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Hans Ruprecht Hoffmann war ein Bildhauer in Trier, der im Auftrag der Erzbischöfe und Kurfürsten tätig war, insbesondere für die Memoria Erzbischofs Jakob III. von Eltz . Zu seinem Kundenkreis gehörten weiter Vertreter der geistlichen wie weltlichen Führungsschicht der Stadt und des Kurfürstentums. Hoffmanns Werke prägen bis heute das Erscheinungsbild des Domes und des Hauptmarktes in Trier. Als wichtigster Meister der Trierer Renaissance und einziger bedeutender Künstler des Manierismus in Trier, wenn nicht sogar des ganzen westrheinischen Raumes, ist er für die Kunstgeschichte des Rheinlands eine herausragende Künstlerpersönlichkeit.
Hoffmann wurde vermutlich um 1545 in Worms geboren; das genaue Geburtsdatum ist unbekannt und nur rechnerisch aufgrund eigener dokumentierter Aussagen Hoffmanns zu ermitteln. Die Familie zog bald nach Trier, wo Hoffmanns Vater Hans (gestorben 1579) 1548 in die Trierer Krämerzunft aufgenommen wurde. Hans Ruprecht begann seine Bildhauerlehre laut eigener Aussage in einer Urkunde von 1587 im Alter von ungefähr elf Jahren in Mainz bei dem Bildhauer Dietrich Schraw (auch Schro, 1545-1568) und absolvierte seine Gesellenjahre bei Johann von Trarbach (1530-1586) in Simmern, einem bedeutenden kleinen Kunstzentrum im Hunsrück, ehe er in Trier tätig wurde. Bei Schraw lernte er die Dekorationskunst des niederländischen und französischen Manierismus kennen. Möglicherweise reiste Hoffmann zu Studienzwecken nach Antwerpen, denn er arbeitete später nach Motiven des Stils der Antwerpener Werkstatt des Cornelis Floris (1514-1575). Allerdings war Mainz das mittelrheinische Zentrum des Floris-Stils und Hoffmann kann hier schon – auch anhand der aufkommenden Verbreitung von druckgraphischen Werken – diesen Stil verinnerlicht haben. Hoffman arbeitete oft nach druckgraphischen Vorlagen, beispielsweise von Martin van Heemskerck (1498-1574), Cornelius Cort (1536-1578), Martin de Vos (um 1530-1603/1604) oder Adrian Collaert (1560-1618). Die Gesellenzeit in Simmern ist nicht urkundlich belegt, sondern nur aufgrund der regionalen Verbreitung der Werke und des frühen Stils Hoffmanns zu erschließen. Erste urkundliche Erwähnung findet Hoffmann in Trier 1566/1567 in der Weinrentliste. Ab 1570 wohnte er bis zu seinem Tod in der „Sanct Symeonsgass“ (heute Simeonstraße).
Aus den Trau- und Taufeinträgen in den Kirchenbüchern der Pfarre St. Gangolf, in der Hans Ruprecht Hoffmann mit seiner Familie lebte, geht hervor, dass er mindestens dreimal verheiratet war und mindestens vier Kinder hatte. Die Kirche St. Gangolf am Trierer Hauptmarkt war die Pfarre, in der die meisten wohlhabenden und einflussreichsten Bürger wohnten. Von Hoffmanns ersten Ehefrau, die vor 1582 starb, ist nur der Vorname Katharina bekannt. Aus dieser Ehe wurden die Kinder Margaretha (geboren 1571), Heinrich (geboren 1573) und Hugo (geboren 1576) in Trier getauft. Seine zweite Frau Anna Örthin ehelichte er am 31.7.1583; Trauzeugen waren der Domdechant Bartholomäus vom Stein und der Krämerzunftmeister Hans Reulandt. Seine dritte Eheschließung mit (Anna) Margaretha, Tochter des Theis Kochenbecker aus Cochem, bezeugten am 25.11.1590 der Trierer Bürgermeister Maximin Pergener und der Palastkellner und Schöffe Karl Wolf.
Die Trierer Steinmetzzunft wählte Hoffmann am 10.5.1581 zum Zunftmeister; die offizielle Aufnahme erfolgte aber erst am 27.5.1583, nachdem sich unter anderem der Trierer Erzbischof Johann von Schönenburg energisch für ihn eingesetzt hatte. Das Amt sollte Hoffmann zunächst verweigert werden, weil seine erste, mittlerweile verstorbene Ehefrau unehelicher Abstammung gewesen war. Ob das der wahre Grund war, mag dahingestellt sein, denn auch politische Gründe sind denkbar. Die Bürger Triers hatten 1580 einen mehrjährigen Prozess vor dem Reichskammergericht um die Reichsunmittelbarkeit der Stadt gegen Erzbischof Jakob III. von Eltz verloren, und die Fronten waren noch spürbar. Als Favorit des Klerus - Hoffmann hatte auch die Kanzel im Trierer Dom geschaffen -, wurde er damit wohl zum Objekt eines Machtkampfes beider Parteien, in dem sich letztlich der Erzbischof durchsetzte. Da sich aber auch andere Steinmetze für seine Ernennung einsetzten, ist anzunehmen, dass er der am besten geeignete Kandidat für das Amt war.
Hans Ruprecht Hoffmann genoss hohes gesellschaftliches Ansehen. Seine Kinder besaßen Taufpaten aus dem Domklerus und der städtischen Oberschicht, umgekehrt wurden er und seine Frau Taufpaten bei anderen Familien der städtischen Elite wie bei Kollegen. Städtischen Quellen ist zu entnehmen, dass Hoffmann von 1584-1586 rechnungsführender Leiter der Baumeisterei war. 1609 wurde er Synodal und 1614 rechnungs- und kassenführender Kirchmeister seiner Pfarre St. Gangolf. Als Ratsmitglied war er in den drei Rechnungsjahren 1604/1605-1606/1607 einer der „Almosinierer“ im Almosenamt der Stadt Trier; das Amt war 1591 gegründet worden, um die Armen der Stadt zu unterstützen. Hoffmann nahm also Ämter wahr, die nur Bürger ausüben konnten, die über ausreichend Einkommen und Zeit verfügten. Als Inhaber einer florierenden Werkstatt, deren Werke von den führenden geistlichen und weltlichen Kreisen nachgefragt wurden, zählte Hoffmann ganz offensichtlich dazu - über den Stand eines Handwerkers war er weit hinausgewachsen. Hans Ruprecht Hoffmann starb um 1616/1617.
Hoffmanns Stärke liegt vor allem in seinen Portraitplastiken. In seiner großen Werkstatt beschäftigte er zahlreiche Gesellen, darunter Johannes Manternach und seinen eigenen Sohn Heinrich (geboren 1571/1576-1623). Beide führten den Hoffmann-Stil nach dessen Tod fort, konnten aber dessen Standard nicht aufrechterhalten, weshalb die Werkstatt immer weiter an Bedeutung verlor. Neben seiner Tätigkeit als Bildhauer war Hoffmann auch Medailleur, der Gedenkmedaillen unter anderem für die Erzbischöfe Johann von der Leyen und Jakob III. von Eltz schuf.
Zu den wichtigsten Werken seiner Bildhauerwerkstatt zählen in Trier die Domkanzel, ein Frühwerk von 1570/1572, der Petrus-Brunnen auf dem Hauptmarkt von 1595, der Dreifaltigkeits-Grabaltar für Jakob III. von Eltz aus dem Jahre 1597 und der Allerheiligenaltar für Erzbischof Lothar von Metternich von 1614. Daneben schuf er zahlreiche weitere Altäre, Epitaphien und Schrifttafeln im Dom, in der Liebfrauenkirche und in den Pfarrkirchen der Stadt, für Domherren wie für Bürgerliche. Auch über Trier hinaus finden sich seine Werke, so in Eltville, Gemünden, Waldrach, Saarburg, Thionville und Boppard, wo der Mainzer Epigraphiker Rüdiger Fuchs eine fragmentarische Inschriftenplatte aufgrund paläographischer Untersuchungen als Werk Hoffmanns erkannt hat. Da nur wenige seiner Werke signiert sind (meist „HR“ oder “HRH“), kann ein großer Teil seines Ouevres ihm und seiner Werkstatt nur nach stilistischen Merkmalen und vor allem aufgrund der verwendeten Schriften zugeordnet werden.
Hans Ruprecht Hoffmann war ein bedeutender Meister, der Elemente der Renaissance mit den Eigenheiten des Floris-Stils vermischte und dies mit manieristischen Anklängen zu seiner individuellen Handschrift komponierte, die in ihren spätmanieristischen Ausprägungen bereits den Barock ahnen lässt. Möglicherweise neigte Hoffmann trotz seiner überwiegend katholischen Auftraggeber zum Protestantismus, wie eine in der Stadtbibliothek Trier erhaltene protestantische Bibel mit seinem Namen als Besitzereintrag nahe legen könnte.
Literatur
Balke, Franz, Über die Werke des kurtrierischen Bildhauers Hans Ruprecht Hoffmann († 1616), Trier 1916.
Fuchs, Rüdiger, Die Schrift der Werkstatt Hans Ruprecht Hoffmanns († 1616) in Trier, in: Embach, Michael u.a. (Hg.), Sancta Treveris. Beiträge zu Kirchenbau und bildender Kunst im alten Erzbistum Trier. Festschrift für Franz J. Ronig zum 70. Geburtstag, Trier 1999, S. 147-171.
Ost, Sandra, Hans Ruprecht Hoffmann, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon XXV (2005), Sp. 1455-637-643.
Ostermann, Patrick (Bearb.), Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 17.1 Stadt Trier, Worms 2001.
Schmid, Wolfgang, 400 Jahre Petrusbrunnen (1595-1995), Trier 1995.
Schmid, Wolfgang mit Heinz, Stefan und Rothbrust, Barbara, Die Grabdenkmäler der Erzbischöfe von Trier, Köln und Mainz, Trier 2004. S. 59-62, 131.
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Ost, Sandra, Hans Ruprecht Hoffmann, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hans-ruprecht-hoffmann/DE-2086/lido/57c8315aad48a1.21119927 (abgerufen am 18.01.2025)