Clemens Klotz

Architekt (1886-1969)

Björn Thomann (Suderburg)
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Cle­mens Klotz zählt zu den füh­ren­den Ar­chi­tek­ten wäh­rend des "Drit­ten Rei­ches". Er zeich­ne­te für die Ent­wür­fe der NS-Or­dens­bur­gen Vo­gel­sang in der Ei­fel und Kröss­in­see in Pom­mern ver­ant­wort­lich und ent­wi­ckel­te Plä­ne zu ei­ner ar­chi­tek­to­ni­schen Um­ge­stal­tung Kölns im Sin­ne der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ideo­lo­gie.

Cle­mens Klotz wur­de am 31.5.1886 in Köln als zwei­ter Sohn des Buch­händ­lers Pe­ter Klotz und des­sen Frau Eli­sa­beth Berg ge­bo­ren. 1900 be­gann er sei­ne ar­chi­tek­to­ni­sche Aus­bil­dung in Köln, wo er Schü­ler der re­nom­mier­ten Ar­chi­tek­ten Hein­rich Band (1855-1919) und Carl Mo­ritz (1863-1944) war. 1906 setz­te er sei­ne Aus­bil­dung in Dres­den fort, un­ter­nahm im An­schluss Stu­di­en­rei­sen nach Grie­chen­land und Ita­li­en, ehe er sich 1910 als Pri­vat­ar­chi­tekt in sei­ner Hei­mat­stadt Köln nie­der­ließ.

In künst­le­ri­scher Hin­sicht mar­kier­ten die zwan­zi­ger Jah­ren den Hö­he­punkt sei­nes ar­chi­tek­to­ni­sches Wir­kens, wel­ches sich vor al­lem auf den Be­reich der Köl­ner Neu­stadt kon­zen­trier­te. Da­bei zeich­ne­te er für den Bau zahl­rei­cher Vil­len, aber auch für Miets­häu­ser, Sied­lungs­an­la­gen und Bü­ro­ge­bäu­de ver­ant­wort­lich. Als cha­rak­te­ris­tisch er­wies sich sein Be­stre­ben, ei­nen Aus­gleich zwi­schen tra­di­tio­na­lis­ti­schen Ele­men­ten der Bau­leh­re ei­ner­seits und der Mo­der­ne mit ih­ren auf Zweck­mä­ßig­keit aus­ge­rich­te­ten For­men an­de­rer­seits zu fin­den. An sei­nen Ge­bäu­den las­sen sich dar­über hin­aus An­leh­nun­gen an die klas­si­sche Ar­chi­tek­tur der An­ti­ke eben­so be­ob­ach­ten wie die be­hut­sa­me In­te­gra­ti­on re­gio­nal­ty­pi­scher Bau­for­men. 1930 lehn­te Klotz ei­ne Be­ru­fung zum Di­rek­tor der staat­li­chen Hoch­schu­le für Bau­kunst in Wei­mar ab, um sei­ne Tä­tig­keit als ei­gen­stän­di­ger Ar­chi­tekt in Köln fort­set­zen zu kön­nen.

Be­reits zu Be­ginn der drei­ßi­ger Jah­re lern­te Klotz den spä­te­ren Reichs­ar­beits­füh­rer Ro­bert Ley ken­nen, der sich als der ent­schei­den­de För­de­rer sei­ner Kar­rie­re wäh­rend des Drit­ten Rei­ches er­wei­sen soll­te. 1933 wur­de Klotz Mit­glied in der NS­DAP und zeich­ne­te ne­ben meh­re­ren klei­ne­ren Pro­jek­ten in den fol­gen­den Jah­ren vor al­lem für die Ver­wirk­li­chung drei­er bau­li­cher Gro­ß­pro­jek­te des NS-Re­gimes im Auf­trag der von Ley ge­führ­ten Deut­schen Ar­beits­front (DAF) ver­ant­wort­lich. Als „Ar­chi­tekt der Reichs­lei­tung für die Er­rich­tung der Schu­lungs­bau­ten der NS­DAP und der DAF" er­hielt er 1933 zu­nächst den Auf­trag zur Pla­nung der als Reich­schu­lungs­an­stal­ten kon­zi­pier­ten Or­dens­bur­gen Kröss­in­see und Vo­gel­sang. Die­se Bau­ten, bei de­nen Klotz die land­schafts­be­zo­ge­ne For­men­spra­che der Hei­mat­schutz­ar­chi­tek­tur mit Ele­men­ten der von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten be­vor­zug­ten Re­prä­sen­ta­ti­ons- und Herr­schafts­ar­chi­tek­tur zu ver­knüp­fen such­te, wur­den bis 1936 in we­sent­li­chen Ab­schnit­ten fer­tig ge­stellt. Die Ent­wür­fe von Klotz sa­hen bei bei­den Pro­jek­ten dar­über hin­aus wei­te­re Bau­maß­nah­men vor, die je­doch zum gro­ßen Teil nicht mehr ver­wirk­licht wur­den. 1935 wur­de Klotz von Ley mit der Pla­nung des See­ba­des Pro­ra auf der In­sel Rü­gen be­auf­tragt. Sei­ne Ent­wür­fe, wel­che die Er­rich­tung ei­ner sich über ei­ne Län­ge von 4,5 Ki­lo­me­tern er­stre­cken­den Ho­tel­stadt vor­sa­hen, fan­den auch in­ter­na­tio­na­le An­er­ken­nung und wur­den auf der Welt­aus­stel­lung 1937 mit ei­nem „Grand Prix" prä­miert. Klotz be­dien­te sich beim Bau die­ser An­la­ge ei­ner für die Zweck­bau­ten des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ty­pi­schen funk­tio­na­lis­ti­schen For­men­spra­che. Die­se un­ter­schied sich deut­lich von sei­nen Ent­wür­fen für ideo­lo­gi­sche und po­li­ti­sche Re­prä­sen­ta­ti­ons­bau­ten, die vor­nehm­lich dem Stil des Neo­klas­si­zis­mus ver­haf­tet wa­ren. Die Ar­bei­ten am See­bad Pro­ra be­gan­nen 1937 und wur­den erst 1943 end­gül­tig ein­ge­stellt.

Die Mehr­heit der von Klotz in den drei­ßi­ger Jah­ren ge­plan­ten Bau­pro­jek­te wur­de nicht ver­wirk­licht. Zu die­sen ge­hört auch der Ent­wurf ei­ner wei­te­ren Or­dens­burg na­he der mit­tel­al­ter­li­chen Ma­ri­en­burg in West­preu­ßen von 1939. In das Jahr 1941 da­tiert fer­ner der Ent­wurf ei­ner mo­nu­men­ta­len Or­dens­burg an der Weich­sel. Das wich­tigs­te ihm über­tra­ge­ne Pro­jekt be­traf al­ler­dings die ge­plan­te ar­chi­tek­to­ni­sche Um­ge­stal­tung Kölns. Sei­ne Ent­wür­fe sa­hen die na­he­zu voll­stän­di­ge Be­sei­ti­gung der Stadt­tei­le Deutz und Kalk zu­guns­ten ei­nes neu­en po­li­ti­schen und kul­tu­rel­len Stadt­zen­trums vor. Ein an die Bau­tra­di­ti­on an­ti­ker Tem­pel an­knüp­fen­des, neo­klas­si­zis­ti­sches Ver­samm­lungs­haus soll­te in ar­chi­tek­to­ni­scher Ein­heit mit ei­nem zur Rhein­sei­te hin aus­ge­rich­te­ten Auf­marsch­platz den zen­tra­len Punkt die­ses ach­sen­sym­me­trisch ge­glie­der­ten, mo­nu­men­ta­len Gau­fo­rums bil­den. Der Ent­wurf ent­stand in di­rek­ter An­leh­nung an die Plä­ne Al­bert Speers (1905-1981) zur Um­ge­stal­tung Ber­lins.

Ob­wohl Klotz am 31.5.1936 von Adolf Hit­ler (1889-1945) zum Pro­fes­sor er­nannt und 1937 in die Preu­ßi­sche Aka­de­mie der Küns­te auf­ge­nom­men wur­de, galt er un­ter den füh­ren­den Ar­chi­tek­ten des "Drit­ten Reichs" als Au­ßen­sei­ter und Em­por­kömm­ling, der sei­ne ex­po­nier­te Po­si­ti­on we­ni­ger sei­ner fach­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­on als viel­mehr sei­ner Freund­schaft zu Ro­bert Ley zu ver­dan­ken schien. Tat­säch­lich blieb der seit dem Aus­bruch des Zwei­ten Welt­kriegs schwin­den­de po­li­ti­sche Ein­fluss Leys auch für Klotz nicht oh­ne Fol­gen. Im Rah­men der von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten er­ar­bei­te­ten Kon­zep­te zum Wie­der­auf­bau der zer­stör­ten deut­schen Städ­te ab 1942 fand sein Na­me be­reits kei­ne Be­rück­sich­ti­gung mehr.

Im Ge­gen­satz zu an­de­ren nam­haf­ten Ar­chi­tek­ten der NS-Zeit wie Wil­helm Kreis (1873-1955) oder Her­mann Gies­ler (1898-1987), konn­te Klotz in der Nach­kriegs­zeit nicht mehr an sei­ne be­deu­ten­de Rol­le wäh­rend des NS-Re­gimes an­knüp­fen. Sei­ne sich nach wie vor an den mo­nu­men­ta­len Ge­stal­tungs­prin­zi­pi­en des "Drit­ten Reichs" ori­en­tie­ren­den Ent­wür­fe er­wie­sen sich nach 1945 als nicht mehr zeit­ge­mäß.

Cle­mens Klotz starb am 18.8.1969 in sei­nem Haus in Köln-Bay­en­thal.

Literatur

Le­ser, Pe­tra, Der Köl­ner Ar­chi­tekt Cle­mens Klotz (1886-1969), Köln 1991.
Sa­win­ski, Rolf, Die Or­dens­bur­g Kröss­in­see in Pom­mern – Von der NS-Or­dens­bur­g zur pol­ni­schen Ka­ser­ne, Aa­chen 2004.
Schmitz-Ehm­ke, Ruth, Die ehe­ma­li­ge Or­dens­bur­g Vo­gel­sang – Ar­chi­tek­tur, Bau­plas­tik, Aus­stat­tung, Um­nut­zung, Worms 2008.

 
Zitationshinweis

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Thomann, Björn, Clemens Klotz, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/clemens-klotz/DE-2086/lido/57c935bed93d53.22828730 (abgerufen am 12.11.2024)