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Hanns Hartmann war Schauspieler, Intendant an den Bühnen Hagen und Chemnitz sowie am Metropoltheater Berlin, Geschäftsführer eines Musikverlages und zweiter Nachkriegsintendant des Westdeutschen Rundfunks Köln.
Johannes Alexander („Hanns“) Hartmann wurde am 22.4.1901 in Essen in ein kleinbürgerliches Milieu geboren. Seine Eltern waren der Schlosser Joseph Hartmann und Elisabeth, geborene Kohlen. In seiner Vaterstadt besuchte Hartmann die Krupp-Oberrealschule (heute Alfred-Krupp-Schule), die er nach der Obersekunda verließ, um vom 2.4.1918 bis zum 31.3.1920 eine Kaufmännische Lehre bei der Arenberg’sche AG für Bergbau- und Hüttenbetrieb zu absolvieren. Das dritte Lehrjahr wurde ihm aufgrund überragender Leistungen erlassen. Im Herbst 1919 begann er – als Johannes Alexander - mit der Schauspielausbildung am Städtischen Theater in Essen. Hier lernte er vermutlich auch seine spätere Frau, Ottilie Schwartzkopf ( um 1885-1966), kennen, die unter dem Künstlernamen Ottilie Schott von 1922 bis 1928 als Sängerin an der Essener Oper engagiert war. 1927 fand die Heirat statt. Von 1921 bis 1922/1923 war Hartmann Mitglied des Schauspielensembles in Essen, zur Beginn der Spielzeit 1923/1924 wechselte er als jugendlicher Held und Liebhaber an das Stadttheater Münster.
Die kaum begonnene Schauspielkarriere endete, als Hartmann, der einen ausgeprägten Sinn für die kaufmännischen Aspekte des Kulturbetriebs besaß, im Jahre 1925 Stellvertretender Intendant und Verwaltungschef des Stadttheaters Hagen und 1927 dessen Direktor wurde. Hatte er ursprünglich erwogen, das Abitur nachzuholen und in Köln Betriebswirtschaft zu studieren, so legte er den Plan nun ad acta. Im Jahre 1930 übernahm er als Nachfolger von Richard Tauber (1861-1942) die Generalintendanz am Städtischen Theater in Chemnitz. Am 9.3.1933 wurde er von den Nationalsozialisten beurlaubt und am 30.6.1933 entlassen. Angriffspunkte waren die „jüdisch-marxistische“ Programmgestaltung und Hartmanns Weigerung – so kolportiert Edmund Nick –, sich von seiner 16 Jahre älteren jüdischen Ehefrau Ottilie zu trennen.
Während der NS-Diktatur „überwinterte“ Hartmann in der Privatwirtschaft als Sekretär eines böhmischen Industriellen und als Geschäftsführer in dem 1926 von dem Film- und Operettenkomponisten Will Meisel (1897-1967) gegründeten Bühnen- und Musikverlages Edition Meisel & Co in Berlin. Seine letzte Inszenierung während der NS-Zeit war die Uraufführung der Operette „Der goldene Pierrot“ von Walter W. Goetze (1883-1961) im „Theater des Westens“ am 31.3.1934 in Berlin.
Von Oktober 1945 bis Oktober 1946 wirkte Hartmann als Intendant des Metropoltheaters in Berlin, das, 1944 in der Behrenstraße durch einen Bombenangriff vernichtet, 1945 im Kino „Colosseum“ in der Schönhauser Allee (Ostberlin) wiedereröffnet worden war. Zugleich amtierte er als Präsident der Entnazifizierungskommission der Kunstschaffenden in Berlin.
Im Oktober 1946 ging das Ehepaar Hartmann unter falschem Namen in den Westen, zunächst nach Frankfurt am Main, dann nach Hamburg. In der Britischen Besatzungszone war der politisch unbelastete Hartmann nun aufgrund seiner Expertise als Theaterintendant und im Verlagswesen als Führungskraft gefragt. Seine nächste Karrierestation führte ihn zum Rundfunk.
Am Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) in Hamburg erhielt er die Position eines stellvertretenden Leiters der Rundfunkschule. Diese war von Alexander Maass bb, einem 1902 in Essen geborenen Schauspieler und britischen Kontrolloffizier gegründet und im Januar 1947 eröffnet worden. Maass war 1945 aus der Emigration zurückgekehrt und übte maßgeblichen Einfluss auf Personalentscheidungen am Sender aus. So auch durch die Lancierung Hartmanns an den NWDR. Maass und Hartmann kannten sich aus gemeinsamen Essener Zeiten. Die von Maass geleitete Rundfunkschule war als Kaderschmiede für künftige Rundfunkjournalisten nach dem Muster der „Training School“ der BBC eingerichtet worden, aus ihr gingen so bedeutende Journalisten wie Gerd Ruge (geboren 1928), Walter Erasmy (1924-1993) oder Erwin Behrens (geb. 1928) hervor. Auf der Rundfunkschule erhielt Hartmann die nötigen Grundlagenkenntnisse für seine nächste Position.
Am 1.9.1947 folgte er Max Burghardt (1893-1977) als Intendant des NWDR Köln. Hartmann bekleidete dieses Amt bis Ende 1955. Im Vorfeld der Trennung des NWDR in die selbstständigen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten NDR und WDR zum 1.1.1956 wurde Hartmann am 25.5.1955 zum ersten WDR-Intendanten mit einer fünfjährigen Amtszeit bis zum 31.12.1960 gewählt. Hartmanns Widerwahl scheiterte im Herbst 1960 im dritten Wahlgang an der Bestätigung durch den Rundfunkrat. Als Konsequenz aus dem Abstimmungsdebakel verzichtete Hartmann auf eine weitere Kandidatur. Zum Jahresende 1960 schied er aus dem WDR aus.
In die Ära des parteilosen Intendanten Hartmann fällt nicht nur die von ihm unterstützte Liquidation des NWDR, sondern auch die Einführung des UKW-Funks im Jahre 1950. Sie eröffnete Köln durch die Einrichtung eines zweiten Hörfunkprogramms („UKW-West“) eine größere Unabhängigkeit von der Hamburger NWDR-Zentrale und die Möglichkeit zur Schaffung eines Regionalprogrammes mit Sendereihen wie dem Flaggschiff „Zwischen Rhein und Weser“, aber auch Werner Höfers „Internationalem Frühschoppen“.
In Zusammenarbeit mit dem Essener Architekten Peter Friedrich Schneider (1901-1981) wurde das neue Funkhaus am Wallrafplatz in den Jahren 1948-1952 realisiert. Es ersetzte das 1927 von der Westdeutschen Rundfunk AG bezogene und längst nicht mehr für den Sendebetrieb adäquate Funkhaus Dagobertstraße 38. Schneiders Funkhaus am Wallrafplatz stand für die Vorstellung von Transparenz im Nachkriegsrundfunk und war gleichermaßen für den Redaktions- wie für den Konzertbetrieb ausgelegt. Bereits wenige Jahre später war ein Erweiterungsaufbau, vor allem aufgrund der Einführung des neuen Mediums Fernsehen nötig (Erstsendung: 25.12.1952), dem Hartmann allerdings mit deutlicher Skepsis begegnete. Linfert berichtet, Hartmann habe das Fernsehen noch 1959 als ein Mittel der Narkose und Suggestion bezeichnet.[1]
Im Jahre 1950 wurden die Studios in Bonn (zunächst in bescheidenem Rahmen innerhalb der „Pädagogischen Hochschule“, das „Westfalenstudio“ in Dortmund sowie das Studio in Düsseldorf unter der Leitung von Peter von Zahn (1913-2001) gegründet, der auch der erste Auslandskorrespondent des NWDR in Washington wurde. Richtungsweisend waren Personalentscheidungen der Ära Hartmann, die unter anderem mit Namen wie Werner Höfer, Gerd Ruge, Hans Otto Wesemann (1903-1976), Carl Linfert (1900-1981) oder Karl O. Koch (1911-1982) verbunden sind. Hartmann gelang es, hervorragende Journalisten an den Sender zu ziehen und dort zu halten – angesichts der Zerstörung Kölns und der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Nachkriegsjahre eine beachtliche Leistung.
Hanns Hartmann, seit 1959 Träger des Bundesverdienstkreuzesstarb, starb am 5.4.1972 in Mindelheim (Landkreis Unterallgäu). In Köln ist ein Platz in der Innenstadt an der Ecke Breite Straße / Auf dem Berlich nach ihm benannt.
Literatur
Nick, Edmund/Linfert, Carl /Hömke, Friedel, Drei Versuche über Hanns Hartmann, in: Aus Köln in die Welt, hg. von Walter Först, Köln 1974, S. 511-537.
Schwarzkopf Dietrich, Ausbildung und Vertrauensbildung. Die Rundfunkschule des NWDR. Nordwestdeutsche Hefte zur Rundfunkgeschichte Heft 6, Hamburg 2007.
Wagner, Hans-Ulrich, Hanns Hartmann – Der „Vater des Kölner Rundfunks“, in: Am Puls der Zeit, hg. von Petra Witting-Nöthen, Köln 2006, S. 182-184.
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Bernard, Birgit, Hanns Hartmann, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hanns-hartmann/DE-2086/lido/5f3b8a191e53b0.72980550 (abgerufen am 15.10.2024)