Carlo Mense

Künstler (1886-1965)

Martin Pesch (Bonn)

Carlo Mense, Stromlandschaft, 1913, Öl auf Leinwand. (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)

Car­lo Men­se war bil­den­der Künst­ler, Hoch­schul­leh­rer und Ver­tre­ter der rhei­ni­schen Avant­gar­de, der sich als Kriegs­teil­neh­mer ab 1916 der pa­zi­fis­tisch-re­vo­lu­tio­nä­ren Künst­ler­be­we­gung an­schloss und in den 1920er Jah­ren zu ei­ner füh­ren­den Per­sön­lich­keit der Ma­le­rei der Neu­en Sach­lich­keit ent­wi­ckel­te. Von 1925 bis 1932/33 war er als au­ßer­or­dent­li­cher Pro­fes­sor an der Kunst­aka­de­mie Bres­lau tä­tig. 

Carl, ge­nannt Car­lo, Men­se, wur­de am 13.5.1886 als sechs­tes von acht Kin­dern de­s  Kauf­manns Ever­hard Men­se (1852-1921) und des­sen Frau Ka­ro­li­ne, geb. Kux (1857-1936), im west­fä­li­schen Rhei­ne ge­bo­ren. Der erz­ka­tho­li­sche Gro­ßva­ter müt­ter­li­cher­seits ent­stamm­te ei­ner Düs­sel­dorfer Braue­rei­fa­mi­lie. Die Fa­mi­lie sei­ner Frau führ­te in An­ger­mund (heu­te Stadt Düs­sel­dorf) ei­nen Bau­ern­hof. Ge­org Men­se (1808-1881), der Gro­ßva­ter vä­ter­li­cher­seits, be­trieb in Rhei­ne ein Kauf­haus mit ei­ner Saat­gut­ab­tei­lung, das spä­ter von sei­nem Sohn Ever­hard über­nom­men wur­de und von die­sem bis zum Ver­kauf 1889 wei­ter­ge­führt wur­de.

Nach­dem Men­ses Va­ter 1889 die Köl­ner Saat­gut­fir­ma P. J. Com­m­ans am Waid­markt über­nom­men hat­te, zog die Fa­mi­lie bis zur Fer­tig­stel­lung ih­res Köl­ner Wohn­hau­ses im Jahr 1891 vor­über­ge­hend in das El­tern­haus der Mut­ter in Düs­sel­dorf. Men­ses streng ka­tho­li­sche El­tern, vor al­lem sei­ne Mut­ter, leg­ten auf ei­ne mu­si­sche Er­zie­hung ih­rer Kin­der gro­ßen Wert, so dass der jun­ge Carl früh Kla­vier spie­len lern­te und be­reits im Kin­des­al­ter In­ter­es­se an der Ma­le­rei zeig­te. 1904 schloss Men­se das Gym­na­si­um mit der Mitt­le­ren Rei­fe ab und be­gann, da er spä­ter den el­ter­li­chen Be­trieb über­neh­men soll­te, an­schlie­ßend ei­ne kauf­män­ni­sche Leh­re in ei­ner Er­fur­ter Saat­gut­fir­ma, die er je­doch ab­brach, um Künst­ler zu wer­den. Im Fol­ge­jahr leis­te­te er ei­nen ein­jäh­ri­gen Wehr­dienst in ei­nem Feld­ar­til­le­rie­re­gi­ment in Köln-Riehl.

Carlo Mense, Adam und Eva im Paradies, 1919, Öl auf Leinwand. (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)

 

Men­ses Wunsch ei­nes künst­le­ri­schen Wer­de­gangs fand bei sei­ner kunst­sin­ni­gen Mut­ter Un­ter­stüt­zung. So be­gann er 1906 ein Stu­di­um an der Düs­sel­dor­fer Kunst­aka­de­mie bei Pe­ter Jans­sen (1844-1908) und rich­te­te in der Scha­dow­stra­ße in Düs­sel­dorf ein Ate­lier ein. 1908 un­ter­nahm er mit sei­nem äl­te­ren Bru­der Ru­dolf ei­ne Rei­se nach As­co­na, wo Kon­takt zu der le­bens­re­for­ma­to­ri­schen Künst­ler­ko­lo­nie „Mon­te Ve­rità“ ent­stand. Die na­tür­li­che und ein­fa­che Le­bens­wei­se wur­de für bei­de zum prä­gen­den Er­leb­nis, so dass sie auch in den fol­gen­den Jah­ren die Sied­lung mehr­fach für län­ge­re Zeit be­such­ten.

Auf Emp­feh­lun­g Au­gust Ma­ckes, der die Düs­sel­dor­fer Aka­de­mie be­reits 1906 auf­grund des sei­ner An­sicht nach rück­stän­di­gen Lehr­plans ver­las­sen hat­te, folg­te Men­se dem Kol­le­gen im Herbst 1908 auf Lo­vis Corinths (1858-1925) Ber­li­ner Pri­vat­schu­le. Je­doch wech­sel­te er be­reits im April 1909 an die Wei­ma­rer Kunst­schu­le zu Hans Ol­de (1855-1917), wel­che er eben­falls kur­ze Zeit spä­ter wie­der ver­ließ, um mit sei­nem Bru­der Ru­dolf nach Mün­chen zu zie­hen. Da Men­se dort kei­ne Mög­lich­kei­ten für sei­ne künst­le­ri­sche Wei­ter­bil­dung fand, kehr­te er nach Köln zu­rück, wo er 1911 im Rah­men der Aus­stel­lung „Köl­ner Künst­ler des Köl­ni­schen Kunst­ver­ein­s“ erst­mals sei­ne Wer­ke prä­sen­tie­ren konn­te. Hier­durch wur­de ihm der Kon­takt zur ak­tu­el­len lo­ka­len Kunst­sze­ne ge­öff­net. Noch im sel­ben Jahr wur­de er Mit­glied in dem von Franz M. Jan­sen (1885-1958), Em­my Worrin­ger (1878-1961) un­d Ol­ga Op­pen­hei­mer (1886-1941) ge­grün­de­ten Dis­kus­si­ons- und Aus­stel­lungs­fo­rum „Ge­re­ons­klub“, der sich schnell zu ei­ner der wich­tigs­ten In­sti­tu­tio­nen für avant­gar­dis­ti­sche Kunst im Rhein­land ent­wi­ckel­te. Eben­falls 1911 trat er der Künst­ler­grup­pe „Köl­ner Se­ces­si­on“ bei. Die Mit­glied­schaf­ten in den bei­den Ver­ei­ni­gun­gen fes­tig­ten Men­ses Platz in der rhei­ni­schen Kunst­sze­ne, schu­fen ein Kon­takt­netz­werk zu an­de­ren Künst­lern und er­mög­lich­ten die Be­tei­li­gung an der be­deu­ten­den Köl­ner in­ter­na­tio­na­len Son­der­bund­aus­stel­lung 1912 und der Aus­stel­lung rhei­ni­scher Ex­pres­sio­nis­ten im Bon­ner Kunst­sa­lon Co­hen 1913. Nach­dem Men­se in Düs­sel­dorf wie­der ein Ate­lier be­zo­gen hat­te, über­trug Ma­cke ihm 1914 die Or­ga­ni­sa­ti­on der Wan­der­aus­stel­lung rhei­ni­scher Ex­pres­sio­nis­ten in der Düs­sel­dor­fer Ga­le­rie Flecht­heim. Ei­ni­ge von Men­se her­ge­stell­te kunst­hand­werk­li­che Ob­jek­te wur­den im glei­chen Jahr auf der Köl­ner Werk­bund-Aus­stel­lung ge­zeigt. Zu­dem er­schie­nen 1914 ers­te Gra­phi­ken des Künst­lers als Ti­tel­sei­ten der ex­pres­sio­nis­ti­schen Zeit­schrif­ten „Der Stur­m“ und „Die Ak­ti­on“. Be­reits 1913 hat­te er an dem un­ter dem Pseud­onym O. Mar­to ver­öf­fent­lich­ten Ra­dier-Zy­klus Groß­stadt ge­ar­bei­tet.

Carlo Mense, Bildnis von H. M. Davringhausen, 1922, Öl auf Leinwand. (Rheinisches Bildarchiv, rba_d031382)

 

Wa­ren Men­ses frü­he Wer­ke um 1909 noch von der im­pres­sio­nis­ti­schen Sicht­wei­se der von ihm be­such­ten  Wei­ma­rer Schu­le, we­nig spä­ter auch durch die Aus­ein­an­der­set­zung mit der neo­im­pres­sio­nis­ti­schen Mal­wei­se van Go­ghs (1853-1890) ge­prägt, ent­wi­ckel­te der Künst­ler ab 1911 ei­nen vom fran­zö­si­schen Fau­vis­mus be­ein­fluss­ten Duc­tus. Die sti­lis­ti­schen Über­gän­ge zwi­schen den Pha­sen wa­ren da­bei flie­ßend. So zeig­ten sich auch im Zu­ge sei­ner Hin­wen­dung zu ku­bis­ti­schen Bild­kom­po­si­tio­nen seit 1912 noch fau­vis­ti­sche Stil­ele­men­te im Werk. Von weit­rei­chen­der Be­deu­tung für Men­ses Schaf­fen in die­ser Zeit war zu­dem die Aus­ein­an­der­set­zung mit der rhyth­mi­schen, or­phis­ti­schen Kunst Ro­bert De­lau­nays (1885-1941), mit der er auf der Son­der­bund­aus­stel­lung in Be­rüh­rung ge­kom­men war. Sei­ne Wer­ke um 1913/14 bil­den ei­ne Ver­knüp­fung or­phis­ti­scher Ele­men­te mit fu­tu­ris­ti­schen For­men. The­ma­tisch be­fass­te sich Men­se in die­ser frü­hen Pha­se ne­ben der Por­trät­ma­le­rei meist mit Land­schafts- be­zie­hungs­wei­se Stadt­an­sich­ten, die vor­der­grün­dig oft von Per­so­nen­grup­pen be­völ­kert sind. 

Auf ei­ner Eng­land­rei­se lern­te Men­se 1912 sei­ne Freun­din, die rus­si­sche Ban­kier­s­toch­ter Bo­ba Kno­op, ken­nen. Der Kon­takt zu ihr brach je­doch be­reits im fol­gen­den Jahr ab. Im Som­mer 1914 reis­te er ein letz­tes Mal ge­mein­sam mit sei­ne­m Aa­che­ner Ma­ler­freund Hein­rich Ma­ria Davring­hau­sen (1894-1970) nach As­co­na. Als An­fang Au­gust der Ers­te Welt­krieg aus­brach, muss­ten bei­de nach Deutsch­land zu­rück­keh­ren, wo Men­se we­nig spä­ter zum Kriegs­dienst in der Etap­pe ein­ge­zo­gen wur­de. Bis 1916 ge­hör­te er ei­nem Kraft­fah­rer­corps in Flan­dern an und wur­de an­schlie­ßend an die Ost­front nach War­schau und Russ­land ver­setzt. 1918 war er er­neut in Flan­dern sta­tio­niert. Als Re­ak­ti­on auf die Kriegs­er­leb­nis­se wand­te sich Men­se noch wäh­rend des Kriegs der auf­kom­men­den pa­zi­fis­tisch-kom­mu­nis­ti­schen Künst­ler­be­we­gung zu. Be­reits 1916 war er Mit­ar­bei­ter der Zeit­schrift „Die Neue Ju­gend“. 1918/19 folg­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen in links­ge­rich­te­ten Zeit­schrif­ten wie „Die Ro­te Er­de“. Wäh­rend ei­nes Fron­t­ur­laubs in Ber­lin er­hielt er 1917 durch Davring­hau­sen Zu­gang zur lin­ken Li­te­ra­ten­grup­pe des „Ca­fé des Wes­ten­s“. Nach Kriegs­en­de wur­de er zu­dem Mit­glied in so­zi­al­re­vo­lu­tio­nä­ren Künst­ler­grup­pen wie der „Ge­sell­schaft der Küns­te“ und der Ber­li­ner „No­vem­ber­grup­pe“. 1919 trat er der rhei­nisch-avant­gar­dis­ti­schen Grup­pe „Das Jun­ge Rhein­lan­d“ bei. Die Ver­ei­ni­gun­gen ver­spra­chen Men­se nach En­de des Kriegs ei­ne Kon­so­li­die­rung sei­ner Kunst und er­öff­ne­ten ihm er­neut die Teil­nah­me an wich­ti­gen Aus­stel­lun­gen.

Carlo Mense, Landschaft mit Figuren und Stadt mit Kuppeltürmen, 1913/15, Öl auf Leinwand. (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)

 

Nach Aus­schei­den aus dem Kriegs­dienst wohn­te Men­se 1918 zeit­wei­se im Haus der El­tern in Bad Hon­nef, die nach Li­qui­die­rung ih­rer Köl­ner Fir­ma dort­hin über­ge­sie­delt wa­ren. Im fol­gen­den Jahr zog der Künst­ler zu sei­ner Schwes­ter Kla­ra und de­ren Ehe­mann Max Nien­haus (1892-1957) nach Bonn, wo er ein Ate­lier ein­rich­te­te. Durch die Ver­mitt­lung von Nien­haus, ei­nem Ju­gend­freund Men­ses, konn­te der Künst­ler An­fang 1918 in der Mün­che­ner „Ga­le­rie Hans Golt­z“ ei­ne Aus­stel­lung mit sei­nen Wer­ken zei­gen. Da die Kunst­hand­lung die Ver­tre­tung sei­nes Werks über­nahm, hielt der Ma­ler sich zu die­ser Zeit häu­fig in Mün­chen auf, wo seit Herbst 1918 auch Davring­hau­sen leb­te, durch den Men­se da­mals die Rus­sin Ve­ra Bas­ke (1894-1980) ken­nen­ge­lernt hat­te. Be­reits im Mai 1919 hei­ra­te­te das Paar am Kö­nigs­see in Berch­tes­ga­den, zog auf­grund fi­nan­zi­el­ler Schwie­rig­kei­ten je­doch erst zu Be­ginn der zwan­zi­ger Jah­re in ein ge­mein­sa­mes Haus in der Nä­he Mün­chens. 1923 trat Men­se der „Neu­en Se­ces­si­on“ bei, die als ei­ne der we­ni­gen In­sti­tu­tio­nen avant­gar­dis­ti­sche Kunst in Mün­chen för­der­te. Men­se, der seit 1918/19 zu­neh­mend ei­nen zu­nächst noch or­phis­tisch be­ein­fluss­ten neu­sach­li­chen Mal­stil ent­wi­ckel­te, in dem das Por­trät vor­herr­schen­des Mo­tiv war, lern­te in der Mün­che­ner Zeit zu Be­ginn der zwan­zi­ger Jah­re die bei­den Ma­ler Alex­an­der Ka­noldt (1881-1939) und Ri­chard See­wald (1989-1976) ken­nen, die sich mit Davring­hau­sen und ihm zu ei­ner wich­ti­gen Grup­pe der auf­kom­men­den Neu­en Sach­lich­keit for­mier­ten. Die Ab­satz­schwie­rig­keit bei der zu tra­di­tio­nel­len Kunst­for­men nei­gen­den Mün­che­ner Kund­schaft be­rei­te­te dem Künst­ler in­des­sen fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten, wes­halb sich das Ehe­paar bis 1925 wie­der­holt für län­ge­re Zeit in Ita­li­en, vor al­lem in Po­si­ta­no, auf­hielt. Dies än­der­te sich erst, als Men­se 1925 zum au­ßer­or­dent­li­chen Pro­fes­sor an die Bres­lau­er Kunst­aka­de­mie be­ru­fen wur­de, wo er in den fol­gen­den Jah­ren ver­schie­de­ne Fach­klas­sen un­ter an­de­rem zur Ma­le­rei, an­ge­wand­ten und de­ko­ra­ti­ven Kunst, Glas­ma­le­rei oder Akt­zeich­nung lei­te­te. Die Tä­tig­keit an der Kunst­schu­le, wel­che sich seit der Er­nen­nung Os­kar Molls (1875-1947) zum Lei­ter 1925 in sämt­li­chen Be­rei­chen zu ei­ner avant­gar­dis­ti­schen Aus­bil­dungs­stät­te ent­wi­ckelt hat­te, er­öff­ne­te Men­se dar­über hin­aus Ver­dienst­mög­lich­kei­ten durch öf­fent­li­che Auf­trä­ge und Mu­se­ums­an­käu­fe. Noch im Jahr sei­ner An­stel­lung nahm Men­se an der für die Neue Sach­lich­keits­ma­le­rei prä­gen­den Aus­stel­lung nach­ex­pres­sio­nis­ti­scher Kunst in Mann­heim teil, die, eben­so wie das vom Kunst­kri­ti­ker Franz Roh (1890-1965) her­aus­ge­ge­be­ne Buch „Nach-Ex­pres­sio­nis­mus - Ma­gi­scher Rea­lis­mus“, für die öf­fent­li­che Wir­kung von Men­ses Werk be­deu­tend war.

Carlo Mense, Mädchen im Grünen, 1928, Öl auf Leinwand. (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)

 

Als die Bres­lau­er Aka­de­mie 1932 im Zu­ge der Welt­wirt­schafts­kri­se ge­schlos­sen wur­de, kehr­te das Ehe­paar Men­se, nach­dem der Ma­ler 1933 auch sein Meis­te­rate­lier auf­ge­ben muss­te, zu des­sen Mut­ter nach Bad Hon­nef zu­rück. Im Herbst des Jah­res wur­de Men­se mit dem kunst­po­li­ti­schen „Rom­preis“ aus­ge­zeich­net und zog dar­auf­hin mit sei­ner Frau bis zum Som­mer 1934 in die ita­lie­ni­sche Haupt­stadt, wo der Künst­ler als Sti­pen­di­at in der Vil­la Mas­si­mo der Deut­schen Aka­de­mie ein Ate­lier er­hielt. Von dort un­ter­nahm er in den fol­gen­den Mo­na­ten zahl­rei­che Stu­di­en­rei­sen in wei­te­re ita­lie­ni­sche Städ­te so­wie nach Grie­chen­land. Nach der Rück­kehr ins Rhein­land konn­te Men­se kei­ne An­stel­lung als Kunst­er­zie­her fin­den, so dass er als frei­schaf­fen­der Künst­ler tä­tig wur­de. 1936 sie­del­te das Ehe­paar nach dem Tod der Mut­ter nach Köln über, wo sich Men­se im Ge­re­ons­haus ein Ate­lier ein­rich­te­te, das mit ei­nem Teil sei­nes Werks im Bom­ben­krieg zer­stört wur­de. In der Dom­stadt wur­de 1937 in der Ga­le­rie An­dre­as Be­cker ei­ne letz­te Ein­zel­aus­stel­lung mit Men­ses Wer­ken vor Kriegs­be­ginn ver­an­stal­tet. Im glei­chen Jahr ließ das NS-Re­gime im Rah­men der Säu­be­rungs­ak­ti­on „Ent­ar­te­te Kunst“ 34 Wer­ke des Künst­lers be­schlag­nah­men.

Wäh­rend der NS-Zeit ent­wi­ckel­te Men­se ei­nen ro­man­ti­schen, teils na­iv wir­ken­den neu­sach­li­chen Stil in dem hei­mat­li­che Land­schaf­ten, wie das Rhein-, Mo­sel- und Ahr­ge­biet do­mi­nie­ren. The­ma­tisch nä­her­te er sich mit der­ar­ti­gen, dem Re­gime ge­neh­men Mo­ti­ven der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Blut- und Bo­den­kunst an. Im Zwei­ten Welt­krieg war er zu­nächst Fron­t­of­fi­zier im Frank­reich­feld­zug, wur­de 1941 als Etap­pen-Of­fi­zier der Hee­res­grup­pe Süd am Dne­pr zu­ge­wie­sen, mit der er 1942 in den Kau­ka­sus vor­drang. Auf­grund ei­ner Rheu­ma­er­kran­kung ließ er sich En­de 1942 je­doch nach Jä­gern­dorf (heu­te Krnov in Tsche­chi­en) ver­set­zen. Zeit­wei­se war er in die­ser Pha­se auch in Kra­kau sta­tio­niert. Um die Jah­res­wen­de 1943/44 wur­de Men­se aus dem Kriegs­dienst ent­las­sen und kehr­te ins Rhein­land zu­rück, wo er bald in er­neu­te fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten ge­riet. Dass er sich noch 1944 der von Wer­ner Pei­ner (1897-1984) ge­führ­ten Her­mann-Gö­ring-Ma­ler­schu­le in Kro­nen­burg (heu­te Ge­mein­de Dah­lem) an­ge­schlos­sen ha­ben soll, lässt sich durch die Ak­ten der An­stalt nicht be­le­gen. 

Carlo Mense, Blick auf Drachenfels und Godesburg, 1933, Öl auf Leinwand. (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)

 

Da die Mün­gers­dor­fer Woh­nung der Men­ses eben­so wie das Ate­lier im Krieg den Bom­ben zum Op­fer ge­fal­len war, zog das Paar nach Bad Hon­nef zu­rück. Die fi­nan­zi­el­le Mi­se­re wuchs in der Nach­kriegs­zeit der­art, dass der Ma­ler zum Le­bens­er­halt Bil­der ge­gen Le­bens­mit­tel tau­schen muss­te. Mit­glied­schaf­ten in dem von Franz M. Jan­sen 1946 ge­grün­de­ten „Rhei­nisch-Ber­gi­schen Künst­ler­kreis“ so­wie im „Lan­des­be­rufs­ver­band der bil­den­den Künst­ler 1948“ soll­ten eben­so wie die Be­tei­li­gung an re­gio­na­len Aus­stel­lun­gen die be­ruf­li­che Zu­kunft si­chern. Aus­stel­lun­gen fan­den in den fol­gen­den Jah­ren je­doch meist nur noch auf re­gio­na­ler Ebe­ne statt. 1961 wur­de Men­se mit dem Bun­des­ver­dienst­kreuz aus­ge­zeich­net. 1964 ließ er sich als Kan­di­dat der FDP für die Stadt­rats­wahl in Bad Hon­nef no­mi­nie­ren. Seit Be­ginn der 1950er Jah­re nä­her­te sich Men­se in sei­nen Ar­bei­ten sti­lis­tisch und mo­ti­visch wie­der sei­ner Kunst aus den 1910er und 20er Jah­ren, was wohl vor al­lem dar­in be­grün­det war, dass er mit der Wie­der­ent­de­ckung des Ex­pres­sio­nis­mus durch die deut­sche Öf­fent­lich­keit in der künst­le­ri­schen Rück­wen­dung ei­ne ren­ta­ble­re be­ruf­li­che Ba­sis er­kann­te. Je­doch er­reich­ten die­se Bil­der nicht mehr die Qua­li­tät der Früh­zeit. Gleich­zei­tig wei­sen ei­ni­ge Ar­bei­ten des Spät­werks in Wei­ter­ent­wick­lung sei­ner Kunst der drei­ßi­ger Jah­re ei­nen zu­neh­mend kind­lich nai­ven Mal­stil auf. Der Künst­ler starb am 11.8.1965 in Kö­nigs­win­ter.

Im Bon­ner Stadt­teil Busch­dorf ist ei­ne Stra­ße nach dem Künst­ler be­nannt.

Autobiographie

Au­to­bio­gra­phie, in: Der Ara­rat 9 (1920), S. 105.

Werke (Auswahl)

1910/1911 - Waid­markt, Ge­mäl­de,  Pri­vat­be­sitz

um 1912 - Bahn­hof an der Them­se, Aqua­rell, Pri­vat­be­sitz

1913 - Strom­land­schaft, Ge­mäl­de, Kunst­mu­se­um Bonn

1913 - Ba­den­de, Ge­mäl­de, LWL Mu­se­um für Kunst und Kul­tur, Müns­ter

1913 - Pfer­de­schwem­me, Hin­ter­glas­ma­le­rei, Pri­vat­be­sitz

1914 - Ma­don­na mit Kind, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz

um 1918 - 6 Li­tho­gra­phi­en von Carl Men­se, Axel Juncker Ver­lag Ber­lin, Lin­denau-Mu­se­um Al­ten­burg

1918/1919 - Mat­hil­de Buhr mit Kat­ze, Ge­mäl­de,  Mu­se­um Schloss Hom­burg, Nüm­brecht

um 1919 - Adam und Eva im Pa­ra­dies, Ge­mäl­de, Kunst­mu­se­um Bonn

vor 1920 - Tür­be­schlag, Pri­vat­be­sitz

1922 - Bild­nis Hein­rich Ma­ria Davring­hau­sen, Ge­mäl­de, Mu­se­um Lud­wig, Köln

1924 - Bild­nis Don Do­me­ni­co, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz

um 1933 - Land­schaft im Ber­gi­schen Land, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz

um 1935 - Blick über Rhein­breit­bach auf das Sie­ben­ge­bir­ge, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sitz

vor 1952 - Män­ner im Boot (Süd­län­di­sche Fi­scher), Pri­vat­be­sitz

1953 - Selbst­bild­nis, Ge­mäl­de, Pri­vat­be­sit­z 

Werkverzeichnis

Dren­ker-Na­gels, Kla­ra, Car­lo Men­se. Sein Le­ben und sein Werk von 1909 bis 1939, Köln 1993.

Literatur

Car­lo Men­se. Der Fluss des Le­bens, in: Schrif­ten­rei­he des Ver­eins Au­gust Ma­cke Haus e. V. 33, Bonn 2000.

Er­tel, K. F., Car­lo Men­se, Rin­gen­berg (1960).

Graf, Os­kar Ma­ria, Der Ma­ler Carl Men­se, in: Der Ci­ce­ro­ne 15 (1923), S. 380-386.

Lüth­gen, Eu­gen, Carl Men­se, in: Deut­sche Kunst und De­ko­ra­ti­on 50 (1922), S. 58-66.

Mey­er, Al­fred, Carl Men­se, in: Deut­sche Kunst und De­ko­ra­ti­on 56 (1925), S. 139-140.

Roh, Franz, Carl Men­se, in: Die Ho­ren 2 (1925/26), S. 145-150.

Schür­mey­er, W., Carl Men­se, in: Das Kunst­blatt 3 (1919), S. 33-40.

Witt­haus, Wer­ner, Carl Men­se. In: Die Kunst für al­le 71 (1935), S. 1-8. 

Carlo Mense, Porträt von Elly Ney, 1958, Öl auf Leinwand. (Foto: Reni Hansen, Kunstmuseum Bonn)

 
Zitationshinweis

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Pesch, Martin, Carlo Mense, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/carlo-mense-/DE-2086/lido/60daf80bdda366.23811906 (abgerufen am 20.04.2024)