Heinrich II. von Hompesch

Jülichscher Hofmarschall und Hofmeister, Militärführer, Diplomat (um 1448-1501)

Wolfgang Löhr (Mönchengladbach)

Das Wappen des Adelsgeschlechts von Hompesch Ende des 19. Jahrhunderts. (Gemeinfrei)

Hein­rich II. von Hom­pesch zählt zu den be­deu­tends­ten Po­li­ti­kern des Her­zog­tums Jü­lich-Berg in der zwei­ten Hälf­te des 15. Jahr­hun­derts. Ihm ist die Wie­der­er­lan­gung des ver­pfän­de­ten Am­tes Brüg­gen zu ver­dan­ken. Er half mit, die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Her­zog­tum Gel­dern zu be­en­den und hat Kö­nig Ma­xi­mi­li­an I. (Rö­misch-deut­scher Kö­nig 1486-1519, ab 1508 Kai­ser) mi­li­tä­risch und fi­nan­zi­ell bei­ge­stan­den.

Hein­rich ent­stamm­te ei­ner im Gro­ß­raum Aa­chen be­hei­ma­te­ten Fa­mi­lie, die sich bis ins 13. Jahr­hun­dert zu­rück­ver­fol­gen lässt. Ver­mut­lich ging sie aus Mi­nis­te­ria­len her­vor, die sich hoch­ge­dient und ei­ne ge­schick­te Hei­rats­po­li­tik be­trie­ben hat­ten. Seit dem 14. Jahr­hun­dert las­sen sich Hein­richs Vor­fah­ren als An­ge­hö­ri­ge des Rit­ter­stands und als Rä­te der jü­lich­schen Herr­scher nach­wei­sen. Den ent­schei­den­den Sprung mach­te Hein­richs Va­ter Wer­ner IV. (ge­stor­ben um 1472), der 1466 zum jü­lich­schen Land­dros­ten auf­stieg. Da­mit ge­hör­te er zu den Füh­rungs­kräf­ten am Hof­staat Her­zog Ger­hards von Jü­lich-Berg (Re­gie­rungs­zeit 1437-1455). 1444 hat­te die­ser ihn nach der Schlacht von Lin­nich, in der er an sei­ner Sei­te ge­gen Ar­nold von Eg­mond, den Her­zog von Gel­dern (Re­gie­rungs­zeit 1423-1465, 1471-1473), kämpf­te, aus Dank zum Rit­ter ge­schla­gen.

Wer­ner IV. hat­te 1447 El­sa Ket­ge von Rings­heim ge­hei­ra­tet. Aus der Ehe gin­gen drei Söh­ne her­vor, ne­ben Hein­rich, der wohl um 1448 zur Welt kam, Wer­ner V. (ge­stor­ben vor 1514) und Jo­hann (ge­stor­ben 1499). Über ih­re Mut­ter wa­ren sie mit den ad­li­gen wal­lo­ni­schen Fa­mi­li­en Ar­gen­te­au, Ho­ri­on so­wie Houf­fa­li­ze und über So­phia von Rand­erath (ge­bo­ren um 1390), ih­re Gro­ß­mut­ter vä­ter­li­cher­seits, mit den rhei­ni­schen Ge­schlech­tern Mero­de, Wach­ten­donk, und Saf­fen­berg ver­wandt. Die Saf­fen­ber­ger wa­ren edel­frei und stan­den in ge­nea­lo­gi­scher Ver­bin­dung zu den Gra­fen von Lim­burg und die­se wie­der­um zu de­nen von Lu­xem­burg. Auf die­sen Um­stand, der nicht auf ei­ner fik­ti­ven „An­sip­pun­g“ be­ruh­te, wie­sen Wer­ner IV. und sein Sohn Hein­rich II. im He­rolds­buch des nach der Schlacht von Lin­nich ge­grün­de­ten Hu­ber­tus­or­dens (1444) aus­drück­lich hin. Da­mit be­ton­ten sie ih­re be­deu­ten­de Ab­kunft und be­grün­de­ten wohl ih­ren An­spruch auf ein Amt am Hof. Die ex­ak­te Ge­nea­lo­gie kann­ten die bei­den zwar nicht, aber das hin­der­te sie nicht dar­an, sich als ent­fern­te Ab­kömm­lin­ge des Kai­ser- und Kö­nig­ge­schlechts der Lu­xem­bur­ger zu ver­ste­hen.

Über die Ju­gend und Er­zie­hung Hein­richs II. von Hom­pesch ist nichts be­kannt. 1466 wird er erst­mals er­wähnt. Vier Jah­re spä­ter er­scheint er un­ter den An­ge­hö­ri­gen der jü­lich­schen Rit­ter­schaft und 1471 als her­zog­li­cher Rat und Amt­mann von Gre­ven­broich. So­mit trat er in die Fuß­stap­fen sei­nes Va­ters. Nach des­sen Tod er­hielt er 1474 aus der vä­ter­li­chen Erb­schaft das sei­ner Fa­mi­lie den Na­men ge­ben­de Gut Hom­pesch (heu­te Ge­mein­de Titz) und um 1480 die jü­lich­sche Un­ter­herr­schaft Tetz (heu­te Stadt Lin­nich), die schon seit vier Ge­ne­ra­tio­nen im Be­sitz der Hom­peschs war. Da­nach nann­te er sich Herr von Tetz. 

1473 hei­ra­te­te er die ver­wit­we­te und für da­ma­li­ge Ver­hält­nis­se nicht mehr ganz jun­ge So­phia von Bur­scheid (um 1439/40–um 1515). Aus der 1457 ge­schlos­se­nen Ehe mit ih­rem ers­ten Mann, dem Rit­ter Wil­helm IV. von Quadt, wa­ren sechs Kin­der her­vor­ge­gan­gen. Mit Hein­rich hat­te sie kei­ne Nach­kom­men mehr. So­phi­as Va­ter Diet­rich I. von Bur­scheid (ge­stor­ben nach 1485) war ein an­ge­se­he­ner Hof­be­am­ter, Pfand­herr und kampf­er­prob­ter Sol­dat, der wie Hein­richs Va­ter und Wil­helm von Quadts Va­ter an der Schlacht von Lin­nich teil­ge­nom­men und es bis zum jü­lich­schen Erb­hof­meis­ter ge­bracht hat­te. Diet­rich von Bur­scheid be­gnüg­te sich frei­lich nicht mit ei­ner be­deut­sa­men Stel­le im Her­zog­tum Jü­lich-Berg, son­dern nahm auch ad­mi­nis­tra­ti­ve Auf­ga­ben im Her­zog­tum Lim­burg wahr. Fi­nan­zi­ell gut si­tu­iert be­tä­tig­te er sich zu­dem als Geld­ge­ber für die Köl­ner Erz­bi­schö­fe und das Köl­ner Dom­ka­pi­tel. Fer­ner leis­te­te er Her­zog Karl dem Küh­nen (Re­gie­rungs­zeit 1465-1477) mi­li­tä­ri­sche Hil­fe und un­ter­stütz­te des­sen Ex­pan­si­ons­po­li­tik. Er mag Hein­rich als Vor­bild ge­dient ha­ben.

Hein­richs Ehe­schlie­ßung war mut­ma­ß­lich kei­ne Lie­bes­hei­rat, son­dern wur­de ar­ran­giert, um So­phia und ih­ren drei noch un­ver­sorg­ten Kin­dern ein stan­des­ge­mä­ßes Le­ben zu er­mög­li­chen. Ver­mut­lich auch we­gen ih­rer an­sehn­li­chen Mit­gift von 5.000 Gul­den zog sie Hein­rich in sei­ne Fi­nanz­ge­schäf­te mit ein. Schon früh konn­te er über grö­ße­re Sum­men ver­fü­gen. Be­reits vor sei­ner Hei­rat bürg­te er 1471 für 4.400 Gul­den. Als Si­cher­heit stan­den sein er­erb­ter Grund­be­sitz, sei­ne Ein­künf­te aus der Ver­wal­tung des Am­tes Gre­ven­broich und viel­leicht auch ba­re Mit­tel zur Ver­fü­gung, die sich aus dem Ver­kauf von land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­ten er­ga­ben. 

Sein Fi­nanz­ka­pi­tal hat Hein­rich kon­se­quent ver­mehrt, zahl­rei­che Po­si­tio­nen auf der obe­ren und mitt­le­ren Ebe­ne der her­zog­li­chen Ad­mi­nis­tra­ti­on be­setzt und ei­ne Rei­he von Pfand­schaf­ten an sich ge­zo­gen. Am Hof be­gann er 1471 als Rat und stieg um 1480 zum jü­lich­schen Mar­schall auf, der er bis zum En­de sei­nes Le­bens blieb. Ihm und So­phia wur­de um die­sen Zeit­punkt her­um auch die Eh­re ei­ner Mit­glied­schaft im ex­klu­si­ven Hu­ber­tus­or­den zu­teil. 1495 krön­te Hein­rich sei­ne Kar­rie­re am Hof als jü­lich­scher Hof­meis­ter. Ei­ni­ge Amt­mann­schaf­ten nahm er teil­wei­se gleich­zei­tig war. Ne­ben dem schon er­wähn­ten Amt Gre­ven­broich lässt er sich um 1476 in Mons­chau und 1478 in Müns­ter­ei­fel nach­wei­sen. Wie sein Schwie­ger­va­ter be­schränk­te er sich an­schlie­ßend nicht mehr auf das Her­zog­tum Jü­lich-Berg, son­dern wur­de 1482 wie er Burg­graf des Lan­des Lim­burg. Im sel­ben Jahr er­scheint er oben­drein als Amt­mann von Vi­an­den, das zur Herr­schaft Nas­sau-Dil­len­burg ge­hör­te. 1488 über­nahm er das Amt Heins­berg, 1490 das Amt Mil­len (heu­te Ge­mein­de Self­kant), und 1493 er­hielt er die Pfand­schaft über das Amt Oedt (heu­te Ge­mein­de Gre­frath). Seit 1490 zähl­te er zu den Köl­ner Au­ßen­bür­gern und stand in der Pflicht, ge­ge­be­nen­falls 20 Ge­wapp­ne­te zu stel­len.

Be­son­ders ver­dient mach­te sich Hein­rich um die Rück­erwer­bung des an die Gra­fen von Mo­ers ver­pfän­de­ten jü­lich­schen Am­tes Brüg­gen. Um 1480 muss Hein­rich es von Graf Vin­zenz von Mo­ers (Re­gie­rungs­zeit 1448-1493, ge­stor­ben 1499), dem er eben­falls als Rat dien­te, als Pfand er­hal­ten ha­ben, und als die­ser 1493 das Amt an Wil­helm von Wied, den Ehe­mann sei­ner En­ke­lin, ab­trat, wur­de Hein­rich Land­drost von Mo­ers. Im Be­sitz der Pfand­schaft blieb er auch, als das Amt 1495 an Her­zog Wil­helm von Jü­lich-Berg (Re­gie­rungs­zeit 1475-1511) über­ging. Da Wil­helm von Wied bei Hein­rich er­heb­lich ver­schul­det war, wird er die­sen Um­stand bei den Ver­hand­lun­gen über die Rück­kehr des Am­tes ins Her­zog­tum ge­nutzt ha­ben. Hein­rich hat Brüg­gen bis zu sei­nem Tod als Pfand be­hal­ten, eben­so wie Stadt und Un­ter­herr­schaft Wach­ten­donk, auf wel­che die Fa­mi­lie Hom­pesch Erb­an­sprü­che gel­tend ge­macht hat­te. Sie lie­ßen sich zwar nicht durch­set­zen, doch ver­pfän­de­te ihm Her­zog Jo­hann II. von Kle­ve-Mark (Re­gie­rungs­zeit 1481-1521) 1497 Wach­ten­donk für 6.000 rhei­ni­sche Gold­gul­den.

 

Be­reits 1485 hat­te Ma­xi­mi­li­an I. als Er­be sei­ner Frau Ma­ria von Bur­gund (1457-1482) Hein­rich das gel­dri­sche Le­hen Wick­rath mit al­len Rech­ten ver­kauft. Drei Jah­re spä­ter lös­te es Kai­ser Fried­rich III. (Rö­misch-deut­scher Kö­nig 1440-1493, ab 1452 Kai­ser), Ma­xi­mi­li­ans Va­ter, aus dem gel­dri­schen Le­hens­ver­band und mach­te es reichs­un­mit­tel­bar. Da­mit war Hein­rich zum Lan­des­herr ge­wor­den und über­rag­te da­mit al­le sei­ne rit­ter­bür­ti­gen Stan­des­ge­nos­sen. Da­von hat er je­doch nie viel Auf­he­bens ge­macht und sich wei­ter­hin als An­ge­hö­ri­ger des Rit­ter­stan­des ver­stan­den. Die Be­zeich­nung „Rit­ter“ führ­te er des­halb auch im­mer noch in der Um­schrift sei­nes Sie­gels. Er fir­mier­te zwar in Ur­kun­den als Herr von Wick­rath, nann­te sich aber öf­ters noch an ers­ter Stel­le Herr zu Tetz, wohl um die Er­in­ne­rung an die­se tra­di­tio­nell im Be­sitz sei­ner Fa­mi­lie be­find­li­che Un­ter­herr­schaft nicht un­ter­ge­hen zu las­sen. Viel spricht da­für, dass er den Rang ei­nes Lan­des­herrn nicht ge­zielt an­ge­strebt hat.

Hein­rich stand in der be­son­de­ren Gunst Ma­xi­mi­li­ans, der ihm nicht nur Wick­rath über­ließ, son­dern ihn zu­sätz­lich 1490 zu sei­nem Rat eh­ren­hal­ber er­nann­te. Ver­mut­lich hat ihm Hein­rich schon 1479 in der Schlacht ge­gen den fran­zö­si­schen Kö­nig Lud­wig XI. (Re­gie­rungs­zeit 1461-1483) in Guin­ga­te in der Pi­kar­die mi­li­tä­risch bei­ge­stan­den und ist ihm viel­leicht neun Jah­re spä­ter in Flan­dern zu Hil­fe ge­kom­men. 1498 mach­te sich Hein­rich ver­dient bei dem Zu­stan­de­kom­men ei­nes Ab­kom­mens, das Ma­xi­mi­li­an mit Jü­lich-Berg und Kle­ve auf dem Reichs­tag zu Frei­burg i. Br. aus­ge­han­delt hat­te und auf Grund des­sen sich die Her­zog­tü­mer zu ei­ner mi­li­tä­ri­schen Hil­fe im Krieg ge­gen Gel­dern ver­pflich­te­ten, in dem nach Mei­nung Ma­xi­mi­li­an­s Karl von Eg­mond wi­der­recht­lich herrsch­te. Mit Karl hat­te Hein­rich schon 1495 auf dem Reichs­tag von Worms er­geb­nis­los ver­han­delt, da­mit er auf sei­ne An­sprü­che auf Jü­lich ver­zich­te­te. Als Dank für das Zu­stan­de­kom­men des Ver­trags er­hielt Hein­rich am 27.6.1498 von Ma­xi­mi­li­an auf Le­bens­zeit das gel­dri­sche Amt Kri­cken­beck, von dem er frei­lich wohl nie Be­sitz er­grei­fen konn­te. Ähn­lich wird es ihm auch mit der Über­nah­me von Burg und Stadt Kre­feld er­gan­gen sein, die ihm und dem kö­nig­li­chen Pro­to­no­tar Zy­pri­an von Sern­tein (ge­stor­ben 1524) von Ma­xi­mi­li­an ei­nen Mo­nat spä­ter noch zu­sätz­lich zu Le­hen ge­ge­ben wor­den wa­ren.

Am 21.8.1498 be­setz­te Hein­rich auf Ver­an­las­sung Ma­xi­mi­li­ans mi­li­tä­risch die gel­dri­sche Ex­kla­ve Er­kelenz. Ih­re Be­woh­ner hul­dig­ten am Tag da­nach dem Her­zog von Jü­lich-Berg, dem die Stadt schon drei Jah­re zu­vor von Ma­xi­mi­li­an in Aus­sicht ge­stellt wor­den war. In dem am 25.3.1499 ge­schlos­se­nen Präli­mi­nar­frie­den von Her­ken­bosch zwi­schen Gel­dern, Kle­ve und Jü­lich-Berg, an des­sen Zu­stan­de­kom­men Hein­rich be­tei­ligt war, fiel Er­kelenz je­doch wie­der an Gel­dern zu­rück. 

Seit wann Ma­xi­mi­li­an Hein­rich kann­te, ist nicht be­kannt. Er hat ihn auf je­den Fall sehr ge­schätzt und ist ihm stets dank­bar ge­blie­ben. Bei­de ver­band mehr als die Be­geis­te­rung für das Rit­ter­tum. Auf Ver­an­las­sung Ma­xi­mi­li­ans wur­de Hein­rich nicht nur 1488 Lan­des­herr, son­dern auch noch um 1490 kö­nig­li­cher Rat eh­ren­hal­ber. Au­ßer­dem ver­an­lass­te Ma­xi­mi­li­an 1512 sei­ne Auf­nah­me in das Bild­werk „Tri­umph­zu­g“, in dem Hein­rich, der da­mals schon mehr als zehn Jah­re tot war, un­ter den Rit­tern ab­ge­bil­det ist. Ma­xi­mi­li­an hat auch Geld­ge­schäf­te mit Hein­rich ge­macht und sich bei ihm ver­schul­det. Er ver­kauf­te ihm nicht nur 1485 Wick­rath, son­dern zu­sätz­lich 1491 die Rech­te an den Le­hens­gü­tern im Ge­richts­be­zirk von Bos­lar (heu­te Stadt Lin­nich). Sei­ne Schul­den bei ihm be­lie­fen sich 1498 auf knapp 10.000 Gul­den. Das ist ei­ne ge­wal­ti­ge Sum­me, wenn man be­denkt, dass ein Reit­pferd der Spit­zen­klas­se da­mals 100 Gul­den kos­te­te.

1491 grün­de­ten Hein­rich und sei­ne Frau So­phia in Wick­rath ein Kreuz­her­ren­klos­ter und stat­te­ten es so gut aus, dass es von sei­nen Ein­künf­ten le­ben konn­te. From­me Wer­ke wa­ren für bei­de selbst­ver­ständ­lich, da­mit für ihr See­len­heil nach ih­rem Tod ge­be­tet wur­de. In ih­rem Ge­mein­schafts­tes­ta­ment von 1486 be­dach­ten sie des­halb 13 Or­dens­klös­ter, vier Ka­no­ni­ker­stif­te, sie­ben Pfarr­kir­chen und vier Bru­der­schaf­ten vor­nehm­lich in der Erz­diö­ze­se Köln. Hein­rich zeig­te sich nicht nur wohl­tä­tig ge­gen­über kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen, son­dern be­vor­zug­te auch in sei­nen tes­ta­men­ta­ri­schen Ver­fü­gun­gen ge­gen­über sei­nen bei­den Brü­dern sei­ne drei Stief­söh­ne, wel­che die reichs­un­mit­tel­ba­re Herr­schaft Wick­rath er­hiel­ten. Er be­grün­de­te dies da­mit, bei dem An­kauf Wick­raths sei­en die 5.000 Gul­den aus der Mit­gift So­phi­as ver­wandt wor­den. Aber die Herr­schaft war viel mehr wert. Sei­ne bei­den Brü­der gin­gen frei­lich nicht leer aus. Wer­ner be­kam die 4.000 Gul­den aus der Pfand­schaft auf die Burg­graf­schaft Lim­burg so­wie das fes­te Haus Lin­den­berg bei Jü­lich; Jo­hann, der bei der Erb­tei­lung des vä­ter­li­chen Ver­mö­gens weit mehr als ein Jahr­zehnt zu­vor zu kurz ge­kom­men war, er­hielt die 6.000 Gul­den aus der Pfand­schaft auf das Amt Brüg­gen, au­ßer­dem Tetz, das Gut Hom­pesch, ei­nen Hof zu Rö­din­gen (heu­te Ge­mein­de Titz) so­wie die Bos­lar­schen Le­hens­gü­ter.

1501, wahr­schein­lich im Ja­nu­ar, ist Hein­rich von Hom­pesch ge­stor­ben, nach­dem er noch am 10.9.1500 auf dem Reichs­tag von Augs­burg zu ei­nem der sechs Un­ter­haupt­leu­te un­ter Reichs­haupt­mann Al­brecht IV. von Bay­ern-Mün­chen (Re­gie­rungs­zeit 1465-1505) ge­wählt wor­den war und sich am 26.10.1500 ver­pflich­tet hat­te, Her­zog Hein­rich von Sach­sen (1473-1541, Re­gie­rungs­zeit 1539-1541) mit 400 Rei­tern in Fries­land zu Hil­fe zu kom­men. Be­gra­ben wur­de er in der Kir­che der Jo­han­ni­ter in Kie­rin­gen bei Jü­lich, wo schon sei­ne Vor­fah­ren ruh­ten. 

Hein­rich stand ganz in der Tra­di­ti­on sei­ner Fa­mi­lie. Des­halb be­gann er als jun­ger Mann mit Ver­wal­tungs­tä­tig­kei­ten im Her­zog­tum Jü­lich-Berg und stieg schlie­ß­lich bis zum Hof­meis­ter auf. Sei­ne mi­li­tä­ri­sche Kar­rie­re en­de­te mit der Über­nah­me des Amts des jü­lich­schen Mar­schalls. Er be­währ­te sich fer­ner als ge­schei­ter Di­plo­mat. Ei­ne star­ke Fröm­mig­keit zeich­ne­te ihn aus. Mit sei­ner Frau So­phia grün­de­te er ein Klos­ter und un­ter­stütz­te mit ihr kirch­li­che Ein­rich­tun­gen. Sein Le­ben be­trach­tet er ex­pres­sis ver­bis als Leih­ga­be Got­tes. Schnell brach­te er es zu ge­hö­ri­gem Reich­tum, den er zu er­hal­ten und zu meh­ren wuss­te. Meh­re­ren Her­ren konn­te er gleich­zei­tig die­nen, oh­ne in Kon­flik­te zu ge­ra­ten. Er ver­stand sich als Rit­ter, trat des­halb min­des­tens bei ei­nem gro­ßen Tur­nier öf­fent­lich auf und rich­te­te sich nach dem rit­ter­li­chen Eh­ren­co­dex. Mit sei­ner Frau So­phia pfleg­te er ein part­ner­schaft­li­ches Ver­hält­nis. Beim spä­te­ren Kai­ser Ma­xi­mi­li­an I. ge­wann er ho­hes An­se­hen, das über sei­nen Tod hin­aus ging. Sein Ruhm ver­blass­te bald, ob­gleich er zu den gro­ßen Ge­stal­ten des Her­zog­tums Jü­lich-Berg ge­hör­te. Er stand am En­de ei­ner un­ter­ge­hen­den Epo­che, oh­ne sich des­sen be­wusst ge­we­sen zu sein.

Literatur

Be­cker, Nor­bert, Wick­rath im Mit­tel­al­ter, in Löhr: Wolf­gang (Hg.), Lo­ca De­si­de­ra­ta (Mön­chen­glad­ba­cher Stadt­ge­schich­te 2/1), 2. Auf­la­ge, Mön­chen­glad­bach 2005, S. 437-452, hier S. 441-445.
Bers, Gün­ter, Das Tes­ta­ment des Hein­rich von Hom­pesch, Herr von Tetz und Wick­rath (1486), Jü­lich 1969.
Krings, Gün­ter, Die Reichs­un­mit­tel­bar­keit Wick­raths 1488-1794, in: An­na­len des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 206 (2003), S. 95-128, be­son­ders S. 99-102.
Löhr, Wolf­gang, Auch ein letz­ter Rit­ter: Hein­rich von Hom­pesch (ca. 1448-1501), in: An­na­len des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 219 (2016), S. 43-102.
Löhr, Wolf­gang, Hein­rich und Wer­ner von Hom­pesch als Er­ben ih­res On­kels Go­dart (1476), in: Neue Bei­trä­ge zur Jü­li­cher Ge­schich­te 29 (2016), S. 118-123. 
Oidtman, Ernst von, Boll­heim bei Zül­pich und sei­ne Be­sit­zer, ins­be­son­de­re die Her­ren von Hom­pesch, in: Zeit­schrift des Aa­che­ner Ge­schichts­ver­eins 6 (1884), S. 133-180.
Red­lich, Ot­to R., Jü­lich und Gel­dern am Aus­gang des 15. Jahr­hun­derts, in: Bei­trä­ge zur Ge­schich­te des Nie­der­rheins 9 (1895), S. 38-75.

Schloss Wickrath, Fotografie von M. Rademacher, 19.3.1859. (Gemeinfrei)

 
Zitationshinweis

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Löhr, Wolfgang, Heinrich II. von Hompesch, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinrich-ii.-von-hompesch/DE-2086/lido/5e145cb5cd5b79.20890898 (abgerufen am 28.03.2024)