Gottfried Gropper

jülisch-klevischer Rat (1507-1571)

Martin Bock (Frechen)

Wappen der vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg bis 1543, in den vereinigten Herzogtümern durchlief Gropper seine Karriere. (CC0 1.0/Gemeinfrei)

Zu den nicht­ad­li­gen Fa­mi­li­en, die die rhei­ni­sche Ge­schich­te des 16. Jahr­hun­derts do­mi­nier­ten, ge­hört zwei­fels­frei die aus Soest stam­men­de Grop­per-Dy­nas­tie. Vier Brü­der – vor­weg der be­rühm­te Jo­han­nes Grop­per, Pa­tro­k­lus (1512-1558), Kas­par und Gott­fried – ge­lang­ten in höchs­te geist­li­che und welt­li­che Po­si­tio­nen und do­mi­nier­ten die kur­k­öl­ni­sche Po­li­tik. Gott­fried Grop­per ab­sol­vier­te da­bei als ein­zi­ger der Ge­schwis­ter ei­ne aus­schlie­ß­lich sä­ku­la­re Lauf­bahn und stand als Ge­hei­mer Rat im Dienst Her­zo­g Wil­helms V. von Jü­lich-Kle­ve-Berg.

Gott­fried wur­de als zwei­ter Sohn des aus be­schei­de­nen Ver­hält­nis­sen auf­ge­stie­ge­nen Soes­ter Bür­ger­meis­ters Jo­han­nes Grop­per (1480-1543) und sei­ner aus der Soes­ter Ober­schicht stam­men­den Frau An­na Hu­gen um 1507 ge­bo­ren. Nach Wi­der­stand ge­gen die Ein­füh­rung der lu­the­ri­schen Re­for­ma­ti­on in Soest emi­grier­te Grop­per se­ni­or 1533 nach Köln.

Da der äl­te­re Bru­der Jo­han­nes be­reits dem geist­li­chen Stand zu­neig­te, stand es Gott­fried frei, sich für das rein welt­li­che Cur­ri­cu­lum zu ent­schei­den, auch wenn er so­wohl kai­ser­li­ches wie kirch­li­ches Recht lern­te und lehr­te. 1531 er­lang­te er so nach sei­nem Stu­di­um in Köln das Dok­to­rat der Rechts­wis­sen­schaft und blieb wäh­rend des fol­gen­den Jahr­zehnts der Uni­ver­si­tät eng ver­bun­den: 1532 als De­kan der ju­ris­ti­schen Fa­kul­tät und von 1536 bis 1538 als Vi­ze­kanz­ler. In die­ser Funk­ti­on pro­mo­vier­te er sei­ne bei­den jün­ge­ren Brü­der Pa­tro­k­lus und Kas­par – nach nur ei­nem Drei­vier­tel­jahr Auf­ent­halt in Köln und nur fünf Stu­di­en­jah­ren ins­ge­samt. Es steht al­so zu ver­mu­ten, dass Grop­per sich der Er­war­tun­gen, die in­ner­halb des Fa­mi­li­en­netz­wer­kes an ihn ge­rich­tet wa­ren, be­wusst war und sei­ne Brü­der pro­te­gier­te, da­mit sie schnell ein­träg­li­che Pfrün­den er­hal­ten konn­ten. Das un­ge­wöhn­lich schnel­le Pro­mo­ti­ons­ver­fah­ren war dann auch Ge­gen­stand ei­ner Denk­schrift Jo­hann Ol­den­dorps (um 1487-1567), der vor sei­nem Weg­gang nach Mar­burg an der Köl­ner Uni­ver­si­tät ge­lehrt hat­te, an den stadt­köl­ni­schen Rat. 

Vom Ein­fluss des Fa­mi­li­en­netz­wer­kes pro­fi­tier­te Gott­fried Grop­per aber eben­so sehr, als er im Mai 1542 auf Emp­feh­lung sei­nes an­ge­se­he­nen Bru­ders Jo­han­nes, der als Ka­no­ni­ker am Xan­te­ner Stift St. Vik­tor über ei­nen ge­wis­sen Ein­fluss im Her­zog­tum ver­füg­te, zum Ge­hei­men Rat Wil­helms V. er­nannt wur­de. Sei­ne ers­te di­plo­ma­ti­sche Funk­ti­on führ­te ihn ne­ben dem spä­te­ren Kanz­ler Jo­hann von Vlat­ten und dem Ju­ris­ten Jo­hann Fal­ter­mey­er im Som­mer 1542 zum Reichs­tag nach Nürn­berg, der im An­schluss an die be­reits beim Spey­rer Reichs­tag ge­klär­ten In­ter­na der Reichs­steu­ern ins­be­son­de­re die nächs­te Tür­ken­steu­er ver­han­deln und be­wil­li­gen soll­te. Nur am Ran­de scheint Grop­per auch mit den Ver­hand­lun­gen im Zu­sam­men­hang mit dem drit­ten gel­dri­schen Erb­fol­ge­streit be­fasst ge­we­sen sein, in dem sich Her­zog Wil­helm und Kai­ser Karl V. (1500-1558, Re­gie­rungs­zeit 1519-1556) im Streit um das Her­zog­tum Gel­dern ge­gen­über­stan­den.

Als Un­ter­händ­ler des Her­zogs hat­te Grop­per zu­wei­len mit sei­nen Ge­schwis­tern zu tun, so et­wa bei den Neus­ser Ver­hand­lun­gen des Jah­res 1548, in de­nen es um Sub­si­di­en-Zah­lun­gen ging, wel­che die Pfar­rei­en im Her­zog­tum dem neu­en Erz­bi­schof Adolf von Schaum­burg leis­ten soll­ten. Hier ver­han­del­te er mit sei­nem Bru­der Kas­par, der in den Jah­ren zu­vor üb­ri­gens selbst in den Diens­ten des Her­zogs ge­stan­den und erst 1543 die Pries­ter­wei­he emp­fan­gen hat­te, um sich im geist­li­chen Stand eta­blie­ren zu kön­nen.

Mit 17 Kin­dern aus der Ehe mit Ca­tha­ri­na Strauß leis­te­te Gott­fried Grop­per ei­nen we­sent­li­chen Bei­trag zum Er­halt der Fa­mi­lie; es ge­lang ihm, die meis­ten sei­ner Söh­ne und Töch­ter in an­ge­se­he­ne Po­si­tio­nen zu brin­gen oder gut zu ver­hei­ra­ten. Vor al­lem sei­ne Söh­ne Jo­han­nes (um 1534-1570), Gott­fried (ge­stor­ben 1598) und Pe­ter (1550-1596) ka­men zu ho­hen Eh­ren: Jo­han­nes war In­ha­ber zahl­rei­cher kirch­li­cher Pfrün­den, Gott­fried stand als Ge­hei­mer Rat und Groß­sie­gel­be­wah­rer in kur­k­öl­ni­schen Diens­ten, und Pe­ter folg­te sei­nem be­rühm­ten On­kel Jo­han­nes als Ge­ne­ral­vi­kar de­s Erz­bis­tums. Ein wei­te­rer Sohn, Kas­par, stieg zum Kanz­ler des Fürst­bis­tums Salz­burg auf. Zu­wei­len wer­den dem Va­ter Leis­tun­gen zu­ge­schrie­ben, die tat­säch­lich sei­nem Sohn, Gott­fried Grop­per dem Jün­ge­ren, an­zu­rech­nen sind, viel­leicht auch, weil über die Ar­beit des Äl­te­ren die Quel­len kaum Auf­schluss ge­ben.

Trotz des Kin­der­se­gens und der ge­ho­be­nen Po­si­tio­nen, die die ver­schie­de­nen Fa­mi­li­en­mit­glie­der dank wech­sel­sei­ti­ger Be­för­de­rung ein­neh­men konn­ten, schwand die Prä­senz der Grop­per im 17. Jahr­hun­dert eben­so schnell, wie ihr Auf­stieg im 16. Jahr­hun­dert ver­lau­fen war. Her­mann Weins­berg, dem Gott­fried Grop­per im Üb­ri­gen im Som­mer 1539 die Prü­fung im Zi­vil­recht ab­ge­nom­men hat­te, ur­teil­te an­läss­lich des To­des von Pe­ter Grop­per über die Fa­mi­lie: War[n] von Soist her­ko­men, treff­li­che, wol­be­red­te, ri­che leu­de. Mir steit nit vor, das noch vom na­men Grop­per er­mantz me­he vor­han­den sei, dan der ob­gen­en­ter bro­der God­dert, al­so das der stam in der mans­li­ni­en balt uss wirt ha­ben. Wie ho­he hern sie ge­wesn und ges­ti­gen sin, eben­so sin sie wol ge­falln und ge­stor­ben […].[1]

Da­mit fass­te Weins­berg die La­ge der Fa­mi­lie zum En­de des 16. Jahr­hun­derts tref­fend zu­sam­men. Mit Aus­nah­me von Jo­han­nes und Kas­par Grop­per und in der nächs­ten Ge­ne­ra­ti­on Gott­fried Grop­per des Jün­ge­ren ha­ben sich von den üb­ri­gen Fa­mi­li­en­mit­glie­dern kaum sub­stan­ti­el­le Nach­rich­ten über ihr kon­kre­tes Le­ben und Wir­ken er­hal­ten – mög­li­cher­wei­se, weil die Ge­stalt des Jo­han­nes Grop­per lang­fris­tig die an­de­ren Fa­mi­li­en­mit­glie­der in den Schat­ten stell­te, si­cher­lich aber auch, weil, an­ders als bei ad­li­gen Fa­mi­li­en mit ih­ren oft zahl­rei­chen Ver­zwei­gun­gen, das En­de der bür­ger­li­chen Grop­per mit dem Er­lö­schen im Man­nes­stamm end­gül­tig be­sie­gelt war.

Quellen

Schwein­zer-Bu­ri­an, Sil­via (Be­arb.), Der Reichs­tag zu Nürn­berg 1542 (Deut­sche Reichs­tags­ak­ten, JR, Band 13), Mün­chen 2010.

Literatur

Greb­ner, Chris­ti­an, Kas­par Grop­per (1514 bis 1594) und Ni­ko­laus El­gard (ca. 1538 bis 1587), Bio­gra­phie und Re­form­tä­tig­keit, Müns­ter 1982.
Schul­te, Chris­ti­an, Ver­such­te kon­fes­sio­nel­le Neu­tra­li­tät im Re­for­ma­ti­ons­zeit­al­ter. Die Her­zog­tü­mer Jü­lich-Kle­ve-Berg un­ter Jo­hann III. und Wil­helm V. und das Fürst­bis­tum Müns­ter un­ter Wil­helm von Ket­te­ler, Diss. Müns­ter 1995. 

Online

Pri­va­te For­schungs­sei­te zu Jo­han­nes Grop­per. [on­line]

 
Zitationshinweis

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Bock, Martin, Gottfried Gropper, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/gottfried-gropper/DE-2086/lido/5e1dc08b77be67.30712187 (abgerufen am 12.11.2024)