Friedrich I. von Schwarzenburg

Erzbischof von Köln (nach 1070-1131)

Christian Hillen (Köln/Bonn)

Siegel Friedrichs I., anhängend an einer Urkunde von 1127. Bild: Der Erzbischof, auf einem Thronsessel sitzend, hält in der Rechten den Hirtenstab, in der Linken ein geöffnetes Buch, Umschrift: + FRITHERICUS D(e)I GR(ati)A COLONIENSIS ARCHIEP(is)C(opus). (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)

Fried­rich I. setz­te sich en­er­gisch für den macht- und ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­schen Aus­bau des Köl­ner Erz­stifts ein. Er scheu­te da­für we­der den Kon­flikt mit Kai­ser Hein­rich IV. (Re­gie­rungs­zeit 1056/1065-1106) noch mit Hein­rich V. (Re­gie­rungs­zeit 1106-1125). Ge­gen die­sen führ­te er so­gar die ver­sam­mel­te nie­der­rhei­ni­sche Op­po­si­ti­on an. Auch mit dem Papst ge­riet er in Kon­flikt. Das Köl­ni­sche Ter­ri­to­ri­um ver­such­te er durch die Er­rich­tung be­zie­hungs­wei­se den Er­werb von Klös­tern und Bur­gen ab­zu­si­chern. In die Aus­ein­an­der­set­zun­gen der höchs­ten Ge­wal­ten, Kai­ser­tum und Papst­tum, war er an pro­mi­nen­ter Stel­le ver­wi­ckelt, je­doch kei­ner Sei­te ein­deu­tig zu­zu­ord­nen. Er war viel­mehr vor­ran­gig auf das Wohl­er­ge­hen sei­nes Erz­bis­tums wie sei­nes Erz­stifts be­dacht und be­weg­te sich prag­ma­tisch zwi­schen den Par­tei­en.

Wohl kurz nach 1070 ge­bo­ren, stamm­te Fried­rich aus ei­nem baye­ri­schen Ge­schlecht. Sein Va­ter war Bert­hold I. von Schwar­zen­burg (um 1080-um 1100/04), sei­ne Mut­ter hieß Rich­gard. Im süd­li­chen Deutsch­land be­gann er auch sei­ne Kar­rie­re, nach­dem er an der Bam­ber­ger Dom­schu­le und dem Stu­di­um in Frank­reich sei­ne Aus­bil­dung er­hal­ten hat­te. So war er zu­nächst Ka­no­ni­ker in Bam­berg und Spey­er. Es gab aber schon ver­wandt­schaft­li­che Ver­bin­dun­gen nach Köln, denn ein Bru­der sei­ner Mut­ter war Abt Ba­vo von Deutz (er­wähnt 1100).

Nach dem Tod Erz­bi­schof Her­mann III. von Hoch­sta­den am 21.11.1099 wur­de Fried­rich zü­gig zum neu­en Köl­ner Erz­bi­schof er­ho­ben. Ma­ß­geb­li­chen Ein­fluss auf die Er­he­bung hat­te Kai­ser Hein­rich IV. ge­nom­men. Da­nach wur­de nie wie­der ein Köl­ner Erz­bi­schof aus­schlie­ß­lich nach dem Wil­len des Herr­schers ge­wählt. Die Er­he­bung fand am 6.1.1100 statt, die Wei­he erst am 11. No­vem­ber.

Fried­rich wur­de schon bald in die Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen Hein­rich IV. und des­sen Sohn Hein­rich V. ver­wi­ckelt, wo­bei er zu­nächst dem Va­ter die Treue hielt, was ihm 1105 die päpst­li­che Ban­nung ein­brach­te. Erst nach­dem Hein­rich IV. ge­zwun­ge­ner­ma­ßen auf den Thron ver­zich­tet hat­te, wech­sel­te Fried­rich auf die Sei­te Hein­richs V., nicht oh­ne sich zu­vor an Ver­su­chen, zwi­schen bei­den zu ver­mit­teln, be­tei­ligt zu ha­ben. Die Stadt Köln hin­ge­gen hielt nach wie vor zu Hein­rich IV. Erz­bi­schof Fried­rich muss­te da­her aus Köln flie­hen und war im Som­mer 1106 wahr­schein­lich in den Kämp­fe um die Stadt auf der Sei­te Hein­richs V. ver­wi­ckelt.

Die Par­tei­nah­me für Hein­rich V. brach­te Fried­rich aber er­neut in Kon­flikt mit der rö­mi­schen Ku­rie, denn der Kö­nig schwenk­te nach dem Tod sei­nes Va­ters auf des­sen po­li­ti­sche Li­nie ein und ge­dach­te nicht, das In­ves­ti­tur­recht für die deut­schen Bi­schö­fe auf­zu­ge­ben. 1107 wur­den Fried­rich und sei­ne Suf­fra­ga­ne sus­pen­diert, wahr­schein­lich weil sie auf Be­fehl des Kö­nigs das Kon­zil von Troyes nicht be­sucht hat­ten. Die Sus­pen­die­rung wur­de je­doch schon bald wie­der auf­ge­ho­ben.

1108 be­glei­te­te Fried­rich Hein­rich V. auf des­sen Kriegs­zug nach Un­garn; im Herbst 1109 ge­hör­te er ei­ner Ge­sandt­schaft an, die in Rom den Streit mit dem Papst um die In­ves­ti­tur der deut­schen Bi­schö­fe bei­le­gen und die Kai­ser­krö­nung vor­be­rei­ten soll­te. Die Ver­hand­lun­gen schei­ter­ten zwar, aber ei­ne ge­wis­se An­nä­he­rung zwi­schen Kö­nig und Papst war fest­zu­stel­len. Die­se wirk­te sich güns­tig auf das Ver­hält­nis Hein­richs zu Erz­bi­schof Fried­rich aus. Am 25.7.1110 krön­te Fried­rich Mat­hil­de von Eng­land (1102-1167), die Ver­lob­te Hein­richs V., in Mainz zur Kö­ni­gin, um An­fang 1111 dem kai­ser­li­chen Heer nach Rom zu fol­gen, wo nach Hein­richs Vor­stel­lung die Kai­ser­krö­nung statt­fin­den soll­te. Die Ver­hand­lun­gen mit dem Papst dar­über schei­ter­ten je­doch er­neut, denn am Tag der Krö­nung, dem 21.2.1111, pro­tes­tier­ten die deut­schen Bi­schö­fe hef­tig ge­gen die vom Papst vor­ge­schla­ge­ne Ei­ni­gung. Sie sa­hen ih­re Stel­lung ge­gen­über der Reichs­ge­walt be­droht. Der Pro­test war über­ra­schend hef­tig, so­dass der Papst die Krö­nung ver­wei­ger­te. Da­nach kam es so­gar zu mi­li­tä­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, die nach Aus­sa­ge der Köl­ner Kö­nig­schro­nik dank Erz­bi­schof Fried­rich und sei­nem Köl­ner Auf­ge­bot zu­guns­ten Hein­richs V. aus­gin­gen. Hein­rich konn­te zahl­rei­che Kar­di­nä­le und den Papst ge­fan­gen neh­men und ein Pri­vi­leg er­zwin­gen, in dem das In­ves­ti­tur­recht des Kö­nigs an­er­kannt wur­de. Die­ses so­ge­nann­te „Pra­vi­le­g“ von Pon­te Mam­mo­lo be­deu­te­te je­doch kei­ne end­gül­ti­ge Re­ge­lung der In­ves­ti­tur­fra­ge.

1114 än­der­te sich Fried­richs Ver­hält­nis zum Kai­ser. Er wur­de An­füh­rer der nie­der­rhei­ni­schen Op­po­si­ti­on ge­gen Hein­rich V. Sein Wi­der­stand sorg­te letzt­lich für den Ab­bruch des Feld­zugs ge­gen die Frie­sen, den der Kai­ser im Som­mer des Jah­res un­ter­neh­men woll­te, der aber vor Deutz zum Still­stand kam. Aber da­mit nicht ge­nug: Im wei­te­ren Ver­lauf des Auf­stands gin­gen dem Kai­ser nicht nur die Rhein­lan­de, son­dern ganz Nord­deutsch­land ver­lo­ren. Auf der an­de­ren Sei­te nä­her­te sich Fried­rich vor dem Hin­ter­grund des schlech­ter wer­den­den Ver­hält­nis­ses zu Kai­ser Hein­rich V. wie­der rasch der Ku­rie an. 1119 soll er so­gar Papst Ca­lixt II. (Pon­ti­fi­kat 1119-1124) zum Bann ge­gen Hein­rich ge­ra­ten ha­ben.

Mit Ab­schluss des Worm­ser Kon­kor­dats im Jah­re 1122, das den In­ves­ti­tur­streit in Deutsch­land ab­schloss, be­en­de­te Erz­bi­schof Fried­rich sei­ne Op­po­si­ti­on ge­gen den Kai­ser. Es kam zu ei­ner An­nä­he­rung, wenn­gleich das Ver­hält­nis nicht mehr so gut wie vor 1114 wur­de.

Nach dem To­de Hein­richs V. un­ter­stütz­te der Main­zer Erz­bi­schof die Wahl Lo­thar von Sup­p­lin­burg zum Kö­nig (Re­gie­rungs­zeit 1125-1137). Fried­rich, der ei­gent­lich ei­nen an­de­ren Kan­di­da­ten be­vor­zug­te, krön­te Lo­thar aber den­noch am 13.9.1125 in Aa­chen zum Kö­nig. Da­nach scheint er ihm aber aus­ge­wi­chen zu sein, je­doch nur, um sich kurz vor sei­nem Tod noch ein­mal an Lo­thar an­zu­nä­hern. Sei­ne er­neu­te Sus­pen­die­rung durch Ho­no­ri­us II. (Pon­ti­fi­kat 1124-1130) wur­de auf Bit­ten Lo­thars III. durch In­no­zenz II. (Pon­ti­fi­kat 1130-1143) be­zie­hungs­wei­se Anak­let II. (Pon­ti­fi­kat 1130-1138) wie­der auf­ge­ho­ben.

Fried­rich war je­doch auch auf kirch­li­chem Ge­biet sehr ak­tiv. Po­si­tiv stand er der Sieg­bur­ger Re­form ge­gen­über, de­ren Prop­stei­grün­dun­gen er durch zahl­rei­che Pri­vi­le­gi­en för­der­te. Auch die Prä­mons­tra­ten­ser wur­den von ihm un­ter­stützt. Nor­bert von Xan­ten – ihr Grün­der – weil­te zu sei­ner Er­zie­hung am Ho­fe Fried­richs und wur­de von ihm zum Pries­ter ge­weiht. In sei­ner Köl­ner Zeit dürf­te Nor­bert mit den Re­form­be­stre­bun­gen aus Sieg­burg in Kon­takt ge­kom­men sein. Mit der An­sied­lung des ers­ten Zis­ter­zi­en­ser­klos­ters auf dem Ge­biet des Deut­schen Reichs im nie­der­rhei­ni­schen Kamp (heu­te Kamp-Lint­fort) wand­te sich Fried­rich 1123 von der Sieg­bur­ger Re­form ab und den Zis­ter­zi­en­sern zu.

Die Grün­dung und Un­ter­stüt­zung von Klös­tern hat­te auch ei­nen ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­schen As­pekt. Bei der Ter­ri­to­ri­al­po­li­tik setz­te Fried­rich an­sons­ten auf Bau und Er­werb von Bur­gen so­wie Kauf und Tausch von Be­sit­zun­gen. Fried­rich er­warb ne­ben Ma­ria Laach die Klös­ter Flech­torf in Nord­hes­sen und Stein­feld in der Ei­fel für das Erz­stift. Zur Be­herr­schung des Rheins und zur Si­che­rung ge­gen Hein­rich V. er­rich­te­te er die Bur­gen Wol­ken­burg (vor 1118) und Ro­lands­eck (1127-1131). Da­mit ist die rhein­auf­wärts ge­rich­te­te Rich­tung sei­ner Ex­pan­si­ons- und Si­che­rungs­be­mü­hun­gen ge­kenn­zeich­net. Geo­gra­phisch ge­se­hen war Fried­rich aber auch noch in Rich­tung West­fa­len ori­en­tiert.

Dort er­rich­te­te er be­reits 1100 bei Wet­ter an der Ruhr die Burg Vol­marstein, um die Po­si­ti­on des Erz­stif­tes zu ver­stär­ken. 1120 kauf­te er die Burg Pad­berg an der Die­mel. Der Hö­he­punkt sei­ner ter­ri­to­ri­al­po­li­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten ist in den Jah­ren 1114 bis 1122 an­zu­set­zen und dürf­te in en­gem Zu­sam­men­hang mit den Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Hein­rich V. ste­hen. Ein weit­ge­spann­ter Lehns­hof, be­ste­hend aus zahl­rei­chen Gra­fen und Her­ren des Rhein­lan­des und West­fa­lens tat ein Üb­ri­ges, um Fried­richs Ter­ri­to­ri­al­po­li­tik zu un­ter­stüt­zen und ab­zu­si­chern.
Erz­bi­schof Fried­rich I. von Köln starb am 25.10.1131 auf sei­ner Burg Wol­ken­burg und wur­de am 9.12.1131 in der Ab­tei Sieg­burg bei­ge­setzt.

Quellen

Die Re­ges­ten der Erz­bi­schö­fe von Köln im Mit­tel­al­ter, Band 2, be­arb. von Ri­chard Knip­ping, Bonn 1901, Nach­druck Düs­sel­dorf 1985, S. 1-42.

Literatur

Hil­len, Chris­ti­an, Zum Frie­sen­zug Hein­richs V. von 1114, in: His­to­ri­sches Jahr­buch 120 (2000), S. 284-290.
Oedi­ger, Fried­rich Wil­helm, Das Bis­tum Köln von den An­fän­gen bis zum En­de des 12. Jahr­hun­derts (Ge­schich­te des Erz­bis­tums Köln 1), Köln 1971, S. 131-140.
Wi­spling­hoff, Erich, Fried­rich I., Erz­bi­schof von Köln (1100-1131), Diss. Phil., Bonn 1951.

Online

Car­dauns, Her­mann, Fried­rich I., in: All­ge­mei­ne Deut­sche Bio­gra­phie 7 (1878), S. 535-538. [On­line]
Wi­spling­hoff, Erich, Fried­rich I. von Schwar­zen­burg, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 5 (1961), S. 511. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Hillen, Christian, Friedrich I. von Schwarzenburg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/friedrich-i.-von-schwarzenburg/DE-2086/lido/57c6bfe7836f52.74227763 (abgerufen am 16.04.2024)