Heinrich Carl Breidenstein

Musikwissenschaftler und Komponist (1796–1876)

Josef Niesen (Bonn)

Heinrich Carl Breidenstein, Gemälde von Carl Wilhelm Tischbein (1797-1855). (Beethoven-Haus Bonn, Bildstelle)

Hein­rich Carl Brei­den­stein war der ers­te In­ha­ber ei­nes mu­sik­wis­sen­schaft­li­chen Lehr­stuhls in Deutsch­land und ei­ne der wich­tigs­ten Per­sön­lich­kei­ten im Mu­sik­le­ben des Rhein­lands im 19. Jahr­hun­dert.

Ge­bo­ren wur­de Hein­rich Carl Brei­den­stein – der sei­ne bei­den Vor­na­men in spä­te­rer Zeit häu­fig in um­ge­kehr­ter Rei­hen­fol­ge setz­te, was zu ei­ni­ger Ver­wir­rung in der Li­te­ra­tur führ­te – am 28.2.1796 in Stein­au (Hes­sen) als Sohn des Or­ga­nis­ten und Mäd­chen­schul­leh­rers Fried­rich Ernst Brei­den­stein (ver­stor­ben vor 1812) und des­sen Ehe­frau Ju­lia­ne Ja­ko­bi­ne Frie­de­ri­ke Wag­ner. Sei­ne ers­te mu­si­ka­li­sche Aus­bil­dung er­hielt er na­tur­ge­mäß schon früh durch Va­ter und Gro­ßva­ter, bei­des Leh­rer und Or­ga­nis­ten, be­vor er be­reits mit 16 Jah­ren das Ha­nau­er Gym­na­si­um ab­schloss. Da­nach nahm ihn sein On­kel, Vor­ste­her des Päd­ago­gi­ums von Hom­burg, zur wei­te­ren Aus­bil­dung zu sich, be­vor Brei­den­stein 1813 als Frei­wil­li­ger am Be­frei­ungs­krieg ge­gen Na­po­le­on teil­nahm. 1815 nahm er in Ber­lin zu­nächst ein Stu­di­um der Rechts­wis­sen­schaf­ten auf, wand­te sich je­doch bald den phi­lo­so­phi­schen Vor­le­sun­gen Fried­rich Schlei­er­ma­chers (1786–1834) zu und hör­te zu­dem äs­the­ti­sche und his­to­ri­sche Vor­le­sun­gen. 1816 wech­sel­te er sein Stu­di­en­fach end­gül­tig und im­ma­tri­ku­lier­te sich an der Uni­ver­si­tät Hei­del­berg für Phi­lo­so­phie bei Fried­rich He­gel (1770–1831) und Phi­lo­lo­gie bei Fried­rich Creu­zer (1771–1858). Gro­ße Be­deu­tung für sein spä­te­res Le­ben er­lang­te vor al­lem sei­ne Be­geg­nung mit dem be­rühm­ten Ju­ris­ten An­ton Fried­rich Jus­tus Thi­baut (1742–1840), der Brei­den­steins mu­sik­äs­the­ti­sche An­schau­un­gen we­sent­lich prä­gen soll­te.

1817/1818 Er­zie­her im Hau­se des würt­tem­ber­gi­schen Staats­mi­nis­ters, Graf Ge­org Ernst Le­vin von Wint­zin­ge­ro­de (1752–1834), in Stutt­gart, kehr­te Brei­den­stein an­schlie­ßend zu­rück nach Hei­del­berg, wo er ei­ne Stel­le als Ober­leh­rer am „Er­zie­hungs-In­sti­tut für Kna­ben“ des Kir­chen­rats Fried­rich Schwarz (1766–1837) an­ge­nom­men hat­te. Da­ne­ben hielt er al­lem An­schein nach öf­fent­li­che Vor­trä­ge über Mu­sik­theo­rie – mög­li­cher­wei­se an der Hei­del­ber­ger Uni­ver­si­tät, – nicht je­doch, wie in der Li­te­ra­tur oft fälsch­lich an­ge­ge­ben, aka­de­mi­sche Vor­le­sun­gen. Teil­wei­se hielt er sich auch in Darm­stadt auf, wo er mit dem Or­ga­nis­ten und En­kel­schü­ler Jo­hann Se­bas­ti­an Bachs (1685–1750), Hein­rich Chris­ti­an Rinck (1770–1846), in Ver­bin­dung kam, der eben­falls star­ken Ein­fluss auf den jun­gen Brei­den­stein aus­üb­te.

1821 reis­te Brei­den­stein nach Bonn, um sich, ver­se­hen mit ei­nem Emp­feh­lungs­schrei­ben des preu­ßi­schen Ge­sand­ten am gro­ßher­zog­li­chen Hof von Darm­stadt, an der neu­ge­grün­de­ten Uni­ver­si­tät für die Stel­le ei­nes Uni­ver­si­täts­mu­sik­di­rek­tors zu be­wer­ben. Um auch Vor­le­sun­gen hal­ten zu kön­nen, be­an­trag­te er zu­dem an der Uni­ver­si­tät Gie­ßen sei­ne Pro­mo­ti­on in ab­sen­tia mit der un­voll­endet ge­blie­be­nen Schrift „Ver­such über das Schö­ne in der Mu­si­k“ und ei­nem Zeug­nis sei­nes Leh­rers He­gel. Er­staun­li­cher­wei­se er­hielt er be­reits ei­nen Mo­nat spä­ter, trotz nicht be­en­de­ten Stu­di­ums, oh­ne Ex­amen und mit ei­ner nur frag­men­ta­risch aus­ge­ar­bei­te­ten Dis­ser­ta­ti­on den Grad ei­nes Dok­tors der Phi­lo­so­phie. Doch dau­er­te es noch bis 1823, mög­li­cher­wei­se we­gen der Ver­hand­lun­gen über sein Ge­halt, bis Brei­den­stein end­gül­tig zum aka­de­mi­schen Mu­sik­di­rek­tor in Bonn er­nannt wur­de. In der Zwi­schen­zeit leb­te er in Köln, hielt dort zwei­mal wö­chent­lich gut be­such­te Vor­trä­ge über Mu­sik­theo­rie und trat mit ei­ge­nen Kom­po­si­tio­nen an die Öf­fent­lich­keit.

1823 sie­del­te er ganz nach Bonn über und leg­te am 25. Ok­to­ber, un­mit­tel­bar nach sei­ner Er­nen­nung, der Fa­kul­tät sein Ha­bi­li­ta­ti­ons­ge­such für das Fach Mu­sik­wis­sen­schaft vor. Mit Hin­weis auf sei­ne hoch­ge­lob­te Dis­ser­ta­ti­on ver­zich­te­te die Uni­ver­si­tät auf ei­ne neu­er­li­che Ha­bi­li­ta­ti­ons­schrift und nahm Brei­den­stein als Do­zen­ten auf. Sei­ne An­tritts­vor­le­sung hielt er am 1.5.1824 über „De na­tu­ra can­tus eccle­si­as­ti­ci ei­us­que emend­an­di mo­dis“. Nach kaum fünf Mo­na­ten be­an­trag­te Brei­den­stein sei­ne Er­nen­nung zum au­ßer­or­dent­li­chen Pro­fes­sor, die ihm zu­vor vom preu­ßi­schen Kul­tus­mi­nis­te­ri­um aus­drück­lich zu­ge­sagt wor­den war, so­fern er sich in sei­nem neu­en Amt be­wäh­ren wür­de. Doch hat­te sich die Stim­mung an der Uni­ver­si­tät ge­gen ihn ge­wandt, da Brei­den­stein, der von Be­ginn an gro­ßen Ein­fluss auf das Mu­sik­le­ben Bonns aus­üb­te, sich mit der Stu­den­ten­schaft über­wor­fen hat­te, die in aus­drück­li­cher Op­po­si­ti­on zu des­sen Sing­ver­ein ei­nen ei­ge­nen „Bon­ner Mu­sik­ver­ein“ grün­de­ten. Erst 1826 be­für­wor­te­te die Fa­kul­tät auf In­ter­ven­ti­on Jo­hann Ja­cob No­eg­geraths (1788–1877) Brei­den­steins Er­nen­nung. Dass er kaum ein Jahr spä­ter sei­ne gan­ze mu­si­ka­li­sche Ar­beit in Bonn fal­len ließ und statt­des­sen um sei­ne Be­ur­lau­bung bat, ist ein Aus­druck sei­nes un­ste­ten Cha­rak­ters.

Brei­den­stein zog nach Ber­lin, hielt wie­der gut be­zahl­te öf­fent­li­che Vor­trä­ge und gab Pri­vat­un­ter­richt, um sei­ne fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on zu ver­bes­sern. Als er nach an­dert­halb Jah­ren 1828 nach Bonn zu­rück­kehr­te, muss­te er fest­stel­len, dass ihm sein über­stürz­tes Fern­blei­ben kei­ne Freun­de ge­macht hat­te. Wäh­rend des Kar­ne­vals wur­de er in Scher­zan­non­cen in der Pres­se öf­fent­lich ver­spot­tet und ein bei­ßen­der Witz in Form ei­ner fik­ti­ven Ex­amens­fra­ge nach dem mu­si­ka­lischs­ten und un­mu­si­ka­lischs­ten Stein mach­te die Run­de: ers­te­res sei der Ba­salt (Bass-Alt), letz­te­res der Brei­den­stein.

Zu­dem hat­te sich wäh­rend sei­ner Ab­senz im städ­ti­schen Mu­sik­le­ben Pe­ter Gra­be­ler (1796–1830) als ernst­zu­neh­men­de Kon­kur­renz eta­bliert. Für Brei­den­stein be­gann nun ei­ne recht bit­te­re Zeit, war doch sei­ne mu­sik­wis­sen­schaft­li­che Pro­fes­sur nicht mit ei­nem Ge­halt ver­bun­den und reich­te sei­ne Be­sol­dung als aka­de­mi­scher Mu­sik­di­rek­tor trotz Ne­ben­ein­nah­men kaum zum Le­ben. Durch mehr­fa­che Er­kran­kun­gen ge­riet er in ei­ne sol­che fi­nan­zi­el­le Schief­la­ge, dass er sich, trotz ver­schie­de­ner au­ßer­plan­mä­ßi­ger Zu­wen­dun­gen der Uni­ver­si­tät, ver­schul­den muss­te. 1831 ver­öf­fent­lich­te er im Auf­trag des Kul­tus­mi­nis­te­ri­ums ei­ne „Prak­ti­sche Sing­schu­le, ent­hal­tend ge­ord­ne­te Ue­bun­gen für Stimm­bil­dung, Takt und Not­en­tref­fen, nebst ei­ner Aus­wahl mehr­stim­mi­ger Ge­sän­ge für weib­li­che Stim­men“ in fünf Hef­ten.

Trotz sei­ner miss­li­chen La­ge ge­lang Brei­den­stein, der sich in Bonn seit 1823 durch ei­ne Viel­zahl Kon­zer­te auch als Di­ri­gent eta­bliert hat­te, in je­nen Jah­ren das Kunst­stück, das voll­kom­men zer­split­ter­te Bon­ner Mu­sik­le­ben und die vie­len kon­kur­rie­ren­den Mu­sik­ver­ei­ni­gun­gen durch die Grün­dung des „Mu­sik­ver­ein(s) bei der Le­se- und Er­ho­lungs­ge­sell­schaf­t“ un­ter sei­ner Lei­tung zu ver­ei­nen. Den­noch konn­te er in der Fol­ge nicht al­le di­ver­gie­ren­den In­ter­es­sen aus­glei­chen oder gar ei­ne ei­ge­ne Kon­zep­ti­on durch­set­zen, was die neue Ver­ei­ni­gung be­reits nach nur ei­nem Jahr wie­der aus­ein­an­der fal­len ließ. Selbst sein letz­ter noch ver­blie­be­ner Un­ter­stüt­zer, Uni­ver­si­täts-Ku­ra­tor Phil­ipp Jo­seph von Reh­fu­es (1779–1843), muss­te re­si­gniert fest­stel­len, daß bis­her al­le An­stren­gun­gen des Herrn Brei­den­stein ver­ge­bens ge­we­sen sind, auf die mu­si­ka­li­schen Stre­bun­gen so­wohl in den Krei­sen der Stu­den­ten als des üb­ri­gen städ­ti­schen Pu­bli­kums ei­nen lei­ten­den Ein­fluß von Be­deu­tung und Dau­er zu ge­win­nen.

Zu al­lem Über­fluss er­schien im sel­ben Jahr (1834) der drit­te Band des Brief­wech­sels zwi­schen Zel­ter (1758–1832) und Goe­the (1749–1832), in dem Zel­ter sich recht un­er­freu­lich über Brei­den­stein äu­ßer­te. Das Be­kannt­wer­den des Briefs und sei­ne öf­fent­li­che De­mü­ti­gung ließ Brei­den­stein ein Hil­fe­er­su­chen an Reh­fu­es rich­ten, das er­gänzt wur­de durch ei­ne No­te des His­to­ri­kers Karl Diet­rich Hüll­mann, in der es hei­ßt: ... Brei­den­stein be­fin­det sich in gänz­li­cher öko­no­mi­scher Zer­rüt­tung und ist der Ver­zweif­lung na­he. Dar­auf­hin er­teil­te das Mi­nis­te­ri­um Brei­den­stein den Auf­trag, für 150 Ta­ler jähr­lich den Theo­lo­gie­stu­den­ten Or­gel­un­ter­richt zu er­tei­len.

1838 än­der­te sich die La­ge in der Bon­ner Mu­sik­sze­ne noch ein­mal voll­stän­dig, als der Alt­phi­lo­lo­ge Fried­rich Heim­so­eth (1814–1877) aus An­lass ei­ner Ge­denk­fei­er zum To­de von Fer­di­nand Ries mit der Auf­füh­rung von Hän­dels „Mes­sias“ und ei­nem ei­ge­nen Sing­ver­ein in Er­schei­nung trat. Dum­mer­wei­se fand nur vier Ta­ge spä­ter ei­ne Auf­füh­rung von Men­dels­sohns „Pau­lus“ durch Brei­den­stein und sei­nen Mu­sik­ver­ein statt. Nun tra­ten al­so gleich zwei Chor­ver­ei­ni­gun­gen mit gro­ßen Ora­to­ri­en her­vor, die in ih­rer mu­si­ka­li­schen Auf­fas­sung nicht ge­gen­sätz­li­cher hät­ten sein kön­nen. Auf der ei­nen Sei­te der am­bi­tio­nier­te Laie und streng kon­ser­va­ti­ve Cä­ci­lia­ner Heim­so­eth, auf der an­de­ren Sei­te der fort­schritt­li­che Mu­sik­pro­fes­sor Brei­den­stein, der sich ve­he­ment für die Neue­rer der Mu­sik wie Franz Liszt (1811-1886) oder Hek­tor Ber­li­oz (1803-1869) ein­setz­te. In den Fol­ge­jah­ren wuchs aus der Geg­ner­schaft der mu­si­ka­li­schen Kon­tra­hen­ten ei­ne in­ti­me Feind­schaft, die öf­fent­lich durch wech­sel­sei­ti­ge ab­fäl­li­ge Be­mer­kun­gen in der Pres­se aus­ge­tra­gen wur­de. Na­ment­lich Heim­so­eth ging zu mas­si­ven pu­bli­zis­ti­schen Pö­be­lei­en in der „Köl­ni­schen Zei­tun­g“ über, teils durch an­onym er­schie­ne­ne Ar­ti­kel, zu de­nen er sich erst spä­ter be­kann­te. Brei­den­stein ist es da­bei hoch an­zu­rech­nen, dass er trotz al­ler Schmä­hun­gen im­mer wie­der ver­such­te, das Bon­ner Mu­sik­le­ben un­ter sei­ner Lei­tung zu ver­ei­nen und auf ein hö­he­res Ni­veau zu brin­gen.

Ganz be­son­ders stark setz­te Brei­den­stein sich für die Er­rich­tung ei­nes Beet­ho­ven-Mo­nu­ments ein, das am 12.8.1845 in An­we­sen­heit des preu­ßi­schen Kö­nigs und an­de­rer ho­her Wür­den­trä­ger mit ei­ner gro­ßen In­au­gu­ra­ti­ons­fei­er ein­ge­weiht wur­de. Mehr als zehn Jah­re en­ga­gier­te er sich, zum Teil als Vor­sit­zen­der des Denk­mal-Ko­mitées, mit Ei­fer für die­se Idee, sam­mel­te Spen­den­gel­der und ge­wann Franz Liszt als Haupt­spon­sor, was ihm von kon­ser­va­ti­ver Sei­te wie­der­um viel Kri­tik ein­brach­te. Auch bei den spä­te­ren Haupt­fei­er­lich­kei­ten, dem ers­ten Bon­ner Beet­ho­ven­fest, trat er als Di­ri­gent und Or­ga­ni­sa­tor in Er­schei­nung. Da das Fest auf­grund ver­schie­de­ner Um­stän­de in ei­nem De­sas­ter en­de­te, brach­te auch dies Brei­den­stein nur Hä­me, Spott, Un­dank und Ver­leum­dun­gen ein, wes­halb er sich re­si­gnie­rend aus der Öf­fent­lich­keit zu­rück­zog, was ihn nicht da­vor schüt­ze, für die gan­ze Bon­ner Mi­se­re mit den zer­strit­te­nen Mu­sik­ver­ei­ni­gun­gen, die sich in ra­scher Fol­ge bil­de­ten und wie­der un­ter­gin­gen, in meh­re­ren Ar­ti­keln in der „Neu­en Zeit­schrift für Mu­si­k“ ver­ant­wort­lich ge­macht zu wer­den.

Zu ei­ner letz­ten gro­ßen Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen dem mitt­ler­wei­le ganz zu­rück­ge­zo­gen le­ben­den Brei­den­stein und dem Kreis um Heim­so­eth kam es im Vor­feld zu ei­ner Fei­er zu Beet­ho­vens 100. Ge­burts­tag. Im Mit­tel­punkt stan­den dies­mal der Di­ri­gent Jo­seph von Wa­sie­lew­ski (1822–1896) und der His­to­ri­ker Hein­rich von Sy­bel, Sprach­rohr der kon­ser­va­ti­ven Bon­ner Ge­sell­schaft. Heim­so­eth hat­te es zu­nächst ge­schafft, Wa­sie­lew­ski als städ­ti­schen Mu­sik­di­rek­tor zu eta­blie­ren; jetzt ver­such­te man un­ter Fe­der­füh­rung von Sy­bels, Brei­den­stein an der Uni­ver­si­tät ab­zu­set­zen und Wa­sie­lew­ski zum Uni­ver­si­täts­mu­sik­di­rek­tor zu er­nen­nen. Ein 1875 un­ter Aus­schal­tung der Fa­kul­tät un­mit­tel­bar beim Se­nat ge­stell­ter An­trag auf Zwangs­pen­sio­nie­rung Brei­den­steins – mit dem zu­sätz­li­chen An­trag, Wa­sie­lew­ski auf die frei­wer­den­de Stel­le zu be­ru­fen – wur­de zwar nach An­hö­rung Brei­den­steins ab­ge­lehnt, doch hat­te die Auf­re­gung dem fast 80-Jäh­ri­gen so zu­ge­setzt, dass er En­de Mai 1876 von sich aus sein Ab­schieds­ge­such ein­rei­chen muss­te.

Am 12.7.1876 ver­starb Hein­rich Carl Brei­den­stein an den Fol­gen ei­nes Schlag­an­falls in Bonn.

Sei­ne ei­ge­nen kom­po­si­to­ri­schen Ar­bei­ten, vor­zugs­wei­se Or­gel­stü­cke, Lie­der und Män­ner­chö­re, blie­ben lei­der voll­kom­men oh­ne Be­deu­tung. Sei­ne Lehr­tä­tig­keit an der Uni­ver­si­tät war da­ge­gen von gro­ßer Wich­tig­keit, denn mit ihm wur­de zum ers­ten Mal in der neue­ren deut­schen Uni­ver­si­täts­ge­schich­te ein mu­sik­wis­sen­schaft­li­cher Lehr­stuhl be­setzt. Trotz al­le sei­ner An­stren­gun­gen und sei­ner heu­te un­be­strit­te­nen Ver­diens­te wur­de Brei­den­stein zu ei­ner tra­gi­schen Fi­gur im Mu­sik­le­ben der Stadt Bonn. Den­noch war er ei­ne der wich­tigs­ten Per­sön­lich­kei­ten im mu­si­ka­li­schen Rhein­land des 19. Jahr­hun­derts.

Schriften

Prak­ti­sche Sing­schu­le, 6 Hef­te, Bonn 1831.
Fest­ga­be zu der am 12­ten Au­gust 1845 statt­fin­den­den In­au­gu­ra­ti­on des Beet­ho­ven-Mo­nu­ments, Bonn 1845.
Brei­den­stein, H. K., Fest­ga­be zu der am 12­ten Au­gust 1845 statt­fin­den­den In­au­gu­ra­ti­on des Beet­ho­ven-Mo­nu­ments, Bonn 1845, Fak­si­mi­le-Druck, Bonn 1983.

Werke (Auswahl)

1820 - Se­lig sind die To­ten, Mo­tet­te.
1825 - Wenn ich ihn nur ha­be, Mo­tet­te (nach ei­nem Ge­dicht von No­va­lis).
1834 - Ro­man­zen und Lie­der für Alt und Kla­vier.
1845 - Fest­kan­ta­te zur Ein­wei­hung des Beet­ho­ven-Mo­nu­ments für ge­misch­ten Chor und Or­ches­ter.
1855 - Va­ria­tio­nen über „Ein fes­te Bur­g“ für Or­gel, oh­ne Jahr, Re­qui­em im al­ten Stil.

Literatur

Hen­se­ler, Theo­dor An­ton, Das mu­si­ka­li­sche Bonn im 19. Jahr­hun­dert, Bonn 1959.
Kross, Sieg­fried, Hein­rich Carl Brei­den­stein 1796–1876, in: 150 Jah­re Rhei­ni­sche Fried­rich-Wil­helms-Uni­ver­si­tät zu Bonn, Ge­schichts­wis­sen­schaf­ten, Bonn 1968, S. 432–448.
Nie­sen, Jo­sef, Brei­den­stein, Hein­rich Carl, in: Nie­sen, Jo­sef, Bon­ner Per­so­nen­le­xi­kon, 3. Auf­la­ge, Bonn 2011, S. 67.

Online

Eit­ner, Ro­bert, Brei­den­stein, Hein­rich Carl, in: All­ge­mei­ne Deut­sche Bio­gra­phie 47, Leip­zig 1903, S. 217-218. [On­line]
Kahl, Wil­li, Brei­den­stein, Hein­rich Carl, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie, Band 2, Ber­lin 1955, S. 572. [On­line]

 
Zitationshinweis

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Niesen, Josef, Heinrich Carl Breidenstein, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinrich-carl-breidenstein-/DE-2086/lido/57c588431ae9d4.80451080 (abgerufen am 12.10.2024)