Familie Boch

Unternehmerfamilie (1700-1988)

Peter Burg (Münster)

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Einleitung

Die aus Loth­rin­gen (Au­dun-le-Ti­che) stam­men­de Fa­mi­lie Boch bau­te ein welt­weit füh­ren­des Un­ter­neh­men auf, das haupt­säch­lich Ge­schirr, Flie­sen und Sa­ni­tär­ke­ra­mik pro­du­ziert und ver­treibt. Mit dem Er­werb der sä­ku­la­ri­sier­ten Be­ne­dik­ti­ner­ab­tei St. Pe­ter in Mett­lach im Jah­re 1809 fass­te sie Fuß an der Saar. Die ehe­ma­li­ge Ab­tei be­her­berg­te bis weit ins 20. Jahr­hun­dert den Haupt­sitz des Un­ter­neh­mens be­zie­hungs­wei­se die Kon­zern­zen­tra­le. Im ehe­ma­li­gen Klos­ter­gar­ten be­fin­det sich auch die Fa­mi­li­en­gruft.

Bis 1748 war der Ei­sen­gie­ßer François Boch (1700-1754) Bom­ben­bau­er des fran­zö­si­schen Kö­nigs, dann be­gann er mit der Ke­ra­mik­her­stel­lung. Sei­ne drei Söh­ne und sein Schwie­ger­sohn stell­ten All­tags­ge­schirr (Töp­fe, Schüs­sel, Kan­nen) her, für das sie Stein­gut, das „Por­zel­lan des Bür­ger­tums", ver­wand­ten. Die Brü­der Boch ver­leg­ten 1767 ihr Un­ter­neh­men in das lu­xem­bur­gi­sche Sept­fon­tai­nes, wo sie durch den Wald­be­stand und die Was­ser­ver­hält­nis­se güns­ti­ge Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen und dank feh­len­der Kon­kur­renz ei­nen gu­ten Ab­satz­markt be­sa­ßen. Nach dem äl­tes­ten der Brü­der nann­ten sie das Un­ter­neh­men Jean-François Boch et Frè­res. Loth­rin­gi­sche Fach­ar­bei­ter folg­ten der Fir­ma, die den Über­gang vom Hand­werks- zum In­dus­trie­be­trieb mit 300 Be­schäf­tig­ten er­reich­te. In Brüs­sel rich­te­te sie 1775 ein Ver­kaufs­la­ger ein.

Pierre-Joseph Boch

Seit 1792 war Pier­re-Jo­seph Boch (1737-1818), der Künst­ler und Hand­wer­ker der Fa­mi­lie, al­lei­ni­ger Ei­gen­tü­mer des Un­ter­neh­mens. Nach der Zer­stö­rung sei­nes An­we­sens durch die Re­vo­lu­ti­ons­trup­pen meis­ter­te er den Neu­an­fang: Pro­duk­te aus Sept­fon­tai­nes konn­ten be­reits 1802 auf ei­ner Pa­ri­ser In­dus­trie­aus­stel­lung ge­zeigt wer­den. Im Jah­re 1811 hat­te Pier­re-Jo­seph 150 Ar­bei­ter be­schäf­tigt.

 

Jean-François Boch

Die wirt­schaft­li­chen Chan­cen der na­po­leo­ni­schen Zeit, nicht zu­letzt dank des Aus­schlus­ses der eng­li­schen Kon­kur­renz vom eu­ro­päi­schen Markt in­fol­ge der Kon­ti­nen­tal­sper­re, nutz­te auch sein Sohn Jean-François Boch (1782-1858). Er ge­noss ei­ne na­tur­wis­sen­schaft­li­che Aus­bil­dung als Che­mi­ker und Phy­si­ker an der Pa­ri­ser Éco­le des Sci­en­ces. Da­nach stieg er nicht in das vä­ter­li­che Un­ter­neh­men ein, son­dern grün­de­te mit sei­ner aus den Ar­den­nen stam­men­den Ehe­frau ei­ne ei­ge­ne Fa­brik, die Fir­ma Boch-Busch­mann, und zwar in der sä­ku­la­ri­sier­ten Be­ne­dik­ti­ner­ab­tei in Mett­lach, die er 1809 ei­nem Trie­rer Buch­dru­cker, der sie im Zu­ge der Na­tio­nal­gü­ter­ver­stei­ge­rung er­wor­ben hat­te, ab­kauf­te.

Mit Jean-François Boch hielt der tech­ni­sche Fort­schritt Ein­zug in die Stein­gut­fa­bri­ka­ti­on. Er ent­wi­ckel­te ein neu­es Ofen­sys­tem, bei dem er Koh­le ver­wand­te und das Äu­ßers­te an Heiz­wert her­aus­hol­te. Mit ei­nem Py­ro­me­ter konn­te er die Tem­pe­ra­tur ziem­lich ge­nau ab­le­sen und den Brenn­vor­gang ex­ak­ter als bis da­hin steu­ern. Die Töp­fer­schei­ben be­trieb er durch Was­ser­kraft. Sei­ne ers­te Be­leg­schaft re­kru­tier­te er aus be­währ­ten Kräf­ten der äl­te­ren Fa­mi­li­en­be­trie­be in Loth­rin­gen be­zie­hungs­wei­se Lu­xem­burg. Mo­derns­ten Bei­spie­len fol­gend, trug er Mus­ter auf das Ge­schirr auf. Nach­dem sein Va­ter 1818 ge­stor­ben war, küm­mer­te er sich ver­stärkt um das lu­xem­bur­gi­sche Werk in Sept­fon­tai­nes, das ihm und sei­nem Schwa­ger je zur Hälf­te ge­hör­te. Nach dem Tod des Schwa­gers 1829 sie­del­te er ganz nach Sept­fon­tai­nes um und über­ließ die Lei­tung des Mett­la­cher Wer­kes sei­nem 20jäh­ri­gen Sohn Eu­gen (1809-1898), dem be­rühm­tes­ten Spross der Fa­mi­lie.

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Jean-François Boch ent­wi­ckel­te ei­nen krea­ti­ven Um­gang mit kon­kur­rie­ren­den Be­trie­ben und streb­te Fu­sio­nen und Be­tei­li­gun­gen statt ei­nes Wirt­schafts­krie­ges an. Mit der in­no­va­ti­ven Wal­l­er­fan­ger Ke­ra­mik­fa­brik Vil­le­roy ko­ope­rier­te er schon vie­le Jah­re, be­vor es 1836 zu ei­ner Fu­si­on kam. 1842 trat zu dem ge­schäft­li­chen ein pri­va­tes Band, denn Eu­gen Boch hei­ra­te­te Oc­ta­vie Vil­le­roy (1823-1899), die Toch­ter von Charles Vil­le­roy (1788-1848), des Lei­ters der Stein­gut­fa­brik. In die­sen Jah­ren er­hielt Jean-François Boch durch die So­cié­té de l’In­dus­trie Lu­xem­bour­geoi­se ei­nen Kon­kur­ren­ten für das Werk in Sept­fon­tai­nes. Durch ei­ne Be­tei­li­gung an der kon­kur­rie­ren­den Ge­sell­schaft lös­te er ei­nen mög­li­chen Wett­be­werbs­kon­flikt und wur­de Ge­schäfts­füh­rer von drei ver­ei­nig­ten Stein­gut­fa­bri­ken, die un­ter dem Na­men Jean-François Boch & Cie. KG pro­du­zier­ten.

Ana­log ver­fuhr er, als in­fol­ge der Grün­dung des bel­gi­schen Staa­tes 1831 die Ge­schäfts­ver­bin­dun­gen ge­stört wur­den. Die Kin­der von Jean-François, die Söh­ne Eu­gen und Frédé­ric-Vic­tor (1817-1920) so­wie der Schwie­ger­sohn Jean-Bap­tis­te Ba­ron Not­homb (1805-1881) grün­de­ten in La Lou­viè­re ei­ne Stein­gut­fa­brik na­mens Ke­ra­mis, die 1844 den Be­trieb auf­nahm. Die ers­ten Mit­ar­bei­ter stell­te das Lu­xem­bur­ger Un­ter­neh­men, Lei­ter der Zweig­fir­ma wur­de Frédé­ric-Vic­tor. 1862 wa­ren hier 500 Leu­te be­schäf­tigt. Auf dem Ge­biet der Ma­le­rei mach­ten sich Frédé­ric-Vic­tors Kin­der An­na (1848-1936) und Eu­gè­ne (1855-1941) ei­nen Na­men. Sie wirk­ten in Bel­gi­en und Frank­reich als Künst­ler und Kunst­mä­ze­ne.

Dank der fä­hi­gen Fa­mi­li­en­mit­glie­der konn­te der Ver­ant­wor­tungs­be­reich räum­lich auf­ge­teilt wer­den. Jean-François Boch be­trieb Sept­fon­tai­nes al­lein wei­ter, wo er 1846 die neue Tech­nik der Tro­cken­pres­sung für Flie­sen ein­führ­te. Im Jah­re 1842 hat­te er die Ge­schäfts­füh­rung für das Un­ter­neh­men Vil­le­roy & Boch de­fi­ni­tiv dem Sohn Eu­gen über­las­sen; des­sen Kom­pa­gnon war Al­fred Vil­le­roy (1818-1908).

Eugen von Boch (1809-1898), Porträt. (Villeroy & Boch Unternehmensarchiv)

 

Die neue Generation

Die neue Ge­ne­ra­ti­on führ­te den tech­ni­schen Fort­schritt wei­ter und wei­te­te Pro­duk­ti­on und Ab­satz aus. An­ge­regt vom alt­rö­mi­schen Mo­sa­ik kre­ierte Eu­gen Boch nach dem Mot­to bil­lig und schön die so ge­nann­ten Mett­la­cher Plat­ten. Im Jah­re 1869 nahm die ers­te auf Flie­sen spe­zia­li­sier­te Fa­brik Eu­ro­pas den Be­trieb auf. Ihr Di­rek­tor war Re­né Boch (1843-1908), Eu­gens äl­tes­ter Sohn, der in Pa­ris In­ge­nieur­we­sen stu­diert hat­te. Zu den Bo­den­flie­sen tra­ten seit 1876 Wand­flie­sen. Ge­för­dert von ei­nem ge­wal­ti­gen Bau­boom im In­dus­trie­zeit­al­ter ver­la­ger­te sich der Schwer­punkt der Pro­duk­ti­on vom Ge­schirr auf Flie­sen.

Eu­gen Boch und Al­fred Vil­le­roy er­war­ben das Dres­de­ner Bür­ger­recht, um ein Un­ter­neh­men für Hart­stein­gut grün­den zu kön­nen (1856). Ka­chel­öfen aus Dres­den wur­den ein Sta­tus­sym­bol im bür­ger­li­chen Wohn­zim­mer. Au­ßer­dem pro­du­zier­te das Dresd­ner Werk Wasch­tisch­gar­ni­tu­ren. Um 1900 war es das grö­ß­te Zweig­un­ter­neh­men von Vil­le­roy & Boch, und der Kon­zern ins­ge­samt der be­deu­tends­te der ke­ra­mi­schen In­dus­trie. In ihm sam­mel­te sich ei­ne her­aus­ra­gen­de tech­ni­sche Kom­pe­tenz. Durch das Schli­cker­gie­ß­ver­fah­ren war zum Bei­spiel ei­ne in­dus­tri­el­le Fer­ti­gung von Sa­ni­tär­ke­ra­mik mög­lich.

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Ne­ben dem un­ter­neh­me­ri­schen Er­folgs­stre­ben wur­de das so­zia­le En­ga­ge­ment nicht ver­nach­läs­sigt. Da­zu ge­hör­ten Maß­nah­men zum Schutz der Ge­sund­heit und vor Ar­mut so­wie der Bau von ei­ni­gen hun­dert Ar­bei­ter­wohn­häu­sern zu güns­ti­gen Kon­di­tio­nen. Eu­gen Boch fi­nan­zier­te auf ei­ge­ne Kos­ten Bau­ten im kom­mu­na­len In­ter­es­se wie die Mett­la­cher Saar­brü­cke. Mehr als ei­ne Lieb­ha­be­rei stell­te sei­ne Be­schäf­ti­gung mit Acker­bau und Vieh­zucht dar. Er grün­de­te Mus­ter­gü­ter, er­öff­ne­te ei­ne Kunst­dün­ger­fa­brik und un­ter­hielt das ers­te pri­va­te Ge­stüt in Rhein­preu­ßen. 1875 wur­de er Di­rek­tor des Land­wirt­schaft­li­chen Ver­eins für Rhein­preu­ßen. Im Jah­re 1878, mit fast 70 Jah­ren, zog sich Eu­gen Boch von der Ge­schäfts­füh­rung zu­rück. Als Ge­ne­ral­di­rek­tor folg­te ihm sein Sohn Re­né Boch. Zu die­sem Zeit­punkt hat­te die Fir­ma Vil­le­roy & Boch 7.000 Mit­ar­bei­ter in sie­ben Wer­ken und Nie­der­las­sun­gen be­schäf­tigt.

Das in der Fa­mi­lie vi­ru­len­te künst­le­ri­sche Ta­lent war auch Eu­gen zu­ei­gen. Im Jah­re 1851 rich­te­te er ei­ne Zei­chen­schu­le in Mett­lach ein, die auch für die in­dus­tri­el­le Fer­ti­gung wich­tig war. Er stell­te in Mett­lach ei­ne Ke­ra­mik­samm­lung zu­sam­men, die ei­nen Be­stand­teil des heu­ti­gen Mu­se­ums bil­det. Sei­ne Samm­lung an­ti­ker und an­ti­ki­sie­ren­der Va­sen dien­te als An­schau­ungs­ma­te­ri­al und als Vor­la­ge für die Pro­duk­ti­on. Der Un­ter­neh­mer emp­fing für sein öf­fent­li­ches Wir­ken Or­den und Eh­ren­zei­chen. An­läss­lich sei­ner Gol­de­nen Hoch­zeit im Jah­re 1892 wur­de er in den erb­li­chen Adels­stand ge­ho­ben. Hoch be­tagt starb er 1898 in Mett­lach.

Eu­gen Bochs Sohn Re­né über­nahm nach sei­nem Stu­di­um in Pa­ris zum Di­plom-In­ge­nieur mit 23 Jah­ren die Lei­tung der neu­en Mo­sa­ik­fa­brik in Mett­lach und för­der­te ma­ß­geb­lich den tri­um­pha­len Weg der Mett­la­cher Plat­ten. Zu den re­prä­sen­ta­ti­ven Auf­trä­gen der Mett­la­cher Fa­brik zählt die Aus­stat­tung des Köl­ner Doms im Jah­re 1890 mit ei­ner Flä­che von 1.300 Qua­drat­me­tern. Wei­te­re 60 Kir­chen konn­te sie mit Plat­ten be­lie­fern. Un­ter Re­né (seit 1892 von) Boch wur­de die Sa­ni­tär­ke­ra­mik zum drit­ten Stand­bein des Kon­zerns nach dem Ge­schirr und den Flie­sen. Die­ses Stand­bein ist heu­te mit mehr als 40 Pro­zent am Ge­samt­um­satz be­tei­ligt.

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Re­né von Boch be­hielt wie sein Va­ter tech­ni­sche In­no­va­tio­nen und Mit­ar­bei­ter­für­sor­ge glei­cher­ma­ßen im Blick. In Mett­lach setz­te er 1902 den ers­ten gas­be­heiz­ten Tun­ne­lofen Eu­ro­pas in Be­trieb, der bis in die 1980er Jah­re An­wen­dung fand. Sei­ne Ar­bei­ter such­te er vor al­lem vor der Bleik­rank­heit zu schüt­zen. Die dies­be­züg­li­chen Be­triebs­vor­schrif­ten wur­den 1905 in die staat­li­che Ge­wer­be­ord­nung über­nom­men.

Die Ex­pan­si­on des Un­ter­neh­mens wur­de mit der Er­rich­tung ei­nes Wer­kes in Dä­nisch­burg bei Lü­beck wei­ter­ge­führt, das zu­erst auf Wand­flie­sen spe­zia­li­siert war, spä­ter auch Sa­ni­tär­ke­ra­mik in die Pro­dukt­pa­let­te auf­nahm. Das Zweig­un­ter­neh­men ent­wi­ckel­te sich zum grö­ß­ten Ke­ra­mik­werk Deutsch­lands. Die in Mer­zig an der Saar an­ge­sie­del­te Ter­ra­cot­ta­pro­duk­ti­on wur­de zu ei­nem welt­wei­ten Er­folg. Sie hat­te ih­ren Ur­sprung in der Grün­dung ei­nes Schwa­gers von Eu­gen Boch, Wil­helm Tell von Fel­len­berg (1798-1880), aus dem Jah­re 1857, der zu­erst Drai­na­ge­röh­ren, spä­ter auch Dach­zie­gel und Ab­was­ser­lei­tun­gen pro­du­zier­te. Un­ter Re­né von Boch er­ziel­te die Ter­ra­cot­ta­pro­duk­ti­on ab 1878 nen­nens­wer­te Er­fol­ge. Sie er­reich­te im His­to­ris­mus ih­re Blü­te. Im Jah­re 1939 wur­de die Pro­duk­ti­on ein­ge­stellt.

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Ei­ne Fu­si­on fa­mi­liä­rer Art führ­te zur Er­wei­te­rung des Adels­ti­tels von Boch um Gal­hau. Ein Schwipp­sch­wa­ger von Eu­gen Boch war Ni­co­las Adol­phe de Gal­hau (1814-1889), der Be­sit­zer des Gu­tes Lins­ler­hof im saar­län­di­schen Über­herrn. Das kin­der­lo­se Paar ver­mach­te den Hof an Eu­gen Boch mit der Auf­la­ge, dass die Fa­mi­li­en Boch und Vil­le­roy den Zu­satz Gal­hau in ih­ren Fa­mi­li­en­na­men auf­neh­men wür­den. Dies wur­de 1907, kurz vor dem Tod von Re­né von Boch durch Kai­ser Wil­helm II. (Re­gent­schaft 1888-1918) ge­neh­migt.

Als Re­né von Boch 1908 starb, hin­ter­ließ er sei­nen Söh­nen Ro­ger (1873-1917) und Luit­win (1874-1932) ei­nen in der ke­ra­mi­schen In­dus­trie füh­ren­den Kon­zern mit neun Wer­ken und mehr als 8.000 Be­schäf­tig­ten. Fünf Wer­ke be­fan­den sich an der Saar, je ei­nes in Lu­xem­burg, in Sach­sen, in Schles­wig-Hol­stein und in Ba­den-Würt­tem­berg, da­ne­ben gab es vie­le Ver­triebs­nie­der­las­sun­gen. Die Ge­ne­ral­di­rek­ti­on fiel zu­nächst Ro­ger zu, der im Ers­ten Welt­krieg fiel. 1914 über­nahm Luit­win die Lei­tung. Die Schwes­ter Mar­tha (1880-1961) war seit 1905 mit dem Po­li­ti­ker Franz von Pa­pen (1879-1969) ver­hei­ra­tet.

Luitwin von Boch

Nach dem Ers­ten Welt­krieg, in der Völ­ker­bunds­zeit, wur­den die saar­län­di­schen Un­ter­neh­men vom deut­schen Markt ge­trennt, für Vil­le­roy & Boch wur­de Frank­reich zum zwei­ten Hei­mat­markt. Auf Luit­win folg­te nach des­sen Tod 1932 der gleich­na­mi­ge Sohn (1906-1988) als Ge­ne­ral­di­rek­tor. Er blieb vier Jahr­zehn­te an der Spit­ze des Kon­zerns. Das Un­ter­neh­men konn­te sich durch die Zeit der Welt­krie­ge ret­ten und ei­nen Wie­der­auf­stieg an­stre­ben. Im Kal­ten Krieg ver­lor die Un­ter­neh­mer­fa­mi­lie die hin­ter dem Ei­ser­nen Vor­hang lie­gen­den Wer­ke, so zum Bei­spiel die Dres­de­ner Nie­der­las­sung. Im Üb­ri­gen be­gann sie ab 1947 wie­der mit der Pro­duk­ti­on von Ge­schirr, Flie­sen und Sa­ni­tär­ke­ra­mik. Die ers­ten au­ßer­eu­ro­päi­schen Wer­ke ent­stan­den in Ka­na­da und Ar­gen­ti­ni­en, der Schwer­punkt des in­ter­na­tio­na­len Aus­bau­es lag in Frank­reich. Es war von Vor­teil, dass die Vil­le­roys im­mer noch die über­kom­me­ne fran­zö­si­sche Staats­bür­ger­schaft be­sa­ßen.

Im Jah­re 1972 trat Luit­win die Lei­tung des Un­ter­neh­mens sei­nem Sohn Luit­win Gis­bert (ge­bo­ren 1936) ab und be­hielt noch den Vor­sitz des Kon­troll­gre­mi­ums Fa­mi­li­en­rat. Die Ge­schäfts­lei­tung wur­de von 1985 an auf ei­nen sechs­köp­fi­gen Vor­stand ver­teilt. Im Jah­re 1987 wur­de der Kon­zern in ei­ne Ak­ti­en­ge­sell­schaft über­ge­führt, im Jah­re 1990 er­folg­te der Gang an die Bör­se. Die Ak­ti­en­mehr­heit liegt aber in Hän­den der Fa­mi­lie. Seit 1993 ist Luit­win Gis­bert im Auf­sichts­rat. 1998 wur­de sein Klein­cou­sin Wen­de­lin von Boch-Gal­hau (ge­bo­ren 1942) Vor­stands­vor­sit­zen­der. Das Ma­nage­ment wird mitt­ler­wei­le auch in fa­mi­li­en­frem­de Hän­de ge­legt.

Literatur

De­sens, Rai­ner, Vil­le­roy & Boch. Ein Vier­tel­jahr­tau­send eu­ro­päi­sche In­dus­trie­ge­schich­te 1748-1998. Fort­ge­schrie­ben bis ins Jahr 2005, Mett­lach 2006.
Gor­ges, Karl-Heinz, Der christ­lich ge­führ­te In­dus­trie­be­trieb im 19. Jahr­hun­dert und das Mo­dell Vil­le­roy & Boch, Wies­ba­den 1989.
Gru­ner, Er­hard, Ge­schich­te der Fa­mi­lie Boch, Saar­brü­cken 1968.
Tho­mas, Thé­rè­se, Eu­gen-An­ton von Boch, in: Saar­län­di­sche Le­bens­bil­der 2 (1984), S. 185-199.

Online

His­to­rie (In­for­ma­tio­nen zur Fir­men­ge­schich­te auf der Home­page des Un­ter­neh­mens Vil­le­roy & Boch). [On­line]

Luitwin von Boch (1906-1988), Porträt. (Villeroy & Boch Unternehmensarchiv)

 
Zitationshinweis

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Burg, Peter, Familie Boch, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/familie-boch-/DE-2086/lido/57c6896c9e1928.63705866 (abgerufen am 14.11.2024)