Zu den Kapiteln
Schlagworte
1. 1 Geographische Lage
Osterfeld liegt im Emschertal, im äußersten Südwesten des Emscherlandes, am Übergang der Westfälischen Tieflandsbucht in das westlich anschließende Niederrheinische Tiefland. Die Talzone bei Osterfeld wird im Nordwesten durch die Königshardter Sandplatten, im Nordosten durch die Recklinghauser Landrücken und im Südosten durch die Hellwegbörden des Westernhellwegs, die bis an den Ruhrfluss reichen, begrenzt. Der Ortskern liegt nördlich des Emscherflusses und des Rhein-Herne-Kanals 37-42 m über NN
1. 1 Verkehrsanbindung
1. 1 Straßen
Osterfeld lag bis zur Industrialisierung abseits der überregionalen Straßenverbindungen Westeuropas. Lediglich eine Straße von Oberhausen nach Bottrop durchquerte 1805 den Ort. Außerdem verlief eine Abzweigung dieser Straße über die Emscherbrücke (Waghalsbrücke) nach Oberhausen, Mülheim und Essen, eine andere Abzweigung verband Osterfeld über Klosterhardt mit der Hauptstraße (Vestische Landstraße) von Sterkrade über Bottrop nach Gladbeck bzw. nach Recklinghausen (Tafel 2; Tafel 2.1)
1721 Landstraße (PfaO 1212)
1795 Ausbesserung des Weges von Oberhausen nach Osterfeld (STAM Vest Recklinghausen Landstände 424 fol. 113)
1804 erfolgen Landkäufe für einen neuen Weg zwischen Osterfeld und Oberhausen (ebd. 426 fol. 44)
1805 Wegebau durch das Vest Recklinghausen über Osterfeld (ebd. fol. 2f.)
1810 Ausbau der Sterkrader Straße von Mülheim über Sterkrade nach Wesel (Praktikus 1953, S. 59)
1830-38 erhält die Gemeinde Osterfeld Wegegeld auf der Straße Essen-Oberhausen. 1838 übernimmt der preußische Staat die Kosten für den Bau und Unterhalt der Brücken und der Straße von Dorsten nach Oberhausen (PfaO 404 S. 55)
1841 führt durch das Kirchspiel Osterfeld die Hauptstraße Mülheim-Dorsten (seit 1832 Poststraße), eine zweite Straße von Osterfeld nach Essen (ebd.)
1864 Ausbesserungen der Wege von Osterfeld nach Bottrop und nach Sterkrade (Sta Bottrop A I V 2, 9)
1870 Ausbau der Chaussee Osterfeld-Recklinghausen (ebd.)
Osterfeld hat Anschluss an die A 42 (Emscherschnellweg), an die A 516 und über Fernewaldstraße an die A 2/E 34
Emscherschifffahrt
1826 Erste Regulierung der Emscher zwecks Nutzung für die Frachtschifffahrt (ebd. 4b, 10)
1833 erfolgen nach Klage der Gemeinde Osterfeld gegen die JHH Kanalbauarbeiten, um das vom Walzwerk Oberhausen mitverursachte Hochwasser der Emscher zu regulieren (V 4 Metallverhüttung und –verarbeitung) (PfaO 404 S. 28f.)
1904 Gründung der Emschergenossenschaft (Bohlmann, Osterfeld, S. 10)
1908 Beginn der Emscherregulierung (ebd., S. 11)
1910 Beginn des Bauabschnitts Oberhausen-Osterfeld des Rhein-Herne-Kanals; 1915 Fertigstellung (ebd.)
1914 befahren die ersten Rheinschiffe den Kanal bei Osterfeld (ebd., S. 12)
1. 1 Post, Telegraph, Telefon
1795 übernimmt der Fürst von Thurn und Taxis den Postverkehr im Vest Recklinghausen. Auch Osterfeld wird versorgt (STAM Kft Köln Hofrat Vest. Sachen 244 fol. 5, 30)
1832 wird die Poststrecke Osterfeld-Bottrop-Kirchhellen in Betrieb genommen (Bohlmann, Osterfeld, S. 7)
1876 Postagentur in Osterfeld (StaOb Amt O 42)
1884 Eröffnung eines Postamts in Osterfeld (ebd.)
1888 Aufnahme des Telegraphenbetriebs, nachfolgend Ausbau des Telegraphennetzes (ebd. 246)
(1900) Ausbau des Fernsprechnetzes, zunächst im gewerblichen, später im öffentlichen und privaten Bereich (ebd.)
1903 Zweites Postamt in Osterfeld (ebd. 42)
1911 Zwei Posthäuser in Osterfeld (ebd. 46)
1. 1 Eisenbahn und sonstige Verkehrsmittel
1873 wird der Bahnhof Osterfeld-Süd an die Eisenbahnlinie Sterkrade-Schalke-Wanne (Köln-Mindener-Emschertalbahn) angeschlossen (ebd. 42)
1874 Anschluss an die Bergisch-Märkische-Bahn; 1882 nach Verstaatlichung der preußischen Privatbahnen stillgelegt (ebd.)
1877 wird die „Westfälische Eisenbahn“ von Sterkrade über Osterfeld nach Dortmund in Betrieb genommen; 1882 stillgelegt (ebd.)
1879/80 wird die „Rheinische Bahn“ von Duisburg über Osterfeld-Nord nach Quakenbrück in Betrieb genommen. Es existieren 3 Stationen in Osterfeld, die von 4 Gesellschaften angefahren werden (ebd.)
1891 zwei Eisenbahnstationen in Osterfeld: Osterfeld-Süd und Osterfeld-Nord (ebd. 46)
1897 werden elektrische Straßenbahnen von Oberhausen über Eisenheim nach Sterkrade und 1900 von Oberhausen über Osterfeld nach Sterkrade angelegt (ebd. 42)
1904 pendeln täglich 24 Züge zwischen Essen/Altenessen und Oberhausen/Osterfeld, 26 Züge zwischen Mülheim/Ruhr und Osterfeld, 10 nach Essen über Frintrop (ebd. 245)
1907 Omnibusverkehr in Osterfeld über Recklinghausen (ebd.)
1909 Anbindung von Osterfeld an die Vestische Straßenbahn (ebd.)
1911 halten drei elektrische Eisenbahnen in Osterfeld: eine fährt über die Osterfelder Heide und Sterkrade nach Oberhausen, eine über die Provinzialstraße und Sterkrade nach Oberhausen, die dritte nach Bottrop (ebd. 46)
1914 wird die Straßenbahnlinie Bottrop-Sterkrade durch Osterfeld in Betrieb genommen, ebenso die Linie Osterfeld-Jacobischächte (ebd. 758) und die Linie Gladbeck-Bottrop-Osterfeld (ebd. 757)
1925 Straßenbahnlinie Osterfelder Markt-Jacobischächte (ebd. 761)
1925 Omnibuslinie Essen-Dellwig-Zeche Vondern-Kirche Osterfeld durch SEG (Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft). Der Linienverkehr wird zum 1.12.1926 eingestellt (ebd. 762)
1925 richtet die Vestische Kleinbahn eine Omnibuslinie innerhalb der Stadt mit der Route Klosterhardt-Rothebusch-Markt ein (ebd.)
1927 Einrichtung der Autobuslinie Bottrop-Osterfeld nach Osterfeld-Markt durch die Vestische Kleinbahn (ebd.)
1928 Einrichtung einer Autobuslinie Oberhausen-Osterfeld bis zum Eingang Zeche Vondern
1929 geht mit der kommunalen Gebietsreform eine Neuausrichtung des ÖPNV einher (ebd.)
Sammel- und Rangierbahnhof
1891-1911 entsteht der Sammel- und Rangierbahnhof Osterfeld in Verlängerung des Rangierbahnhofs Osterfeld-Süd. 1911 arbeiten für die Staatseisenbahn bzw. den Bahnhof 1513 Personen. Osterfeld ist Sammel- und Rangierbahnhof für die Industriegüter der Region (ebd. 46)
1902 bezeichnet die Gemeinde Osterfeld den Bahnhof als den größten Bahnhof des Kontinents. Bis 1914 ist er der zweitgrößte in Preußen (ebd. 42)
1925-30 Erweiterung des Sammelbahnhofs Osterfeld-Süd (ebd. 686)
1. 2 Bodenfunde in der Gemarkung
Der bekannteste Osterfelder Fund ist der inzwischen verschollene sogenannte Oberhausener Schädel aus der Mittelsteinzeit, der 1911 beim Bau einer Brücke über den Rhein-Herne-Kanal gefunden wurde. Weitere menschliche Überreste aus dem gleichen Zeitalter fand man in der näheren Umgebung des Kanals. Auf dem Vonderberg wurde eine Axt aus der Jungsteinzeit gefunden. Ein hallstattzeitliches Gräberfeld des 7.-4. Jahrhunderts von regionaler Bedeutung erstreckte sich über den Bereich Klosterhardt. Dort wurden bisher Reste von 25 Urnen ausgegraben (C. Eder, Vorgeschichtliche Funde aus Oberhausen. In: Ursprünge u. Entwicklungen d. Stadt Oberhausen 2, 1992, S. 13-28). Ein Hügelgrab, der sogenannten Kickenberg, mit Urne und Brandfunden stammt ebenfalls aus vorrömischer Zeit. Auf dem Osterfelder Stadtgebiet sind nur wenige römerzeitliche Funde gemacht worden; lediglich eine Münze aus der Zeit des Kaisers Antonius (138-161 n. Chr.) wurde am Tackenberg gefunden, außerdem Scherben und eine römische Amphore am Rhein-Herne-Kanal. Vielfältiger sind die Funde aus fränkischer Zeit. So fand man 1929 auf dem Stadtgebiet (südlich des Bahnhofs Osterfeld-Süd) fränkisch-merowingische Siedlungsreste sowie Keramik aus merowingischer Zeit. Die Siedlungsfunde datieren in das 4., 5. und 6. Jahrhundert (Rhein. Amt f. Bodendenkmalpflege Bonn, Ortsarchiv)
1. 3 Erste Erwähnung und folgende Namenbelege bis 1400
1047 in Osteruelde (Kop M XII, ZBGV 6, 1869, S. 53)
(1050) Ostarfeld (Urbare Werden I, S. 148)
11./12. Jahrhundert in Osteruelde (F, D H IV 373; NrhUB I 235 mit Datierung 1085)
12. Jahrhundert de Osterfelde (Urbare Werden I, S. 109)
(1150) in Ostenfelde (ebd., S. 219)
(1160) Osteruelda (Lac Arch V, S. 269)
(1164) Ostervelda (REK I 603 Anm.; REK I 658 Anm. 17)
vor 1220 Oestervelde (Kleine Essener Vogteirolle, in: G. Aders, Die Geschichte d. Grafen u. Herren v. Limburg u. Limburg-Styrum u. ihrer Besitzungen, T. II 4, 1968, S. 37)
(1220) Oestervelde (Große Essener Vogteirolle, ebd. S. 23)
1252 Ostervelde (WUB VII 783; REK III 1705)
Mitte 13. Jahrhundert Osteruelde (H. Stehkämper, Eine Deutzer Zinspflichtigenrolle d. 13. Jh. In: Mitt.StaK 46, 1962, S. 110)
1256 Ostervelde (REK III 1930)
1272 de Ostervelde (UB Dt. Orden II 216)
1286 in Oestervelde (Urbare Werden I, S. 373f.)
1325 Ostervelde (Klever Urbar, S. 271)
1364 in Ostervelde (Urbare Werden II, S. 40)
1379 Osterfelde (Schetter, Regesten, S. 218)
1382 Oystervelt (Beitr. Essen 58, 1939, S. 27)
1382 Ostervelde (Lacour, S. 96)
Adjektivisch
1555 im Oysterveltschen (ebd., S. 116)
1571 Osterfeldischen (ebd., S. 119)
1603 Oisterfeldischen (ebd., S. 122)
1657 Osterfeldisch (Sta Recklinghausen I C 75)
1. 4 Bezeichnung der Siedlung
11./12. Jahrhundert in Osterfeld predium eiusdam Vuitberti (I 3)
1382 Kirchspiel (I 3)
1426 Dorf (Ilgen II 2, S. 402)
1657 Dorfschaft (I 3 adjektivisch)
1782 Auch wird Bottrop besonders und Besonders Osterfeld als ein Dorff genommen, dieses sind aber würcklich keine Dörffer, weil nur aus negst anlieggenden Baurschaften, die ihre Besonderen nahmen haben, bestehen (STAM Vest Recklinghausen Statthalter 120 fol. 102)
1921 Stadt (III 3)
1. 5 Bezeichnung der Siedlungsbewohner
Mitte 13. Jahrhundert cerecensuales in Osterfeld (Mitt.StaK 46, 1962, S. 110)
1426 parrochiani (Ilgen II 2, S. 400)
1523 hußlude (Lacour, S. 114)
1571 Nachbarn (Schetter, Regesten, S. 234)
1624 Nachbarn, Eingesessene und Weidgenossen (Lacour, S. 126)
1657 underthanen (I 3 adjektivisch)
1. 7 Ortsteile, Gebietsveränderungen, Eingemeindungen
Zum spätmittelalterlichen, 1382 erstmals genannten Kirchspiel Osterfelds (I 3; IV 1) gehörten neben dem Dorf Osterfeld die Bauerschaft Vonderort sowie Lehmkuhle und Bottrop (LAV NRW R Kleve Lehnsregister 662) . 1660 wird im Vestischen Lagerbuch Osterfeld neben Lehmkuhle, Fuhlenbrock und Welheim zum Kirchspiel Bottrop gezählt (Burghardt, S. 6) . 1782 firmiert das Kirchspiel unter dem Namen Bottrop-Osterfeld (STAM Vest Recklinghausen Statthalter fol. 113v)
1803 zum Dorf Osterfeld gehören die Bauerschaften Vondern, Batenbrock, Lehmkuhle, zum Kirchspiel Osterfeld allerdings nur Osterfeld und Vondern, Lehmkuhle und Batenbrock dagegen zu Bottrop (Sta Recklinghausen HAA IA Fach 6 6 fol. 3, 6)
1816 Kirchspiel/Gemeinde Osterfeld in der Bürgermeisterei Bottrop
1844 Gemeinde Osterfeld im Amt Bottrop (Seipp, S. 170)
1891 Lösung aus dem Amt Bottrop und Errichtung des Amtes Osterfeld (Sta Bottrop A I 2 12)
1900 wird die Gemeindeeinteilung in Osterfeld, Bauerschaft Vonderort und Kolonie Eisenheim durch eine neue Ortseinteilung ersetzt. Fortan gibt es nur noch einen Gemeindebezirk Osterfeld (StaOb Amt O 46)
1921 Stadterhebung (III 3)
1929 geht mit dem Zusammenschluss von Osterfeld mit Oberhausen der Stadtteil Vonderort an Bottrop (Preuß. Gesetzsammlung 1929 Nr. 13441)
Zu den kommunalen Zugehörigkeiten auch III 9
1. 8 Gemarkungsgröße
1885 = 1276 ha; 1895 und 1905 = 1282 ha; 1929 = 1112 ha (= Stadtbezirk); seit 1930 = 1110 ha (= Stadtbezirk)
1. 9 Flurnamen
1379 molenacker (Schetter, Regesten, S. 218)
1476 wertvelde, Eschebruch (ebd., S. 221)
1516 heide (ebd., S. 226)
1523 nyevelt (Lacour, S. 114, 65)
1564 Kusenberge (Schetter, Regesten, S. 233)
1617 Varenhorst (ebd., S. 237)
1645 Vennisches Camp (ebd., S. 240)
1703 Ruhrkamp (PfaO 1186)
1734 langkamp (ebd. 1239)
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Rönz, Helmut, Rheinischer Städteatlas Osterfeld. Teil 1: Siedlung, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-osterfeld.-teil-1-siedlung/DE-2086/lido/5ce7e859ec5666.58477397 (abgerufen am 05.11.2024)