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Franz Ludwig, der ohne zu höheren Weihen gelangt zu sein im Laufe seines Lebens vier Bischofsstühle besetzte, trat in der Reichskirche der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Reformen des Rechts- und Verwaltungswesens, sein Bekenntnis zur Gegenreformation und sein Mäzenatentum hervor.
Am 24.7.1664 wurde Franz Ludwig als neuntes Kind des Kurfürsten Philipp Wilhelm von der Pfalz (Regierungszeit als Pfalzgraf 1653-1690, ab 1685 als Kurfürst) und der Elisabeth Amalia Magdalena von Hessen-Darmstadt (1635-1709) in Neuburg an der Donau geboren. Franz Ludwigs Eltern betrieben eine rege Reichskirchenpolitik, als deren Ergebnis von 17 Kindern sechs Söhne insgesamt 21 Bischofsämter und mehr als 40 Pfründen in sechs Klöstern und Stiften bekleideten.
Franz Ludwig erhielt seine humanistische Erziehung am Hof seines Vaters in Düsseldorf und bei den Jesuiten in Neuburg. 1678 erhielt er 14-jährig einen Anspruch als Domizillar in Olmütz, ein Jahr später erlangte er Domkanonikate in Münster, Speyer und Straßburg. Sein Bruder Wolfgang Georg Friedrich war für das Amt des Fürstbischofs von Breslau vorgesehen, starb jedoch vor der Wahl 1683. Mit nachdrücklicher Unterstützung des Wiener Hofes – Franz Ludwigs Schwester Eleonore Magdalene (1655-1720) war die dritte Ehefrau Kaiser Leopolds I. (Regierungszeit 1658-1705) – wurde Franz Ludwig am 30.6.1683 zum Fürstbischof von Breslau gewählt. Zwei Jahre später verließ er die Stadt und wurde kaiserlicher Oberlandeshauptmann von Schlesien, womit er für Jahrzehnte die Ausübung der obersten geistlichen und weltlichen Macht in seiner Person vereinigte. In diesen Jahren konnte er umfangreiche Verwaltungserfahrung sammeln. Erst 1687 erfolgte in Köln seine Subdiakonatsweihe; höhere Weihegrade hat er nicht erreicht. 1694 ordnete er das Priesterseminar für das Fürstbistum Breslau neu. Acht. In Breslau gründete er das „Orphanotropheum“ genannte kurfürstliche Waisenhaus und 1711 das Hospital der Barmherzigen Brüder. Während seiner Breslauer Zeit wurde 1702 die dortige Jesuitenuniversität gegründet, die nach Kaiser Leopold I. benannte „Leopoldina“. 1729 ließ er in Neisse das Kreuzherrenstift und 1729 den Neubau der bischöflichen Residenz errichten. In Ottmachau wurde unter seiner Herrschaft die baufällige Pfarrkirche St. Nikolaus abgerissen und eine neue Barockkirche erbaut sowie 1706–1707 das so genannte Niederschloss errichtet.
1694 wurde Franz-Ludwig Fürstbischof von Worms und damit Amtsnachfolger seines Bruders Ludwig-Anton (1660-1694, Episkopat 1691-1694). 1698 ließ er den im Pfälzischen Erbfolgekrieg ausgebrannten Dom restaurieren; zu seinen weiteren Verdiensten zählt unter anderem die Stiftung eines Waisenhauses. Bereits 1694 war er – als Nachfolger seines jüngeren Bruders Ludwig Anton und ohne die Profess abzulegen - Hochmeister des Deutschen Ordens geworden, den er reorganisierte. Da Brandenburg ein Lehen des Deutschen Ordens war, kämpfte er außerdem gegen die Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg zum König von Preußen. Des Weiteren stiftete er das kaiserliche Infanterie-Regiment Pfalz-Neuburg „Teutschmeister“ und barockisierte im Jahr 1730 das Mainzer Deutschordenshaus.
Das Amt des Fürstpropstes von Ellwangen übernahm er ebenfalls 1694 und wiederum als Nachfolger Ludwig Antons. Wie in allen seinen Herrschaftsgebieten ist er nicht nur als Bauherr, sondern auch als Reformer von Verwaltung, Finanzen, Justiz und Wirtschaft hervorgetreten: Zu seinen dortigen Verdiensten zählen eine Justizreform, eine Wald- und Jagdordnung sowie die Erneuerung der Hofratsordnung. In seiner Amtszeit erfolgten in den Jahren 1702-1729 die Errichtung des Jesuitenkollegs und der Jesuitenkirche sowie der Wiederaufbau der Wallfahrtskirche auf dem Schöneberg zwischen 1709 und 1729.
Auf massiven kaiserlichen Druck wurde Franz Ludwig am 20.2.1716 außerdem zum Erzbischof von Trier gewählt. Wegen seiner gründlichen Verwaltungskenntnisse konnte er trotz seiner zahlreichen Ämter intensive Reformen im kirchlichen wie im weltlichen Bereich vornehmen. In seiner Trierer Regierungszeit wurde die Gerichtsbarkeit des Kurfürstentums reorganisiert, 1721 die Moselbrücke in Trier wieder aufgebaut und der durch ein Feuer beschädigte Trierer Dom 1723-1733 umgebaut und barockisiert. Auch hier entfaltete er seine administrative Begabung in einer Vielzahl von Ordnungen des Hof- und Revisionsgerichts, der Steuer- und der Forstverwaltung. Eine neue Studienordnung reorganisierte 1722 die Juristische Fakultät der Trierer Universität. Sie legte Lehr- und Stundenpläne fest, setzte Strafen für die Professoren fest, die ihre Vorlesungen ausfallen ließen, und verlieh ihnen im Gegenzug die Vorrechte und Freiheiten eines Hofrats. Auch das geistliche Leben reorganisierte er mit neuen Synodalstatuten, der Einführung einer intensiven Prüfung der Kandidaten bei der Besetzung von Pfarrstellen und der Forderung nach regelmäßigen Exerzitien für den gesamten Klerus. Als Weihbischof unterstützte ihn dabei Johann Matthias von Eyss (Episkopat 1708-1729).
Nachdem Franz Ludwig bereits 1710 zum Koadjutor des Erzbistums Mainz bestellt worden war, wurde er 1729 in der Nachfolge von Lothar Franz von Schönborn (Episkopat 1694-1729) Erzbischof von Mainz, damit abermals Kurfürst und dazu Reichserzkanzler. Da das Reichsrecht die Vereinigung von zwei Kurhüten auf einer Person verbot und auch der Papst einer Kumulation widersprach, musste er das Trierer Bischofsamt aufgeben (3.3.1729). Wie schon zuvor setzte er sich auch auf dem Mainzer Stuhl für Verwaltungs- und Justizreformen ein, konnte allerdings in den wenigen Jahren bis zu seinem Tod nur noch wenig durchsetzen.
Am 18.4.1732 starb Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg auf der Rückreise von Wien nach Breslau. Seine letzte Ruhe fand er im dortigen Dom, wo er sich nach Plänen des österreichischen Barockarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) in den Jahren 1716-1724 schon zu Lebzeiten die Kurfürsten-Kapelle als Begräbnisstätte hatte errichten lassen.
Literatur
Gatz, Erwin/Kopiec, Jan, Artikel „Franz Ludwig, Pfalzgraf am Rhein zu Neuburg“, in: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. 1648-1803. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1990, S. 124-127.
Online
Brück, Anton, Artikel „Franz Ludwig“, in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 369-370. [Online]
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (Biografie in den Saarländischen Biografien) [Online]
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Schmid, Wolfgang, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/franz-ludwig-von-pfalz-neuburg/DE-2086/lido/57c6bec6931e15.14925823 (abgerufen am 07.12.2024)