kir­chen zu, an de­nen der Äb­tis­sin das Kol­la­ti­ons­recht zu­stand (vgl. Kott­je, S. 99-104; Wi­spling­hoff IV, S. 98-100). Bei der Auf­he­bung des Stifts am 21. Sep­tem­ber 1802 ge­hör­ten ihm noch 7 Ka­no­nis­sen und 6 Ka­no­ni­ker an (W. Löhr, Die Sä­ku­la­ri­sa­ti­on d. Stifts St. Qui­rin. In: Qui­ri­nus, S. 187-189)

Vogelschauplan Neuss von Osten, vor 1586, Kupferstich von Peter Pannensmit aus dem Städtebuch von Georg Brain und Franz Hogenberg, Bd. IV, Bl. 23, Köln 1590. (Stadtarchiv Neuss)

 

Baugeschichte von St. Quirin

Wohl im 9. oder 10. Jahr­hun­dert wur­de über ei­ner drei­schif­fi­gen ka­ro­lin­gi­schen Kir­che ein drei­schif­fi­ger Neu­bau mit ei­ner Kryp­ta er­rich­tet. Mit­te des 11. Jahr­hun­dert er­folg­te der Neu­bau des Cho­res und ei­ner dar­un­ter lie­gen­den nun­mehr fünf­schif­fi­gen Kryp­ta. Spä­ter, wohl (1100), er­hielt die Kryp­ta auf­wän­di­ge­re Schmuck­for­men an Säu­len und Ka­pi­tel­len. Da­nach er­folg­te ein Neu- oder Um­bau des Lang­hau­ses. Der Kreuz­gang an der Nord­sei­te der Kir­che ist ver­mut­lich nach 1050 ent­stan­den. An sei­ne Ost-, Nord- und West­sei­te lehn­ten sich die Wohn­ge­bäu­de an. Der wohl zu­nächst von ei­nem Gra­ben um­ge­be­ne Im­mu­ni­täts­be­zirk wur­de im 11. Jahr­hun­dert durch ei­ne Mau­er ein­ge­schlos­sen, die man im 13. Jahr­hun­dert wie­der be­sei­tig­te. En­de des 11. Jahr­hun­derts wur­de ein West­bau mit 2 Tür­men in An­griff ge­nom­men, der je­doch un­voll­endet blieb. Denn 1209 leg­te Meis­ter Wol­be­ro, wie ein Ur­kun­den­stein an der In­nen­sei­te des Süd­por­tals an­gibt, den Grund­stein für ei­nen Neu­bau der nun wohl in ein Stift um­ge­wan­del­ten Kir­che, bei dem nur Tei­le der jetzt er­wei­ter­ten Kryp­ta er­hal­ten blie­ben. Zu­nächst wur­den das Lang­haus, der West­bau mit dem West­mit­tel­turm, die Vie­rung und ver­mut­lich auch der Drei­kon­chen­chor ge­baut. Voll­endet war der Bau mit sei­nen spät­ro­ma­ni­schen und früh­go­ti­schen Stil­ele­men­ten (1240). An der Nord­sei­te des Haupt­turms ließ Äb­tis­sin Jut­ta von Reif­fer­scheid (ge­stor­ben 1485) nach 1481 ei­ne An­n­aka­pel­le er­rich­ten. Bei ei­nem Brand im Jah­re 1741 wur­de die Kir­che stark be­schä­digt; da­nach nahm man ein­schnei­den­de bau­li­che Ver­än­de­run­gen vor. Der zer­stör­te go­ti­sche Spitz­helm des West­turms wur­de durch ein fla­ches Py­ra­mi­den­dach er­setzt; die 4 Eck­tür­me des Klee­blatt­chors, die Gie­bel des Chors und der Kreu­z­ar­me so­wie die 2 Zwerch­ga­le­ri­en der Ap­si­den wur­den nicht wie­der her­ge­stellt. Der Vie­rungs­turm er­hielt nun ein Kup­pel­dach, das ein Stand­bild des hl. Qui­ri­nus krön­te. Nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on des Stifts brach man den Kreuz­gang und die Stifts­ge­bäu­de ab. 1853 brach­te man an der West­fas­sa­de Sand­stein­skulp­tu­ren der Apos­tel­fi­gu­ren Pe­trus und Pau­lus von Ju­li­us Bay­er­le an. Bei der 1898/99 nach Plä­nen von Ju­li­us Busch durch­ge­führ­ten Re­stau­rie­rung des Klee­blatt­cho­res hat man die 4 Flan­ken­tür­me, die Zwerch­ga­le­ri­en, die Dä­cher und Gie­bel re­kon­stru­iert. Im Zwei­ten Welt­krieg wur­den die Ost­kon­che und die Ge­wöl­be des Klee­blatt­cho­res zer­stört. Der Wie­der­auf­bau wur­de 1950 ab­ge­schlos­sen. Von der mit­tel­al­ter­li­chen und früh­neu­zeit­li­chen Aus­stat­tung ha­ben sich ne­ben Res­ten des Chor­ge­stühls des 15. Jahr­hun­derts mit be­mer­kens­wer­tem Schnitz­werk ein Ga­belkru­zi­fix von (1360), ei­ne Stand­fi­gur der Mut­ter Got­tes von (1420) so­wie ver­schie­de­ne ba­ro­cke Kunst­ge­gen­stän­de er­hal­ten. Die Aus­ma­lung von Chor und Kup­pel 1806-08 durch Pe­ter Cor­ne­li­us wur­de 1838 wie­der be­sei­tigt. Die öst­li­chen Wän­de der Kir­che ver­sah Franz It­ten­bach 1859-64 mit Hei­li­gen­dar­stel­lun­gen. 1938 er­folg­te die Farb­fas­sung des In­nen­raums in An­leh­nung an spät­ro­ma­ni­sche Vor­bil­der; ab 1986 Ge­samt­re­stau­rie­rung (Cle­men, S. 66-85; Ba­der, 1955; Ba­der, 1979; Bor­ger, An­fän­ge, S. 23-27; Kott­je, S. 109f.; Ku­bach/Ver­beek, S. 827-836; G. Bin­ding, Vor­ro­ma­ni­sche Kir­chen­bau­ten <Ge­schichtl. At­las d. Rhein­lan­de, Bei­heft XII/3>, 1996, S. 56; S. Sau­er, Die ehe­ma­li­ge Ma­ri­en­kir­che am N.er Markt. Bau­ge­schicht­li­che Un­ter­su­chun­gen 1986/87 mit ei­nem Beitr. z. Be­fes­ti­gung d. Neus­ser Im­mu­ni­täts­be­zirks. In: Al­ma­nach f. d. Kr. N 1988, S. 39-48; Dehio NRW I, S. 999-1005; S. Sau­er, Ver­bor­ge­ne Res­te d. Da­men­stifts v. St. Qui­rin. In: Jb f. d. Kr. N 2002, S. 40-49; zur La­ge vgl. Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg)

4. 5 Oberkloster (Reguliertes Augustiner-Chorherrenstift) (1181-1802)

1181 be­kun­de­te Erz­bi­schof Phil­ipp von Heins­berg, dass er got­tes­fürch­ti­gen Män­nern pries­ter­li­chen Stan­des, die sich zu ei­ner brü­der­li­chen Ge­mein­schaft (fra­ter­na so­cie­t­as) zu­sam­men­ge­schlos­sen ha­ben, in sub­ur­bio Nu­xiae ei­nen Wohn­platz auf erz­bi­schöf­li­chem Grund an­ge­wie­sen ha­be. Den von ih­nen ge­wähl­ten Si­ge­wi­nus setz­te er als Propst ein. Die­sen stat­te­te er mit 5 Mg Land und ei­ner Ar­men­spen­de, die Brü­der (com­mu­nes) mit un­ter an­de­rem 100 Mg Land aus. Die La­ge des Klos­ters we­ni­ge 100 Me­ter vor dem Ober­tor ver­schaff­te ihm die volks­tüm­li­che Be­zeich­nung „Ober­klos­ter“ (REK II 1160; An­na­les, Sp. 556f.; O. En­gels, Klös­ter u. Stif­te v. d. Me­ro­win­ger­zeit bis um 1200 <Ge­schichtl. At­las d. Rhein­lan­de, Bei­heft IX/2>, 2006, S. 66). 1335 stell­te Erz­bi­schof Wal­ram pre­po­si­to et [ca­pi­tu­lo] eccle­sie re­gu­la­ris b. Ma­rie ex­tra mu­ros Nus­si­en­ses ei­ne Ur­kun­de aus (REK V 297). Im 14. Jahr­hun­dert ist ein Ver­fall der Klos­ter­zucht und, viel­leicht da­durch be­dingt, der öko­no­mi­schen La­ge fest­zu­stel­len.

Vogelschauplan Neuss von Osten, vor 1586, Kupferstich von Peter Pannensmit aus dem Städtebuch von Georg Brain und Franz Hogenberg, Bd. IV, Bl. 23, Köln 1590. (Stadtarchiv Neuss)

 

1398 be­gan­nen mit der Über­sied­lung ei­ni­ger Brü­der aus dem Klos­ter Zwol­le nach Neuss Re­for­men im Sin­ne der De­vo­tio mo­der­na. 1402 wur­de Jo­hann von Pütz aus Zwol­le Propst. Un­ter ihm ent­wi­ckel­te sich das Klos­ter seit 1407 zum Zen­trum ei­nes Klos­ter­ver­ban­des, des­sen Sta­tu­ten Erz­bi­schof Fried­rich III. 1412 be­stä­tig­te (Sau­er­land VII 935). 1430 schloss sich das N.er Ka­pi­tel der Win­des­hei­mer Kon­gre­ga­ti­on an (An­na­les, Sp. 600f.). Der Propst nann­te sich nun als Zei­chen der De­mut Pri­or. 1474 schlug Karl der Küh­ne sein Haupt­quar­tier im Ober­klos­ter auf. Im Köl­ni­schen Krieg muss­ten die Re­gu­lier­her­ren 1583 auf Drän­gen des Rats in das Mi­no­ri­ten­klos­ter um­zie­hen, wäh­rend ih­re Klos­ter­ge­bäu­de, die dem Feind als Stütz­punk­te hät­ten die­nen kön­nen, zer­stört wur­den (vgl. Ta­fel 6, Plan der Um­ge­bung 1586, dort als zer­bro­chen clos­ter ein­ge­zeich­net). 1585 zo­gen sich die meis­ten Ka­no­ni­ker in das Köl­ner Klos­ter Her­ren­leich­nam zu­rück. Nach ih­rer Rück­kehr konn­te erst ab 1603 ein neu­es Klos­ter an der öst­li­chen Sei­te der Brück­stra­ße er­rich­tet wer­den, des­sen Kir­che 1607 ge­weiht wur­de. Die 1622 auf­grund fal­scher An­schul­di­gun­gen vom Papst an­ge­ord­ne­te Auf­he­bung der Ka­no­nie wur­de erst 1628 rück­gän­gig ge­macht. Nach der Auf­he­bung 1802 wur­de die Kir­che ab­ge­bro­chen und im Klos­ter zu­nächst ei­ne Hee­res­bä­cke­rei, spä­ter ei­ne Öl­müh­le ein­ge­rich­tet.

In­sas­sen­zah­len: Nach den von Pri­or Wer­ner Breu­er aus Titz ver­fass­ten Jahr­bü­chern (An­na­les No­ve­si­en­ses) war das Klos­ter für 15 In­sas­sen ge­grün­det wor­den (ebd. Sp. 556); 1335 soll­te die Zahl auf 8 her­ab­ge­setzt wer­den (ebd. Sp. 585). In der Neu­zeit dürf­te sie in der Re­gel 12 nicht über­schrit­ten ha­ben.

Bau­ge­schich­te: Das 1583 zer­stör­te Klos­ter be­stand aus ei­ner ein­schif­fi­gen Kir­che mit ei­nem Quer­haus. An sie lehn­te sich das als am­bi­tus (Kreuz­gang) be­zeich­ne­te an­schei­nend zwei­ge­schos­si­ge Klos­ter­ge­bäu­de an; par­al­lel da­zu lag ein zwei­ge­schos­si­ges Haus, das wohl An­fang des 15. Jahr­hun­derts er­rich­tet wur­de. Die 1607 ge­weih­te Kir­che war ein­schif­fig; das ge­räu­mi­ge zwei­ge­schos­si­ge Kon­vents­ge­bäu­de schmück­ten 2 drei­ge­schos­si­ge Tür­me mit Zwie­bel­hau­ben (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 149-171; Wi­spling­hoff IV, S. 120-153).

4. 5 Kamperhof (12. Jahrhundert-1802)

1128 wer­den Kam­per Zis­ter­zi­en­ser­mön­che in Neuss er­wähnt. Ver­mut­lich noch im 12. Jahr­hun­dert er­warb die Ab­tei ei­nen Hof in Neuss (Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). 1573-84 Auf­ent­halt des Ab­tes und ei­ni­ger Mön­che in Neuss, die 1585 nach Köln flo­hen. Die 1629 von Ku­fürst Fer­di­nand er­teil­te Ge­neh­mi­gung, die Ab­tei nach Neuss zu ver­le­gen, schei­ter­te; die Ku­rie blieb zeit­wei­li­ger Rück­zugs­ort für ein­zel­ne Mön­che (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 138-141)

4. 5 Minoritenkloster (1234-1615)

Nach ei­ner In­schrift in der Sa­kris­tei der 1788 ab­ge­bro­che­nen Neus­ser Fran­zis­ka­ner­kir­che ka­men die Mi­no­ri­ten 1234 nach Neuss (zur La­ge vgl. Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). Der ers­te na­ment­lich be­kann­te pri­or no­da­to­rum Nu­si­en­si­um, Hen­den­ri­cus, ist 1236 be­zeugt (NrhUB II 211). 1237 wird die eccle­sia fra­trum mi­no­rum in Neuss er­wähnt (H. Schu­bert <Hg.>, Ur­kun­den u. Er­läu­te­run­gen z. Ge­schich­te d. Stadt Mül­heim an d. Ruhr <776-1508>, 1926, S. 30). Die Exis­tenz meh­rer Bru­der­schaf­ten an ih­rer Kir­che (III 7) und Le­ga­te der Bür­ger­schaft zei­gen, dass die seel­sor­ge­ri­schen Diens­te der Mi­no­ri­ten ge­schätzt wa­ren. Die Mit­glie­der­zahl der Nie­der­las­sung war al­ler­dings ge­ring. Das Vi­si­ta­ti­ons­pro­to­koll von 1569 ver­merkt, dass Guar­di­an und Lek­tor über feh­len­den Nach­wuchs klag­ten (Fran­zen, S. 289)

Die zwi­schen der Ober­stra­ße, der heu­ti­gen Müh­len­stra­ße und der heu­ti­gen Rot­tels­gas­se ge­le­ge­ne Klos­ter­an­la­ge, de­ren zu­nächst ein­schif­fi­ge Kir­che En­de des 13. Jahr­hun­derts um ein Sei­ten­schiff er­wei­tert wur­de, über­nah­men 1615 die Je­sui­ten, nach­dem Kur­fürst Fer­di­nand die Min­der­brü­der aus Neuss ab­be­ru­fen hat­te; der Guar­di­an und 3 Brü­der sie­del­ten in das Köl­ner Mut­ter­haus über (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 212-216; Wi­spling­hoff IV, S. 209-221)

Stadtplan Neuss von Südwesten, nach 1821 im Verhältnis 1 : 5.000, Vergrößerung, Originalmaßstab 1 : 6.250, Zeichner unbekannt. (Stadtarchiv Neuss)

 

4. 5 Abtei Gnadental (vor 1250-1802)

Vor der Mit­te des 13. Jahr­hun­derts grün­de­te der Rit­ter Her­mann von Forst, Truch­sess des Köl­ner Erz­bi­schofs Kon­rad von Hoch­sta­den, ein Frau­en­klos­ter in Gna­den­tal an der Süd­ost­gren­ze des Neus­ser Burg­banns, das nach der Be­ne­dik­ti­ner­re­gel leb­te ((REK III 1560, 1798, 1799); zur La­ge vgl. Ta­fel 6, Plan der Um­ge­bung 1586; Ta­fel 2, Ur­auf­nah­me). 1252 be­auf­trag­te der päpst­li­che Le­gat Hu­go von St. Sa­bi­na den Abt von Heis­ter­bach, das Klos­ter auf Wunsch von Prio­rin und Kon­vent dem Zis­ter­zi­en­ser­or­den zu in­kor­po­rie­ren. 1310 stimm­te das Ge­ne­ral­ka­pi­tel des Or­dens förm­lich zu (F. Schmitz <Be­arb.>, Ur­kun­den­buch d. Ab­tei Heis­ter­bach, 1908, Nr. 123, 222) . Seit dem spä­ten 13. Jahr­hun­dert un­ter­stand der von Heis­ter­ba­cher Pries­tern be­treu­te Kon­vent ei­ner Äb­tis­sin. Die nicht sehr reich aus­ge­stat­te­te Ab­tei, zu der ei­ne ein­fa­che ein­schif­fi­ge, der Mut­ter Got­tes ge­weih­te Kir­che ge­hör­te, er­litt im Neus­ser und im Köl­ni­schen Krieg er­heb­li­che Schä­den. Die In­sas­sen­zahl scheint bei ma­xi­mal 25, in der Re­gel bei et­wa 10 ge­le­gen zu ha­ben. Nach der Auf­he­bung der Ab­tei 1802 wur­de die Kir­che ab­ge­ris­sen, Klos­ter und Wirt­schafts­ge­bäu­de wur­den ver­kauft (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 141-148; Wi­spling­hoff IV, S. 193-198; zu den Klos­ter­ge­bäu­den S. Sau­er, Zur rö­mi­schen u. klös­ter­li­chen Ver­gan­gen­heit v. Gut Gna­den­tal. In: Jb f. d. Rhein-Kr. N 2006, S. 16-23)

4. 5 Klarissenkloster (1283-1802)

1283 be­stä­tig­te Erz­bi­schof Sieg­fried von Wes­ter­burg die Grün­dung des Kla­ris­sen­klos­ters (mo­nas­te­ri­um sanct­mo­nia­li­um or­di­nis cla­re) im Hau­se des 1242 ge­stif­te­ten, je­doch nicht zu­stan­de ge­kom­me­nen Hos­pi­tals durch die Wit­we Wen­de­mů­de von Cot­hau­sen und ih­re Söh­ne Her­mann und Jo­hann (REK III 3003; Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). Die geist­li­che Be­treu­ung lag meist in den Hän­den von Mi­no­ri­ten. Durch den bei der Rück­erobe­rung von Neuss durch Alex­an­der Far­ne­se 1586 ent­stan­de­nen Stadt­brand wur­den Kir­che und Klos­ter­ge­bäu­de weit­ge­hend zer­stört, aber bald wie­der auf­ge­baut. Nach der Be­set­zung der Stadt durch die Hes­sen 1642 fan­den die Non­nen zeit­wei­se in Düs­sel­dorf Zu­flucht. Die ziem­lich um­fang­rei­che Klos­ter­an­la­ge an der Nord­sei­te der Kla­ris­sen­stra­ße ver­füg­te über ei­ne schlich­te ein­schif­fi­ge Kir­che, de­ren Chor an die Ober­stra­ße stieß.

In­sas­sen­zah­len: Nach ei­ner An­ord­nung von Papst Bo­ni­faz VIII. von 1296 durf­te das Klos­ter mehr als 30 Per­so­nen auf­neh­men (Sau­er­land I 30). Im 17. Jahr­hun­dert scheint es zeit­wei­se 33 In­sas­sen ge­habt zu ha­ben. 1788 be­her­berg­te es noch 14 Kon­ven­tua­lin­nen und ei­ne Lai­en­schwes­ter. 1802 wur­de das Klos­ter auf­ge­ho­ben, die Kir­che 1806 ab­ge­ris­sen (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 224-235; Wi­spling­hoff IV, S. 222-252)

4. 5 Beginenkonvente (1328-1802)

Zwi­schen 1308 und 1313 wer­den 3 in Neuss le­ben­de Be­gi­nen er­wähnt (Tü­cking, Ur­kun­den 34, 38, 40). 1328 ist ein Be­gi­nen kon­vent an der Ober­stra­ße be­legt (Brandts, Fal­ken­stein 84). Aus ei­nem Tes­ta­ment von 1384 geht her­vor, dass es da­mals in Neuss 4 Be­gi­nen­kon­ven­te gab, von de­nen 3 na­ment­lich be­kannt sind, der 1343 be­zeug­te Be­gi­nen­kon­vent an der Ober­stra­ße ge­gen­über den Mi­no­ri­ten, der nach sei­nem mut­ma­ß­li­chen Stif­ter auch Udem­ans-Kon­vent ge­nannt wur­de und viel­leicht mit dem 1328 er­wähn­ten iden­tisch ist, der nur 1356 er­wähn­te Ful­mans Con­vent an der Ober­stra­ße so­wie der 1365 zu­erst er­wähn­te sog. Hu­n­en­kon­vent (con­ven­tus be­gi­na­rum dic­tus hu­n­en­kon­vent) (Brandts, Fal­ken­stein 228; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 235f., 285f.). Da der Udem­ans-Kon­vent 1382 als der neue Kon­vent be­zeich­net wur­de, könn­te der viel­leicht nach ei­nem Mit­glied der Fa­mi­lie Hu­ne oder Hu­no be­nann­te Hu­n­en­kon­vent schon (1300) ent­stan­den sein (Lau, S. 56, 462). Nach ei­ner Ur­kun­de von 1365 lag er an der Stra­ße Hin­ter­ho­ven (re­tro cu­ri­as) (LAV NRW R N St. Mi­cha­els­berg Akt 1 fol. 94). Hier­in könn­te ein Hin­weis auf die ur­sprüng­li­che La­ge des Kon­vents lie­gen, da in Ur­kun­den von 1376 und 1388 von dem Hu­nen Con­vent an der Ober­stra­ße die Re­de ist (Brandts, Fal­ken­stein 347, 408) 
Der Udem­ans-Kon­vent un­ter­stand ei­ner als Mut­ter (Ma­ter­sche) oder Meis­te­rin be­zeich­ne­ten Lei­te­rin, die von der Stifts­de­chan­tin be­stellt wur­de. Ei­nen An­schluss an ei­nen Or­den hat er nicht voll­zo­gen. Nach den Sta­tu­ten von 1773 soll­te er aus höchs­tens 7 Schwes­tern be­ste­hen (StaN B.02.01, VII, Nr. 86; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 285-291; Wi­spling­hoff IV, S. 323f.)

4. 5 Kloster St. Michaelsberg (1418-1802)

Aus dem Hu­n­en­kon­vent ging wohl (1400) die 1418 erst­mals be­zeug­te Schwes­tern­ge­mein­schaft her­vor, die nach der 3. Re­gel des hl. Fran­zis­kus leb­te (LAV NRW R N St. Mi­cha­els­berg Akt 1 fol. 73v; Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). Aus dem Jah­re 1435 ist die Pro­fess­for­mel über­lie­fert, die neu auf­zu­neh­men­de Frau­en zu spre­chen hat­ten (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 236f.). 1467 be­geg­net erst­mals die Be­zeich­nung con­ven­tus mon­tis Mi­chae­lis (LAV NRW R N St. Mi­cha­els­berg Akt 1 fol. 56). 1475 er­hiel­ten die Schwes­tern die Ge­neh­mi­gung des Neus­ser Pas­tors zum Bau ei­ner neu­en, dem hl. Mi­cha­el ge­weih­ten Ka­pel­le, an de­ren Al­tar täg­lich ei­ne Mes­se ge­le­sen wer­den durf­te. Erz­bi­schof Her­mann IV. ver­lieh ih­nen 1481 die Pri­vi­le­gi­en, Rech­te und Frei­hei­ten, die die an­de­ren re­li­giö­sen Ge­nos­sen­schaf­ten in Neuss be­sa­ßen. Ge­lei­tet wur­de der Kon­vent von ei­ner Meis­te­rin oder Rek­to­rin; die geist­li­che Be­treu­ung wird bis et­wa 1475/81 bei dem Pas­tor, spä­ter bei An­ge­hö­ri­gen des Fran­zis­ka­ner­or­dens ge­le­gen ha­ben.

Die Zahl der In­sas­sin­nen dürf­te lan­ge Zeit um 25 be­tra­gen ha­ben; 1799 wer­den noch 10 ge­nannt. Der Plan von Braun und Ho­gen­berg (Ta­fel 4) lässt ei­ne an die heu­ti­ge Mi­cha­el­stra­ße sto­ßen­de Kir­che mit ei­nem Dach­rei­ter, an die sich nörd­lich ein gleich ho­her Längs­bau schlie­ßt, er­ken­nen, bei dem es sich nach neue­ren ar­chäo­lo­gi­schen Er­kennt­nis­sen um Dor­mi­to­ri­um und Wirt­schafts­ge­bäu­de han­delt (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 235-244; Wi­spling­hoff IV, S. 253-269; Rem­men, Klos­ter­land­schaft, S. 116-120)

4. 5 Sebastianuskonvent (nach 1422-1802)

1427 er­hiel­ten ei­ni­ge Män­ner, die nach der 3. Re­gel des hl. Fran­zis­kus leb­ten, von Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers die Er­laub­nis, sich durch ei­nen von ih­nen zu wäh­len­den Beich­ti­ger au­ßer zu Os­tern und auf dem Ster­be­bett die Kom­mu­ni­on rei­chen zu las­sen, so­bald ih­re Nie­der­las­sung aus 12 Per­so­nen be­ste­he (Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). Auf ei­nem 1422 der Se­bas­tia­nus­bru­der­schaft (III 7) von Vogt Hein­rich von Neer­sen und sei­nem Sohn über­tra­ge­nen Grund­stück hat­ten sie bald da­nach ei­ne Ka­pel­le er­rich­tet. 1428 über­trug ih­nen der Rat das mitt­ler­wei­le in sei­ne Ver­fü­gungs­ge­walt ge­lang­te Grund­stück. Nach­dem die Ka­pel­le 1435 zu Eh­ren der hl. Se­bas­tia­nus und An­to­ni­us ge­weiht wor­den war, konn­te 1433 ein Pa­ter ge­wählt wer­den. Sei­ne kirch­li­che Selbst­stän­dig­keit er­reich­te der Se­bas­tia­nus­kon­vent 1487. Mit Zu­stim­mung des Pleb­ans (Pas­tors) ent­ließ ihn Erz­bi­schof Her­mann IV. aus dem Pfarr­ver­band. Der Kon­vent er­setz­te nun­mehr die Ka­pel­le durch ei­ne grö­ße­re 1491 ge­weih­te Kir­che. 1586 wur­den die Kir­che und die Kon­vents­häu­ser durch Brand schwer be­schä­digt. 1607 wur­de die Kir­che neu ge­weiht. Mit Ge­neh­mi­gung des Rats be­zog der Kon­vent 1718 ei­nen lee­ren Haus­platz in die Im­mu­ni­tät ein und er­rich­te­te dort bis 1720 ei­ne neue Kir­che, ei­nen Back­stein­bau mit ei­nem la­ter­nen­be­krön­ten Schweif­gie­bel und ei­ner durch Pi­las­ter ge­glie­der­ten Schau­sei­te an der Nie­der­stra­ße.

Der von ei­nem Su­pe­ri­or ge­lei­te­te Kon­vent er­reich­te wohl erst im 15. Jahr­hun­dert. die ur­sprüng­lich vor­ge­se­he­nen 12 Mit­glie­der; 1799 ge­hör­ten ihm noch 10 Kon­ven­tua­len an. Nach der Auf­he­bung 1802 wur­de die Kir­che An­nex­kir­che der Pfarr­kir­che St. Qui­ri­nus. Die Klos­ter­ge­bäu­de dien­ten zu­nächst als Fa­brik; 1852 wur­de dort ein erz­bi­schöf­li­ches Kna­b­ense­mi­nar (IV 11), 1874 ein städ­ti­sches In­va­li­den­haus ein­ge­rich­tet, bis 1943 un­ter der Lei­tung der Barm­her­zi­gen Schwes­tern. Nach der Zer­stö­rung im Zwei­ten Welt­krieg stell­te Ar­chi­tekt Joa­chim Schür­mann die Kir­che wie­der her; da­bei wur­de der ur­sprüng­lich zwei­schif­fi­ge In­nen­raum in ei­nen ein­schif­fi­gen Saal­bau um­ge­wan­delt, wäh­rend das Haupt­por­tal von der Ost- an die Nord­sei­te ver­setzt wur­de. Schür­manns Werk ist auch das mo­der­ne Klos­ter­ge­bäu­de mit Ka­pel­le und Kreuz­gang, das von 1967 bis 1994 die Eu­cha­ris­ti­ner be­her­berg­te. Seit 1994 be­woh­nen es Mit­glie­der des Or­dens Mis­sio­na­re Iden­tes, die auch die Seel­sor­ge in St. Se­bas­tia­nus wahr­neh­men (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 245-259; Wi­spling­hoff IV, S. 270-278; Cle­men, S. 88f.; Dehio NRW I, S. 1007; www.kir­che-des-mo­nats.de)

4. 5 Kloster Marienberg (1439-1802)

1439 grün­de­te Adel­heid v Sta­de, die Wit­we Phil­ipps des Jün­ge­ren von Tü­schen­broich, ei­nes ehe­ma­li­gen Neus­ser Bür­ger­meis­ters, ei­ne Klau­se (In­clu­so­ri­um) für re­gu­lier­te Chor­frau­en (Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). Die seel­sor­ge­ri­sche Be­treu­ung der von ei­ner Prio­rin ge­lei­te­ten Au­gus­ti­ne­rin­nen über­nah­men in der Re­gel Geist­li­che des Ober­klos­ters. Von An­fang an ge­hör­te der Kon­vent, der in den An­na­les No­ve­si­en­ses zum Jahr 1462 als mo­nas­te­ri­um vir­gi­num re­gu­la­ri­um, quod mons Ma­riae vo­ca­tur er­scheint, der Win­des­hei­mer Kon­gre­ga­ti­on an (An­na­les, Sp. 607)

Die im Win­kel zwi­schen Rhein­stra­ße und Glock­ham­mer er­bau­te Ka­pel­le wur­de kurz vor 1464 er­wei­tert und neu ge­weiht. Auf­grund ei­ner ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung mit dem Pas­tor Jo­hann Kot­te (Druck: Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 173f.) wur­de sie 1464 von al­len pfarr­herr­li­chen Rech­ten be­freit. Die Kir­che war ein schlich­ter ein­schif­fi­ger Back­stein­bau.

Bei der Auf­he­bung 1802 ge­hör­ten der Ka­no­nie 12 Kon­ven­tua­lin­nen an. Nach der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on wur­de das Got­tes­haus 1804 den Evan­ge­li­schen über­eig­net (IV 9). Die Klos­ter­ge­bäu­de mit der Front zum Glock­ham­mer, die im 17. und 18. Jahr­hun­dert mehr­mals er­wei­tert wor­den wa­ren, gin­gen in Pri­vat­be­sitz über (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 171-180; Wi­spling­hoff IV, S. 154-160; Dehio NRW I, S. 1006)

4. 5 Alexianer (seit 1451)

1451 über­trug Her­mann von Scherf­hau­sen fra­tri­bus pau­pe­res vol­un­ta­rij pro­prie wil­li­ge Ar­men, die in der Brück­stra­ße wohn­ten, 1 Mark aus sei­nem Haus (LAV NRW R N St. Mi­cha­els­berg Akt 1 fol. 218; Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg). Das Grün­dungs­da­tum die­ser von den Köl­ner Ale­xia­nern ab­hän­gi­gen Ge­mein­schaft ist nicht be­kannt. 1490 schloss der Lei­ter der Köl­ner Nie­der­las­sung ei­nen Ver­trag mit dem Neus­ser Rat, der den Brü­dern ihr Wohn­haus zur Ver­fü­gung ge­stellt hat­te; da­nach wur­de es ih­nen ge­stat­tet, sich ei­ne Re­gel zu ge­ben. Ih­re Zahl wur­de auf 8 be­grenzt. Sie wa­ren ver­pflich­tet, ne­ben der Kran­ken­pfle­ge die Be­stat­tung der To­ten zu über­neh­men. (1504) er­rich­te­ten sie ei­ne Ka­pel­le. 1531 stif­te­te der Ober­küs­ter und Vi­kar an St. Qui­rin, Gott­hard Gie­sen, Mes­sen an 4 Wo­chen­ta­gen. Das Prä­sen­ta­ti­ons­recht für den Of­fi­zi­an­ten stand dem Rat zu. Die bis zum 18. Jahr­hun­dert vor­ge­nom­me­nen Er­wei­te­run­gen der Klos­ter­ge­bäu­de soll­ten vor al­lem die Auf­nah­me ei­ner wach­sen­den Zahl von Geis­tes­kran­ken er­mög­li­chen.

Als Kran­ken­pfle­ge­or­den blie­ben die Ale­xia­ner von der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on ver­schont. 1869 wur­de ein neu­es Klos­ter­ge­bäu­de vor dem Ober­tor ein­ge­weiht. Es dien­te als Heil- und Pfle­ge­an­stalt für männ­li­che Geis­tes­kran­ke. 1944 er­litt es schwe­re Bom­ben­schä­den. Der Wie­der­auf­bau wur­de 1959 mit der Wei­he der Kir­che ab­ge­schlos­sen. 2008 Zu­sam­men­schluss der Ale­xi­us-Pro­vinz Aa­chen und der St. Jo­sef-Pro­vinz Neuss zur Ale­xi­us­pro­vinz Deutsch­land. Die Neus­ser Or­dens­pro­vinz zum hl. Jo­sef ver­füg­te über Ein­rich­tun­gen in Ber­lin, Bonn, Des­sau, Neuss, Pots­dam Sieg­burg und Wit­ten­berg (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 188-210; Lau, S. 107*; Wi­spling­hoff IV, S. 165-172; En­gels, S. 49f.; Lan­ge, S. 72-78; Rem­men, Klos­ter­land­schaft, S. 104-112; www.ale­xia­ner­klos­ter.de)

4. 5 Jesuiten (1615-1773)

1615 über­trug Kur­fürst Fer­di­nand dem Je­sui­ten­or­den das Klos­ter der aus Neuss aus­ge­wie­se­nen Mi­no­ri­ten an der Ober­stra­ße. Ein­zel­ne Mit­glie­der des Or­dens wa­ren be­reits seit 1587 ge­le­gent­lich dort tä­tig ge­we­sen; 1591 hat­ten Je­sui­ten das Haus „Zum Kai­ser“ in der Krä­mer­stra­ße er­wor­ben. Volks­mis­sio­nen zur Ad­vents- und Fas­ten­zeit über­nah­men sie seit 1597 oder 1599. 1616 be­stä­tig­te Papst Paul V. die Über­tra­gung des Mi­no­ri­ten­klos­ters, das sich in schlech­tem bau­li­chen Zu­stand be­fand, an das Je­sui­ten­kol­leg, in dem im glei­chen Jahr ein Gym­na­si­um er­öff­net wur­de (IV 11). Aus­ge­stat­tet wur­de die Nie­der­las­sung 1616 un­ter an­de­rem mit dem Ver­mö­gen ei­ni­ger Neus­ser Bru­der­schaf­ten (III 7) so­wie der Ni­ko­laus- und der Ma­ri­en­ka­pel­le, au­ßer­dem – zu­nächst auf 40 Jah­re – der Ka­tha­ri­nen­vi­ka­rie der Kla­ris­sen­kir­che; 1628 schenk­te der Kur­fürst den Pa­tres die Kor­ne­li­us­ka­pel­le in Se­li­kum mit 24 Mg Acker­land (IV 2)
In­sas­sen­zah­len: 1617 ge­hör­ten dem Kon­vent 9 Mit­glie­der, je 3 Pries­ter, Leh­rer und Lai­en­brü­der an. Die höchs­te Zahl wur­de 1665/66 mit 28 er­reicht; im 18. Jahr­hun­dert hat­te er meist 16-17 Mit­glie­der.
Die Ge­bäu­de wur­den im­mer wie­der er­neu­ert; 1771 ent­wor­fe­ne Plä­ne für ei­nen Neu­bau konn­ten nicht mehr ver­wirk­licht wer­den (Lit­te­rae An­nuae, S. 324). Das Neus­ser Ver­mö­gen des 1773 auf­ge­lös­ten Or­dens ver­wen­de­te der Kur­fürst ge­gen die Ein­wän­de der Stadt vor al­lem für die Aus­stat­tung der Bon­ner Uni­ver­si­tät. Die Kir­che wur­de 1785 ver­kauft und 1788 ab­ge­ris­sen. Vom Kol­leg blieb der „Je­sui­ten­tur­m“, ein Türm­chen mit ge­schweif­tem Kup­pel­dach er­hal­ten (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 259-274; Wi­spling­hoff IV, S. 293-322; Gil­liam, S. 118-127; Cle­men, S. 86f.)

Topographische Karte Neuss von 1843-45 im Verhältnis 1 : 25.000, Zusammensetzung der Blätter 4705 Willich, 4706 Düsseldorf, 4805 Korschenbroich und 4806 Neuss der Preuß. Kartenaufnahme 1836-50 (Uraufnahme). (Landesvermessungsamt NRW)

 

4. 5 Franziskanerobservanten (1624-1802)

1624 ent­sand­te der Pro­vin­zi­al des Or­dens auf Be­trei­ben Ku­fürst Fer­di­nands ei­ni­ge Ob­ser­van­ten in das da­mals leer ste­hen­de Ober­klos­ter, das die­se al­ler­dings 1628 wie­der ver­las­sen muss­ten; sie ka­men zu­nächst in dem Haus ei­nes Stifts­herrn un­ter. 1627 wur­den die Mön­che der köl­ni­schen Or­dens­pro­vinz in­kor­po­riert. 1632 er­teil­te Kur­fürst Fer­di­nand den Ob­ser­van­ten die Er­laub­nis, in Neuss ein Klos­ter ein­zu­rich­ten. Nach­dem der dem Pro­jekt zu­nächst wi­der­stre­ben­de Rat 1635 sei­ne Zu­stim­mung ge­ge­ben hat­te, konn­te die 1637-39 am un­te­ren Markt er­bau­te schlich­te Kir­che 1640 ge­weiht wer­den, wäh­rend die Klos­ter­ge­bäu­de erst 1655 fer­tig ge­stellt wur­den. Ne­ben den seel­sor­ge­ri­schen Auf­ga­ben, die der Or­den in der Stadt wahr­nahm, be­trieb er seit 1699 – mit Un­ter­bre­chun­gen – ein phi­lo­so­phi­sches Or­dens­stu­di­um (IV 11). 1783 über­nahm er das ehe­ma­li­ge Je­sui­ten­gym­na­si­um. Der von ei­nem Guar­di­an ge­lei­te­ten Nie­der­las­sung ge­hör­ten 1672 12 Pa­tres, 2 Kle­ri­ker, 5 Lai­en­brü­der, 1744/45 32 Per­so­nen, 1790 21 Pa­tres, 4 Lai­en­brü­der an.

Nach der Auf­he­bung des Or­dens 1802 wur­den Kir­che und Klos­ter der Stadt zu­ge­spro­chen. Das Klos­ter blieb Schul­ge­bäu­de, die pro­fa­nier­te Kir­che wur­de 1826-64 von der Gar­ni­son als Zeug­haus ge­nutzt. Seit 1925 be­her­berg­te das Ge­bäu­de das Rhei­ni­sche Städ­te­bund­thea­ter (IV 11), seit 1949 dient es als Kon­zert- und Fest­saal (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 217-224; Wi­spling­hoff IV, S. 279-292; J. Kis­tenich, Bet­tel­mön­che im öf­fent­li­chen Schul­we­sen, 2001, S. 1239-1262; Cle­men, S. 87f.; Lan­ge, S. 128-130; Dehio NRW I, S. 1006f.)

4. 5 Sepulchrinerinnen (1654-1802)

1654 bat die Prio­rin des Jü­li­cher Se­pul­chri­ne­rin­nen­klos­ters den Neus­ser Rat, die Grün­dung ei­ner Ka­no­nie zu ge­neh­mi­gen, die sich der Mäd­chen­er­zie­hung wid­men soll­te. Nach län­ge­rem Zö­gern stimm­te der Rat zu. Erst 1680 konn­te ei­ne Ei­ni­gung über die Zu­sam­men­fü­gung der zwi­schen Brück­stra­ße und Hym­gas­se ge­le­ge­nen Ge­bäu­de und Grund­stü­cke zu ei­nem ge­schlos­se­nen Kom­plex er­reicht wer­den. Dem klei­nen Kon­vent ge­hör­ten meist nicht mehr als 6 Mit­glie­der an. Die ge­gen En­de des 18. Jahr­hun­derts neu ge­bau­te, dem hl. Ne­po­muk ge­weih­te schlich­te ein­schif­fi­ge Back­stein­kir­che wur­de nach der Auf­he­bung des Klos­ters 1802 Hos­pi­tal­kir­che (IV 6 Hos­pi­tal). Sie wur­de im Zwei­ten Welt­krieg schwer be­schä­digt und nicht wie­der auf­ge­baut (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 180-186; Wi­spling­hoff IV, S. 173-176; Cle­men, S. 86)

4. 5 Neue Ordensniederlassungen seit dem 19. Jahrhundert

4. 5 Barmherzige Schwestern nach der Regel des hl. Augustinus (Augustinerinnen) (seit 1844)

Die Düs­sel­dor­fer Cel­li­tin Jo­han­na, geb. Mag­da­le­na Eti­en­ne, die 1844 die Lei­tung des Hos­pi­tals über­nom­men hat­te, wur­de die Grün­de­rin der Neu­ßer Ge­nos­sen­schaft der Cel­litin­nen nach der Re­gel des hl. Au­gus­ti­nus, die 1845 die An­er­ken­nung des Erz­bi­schofs und 1852 von der preu­ßi­schen Re­gie­rung das Kor­po­ra­ti­ons­recht er­hielt. Sie über­nah­men die Lei­tung ver­schie­de­ner Pfle­ge­ein­rich­tun­gen in Neuss (IV 6). 1927-35 Neu­bau des Mut­ter­hau­ses Klos­ter Im­ma­cu­la­ta in der Au­gus­ti­nus­stra­ße (K. Krei­ner, Ge­schich­te d. Neus­ser Au­gus­ti­ne­rin­nen, 1957; C. Che­hab, Zum 200. Ge­burts­tag d. Neus­ser Or­dens­grün­de­rin Jo­han­na Eti­ene. In: No­va­e­si­um 2005, S. 223-225; zur La­ge vgl. Ta­fel 11, Stadt­plan 1957)

Stadtplan Neuss von 1957 im Verhältnis 1 : 15.000, Vermessungs- und Planungsamt Neuß. (Stadtarchiv Neuss)

 

4. 5 Schwestern vom armen Kinde Jesus, PIJ (seit 1855)

1855 über­nah­men 2 Schwes­tern vom ar­men Kin­de Je­sus aus Aa­chen die Be­treu­ung des neu­en Neus­ser Wai­sen­hau­ses. 1857 zo­gen sie in das frü­he­re Klos­ter Ma­ri­en­berg ein (vgl. Ta­fel 7, Stadt­plan 1873). 1877 zwang die Kul­tur­kampf­ge­setz­ge­bung die Non­nen, Neuss zu ver­las­sen, Rück­kehr 1887 (IV 6; IV 11). 2003 8 Or­dens­frau­en.

4. 5 Karmelitinnen (1869-75)

In die 1868 von den Ale­xia­nern auf­ge­ge­be­nen Klos­ter­ge­bäu­de an der Brück­stra­ße zo­gen 1869 10 Schwes­tern des Kar­me­litin­nen­or­dens ein. Sie un­ter­rich­te­ten Mäd­chen in Haus­halts- und Hand­ar­bei­ten und sorg­ten für ar­me Fa­mi­li­en. Das Klos­ter fiel 1875 der Kul­tur­kampf­ge­setz­ge­bung zum Op­fer.

4. 5 Benediktinerinnen (1899)

1899 wur­de Klos­ter Kreitz in Neuss-Holz­heim von Be­ne­dik­ti­ne­rin­nen ge­grün­det und 1901 zum Prio­rat er­ho­ben. Im Zwei­ten Welt­krieg schwer be­schä­digt. Heu­te le­ben dort 23 Schwes­tern (www.be­ne­dik­ti­ne­rin­nen-neuss.de)

4. 5 Töchter vom Heiligen Kreuz (1909-59)

1908 über­nah­men die Töch­ter vom Hei­li­gen Kreuz die Lei­tung des Neus­ser von ei­nem ka­tho­li­schen Für­sor­ge­ver­ein ge­tra­ge­nen Not­burga­hau­ses an der Preu­ßen­stra­ße, ei­ner Er­zie­hungs­an­stalt für schul­ent­las­se­ne weib­li­che Für­sor­ge­zög­lin­ge. 1959 muss­te der Or­den das Haus we­gen Schwes­tern­man­gel auf­ge­ben; das Haus über­nahm das Col­le­gi­um Ma­ria­num (IV 11).

Stadtplan Neuss von 1873 im Verhältnis 1 : 6.000, Verkleinerung, Originalmaßstab 1 : 5.000, angefertigt durch den Kataster-Geometer Rappenhöner. (Stadtarchiv Neuss)

 

4. 5 Kamillianer (1910-97)

1910/11 ent­stand am Gleh­ner Weg nach den Plä­nen des Ar­chi­tek­ten Klaus Röh­lin­ger das Ka­mil­lus­haus des Kran­ken- und Seel­sor­ge­or­dens der Ka­mil­lia­ner; im Ers­ten Welt­krieg La­za­rett. Nach Zer­stö­rung im Zwei­ten Welt­krieg bis 1953 Wie­der­auf­bau des Klos­ters in ver­ein­fach­ter Form. Nach dem Ers­ten Welt­krieg rich­te­te man ein In­ter­nat für Or­dens­schü­ler ein, das nach Schlie­ßung durch die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten nach dem Zwei­ten Welt­krieg wie­der er­öff­net wer­den konn­te. 1973 Ein­seg­nung der St. Ka­mil­lus-Kir­che (Fest­schrift z. Ein­seg­nung d. St. Ka­mil­lus-Kir­che in Neuss, 1973; IV 11: Ta­fel 10-11, Stadt­plä­ne 1925 u. 1957)

4. 5 St. Vinzenz-Kloster (1912-28)

Seel­sor­ge­ein­rich­tung der Ob­la­ten der Ma­kel­lo­sen Jung­frau Ma­ria Mainz

4. 5 Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu, Carmel DCJ (seit 1928)

1928 ka­men die Kar­me­litin­nen vom Gött­li­chen Her­zen Je­su von Düs­sel­dorf nach Neuss-Weck­ho­ven, wo sie ein Kin­der­heim (The­re­si­en­heim) so­wie ei­nen Kin­der­gar­ten und ei­nen Kin­der­hort grün­de­ten.

4. 5 St. Elisabeth-Kloster (1930-95)

Al­ten­heim der Fran­zis­kus­schwes­tern der Fa­mi­li­en­pfle­ge Es­sen

4. 5 Töchter vom Herzen Mariä (1955-87)

1947 Er­öff­nung des St. Lio­ba-Al­ten­heims; seit 1987 vom Ca­ri­tas-Ver­band ge­tra­gen (An­ga­ben in die­sem Ab­schnitt nach Lan­ge; StaN D.04.L.04 Samm­lung Jo­seph Lan­ge; W. Schaf­fer, Or­dens­ent­wick­lung seit d. 19. Jahr­hun­dert <Ge­schichtl. At­las d. Rhein­lan­de, Bei­heft IX/5>, 2008, S. 71f.; www.erz­bis­tum-koeln.de/or­den)

4. 6 Hospital/Krankenhäuser/Armenwesen

1242
er­rich­ten die Ehe­leu­te Si­bert und Gi­se­la von Dül­ken ein Hos­pi­tal, des­sen Ver­wal­tung sie 1245 dem Deut­schen Or­den über­tra­gen. 1250 schei­tert die Grün­dung am Wi­der­spruch ih­rer Er­ben, de­nen ein Schieds­spruch Erz­bi­schof Kon­rads ei­nen Teil der Stif­tungs­gü­ter zu­spricht (REK III 1065, 1156, 1194, 1578; K. van Ei­ckels, Die Deut­schor­dens­bal­lei Ko­blenz u. ih­re wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung im Mit­tel­al­ter, 1995, S. 35-37)

Hospital oder Gasthaus zum hl. Geist

(1255/59) wird ei­ne auf 1074 da­tier­te Ur­kun­de Erz­bi­schof An­nos II. ge­fälscht, nach der die Ver­wal­tung des mög­li­cher­wei­se kurz zu­vor ge­grün­de­ten Neus­ser Hos­pi­tals (pro­vi­sio ho­pi­ta­lis opi­di Nu­sci­en­sis) der Äb­tis­sin von St. Qui­rin zu­ste­hen soll (Lau, S. 37; zur Da­tie­rung der Fäl­schung Wi­spling­hoff IV, S. 112-119; Ta­fel 4, Braun/Ho­gen­berg)
1320 ge­neh­migt Erz­bi­schof Hein­rich II. die Ver­le­gung des bei dem Bür­ger­haus ge­le­ge­nen Hos­pi­tals (si­tum sub domo com­mu­ni sca­bi­n­o­rum et con­su­lum Nus­si­en­si­um) auf ein von Rat und Bür­ger­schaft ge­stif­te­tes Grund­stück an der Ober­stra­ße. Die Ver­wal­tung er­folgt durch 2 von der Äb­tis­sin, Schöf­fen und Rat er­nann­te Pro­vi­so­ren. Es sol­len nicht mehr als 40 Kran­ke auf­ge­nom­men wer­den. Tat­säch­lich wur­den im Hos­pi­tal nur durch­schnitt­lich 16 Pfründ­ner ver­sorgt (REK IV 1160; Lau II 22; Wi­spling­hoff I, S. 692-712)

Das neue Gasthaus

1438 Stif­tung für dat neu­we gast­huis zur Spei­sung von ar­men Aa­chen­pil­gern (LAV NRW R N St. Mi­cha­els­berg Akt 1 fol. 306, 319). In der Neu­zeit wur­den sei­ne Mit­tel für die Ar­men­pfle­ge ver­wen­det (Wi­spling­hoff I, S. 712-714)

Das Spendhäuschen

Sei­ne Er­rich­tung am Freit­hof er­mög­lich­te ei­ne Spen­de des 1527 ver­stor­be­nen Kirch­meis­ters Her­mann von Ol­pe ge­nannt Wet­zel. Die­se und wei­te­re Le­ga­te ka­men der Ar­men­pfle­ge zu­gu­te (Lau, S. 121*f.; Wi­pling­hoff I, S. 715-718)

Kilianskonvent

1360 ers­te Er­wäh­nung des wohl schon län­ger be­ste­hen­den con­ven­tus dic­tus kel­ards con­vent an der Ober­stra­ße, der mit­tel­lo­se al­te Frau­en auf­nahm. Nach 1586 an die Ham­tor­stra­ße ver­legt, nun als vil­la pau­per­um s. Ki­lia­ni be­zeich­net. Die Auf­sicht führ­ten 2 vom Rat er­nann­te Pro­vi­so­ren. Zahl der In­sas­sen (1700) zwi­schen 7 und 11 (Lau, S. 122*; Wi­spling­hoff I, S. 726f.)

Übersichtsplan der Stadt Neuss am Rhein von 1925 im Verhältnis 1 : 10.000, angefertigt durch das Stadtvermessungsamt Neuss, Vermessungsdirektor Schweitzer. (Stadtarchiv Neuss)

Stadtplan Neuss von 1957 im Verhältnis 1 : 15.000, Vermessungs- und Planungsamt Neuß. (Stadtarchiv Neuss)

 

Entwicklung des Armen- und Hospitalwesens seit dem 19. Jahrhundert.

1801 wird auf An­ord­nung des Kre­fel­der Un­ter­prä­fek­ten ein Wohl­tä­tig­keits­bü­ro ein­ge­rich­tet, das die für die Ver­sor­gung der Haus­ar­men be­stimm­ten Mit­tel zu­sam­men­fasst und ver­wal­tet (StaN B.02.02, 415). An­ge­sichts sei­ner un­zu­rei­chen­den fi­nan­zi­el­len Aus­stat­tung und der wach­sen­den Zahl von Be­dürf­ti­gen sah sich der Stadt­rat seit 1832 ge­zwun­gen, der Ar­men­ver­wal­tung ei­nen Zu­schuss an­zu­wei­sen. Der An­teil der aus Ar­men­mit­teln un­ter­hal­te­nen Fa­mi­li­en be­trug 1849 12%, er sank erst nach der Ein­füh­rung der So­zi­al­ge­setz­ge­bung in den 1880er Jah­ren. In der Welt­wirt­schafts­kri­se stieg er bis auf 7,3 % (En­gels, S. 44-49)
1802 wird ei­ne Hos­pi­tal­kom­mis­si­on ein­ge­rich­tet, die für die Ver­wal­tung des Hei­lig-Geist-Hos­pi­tals so­wie der Gü­ter der Ale­xia­ner (IV 5) zu­stän­dig ist.
1808 Ver­le­gung des Hos­pi­tals in das Ge­bäu­de des auf­ge­ho­be­nen Se­pul­chri­ne­rin­nen­or­dens (C. Hu­de­mann-Si­mon, L’État et les Pau­vres. L’as­sis­tan­ce et la lut­te cont­re la men­di­cité dans les quat­re dé­par­te­ments rhén­ans, 1794-1814, 1997, S. 148f.; IV 5; Ta­fel 1, Grund­riss).1822 er­wirbt die Stadt den Klos­ter­kom­plex vom preu­ßi­schen Staat, da­nach Um­bau und Aus­bau des Bür­ger­hos­pi­tals, das bis 1855 auch Wai­sen­haus (s. u.) und noch län­ger Ar­men­haus bleibt. Die­ses wird 1874 in das ehe­ma­li­ge Se­bas­tia­nu­s­klos­ter ver­legt (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, 254). Die Lei­tung des Hos­pi­tals über­nimmt 1844 die Düs­sel­dor­fer Cel­li­tin Jo­han­na Eti­en­ne, 1852 de­ren neu ge­grün­de­te Or­dens­ge­mein­schaft (IV 5 Barm­her­zi­ge Schwes­tern). 1911 Auf­lö­sung des Hos­pi­tals und Er­öff­nung des städ­ti­schen Kran­ken­hau­ses an der Preu­ßen­stra­ße. 1966 Um­be­nen­nung in Kran­ken­an­stal­ten Neuß – Lu­kas­kran­ken­haus. 1986 be­en­det der Au­gus­ti­ne­rin­nen­or­den sei­ne Trä­ger­schaft zu­guns­ten der Stadt. Seit 1988 Städ­ti­sche Kli­ni­ken Neuss – Lu­kas­kran­ken­haus (Ch. From­mert, Das Neus­ser Lu­kas­kran­ken­haus, 2005)
1858 er­wer­ben die Barm­her­zi­gen Schwes­tern (IV 5) ein Land­gut vor dem Ober­tor, das sog. „Güt­chen“, und rich­ten dort ei­ne Pfle­ge­an­stalt für geis­tes­kran­ke Frau­en ein. 1871 wird de­ren Um­wand­lung in ei­ne spä­ter sog. Heil- und Pfle­ge­an­stalt zum hl. Jo­sef (St. Jo­sef-Klos­ter) ge­neh­migt (zur La­ge vgl. Ta­fel 7, Stadt­plan 1873; Ta­fel 9, Stadt­plan um 1909). 1884 Ein­wei­hung der im neu­go­ti­schen Stil er­bau­ten St. Jo­sef-Ka­pel­le. Das St. Jo­sef-Kran­ken­haus an der Au­gus­ti­nus­stra­ße ge­hört heu­te zur St. Au­gus­ti­nus-Kli­ni­ken gGmbH.
1874 be­zie­hen Barm­her­zi­ge Schwes­tern das Herz-Je­su-Klos­ter an der Mi­cha­el­stra­ße und rich­ten dort ei­ne Kran­ken­pfle­ge­an­stalt ein. 1909-68 be­trei­ben sie dort auch ei­ne Kran­ken­pfle­ge­schu­le (K. Krei­ner, Ge­schich­te d. Neus­ser Au­gus­ti­ne­rin­nen, 1957). 1968 ent­steht in der Nord­stadt das Jo­han­na-Eti­en­ne-Kran­ken­haus der Au­gus­ti­ne­rin­nen. Die Trä­ger­schaft liegt seit 2002 bei der Jo­han­na-Eti­en­ne-Kran­ken­haus GmbH, seit 2004 bei der St. Au­gus­ti­nus-Kli­ni­ken gGmbH, zu der auch das Ale­xi­us­kran­ken­haus (IV 5 Ale­xia­ner) am Ale­xia­ner­platz ge­hört (www.jo­han­na-eti­en­ne-kran­ken­haus.de).
1913-40 St. An­na-Hos­piz der Barm­her­zi­gen Schwes­tern für Ar­bei­te­rin­nen und Dienst­mäd­chen
1955 Lio­ba­heim der Töch­ter vom Her­zen Ma­riä Dort­mund (Al­ten- und Mäd­chen­wohn­heim), heu­te ge­tra­gen vom Ca­ri­tas­ver­band Stadt­de­ka­nat Neuss
1973 Haus Nord­park, Al­ten- und Pfle­ge­heim der Fran­zis­ka­ne­rin­nen-Mis­sio­nä­rin­nen Wien, heu­te der Vin­zenz­ge­mein­schaft Neuss (wei­te­re Al­ten- und Pfle­ge­hei­me un­ter www.neuss.de/so­zia­les und bei Schaf­fer un­ter IV 5)

4. 6 Leprosenhaus

1346 wird erst­mals ein Sie­chen­haus er­wähnt (Brandts, Fal­ken­stein 162), 1365 als do­mus Le­pro­sorum be­zeich­net (Lau, S. 107* Anm. 4). Be­auf­sich­tigt durch 2 Pro­vi­so­ren aus dem Kreis der Schöf­fen und Rats­her­ren. Es lag vor dem Rhein­tor an der Mün­dung ei­nes al­ten Rhein­arms, des Sie­pen, in die Erft (Stra­ßer, S. 139, 244)
1474/75 wird es schwer be­schä­digt, nach 1496 wie­der auf­ge­baut, 1586 er­neut zer­stört.
1637 Er­rich­tung ei­nes neu­en Sie­chen­hau­ses be­schlos­sen
1712 wird das Haus auf An­ord­nung des Köl­ner Dom­ka­pi­tels ab­ge­ris­sen (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 84, 298, 361f.)

4. 6 Pest und andere Epidemien in Neuss

1483 fuit ma­gna pesti­len­tia in […] Neuss (Eckertz, Fon­tes II, S. 408; wei­te­re Pest­jah­re in: Rhein. Städ­te­buch, S. 320; Wi­pling­hoff I, S. 152, 709)
1676 R­uh­re­pi­de­mie (Rhein. Städ­te­buch, S. 320)
1849 12 Cho­le­ra­to­te (StaN B. 02.03, 935; Ch. From­mert, Die „wan­dern­de Welt­wen­de“ er­reicht Neuss. Cho­le­ra, Stadt­hy­gie­ne u. Ge­sund­heits­we­sen zwi­schen 1830 u. 1850. In: No­va­e­si­um 2004, S. 37-48)

4. 6 Waisenhaus

1855 wird auf In­itia­ti­ve ei­nes bür­ger­schaft­li­chen Co­mi­tees in ei­nem Haus am Müns­ter­platz/Ecke Müns­ter­stra­ße ein Er­zie­hungs­heim für ar­me Kin­der, zu­nächst auf Mäd­chen be­schränkt, er­öff­net, nach­dem die Un­ter­brin­gung der Wai­sen­kin­der im Bür­ger­hos­pi­tal und seit 1832 auch in Neus­ser Fa­mi­li­en sich als un­zu­träg­lich er­wie­sen hat­te. 1856 er­warb der pro­vi­so­ri­sche Wai­sen­haus­vor­stand das ehe­ma­li­ge Ma­ri­en­berg­klos­ter. Die Lei­tung über­nah­men Schwes­tern vom ar­men Kin­de Je­sus (IV 5). Die Fi­nan­zie­rung er­folg­te durch die Stadt so­wie durch Spen­den und Zin­sen aus Ei­gen­ka­pi­tal. 1862 An­bau ei­ner St. An­na-Ka­pel­le. 1909 ge­langt die Ma­ri­en­berg­kir­che (IV 9) wie­der in den Be­sitz des Klos­ters, das auch ei­ne Hö­he­re Mäd­chen­schu­le be­her­bergt (IV 11). 1872 leb­ten im Wai­sen­haus 105 Kin­der. 1909 Er­öff­nung ei­nes für 250 Kin­der aus­ge­leg­ten Neu­baus an der Rhe­ydter Stra­ße. 1927 Um­be­nen­nung des ka­tho­li­schen Wai­sen­hau­ses in Kin­der­heim St. An­na. 1931 Ein­wei­hung ei­ner neu­en Ka­pel­le. Neu­bau 1973-78, durch den 7 Kin­der­häu­ser und ein neu­es Haupt­ge­bäu­de an die Stel­le des al­ten Hau­ses tre­ten (J. Lan­ge, 1855 Wai­sen­haus Kin­der­heim 1980, 1981). 1995 Schlie­ßung des Kin­der­heims.

4. 6 Ärzte und Chirurgen/Barbiere

1313 Hen­ri­cus chir­ur­gi­cus dic­tus Gar­noll (Brandts, Fal­ken­stein 16)
(1330) Er­wäh­nung ei­nes Arz­tes, dem die Stadt freie Woh­nung ge­währt (Lau, S. 105*, 59 Anm. 2)
1493 Rem­bolt Bart­scher­re (Wi­spling­hoff I, S. 534 Anm. 76)
1494 be­han­delt Meis­ter Jo­han­nes Wer­de­ner Mön­che (LAV NRW R Wer­den Akt 10,1 fol. 91v; Wi­spling­hoff I, S. 552)
1501 und 1506 stat me­di­cus Meis­ter Sy­mon (Lau, S. 105*, 425)
1538 Meis­ter Hein­rich von Sit­tard wird der Turm am Ju­den­steg als Wohn­sitz an­ge­wie­sen (ebd., S. 105*), noch 1554 nach­ge­wie­sen. Seit dem 17. Jahr­hun­dert scheint es stets ei­nen Stadt­arzt in Neuss ge­ge­ben zu ha­ben, seit 1780 2 (Wi­spling­hoff I, S. 551-555)
1561 Wun­d­arzt Dum­gin (ebd., S. 556)
1573 Amts­brief für die 6 Wund­ärz­te der Stadt (Lau II 233)

4. 6 Hebammen

1563 wird dem Ehe­mann der Heb­am­me das Bür­ger­geld er­las­sen (StaN B.01.01 Rat 1530-1563 fol. 233)
Seit 1633 wer­den Heb­am­men vor dem Pas­tor und dem Bür­ger­meis­ter ver­ei­digt (Lau, S. 106* Anm. 16)
1762 Prü­fung der Heb­am­men durch den Stadt­arzt an­ge­ord­net; ab 1763 er­hal­ten sie ein Ge­halt von der Stadt (ebd., S. 106* mit Anm. 17)

4. 6 Apotheker

(1381) a­po­te­ca su­per ci­mi­te­ri­um Nus­sie (heu­te Freit­hof, II 5 Plät­ze) (F. Eh­len, Die Prä­mons­tra­ten­ser-Ab­tei Knecht­ste­den. Ge­schich­te u. Ur­kun­den­buch, 1904, Ur­kun­den­buch, S. 128f.)
Vor 1421 Apo­the­ke von Lam­bert si­tum in Ci­mi­te­rio (Das Neus­ser To­ten­buch. Li­ber ani­ma­rum ca­pi­tu­li mo­nas­te­rii sanc­ti Qui­ri­ni Nus­si­en­sis, be­arb. v. R. Na­gel, Ein­trag zum 30.1.)
Vor 1431 Er­wäh­nung der apo­the­ca des Jo­han­nes Schab­ben (ebd. zum 10.11.)
1482 Tes­ta­ment des Apo­the­kers Cla­es Ebels (StaN B.01.10 Ko­pi­ar V 40 fol. 244-245)
1552 Apo­the­ker Cosmas Fa­ber als Bür­ger auf­ge­nom­men, län­ger als 30 Jah­re nach­weis­bar (Wi­spling­hoff I, S. 558)
Nach 1586 durch­weg Apo­the­ker nach­weis­bar (G. Holtz, Die Ge­schich­te d. Ge­sund­heits­we­sens in Neuß bis 1850, 1939)

Entwicklung der medizinischen Versorgung seit dem 19. Jahrhundert.

Die Ge­sund­heits­po­li­tik der Fran­zo­sen knüpf­te mit ih­rer Ten­denz zur Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der Heil­be­ru­fe (Qua­li­fi­ka­ti­ons­vor­schrif­ten, Prü­fun­gen, bü­ro­kra­ti­sche Er­fas­sung des Per­so­nals) an die kur­k­öl­ni­sche Po­li­tik des spä­ten 18. Jahr­hun­dert an (C. Hu­de­mann-Si­mon, Zur staat­li­chen Ge­sund­heits­po­li­tik in d. Rhein­lan­den wäh­rend d. fran­zö­si­schen Zeit. In: Na­po­leo­ni­sche Herr­schaft in Deutsch­land u. Ita­li­en – Ver­wal­tung u. Jus­tiz, hg. v. Ch. Dip­per u. a., 1995, S. 121-139). Preu­ßen setz­te die Mo­der­ni­sie­rungs­po­li­tik nach 1815 fort.
1806 1 of­fi­cier de san­té, 1 maît­re en chir­ur­gie, 1813 2 doc­teurs en mé­de­ci­ne, 1 of­fi­cier de san­té, 2 maî­tres en chir­ur­gie (LAV NRW R Ro­er­dep. 2117 fol. 291v, 406f.)
1842 3 Ärz­te, 2 Wund­ärz­te, 2 Apo­the­ker und 1 Tier­arzt, 1861 2 Apo­the­ken, die 2 Ge­hil­fen und 2 Lehr­lin­ge be­schäf­tig­ten. Es gibt 6 Zi­vil- und 2 Mi­li­tär­ärz­te so­wie 2 Heil­ge­hil­fen, 5 Heb­am­men und 1 Tier­arzt 1. Klas­se (Sta­tis­tik u. Hand-Adreß­buch d. Rhein­pro­vinz f. d. Jahr 1842, S. 163-167; LAV NRW R LA Neuss 6)

4. 7 Wallfahrten

Quirinuswallfahrten

1021 Die (1050) ent­stan­de­ne Vi­ta He­ri­ber­ti des Deut­zer Mönchs Lant­bert be­rich­tet, Erz­bi­schof He­ri­bert ha­be an­ge­sichts sei­nes na­hen­den To­des die hei­li­gen Stät­ten (sanc­ta lo­ca) be­sucht. Nach der Lan­dung in Neuss (ap­p­li­cu­erat portum Nussiae, ce­le­brem bea­ti Qui­ri­ni mar­ty­ris me­ri­to et no­mi­ne) ha­be ihn ein Fie­ber auf das Kran­ken­la­ger ge­wor­fen (MGH SS IV, S. 751; REK I 682)
Nach 1209 ent­steht ein Dop­pel­ka­pi­tell im 5. Ar­ka­den­bo­gen von Os­ten der Süd­em­po­re von St. Qui­rin, das Kran­ke dar­stellt, die die Hil­fe des Hei­li­gen su­chen (Ba­der, 1955, S. 52, 161-163)
(1220) Cae­sa­ri­us von Heis­ter­bach be­rich­tet über ei­nen nord­fran­zö­si­schen Zis­ter­zi­en­ser­mönch, der trotz des Ver­bo­tes sei­nes Ab­tes nach Neuss pil­ger­te und dort Hei­lung fand (Die Wun­der­ge­schich­ten d. Cae­sa­ri­us v. Heis­ter­bach, hg. v. A. Hil­ka III, 1933, S. 285)
1317 ei­ni­gen sich Äb­tis­sin und Ka­no­ni­ker über die Tei­lung der Op­fer­gel­der, die un­ter an­de­rem ein­kom­men, wenn der Schrein des hl. Qui­ri­nus um­her­ge­tra­gen wird (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 60f.; REK IV 1006)
(1470) lässt man ei­nen tsche­chi­schen Ma­gna­ten, der auf sei­ner Rei­se durch Eu­ro­pa auch Neuss be­sucht, aus der Hirn­scha­le des Hei­li­gen, ver­mut­lich ei­nem Edel­me­tall­ge­fäß, in das die Re­li­quie ein­ge­ar­bei­tet war, trin­ken (H. Fin­ger, „Hel­pen sall uns der gud sent qui­ryn“ – Der Neus­ser Quirins­kult im Kon­text mit­tel­al­ter­li­chen Wall­fahrts­we­sens. In: Qui­ri­nus, S. 88f.)
1475 Nach der Auf­he­bung der Be­la­ge­rung durch Karl den Küh­nen brin­gen Kai­ser­li­che und Bur­gun­der, die an der Stadt­mau­er Quirins­zei­chen er­wor­ben ha­ben und da­mit auch zur Ver­brei­tung des Kults bei­tra­gen, dem Hei­li­gen ih­re Op­fer dar (Wier­straet, S. 281-285; Fin­ger, S. 93-95). Die Qui­ri­nus­pro­zes­si­on wur­de nun­mehr vom 1. Mai, dem Tag nach dem Pa­tro­nats­fest, auf den Frei­tag vor Pfings­ten ver­legt. Heu­te fin­det die Pro­zes­si­on am 1. Sonn­tag nach dem Pa­tro­nats­tag (30. April) statt (M. Zen­der, Die Ver­eh­rung d. hl. Qui­ri­nus in Kir­che u. Volk, 1967, S. 18, 27)
Seit der Mit­te des 16. Jahr­hun­derts kam es zu ei­nem Rück­gang der Pil­ger­fahr­ten. 1559 wei­ger­te sich der Rat wohl un­ter dem Druck der Vier­und­zwan­zi­ger, der Äb­tis­sin Trä­ger für die Re­li­qui­en zur Ver­fü­gung zu stel­len (Lau, S. 35*). Im 17. Jahr­hun­dert schei­nen die Je­sui­ten für ei­ne Wie­der­be­le­bung der Qui­ri­nus­ver­eh­rung ge­sorgt zu ha­ben (W. Fel­ten, Der hl. Mar­ty­rer u. Tri­bun Qui­ri­nus, Pa­tron d. Stadt Neuss, 1900, S. 36-39; Wi­spling­hoff IV, S. 101f.)

Wallfahrten zur Korneliuskapelle in Neuss-Selikum

Sie sind seit An­fang des 17. Jahr­hun­derts be­legt, rei­chen aber min­des­tens bis ins 16. Jahr­hun­dert zu­rück. Nach­dem die Je­sui­ten die Be­treu­ung der Ka­pel­le 1628 von den Mi­no­ri­ten über­nom­men hat­ten, scheint die Zahl der Wall­fahr­ten er­heb­lich zu­ge­nom­men zu ha­ben. Sie ist bis heu­te ein be­lieb­tes Wall­fahrts­ziel (IV 4; God­de, S. 36-66)

Weitere Wallfahrten und Prozessionen (Auswahl)

Ins­be­son­de­re die Je­sui­ten ver­an­stal­te­ten Wall­fahr­ten und Pro­zes­sio­nen in die nä­he­re und wei­te­re Um­ge­bung, un­ter an­de­rem nach Gna­den­tal, Klos­ter St. Ni­ko­laus bei Dyck, St. Tö­nis, Düs­sel­dorf-Bilk oder St. Mat­thi­as in Trier (Wi­spling­hoff IV, S. 309f.; Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 125). Die Neus­ser Pil­ger­fahrt nach Keve­la­er, die wohl erst­mals 1649 statt­fand, „ge­hört zu den äl­tes­ten Keve­la­er-Pro­zes­sio­nen über­haupt“ (P. Dohms, 350 Jah­re Keve­la­er-Wall­fahrt in Stadt u. Kreis Neuss. In: Jb f. d. Kr. N 2000, S. 85; vgl. auch LAV NRW R LA Gel­dern 8). Im 19. Jahr­hun­dert ist au­ßer­dem ei­ne Pro­zes­si­on nach Ger­res­heim be­legt (Rhein. Städ­teat­las XI Nr. 59: Ger­res­heim, 1994, S. 12)
Au­ßer der Qui­ri­nus­pro­zes­si­on fan­den in­ner­städ­ti­sche Pro­zes­sio­nen am Kar­frei­tag, am Fron­leich­nams­tag und am Frei­tag vor Pfings­ten statt. 1366 ers­te Er­wäh­nung der Fron­leich­nams­pro­zes­si­on in Neuss. 1787 ge­neh­mig­te der Ge­ne­ral­vi­kar der Mat­thi­as­bru­der­schaft, ei­ne Pro­zes­si­on am Fest St. Pe­ter und Paul zu hal­ten (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 127; Wi­spling­hoff IV, S. 77; Jans­sen II, 2, S. 344 Anm. 44)

Grundriss Neuss nach der Urkarte von 1811 im Verhältnis 1 : 2.500, Entwurf: Esther Weiss, Zeichnung: Martina Schaper. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

4. 8 Juden, Synagoge, Friedhof, Privilegierung

1096 Ju­ni 3. Nach Aus­schrei­tun­gen ge­gen die Köl­ner Ju­den im Zu­ge des ers­ten Kreuz­zugs lässt Erz­bi­schof Her­mann III. sie in 7 Or­te sei­nes Spren­gels, dar­un­ter Neuss, ver­brin­gen. In Neuss wer­den je­doch am 24. Ju­ni 1096 et­wa 200 Ju­den von Kreuz­fah­rer­hor­den so­wie von Men­schen, die zum Jo­han­nis­tag in die Stadt ge­kom­men wa­ren, er­schla­gen (REK I 1216; Quel­len z. Ge­schich­te d. Ju­den in Deutsch­land II, 1892, S. 117f., 160; III, 1898, S. 98, 133f., 273; Ger­ma­nia Ju­dai­ca I 1, S. 243; Rohr­ba­cher, S. 14-16; vgl., auch zum Fol­gen­den, F.-J. Zi­wes, Jü­di­sche Nie­der­las­sun­gen im Mit­tel­al­ter <Ge­schichtl. At­las d. Rhein­lan­de, Bei­heft XII/1b>, 2002)
1197 löst die Tö­tung ei­nes christ­li­chen Mäd­chens durch ei­nen geis­tig ver­wirr­ten Ju­den Ver­gel­tungs­ak­tio­nen ge­gen die Neus­ser Ju­den aus, die an­schei­nend be­reits als Ge­mein­de or­ga­ni­siert sind (Da­tie­rung nach M. Brann, Das zwei­te Mar­ty­ri­um v. Neuss. In: Mo­nats­schrift f. Ge­schich­te u. Wis­sen­schaft d. Ju­den­th­ums 1893-1894, H. 7 <1894>, S. 318-323; Ger­ma­nia Ju­dai­ca I 1, S. 344f.; an­ders REK II 1279)
1285 un­ter­stüt­zen Neus­ser Ju­den den „fal­schen Kai­ser Fried­rich II.“, Ti­le Ko­lup, mit be­deu­ten­den Geld­mit­teln (Ger­ma­nia Ju­dai­ca II 2, S. 581; REK III 3061, 3073)
1291 Er­wäh­nung ei­nes ehe­mals ei­nem Ju­den ge­hö­ren­den Hau­ses jux­ta ste­gam Ju­de­o­rum (LAV NRW R Ep­ping­ho­ven Urk 34) o­der Ju­den­steg, ei­ne da­mals von Ju­den be­vor­zug­te Gas­se am öst­li­chen En­de des Fisch­markts (vgl. Brandts, Fal­ken­stein 244, 302; Ger­ma­nia Ju­dai­ca III 2, S. 957; Ha­bel, Neuss, S. 148f.; II 5 Stra­ßen). Die Syn­ago­ge (syn­ago­ga Ju­de­o­rum) be­fand sich nach dem Zins­re­gis­ter der Ni­ko­laus­ka­pel­le von 1467 am Glock­ham­mer (LAV NRW R Kk II 2337 fol. 12; vgl. Lau, S. 70* Anm. 8), ei­ner im 15. Jahr­hun­dert von Ju­den be­wohn­ten Stra­ße (II 5 Stra­ßen).
1346 ver­bie­tet der Rat, Ju­den­schuld­brie­fe amt­lich zu sie­geln, stellt es Schöf­fen und Rats­her­ren je­doch frei, sie mit ih­rem ei­ge­nen Sie­gel zu ver­se­hen (Lau II 46)
1349 wer­den im Zu­ge der so­ge­nann­ten Pest­po­gro­me im Rhein­land, ins­be­son­de­re im Ge­fol­ge des Köl­ner Po­groms vom 23./24. Au­gust un­ter an­de­rem auch in Neuss Ju­den ge­tö­tet (Ger­ma­nia Ju­dai­ca II 2, S. 581f.; REK V 1552; vgl. auch ebd. VI 3)
1404 so­wie 1421/22 sind 5 jü­di­sche Fa­mi­li­en in Neuss an­säs­sig (Ger­ma­nia Ju­dai­ca III 2, S. 956)
1421/22 be­trägt die jähr­li­che Steu­er, die die Ju­den von An­der­nach, Ahr­wei­ler, Bonn, Neuss, Uer­din­gen, Rhein­bach, Le­che­nich und Linn an den das Ju­den­re­gal be­an­spru­chen­den Erz­bi­schof ent­rich­ten, 286 Gul­den (A. Ko­ber, Co­lo­gne, 1940, S. 132; vgl. Jans­sen II 2, S. 589f., 599f.)
1424 Ver­trei­bung der Neus­ser Ju­den, die nach Deutz aus­wei­chen, je­doch bald zu­rück­keh­ren kön­nen. Die Syn­ago­ge soll in ei­ne Ma­ri­en­ka­pel­le um­ge­wan­delt wor­den sein (Rohr­ba­cher, S. 28)
1430 ver­pfän­det Erz­bi­schof Diet­rich von Mo­ers dem Mey­er, un­sem Ju­de zo Neuss, für 900 fl. die nächs­te Schat­zung des Am­tes Kem­pen (Lau, S. 71* Anm. 1; Ko­ber, Co­lo­gne, S. 142)
1436/37 nimmt die Stadt Duis­burg bei jü­di­schen Geld­ver­lei­hern in Neuss Ka­pi­tal auf, für das sie 9 Sil­ber­scha­len als Pfand hin­ter­legt (M. Mihm/A. Mihm, Mit­tel­al­ter­li­che Stadt­rech­nun­gen im his­to­ri­schen Pro­zess. Die äl­tes­te Duis­bur­ger Über­lie­fe­rung (1348-1449), Bd. 1, 2007, S. 140, 589, 659)
1463 ver­han­deln Bür­ger­meis­ter, Schöf­fen und Rat mit dem in Neuss wei­len­den Erz­bi­schof Ru­precht über die Neus­ser Ju­den; das Er­geb­nis – viel­leicht die Sank­tio­nie­rung der er­folg­ten oder ge­plan­ten Aus­wei­sung, de­ren Da­tum nicht zu er­mit­teln ist, – wird schrift­lich fest­ge­hal­ten (StaN B. 01.10 Ko­pi­ar I fol. 26; vgl. Lau, S. 71* Anm. 2)
1475 be­rich­tet Wier­straet dann in sei­ner Chro­nik: Dye yo­ed­s­cafft was ver­dreu­en uyt nuyssz der gu­der stat (Wier­straet, S. 74f.)
1546 be­schlie­ßt der Rat, Ju­den kei­ne Er­laub­nis (ge­leit) zum kurz­fris­ti­gen Auf­ent­halt in der Stadt zu er­tei­len (StaN B.01.01 Rat 1530-1563 fol. 52v). Spä­ter wird das Ge­leit meist nur ge­gen die Ent­rich­tung ho­her Ge­büh­ren er­teilt; das Nie­der­las­sungs­recht wird bis 1794 stets ver­wei­gert (Wi­spling­hoff I, S. 304-306)
1654 be­haup­tet die Stadt ge­gen­über dem Kur­fürs­ten, es sei ihr al­tes Recht, dass sich kein Jud in hie­si­ge Stadt und Bur­ban oh­ne ein von dem Ma­gis­trat er­hal­te­nes Ge­leit be­ge­ben dür­fe (StaN B.02.01 VII 135)
1808 lässt sich der Metz­ger Jo­sef Gross­mann in Neuss nie­der (Rohr­ba­cher, S. 46)
1808 Ein­rich­tung des Kre­fel­der jü­di­schen Kon­sis­to­ri­ums, das auch für die Neus­ser Ju­den zu­stän­dig ist (Graumann, S. 221)
1813 s­ind 5 jü­di­sche Fa­mi­li­en in Neuss an­säs­sig (LAV NRW R Ro­er­dep. 1799 I fol. 19v)
1816 ge­neh­migt das Kon­sis­to­ri­um die Ein­rich­tung ei­ner Bet­stu­be im Hau­se von Jo­sef Gross­mann in der Neu­stra­ße (Rohr­ba­cher, S. 47f.)
1834 An­ti­jü­di­sche Aus­schrei­tun­gen, de­ren Aus­wei­tung durch den Ein­satz von Mi­li­tär ver­hin­dert wird (ebd., S. 72-78)
1834 wird der Got­tes­dienst in ein 1841 für die Ge­mein­de er­wor­be­nes Wohn­haus an der Mi­cha­el­stra­ße ver­legt (ebd., S. 79f., 103f.)
1858 ge­neh­migt der Ober­prä­si­dent der Rhein­pro­vinz die auf der Grund­la­ge des „Ge­set­zes über die Ver­hält­nis­se der Ju­den“ von 1847 auf­ge­stell­ten Sta­tu­ten der Syn­ago­gen­ge­mein­de Neuss mit den Fi­li­al­ge­mein­den Zons, Dor­ma­gen, Net­tes­heim, Rom­mers­kir­chen und Glehn (LAV NRW R LA Neuss 380 fol. 1-20; vgl. Rohr­ba­cher, S. 99-103)
1863 Grün­dung ei­ner jü­di­schen Be­er­di­gungs­brü­der­schaft (Che­wra Ka­di­scha) (Mo­nu­men­ta Ju­dai­ca, S. 590)
1867 Ein­wei­hung der nach dem Ent­wurf des Neus­ser Bau­ra­tes Fried­rich Wei­se auch mit Un­ter­stüt­zung durch die Stadt er­bau­ten ein­schif­fi­gen Syn­ago­ge an der Pro­me­na­den­stra­ße (Ta­fel 9, Stadt­plan um 1909). In der Po­grom­nacht 1938 Zer­stö­rung der Syn­ago­ge durch Brand­stif­tung; an­schlie­ßend Bun­ker­bau auf dem Ge­län­de. Heu­te steht dort das Ge­bäu­de der Spar­kas­se Neuss. An der Pro­me­na­den­stra­ße er­in­nert seit 1995 ein von Ul­rich Rück­riem ge­schaf­fe­nes Mahn­mal an die Neus­ser Ju­den (Rohr­ba­cher, S. 104-108, 189; Pracht-Jörns, Jüd. Kul­tur­er­be II, S. 486-488)
Bis 1941 flie­hen 69 Neus­ser Ju­den vor­wie­gend nach Bel­gi­en und den Nie­der­lan­den, von dort wer­den die meis­ten nach der deut­schen Be­set­zung nach Ausch­witz de­por­tiert.
1941 De­por­ta­tio­nen von Neus­ser Ju­den nach Lodz (24) und Ri­ga (25)
1942 nach The­re­si­en­stadt (11) (Rohr­ba­cher, S. 212, 214f.; Wel­fens, S. 122f.)

Jüdische Friedhöfe

1829 Ei­ne aqua­rel­lier­te Fe­der­zeich­nung von 1829 bie­tet den ers­ten Be­leg für die Exis­tenz des jü­di­schen Fried­hofs an der Düs­sel­dor­fer Stra­ße in der Nä­he des frü­he­ren Le­pro­sen­hau­ses und der Bar­ba­ra­ka­pel­le (Neus­ser Ju­den. Spu­ren ih­rer Ge­schich­te, 1988, Nr. 48)
1890 Schlie­ßung des Fried­hofs und Er­öff­nung ei­nes neu­en Be­gräb­nis­plat­zes am Gleh­ner Weg. 1920 wer­den die Grab­stei­ne vom Fried­hof an der Düs­sel­dor­fer Stra­ße hier­her ver­bracht (Pracht-Jörns, Jüd. Kul­tur­er­be II, S. 489)
Zu den jü­di­schen Ein­woh­ner­zah­len vgl. IV 10
Zum jü­di­schen Schul­we­sen vgl. IV 11

4. 9 Einführung der Reformation, Evangelische Gemeinde

Hin­wei­se auf Be­rüh­run­gen der Stadt mit re­for­ma­to­ri­schen Strö­mun­gen ge­ben ein 1530 umb etz­li­che deyffe­rye ge­schiet aus Neuss ver­wie­se­ner Bür­ger (StaN B.01.01 Rat 1530-1563 fol. 1) so­wie ein Zug von aus dem Her­zog­tum Jü­lich stam­men­den Täu­fern, die 1534 auf ih­rem Weg nach Müns­ter in Neuss ein Schiff be­stie­gen (StaN B.02.01 VII 6). Ver­ein­zel­te Täu­fer schei­nen sich bis in die 1620er Jah­re ge­le­gent­lich in Neuss auf­ge­hal­ten zu ha­ben, aber rasch wie­der ver­trie­ben wor­den zu sein (Lau, S. 31*. 35* Anm. 6, 36* Anm. 3; vgl. Gil­liam, S. 10f., 19, 113f.; Laux, S. 119)

Hin­wei­se auf ei­ne re­for­ma­to­ri­sche Be­we­gung in Neuss be­geg­nen seit 1545, als die Vier­und­zwan­zi­ger an­geb­lich auf Druck der Be­völ­ke­rung, aber ge­gen den Wil­len des Rats, Kur­fürst Her­mann von Wied um die Ent­sen­dung lu­the­ri­scher Pre­di­ger ba­ten. An­hal­ten­de kon­fes­sio­nel­le und po­li­ti­sche Span­nun­gen ver­an­lass­ten den Kur­fürs­ten im Ju­ni 1546, ei­nen die Re­li­gi­ons- und Ver­fas­sungs­ord­nung der Stadt re­geln­den Re­zess zu er­las­sen. Da­nach soll­te in die­ser un­ser stat durch got­se­li­ge und ge­treu­we pre­di­can­ten ... das wort Got­tes rein, klair und un­ver­mischt mit mensch­li­cher lehr ... ge­lehrt und ge­pre­digt wer­den (Lau, S. 221f.). Als Pre­di­ger ent­sand­te er Jo­han­nes Prae­to­ri­us (Gil­liam, S. 14 Anm. 68). Der Amts­ver­zicht Her­manns von Wied be­en­de­te die re­li­giö­sen und po­li­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen nicht, ver­hin­der­te aber die Durch­set­zung der re­for­ma­to­risch ori­en­tier­ten Kräf­te (Wi­spling­hoff IV, S. 10-15; Gil­liam, S. 10-17; Laux, S. 118-169). Die­se leb­ten wie­der auf, als re­for­mier­te nie­der­län­di­sche Flücht­lin­ge in Neuss ei­ne Zu­flucht fan­den (Fran­zen, S. 284). Spä­tes­tens seit 1572/73 bil­de­ten sie mit Düs­sel­dor­fer Glau­bens­ge­nos­sen ei­ne Ge­mein­de. En­ge Kon­tak­te pfleg­ten sie auch mit Köl­ner Re­for­mier­ten. Seit 1576 nahm der Druck der kur­fürst­li­chen Re­gie­rung auf den Rat, die Pro­tes­tan­ten aus­zu­wei­sen, zu; es wur­de ihm aber nur zö­ger­lich ent­spro­chen. Aus­wei­sun­gen grö­ße­ren Um­fangs gab es 1576, 1584, 1606 und 1608 (Gil­liam, S. 17-21, 111-118; Wi­spling­hoff IV, S. 49-54). Noch 1617/18 lässt sich die seel­sor­ge­ri­sche Tä­tig­keit ei­nes Düs­sel­dor­fer Geist­li­chen in Neuss nach­wei­sen (Pro­to­kol­le d. Pres­by­te­ri­ums d. Re­for­mier­ten Ge­mein­de Düs­sel­dorf 1609-1632, hg. v. R. Löhr, 1974, S. 173, 207). Da­nach scheint es bis zum En­de des 18. Jahr­hun­derts nur noch ver­ein­zel­te Pro­tes­tan­ten in Neuss ge­ge­ben zu ha­ben.

Ab 1800 Ein­wan­de­rung evan­ge­li­scher Fa­bri­kan­ten und Ar­bei­ter aus dem Her­zog­tum Berg
1804 stellt Na­po­le­on den re­for­mier­ten Pro­tes­tan­ten die Klos­ter­kir­che Ma­ri­en­berg zur Ver­fü­gung. Die im De­zem­ber ge­grün­de­te Ge­mein­de soll zur Kon­sis­to­ri­al­kir­che Kre­feld ge­hö­ren (C.-H. Pe­ter, Kämp­fe u. Ei­nun­gen. Die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de Neuss v. ih­rer Grün­dung 1804 bis zum Jah­re 1840, 1984, S. 37)
1805 Bil­dung ei­nes aus Re­for­mier­ten und Lu­the­ra­nern be­ste­hen­den Kir­chen­vor­stands. 1806 Ein­wei­hung der Kir­che am Glock­ham­mer (200 Jah­re, S. 127-135; Pe­ter, S. 39-54; LAV NRW R Ro­er­dep. 250)
1808 ver­stän­di­gen sich Re­for­mier­te und Lu­the­ra­ner durch Los­ent­scheid über die Kon­fes­si­on des zu wäh­len­den Pfar­rers. Die­ser er­hält von der Stadt ei­nen jähr­li­chen Ge­halts­zu­schuss von 300 Francs (200 Jah­re, S. 136; Wi­spling­hoff IV, S. 117; Pe­ter, S. 57-63). 1816 Ein­füh­rung der alt­preu­ßi­schen Kon­sis­to­ri­al­ver­wal­tung. Neuss ge­hör­te nun zum Syn­odal­be­zirk Glad­bach (Bär, Be­hör­den­ver­fas­sung, S. 154, 508f.; J. Metz­dorf, „Wo Frei­heit al­len Über­zeu­gun­gen ge­gönnt ist.“ Die Grün­der­jah­re d. evan­ge­li­schen Ge­mein­de in Neuss u. d. Kon­fes­si­ons­kon­flik­te im ka­tho­li­schen Rhein­land 1802-1842. In: No­va­e­si­um 2006, S. 54-72)
1906 Ein­wei­hung der Chris­tus­kir­che in der Brei­te Stra­ße im his­to­ri­sie­ren­den spät­ro­ma­nisch-früh­go­ti­schen Stil. Ar­chi­tekt Mo­ritz Korn. Die Kir­che Ma­ri­en­berg wur­de 1909 an das ka­tho­li­sche Wai­sen­haus ver­kauft (200 Jah­re, S. 81, 373)
1950 Ein­rich­tung des 2. Pfarr­be­zirks Nord­stadt. 1962 Ein­wei­hung der Re­for­ma­ti­ons­kir­che am Ber­li­ner Platz (ebd., S. 375)
1951 Ein­rich­tung des 3. Pfarr­be­zirks (Neuss-Reu­schen­berg mit Weck­ho­ven, Holz­heim und Norf). Die zu­nächst er­rich­te­te Not­kir­che wird 1972 durch ei­nen Neu­bau, die „neu­e“ Er­lö­ser­kir­che, er­setzt. Ar­chi­tekt Jörg Sprin­ger.
1963 be­schlie­ßt das Pres­by­te­ri­um der Evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­de in Neuss die Auf­tei­lung der Ge­mein­de in 5 Ge­mein­den zum 1. Ja­nu­ar 1964, 3 da­von im da­ma­li­gen Neus­ser Stadt­ge­biet (1) die Chris­tus­kir­chen­ge­mein­de, (2) die Re­for­ma­ti­ons­kir­chen­ge­mein­de, in der 1966 als wei­te­res Got­tes­haus die Ver­söh­nungs­kir­che (Ar­chi­tekt Ot­to Saar­bourg) ent­steht, (3) die Ge­mein­de Neuss-Süd mit der Er­lö­ser­kir­che, der dann fol­gen: die Kreuz­kir­che in Gna­den­tal (ge­weiht 1965; Ar­chi­tekt Wal­ter Siep­mann), die Auf­er­ste­hungs­kir­che in Weck­ho­ven (ge­weiht 1884; Ar­chi­tekt Ot­to Saar­bourg) und die Frie­dens­kir­che in Ue­des­heim (ge­weiht 1964; Ar­chi­tek­ten­ge­mein­schaft Bor­ne­mann und Ku­ß­ler), (4) im da­ma­li­gen Kreis Gre­ven­broich die Ge­mein­de Norf-Nie­ven­heim mit der Frie­dens­kir­che in Norf (ge­weiht 1961; Ar­chi­tekt Karl San­der) und der Tri­ni­ta­tis­kir­che in Ro­sel­ler­hei­de (ge­weiht 1984; Ar­chi­tek­ten­ge­mein­schaft Wolff und Rei­mar Kirch­hoff), (5) die Ge­mein­de Ka­arst-Bütt­gen mit der Mar­kus­kir­che in Gre­frath (ge­weiht 1986; Ar­chi­tekt Karl­hans Pflei­de­rer).
1964 schlie­ßen sich die Chris­tus­kir­chen­ge­mein­de, die Re­for­ma­ti­ons­kir­chen­ge­mein­de und die Ge­mein­de Neuss-Süd zum Ver­band der Evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­den in der Stadt Neuss zur Wahr­neh­mung ge­mein­sa­mer Auf­ga­ben zu­sam­men. Heu­te ge­hört die­sem au­ßer­dem die Kir­chen­ge­mein­de Norf-Nie­ven­heim an. Die­se Ge­mein­den ge­hö­ren zum Kir­chen­kreis Glad­bach-Neuss, ei­nem der 44 Kir­chen­krei­se der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land (An­ga­ben nach A. Platz, Neuss–Evan­ge­lisch. Die evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­den in Neuss u. ih­re Ein­rich­tung, 1989; www.neuss.de/ge­sund­heit/so­zia­les; evan­ge­li­sche Chro­nik in: http-blank://schu­le.erz­bis­tum-koeln.de)
Zum pro­tes­tan­ti­schen Fried­hof vgl. II 2 Fried­hö­fe

Plan der Stadt Neuss am Rhein um 1909 im Verhältnis 1 : 7.500, Verkleinerung, Originalmaßstab 1 : 5.000. (Stadtarchiv Neuss)

Tab. 1: Berufsstatistik der Juden in Neuss 1843-1861. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 

4. 10 Konfessionszahlen

In­for­ma­tio­nen über die Kon­fes­si­ons­zah­len ent­neh­men Sie der Ta­bel­le auf der rech­ten Sei­te.

4. 11 Schulen und Bildungseinrichtungen

4. 11 Rektoratsschule/Lateinschule

1302 rec­tor scho­lar­um Nus­si­en­si­um in der Grün­dungs­ur­kun­de der Bru­der­schaft der Ar­men Kle­ri­ker er­wähnt (Ar­chiv Schram H 16, Me­mo­ri­en­buch Ar­me Kle­ri­ker fol. 39v; vgl. Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 7; Wi­spling­hoff I, S. 665). Ge­naue­re Nach­rich­ten über den Trä­ger der Schu­le (Stift, Stadt oder bei­de) feh­len.
1548 be­schlie­ßt der Rat ei­ne loib­li­ge schoill al­hie zo hal­den und uff­zo­rich­ten (StaN B.01.01 Rat 1548 fol. 55), nach­dem Kur­fürst Her­mann von Wied 1546 Kla­gen der Ge­mein­de über den schol­meis­ter zum An­lass ge­nom­men hat­te, die Stadt zur Be­stel­lung von gotz­furch­ti­gen, fro­men und ge­ler­ten schol­meis­te­ren auf­zu­for­dern (Lau, S. 226f.). Die an­schei­nend nach dem Vor­bild des 1545 ge­grün­de­ten Düs­sel­dor­fer Gym­na­si­ums ein­ge­rich­te­te städ­ti­sche La­tein­schu­le, an der zeit­wei­se 3 Lehr­kräf­te (Rek­tor, Kon­rek­tor und Schul­meis­ter) tä­tig sind, ver­liert mit der Er­rich­tung des Je­sui­ten­gym­na­si­ums an Be­deu­tung und fun­giert nur noch als Vor­be­rei­tungs­an­stalt, die mit ei­ner Lehr­kraft aus­kom­men muss (Wi­spling­hoff I, S. 663-680; Laux, S. 104)
1693 be­schlie­ßt der Rat ei­ne Ord­nung, die den Kir­chen­dienst des Rek­tors ge­nau­er re­gelt (StaN B.01.01 Rat 1692-1703 fol. 45; Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 56-58)

4. 11 Jesuitengymnasium und Nachfolgeeinrichtungen

1616 Er­öff­nung des Gym­na­si­um Ma­ria­num un­ter dem Prä­fek­ten Gos­win Ni­ckel mit zu­nächst 3 Klas­sen. 1619 ver­fügt die An­stalt über 5 Klas­sen. Die Schü­ler­zahl steigt von 20 im Jah­re 1616 auf zeit­wei­se mehr als 250, liegt im All­ge­mei­nen bei et­wa 150. Der Ein­zugs­be­reich der Schu­le um­fasst den ge­sam­ten Nie­der­rhein. Die Ein­rich­tung ei­nes In­ter­nats lehnt der Rat 1701 aus Sor­ge um die Ein­nah­men der Quar­tier ge­ben­den Ein­woh­ner ab. Nach der Auf­lö­sung des Je­sui­ten­or­dens 1773 füh­ren 5 ehe­ma­li­ge Je­sui­ten den Un­ter­richt zu­nächst wei­ter.
1782 ent­zieht der Kur­fürst der An­stalt ih­re Mit­tel zu­guns­ten der Bon­ner Aka­de­mie. Den Un­ter­richt über­neh­men 1783 auf An­ord­nung des Kur­fürs­ten die Neus­ser Fran­zis­ka­ner­ob­ser­van­ten in ih­rem ei­ge­nen Ge­bäu­de. Die Kir­che und ein Teil des Je­sui­ten­klos­ters wer­den ab­ge­ris­sen (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 73-98; Wi­spling­hoff I, S. 680-687; H. Gil­liam in: Lit­te­rae An­nuae, S. 333-352; IV 5)
1802 Auf­he­bung des Klos­ters der Fran­zis­ka­ner­ob­ser­van­ten; der Un­ter­richt wird im lau­fen­den Jahr in be­schränk­tem Um­fang durch 2 bis­he­ri­ge Lehr­kräf­te fort­ge­setzt (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 99f.)
1803 Auf An­trag Bür­ger­meis­ter Franz Jor­dans wird in den Räu­men des Klos­ters ei­ne pro­vi­so­ri­sche Se­kun­där­schu­le mit ins­ge­samt 4 Leh­rern ein­ge­rich­tet; die La­tein­schu­le wird ihr ein­ver­leibt (ebd.)

4. 11 Philosophisches Studium der Franziskanerobservanten

1699 Ein­rich­tung - zu­nächst vor­über­ge­hend - ei­nes phi­lo­so­phi­schen Or­dens­stu­di­ums, seit 1786/87 auch öf­fent­li­che Ver­an­stal­tun­gen (J. Kis­tenich, Bet­tel­mön­che im öf­fent­li­chen Schul­we­sen, 2001, S. 1243-1262)

4. 11 Deutsche Schule

1485 Stadt­schu­le in Neuss er­wähnt (StaK Zunft Dep. Urk 1/15 b)
1509 ver­zeich­net die Stadt­rech­nung ei­ne Zu­wen­dung an den neu­en Schol­meis­ter (StaN B.01.03 1509 fol. 39). Die seit dem 16. Jahr­hun­dert be­zeug­te deut­sche Schu­le dürf­te je­doch äl­ter sein (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 63-68). Jun­gen und Mäd­chen wer­den dort ge­mein­sam un­ter­rich­tet.
1701 be­schlie­ßt der Rat, Jun­gen und Mäd­chen ge­trennt un­ter­rich­ten zu las­sen (StaN B.01.01 Rat 1692-1703 fol. 282v; vgl. Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 70-73; Wi­spling­hoff I, S. 688f.)
Seit dem spä­ten 18. Jahr­hun­dert un­ter­stütz­te die Stadt ne­ben der deut­schen Schu­le pri­va­te Schreib- und Re­chen­schu­len (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 96-98)

4. 11 Mädchenschulen

1638 Auf Be­trei­ben der Je­sui­ten wird ei­ne Mäd­chen­schu­le in Neuss ge­grün­det (Lit­te­rae An­nuae, S. 86). Über ih­re Le­bens­dau­er ist nichts be­kannt.
1662 über­neh­men die Se­pul­chri­ne­rin­nen (IV 5) die Ver­pflich­tung, Mäd­chen kos­ten­lo­sen Un­ter­richt zu er­tei­len, schei­nen ihr aber nur un­zu­rei­chend ge­recht ge­wor­den zu sein (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 182f.; Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 71; A. Rutz, Bil­dung – Kon­fes­si­on – Ge­schlecht. Re­li­giö­se Frau­en­gemein­schaf­ten u. d. ka­tho­li­sche Mäd­chen­bil­dung im Rhein­land <16.-18. Jahr­hun­dert>, 2006, S. 166)
1708 Jung­fer Oepen am Zoll­tor er­teilt Mäd­chen Pri­vat­un­ter­richt (StaN B.01.01 Rat 1704-1714 fol. 592) 1720 er­hält sie aus Gast­haus­mit­teln Un­ter­stüt­zung (ebd. B.02.01, VII 240 H. 27 <1720>). Mäd­chen­er­zie­hung durch „geist­li­che Jung­fern“ ist bis 1790 be­legt (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 71f.; Wi­spling­hoff I, S. 688f.)

4. 11 Französischunterricht

1630 er­hält Ar­noldt Brandt die Er­laub­nis, die iugendt mit der fran­zö­si­schen Sprach zu in­strui­ren (StaN B.01.01 Rat 1630 fol. 516-519v)
1792 lässt sich ein fran­zö­si­scher Sprach­meis­ter in Neuss nie­der, dem der Rat freie Woh­nung ge­währt (StaN B.01.01 Rat 1790-1793 fol. 167v, 169v)

4. 11 Sonntagsschule

(1740) be­ginnt Ka­plan An­ton Kux, Kin­dern ar­mer El­tern an Sonn- und Fei­er­ta­gen Ele­men­tar­un­ter­richt zu er­tei­len (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 69f.)
1743 do­tie­ren der Tür­wär­ter [Stadt­schrei­ber] Dio­nys Kü­per und Ma­ria Eli­sa­beth Wil­lems das Un­ter­neh­men mit ei­nem jähr­lich 100 Ta­ler an Zin­sen ab­wer­fen­den Ka­pi­tal. Die Schu­le be­steht bis in die 1880er Jah­re, nach der Ein­füh­rung der all­ge­mei­nen Schul­pflicht als Nach­hil­fe­schu­le für ent­las­se­ne Schul­kin­der (Her­manns, S. 26-38; Wi­spling­hoff I, S. 691; En­gels, S. 320)

4. 11 Schulen seit dem 19. Jahrhundert

Elementarschulen

1802 an der auf­grund des Schul­ge­set­zes vom 1. Mai ein­ge­rich­te­ten Pri­mär­schu­le un­ter­rich­ten 1809 6 Leh­rer Deutsch und Rech­nen (LAV NRW R Ro­er­dep. 2727 fol. 6-7)
1811 be­schlie­ßt die evan­ge­li­sche Ge­mein­de die Er­rich­tung ei­ner ei­ge­nen Schu­le, die aber nur bis 1814 be­stan­den zu ha­ben scheint (Tü­cking, Ein­rich­tun­gen, S. 323)
1814 un­ter­rich­ten 5 Pri­mär­schul­leh­rer, da­ne­ben exis­tie­ren 5 „Win­kel“- oder pri­va­te Ne­ben­schu­len (LAV NRW R Gen.gouv. NuM 1313 I fol. 320v)
1821 be­steht ei­ne ka­tho­li­sche Ele­men­tar­schu­le, in der in 3 Klas­sen 271 Jun­gen und Mäd­chen räum­lich ge­trennt un­ter­rich­tet wer­den; 1829 or­ga­ni­sa­to­ri­sche Tren­nung der Jun­gen- und Mäd­chen­schu­le (En­gels, S. 315). 1822 be­su­chen nur 466 von 1143 schul­pflich­ti­gen Kin­dern ei­ne Schu­le, vor al­lem als Fol­ge der ver­brei­te­ten Kin­der­ar­beit (G. Schulz, Schul­be­such u. Kin­der­ar­beit in Neuss in d. ers­ten Hälf­te d. 19. Jh. In: Al­ma­nach f. d. Kr. N 1982, S. 151f.)
1822 wird ei­ne evan­ge­li­sche Schu­le ge­grün­det, 1826 wird sie mit der ka­tho­li­schen Schu­le zu­sam­men­ge­legt, 1832 wird das Si­mul­ta­ne­um (Ge­mein­schafts­schu­le) wie­der auf­ge­ho­ben. 1845/46 er­rich­tet die Stadt für die evan­ge­li­sche Schu­le ein ei­ge­nes Ge­bäu­de am Ham­tor­wall (200 Jah­re, S. 143-149, 158)
1829 Grün­dung ei­ner kos­ten­lo­sen „Frei­schu­le“, die 1849 nach der Ein­füh­rung des kos­ten­lo­sen Ele­men­tar­schul­un­ter­richts ge­schlos­sen wird (En­gels, S. 317f.)
1833 3 ka­tho­li­sche Ele­men­tar­schu­len mit 3 Leh­rern und 6 Hilfs­leh­rern so­wie 3 Pri­vat­schu­len mit 5 Leh­rern (LAV NRW R Reg. Düs­sel­dorf 2586 fol. 165-168)
1897 4 ka­tho­li­sche Volks­schu­len für Kna­ben, 3 für Mäd­chen, 1 ka­tho­li­sche Wai­sen­haus­schu­le so­wie 1 evan­ge­li­sche und 1 jü­di­sche Volks­schu­le (ebd. 42490 fol. 573v-576; IV 11 Jü­di­sche Schu­le)
1913 9 ka­tho­li­sche so­wie 1 evan­ge­li­sche Volks­schu­le, die ka­tho­li­sche Wai­sen­haus­schu­le und 1 Hilfs­schu­le (VB 1913-1924, S. 197)
1939 Um­wand­lung der be­ste­hen­den kon­fes­sio­nel­len Schu­len in Ge­mein­schafts­schu­len (En­gels, S. 319)
1946 wer­den die kon­fes­sio­nel­len Volks­schu­len nach ei­ner El­tern­ab­stim­mung wie­der­her­ge­stellt. Es wer­den 11 ka­tho­li­sche und 1 evan­ge­li­sche Volks­schu­le ein­ge­rich­tet (Neuss im Wan­del, S. 337)
2008/09 gibt es 10 ka­tho­li­sche, 2 evan­ge­li­sche und 13 Ge­mein­schafts­grund­schu­len, 5 Haupt­schu­len so­wie 5 För­der­schu­len (www.neuss.de; www. lan­des­da­ten­bank.nrw.de)

4. 11 Kleinkinderbewahrschulen/Kindergärten

1849 rich­tet der Vin­zenz-Ver­ein in der Brück­stra­ße die ers­te Be­wahr­schu­le ein (Neuss im Wan­del, S. 278; En­gels, S. 50)
1924 un­ter­hält der Vin­zenz-Ver­ein, un­ter­stützt durch städ­ti­sche Zu­schüs­se, 6 Be­wahr­an­stal­ten (Neuss im Wan­del, S. 278). 1928 sind es 8. Sie wer­den von durch­schnitt­lich 50 Klein­kin­dern be­sucht (VB 1913-1924, S. 213; VB 1924-1928, S. 114
2008 72 Kin­der­gär­ten und Kin­der­tags­stät­ten im Stadt­ge­biet (www.neuss.de)

4. 11 Höhere Schulen

1803 Er­öff­nung ei­ner Se­kun­där­schu­le in den Räu­men des Ober­ser­van­ten­klos­ters (IV 5), das 1804 in den Be­sitz der Stadt über­geht, seit 1806 mit ei­nem Pen­sio­nat ver­bun­den, seit 1809 als Col­lè­ge de Neuss be­zeich­net (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 100-113)
1814 als Kol­le­gi­um oder hö­he­re Stadt­schu­le mit 5 Leh­rern wei­ter­ge­führt, seit 1847 un­ter der Be­zeich­nung Pro­gym­na­si­um (ebd., S. 114-122, 142; LAV NRW R Gen.Gouv. NuM 1313 I fol. 326v)
1852 im Zu­sam­men­hang mit der Er­öff­nung ei­nes erz­bi­schöf­li­chen Kna­ben­kon­vikts im ehe­ma­li­gen Se­bas­tia­nu­s­klos­ter (IV 5) Er­he­bung zum Voll­gym­na­si­um (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 150-159)
1875 wird die An­stalt als „kö­nig­li­ches Gym­na­si­um“ vom Staat über­nom­men (ebd., S. 187-189). 1889 er­hält die Schu­le ei­nen Neu­bau an der Brei­te Stra­ße. 1930 Qui­ri­nus-Gym­na­si­um, 1937 Ober­schu­le für Jun­gen, seit 1956 wie­der Qui­ri­nus-Gym­na­si­um (H. Gil­liam in: Lit­te­rae An­nuae, S. 338-352). Das Erz­bi­schöf­li­che Kon­vikt in der Brei­te Stra­ße, in dem tra­di­tio­nell zahl­rei­che ein theo­lo­gi­sches Stu­di­um an­stre­ben­de Schü­ler le­ben, wird wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs ge­schlos­sen und 1949/50 als Zen­trum des 2. Bil­dungs­we­ges (Erz­bi­schöf­li­ches Abend­gym­na­si­um) neu er­öff­net. 1959/62 ver­zieht es von der Brei­te Stra­ße in das ehe­ma­li­ge Not­burga­haus (IV 5) an der Preu­ßen­stra­ße. 2006 wird es in das Ge­bäu­de des Col­le­gi­um Al­ber­ti­num in Bonn ver­legt (StaN D.04.L.04 Samm­lung Jo­seph Lan­ge)
1904 Ein­rich­tung ei­ner sechs­klas­si­gen Re­al­schu­le, die 1908 als Ober­re­al­schu­le Voll­an­stalt wird und ei­nen Schul­kom­plex an der Schwann- und Tü­cking­stra­ße be­zieht. Im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört. 1966 Wie­der­er­rich­tung als Theo­dor-Schwann-Gym­na­si­um; 1992 ge­schlos­sen. Heu­te Ja­nu­sz-Korcz­ak-Ge­samt­schu­le (En­gels, S. 331; www.jkg-neuss.de)
1807-26 exis­tiert ei­ne Pri­vat­schu­le mit Pen­sio­nat für Mäd­chen. 1814 wer­den dort 15 Pen­sio­nä­rin­nen und 25 N.er Bür­ger­töch­ter un­ter­rich­tet (LAV NRW R Gen.Gouv. NuM 1313 I fol. 327v). 1830 wird ei­ne von der Stadt be­zu­schuss­te Schul­an­stalt für „Töch­ter aus den hö­he­ren und mitt­le­ren Stän­den“ ge­grün­det, 1846 von der Stadt über­nom­men und als „hö­he­re Klas­se“ der Ele­men­tar­schu­le für Mäd­chen an­ge­glie­dert (En­gels, S. 331f.)
1857 über­neh­men die Schwes­tern vom ar­men Kin­de Je­sus die hö­he­re Schul­bil­dung für Mäd­chen im ehe­ma­li­gen Klos­ter Ma­ri­en­berg (IV 5). 1909 staat­li­che An­er­ken­nung als Hö­he­re Mäd­chen­schu­le, 1912 Ly­ze­um Ma­ri­en­berg. 1877-88 und 1940-45 müs­sen die Schwes­tern die Schu­le aus po­li­ti­schen Grün­den auf­ge­ben (Neuss im Wan­del, S. 225; En­gels, S. 332-336). 1991 über­nimmt das Erz­bis­tum Köln die Schu­le.
(1919) Er­öff­nung ei­nes In­ter­nats für Or­dens­schü­ler der Ka­mil­lia­ner, 1997 ge­schloss­sen (Fest­schrift z. Ein­seg­nung d. St. Ka­mil­lus-Kir­che in Neuss, 1973; StaN D.04.L.04 Samm­lung Jo­seph Lan­ge)
2008/09 5 Re­al­schu­len, 6 Gym­na­si­en und 2 in­te­grier­te Ge­samt­schu­len (www.neuss.de; www. lan­des­da­ten­bank.nrw.de)

4. 11 Lehrerfortbildungsanstalten

1913 Grün­dung ei­nes staat­li­chen Leh­rer­se­mi­nars mit Prä­pa­ran­den­an­stalt im al­ten Hos­pi­tal an der Brück­stra­ße. 1916 er­hält das Kö­nig­li­che Leh­rer­se­mi­nar ei­nen Neu­bau an der Jos­ten­al­lee. Es wird 1926 auf­ge­löst (Neuss im Wan­del, S. 286)
1962 Er­öff­nung der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Neuss im Col­le­gi­um Ma­ria­num in der Brei­te Stra­ße (LAV NRW R NW 122-115). 1965 Ab­tei­lung der Päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le Rhein­land. 1970 Fer­tig­stel­lung des Neu­baus in der Hum­boldt­stra­ße. Ar­chi­tekt Hans Schwip­pert (Neus­ser Jb 1970, S. 5-13). 1980 Ein­glie­de­rung in die Uni­ver­si­tät Düs­sel­dorf (Jb f. d. Kr. N 2001, S. 234)

4. 11 Handwerker- und kaufmännische Fortbildungsschulen für Jungen

1820 glie­dert die Stadt dem Kol­le­gi­um (s. oben Hö­he­re Schu­len) ei­ne Zei­chen­schu­le für Hand­wer­ker an; der Un­ter­richt fin­det an Sonn­ta­gen statt (Her­manns, S. 41-49)
1885Nach­dem Fort­bil­dungs­ein­rich­tun­gen un­ter geist­li­cher Lei­tung für ka­tho­li­sche Ge­sel­len (seit 1852) und Lehr­lin­ge (seit 1865) 1880/82 ein­ge­gan­gen sind, be­schlie­ßt die Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung die Er­rich­tung ei­ner Hand­wer­ker­fort­bil­dungs­schu­le auf frei­wil­li­ger Ba­sis, de­ren Un­ter­richt über­wie­gend an Wo­chen­aben­den statt­fin­det
1906 Um­wand­lung in ei­ne ob­li­ga­to­ri­sche ge­werb­li­che Fort­bil­dungs­schu­le, seit 1922 un­ter der Be­zeich­nung Be­rufs­schu­le mit Vor- oder Nach­mit­tags­un­ter­richt (Her­manns, S. 49-109)
1903 grün­den die bei­den Neus­ser Kauf­manns­ver­ei­ne 2 kauf­män­ni­sche Fort­bil­dungs­schu­len, an de­nen in Abend­kur­sen un­ter­rich­tet wird (LAV NRW R LA Neuss 159 fol. 93f., 116; En­gels, S. 324)
1905 rich­tet die Stadt ei­ne kauf­män­ni­sche Fort­bil­dungs­schu­le (auch als kauf­män­ni­sche Be­rufs­schu­le be­zeich­net) ein, an der an ei­nem Wo­chen­tag un­ter­rich­tet wird (ebd.)
1927 grün­det die Stadt ei­ne Han­dels­schu­le für Kna­ben im 1926 er­rich­te­ten Ge­bäu­de der kauf­män­ni­schen Be­rufs­schu­le am Ham­tor­wall (VB 1924-1928, S. 65-67; Neuss im Wan­del, S. 285; En­gels, S. 326f.)
1998 Die Han­dels­schu­le wird Be­stand­teil des Be­rufs­kol­legs für Wirt­schaft und In­for­ma­tik (s. u.)

4. 11 Mädchenfortbildungsschulen

1880 Grün­dung der Näh- und Haus­hal­tungs­schu­le des St. An­na-Ar­bei­te­rin­nen­ver­eins, 1885 ei­ner Näh- und Strick­schu­le für schul­pflich­ti­ge und schul­ent­las­se­ne Mäd­chen, 1890 der Näh­schu­le der evan­ge­li­schen Ge­mein­de, 1894 der Kra­wat­ten­näh­schu­le des Ver­eins für Ge­mein­wohl, 1896 der Koch­schu­le des St. An­na—­Ar­bei­te­rin­nen­ver­eins und der städ­ti­schen Koch­schu­le
1913 rich­ten die Schwes­tern vom ar­men Kin­de Je­sus am Ly­ze­um Ma­ri­en­berg ei­nen be­rufs­vor­be­rei­ten­den Han­dels­kurs ein; 1925 staat­li­che An­er­ken­nung als zwei­jäh­ri­ge Han­dels­schu­le; 1940 ge­schlos­sen, 1952 wie­der er­öff­net; 1991 Über­nah­me durch das Erz­bis­tum Köln. 2006 wird die An­stalt mit dem so­zi­al­pfle­ge­ri­schen St. Ma­ri­en­haus, in dem die Barm­her­zi­gen Schwes­tern von 1906 bis 1922 un­ter an­de­rem ei­nen Kin­der­gar­ten be­trie­ben hat­ten, in dem 1970 die pri­va­te Fach­schu­le der ka­tho­li­schen Kir­chen­ge­mein­den des Stadt­de­ka­nats Neuss un­ter­ge­bracht war und das 1992 vom Erz­bis­tum Köln über­nom­men wor­den war, zum Erz­bi­schöf­li­chen Be­rufs­kol­leg Neuss zu­sam­men­ge­schlos­sen (www.be­rufs­kol­leg-ma­ri­en­berg.de)
1919 Er­rich­tung ei­ner Mäd­chen­be­rufs­schu­le mit 6 Stun­den wö­chent­li­chem Un­ter­richt; von 1922 an Ein­rich­tung von Fach­klas­sen (VB 1913-1924, S. 209f.)
1926 wer­den die kauf­män­ni­schen weib­li­chen Lehr­lin­ge der kauf­män­ni­schen Be­rufs­schu­le zu­ge­wie­sen (VB 1924-1928, S. 64f.)
1954 gibt es ei­ne Städ­ti­sche Mäd­chen­be­rufs­fach­schu­le in der Ha­fen­stra­ße, bei der es sich um ei­ne Für­sor­ge­er­zie­hungs­an­stalt han­delt (LAV NRW R NW 226-107)

4. 11 Berufsbildende Schulen seit 1997

1997 Neu­ord­nung des be­rufs­bil­den­den Schul­we­sens durch das Be­rufs­kol­leg­ge­setz NRW
Seit 1998 Be­rufs­kol­leg für Tech­nik und In­for­ma­tik Neuss-Hamm­feld mit un­ter an­de­rem Be­rufs­schu­le des dua­len Sys­tems (www.bti­neuss.de); Be­rufs­kol­leg Wirt­schaft In­for­ma­tik Wein­gart­stra­ße mit un­ter an­de­rem kauf­män­ni­schen Be­rufs­schu­len (www.be­rufs­kol­leg-neuss.de), Erz­bi­schöf­li­ches Be­rufs­kol­leg (s. o.). Zu An­zahl der Schu­len, Klas­sen und Schü­ler/in­nen 2008/09 vgl. www.lan­des­da­ten­bank.nrw.de

4. 11 Landwirtschaftliche Schule

1908 er­öff­net die Land­wirt­schafts­kam­mer für die Rhein­pro­vinz ei­ne land­wirt­schaft­li­che Win­ter­schu­le (VB 1913-1924, S. 205f.; VB 1924-1928, S. 63f.)

4. 11 Volkshochschule

1919 wird in Zu­sam­men­ar­beit mit den Par­tei­en, den Ge­werk­schaf­ten und kul­tu­rel­len In­sti­tu­tio­nen un­ter der Lei­tung von Ge­org Ra­eder­scheidt ei­ne Volks­hoch­schu­le ge­grün­det. Nach an­fäng­li­chen Er­fol­gen geht sie 1922 aus Man­gel an In­ter­es­se ein (VB 1913-1924, S. 204f.; Neuss im Wan­del, S. 303)
1946 kommt es auf Wei­sung der Mi­li­tär­re­gie­rung zu ei­ner Neu­grün­dung (ebd., S. 343), 2006 Ver­le­gung der VHS von der Ober­stra­ße an die Ha­fen­stra­ße.

4. 11 Jüdische Schule

1812 gibt es in Neuss 6 jü­di­sche Kin­der, die von ei­nem aus Net­tes­heim kom­men­den Schul­meis­ter un­ter­rich­tet wer­den (Rohr­ba­cher, S. 48)
1826 Be­stel­lung ei­nes jü­di­schen Leh­rers, über des­sen Amts­dau­er kei­ne Nach­rich­ten vor­lie­gen (En­gels, S. 316). 1835-36 wird ein gro­ßer Teil der schul­pflich­ti­gen Kin­der in ei­ner jü­di­schen Schu­le un­ter­rich­tet, die meis­ten üb­ri­gen in den christ­li­chen Schu­len; 1837 wird kein jü­di­scher Leh­rer mehr re­gis­triert (LAV NRW R Reg. Düs­sel­dorf 2634 fol. 177-179)
1843 Ein­rich­tung ei­ner Schu­le in dem auch als Syn­ago­ge (IV 8) die­nen­den Haus an der Mi­cha­el­stra­ße (Rohr­ba­cher, S. 118f.)
1846 liegt der An­teil jü­di­scher Schü­ler am Gym­na­si­um bei 3,25 %, 1870 bei 4,24 %, 1888 bei 4,38. Nach 1904 be­vor­zu­gen die jü­di­schen Schü­ler die Ober­re­al­schu­le; ihr An­teil dort liegt 1914 bei 3,19 %, 1928 bei 2,42 % (Tü­cking, Gym­na­si­um, S. 139, 177f., 196f.; VB 1913-1924, S. 200f.; VB 1924-1928, S. 61)
1863 von den 41 schul­pflich­ti­gen jü­di­schen Kin­dern be­su­chen 24 ei­ne christ­li­che und 14 die jü­di­sche Schu­le; 1865 be­trägt das Ver­hält­nis bei 54 schul­pflich­ti­gen Kin­dern 29:20 (LAV NRW R Reg. Düs­sel­dorf 2639)
1873 Um­zug der jü­di­schen Schu­le in das ehe­ma­li­ge Schei­ben­haus der Neus­ser Schüt­zen an der Pro­me­na­de (Pracht-Jörns, Jüd. Kul­tur­er­be II, S. 488)
1882 Neu­bau ei­nes Schul­hau­ses an der Mi­cha­el­stra­ße, das durch ei­nen schma­len Gang mit der Syn­ago­ge ver­bun­den ist. 1885 wird die Schu­le von 61, 1886 von 63, 1896 von 33, 1906 von 18 Kin­dern be­sucht. 1890 An­er­ken­nung als öf­fent­li­che Volks­schu­le. 1913 we­gen rück­läu­fi­ger Schü­ler­zahl ein­ge­stellt (Rohr­ba­cher, S. 118-120; Mo­nu­men­ta Ju­dai­ca, S. 379)

4. 11 Stadtbibliothek

1907 Er­öff­nung der „Le­se- und Bü­cher­hal­le“ im al­ten Kauf­haus als Prä­senz­bi­blio­thek, ab 1908 Aus­leih­be­trieb. 1912 Um­zug in das städ­ti­sche Mu­se­um, 1926 in die Fried­hof­schu­le, im Zwei­ten Welt­krieg zer­stört.
1946 Wie­der­er­öff­nung, 1961 Um­be­nen­nung in „Stadt­bü­che­rei“
1987 Er­öff­nung des Neu­baus von Hel­mut Bun­gen­berg am Neu­markt, Um­be­nen­nung in „Stadt­bi­blio­the­k“ (A. Mül­ler-Je­ri­na, 100 Jah­re Stadt­bi­blio­thek Neuss. In: No­va­e­si­um 2008, S. 188-194)

4. 11 Stadtarchiv

1244 Er­wäh­nung des ar­chi­vum pu­bli­cum Nus­sie (REK III 1112)
1590 der ge­mei­nen bur­ger­schaft ar­chi­vi­um (Lau I 7)
1895/96 Neu­ord­nung des Ar­chivs durch Ri­chard Bett­gen­häu­ser (AHVN 34, 1897, S. 209f.)
1912 wird das Ar­chiv im städ­ti­schen Mu­se­um un­ter­ge­bracht und des­sen Lei­ter un­ter­stellt, 1939 ge­trenn­te Haus­hal­te, seit 1961 stän­dig un­ter ei­ge­ner Lei­tung.
1967 Un­ter­brin­gung im Ge­bäu­de der ehe­ma­li­gen Post­meis­te­rei an der Ober­stra­ße

4. 11 Musikleben

1835 Grün­dung des „Mu­sik­ver­ein­s“, der im Kauf­haus­saal Kon­zer­te ver­an­stal­tet, 1847 auf­ge­löst
1847 Kon­zert­ver­ein, 1851 auf­ge­löst
1844 Grün­dung des „Män­ner­ge­sang­ver­eins Neus­s“, ab 1852 „Städ­ti­scher Män­ner­ge­sang­ver­ein“, 1935 um­be­nannt in „Städ­ti­scher Mu­sik­ver­ein“
1858 Er­öff­nung der Ton­hal­le, 1901 ab­ge­brannt

4. 11 Theater

Seit 1791 ist das Auf­tre­ten von Wan­der­büh­nen in Neuss nach­weis­bar. 1830 er­hält die Düs­sel­dor­fer Schau­spiel­ge­sell­schaft die Ge­neh­mi­gung für Gast­spie­le, die al­ler­dings erst seit 1859 be­legt sind (Huck, Kul­tur, S. 11, 92f., 263f.)
1925 Grün­dung des Rhei­ni­schen Städ­te­bund­thea­ters mit Sitz in Neuss. Die Auf­füh­run­gen fin­den im Zeug­haus statt (VB 1913-1924, S. 219; 1924-1928, S. 76-79). 1937 auf­ge­löst (En­gels, S. 341)
1938 Grün­dung des Rhei­ni­schen Lan­des­thea­ters Neuß e. V. (Wel­fens, S. 179).1950 Neu­grün­dung un­ter glei­chem Na­men; we­gen Kriegs­zer­stö­rung des Zeug­hau­ses Er­öff­nung ei­nes Neu­baus an der Dru­su­sal­lee, 2000 des neu­en Schau­spiel­hau­ses an der Ober­stra­ße.
1907 In­be­trieb­nah­me des 1. Ki­nos („Ki­no No­ve­s­i­a“) (Huck, Kul­tur, S. 266f.)

4. 11 Museen

1845 wer­den die bei Aus­gra­bun­gen im Sü­den der Stadt ge­fun­de­nen Al­ter­tü­mer als städ­ti­sche Samm­lun­gen im Gym­na­si­um, 1856 im Rat­haus, vor 1900 im Ober­tor un­ter­ge­bracht.
1912 Er­rich­tung ei­nes städ­ti­schen Mu­se­ums im Stil ei­nes an­ti­ken Tem­pels am Markt, nach­dem Pau­li­ne Sels, die Wit­we von Cle­mens Sels, der Stadt des­sen Samm­lun­gen und 250.000 Mark ver­macht hat. 1950 nach Cle­mens Sels be­nannt.
1975 nach Kriegs­zer­stö­rung Er­rich­tung ei­nes durch ei­ne Brü­cke mit dem Ober­tor, das nach 1945 die ge­ret­te­ten Samm­lun­gen auf­ge­nom­men hat­te, ver­bun­de­nen Neu­baus nach Ent­wür­fen von Ha­rald Deil­mann (En­gels, S. 345f.; Huck, Kul­tur, S. 108-111, 178-183; www.cle­mens-sels-mu­se­um-neuss.de)
1987 Er­öff­nung des von Karl-Hein­rich Mül­ler be­grün­de­ten pri­va­ten Mu­se­ums In­sel Hom­broich in Neuss-Holz­heim, seit 1995 um die ehe­ma­li­ge Ra­ke­ten­sta­ti­on er­wei­tert.
2004 Er­öff­nung des nach Plä­nen von Ta­dao An­do er­rich­te­ten Kunst- und Aus­stel­lungs­baus der Lan­gen Foun­da­ti­on in der Nä­he der Ra­ke­ten­sta­ti­on (www.in­sel­hom­broich.de)

Tab. 2: Konfessionszahlen 1817-2010. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Tab. 3: Neusser Bürgersöhne auf höheren Schulen und Universitäten 13.-18. Jahrhundert. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 
Zitationshinweis

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Müller, Klaus, Rheinischer Städteatlas Neuss. Teil 4: Kirche, Schule, Kultur und Gesundheitswesen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-neuss.-teil-4-kirche-schule-kultur-und-gesundheitswesen/DE-2086/lido/5c8909aee87237.20868410 (abgerufen am 10.10.2024)

Auch über Rheinischer Städteatlas Neuss, bearbeitet von Klaus Müller (Lieferung XVIII, Nr. 94, 2010)