Friedrich Grillo

Industrieller (1825–1888)

Michael A. Kanther (Duisburg)

Friedrich Grillo. (Stadtbildstelle Essen)

Fried­rich Gril­lo, ein ge­lern­ter Kauf­mann, war ein für das Ruhr­ge­biet sehr be­deu­ten­der In­dus­tri­el­ler, der vor al­lem den Stein­koh­len­berg­bau so­wie die Ei­sen- und Stahl­in­dus­trie im Raum Gel­sen­kir­chen (be­son­ders in Schal­ke) ge­stal­te­te. Dem be­gab­ten Fi­nanz­fach­mann ge­lang es im­mer wie­der, Ka­pi­tal für Grün­dun­gen von Ze­chen so­wie Ei­sen- und Stahl-Un­ter­neh­men zu­sam­men­zu­brin­gen - Un­ter­neh­men, auf de­ren Ent­wick­lung er dann wei­ter Ein­fluss hat­te. Er ver­stand es mehr­mals, im Ab­teu­fen be­find­li­che und we­gen tech­ni­scher Pro­ble­me, ins­be­son­de­re Was­ser­ein­brü­chen, still­ge­leg­te Berg­wer­ke durch neue ka­pi­tal­mä­ßi­ge Fun­die­rung wie­der „flot­t“ zu ma­chen. Gril­lo schuf kein Un­ter­neh­men, das sein Al­lein­ei­gen­tum ge­we­sen wä­re; viel­mehr be­tei­lig­te er sich stets an Grün­der­kon­sor­ti­en, wo­bei er aber meist Mehr­heits­ge­sell­schaf­ter oder, bei berg­recht­li­chen Ge­werk­schaf­ten, Ei­gen­tü­mer des grö­ß­ten An­teils an den Ku­xen war. 

Hen­rich Fried­rich (Fritz) Theo­dor Ernst Gril­lo wur­de am 20.12.1825 als jüngs­ter Sohn des Kauf­manns Wil­helm Gril­lo (1793–1827) und sei­ner Ehe­frau Ger­trud, ge­bo­re­ne Fun­ke (1798–1839) in Es­sen ge­bo­ren und war evan­ge­lisch(-re­for­mier­ten) Be­kennt­nis­ses. Er be­such­te das Es­se­ner Gym­na­si­um und ab­sol­vier­te dann ei­ne kauf­män­ni­sche Leh­re, wo­bei er un­ter an­de­rem als Com­mis in der Me­cha­ni­schen Werk­stät­te von Mo­ritz Tig­ler in Ruhr­ort (heu­te Stadt Duis­burg) ar­bei­te­te. 1848 über­nahm er die von sei­nem Va­ter ge­grün­de­te Hand­lung für Ei­sen­wa­ren, Tu­che, Jagd­flin­ten und Mu­ni­ti­on an der Vie­ho­fer Stra­ße in Es­sen. 1850 schloss er die Ehe mit Wil­hel­mi­ne von Born (1829–1904), der Toch­ter ei­nes Be­am­ten am Berg­amt in Es­sen; die Ehe blieb kin­der­los. 

Über die Fa­mi­lie sei­ner Frau kam Gril­lo mit dem Koh­len­berg­bau in Be­rüh­rung; er leg­te Ka­pi­tal in Ze­chen­un­ter­neh­men und spä­ter auch in der Ei­sen- und Stahl­in­dus­trie an. In den 1850er Jah­ren war er an den jun­gen Ze­chen Her­cu­les in Es­sen (ge­grün­det 1850) und Ver­ei­nig­te Em­ma und Blan­ken­stein in Wat­ten­scheid (ge­grün­det 1858) be­tei­ligt, die er bei der Kon­sti­tu­ie­rung des Ver­eins für die berg­bau­li­chen In­ter­es­sen im Ober­berg­amts­be­zirk Dort­mund am 17.12.1858 in Es­sen ver­trat. Der Ge­werk­schaft Her­cu­les blieb er bis zum En­de sei­nes Le­bens ver­bun­den. Meh­re­re Berg­bau­un­ter­neh­men such­ten sei­nen Rat; so wur­de Gril­lo 1855 in den ers­ten Gru­ben­vor­stand der Berg­bau­ge­sell­schaft Neu-Es­sen AG be­ru­fen, die ih­rem zwei­ten, von 1872 bis 1875 ab­ge­teuf­ten Schacht nach Gril­lo (der vom Vor­stand in den Auf­sichts­rat über­ge­tre­ten war) den Na­men Fritz gab.

Zu Be­ginn sei­nes fünf­ten Le­bens­jahr­zehnts be­gann Gril­lo, sich in der Ei­sen- und Stahl­in­dus­trie des Ruhr­ge­bie­tes, ei­nem nach der Über­win­dung der Wirt­schafts­kri­se von 1857/1858 wie­der wach­sen­den Markt, un­ter­neh­me­risch zu be­tä­ti­gen. Seit 1866 bau­te er ei­ne Grup­pe von Un­ter­neh­men die­ser Bran­che „auf der Koh­le“ des Rau­mes Gel­sen­kir­chen auf. Es be­gann mit der am 1./27.1.1866 von sie­ben Ge­sell­schaf­tern ge­grün­de­ten Gril­lo, Fun­ke & Cie. OHG, die in Schal­ke ein Pud­del­stahl- und Walz­werk bau­te. Die haupt­säch­li­chen Ge­sell­schaf­ter wa­ren Fried­rich Gril­lo und Fried­rich Fun­ke (1821–1884), die kauf­män­ni­sche Lei­tung hat­ten Gril­lo und Hein­rich Mo­en­ting (1812-1907). Die Pro­duk­ti­on von Kes­sel­b­le­chen, Pro­fil- und Win­ke­lei­sen und ver­schie­de­nem Ze­chen­be­darf be­gann mit 121 Ar­bei­tern am 1.7.1866. Das Werk er­hielt die zum Be­trieb be­nö­tig­te Koh­le über ei­ne Schmal­spu­rei­sen­bahn von der Ze­che Con­so­li­da­ti­on. Schon im zwei­ten Be­triebs­jahr stieg die Zahl der Ar­bei­ter auf 364; 1870 er­wei­ter­te man die An­la­gen um ein Press­werk. Die 1873 ein­set­zen­de, mehr­jäh­ri­ge Wirt­schafts­kri­se ließ den Ab­satz der Er­zeug­nis­se zu­rück­ge­hen; das Un­ter­neh­men über­leb­te zum Teil dank Ex­por­ten nach Ita­li­en und Russ­land. Spä­ter ex­por­tier­te es auch in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Aus­wir­kun­gen der Wirt­schafts­kri­se führ­ten auch zum Ent­schluss der Ge­sell­schaf­ter, das Un­ter­neh­men 1883 in die Ge­werk­schaft Gril­lo, Fun­ke & Co. um­zu­wan­deln, wo­bei die Ei­sen­erz­gru­ben Ste­pha­nie III bei El­ber­feld und Ra­tin­gen III ein­be­zo­gen wur­den.

Im Wirt­schafts­boom der Jah­re 1866 bis 1873 be­tei­lig­te sich Gril­lo, der 1871 das Fa­mi­li­en­ge­schäft in Es­sen ver­kauf­te, an wei­te­ren in­dus­tri­el­len Pro­jek­ten. Am 8.7.1870 grün­de­te er mit sie­ben Mit­ge­sell­schaf­tern die Draht­walz­werk Boecker & Co. KG. Die Lei­tung des Wer­kes über­nah­men Wil­helm Boecker und Ewald Schö­ne­berg. Im März 1871 be­gann der Be­trieb in ei­nem Pud­del­stahl­werk, ei­nem Walz­werk und ei­ner Draht­zie­he­rei. Ab­neh­mer des Drah­tes wa­ren die Ei­sen- und Ma­schi­nen­bau­in­dus­trie, Werft-, Schiff­fahrts- und Bau­un­ter­neh­men. Seit 1882 pro­du­zier­te Boecker auch Draht­sei­le. 1871 war Gril­lo ne­ben den Brü­dern Ernst und Karl Ho­nig­mann an der Grün­dung der Ma­schi­nen­bau-Ac­ti­en­ge­sell­schaft „Uni­on“ in Es­sen be­tei­ligt, de­ren Auf­sichts­rat er da­nach an­ge­hör­te; die­ses Un­ter­neh­men be­stand bis 1913. Gril­lo ge­hör­te auch zu den Ge­sell­schaf­tern der 1872 ins Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­ge­nen Vo­gel­sang & Co. KG, seit 1886 Ge­werk­schaft Schal­ker Ei­sen­hüt­te, die ei­ne Grau­gie­ße­rei und ei­ne Kon­struk­ti­ons­werk­statt für den Berg­bau- und Hüt­ten­be­darf, vor al­lem Berg­bau­ma­schi­nen, be­trieb.

In der letz­ten Pha­se des 1873 en­den­den Ei­sen- und Stahl­booms, am 15.10.1872, kam es zur Grün­dung der AG Schal­ker Gru­ben- und Hüt­ten­ver­ein mit Sitz in Schal­ke (heu­te Stadt Gel­sen­kir­chen). Gril­lo, ei­ner von zwölf Ge­sell­schaf­tern, hielt den zweit­grö­ß­ten An­teil am Ak­ti­en­ka­pi­tal in Hö­he von drei Mil­lio­nen Mark und wur­de Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­ra­tes. Der Schal­ker Ver­ein bau­te ein Hoch­ofen­werk mit ei­ner gro­ßen Gie­ße­rei in Bulm­ke-Hül­len und konn­te 1875 – schon in der Wirt­schafts­kri­se – den ers­ten Hoch­ofen in Be­trieb neh­men; bis 1884 folg­ten wei­te­re drei Hoch­öfen. Das Un­ter­neh­men flo­rier­te vor al­lem durch den Ab­satz von Gas- und Was­ser­roh­ren, die im­mer stär­ker nach­ge­fragt wur­den. Schwie­rig­kei­ten bei der Fi­nan­zie­rung wäh­rend der gro­ßen Kri­se be­ding­ten 1876 die Um­wand­lung in ei­ne Ge­werk­schaft, de­ren Sitz Wetz­lar wur­de; der Gru­ben­vor­stand be­stand aus Gril­lo als Vor­sit­zen­dem und sie­ben wei­te­ren Ge­wer­ken. Eig­ner des grö­ß­ten Ku­xen­an­teils – nicht der Mehr­heit – war je­doch der jun­ge Mül­hei­mer In­dus­tri­el­le Au­gus­t Thys­sen. Dif­fe­ren­zen zwi­schen Gril­lo und Thys­sen en­de­ten 1886 mit dem vor­über­ge­hen­den Rück­zug Thys­sens, der al­le sei­ne Ku­xe an Gril­lo ver­kauf­te. Nach Gril­los Tod zwei Jah­re spä­ter er­warb Thys­sen sei­ne frü­he­re Be­tei­li­gung zu­rück, ver­grö­ßer­te sei­nen An­teil durch Zu­käu­fe und über­nahm den Vor­sitz des Gru­ben­vor­stan­des. Die 1873 un­ter Gril­los Füh­rung ge­schaf­fe­ne Ak­ti­en­ge­sell­schaft Schal­ker Ver­ein für Kes­sel­fa­bri­ka­ti­on bau­te ei­ne Fa­brik ne­ben dem Werk des Schal­ker Gru­ben- und Hüt­ten­ver­eins; sie ver­ar­bei­te­te das vom Nach­bar­werk pro­du­zier­te Roh­ei­sen und bau­te au­ßer Dampf­kes­seln auch Ei­sen­kon­struk­tio­nen ver­schie­de­ner Art, spä­ter auch Brü­cken. Wäh­rend der gro­ßen Kri­se ent­stan­den Pro­ble­me, die 1879 zur Um­wand­lung der Ak­ti­en­ge­sell­schaft in ei­ne Ge­werk­schaft führ­ten, was durch ei­ne Ver­bin­dung mit zwei Ei­sen­erz­gru­ben im Lahn-Dill-Ge­biet mög­lich war; nach ei­ner die­ser Gru­ben wur­de das Un­ter­neh­men in Ge­werk­schaft Oran­ge um­be­nannt.

Gril­los grö­ß­te Lei­den­schaft blieb je­doch der Stein­koh­len­berg­bau. Vie­le der spä­ter be­deu­tends­ten Ze­chen des Ruhr­ge­bie­tes wur­den von ihm und ver­schie­de­nen Part­nern ins Le­ben ge­ru­fen oder fi­nan­zi­ell sa­niert. Im Ja­nu­ar 1862 ver­ei­nig­te Gril­lo mit zwei wei­te­ren Ge­wer­ken sie­ben in den Jah­ren 1855 und 1858 ver­lie­he­ne Gru­ben­fel­der in Schal­ke un­ter dem Na­men Con­so­li­da­ti­on; 1863 be­rief man ihn zum Vor­sit­zen­den des Gru­ben­vor­stands der da­mals ge­bil­de­ten Ge­werk­schaft glei­chen Na­mens. Im Ok­to­ber 1863 be­gann das Ab­teu­fen des ers­ten Schach­tes, zwei Jah­re spä­ter konn­te die För­de­rung auf­ge­nom­men wer­den; es folg­ten wei­te­re Schacht­an­la­gen. Con­so­li­da­ti­on war zeit­wei­lig die grö­ß­te Ze­che im Ruhr­ge­biet. Auch bei der 1868 ge­grün­de­ten Ge­werk­schaft Graf Bis­marck über­nahm Gril­lo die un­ter­neh­me­ri­sche Füh­rung; zu sei­nen Leb­zei­ten ent­stan­den in Brau­bau­er­schaft (heu­te Gel­sen­kir­chen-Bis­marck) die Schacht­an­la­gen 1 und 2, die 1874 und 1884 in Be­trieb ge­nom­men wur­den. 1870 ver­band sich Gril­lo mit der Köl­ner Berg­werks-Ver­ein AG in der Ge­werk­schaft Kö­nig Wil­helm, de­ren Ku­xe im fol­gen­den Jahr ganz in sei­nen Be­sitz ka­men. Das 1872 in ei­ne Ak­ti­en­ge­sell­schaft um­ge­wan­del­te Un­ter­neh­men setz­te zwei äl­te­re Berg­wer­ke im Raum Bor­beck, Neu-Cöln und Chris­ti­an Le­vin, die nach Was­ser­ein­brü­chen 1867 still­ge­legt wor­den wa­ren, wie­der in Be­trieb, und teuf­te seit 1873 die Schacht­an­la­ge Em­scher in Al­ten­es­sen ab, die 1877 för­der­fä­hig wur­de. 1871 hob Gril­lo zu­sam­men mit dem Es­se­ner Ban­kier Lud­wig von Born – ei­nem Vet­ter sei­ner Frau –, Wil­helm Ha­ge­dorn und Fried­rich Fun­ke die Ge­werk­schaft Un­ser Fritz in Bi­ckern (heu­te Her­ne-Wan­ne) aus der Tau­fe; er ge­hör­te dem ers­ten Gru­ben­vor­stand an, un­ter des­sen Lei­tung 1871–1873 der ers­te Schacht nie­der­ge­bracht wur­de. Eben­falls im Jahr der Reichs­grün­dung fun­dier­ten Gril­lo, der Es­se­ner In­dus­tri­el­le Ernst von Waldthau­sen und wei­te­re Ge­wer­ken die Ge­werk­schaft Vic­tor, die noch im sel­ben Jahr in Rau­xel mit dem Bau ei­ner Schacht­an­la­ge be­gann, die je­doch we­gen pro­ble­ma­ti­scher Was­ser­zu­flüs­se erst seit 1877 för­dern konn­te. Zu­gleich griff Gril­lo noch wei­ter öst­lich in den Raum Dort­mund aus, wo die von ihm, Lud­wig von Born und drei wei­te­ren Es­se­ner Per­sön­lich­kei­ten am 4.4.1871 ge­schaf­fe­ne Ge­werk­schaft Mi­nis­ter Stein mit der Nie­der­brin­gung des Schach­tes 1 der gleich­na­mi­gen Ze­che be­gann. 

Auch die­se stand we­gen hy­dro­lo­gi­scher Pro­ble­me zu­nächst nicht un­ter ei­nem gu­ten Stern und wur­de zu­dem durch die 1873 be­gin­nen­de Wirt­schafts­kri­se be­ein­träch­tigt; erst seit 1881 ging es mit Mi­nis­ter Stein berg­auf. 1873 ge­hör­te Gril­lo ne­ben dem Ber­li­ner Ban­kier Adolph von Han­se­mann, dem Lei­ter der Groß­bank Dis­con­to-Ge­sell­schaft, zu den Grün­dern der Gel­sen­kir­che­ner Berg­werks-Ak­ti­en­ge­sell­schaft (GBAG), die ein Ka­pi­tal von 4,5 Mil­lio­nen Ta­lern (nach der Wäh­rungs­um­stel­lung 13,5 Mil­lio­nen Mark) be­saß und im sel­ben Jahr von dem fran­zö­si­schen Berg­werks­un­ter­neh­men Dé­til­lieux & Co. die Berg­wer­ke Rheinel­be und Al­ma in Gel­sen­kir­chen kauf­te. Gleich­falls 1873 er­warb ein von Gril­lo ge­führ­tes Kon­sor­ti­um vom preu­ßi­schen Staat die Sa­li­ne Kö­nigs­born bei Un­na samt der zu­ge­hö­ri­gen Stein­koh­len­be­recht­sa­me. Die zur Auf­schlie­ßung des Koh­le­vor­kom­mens ge­bil­de­te Ge­werk­schaft Kö­nigs­born be­gann 1874 mit der Ab­teu­fe ih­res ers­ten Schach­tes; 1881 konn­te die För­de­rung auf­ge­nom­men wer­den. 1873 be­gann auch die Exis­tenz der Ge­werk­schaft Mo­no­pol in Ka­men, de­ren Gru­ben­vor­stand Gril­lo, Lud­wig von Born und fünf wei­te­re Per­sön­lich­kei­ten an­ge­hör­ten. Die­se Ge­werk­schaft gab ih­rer ers­ten, seit 1879 för­dern­den Schacht­an­la­ge den Na­men Gril­lo (spä­ter gab es bei Mo­no­pol drei „Gril­lo-Schäch­te“). Seit 1882 mach­te Gril­lo als Lei­ter ei­ner un­ter Be­tei­li­gung der Dis­con­to-Ge­sell­schaft und des Köl­ner Bank­hau­ses Sal. Op­pen­heim jr. & Cie. neu ge­grün­de­ten Ge­werk­schaft Er­in die we­gen gro­ßer tech­ni­scher Pro­ble­me 1877 still­ge­leg­te Ze­che Er­in in Cas­trop durch Sümp­fung wie­der flott, wo­nach 1885 die För­de­rung wie­der auf­ge­nom­men wer­den konn­te. Die hier ge­nann­ten Ze­chen­un­ter­neh­men mach­ten nicht ein­mal die Hälf­te von Gril­los ge­sam­tem En­ga­ge­ment im Berg­bau aus.

Fried­rich Gril­lo be­tä­tig­te sich auch in der Was­ser- und En­er­gie­ver­sor­gung im heu­ti­gen Gel­sen­kir­che­ner Ge­biet. 1871 er­warb er das Gas­werk in Schal­ke, das er 1873 in das neue Un­ter­neh­men Gel­sen­kir­chen–Schal­ker Gas- und Was­ser­werk ein­brach­te, an dem auch die Stadt Gel­sen­kir­chen be­tei­ligt war. Die­ses wie­der­um ging An­fang 1887 in der Ak­ti­en­ge­sell­schaft Was­ser­werk für das nörd­li­che west­fä­li­sche Koh­len­re­vier auf, das eben­falls un­ter dem Ein­fluss Gril­los stand und sei­nen Sitz in Schal­ke hat­te. Un­ter dem Na­men Gel­sen­was­ser AG (seit 1973) exis­tiert das Un­ter­neh­men als grö­ß­ter Trink­was­ser­ver­sor­ger Deutsch­lands noch heu­te. 1872 ge­hör­te Gril­lo zu den ers­ten Ak­tio­nä­ren der Ak­ti­en­ge­sell­schaft für Che­mi­sche In­dus­trie in Schal­ke. Er be­tei­lig­te sich fer­ner 1873 an der Grün­dung der Glas- und Spie­gel-Ma­nu­fac­tur AG, die ihr Werk eben­falls in Schal­ke er­rich­te­te.

1871 schuf Gril­lo mit Lud­wig von Born die Es­se­ner Credit-An­stalt AG (ECA), ei­nen Zu­sam­men­schluss klei­ne­rer Bank­in­sti­tu­te in Es­sen, Bar­men (heu­te Stadt Wup­per­tal) und Ber­lin, die sich als Re­gio­nal­bank ver­stand und ih­re Haupt­auf­ga­be in der Fi­nan­zie­rung neu­er in­dus­tri­el­ler Pro­jek­te im Rhein­land und in West­fa­len sah; sie war da­mit fak­tisch ei­ne Selbst­hil­fe­or­ga­ni­sa­ti­on ih­rer Grün­der. Die ECA er­öff­ne­te 1887 ih­re ers­te Fi­lia­le in Gel­sen­kir­chen und un­ter­hielt spä­ter 26 Fi­lia­len, zum Teil auch au­ßer­halb des Ruhr­ge­bie­tes; sie wur­de 1925 von der Deut­schen Bank über­nom­men.

Wie an­de­re In­dus­tri­el­le nahm auch Gril­lo Ein­fluss auf die städ­te­bau­li­che Ge­stal­tung des Um­fel­des der Be­triebs­stät­ten sei­ner Un­ter­neh­men. Er in­iti­ier­te vor 1870 den Bau von zeit­ge­mä­ßen Stra­ßen zwi­schen Alt-Gel­sen­kir­chen und Schal­ke und nörd­lich über Schal­ke hin­aus in Rich­tung Buer (Schal­ker Stra­ße und Kö­nig-Wil­helm-Stra­ße = heu­te Kurt-Schu­ma­cher-Stra­ße), Ver­bin­dun­gen, die es den Ar­bei­tern der wei­te­ren Um­ge­bung leich­ter mach­ten, die Be­trie­be in Schal­ke zu er­rei­chen. 1868 grün­de­te Gril­lo die Schal­ker Bau- und Credit­ge­sell­schaft, die ein Grund­ka­pi­tal von ei­ner Mil­li­on Ta­ler hat­te und auf dem Ter­rain zwi­schen Alt-Gel­sen­kir­chen und Schal­ke ein gro­ßes neu­es Wohn­ge­biet bau­en soll­te (heu­te das Ge­biet zwi­schen Flo­ra-, Ruhr-, Mün­che­ner, Mag­de­bur­ger und Schal­ker Stra­ße). In Schal­ke gab Gril­lo die evan­ge­li­sche Kir­che am Markt­platz (1958 ab­ge­ris­sen) und die ka­tho­li­sche, zwei­tür­mi­ge St. Jo­seph-Pfarr­kir­che in Auf­trag, die 1886–1894 nach ei­nem Ent­wurf des Es­se­ner Ar­chi­tek­ten Pe­ter Zin­del (1841-1902) er­baut wur­de. Die Berg­bau­un­ter­neh­men, an de­nen Gril­lo be­tei­ligt war, und die Ei­sen- und Stahl­wer­ke in Schal­ke schu­fen zahl­rei­che Sied­lun­gen für Ar­bei­ter und An­ge­stell­te.

Gril­los Wohn­sitz blieb Es­sen, wo er ein re­prä­sen­ta­ti­ves, klas­si­zis­ti­sches Haus an der heu­ti­gen Kett­wi­ger Stra­ße be­wohn­te, das im 18. Jahr­hun­dert als Re­si­denz ei­ner ad­li­gen Es­se­ner Stifts­da­me er­baut wor­den war. Er hat­te aber zeit­wei­lig auch ei­ne Vil­la in Schal­ke, die es ihm er­mög­lich­te, sich nä­her bei den in­dus­tri­el­len Be­trie­ben auf­zu­hal­ten; die­se Vil­la gab er 1876 auf und stell­te sie dem „Be­am­ten­ver­ein Er­ho­lun­g“ als Ge­sell­schafts­heim zur Ver­fü­gung. Sei­ner Hei­mat­stadt Es­sen stif­te­te Gril­lo ein Ka­pi­tal, mit dem der Bau ei­nes kom­mu­na­len Thea­ters fi­nan­ziert wer­den soll­te. Die Ver­wirk­li­chung die­ses Pro­jek­tes in den Jah­ren 1890–1892 er­leb­te er nicht mehr. Das im neo­klas­si­zis­ti­schen Stil aus­ge­führ­te, im Zwei­ten Welt­krieg stark be­schä­dig­te und nach 1945 zum Teil in schlich­te­ren For­men wie­der­auf­ge­bau­te Haus war das ers­te Stadt­thea­ter im Ruhr­ge­biet. Seit der Fer­tig­stel­lung des Es­se­ner Opern­hau­ses 1988 fun­giert es un­ter dem Na­men Gril­lo-Thea­ter als Schau­spiel­haus.

Fried­rich Gril­lo, nerv­lich er­krankt, starb am 16.4.1888 in der Kli­nik Gra­fen­berg bei Düs­sel­dorf und wur­de am 19. April auf dem al­ten Es­se­ner Fried­hof bei­ge­setzt. Sei­nem Sarg folg­ten Ab­ord­nun­gen von 25 Ze­chen­un­ter­neh­men des Ruhr­ge­bie­tes, fünf Un­ter­neh­men der Ei­sen- und Stahl­in­dus­trie im Raum Gel­sen­kir­chen-Schal­ke, zwei wei­te­ren In­dus­trie­un­ter­neh­men und von dem Was­ser­werk für das nörd­li­che west­fä­li­sche Koh­len­re­vier. 

Literatur

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Dick­hoff, Er­win, Es­se­ner Köp­fe, Es­sen 1985, S. 76-77.
Geb­hardt, Ger­hard, Ruhr­berg­bau. Ge­schich­te, Auf­bau und Ver­flech­tung sei­ner Ge­sell­schaf­ten und Or­ga­ni­sa­tio­nen, Es­sen 1957.
Rasch, Man­fred, Tech­ni­ker und In­ge­nieu­re im Ruhr­ge­biet, in: Goch, Ste­fan/Hei­de­mann, Lutz (Hg.), 100 Jah­re Bis­marck. Ein Stadt­teil „mit be­son­de­rem Er­neue­rungs­be­dar­f“. Bei­trä­ge zur Ge­schich­te und Ge­gen­wart ei­nes Gel­sen­kir­che­ner Stadt­teils, Es­sen 2001, S. 91-115.
Ra­ven, Edu­ard, Die Ei­sen­in­dus­trie, in: Weh­ren­pfen­nig, Wal­ter [u. a.]. (Hg.), Gel­sen­kir­chen. Ab­bild ei­ner gro­ßen Stadt, Es­sen 1955, S. 75-87.
Rhein- und Ruhr­zei­tung (Duis­burg), Aus­ga­ben vom 17. und 20.4.1888.

Online

Ger­stein, Bar­ba­ra, „Gril­lo, Wil­helm Theo­dor“, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 7 (1966), S. 69. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Kanther, Michael A., Friedrich Grillo, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/friedrich-grillo-/DE-2086/lido/57c6d67a6d6dc7.80570205 (abgerufen am 06.12.2024)