Zu den Kapiteln
Schlagworte
Edith Strasser – besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Claudia Doren – war eine beliebte Fernsehansagerin, die von den 1950er bis zu den 1980er Jahren häufig im Regionalprogramm des WDR sowie im Abendprogramm der ARD zu sehen war.
Edith Strasser – ihren Künstlernamen Doren betonte sie stets auf der ersten Silbe – wurde am 4.11.1931 als Tochter eines Gastwirtes im saarländischen Neunkirchen geboren. Über ihre Herkunftsfamilie, Kindheit und Jugend ist nur wenig bekannt. Nach der Mittleren Reife absolvierte sie eine Dolmetscherausbildung im Fach Französisch an der Berlitz School in Saarbrücken und ging nach dem Examen nach Wiesbaden, wo sie Schauspielunterricht bei Herta Genzmer (1896-1971) nahm. Ihr erstes Engagement führte sie nach Oberhausen.
1953 bewarb sich Claudia Doren um eine Schauspielrolle beim Fernsehen des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) in Köln. Dort ließ man sie auch im Behelfsstudio in der Kölner Universität eine Testansage für das Fernsehprogramm sprechen. Claudia Doren erinnerte sich, dass sie nach der Begrüßung „Guten Abend, meine Damen und Herren! Sie empfangen unser Programm in Hannover auf Kanal 20, in Berlin auf Kanal 60“ einen blackout hatte. Dennoch bot man ihr eine freie Mitarbeit an, die sie allerdings ablehnte. Ihr Traum war es, Schauspielerin zu werden. In Köln trat sie im Millowitsch-Theater auf, unter anderem in der Produktion „Charlys Tante“ (1954), und knüpfte eine lebenslange Freundschaft zu dem Prinzipal Willy Millowitsch. Darüber hinaus arbeitete sie als Sprecherin für Werbetexte und als Fotomodell. Schließlich habe sie aber, berichtete sie später, an ihrem Talent zu zweifeln begonnen und sich daher beruflich umorientiert.
Am 1.10.1955 erhielt sie ein Engagement als Fernsehansagerin im Regionalprogramm des Saarländischen Rundfunks (SR) in Saarbrücken. Dort spielte sie auch ihre einzige Hauptrolle in der Krimi-Produktion „Der Flauschmantel“. Die nächste Station ihrer Karriere war der Norddeutsche Rundfunk (NDR) in Hamburg, wo sie ab dem Sommer 1956 als Fernsehansagerin eingesetzt wurde, erstmals auch im Gemeinschaftsprogramm der ARD. Da sie introvertiert gewesen sei, habe sie das Lächeln vor der Kamera allerdings erst lernen müssen, berichtete sie aus der Rückschau. Die Kollegen im Studio hätten ihr dabei die Arbeit erleichtert, indem sie beispielsweise Stofftiere an der Kamera aufgehängt hätten. 1956 kehrte Claudia Doren nach Köln zurück. Sie heiratete den Musikwissenschaftler, Komponisten und Jazz-Pianisten Dr. Roland Kovac (1927-2013). Aus der Ehe gingen die Söhne Alexander (geboren 1959) und Boris (geboren 1961) hervor. 1966 wurde die Ehe geschieden.
Am 1.12.1957 stieß Claudia Doren schließlich als Fernsehansagerin zum Westdeutschen Rundfunk (WDR). Geschätzt wurde sie vor allem für ihre angenehme Stimme mit dem warmen Timbre, ihr damenhaftes Auftreten und ihre ruhigen Ausstrahlung - obwohl sie selbst mit starkem Lampenfieber zu kämpfen hatte. Ende der 1960er Jahre war Claudia Doren die meistbeschäftigte Fernsehansagerin des WDR. Sie sprach 80 Prozent der Generalansagen und 50 Prozent der Programmvorschauen des Westdeutschen Fernsehens (Westdeutsches Fernsehen/wdf, das heißt des 3. Fernsehprogramms) und war darüber hinaus sechs- bis neunmal pro Monat im Abendprogramm der ARD zu sehen.
Abgesehen davon arbeitete Claudia Doren als Ansagerin und Moderation des Hörfunkmagazins „Mosaik“ und am Servicetelefon der Fernseh-Sendeleitung. Eine kleine Rolle – eine Fernsehansagerin – spielte sie in dem WDR-Film „Gambit“, der am 18.2.1987 ausgestrahlt wurde, und in der Produktion „Monty Pythons Fliegender Zirkus“ von 1971. Auch hier verkörperte sie eine Fernsehansagerin.
Die einzige größere Panne der als diszipliniert und zuverlässig geltenden Ansagerin ereignete sich am 30.10.1962. Dabei verpatzte sie eine Ansage durch einen Lachanfall, der schließlich die gesamte Studio-Besetzung ansteckte. Wie es zu dem Vorfall kam, erläuterte Claudia Doren tags darauf in einem Entschuldigungsschreiben an den Fernsehdirektor des WDR. So hatte sie vor ihrer Live-Ansage in der Maske einen Beitrag des Bayerischen Rundfunks angesehen, den sie dann am Ansagetisch im Studio weiterverfolgte. Dabei ging es um die mangelnde Hilfe von Männern im Haushalt. Gezeigt wurde, satirisch übersteigert, ein US-Offizier mit einer umgebundenen Spitzenschürze beim Spülen mit Gummihandschuhen. Als Claudia Doren sich ihren Mann und ihre Kollegen im Studio in dieser Aufmachung vorstellte, war es um sie geschehen: "Diese Vorstellung reizte meine Lachnerven." Zu allem Überfluss wurde der Nachspann des Films früher als erwartet ausgestrahlt, und der Kameramann gab das vereinbarte Zeichen für Doren, dass sie auf Sendung sei, zu spät. „Ich mußte lachen, das Lachen ging auf meine Stimme über, und dann war plötzlich nichts mehr zu machen“, fuhr sie fort, „Jedermann im Studio wurde vom tollen Lachen gepackt.“ Sie sei es gewohnt, sich diszipliniert zu verhalten und hätte nicht gedacht, dass eine solche Panne ihr passieren könne, aber: „Dieses Lachen … war stärker als ich.“
Ihr 30-jähriges Dienstjubiläum als Ansagerin erlebte Claudia Doren nicht mehr. Das letzte Mal war sie im September 1986 auf dem Bildschirm zu sehen. Die dienstälteste Ansagerin des Westdeutschen Rundfunks starb am 19.2.1987 infolge einer Krebserkrankung in einem Kölner Krankenhaus. Die Trauerfeier fand am 26. Februar auf dem Melatenfriedhof in Köln statt. Claudia Dorens Asche wurde, ihren Wunsch nach einem Seebegräbnis erfüllend, in der Nordsee verstreut.
Literatur
Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, Band 2: Der Sender: Weltweit nah dran 1956-1985, hg. v. Klaus Katz [u.a.], Köln 2006, S. 211-218.
Claudia Doren, undatierte Aufnahme. (Kölnische Rundschau | www.grevenarchivdigital.de)
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Bernard, Birgit, Claudia Doren, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/claudia-doren/DE-2086/lido/64ca0e27c95ed3.20673309 (abgerufen am 22.04.2025)
Veröffentlicht am 22.08.2023, zuletzt geändert am 28.10.2024