Clemens August von Bayern

Erzbischof und Kurfürst von Köln (1700-1761)

Andreas Rutz (Bonn)

Clemens August, Kurfürst von Köln, Gemälde von George Desmarées, um 1746. (Stadtmuseum Bonn)

Cle­mens Au­gust von Bay­ern (aus dem Hau­se Wit­tels­bach) wur­de von sei­nen Zeit­ge­nos­sen als ‚Mon­sieur des cinq ég­li­ses’ (Herr der fünf Kir­chen) be­zeich­net, denn er war nicht nur Kur­fürst und Erz­bi­schof von Köln, son­dern auch Fürst­bi­schof von Pa­der­born, Müns­ter, Hil­des­heim und Os­na­brück un­d da­mit ei­ner der wich­tigs­ten geist­li­chen Fürs­ten sei­ner Zeit.

Er wur­de am 18.8.1700 in Brüs­sel ge­bo­ren. Sein Va­ter, Ma­xi­mi­li­an II. Ema­nu­el (1662-1714, Re­gie­rungs­zeit 1679-1706 und 1714-1726), war baye­ri­scher Kur­fürst, sei­ne Mut­ter, The­re­sia Ku­ni­gun­de (1676-1730), ei­ne Toch­ter des pol­ni­schen Kö­nigs Jo­hann III. So­bie­ski (1624-1696, Re­gie­rungs­zeit 1674-1696). Gro­ße Tei­le sei­ner Kind­heit und Ju­gend ver­brach­te Cle­mens Au­gust mit sei­nen Ge­schwis­tern un­ter kai­ser­li­cher Auf­sicht in Kla­gen­furt und Graz (1706-1715), wo die jun­gen Wit­tels­ba­cher ei­ne stan­des­ge­mä­ße Aus­bil­dung ge­nos­sen. Die El­tern leb­ten in die­ser Zeit auf­grund des Schei­terns Ma­xi­mi­li­an Ema­nu­els im Spa­ni­schen Erb­fol­ge­krieg (1701-1714) und der da­mit im Zu­sam­men­hang ste­hen­den Ver­hän­gung der Reichs­acht im Exil.

 

Nach Rück­kehr der Fa­mi­lie nach Mün­chen wur­de Cle­mens Au­gust wie sei­ne Brü­der Phil­ipp Mo­ritz (1698-1719) und Jo­hann Theo­dor (1703-1763) für den geist­li­chen Stand be­stimmt. Ne­ben dem Ver­sor­gungs­as­pekt war hier­für aus­schlag­ge­bend, dass Cle­mens Au­gust als Fürst ei­nes geist­li­chen Ter­ri­to­ri­ums die wit­tels­ba­chi­sche Haus­macht stär­ken soll­te. Noch 1715 er­hielt er die ers­te Ton­sur (sym­bo­li­sche Ra­sur des Hin­ter­kop­fes) und wur­de Ko­ad­ju­tor sei­nes On­kels Jo­seph Cle­mens (1671-1723) in Re­gens­burg. Nach des­sen Re­si­gna­ti­on (Amts­ver­zicht) wur­de er 1716 Fürst­bi­schof von Re­gens­burg (bis 1719). Mit sei­nem Bru­der Phil­ipp Mo­ritz reis­te Cle­mens Au­gust En­de 1716 nach Rom, um dort zu stu­die­ren. Er ver­ließ Rom 1719, nach­dem er an­stel­le sei­nes plötz­lich ver­stor­be­nen Bru­ders Phil­ipp Mo­ritz zum Fürst­bi­schof von Müns­ter und Pa­der­born ge­wählt wor­den war. Schon 1718 hat­te er die Prob­s­tei von Alt­öt­ting (bis 1721) er­hal­ten, 1719 ka­men Dom­ka­no­ni­ka­te in Köln (bis 1723) und Lüt­tich (bis 1757) hin­zu. In Köln wur­de er 1722 Ko­ad­ju­tor und im No­vem­ber 1723 Nach­fol­ger sei­nes On­kel­s Jo­seph Cle­mens im Amt des Kur­fürs­ten und Erz­bi­schofs. Zum fünf­ten Mal in Fol­ge wur­de da­mit ein Wit­tels­ba­cher mit die­ser wich­ti­gen geist­li­chen Kur be­traut.

In den fol­gen­den Jah­ren bau­te Cle­mens Au­gust sei­ne Po­si­ti­on im Nord­wes­ten des Rei­ches noch wei­ter aus: 1724 wur­de er Bi­schof von Hil­des­heim und 1728 Bi­schof von Os­na­brück; le­dig­lich in Lüt­tich konn­te er sich nicht durch­set­zen. 1732 fiel ihm schlie­ß­lich noch das Amt des Hoch- und Deutsch­meis­ters des Deut­schen Or­dens zu, ei­ne tra­di­tio­nell von den Habs­bur­gern und de­ren Par­tei­gän­gern be­setz­te Po­si­ti­on. Bis zur Pries­ter­wei­he 1725 stan­den Cle­mens Au­gust zur Ver­wal­tung der Spi­ri­tua­li­en (geist­li­che Auf­ga­ben) Koad­mi­nis­tra­to­ren zur Sei­te; die Bi­schofs­wei­he er­folg­te 1727.

Cle­mens Au­gusts Po­si­ti­on in der Reichs­kir­che so­wie die La­ge und Grö­ße des von ihm be­herrsch­ten Ter­ri­to­ri­en­kom­ple­xes mach­ten ihn für die eu­ro­päi­schen Gro­ß­mäch­te der da­ma­li­gen Zeit – Frank­reich, Eng­land, Ös­ter­reich und das auf­stre­ben­de Preu­ßen – zu ei­nem um­wor­be­nen Bünd­nis­part­ner. Er ging mit die­sen Mäch­ten wech­seln­de Ko­ali­tio­nen ein, stets la­vie­rend zwi­schen Pa­ris und Wien: Mal ar­bei­te­te er mit Frank­reich zu­sam­men und folg­te da­mit der ge­gen Ös­ter­reich ge­rich­te­ten wit­tels­ba­chi­schen Tra­di­ti­on und sei­nem Bru­der Kur­fürst  Karl Al­brecht von Bay­ern (1697-1745; Re­gie­rungs­zeit als baye­ri­scher Kur­fürst Karl I. 1726-1745, als Kai­ser Karl VII. 1742-1745).

Dann nä­her­te er sich wie­der dem habs­bur­gi­schen Kai­ser, dem Ga­ran­ten des Rei­ches und sei­ner ei­ge­nen geist­li­chen Herr­schaft an – ei­ne Po­li­tik, die ins­be­son­de­re von sei­nem Ers­ten Mi­nis­ter Fer­di­nand von Plet­ten­berg und Wit­tem (1690-1737) fa­vo­ri­siert wur­de. Ne­ben po­li­ti­schen Er­wä­gun­gen spiel­ten da­bei nicht zu­letzt Sub­si­di­en­zah­lun­gen (‚Hilfs­gel­der’) ei­ne ent­schei­den­de Rol­le, die Kur­k­öln zwi­schen­zeit­lich auch zum Part­ner der mit Ös­ter­reich ver­bün­de­ten See­mäch­te Eng­land und Hol­land mach­ten. Nach dem „ren­ver­se­ment des al­li­an­ces" (Um­keh­rung der Al­li­an­zen durch Be­en­di­gung des habs­bur­gisch-fran­zö­si­schen Ge­gen­sat­zes) stand Cle­mens Au­gust im Sie­ben­jäh­ri­gen Krieg (1756-1763) wie an­de­re geist­li­che Fürs­ten auf der Sei­te der ka­tho­li­schen Mäch­te Frank­reich und Ös­ter­reich ge­gen Preu­ßen und Eng­land-Han­no­ver.

Die For­schung ist mit Cle­mens Au­gust auf­grund sei­ner wech­sel­haf­ten Au­ßen­po­li­tik hart ins Ge­richt ge­gan­gen. Er ha­be ei­ne „cha­rak­ter­lo­se Po­li­tik" be­trie­ben (Leo­nard En­nen), sei „ein schwa­cher Mensch" und „po­li­tisch oh­ne fes­ten Wil­len" (Max Brau­bach), „la­bil und schwan­kend" (Er­win Gatz), „oh­ne kla­res Kon­zept" (Alois Schrö­er) ge­we­sen. Auch wenn Cle­mens Au­gust viel­fach un­si­cher in sei­nen po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen ge­we­sen sein mag und sich stark von sei­nen Be­ra­tern und den ihn um­ge­ben­den Per­so­nen be­ein­flus­sen ließ, ist die­se Kri­tik zu re­la­ti­vie­ren. Sei­ne Po­li­tik zeigt nur zu deut­lich die Zwän­ge ei­nes geist­li­chen Fürs­ten des 18. Jahr­hun­derts: Zwar ver­sam­mel­te Cle­mens Au­gust fünf Fürst­bis­tü­mer in sei­ner Hand. Die­se bil­de­ten aber kei­nen ein­heit­li­chen, zen­tral re­gier­ten Ter­ri­to­ri­al­kom­plex, son­dern be­wahr­ten je­weils ih­re Ei­gen­stän­dig­keit.

Der Ein­fluss der Land­stän­de, ins­be­son­de­re der Dom­ka­pi­tel, war hoch. Cle­mens Au­gust hat­te da­her trotz sei­ner zahl­rei­chen Äm­ter und Herr­schafts­ti­tel kei­ne um­fang­rei­che Macht­ba­sis. Schlie­ß­lich fehl­te ihm ei­nes der wich­tigs­ten Macht­mit­tel des ab­so­lu­tis­ti­schen Staa­tes – ein schlag­kräf­ti­ges Heer. Sei­ne Trup­pen reich­ten nicht ein­mal zur Ver­tei­di­gung. Cle­mens Au­gust war dem­entspre­chend in Kriegs­zei­ten ge­zwun­gen, Ver­bün­de­te zu su­chen, um den Fort­be­stand sei­ner geist­li­chen Herr­schaft zu si­chern und sei­ne Län­der so weit wie mög­lich aus Kriegs­hand­lun­gen her­aus­zu­hal­ten.

Ein häu­fi­ger Wech­sel der Ko­ali­tio­nen, wie von Cle­mens Au­gust prak­ti­ziert, war nicht blo­ßer Aus­druck von Cha­rak­ter­schwä­che, son­dern kann auch als Ver­such in­ter­pre­tiert wer­den, sich den wan­deln­den Macht­ver­hält­nis­sen auf dem eu­ro­päi­schen Kon­ti­nent an­zu­pas­sen und für die ei­ge­nen Ter­ri­to­ri­en die po­li­tisch und mit Blick auf die reich­li­chen Sub­si­di­en­zah­lun­gen auch fi­nan­zi­ell je­weils güns­tigs­te Ver­bin­dung ein­zu­ge­hen. Die viel ge­schol­te­ne „Wet­ter­fah­ne des Rei­ches" – so Ma­ria The­re­si­as Gat­te Franz Ste­phan von Loth­rin­gen (1708-1765, Re­gie­rungs­zeit als Kai­ser Franz I. 1745-1765) – han­del­te po­li­tisch durch­aus ra­tio­nal und im Rah­men sei­ner Mög­lich­kei­ten er­folg­reich. Dass für Cle­mens Au­gust nicht nur Reichs­fürs­ten, son­dern auch aus­wär­ti­ge Mäch­te als Part­ner in Fra­ge ka­men, war zu­min­dest für die na­tio­nal den­ken­den His­to­ri­ker des 19. und der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts nicht ak­zep­ta­bel. Im au­ßen­po­li­ti­schen Kal­kül der Reichs­fürs­ten des 18. Jahr­hun­derts spiel­te das Reich frei­lich kaum ei­ne Rol­le. Ko­ali­tio­nen wur­den mit Blick auf die ei­ge­nen Vor­tei­le ge­schlos­sen und nicht mit Rück­sicht auf das Reich – und schon gar nicht die Na­ti­on. Cle­mens Au­gust bil­det hier kei­ne Aus­nah­me.

In schein­ba­rem Ge­gen­satz zu sei­ner Min­der­mäch­tig­keit steht die hö­fi­sche Pracht, die Cle­mens Au­gust in sei­nen ver­schie­de­nen Schlös­sern und Re­si­den­zen in­sze­nier­te. Den bau­li­chen Rah­men schu­fen nam­haf­te Ar­chi­tek­ten und Künst­ler, un­ter an­de­rem Jo­hann Bal­tha­sar Neu­mann, François de Cu­vil­liés der Äl­te­re (1695-1768), Jo­hann Con­rad Schlaun  und Ge­org Des­ma­rées (1697-1776). Der von sei­nem Vor­gän­ger be­gon­ne­ne Neu­bau der Bon­ner Re­si­denz wur­de eben­so fort­ge­setzt wie die Ar­bei­ten am Schloss Cle­mens­ru­he in Pop­pels­dorf. Da­ne­ben er­rich­te­te der Kur­fürst das Jagd­schloss Her­zogs­freu­de im Kot­ten­forst.

Sei­ne be­son­de­re Auf­merk­sam­keit galt aber dem Bau von Schloss Au­gus­tus­burg in Brühl mit dem be­rühm­ten Trep­pen­haus Neu­manns so­wie der Er­rich­tung des na­he ge­le­ge­nen Jagd­schlos­ses Fal­ken­lust. Auch in sei­nen Ne­ben­län­dern ent­fal­te­te Cle­mens Au­gust ei­ne viel­fäl­ti­ge Bau­tä­tig­keit (un­ter an­de­rem Re­si­denz­schlös­ser in Pa­der­born und Arns­berg, Jagd­schloss Cle­mens­werth in Sö­gel/Hümm­ling).

An die­sen Or­ten und ins­be­son­de­re an den Hö­fen in Bonn und Brühl in­sze­nier­te der Kur­fürst Be­zeich­nung ei­nes zur  Wahl des deut­schen Kö­nigs be­rech­tig­ten geist­li­chen oder welt­li­chen Reichs­fürs­ten. -Erz­bi­schof ein ba­ro­ckes Hof­le­ben, das zu den pracht­volls­ten im Reich zähl­te. Bäl­le und Fes­te der un­ter­schied­lichs­ten Art mit Mu­sik, Tanz, Thea­ter und Feu­er­werk so­wie auf­wän­di­ge Jag­den (ins­be­son­de­re Par­force- und Fal­ken­jagd) wur­den in gro­ßem Stil be­gan­gen. Teil­neh­mer die­ser Fes­ti­vi­tä­ten war we­ni­ger der land­säs­si­ge als viel­mehr der land­frem­de Adel – aus Bay­ern und Süd­deutsch­land, dem Rhein­land und West­fa­len, dem üb­ri­gen Reich so­wie aus Ita­li­en, Frank­reich und den Nie­der­lan­den. Die Pracht­ent­fal­tung ziel­te al­so nicht auf die­je­ni­gen Krei­se, die im Rah­men der Stän­de­ord­nung an der po­li­ti­schen Macht im Lan­de teil­hat­ten. Es ging nicht dar­um, die­se Kon­kur­renz durch Bin­dung an den Hof po­li­tisch zu ‚zäh­men’, wie dies der So­zio­lo­ge Nor­bert Eli­as (1897-1990) in sei­ner klas­si­schen Stu­die zur hö­fi­schen Ge­sell­schaft (1969) für den fran­zö­si­schen Hof Lud­wigs XIV. (1638-1715, Re­gie­rungs­zeit  1643/1661-1715) fest­ge­stellt hat.

Statt­des­sen re­prä­sen­tier­te der Kur­fürst auf der über­re­gio­na­len und ge­le­gent­lich in­ter­na­tio­na­len Büh­ne. Hier ver­such­te Cle­mens Au­gust sei­ne Be­deu­tung als wich­ti­ger Reichs­fürst sym­bo­lisch zur Gel­tung zu brin­gen be­zie­hungs­wei­se noch zu er­hö­hen und mit Fürs­ten zu kon­kur­rie­ren, de­nen er hin­sicht­lich sei­ner rea­len po­li­ti­schen Macht­mit­tel weit un­ter­le­gen war.

Das auf­wän­di­ge und kost­spie­li­ge Hof­le­ben in Bonn, Brühl und an­ders­wo stand al­so nicht im Ge­gen­satz zur Min­der­mäch­tig­keit Cle­mens Au­gusts, son­dern dien­te dem in sei­nen Macht­mit­teln be­schränk­ten Kur­fürs­ten als In­stru­ment der Po­li­tik. In die­sen Zu­sam­men­hang ge­hört auch die Krö­nung sei­nes Bru­ders Karl Al­brecht zum Kai­ser (Karl VII.) im Jah­re 1742, die Cle­mens Au­gust mit gro­ßem Pomp und un­ter enor­men Kos­ten in Frank­furt in­sze­nier­te. Er selbst zog mit ei­nem Ge­fol­ge von 1.600 Per­so­nen in die Reichs­stadt ein und über­traf da­bei nicht nur zah­len­mä­ßig, son­dern auch in der Pracht al­le an­de­ren Kur­fürs­ten. Jo­hann Mi­cha­el von Lo­en (1694-1776), ein mit den Hö­fen in Ber­lin und Dres­den ver­trau­ter Schrift­stel­ler, stell­te da­her fest: „Die­ser Ein­zug dün­ket mich das non plus ul­tra in der Art die­ser Ce­re­mo­ni­en zu seyn." (Zi­tat nach Win­ter­ling 1986, S. 145)

Cle­mens Au­gust lieb­te das hö­fi­sche Le­ben und ins­be­son­de­re die Jagd. Zu­gleich war er aber ein zu­tiefst re­li­giö­ser, von der ba­ro­cken Volks­fröm­mig­keit ge­präg­ter Mensch. Dies zeigt sich ins­be­son­de­re an der von ihm prak­ti­zier­ten Ma­ri­en­ver­eh­rung und dem in­ten­si­ven Kon­takt mit der Kauf­beu­rener Fran­zis­ka­ne­rin Cre­scen­tia Höß (1682-1744). Dar­über hin­aus trat er als Stif­ter und Wohl­tä­ter zahl­rei­cher Klös­ter auf, wie­der­er­rich­te­te das Köl­ner Pries­ter­se­mi­nar (Se­mi­na­ri­um Cle­men­ti­num, 1736) und mach­te des­sen Be­such für die Pries­ter­amtskan­di­da­ten sei­ner Diö­ze­se ver­pflich­tend (1749), in­iti­ier­te den Bau der Hl. Stie­ge und des Hl. Gra­bes auf dem Kreuz­berg in Bonn und stif­te­te in Müns­ter ein Kran­ken­haus (St. Cle­mens-Hos­pi­tal, 1735).

Den Ver­such ei­ner stär­ke­ren In­te­gra­ti­on sei­ner ver­schie­de­nen Ter­ri­to­ri­en un­ter­nahm Cle­mens Au­gust nicht. Der Schwer­punkt sei­ner Po­li­tik lag im Kur­staat, wäh­rend die west­fä­li­schen Stif­te weit­ge­hend der Ver­wal­tung der dor­ti­gen Stän­de über­las­sen wur­den. Die nach Plet­ten­bergs Sturz (1733) ein­ge­rich­te­te Ge­hei­me Kon­fe­renz zur Un­ter­stüt­zung sei­ner Re­gie­rung konn­te sich nicht dau­er­haft eta­blie­ren. In­nen­po­li­tisch wich­tig, wenn­gleich eben­falls nur be­dingt er­folg­reich, wa­ren Cle­mens Au­gusts Be­mü­hun­gen, die Ver­kehrs­we­ge sei­ner Lan­de zwecks wirt­schaft­li­cher Be­le­bung aus­zu­bau­en (un­ter an­de­rem Max-Cle­mens-Ka­nal, seit 1724). Rich­tungs­wei­send hin­ge­gen war die In­ten­si­vie­rung der Straf­ver­fol­gung, un­ter an­de­rem durch die Grün­dung von Zucht­häu­sern in Kai­sers­werth (1736) und Müns­ter (1732/1738) und die Ein­set­zung ei­ner Po­li­zei­trup­pe (1751).

Cle­mens Au­gust starb am 6.2.1761 auf der Fes­te Eh­ren­breit­stein bei Ko­blenz an Herz­ver­sa­gen. Sein Leich­nam wur­de am 31. März vor der Drei­kö­ni­gen­ka­pel­le im Köl­ner Dom bei­ge­setzt. Nach sei­nem Tod zer­fiel der wit­tels­ba­chi­sche Ter­ri­to­ri­al­kom­plex im Nord­wes­ten. Re­gio­na­le Kräf­te setz­ten sich durch und lei­te­ten ei­ne Po­li­tik der in­ne­ren Kon­so­li­die­rung jen­seits dy­nas­ti­scher Am­bi­tio­nen und eu­ro­päi­scher Al­li­an­zen ein.

Quellen

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Stoll­berg-Ri­lin­ger, Bar­ba­ra (Hg.), Das Hof­rei­se­jour­nal des Kur­fürs­ten Cle­mens Au­gust von Köln 1719-1745, Sieg­burg 2000.

Literatur

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Kur­fürs­t Cle­mens Au­gust. Lan­des­herr und Mä­zen des 18. Jahr­hun­derts. Aus­stel­lungs­ka­ta­log Brühl, Köln 1961.
Miersch, Mar­tin, Das Bild des Elec­teur Soleil. Cle­mens Au­gust (1700-1761), Mar­burg 2007.
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Zehn­der, Frank Gün­ter/Schäf­ke, Wer­ner (Hg.), Der Riss im Him­mel. Cle­mens Au­gust und sei­ne Epo­che, 8 Bän­de u. 1 Ka­ta­log­band, Köln 1999-2000.

Online

Brau­bach, Max, Ar­ti­kel „Cle­mens Au­gust", in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 3 (1957), S. 282. [On­line]

Kurfürst Clemens August als Hochmeister des Deutschherrenordens, Gemälde von George Desmarées, um 1746. (Stadtmuseum Bonn)

 
Zitationshinweis

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Rutz, Andreas, Clemens August von Bayern, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/clemens-august-von-bayern/DE-2086/lido/57c68cffb4d684.72106626 (abgerufen am 15.10.2024)